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Ich glaube – hilf meinem Unglauben!

Was wäre, wenn diese Jahreslosung von viel tieferem Vertrauen spricht als es auf den ersten Blick den Anschein macht? Was wäre, wenn mit „Unglauben“ eigentlich eine „Untreue“ gemeint ist und kein kritisches Zweifeln? Es wäre ein Gamechanger par excellence. Vor allem deswegen, weil die Frage nach dem Vertrauen und der Treue eine wesentlich tiefere ist als die Frage nach dem Zweifel, was zur Folge hat, dass das Staunen über das Geschenk des Glaubens noch größer wird. Aber – der Reihe nach:

Der Kontext

Ein Vater ist verzweifelt. Sein Sohn ist in einer ausweglosen Notlage. Doch für Jesus ist bekanntlich nichts unmöglich. Also wendet sich der Vater in seiner ganzen Verzweiflung an Jesus. Er bittet ihn, zu helfen, wenn er denn etwas ausrichten kann. In diesem Akt der absoluten Hinwendung an Jesus als Ausdruck der „letzten Option“ spiegelt sich eines wider: Glauben. Vertrauen. Deswegen sagt Jesus zu ihm: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt!“ (Markus 9,23)

Das wiederum veranlasst den Vater diese denkwürdige Aussage zu treffen, die knapp 2.000 Jahre später zur Jahreslosung 2020 wird:

Ich glaube; hilf meinem Unglauben.Die Bibel - Markus 9,24

Aber was meint der Vater damit? Er drückt ja explizit aus: „Ich glaube! Ich zweifle nicht! Ich vertraue dir, Jesus! Tu endlich was!“ ….aber: „Hilf meinem Unglauben!“ Hä?

Allenthalben liest, sieht und hört man nun, dass der „Zweifel doch zum Glauben dazugehöre“. Zweifelsohne! Dem setze ich nichts entgegen, weil ich glaube, dass ein Glaube, der durch Zweifel gegangen ist, ein gefestigter Glaube ist. Zweifel zeigt uns, dass der Glaube auf keinen Fall unser eigener Verdienst ist, sondern immer angefochten bleibt. Doch spielt der Zweifel hier in dieser Begebenheit gar keine Rolle. Zumindest nicht der Zweifel, wie wir ihn oft meinen – doch dazu später mehr.

Unglaube

Der Vater bittet Jesus, er solle seinem „Unglauben“ helfen. Im griechischen Text steht das Wort „ἀπιστία“ (gesprochen: apistia). Dieses wiederum leitet sich ab vom griechischen Wort „πίστις“ (gesprochen: pistis), was „Glauben“ – oder noch zutreffender: „Vertrauen“ bedeutet. Glauben im biblischen Sinn ist nicht das Gegenteil von Wissen oder das Fürwahrhalten bestimmter Dinge, sondern Ausdruck einer vertrauensvollen Gottesbeziehung. Es meint ein vertrauensvolles Einlassen auf ein Gegenüber wobei die Grundlage, dass diese Beziehung Sinn macht, nicht im herkömmlichen Sinne bewiesen werden kann sondern geglaubt und im Vertrauen angenommen wird.

Nicht umsonst wird das Wort „ἀπιστία„, das mit „Unglauben“ in den meisten Bibelübersetzungen wiedergegeben wird, dann aber auch als „Untreue“ übersetzt. Interessant, oder nicht? Für mich ergibt das noch mal eine neue Perspektive und tiefe Dimension dieser Begegnung.

Zurück zur eigentlichen Geschichte: Ich stelle mir den Vater vor, wie er vor Jesus kapituliert, ihm sein Vertrauen gesteht und ausspricht. Und dass er eben genau das tut, was oben beschrieben ist: Dass Jesus ihm hilft, dass er selbst Jesus vertrauen kann und dass es besser wird mit ihm und seinem Sohn – das kann er nicht „beweisen“, das kann er nur glauben und das Wagnis eingehen, Jesus zu vertrauen.

Und weil er weiß, dass es in seinem Leben nichts Besseres gibt, als dem Sohn Gottes zu vertrauen, bittet er Jesus, ihm (in) seiner Untreue abzuhelfen und sein Vertrauen in ihn zu stärken. Er hat das erkannt, was Jahre später der Apostel Paulus in vielen seiner Briefen an die erste Christengeneration immer und immer wieder auf unterschiedliche Weise betont: Der Glaube, das Vertrauen in Jesus, ist ein Geschenk, das wir annehmen – aber nicht „machen“ können.

Spüren wir in uns selbst etwas, das den Glauben und das Vertrauen in Jesus zu schwächen scheint, ist der erste und beste Weg, zu Jesus zu gehen. Ohne Angst, ohne Scham, ohne schlechtes Gewissen. Nur mit diesem herzlichen Verlangen wie beim Vater: „Hilf mir in meiner Untreue.“ Denn das ist doch interessant: Der Vater war sich seiner eigenen Untreue bewusst und schämte sich dennoch nicht, sich vertrauensvoll an Jesus zu wenden. Eine rigorose absage an alles fromme Leistungsdenken unserer Zeit.

Zweifel

Der Zweifel aber, wie ich ihn oben schon kurz angesprochen habe, spielt auch eine ernst zu nehmende und wichtige Rolle in der Bibel wie auch im Glauben – keine Frage. Aber an anderer Stelle. Exponiert und explizit in Jakobus 1:

Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht; denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und aufgepeitscht wird.Die Bibel - Jakobus 1,6

Das griechische Wort „διακρίνω“ (gesprochen: diakrino), das hier für „zweifeln“ steht, entstammt der Wortwurzel „κρινω“ (gesprochen: krino). Und das wiederum meint gerade nicht ein mangelndes Vertrauen, für das wir nichts können, sondern ein „ins Gericht gehen“ mit etwas oder jemandem, etwas/jemanden verurteilen und richten. Hier erhebt sich der Mensch vom Objekt zum Subjekt des Glaubens und stellt die Dinge nicht aus einem Vertrauensdrang sondern aus einem Kontrollzwang heraus in Frage. Typisch postmodern: Der Mensch versucht, sich die Realität und den Glauben zu konstruieren, selbst zu erschaffen.

Hier ist kein vernünftiges Hinterfragen mehr gemeint, sondern eine sich selbst erhebende Vorrangstellung des Menschen vor dem ewigen und heiligen Gott, seinem Wort und seiner ewig gültigen Wahrheit. Das ist genau das, was ich momentan fast schon schiffbruchartig in Deutschland wahrnehme: Der Mensch erhebt sich zum Subjekt und beginnt, über Inhalte des Glaubens zu richten und zu urteilen. Der Mensch erhebt sich als scheinbar Weisungsbefugter über den Glauben und die ewig gültigen Aussagen der Bibel.

Ich denke, wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass Christen des 21. Jahrhunderts in der Abfolge von Christen aus 20 Jahrhunderten zuvor stehen. Und da gibt es beispielsweise die guten alten Bekenntnisse der „Alten Kirche“, der Reformation oder der Bekennenden Kirche (Barmen), die für mich eine gute Hilfe sind, die Bibel “richtig” zu lesen.
Beim besten Willen aber sollten wir uns davor hüten, zu glauben, dass wir den Glauben aus 20 Jahrhunderten nun “neu erfinden” könnten in der Postmoderne und ihrem (de-)konstruktivistischen Denken. Das wiederum wäre ein „ins Gericht gehen“, ein „Zweifel“, der nicht gut ist – und nicht gut tut. Niemandem.

„Stärke meinen Glauben!“

Das aber ist eine komplett andere Situation als der „Unglaube“ in der Jahreslosung. Hier trifft ein verzweifelter und liebender Vater auf den Sohn Gottes und bittet ihn inbrünstig, ihm seinen Glauben zu stärken.

Und Jesus? Der beginnt keine theologische Diskussion sondern handelt einfach. Er befreit den Sohn von einem Dämon – und klärt damit die Angelegenheit auf seine Weise. Jesu Antwort auf die Bitte, „den Glauben zu stärken und das Vertrauen zu mehren“ ist, dass er in das Leben heilsam eingreift. Irgendwie so typisch Mann eben: Nicht viele Worte, sondern einfach mal machen.

Das ist etwas, was ich von dieser Jahreslosung mitnehmen will: Es reicht, Jesus zu bitten und ihm mein mangelndes Vertrauen entgegenzuhalten mit der Bitte, diesem abzuhelfen. Wie Jesus das tut, bleibt immer noch seine Sache – aber er tat es recht eindrücklich und wird das auch noch 2020 in deinem und meinem Leben tun.

Und so steht am Ende dieser Jahreslosung nicht der Zweifel und das mangelnde Vertrauen im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um einen Gott, dem ich mich unverschämt nähern darf, keine Scham mich abhalten darf auf Grund mangelnden Glaubens und Vertrauens – denn ich könnte versäumen, wie er heilsam und heilend in mein Leben und in das Leben mir lieben Menschen eingreift.

2019 – Ein Jahr voller Helden!

„Was schreibe ich eigentlich für einen Abschluss-Beitrag zum Jahr 2019?“ Diese Frage habe ich mir in den vergangenen Tagen immer wieder gestellt. Bei allem, was mir so in den Sinn kam, dachte ich: „Das interessiert doch niemanden, was du hier schreibst.“

Gut, ok. Neu überlegt. 2019 ist langsam aber sicher Geschichte – was bleibt von diesem Jahr übrig? Viele Erinnerungen werde ich mitnehmen in das Jahr 2020. Jede Menge schmerzhafte Momente aber auch Momente des Glücks und der Freude.

Ich werde mich erinnern an Dinge, die „gut liefen“ und ich werde mich an Dinge erinnern, die in die Rubrik „Musst du nicht noch mal haben“ fallen. Besonders beruflich war es ein sehr herausforderndes Jahr und ich bin dankbar, dass ich verschiedene Menschen an meiner Seite haben, die mich begleiten.

Und deswegen habe ich mich für einen etwas anderen „Jahresrückblick“ entschieden. Ich schreibe gar nicht, was ich so alles gemacht habe, sondern ich will dir ein paar Heroes vorstellen, die mich dieses Jahr geprägt und begleitet haben.

Ich stelle dir Helden vor, die mein Leben geprägt haben im vergangenen Jahr 2019 – mal mehr, mal weniger. Dabei spielt es keine Rolle ob „mehr“ oder „weniger“ – Fakt ist: Sie haben mein Jahr mit geprägt und ich möchte sie ehren. Weil sie absolut coole Menschen sind.

Manche davon wissen, dass sie mich geprägt haben – manche wissen es nicht einmal. Manche werden es wohl nicht mal wissen, obwohl es jetzt im Worldwide Web steht.

Meine Familie

Es klingt echt banal und jeder dahergelaufene Autor und Blogger wie ich dankt seiner Familie. Ich tu es aus tiefstem Herzen. Dieses Jahr an der Seite meiner wunderbaren Frau Damaris und meinen beiden Kindern Lucas und Maleen zu erleben, war einzigartig. Es gab viele, viele Momente, in denen wir gelacht haben – und geweint haben. Und ich habe einmal mehr festgestellt: „Heimat“ und „Zuhause“ verbinde ich nicht mit einem Ort – das verbinde ich mit diesen drei Menschen – die wichtigsten in meinem Leben! Ich liebe euch!

Immer wieder betone ich, dass Gott den Menschen in unterschiedlichen Beziehungsdimensionen erschaffen hat – und diese biblisch gesehen eine strikte Reihenfolge haben:

Beziehung zu Gott | Beziehung zur Familie | Beziehung zur Gemeinde

Lange bevor es in der Menschheitsgeschichte und in der Bibel dokumentiert so etwas wie „Gemeinde“ gab, gab es schon längst die Familie.

Ich muss es immer und immer wieder aber auch mir selbst sagen und auf die Fahne schreiben: Meine Familie ist wichtiger als „meine“ Gemeinde. Es tut gut, dass ich in einer Familie bin, in der ich Fehler machen darf, auch wenn ich diese natürlich minimieren möchte. Es ist für mich ein unglaubliches Privileg und eine Ehre zugleich, die mich mit tiefer Dankbarkeit und Liebe erfüllt, genau diese drei wunderbaren Menschen an meiner Seite zu haben! [Leute, echt mal, holt die Taschentücher raus – das ist ja schon fast sentimental – aber egal: Ehre, wem Ehre gebührt!]

Manchmal braucht es für solche Einsichten Ratgeber und Begleiter an der Seite. Und das führt mich zu zwei ganz besonderen Personen.

Ein wunderbares Ehepaar

Meine Frau und ich hatten lange Jahre einen innigen Wunsch, weil wir merkten, wie sehr dieser Beruf nicht nur mich als Person betrifft. Auf besondere Weise hat der Beruf des Pfarrers Einfluss auf das Privatleben. Kolleginnen und Kollegen wissen, was ich meine – für manch andere erschließt es sich vielleicht nicht ganz – einen kleinen Einblick aber bekommst du in diesem Artikel.

Zurück zu unserem Wunsch. Wir wünschten uns schon lange Zeit ein Pastorenehepaar, das uns einige Schritte voraus ist: an Erfahrung, an Lebensjahren, an geistlicher Tiefe, an Lebensweisheit, an Glauben. Wir wünschten uns schon lange, ein solches Ehepaar als Coaches zu haben, die mit uns einen Weg gehen, die uns coachen und beraten – und Gott hat uns mit Reto & Marlies Pelli von der „Kirche im Prisma“ (www.prisma.ch) dieses Paar als Coaches an die Seite gestellt. Unbelievable. Genial! Ich könnte seitenweise schreiben, was wir in diesen Coaching-Einheiten schon gelernt haben – und manches davon sogar schon ganz praktisch umsetzen konnten.

Reto & Marlies – ihr seid Helden! DANKE für euren Einsatz, eure Liebe, eure Geduld, eure Weisheit, von der wir profitieren dürfen!

Freunde, Wegbegleiter und #Inspirencer

Viele Menschen haben im Jahr 2019 meinen Weg gekreuzt. Mit manchen habe ich zusammengearbeitet, mit manchen mich einfach nur ausgetauscht. Mit manchen hatte ich vielleicht nur wenig Kontakt, aber sie haben mich inspiriert, zum Lachen gebracht, motiviert, fasziniert oder schlicht und einfach wieder „on track“ gebracht, weil sie das, was sie tun, voller Leidenschaft tun! #Inspirencer eben – was ein mega Wort!

Karsten ist wohl der, auf den alles zutrifft. No words! Du bist ein wahrer Held! Und du weißt warum. Mehr muss ich hier nicht schreiben! Wir sehen uns bald! 🙂

Viel zu selten sehen wir uns – aber dafür telefonieren (haha, ja, wir als Männer!) wir regelmäßig miteinander. Thilo ist ein großartiger Mann im Reich Gottes – wer ihn kennt, weiß, wie inspirierend er ist und wie sein Herz voller Leidenschaft für Jesus ist.

Joachim ist so ein Mensch, den ich schon seit vielen, vielen Jahren kenne. Damals gab es noch SOUND7.DE, was auf ihn zurückging. „CINA“ hieß damals die „Christliche Internet-Arbeitsgemeinschaft“ und es war noch während meines Studiums, als sich unsere Wege kreuzten. Eigentlich sehen wir uns nur ein bis zweimal im Jahr. Wenn überhaupt – wobei dieses Jahr war es ganz besonders schön! Joachim ist nicht nur der einzige Mensch, den ich kenne, der von Jahr zu Jahr jünger aussieht, sondern führt mit „Stängle Consulting“ Menschen, Gemeinden, Kirchen und Unternehmen in die „digitale Gegenwart“. Großartiger Mensch, großartiges KnowHow und großartige Mission.

Corinna und Regine sind nicht nur zwei „Kolleginnen“, weil sie Pfarrerinnen sind, sondern haben von Gott auf besondere Weise eine große Portion Kreativität und künstlerisches Feingefühl bekommen. Also quasi das, was ich überhaupt nicht habe, haben sie um den Faktor „unendlich“ mehr. 🙂 Bilder sagen mehr als Worte – schaut es euch an unter www.corinna-schubert.de und www.regine-born.de.

In diesem Jahr haben wir nur paar Mails geschrieben. Aber in unserer Gemeinde gab es den „Ladies Tag“ und mit diesem haben wir ihre Arbeit finanziell ein bisschen unterstützt. Julia, was Du machst (www.herzwerk-wien.at), ist einfach nur genial! Und ich bin tief beeindruckt davon. Way to go! Ich bin gespannt, ob das mit der „Predigt“ klappt – cool wär’s!

In unserer Kirchengemeinde habe ich mit Andre Reich und Marc Hönes zwei Kollegen, mit denen kannst du Pferde stehlen. Ich habe zwar keine Ahnung, was man mit einem gestohlenen Pferd anstellen kann – aber sei’s drum. Da gehe ich als alter KSC-Fan sogar in die Mercedes Benz-Arena, um das Fußballspiel VfB Stuttgart vs. 1. FC Nürnberg anzuschauen – inklusive Weichei-Decke, Stadionbier, Wurst und Weihnachtsmarktbesuch bei Dauerregen.

Wenn ihr zwei Helden der Gemeindearbeit kennen lernen wollt – dann müsst ihr UNBEDINGT Andre und Marc kennenlernen. Und das ist kein Geblubber und Honigumsmaulschmieren. Das ist die Wahrheit! Mit diesen beiden Reich Gottes zu bauen und Gemeinde zu gestalten, ist einfach der Wahnsinn! DANKE, Jungs! (….und irgendwann gehen wir dann mal zum KSC!)

Meine Schwägerin Dani – du solltest ein Buch schreiben! Echt mal! Deine Facebook-Einträge über die Absurditäten (d)eines Alltagslebens sind einfach legendär und jedes Mal verschlinge ich sie – meistens muss ich herzhaft lachen, manchmal habe ich aber auch das Bedürfnis, mit dem Kopf unsanft die Tischkante zu berühren – aber das lasse ich lieber.

Das Schöne an der digitalen Welt ist ja, dass mich Menschen inspirieren, die ich in „real life“ noch nicht einmal getroffen habe. Das ist einerseits schade, aber andererseits bin ich dankbar für die technischen Möglichkeiten, die es heute gibt.

Markus Till schreibt absolut geniale Beiträge auf seinem Blog. Apologetik ist dabei ein ganz großes Thema – und ich kann dir nur empfehlen, seine Beiträge zu lesen. Ich empfinde gerade die letzten wenige Jahre als sehr turbulente Jahre in der kirchlichen Landschaft. Da sind seine Beiträge Gold wert und mehr als lesenswert: http://blog.aigg.de/.

Ebenfalls in der Blogger-Landschaft anzutreffen sind Paul und Peter Bruderer. Mit ihrem Blog „Daniel Option“ (www.danieloption.ch) haben sie ein Vakuum geschlossen, das in der deutschsprachigen Theologie der letzten Jahre existierte. Sie schaffen es – ganz im Sinne des alttestamentlichen Propheten Daniel – gesellschaftsrelevante Texte zu verfassen, die theologisch höchst brisant, notwendig und pointiert sind.

Wie auch Markus Till bloggen sie in einer ganz anderen Liga als ich. Das, was die Jungs auf ihren Blogs schreiben, ist höchstes Champions League-Niveau! Also – wer gerne Blogs liest, dem kann ich www.danieloption.ch und http://blog.aigg.de („aigg“ steht übrigens für „Aufatmen in Gottes Gegenwart“) nur empfehlen!

Wenn man sich dann noch so ein bisschen auf Instagram bewegt, dann findet man ja jede Menge. Interessant, amüsant und inspirierend finde ich hier besonders Peter Statz, Gunnar Engel, Nicolai Opifanti und Bernhard Friesen.

Letzterer ist übrigens Pastor der „Kirche für Oberberg„, die ich erst im Zuge des K5-Leitertrainings kennengelernt habe. Unglaublich, wie versteckt sie sein kann, wenn man am (gefühlt) anderen Ende der Republik wohnt. Aber was diese Kirche leistet, ist genial! Und da muss ich und will ich natürlich auch ihren Pastor Artur Siegert erwähnen, der mich unglaublich inspiriert hat im vergangenen Jahr.

Logisch, dass Lena hier nicht fehlen darf als jemand, der sich Gott zur Verfügung stellt, auf seinen Ruf hört und dann halt so crazy Sachen macht am Momentum College.

Apropos „sich Gott zur Verfügung stellen“. Das tun auch Daniel und Ecki. Mit beiden habe ich wenig Kontakt gehabt dieses Jahr – aber Jungs: Ich lese eure Rundbriefe immer sehr aufmerksam, auch wenn ich nicht antworte. Aber ich bin inspiriert und wirklich bewegt von dem, was ihr für Gott tut und wie ihr Menschen dient. Chapeau!

Für manche ist es ein „alter Bekannter“ – zumindest für Fußball-Fans: Michael Sternkopf. Seine Lebensgeschichte, seine Ehrlichkeit, sein tiefer Glaube, seine Liebe zu Jesus – absolut inspirierend und heldenhaft. Danke, Michael!

Und naja, was soll ich sagen – er liest es nicht, aber ich will ihn dir empfehlen: Craig Groeschel ist ein Pastor, von dem ich unglaublich viel lerne. Momentan lerne ich wahrscheinlich von ihm am allermeisten, was Leadership betrifft – so wie ich theologisch ganz viel von Tim Keller lerne. Zwei absolute Helden und ganz begnadete Menschen.

Und dann? Dann gibt es noch jede Menge Menschen, die sich in unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) einbringen. Ich verzichte jetzt – leider – darauf, euch alle namentlich zu nennen oder gar zu verlinken, da ich vermutlich jemanden vergessen würde. Und das wäre mir unangenehm. Manche von euch kenne ich gut, manche besser. 🙂 Und auch das ist schön, dass man auf diese Weise zu Weggefährten wird.

Was ihr das Jahr über an Einsatz bringt, das ist phänomenal. Und das, obwohl ihr das „nur“ ehrenamtlich macht – zusätzlich zu eurem Job, eurem Familienleben, euren eigenen Sorgen und Belastungen, euren Kämpfen mit Krankheit, Tod und Verlusten und der Tatsache, dass man wohl nie 100% „zufrieden“ mit der Gemeinde ist, ihr aber darüber hinwegschauen könnt, weil ihr wisst, dass es um viel mehr geht. Ihr seid wirklich grandios!

Gerade jetzt an Weihnachten, wo wir großartige Aktionen am Start hatten, wurde mir wieder deutlich, dass da ganz, ganz viele Helden am Start sind! Ihr seid mega! DANKE! (Einblick 1 | Einblick 2 | Einblick 3 in unserer Weihnachts-Aktionen)

Jesus

War klar, oder?

Ich bin schon viele Jahre Christ. Aber ich habe nie „ausgelernt“. Es wäre schlimm, wenn ich das denken würde. Jesus begeistert mich, fasziniert mich, motiviert mich mehr denn je. Die Beziehung zu ihm zu pflegen wird mir immer und immer wichtiger. Durch Gebet, durch das Lesen in seinem Wort (=Bibel), das Erforschen seines Wortes – das hat mich im vergangenen Jahr mehr umgetrieben und begeistert als die Jahre zuvor. Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob ich geistliche Wahrheiten und Schätze das erste Mal überhaupt entdecke. Verrückt.

Ich bin Jesus dankbar, dass das, was über ihn in der Bibel steht, wahr ist. Und ich bin ihm dankbar, dass er so ’ne coole Idee mit der Bibel hatte, weil es kein Buch der Weltgeschichte gibt, das so gut bezeugt und belegt ist, dass es eben KEINE Überlieferungsfehler gab. Crazy. Danke, Jesus, du bist nicht nur mein Held – du bist mein Herr! Und das nicht nur 2019 sondern auch 2020.

Ich will ihn nicht einfach nur bewundern und „cool finden“ oder den „best buddy“. Ich möchte seine Heiligkeit und seine aufopferungsvolle Liebe noch mehr verinnerlichen und ihm nachfolgen, so gut ich es kann. In der Gemeinde haben wir 2020 so etwas wie ein Jahresthema: „Zwei Seiten einer Medaille. Jüngerschaft und Evangelisation“. Ich glaube, da werde ich selbst noch eine Menge lernen können und freue mich jetzt schon drauf.

Ich sage an dieser Stelle DANKE an alle Helden, die ich hier erwähnt habe und die, die ich nicht erwähnt habe. Ihr habt 2019 zu einem besonderen Jahr gemacht – und ich bin mir sicher: Nicht nur für mich!

Das haben wir schon immer so gemacht!

Dieser Satz ist eine Lüge, er bremst aus und ist geistlich gesehen Irrlehre. Warum schreibe ich dann darüber? Ganz einfach: Diese Aussage begegnet mir sehr, sehr oft – und wenn du dich im kirchlichen Kontext aufhältst, wirst du ihm auch schon sehr oft begegnet sein.

Ich halte diesen Satz zudem für äußerst gefährlich! Er kann in Gesprächen und Begegnungen sofort jede Dynamik absorbieren und das Gefühl einer Ohnmacht hervorrufen – oder wenn’s schlimmer ist: das Gefühl von Wut, Enttäuschung und Frust. Das alles ist aber in Gemeindeentwicklung nicht sonderlich förderlich. Deswegen ist es mir ein Anliegen, diesen Satz „auseinanderzunehmen“ im Sinne von: „Schauen wir doch mal genauer hin, was dieser Satz zum Ausdruck bringt.“ Damit gebe ich dir gleichzeitig Ideen an die Hand, wie du diesem Satz begegnen kannst oder konkret: Wie du dein Gegenüber, der diesen Satz gesprochen hat, liebevoll und werbend mitnehmen kannst in ein Denken, das die Fehler und die Sinnlosigkeit dieses Satzes deutlich macht.

1Nur Gott ist „immer“ – sonst nichts und niemand

Was heißt denn „immer“, wenn jemand sagt: „Das haben wir schon immer so gemacht?“ Sicherlich meint diese Person nicht (hoffe ich zumindest), dass der von ihr bevorzugte Sachverhalt von Ewigkeit her war. Die Sehnsucht nach Beständigkeit und Kontinuität, die gerade in unserer schnelllebigen Zeit ein sehr kostbares Gut ist, darf nicht zum Primat über Notwendigkeiten in der Gemeindeentwicklung werden. Wir dürfen die Notwendigkeit der Erneuerung von Kirche nicht auf dem Altar falschen Traditionsdenkens opfern.

Versteh mich nicht falsch: Tradition ist nichts Schlechtes – im Gegenteil. In der Bibel heißt es in Galater 4:

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen.Die Bibel, Galater 4, 4+5

Ich finde das Wort „erfüllt“ an dieser Stelle so schön. Gott sagt nicht: „Alles bisher war Quatsch. Jetzt rocken wir mit Jesus die Weltgeschichte mal ganz neu.“ Ok, den zweiten Teil hat er so ähnlich schon gesagt – aber den ersten Teil überhaupt nicht. Gott ist ein Gott der Geschichte, sein Handeln lässt sich nicht nur historisch belegen, sondern ist ein Handeln über Epochen, Zeitgeschichten und Jahrhunderte hinweg. Damit ist Gott selbst in sich kontinuierlich.

Wenn Tradition aber verkommt im Sinne von „Früher war alles besser“ – dann nichts wie weg damit! Denn das stimmt einfach nicht. Früher hatten wir noch die Prügelstrafe in der Schule, Frauen hatten weniger Rechte als Männer und wir hatten Weltkriege. Und du willst allen Ernstes behaupten „Früher war alles besser“?

Insofern ist Tradition das Bewahren und Weitergeben des Besten aber nicht das Glorifizieren einer toten Vergangenheit.

Darüber hinaus: Nichts außer Gott ist ewig.

Ja, bevor die Berge geboren wurden, noch bevor Erde und Weltall unter Wehen entstanden, warst du, o Gott, schon da. Du bist ohne Anfang und Ende.Die Bibel, Psalm 90,2

Gott aber ist ewig. Kein Anfang, kein Ende. Er ist „immer“. Sonst niemand und nichts.

2Proklamation geistlichen Stillstands

„Das haben wir schon immer so gemacht“ versperrt jedweden Zugang zu göttlicher Offenbarung. Dieser unsägliche Satz impliziert: „Und weil wir das schon immer so gemacht haben, werden wir das auch weiterhin so tun.“ Damit ist dieser Satz komplett unnatürlich und streng genommen lügt sich jeder selbst in die Tasche, der diesen Satz gebraucht.

Als ich ein kleiner Junge war, habe ich anders geglaubt, als ich heute glaube. In meiner Jugend entwickelte sich erst ein Gottesbild, das ich heute habe, das ich so in dieser Form als Kind noch nicht hatte. Unser Glaube verändert sich – er war nie „schon immer so“.

Insofern ist im kirchlichen Kontext ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ gleichbedeutend mit geistlichem Stillstand nach dem Motto: „Was ich glaube und geistlich erlebe, das reicht mir, so wie es jetzt ist.“ Aber wer bist du, lieber Mensch, dass du selbst darüber entscheiden kannst, was dir „geistlich reicht“ und was nicht?

Ich halte es aus geistlicher Sicht für ein Armutszeugnis, wenn ein „Das haben wir schon immer so gemacht“ dazu führt, dass wir uns geistlich nicht weiterentwickeln, denn wie gesagt: Wir tun das seit unseren Kindesbeinen an.

Wissen wir, was Gott noch alles für uns „in petto“ hat?

Können wir jemals erahnen, was Gott Großes mit unserem Leben vorhat?

Haben wir einen Blick hinein in seine Vorstellungen über unsere Gemeinde und die Entwicklungen der nächsten Jahre und Jahrzehnte?

Solange wir auch nur auf eine dieser drei Fragen mit „nein“ antworten, können wir auch niemals sagen: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Sollten wir auf alle drei Fragen mit „ja“ antworten – nun, dann…..brauchst du nicht mehr weiterlesen.

3Menschliche Logik steht über göttlicher Möglichkeit

Denn das ist letzten Endes der Motor, der diesen unsinnigen Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ am Laufen hält. Ich meine, es ist ja schon anmaßend, aber letzten Endes ist es nichts anderes als der billige Versuch, Gott limitieren zu wollen. Als ob wir das könnten.

Die innere Logik hinter diesem Satz könnte man wie folgt beschreiben: „Weil ich nicht glauben will, dass da noch mehr geht / Weil ich nicht in der Lage bin, weiter zu denken / Weil ich nicht möchte, dass sich etwas ändern…..deswegen muss alles so weitergehen, wie es bisher auch schon der Fall war, denn: Das haben wir schon immer so gemacht.“

Nichts gegen menschliche Logik – also wirklich nicht! Ich mag sie. Manchmal habe ich sogar den Eindruck, ein bisschen davon abbekommen zu haben. Aber die Hybris des Menschen besteht darin, zu meinen, Gott limitieren zu können und ihn in die Schranken zu weisen. Das geht – und das geht nicht. Hä?

Das geht, weil du in deinem Glauben auch nur Dinge zulässt und erfahren wirst, die du zulassen willst und erfahren willst. Bis zu einem gewissen Grad, an dem Gott dann sagt: „Guckst du, nicht mit mir! Ich bin größer als deine Logik, als dein Verstand, als dein Denken! Ich werde dir jetzt mal meine schöne, große, weite, neue Welt zeigen und dich mit hinein nehmen in meine Möglichkeiten.“

Und dann macht es BÄM! Manche haben diese Erfahrung schon gemacht – manche stehen noch davor. Ich frage mich nur: Wieso zögern wir diese großartige Erfahrung selbst heraus und versuchen Gott zu limitieren, indem wir sagen: „Das haben wir schon immer so gemacht!“

Wäre es nicht schön, viel früher von Gott die Augen geöffnet zu bekommen für seine Möglichkeiten, für seine Schönheit, seine alles umfassende Gnade und Wahrheit, für seine Liebe und Güte, für seine Treue und seine Fürsorge?

Vielleicht ist dieser Artikel etwas herausfordernd, einseitig und provokant. Eines ist er ganz sicher: unfertig. Da gibt’s noch viel zu entdecken. Aber alles davon ist gewollt!

Denn eines bitte ich dich von Herzen: Sage nicht mehr „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Und wenn dir jemand diesen Satz entgegenbringt, dann sei nicht böse, wütend oder frustriert, sondern versuche, deinem Gegenüber aufzuzeigen, was für wunderbare, schöne, heilsame und gnadenvolle Dinge möglich wären, wenn er diesen Satz nicht mehr sagt und glaubt.

Darf ich als Christ trauern?

„Was ist das für eine bescheuerte Frage?“ Ja, du hast ja recht. Aber weißt du was? Es begegnen mir immer wieder in Gesprächen Aussagen von Menschen, die mich zum Schluss kommen lassen: Es gibt Christen (und Gemeinden), die Trauer zu schnell übergehen oder gar abtun nach dem Motto: „Als guter Christ trauert man nicht.“ What? Ja genau! Da zieht’s mir auch die Schuhe aus.

In den Statistiken meines Blogs finden sich immer wieder auch Suchanfragen, über die Leserinnern und Leser auf meine Seite kamen, die beginnen mit „Darf ich als Christ….“ Warum also nicht diese Frage stellen. Als Christ trauern? Unbedingt! Aber wie?

Was ist Trauer?

Gestern war Ewigkeitssonntag. An diesem Sonntag wird nicht nur der Blick auf die Ewigkeit gerichtet, sondern bewusst und mehr als sonst der Trauer Raum gegeben. Ich habe darüber gesprochen, wie Christen trauern. Dabei habe ich versucht, in einem ganz einfachen Satz zusammenzufassen, was Trauer ist. Der klingt dann so:

Trauer ist der Umgang mit bzw. die Reaktion auf eine existenzielle Schmerzerfahrung.

Diese existenzielle Schmerzerfahrung muss nicht zwangsläufig der Tod sein. Das kann auch eine Schmerzerfahrung im Blick auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen sein, im Blick auf die Familie, im Blick auf die Gesundheit, den Arbeitsplatz oder unsere Finanzen – bis hin zu unserer Würde.

Entscheidend nun ist, dass wir ganz unterschiedlich auf solch eine Schmerzerfahrung reagieren. Der eine wird wütend, während ein anderer versucht, „die Sache“ zu verdrängen (so lange, bis er merkt, dass das überhaupt nicht funktioniert). Wieder andere werden melancholisch oder beginnen zu zweifeln – und zwar an allem: an Menschen, an Gott, an der Liebe.

Hier gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Jeder Mensch trauert anders wie sich auch jeder Mensch auf andere Weise freut. Während der eine in ekstatisches Lachen und Jubeln gerät, freut sich der Introvertierte eher innerlich, still – aber nicht weniger herzlich.

Im zweiten Teil der Bibel, dem Neuen Testament, schreibt Paulus an die Gemeinde in Thessaloniki zwei Briefe. Im ersten Brief – einem der ältesten Dokumente des Neuen Testaments – schreibt er (wohl auf Anfrage aus der Gemeinde) einige Verse über die „letzten Tage“, das Leben nach dem Tod sowie die Wiederkunft Jesu.

Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.
Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind.
Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen.
Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.Die Bibel, 1. Thessalonicher 4, 13-18

Trauern erlaubt!

Mit keiner Silbe verbietet Paulus den Christen in Thessaloniki das Trauern. Im Gegenteil. Er führt es näher aus, weshalb sie nicht „traurig sein sollen wie die, die keine Hoffnung haben“.

Es ist so unglaublich wichtig für unsere Seele und unseren Glauben, dass wir der Trauer Raum geben und sie nicht verdrängen. Schon gar nicht sollten wir als Christen jemals auch nur den Satz denken „Jetzt stell dich nicht so an!“. Weder uns selbst gegenüber noch jemand anderem gegenüber.

Wenn Trauer eine existenzielle Schmerzerfahrung ist, dann schlägt der Grund dieser existenziellen Schmerzerfahrung eine Wunde in unserer Seele und vielleicht sogar in unserem Glauben. „Jetzt stell dich nicht so an“ zu sagen wäre genauso schwachsinnig, wenn ich das jemandem sage, der sich soeben das Bein gebrochen hat.

Leider begegnet mir im Blick auf Trauer immer wieder diese übergestülpte „Happy End“-Polemik, wie ich sie auch manchmal in der Osterzeit wahrnehme nach dem Motto: „Wieso soll ich an Karfreitag ernst sein, wenn ich doch schon weiß, dass ich am Sonntag an einem leeren Grab tanze?“

Leider ist das ziemlich oberflächlich gedacht. Genauso oberflächlich ist die Haltung „Stell dich nicht so an – XY ist jetzt bei Jesus, es geht ihm gut und wir werden ihn wiedersehen.“ Aber der Schmerz ist da. Der Verlust ist da. Die Lücke, die ein Mensch hinterlässt, schließt sich nicht.

Und der Mensch nimmt einen Schmerz wahr, der tiefer geht als manches körperliches Leiden. Ein Schmerz, der sich in die Tiefen unserer Seele gräbt und bearbeitet werden möchte.

Insofern ist die Frage „Darf ich als Christ trauern?“ für mich falsch gestellt. Die Frage müsste besser lauten: „Wie soll ich als Christ trauern?“.

Hoffnungsvoll trauern

Und hier gibt uns Paulus einen Ratschlag, den ich zusammenfassen möchte mit dem Claim „hoffnungsvoll trauern“. Am Anfang des oben zitierten Abschnitts schreibt er:

Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.Die Bibel, 1. Thessalonicher 4, 13

Hoffnungsvoll trauern setzt Hoffnung voraus – was aber ist Hoffnung? Sicherlich gibt es viele gute Definitionen dafür – mein Versuch lautet:

Hoffnung ist die Zusage für bzw. die Einstellung zum Leben, die damit rechnet, dass der IST-Zustand nicht der Beste ist.

Warum so kompliziert? Weil wir Hoffnung manchmal in uns tragen – und manchmal überhaupt nicht. Da braucht es die Zusage von außen, ein gutes Wort, eine Ermutigung, ein Bibelvers, ein Freund – whatever. Sozusagen intrinsische und extrinsische Hoffnung, wie es ja auch die intrinsische und extrinsische Motivation gibt. Schräg wird es nur dann, wenn wir meinen, immer und zu jeder Zeit eine intrinsische Hoffnung an den Tag legen zu müssen. Auch Christen kommt die Hoffnung abhanden. Und da braucht es den Zuspruch, die Zusage von außen, wie schon Dietrich Bonhoeffer sagte:

Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiss, dieser ist gewiss.Dietrich Bonhoeffer

Ja, das ist eines meiner Lieblingszitate von Bonhoeffer – deswegen findest du es auch in dem Artikel „5 Gründe, warum Christsein ohne Gemeinde nicht funktioniert„. Es gibt gerade in Zeiten der Trauer die unbedingte Notwendigkeit, dass mir jemand diese Hoffnung von außen zuspricht, weil in mir alles dunkel und hoffnungslos scheint.

Worin nun diese Hoffnung besteht, werde ich im letzten Teil dieses Artikels beschreiben – denn jetzt kommt sozusagen ein kleiner aber nicht unerheblicher Einschub.

Problemzone Gefühle

Der postmoderne Mensch scheint in erster Linie ein fühlender Mensch zu sein. Solange wir „Gott spüren“, ist alles ok. Solange wir „fühlen, dass mich jemand liebt“, schauen wir nach vorne. Aber wehe, wenn die Gefühle weg sind – oder wir sogar das Gegenteil „fühlen“, was bei Trauer ja alles andere als unwahrscheinlich ist.

Da fühlen wir schnell mal Gott – nicht. Da spüren wir schnell mal, dass wir von Gott weit entfernt zu sein scheinen.

Auf der Gefühlsebene widerspreche ich gar nicht. Das ist übrigens nicht erst das Problem von Menschen unserer Zeit, sondern ein Phänomen, das sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte zieht, dass wir uns mal mehr mal weniger geliebt, verstanden oder getröstet fühlen.

Gefühle sind aber nicht alles – und sie werden uns zum Fallstrick, wenn wir ihnen die Macht geben, dass sie uns geistliche Wahrheiten rauben. Eine dieser geistlichen Wahrheit ist, dass Gott trauernden Menschen nahe ist und sie alles andere als weit entfernt sind von ihm.

Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.Die Bibel, Psalm 34,19

Wird diese Wahrheit nun durch meine eigenen Gefühle außer Kraft gesetzt? Natürlich nicht! Ist Gott mir wirklich nahe, wie sein Wort es verspricht, auch wenn ich es nicht fühle? Natürlich ist er das!

Gerade in Zeiten der Trauer als Reaktion auf eine existenzielle Schmerzerfahrung stehen wir in der Gefahr, uns auf unsere Gefühle zu verlassen. Das ist in diesem Zusammenhang aber alles andere als ratsam. Es gilt, die geistlichen Wahrheiten und göttlichen Verheißungen weiterhin ernst zu nehmen – so fern sie auch scheinen mögen. Und gerade deswegen benötigt es immer wieder die Zusage der Hoffnung von außen. Denn diese Hoffnung ist kein Wunschdenken – sie ist eine begründete Hoffnung.

Begründete Hoffnung

Als Paulus seine Briefe an die ersten Gemeinden schrieb, standen diese vor einer Herausforderung, die wir heute in der Form gar nicht kennen. Die ersten Christen starben nämlich. Das klingt trivial, aber wenn wir davon ausgehen, dass Paulus seine Briefe grob gesagt ca. 20-30 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung schrieb und damals vor allem erwachsene Menschen zum Glauben an Jesus kamen und sich taufen ließen, dann bedeutet das auch, dass nun eben die große Frage im Raum stand, wie man „richtig“ mit dem Tod umgeht – und wie es nach dem Tod weitergeht. Letzteres beschrieb Paulus in dem oben zitierten Abschnitt im ersten Thessalonicherbrief.

Im ersten Brief an die Gemeinde in Korinth begründete er die Hoffnung, die Christen haben, mit der Auferstehung Jesu.

Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.
Die Bibel, 1. Korinther 15, 14-20

Ich finde Paulus ganz generell recht cool – aber was er hier schreibt bzw. wie er seine Aussagen auf die Spitze treibt, ist schon genial. In der Tat wären Christen die „elendesten“ – auf gut deutsch: die größten Vollpfosten – aller Menschen, wenn Jesus nicht auferstanden wäre, weil ihr gesamter Glaube sonst auf einem Hirngespinst aufgebaut wäre.

Nun aber – so Paulus – ist Jesus auferstanden! Und er muss es wissen, schließlich ist er dem Auferstanden begegnet (nachzulesen in Apostelgeschichte 9). Und das Interessante ist doch: Paulus argumentiert an keiner Stelle im Neuen Testament mit eben dieser Auferstehung nach dem Motto: „Jetzt komm‘ mal runter! Ist doch alles nicht so wild! Das wird schon wieder!“

Nein. Vielmehr ist die Auferstehung Jesu für ihn das feste Fundament, auf dem Christen hier leben – und trauern. In der Gewissheit, dass „das Beste“ erst noch kommt und dass der IST-Zustand niemals der beste Zustand sein kann.

Das lässt die Hoffnung, dass „die Dinge besser werden“, in einem neuen Licht erscheinen, weil es tatsächlich Hoffnung und nicht Wunschdenken ist. Es ist kein „Sicht-selbst-am-Schopf-Packen“ wie Baron Münchhausen sondern eine Hoffnung, die eben gerade nicht von mir abhängig ist, sondern „extern begründet“ ist.

Diese Hoffnung hat auch ein Ziel und beschreibt die Grundhaltung, welche Christen auf der Erde haben sollten.

Denn hier auf der Erde gibt es keinen Ort, der wirklich unsere Heimat wäre und wo wir für immer bleiben könnten. Unsere ganze Sehnsucht gilt jener zukünftigen Stadt, zu der wir unterwegs sind.Die Bibel, Hebräer 13,14

Weltflucht? Jenseitsvertröstung? Beim besten Willen nicht! Gott hat dir und mir das Leben auf dieser wunderbaren Erde geschenkt. Dieses Leben gestalten und genießen wir. Der Vers im Hebräerbrief ist aber deswegen die Grundhaltung eines Christen, weil er eines ausdrückt: Unsere wirkliche Heimat, ein endgültige Ankommen und Zufriedensein wird es hier auf der Erde niemals geben – sondern erst in der Ewigkeit bei Gott.

Manchmal wird das gerne vergessen und sorgt dafür, dass man sich diese Erde als „letzte Heimat“ schön einrichtet und vergisst: Das ist nicht alles! Schon gar nicht das Beste! Und auch nicht das Ende!

Denn das Beste kommt erst noch. Jesus verspricht allen, die an ihn glauben, etwas wirklich Großartiges:

Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.Die Bibel, Johannes 11,25

Der Tod eines mir lieben Menschen ist wahrscheinlich die äußerste Form einer existenziellen Schmerzerfahrung. Aber nicht die einzige. Wie oben schon erwähnt gibt es diese in ganz unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens: die Ablehnung durch einen Freund, der unlösbare Konflikt innerhalb der Familie, die niederschmetternde Diagnose des Arztes, das finanzielle Fiasko oder die Tag für Tag wiederkehrend untragbare Situation am Arbeitsplatz.

Ein Gott, der den Tod besiegt, ist stark genug, uns in jeder existenziellen Schmerzerfahrung zur Seite zu stehen, uns zu trösten, uns zu stärken, zu heilen und Zuversicht zu geben. Das tut er durch sein Wort, die Bibel oder indem er durch den Heiligen Geist zu uns spricht. Er lässt es aber auch dort geschehen, wo ein lieber Mensch mir stärkend, tröstend und verständnisvoll zur Seite steht. Er tut es in seiner Gemeinde, dem real existierenden Leib Jesu, wo du Trost und Stärkung empfängst, wie Paulus am Ende des Abschnittes an die Gemeinde in Thessaloniki schreibt:

So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.Die Bibel, 1. Thessalonicher 4,18

In alledem gilt, dass Christen ihrer wirklichen Heimat und dem letzten Ort der Geborgenheit und Zufriedenheit erst noch „entgegen leben“. Und bis dahin wird es auf dieser Erde immer wieder Momente existenzieller Schmerzerfahrung geben. Leider. Aber es gilt entgegen aller widersprüchlichen Gefühle in uns: In diesen Momenten Gott ganz besonders nahe. Und niemand kann dem menschlichen Herzen und der menschlichen Seele so viel Gutes und Balsam geben wie der Schöpfer des Universums, der zugleich ein liebender Vater ist.

Nur eines müssen wir dabei unbedingt beachten: Trauern erlaubt!

Bruderherz

Dass nicht nur die „fromme Welt“, sondern auch und gerade unsere Gesellschaft unter einem verkorksten Männerbild leidet, ist offensichtlich. „Bruderherz“ ist dagegen kein Patentrezept, sondern eher so etwas wie eine Bestandsaufnahme und Diagnose, warum die Lage so ist, wie sie ist.

Eines vorab: Ich habe mich ein wenig vom Klappen und Werbetext beeinflussen lassen und dachte, in diesem Buch geht es primär um Männerfreundschaften. Dem ist nicht so – aber das ist nicht weiter tragisch, denn indirekt geht es doch auch darum. Denn der Untertitel beschreibt es treffend: „Echte Männer, echte Freunde“. Erst Mann – dann Freund, so könnte man es sagen und so ist es sicherlich dann auch wieder gerechtfertigt, sich von diesem Buch einige Tipps im Blick auf „echte Männerfreundschaften“ zu erwarten.

Das Ende einer Täuschung und das Beste zum Thema

Allerdings, und vielleicht ist das sowohl der Kern meiner „Enttäuschung“ (denn jede „Enttäuschung“ ist das „Ende“ einer „Täuschung“ auf Grund falscher Erwartungen) als auch der Kern des Buches: es geht ans Eingemachte! Liebe Männer, das ist keine leichte Lektüre. Sie wird euch an eure Abgründe und schwarzen Löcher führen, sie wird euch schonungslos über euch selbst Dinge offenbaren, von denen ihr dachtet, dass sie euch nicht betreffen. Das Buch wird euch herausfordern, ein „echter Mann zu werden“. Und ich würde so weit gehen, dass Wes Yoder so viel Tiefgang, so viel Authentizität, so viel Biografie und so viel Ehrlichkeit in das Buch hineingelegt hat, dass es mit Abstand das Beste ist, was ich im Blick auf „Mannsein“ bisher gelesen habe.

Yoder selbst hat aber auch jede Menge zu berichten und zu diesem Thema beizusteuern. Aufgewachsen unter den „Amischen“ und den Mennoniten, hat er den Glauben nicht nur mit der Muttermilch mitbekommen – er hat ihn in seinen schönen wie auch in seinen einengenden Seiten kennengerlernt. Das führte dazu, wie er in seinem Buch immer wieder beschreibt, dass er sich in seinen jungen Erwachsenenjahren sehr distanzierte vom Glauben, einige Dinge tat, die allesa ndere als förderlich für ihn (und sein Umfeld) waren, zurückfand zu Gott und schließlich Unternehmer wurde.

Er war Teil des „Jesus Movement“ in den USA, verhalf einigen christlichen Bands und Künstlern zu ihrem Durchbruch und ist heute Präsident von „Ambassador“ – einer Agentur für Autoren und Sprechern und war dadurch u.a. Medienvertreter der weltweiten Bestseller „Leben mit Vision“ von Rick Warren oder „Die Hütte“ von William Paul Young. Letzterer schrieb das Vorwort zu „Bruderherz“.

Eine Einladung zum Gespräch

So versteht Wes Yoder sein Buch und schreibt als Vorbemerkung:

Herzlich willkommen, ihr Brüder, die ihr im Leben verletzt worden seid, die ihr feststeckt und denen nicht so ganz klar ist, was sie als nächstes tun sollen. Herzlich willkommen, ih Väter, die ihr euren Kindern und den zukünftigen Generationen in geistlicher wie menschlicher Hinsicht etwas Authentisches hinterlassen wollt. Herzlich willkommen, ihr Männer, die ihr tiefgründige stille Wasser seid […]. Herzlich willkommen, ihr Söhne, die ihr euch danach sehnt, mit euren Vätern und anderen Männern eine Unterhaltung zu führen. […] Dies ist eine Einladung zu einem Gespräch.Bruderherz, S.9

Entsprechend ist das Buch gegliedert, denn man möchte manchesmal am liebsten einhaken und fragen: „Wie genau meinst du das, lieber Wes?“ Manche Gedankengänge scheinen etwas konfus order retardierend. Antworten auf die Fragen erhält man aber im Lauf des Buches, als ob Yoder sagen würde: „Warte ab, Bruder, die Antwort wirst du in diesem Buch schon noch finden.“ Also liest Mann weiter, legt das Buch nicht aus der Hand, erfährt die nächste Anekdote aus dem Leben eines faszinierenden Mannes oder ist be(un)ruhigt darüber, dass es allen Männern doch irgendwie ganz ähnlich geht: Es geht um Zerbruch, um Scham, die Geschichte mit dem eigenen Vater, der Umgang mit Sexualität, die Versuchungen und Verlockungen des Alltags, herbe Enttäuschungen, Lust und Frust im Glauben, erfahrenes Leid sowie um Enttäuschung. Das alles aber so, dass nicht einmal der Gedanke kommt. „Ach, komm schon, Wes, das ist jetzt aber schon bisschen schubladenmäßig.“

Gefühlt – aber dass mag wirklich sehr subjektiv sein – geht es in diesem Buch sehr viel um das, was Männer in ihrem Leben an Negativem erfahren haben und wie es sie mehr prägt und formt, als sie das vielleicht wahrhaben wollen. Es kommer aber weder schablonenhaft noch platt daher. Es begegnet imer wieder in den unterschiedlichen Facetten, wie es auch Yoder erlebt hat.

Ich empfehle dieses Buch jedem (!) Mann und jedem männlichen Individuum, das auf dem Weg ist, ein „echter Mann“ werden zu wollen. Auch das schreibt Yoder, was das denn ist bzw. „wer ein echter Mann ist“. Aber das hier vorwegzunehmen wäre Spoilern im Quadrat. Deswegen lasse ich es und hoffe, dass Du, lieber Leser, dieses Buch lesen wirst und Du, liebe Leserin, dieses Buch einem männlichen Freund, deinem Ehepartner, Vater, Bruder oder Sohn zu lesen empfiehlst.

Ein letzter Gedanke

Ich empfehle, dieses Buch nicht zu sehr „scheibchenweise“ zu lesen, sondern in großen Happen, da der große Bogen sonst verloren gehen kann bzw. die oben angesprochenen im Buch „versteckten“ Antworten nicht gefunden werden. Yoder liefert auch sehr, sehr viele konkrete Tipps und Anregungen zum Nachdenken – aber nicht über’s Buch verstreut, sondern in kompakten Dosierungen. Wer es also praktisch mag, muss schon einige Seiten lesen, um immer wieder an diese ganz praktischen Ratschläge zu kommen.

Bruderherz
240 Seiten
ISBN: 9783957345127
Verlag: Gerth Medien
Preis: 15 EUR

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Was tun Christen, wenn sie beten?

Es war nicht beabsichtigt, aber ich glaube nicht an Zufälle. Insofern glaube ich vielmehr, dass Gott mich eher „beiläufig“ genau dieser Frage mal genauer nachgehen ließ. Ich war in der Vorbereitung für die Predigt „Einfluss nehmen durch Gebet“ über Daniel 9.

Es kam, wie es kommen musste: Ich machte mir Gedanken darüber, was Gebet eigentlich ist – und was Gebet nicht ist. Manche Erkenntnisse sind vielleicht etwas provokant und herausfordernd – dann ist das durchaus ein positiver Nebeneffekt.

1Beten ist kein „Weckerklingeln für Gott“

Immer mal wieder begegnet einem die Vorstellung oder Darstellung, dass wir durch Gebet „Gottes starken Arm bewegen“. Das einzig richtige an dieser Aussage ist, dass Gottes Arm „stark“ ist – so steht es auch schon in Jesaja 59:

Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, sodass er nicht hören könnte.Die Bibel, Jesaja 59,1

Aber lass uns doch mal anschauen, was es bedeuten würde, wenn wir durch unser Gebet Gottes Arm bewegen würden. Wenn dem so wäre, dann könnte man leicht schlussfolgern: Ohne unser Gebet bewegt Gott seinen Arm nicht. Ohne unser Gebet tut Gott nichts – unser Gebet ist sozusagen das „Weckerklingeln für Gott“.

Das wiederum bedeutet, dass Gott eigentlich tatenlos zuschaut, was auf der Erde so geschieht und erst eingreifen kann, wenn Christen anfangen, zu ihm zu beten. Aber – wann greift er dann ein? Wie viel Gebet ist nötig? Wie viele Vaterunser, wie viel Sprachengebet, wie viele Gebetsstunden, wie viele Gebetsversammlungen und vor allem ganz wichtig: Müssen Landeskirchlicher, Baptisten, Charismatiker und Pfingstler gleich viel beten oder die einen mehr als die anderen?

So witzig das klingt: Leider ist genau damit in der Kirchengeschichte immer wieder eine Menge Unheil angerichtet worden.

Menschen fragen: „Wieso tut Gott nichts? Wieso greift er nicht ein?“

Menschen antworten: „Du hast zu wenig gebetet! Du musst mehr beten!“

Und schon ist die Schuld bei mir – so ein Quatsch! Aber diese Theologie hat viel Schaden angerichtet im Glauben, im Leben, in der Seele von einzelnen Menschen. Irgendwann begannen sie wirklich zu glauben, dass es an ihnen liegen würde, ob und wie Gott eingreift und wenn er es nicht tut – dann beten sie halt zu wenig. Ich finde das tragisch und verantwortungslos. Da ist jemand schwer krank und betet, was das Zeug hält – und es tritt keine Heilung ein. Und nun? Wenn du der Ansicht bist, dass wir durch Gebet Gottes Arm bewegen, den er sonst nicht bewegt hätte, wird es seelsorgerlich äußerst herausfordernd bis unlösbar.

Darüber hinaus gibt es für mich so etwas wie eine „geistliche Logik“, das heißt: Der christliche Glaube ist nicht nach menschlicher, aber nach göttlicher Logik aufeinander aufbauend und widerspricht sich nicht – vielmehr legt sich die Bibel beispielsweise gegenseitig aus. So auch im Blick auf das Gebet. Jesus lehrt seine Jünger das Vaterunser. Bevor er das tut, sagt er einen – wie ich finde – herausragenden Satz über das Beten:

Euer Vater weiß, was ihr braucht, bevor ihr ihn bittet.Die Bibel, Matthäus 6,8

Wenn dem so ist – und ich glaube, dass dem so ist – wäre es geistlich gesehen vollkommen unerklärlich, wieso Gott erst durch unser Gebet bewegt werden müsste, wenn er doch ohnehin schon längst weiß, was wir benötigen.

Dann wäre Gott wirklich dieser G.O.T.T., für den ihn manche halten: Guter Opa, total taub. Und das wäre sogar noch nett ausgedrückt, denn eigentlich wäre Gott dann nichts anderes als ein unberechenbares, willkürliches und menschenverachtendes Wesen, das ohnehin macht, was es will – denn es weiß zwar, was der Mensch braucht – aber er säße wie eine beleidigte Leberwurst in seinem überdimensionalen Schaukelstuhl, nur darauf wartend, dass das kleine Häufchen Menschlein nun endlich auch mal in die Puschen kommt und zu ihm schleicht, um Dinge zu sagen, die er ohnehin längst schon weiß, schon längst darauf hätte reagieren können, aber nein: sein Arm war zu schwach. Crazy. Abgefahren. Komisch. Gefährlich. Das hat mit Beten nichts zu tun.

Bevor ich mich dem widme, was Beten wirklich ist, noch eine Sache, was Beten nicht ist.

2Beten ist keine Verhandlungssache

Ich glaube, dass Gott durch und durch gut ist. Ich glaube, dass er das unabhängig von unseren Gedanken, Gefühlen und auch Empfindungen ihm gegenüber ist. In der Bibel wird das einmal so beschrieben:

Alles, was Gott uns gibt, ist gut und vollkommen. Er, der Vater des Lichts, ändert sich nicht; niemals wechseln bei ihm Licht und Finsternis.Die Bibel, Jakobus 1,17

Wenn wir nun also beten, dann wenden wir uns an diesen Gott, der für Christen wie ein Vater ist, bei dem es kein „heute so, morgen so“ gibt. Er ist immer gut, bei ihm ist Licht immer Licht und Dunkel immer Dunkel. Es gibt keine unberechenbare Aktionen, keine Launen, keine Unwägbarkeiten. Gott ist gut. Punkt!

Weil Gott gut ist, schuldet er uns nichts, denn sonst wäre er nicht gut. Wenn ein Mensch einem anderen Menschen etwas schuldet, dann nur deswegen, weil er an einer bestimmten Stelle nicht „gut gehandelt“ hat. Er schuldet jemandem Aufmerksamkeit, weil er abgelenkt ist. X schuldet Y zehn Euro, weil er sie von Y geliehen hat. Y schuldet X einen Kasten Bier, weil X die Wette gewonnen hat. Whatever: Wenn jemand einem anderen etwas schuldig ist, dann deswegen, weil sein Verhalten in irgendeiner Weise defizitär war und ist.

Aber nicht so bei Gott. Gott ist gut. Durch und durch. Nicht nur manchmal, sondern jeden Tag:

Die Güte des HERRN hat kein Ende, sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr!Die Bibel, Klagelieder 3, 22+23

Ich darf alles von Gott erbitten (dazu mehr im letzten Punkt) – wichtig ist nur, dass ich nicht die Haltung an den Tag lege, als ob Gott mir das schuldig sei. Nein – das ist er nicht. Gott ist mir gar nichts schuldig. Aber er gibt gerne, freiwillig, großzügig – weil er mich liebt. Das ist das Faszinierende und Besondere an Gottes Wesen und seinem Verhältnis uns Menschen gegenüber. Der Mensch ist es, der Gott etwas schuldig ist, nicht andersrum – aber Gott ist derjenige, der dem Menschen gerne, großzügig und freiwillig gibt – und nicht andersrum.

3Beten ist Atemholen für die Seele

Stell dir vor, du triffst eines Tages einen Menschen, der dir sagt: „Ich hab die Schnauze voll! Jeden einzelnen Tag meines Lebens habe ich geatmet. Eingeatmet, ausgeatmet, eingeatmet, ausgeatmet….Ich habe jetzt keine Lust mehr. Ich lass das mit dem Atmen.“

Wenn dir der Mensch wichtig ist, bestellst du sofort einen Rettungswagen, falls er seine Ankündigung wahrmachen sollte. Abgesehen davon ist das natürlich totaler Quatsch, was dein Gegenüber dir da so erzählt. Es gibt aber eine erstaunliche Parallele zum Gebet.

Gebet ist Atemholen der Seele.John Henry Newman

Ich liebe dieses Wort von John Henry Newman, einem Theologen des 19. Jahrhunderts. Es bringt auf ganz einfache Weise auf den Punkt, um was es beim Gebet geht: um eine überlebenswichtige Angelegenheit für unsere Seele. Jetzt kann hier keine lange Ausarbeitung erfolgen, was „die Seele“ ist – für mich ist es der „innere Mensch“, mein inneres Wesen, mein „inwendiger Mensch“ (wie Luther es übersetzt), von dem Paulus schreibt:

Ich bitte Gott, euch aus seinem unerschöpflichen Reichtum Kraft zu schenken, damit ihr durch seinen Geist innerlich stark werdet.Die Bibel, Epheser 3,16

Gebet ist überlebenswichtig für meinen inneren Menschen, für meine „verborgene Welt“, wie es Gordon MacDonald in seinem Buch „Ordne dein Leben“ beschreibt. [Einiges mehr zu diesem Buch und dem Begriff der „verborgenen Welt“ als Bezeichnung für diesen inneren Menschen bzw. für die Seele, findest du im Artikel „Ordne dein Leben„].

Wenn Christen beten, dann ist es in erster Linie das Aufrechterhalten der geistlichen Vitalfunktion und Ausüben dessen, was ganz natürlich zum Wesen eines Christen gehört. Erst in zweiter, dritter, vierter Reihe ist es ein Bitten, Danken, Klagen.

Beten – und ich beziehe mich hier vor allem auf das gesprochene Gebet mit Worten (es gibt viele Arten zu beten) – ist sozusagen Selbst-Seelsorge. Und wer betet, der weiß: Es funktioniert! Das klingt nach einer Milchmädchen- und Kaffeeautomaten-Rechnung, aber es ist nun mal so: Im Gebet werde ich innerlich justiert. Ich erkenne, wer ich bin und wer Gott ist – und dass das nicht ein und dieselbe Person ist. Und das ist gut so. Mir wird bewusst, wer ich vor Gott bin: Geschöpf – und zwar unendlich geliebtes Geschöpf.

Und als dieses unendlich geliebtes Geschöpf lässt Gott mir nun im Gebet etwas zuteil werden, was unser menschliches Denken so weit übersteigt, dass es wohl schwierig werden wird, es mit menschlichen Worten zu beschreiben – aber andere Worte stehen mir leider nicht zur Verfügung.

4Beten ist Mitkämpfen an Gottes Seite

Wenn Christen beten, stellen sie sich an Gottes Seite und werden von ihm mit hinein genommen in den Kampf gegen alles Wider-Göttliche in dieser Welt. Das beginnt beim ganz Persönlichen und hört beim politischen Weltgeschehen nicht auf. Gott ist weder Verhandlungspartner noch irgendetwas schuldig. Aber er verleiht dem Menschen eine unglaublich großartige Ehre und Würde, indem er ihn an seine Seite nimmt und mit ihm für diese Welt kämpft.

Im Gebet sprechen Christen die Wahrheit aus und proklamieren Gottes Größe und Herrlichkeit mitten hinein in die Widrigkeiten und unsäglichen Ereignisse dieser Welt – persönlich wie global. Ob persönliche Schuld, Krankheit, finanzielle Notsituation, zwischenmenschliche Konflikte, herausfordernde Situationen im Berufsleben, politische Entscheidungen in kommunaler, regionaler, das ganze Land und die ganze Welt betreffende Ebene sowie Entwicklungen weltweit, die sich direktem menschlichen Einfluss wohl entziehen – in alledem tut der Christ eines: Er kapituliert nicht vor diesen Dingen sondern streitet mit Gott an seiner Seite für diese Dinge.

Selbst dort, wo wir nur noch bitten, klagen und jammern – selbst dort tun wir es an Gottes Seite. Wir tun es an der Seite dessen, der Himmel und Erde, Sonne, Mond und Sterne, die Galaxien und das ganze Universum erschaffen hat. An der Seite dessen, der von Ewigkeit her war und der bis in alle Ewigkeit sein wird.

Für mein menschliches Denken ist das ein bisschen zu viel. Dass dieser Gott mir diese besondere Ehre zuteil werden lässt und mich mit an seine Seite nimmt – das ist schon sehr abgefahren! Aber es ist so – ich kann’s nicht ändern – und will es auch gar nicht ändern. Nur tut es gut, wenn wir uns dessen immer mal wieder bewusst werden, dass Beten weit, weit mehr ist, als einfach nur ein paar Worte daherzustammeln, sondern ein Aussprechen (Proklamieren), dass Gott Sieger ist, dass er Herr über alles ist, dass niemand und nichts ihm gleich kommt und dass wir noch so viel zweifeln können – Gott ist immer noch größer.

Denn vielleicht kommt dir so ein bisschen der Gedanke, dass das ganze ja schon ’ne Nummer ist – ja das ist es. Und du brauchst keine Sorgen haben, dass du zu klein dafür wärst oder dass deine dich anklagenden Gedanken und Gefühle Gott in irgendeiner Weise negativ beeindrucken könnten.

Doch auch wenn unser Gewissen uns schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott barmherziger mit uns ist als wir selbst. Er kennt uns ganz genau.Die Bibel, 1. Johannes 3,20

Und deswegen können und sollen wir Gott im Gebet alles sagen.

5Beten ist: Gott alles sagen

…und zwar schonungslos. Es gibt Aussagen in den Psalmen (Gebete des ersten Teils der Bibel), die haben nur deswegen noch nicht für großen Aufruhr gesorgt, da sie in den Übersetzungen immer so „lieb und nett“ klingen. Aber da werfen Menschen Gott Dinge an den Kopf – da bleibt dir die Spucke weg. Gott hält das aber aus! Er hat nicht gekündigt! Im Gegenteil: er erfreut sich größter Gesundheit und Lebendigkeit!

Weil Beten Atemholen und Kämpfen zugleich bedeutet, können, sollen, müssen, dürfen wir Gott unbedingt alles sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Es gibt keine Tabus!

Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.Die Bibel, Philipper 4,6

Da steckt alles drin: Danken, Bitten bis hin zum Flehen – und alle Anliegen. Alles. Meinen Kindern sage ich immer und immer wieder: „Ihr dürft mir alles sagen und mich um alles bitten!“ Das wissen sie. Und sie kennen mich inzwischen schon so gut, dass sie das auch tun – auch wenn sie manchmal den Vorschub bringen: „Papa, ich weiß, dass ich das wahrscheinlich nicht darf, aber….“ Dann bin ich besonders gespannt – und vor allem bin ich besonders dankbar – warum? Weil meine Kids es gecheckt haben, was wir bei Gott scheinbar irgendwie nicht so ganz verstehen, verstehen wollen oder verlernt haben: Ihm alles (A L L E S) zu sagen. Nirgends in der Bibel sagt Gott: „Ihr dürft immer zu mir kommen und mir alles sagen: Außer ________________ (setze in die Lücke das ein, was dir grad spontan in den Sinn kommt)!“ Es steht nicht in der Bibel – also sag es ihm!

Denn der Umkehrschluss von wegen „Gott weiß doch eh schon alles, wieso soll ich es ihm sagen?“ ist unsinnig – weil Gebet kein Weckerklingeln für Gott ist sondern ein Mitkämpfen und Atemholen. Insofern hat alles seinen Platz im Gebet.

Wenn Beten Atemholen der Seele ist, wenn Beten ein Mitkämpfen an Gottes Seite ist und wenn Beten bedeutet, dass wir Gott alles sagen dürfen, dann macht uns das „eins mit Gott„. Etwas, das die Mystiker ganz besonders wichtig finden (und leider manchmal auf der anderen Seite vom Pferd dann runterfallen), aber was in meinen Augen absolut wichtig und genauso unbeschreiblich ist, wie die Tatsache, dass der Schöpfer dieses Universums sich freiwillig und großzügig uns Menschen an seine Seite holt.

Wir bilden mit Gott eine Einheit, wir sind so eng mit ihm verbunden, wie Jesus es seinen Jüngern schon mit auf den Weg gegeben hat:

Bleibt mit mir vereint, dann werde auch ich mit euch vereint bleiben. Nur wenn ihr mit mir vereint bleibt, könnt ihr Frucht bringen, genauso wie eine Rebe nur Frucht bringen kann, wenn sie am Weinstock bleibt.Die Bibel, Johannes 15,5

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Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder

…verpasst ihr euer Leben!

Gut, ok, so hat Jesus es nicht gesagt – aber die vergangenen Tage lassen mich genau zu diesem Schluss kommen. Wieso? Wir hatten in unserer Gemeinde Kinderwoche. Genauer: Asterix und Obelix waren zu Besuch im Wutachtal. Da die Stelle unseres Kinderpastors/Kinderpastorin vakant ist, hatte ich die ehrenvolle Aufgabe inne, diese Woche zu leiten und zu koordinieren.

Und was soll ich sagen? Ich glaube, ich bewerbe mich auf die Stelle des Kinderpastors…. 🙂 Nein. Scherz. Momentan fülle ich diese Stelle als Interims-Kinderpastor zusätzlich aus und es macht mega Spaß.

Vor 25 Jahren habe ich begonnen, in der Kirchengemeinde in der Arbeit mit Kindern einzusteigen – und irgendwie hat es mich nie losgelassen. Kinder sind einfach etwas ganz, ganz, ganz Besonderes!

Diese Woche hat mich nicht nur begeistert – sie hat mir einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig Kinder sind und wie wichtig es für Kirchengemeinden ist, in die Arbeit mit Kindern zu investieren. Daran möchte ich euch teilhaben lassen.

1Kinder sind nicht die Zukunft – sie sind die Gegenwart

Natürlich weiß ich auch, wie der Spruch „Kinder sind die Zukunft“ gemeint ist. Nur leider bringt das gar nichts, wenn wir nicht schon heute in die Arbeit mit Kindern investieren. Meine Vermutung ist, dass der Spruch „Kinder sind die Zukunft“ eine ähnliche Konsequenz hat wie der Spruch „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe stets auf morgen“. Nämlich keine.

Es sei denn, man nimmt nicht nur diesen Spruch an sich, sondern die Kinder selbst wahr und ernst. Und genau das geht im Gemeindealltag ganz schnell unter. Da gibt’s ja auch jede Menge zu tun und zu lassen – Letzteres macht man dann gerne bei den Kindern. Aber das ist fatal.

Dem gegenüber müssen wir viel mehr lernen, Kindern einen eigenen, kreativen, frei zu gestalteten Spielraum innerhalb der Kirchengemeinde zu haben, in dem sie sich entwickeln dürfen. Wir nennen das in unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) das „Entdeckerland„. So heißt der „Kinder-Bereich“ unserer Gemeinde. Denn:

Uns ist es ein Anliegen, dass Kinder Glaube als positiven Bestandteil ihres Lebens erleben, und wir möchten ihnen helfen, ihn selbst zu entdecken. Diesen Raum zum Selbst-Entdecken wollen wir Kindern durch unsere verschiedenen Angebote bieten.

Ich erinnere mich noch sehr gut an ein Interview mit dem Schlagzeuger einer Band, der im Erwachsenenalter Christ geworden war. In diesem Interview wurde er gefragt, ob es nicht „cool gewesen sei“, jetzt eben Christ zu sein. Er meinte: Einerseits natürlich – andererseits trauert er den Jahren nach, in denen er kein Christ war.

Das bringt ziemlich gut zum Ausdruck, wieso die Arbeit mit Kindern, das Investieren in Kinder so wichtig ist: Je früher sie in ihrem Leben Jesus kennen und lieben lernen, desto länger können sie mit ihm leben und das Leben leben, das Gott für sie vorgesehen hat.

2Kinder glauben anders – aber nicht weniger

Ich könnte an die Decke gehen, wenn ich manchmal Erwachsene über Kinder und ihren Glauben reden höre. Konkret wird das für mich immer dann spürbar, wenn es um die Musik geht. „Ach, das sind doch nur Kinderlieder“ höre ich dann schnell mal. Die Erwachsenen haben keinen Bock, diese Lieder mitzusingen und manche Musiker sind sich „zu schade“, den Familien im Familiengottesdienst damit zu dienen, dass sie die Songs spielen, die eben diejenigen cool finden, die es auch cool finden, einen Wackelzahn zu haben.

Jesus hat einmal gesagt:

Ich versichere euch: Wenn ihr euch nicht ändert und den Kindern gleich werdet, dann könnt ihr in Gottes neue Welt überhaupt nicht hineinkommen.Die Bibel, Matthäus 18,3

Jesus wertschätzt hier nicht einfach nur. Kinder. Das wäre zu einfach und eindimensional ausgelegt. Jesus hält den Erwachsenen den Spiegel vor und macht ihnen deutlich, wer hier Vorbild und wer Nachahmer ist: Die Erwachsenen haben es den Kindern nachzuahmen – und nicht umgekehrt. Jesus bringt hier eines zum Ausdruck, das wir nicht vergessen sollten: Der Glaube eines Kindes ist nicht weniger wert, nicht weniger wichtig, nicht weniger geistlich, nicht weniger tief als der Glaube eines Erwachsenen.

Wo Erwachsene meinen, dass der kindliche Glaube und dessen Ausdrucksformen (Sprache, Lieder, Gebete, Haltungen) weniger „geistlich“ ist als der „erwachsene Glaube“, überheben sie sich über Kinder, stellen ihren Stolz und ihren Hochmut öffentlich zur Schau – und da wiederum steht in der Bibel ja auch recht deutlich, wie Gott das findet:

Gott widersteht den Hochmütigen aber den Demütigen schenkt er Gnade.Die Bibel, 1. Petrus 5,5

Natürlich bedeutet das nun nicht, dass wir nur noch uns auf Kinder fokussieren sollen in unserem Gemeindeleben. Alles andere hat genauso seinen Platz und seine Berechtigung und es muss auch niemand gezwungen werden, bei den Angeboten für Kindern mitzuarbeiten (bitte, bitte, bitte, macht so was alleine schon aus Rücksicht auf die Kinder nicht). Es bedeutet „nur“ (aber dieses „nur“ wird für manche schon herausfordernd genug), dass wir die „NextGen“ (Next Generation = nächste Generation), wie es im hippen Kirchensprech momentan so schön heißt, nicht nur nicht aus den Augen verlieren, sondern ihnen mit gleicher Wertschätzung und Aufmerksamkeit begegnen wie Erwachsenen.

3Kinder formen meinen Sprachfähigkeit im Blick auf den Glauben

„Glauben Christen an mehrere Götter? Da gibt es Gott, da gibt es Jesus und dann noch einen Geist.“

„Wer hat eigentlich Gott erschaffen?“

„Wie hat Jesus das an Ostern gemacht mit dem Auferstehen und so?“

„Wieso beendet Gott nicht das ganze Leid, wenn er allmächtig ist?“

„Werde ich mein Haustier im Himmel wiedersehen?“

„Wo ist Jesus eigentlich jetzt gerade?“

„Wo ist der Himmel?“

„Woher weißt du, dass das alles in der Bibel stimmt?“

Neunmalkluge Theologen könnten jetzt hinter jede Frage, die ich so schon von Kindern gehört habe, einen theologischen Fachbegriff schreiben. Den braucht’s aber gar nicht. Die Fragen sind schon kompliziert und faszinierend genug. Dass Kinder solche Fragen stellen, beweist doch, was ich oben geschrieben habe: Ihr Glaube ist weder „simpel“ noch ist er weniger wert als der Glaube eines Erwachsenen.

Zusätzlich fordern diese Fragen mich als Erwachsenen aber enorm heraus. Einfache Antworten gibt es hier keine. Und die Kunst besteht darüber hinaus darin, die Antworten so zu formulieren, dass Kinder sie verstehen. Das wiederum schult und formt meine eigene Sprachfähigkeit des Glaubens oder – was noch besser wäre – sie müsste vorher schon geschult sein, dass ich Kindern Antworten geben kann, die sie verstehen.

Immer weniger Menschen können mit „frommen Ausdrücken“ noch etwas anfangen geschweige denn wissen, um was es beim christlichen Glauben eigentlich geht. Gleichzeitig nimmt die Zahl derer, die großartige Fragen stellen und auch im Geistlichen auf der Sinnsuche sind, kontinuierlich zu. Da ist es wichtig, so über den Glauben zu reden, dass man verstanden wird. Kinder lehren mich das. Schonungslos. Und das ist gut so! Sehr gut!

4Eine Gemeinde, die nicht in die Arbeit mit Kindern investiert, ist nicht zukunftsfähig

Das klingt schon rein biologisch plausibel und sicherlich nicken hier viele mit dem Kopf. Aber mit Kopfnicken alleine ist noch nicht viel getan. Am liebsten würde ich einen Appell an die theologischen Studieneinrichtungen loswerden, deren Absolventinnen und Absolventen wunderbare Jugendpastorinnen und Jugendpastoren werden.

Aber wo sind die leidenschaftlichen Kinderpastorinnen und Kinderpastoren? Ich glaube, unser „System“ krankt. Wenn du eine Stelle als „Kinder- und Jugendreferent“ ausschreibst, wird die Arbeit meist zugunsten der Jugendlichen und zuungunsten der Kinder ausgeführt werden. Wenn du zwei Stellen ausschreibst – eine Stelle für einen Kinderpastor, eine Stelle für einen Jugendpastor – wird es ungleich schwieriger, Bewerberinnen und Bewerber für die Stelle des Kinderpastors zu finden. Wir haben das als Gemeinde erlebt und sind noch mittendrin in dem Prozess (by the way: unser Jugendpastor Andre Reich rockt mega. Schau mal vorbei: https://wutachblick.de/team/andre-reich/).

Gemeinde sollte sich genauso organisch entwickeln, wie der Mensch das auch tut. Keine Eltern würden auf die Idee kommen, ihre Kinder erst im Jugendalter zu beachten und zu fördern und im Kindesalter „irgendwie mitlaufen lassen“. Im Gegenteil: Immer wichtiger wird es (zum Glück!), dass wir auf das Wohl und die Entwicklung unserer Kinder ab ihrer Geburt größten Wert legen. Wieso ist das bei Kirchens anders?

Während soziologisch, entwicklungspychologisch und pädagogisch es ein absoluter No-Brainer ist, dass wir den Menschen von seiner Geburt an sowohl im Kindes-, Jugend- als auch Erwachsenenalter fördern, scheint es bei Kirchens irgendwie ein „biologisches Paradoxon“ zu geben und wir lassen die Uhr andersrum ticken: Erst die Erwachsenen, dann die Jugend und wenn noch irgendwie Zeit, Kraft, Geld und Energie da ist, investieren wir auch in die Kinder.

Ich bin so froh und dankbar, dass ich in meiner Gemeinde ein Leitungsteam um mich habe, welches das anders sieht und die organische Entwicklung eines Menschen auch in der Gemeindearbeit abbilden möchte: Kinder – Jugend – Erwachsene. Keine Wertigkeit, sondern Investition in jedem Lebensbereich.

So haben wir bei uns einen Co-Pastor (der genauso rockt, schau vorbei: https://wutachblick.de/team/diakon-marc-hoenes/), einen Jugendpastor – und sind nach wie vor auf der Suche nach einem Kinderpastor/Kinderpastorin.

Der Mensch würde verkümmern – oder besser gesagt erst gar nicht gesund heranwachsen – wenn wir uns erst im Erwachsenenalter um ihn kümmern. Im Gemeindeleben ist das nicht anders:

Wo kein Verjüngerungsprozess stattfindet, befindet sich eine Gemeinde im Verkümmerungsprozess.

(Ja, das Wort heißt eigentlich „Verjüngungsprozess“ – aber vielleicht entdeckt der ein oder andere das Wortspiel…)

Diesen Automatismus Gemeindegliedern in Kopf und Herz zu schreiben, ist ein andauernder Prozess, dem sich Gemeindeleitung stellen muss. Und ich merke: Das ist ein langer, langer Weg. Viele Erwachsene – auch in meiner Gemeinde – verstehen diesen Prozess nicht. Sie sehen, wo man noch alles im Erwachsenenbereich etwas tun könnte – aber sehen nicht, wie dieser organische Prozess auch in der Gemeinde eine Rolle spielen kann und soll.

Darüber hinaus müssen wir endlich eines verstehen: Wenn (siehe oben) die geistliche Entwicklung eines Kindes nicht weniger wichtig ist als die geistliche Entwicklung eines Erwachsenen, dann sind Kinder nicht einfach nur zu bespaßen. Dann gilt es, in ihnen genauso wie in Jugendlichen und Erwachsenen das Potenzial zu heben und zur Entfaltung kommen zu lassen, das Gott schon längst in sie gelegt hat. Wo das geschieht, wird Gemeinde zukunftsfähig sein!

Aber jetzt mal im Ernst: Bist auf der Suche nach einer Stelle als Kinderpastor/Kinderpastorin?

Oder kennst du jemanden, der eine Stelle sucht?

Hier findest du die Ausschreibung unserer Kirchengemeinde für eine Stelle als Kinderpastor/Kinderpastorin.

AUSSCHREIBUNG

Und da Bilder mehr sagen als 1.000 Worte – hier kommen ein paar Fotos. Und ja – ihr könnt staunen, was unser Team auf die Beine gestellt hat. Das war unglaublich-mega-fantastisch-einzigartig.

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Ein guter Umgang mit Drucksituationen

Wie gehst du mit Drucksituationen um? Ich meine dabei die Momente, in denen du innerlich unruhig wirst, zu schwitzen beginnst, das Herz schneller schlägt, dir die Luft zum Atmen fehlt – und und und. Das können Anfeindungen sein, böse Emails, böse WhatsApp-Nachrichten, ein fürchterliches Gespräch, eine unzutreffende Anschuldigung, Beleidigung, das Vorhalten von „Versagen“ oder ein böser Vorwurf. Das können aber auch Situationen sein, in denen du eine weitreichende Entscheidung treffen musst – aber nicht weißt (trotz tausendmaligem Abwägen), was die richtige Entscheidung ist.

In meiner Gemeinde (www.wutachblick.de) predige ich zusammen mit meinem Kollegen gerade über Daniel. Vielen ist er vor allem bekannt aus der Löwengrube. Und damit hat dieser Artikel im weitesten Sinn auch zu tun.

Schauen wir uns Daniel 6 (Daniel in der Löwengrube) genauer an, dann ist für mich das Faszinierende nicht, dass Gott Daniel vor den Löwen bewahrt. Das ist schon crazy, absolut! Aber überleg mal: Für einen Gott, der nur durch sein Wort die gesamte Schöpfung entstehen lässt, ist es ein Klacks, den Löwen das Maul zuzuhalten.

Interessanter war für mich etwas, das ich eine „geistliche Routine“ nenne.

Geistliche Routine – in der Stille

Ich konkretisiere: Es geht mir um tägliche Zeiten, die du mit Gott in der Stille hast. Damit meine ich nicht, dass du ins Kloster oder in die Wüste musst, aber schau mal, was über Daniel geschrieben steht. Der König hat durch eine perfide List seiner Beamten ein Gesetz erlassen, nachdem jeder, der nicht ihn (den König) sondern jemand anderes um etwas bittet, den Löwen zum Fraß vorgeworfen wird. Und dann steht das hier in der Bibel:

Daniel hatte im Obergeschoss seines Hauses Fenster in Richtung Jerusalem. Dreimal täglich kniete er dort nieder, um Gott zu preisen und seine Bitten vor ihn zu bringen. Als er von dem königlichen Befehl erfuhr, ging er wie immer in sein Haus und kniete zur gewohnten Zeit am offenen Fenster nieder. Die Bibel, Daniel 6,11

Daniel scheint so etwas wie eine „geistliche Routine“ gehabt zu haben, das heißt: Er hat es gelernt und für sich als wichtig empfunden, täglich (!) Zeiten mit Gott zu haben. Das heißt: Zeiten, in denen nur er und Gott wichtig waren – sonst niemand und nichts. Warum ist das so wichtig? Bin ich dadurch ein frommer Mensch, ein guter Christ, ein besserer Jesus-Nachfolger? Nein! Es geht vielmehr darum, dass genau in diesen Zeiten dein „Innerstes“ gestärkt wird. Paulus schreibt im Neuen Testament an die Gemeinde in Ephesus einmal Folgendes:

Ich bitte ihn [Gott], dass er euch aus dem Reichtum seiner Herrlichkeit beschenkt und euch durch seinen Geist innerlich stark macht.Die Bibel, Epheser 3,16

Für Daniel war es mega wichtig, diese Zeiten zu haben, um eben an seinem „inwendigen Menschen“ (Luther übersetzt es so) oder eben „innerlich“ stark zu werden. Für ihn gehörte es wie das Zähneputzen zum Tag dazu, sich Zeit mit Gott zu nehmen.

Und genau das versuche ich, von Daniel zu lernen: Mir Zeit zu nehmen, wo nur Gott und ich eine Rolle spielen. Nichts anderes darf stören. Kein Smartphone, kein Telefon, kein sonstwas. Nur Gott und ich – und genießen, hören, korrigiert werden, danken, loben, anbeten, klagen und bitten. Diese Zeiten sind es, die uns in Drucksituationen die nötige „dicke Haut“ geben. Wieso?

Weil wir in diesen Zeiten an dem arbeiten (oder besser: an uns arbeiten lassen) wer wir sind und nicht, was wir tun und leisten. Mir gefällt, dass man das auf Englisch ganz gut unterscheiden kann. Der Mensch ist ein human being und kein human doing. An diesem „being“, also an meinem Sein und Wesen zu arbeiten, ist eine hohe Kunst. Geduld, Mut, Zuversicht und Hoffnung sich nicht rauben zu lassen, sondern darin stärker zu werden, ist nicht leicht – aber wichtig! Genau so: Gelassenheit, Ruhe, Empathie und die Entwicklung einer Frustrationstoleranz sind weitere Faktoren, die unseren „inwendigen“/innerlichen Menschen stark machen.

In der Stille wachsen

Es ist zu spät, wenn wir erst in Drucksituation beginnen, eine geistliche Routine zu entwickeln. Die Zeit mit Gott alleine, die Stille, die Einsamkeit mit ihm, das Gebet, das Lesen in seinem Wort, die Anbetung – nichts ist so wertvoll und nichts lässt unseren Glauben so stark werden wie diese Zeiten.

Es gibt viele Aussagen in den Psalmen der Bibel, was die Stille, die „Einsamkeit mit Gott“ für den Psalmbeter bedeutet. Hier nur eine kleine Auswahl:

Vielleicht erwartest du längst schon eine kleine Checkliste zum guten Umgang mit Drucksituationen – die kommt auch noch, keine Sorge! Aber ich glaube, wir müssen lernen, in der Tiefe an uns zu arbeiten und nicht an der Oberfläche. Ich kann viele gute Dinge befolgen – wenn mein Herz nicht mitkommt, wird es mich nicht nachhaltig prägen und verändern.

Gerade in der Stille ist es möglich, dass wir „an uns arbeiten lassen“. In der Stille, in der Einsamkeit mit Gott, fokussieren wir uns ganz auf ihn und empfangen von ihm Ratschläge und Weisung. Wir hören, wer wir wirklich in seinen Augen sind und wie groß, wie mächtig, wie barmherzig und ohnegleichen Gott ist. Das verändert uns. Das verändert mich. Das verändert mein Herz.

Denn eines ist doch klar: Wir werden immer und immer wieder mit Drucksituationen zu kämpfen haben – als Leiter sowieso. Da ist es wie mit einem gesunden Lebensstil, der viel besser ist, als mal „für den Moment“ auf Süßigkeiten zu verzichten. Wirkliche Erfolge und Durchbrüche – vor allem im geistlichen Bereich – werden nicht im Sprint, sondern im Marathon erlangt. Deswegen ist es mir so wichtig zu betonen, dass wir an uns selbst, an unserem „inwendigen Menschen“, an unserem Herzen arbeiten müssen, um Drucksituationen gut bewältigen zu können.

Diese „Einsamkeit mit Gott“ hat keine festen Regeln. Tu das, was dir hilft, um Gott besser kennenzulernen und zu hören, was er sagt: Gebet, Lesen in seinem Wort, Anbetung – alles hat seinen Platz. Natürlich wachsen wir im Glauben und an unserem inneren Menschen auch dann, wenn wir gute Predigten oder Podcasts hören, gute Bücher lesen oder Menschen uns in Gesprächen inspirieren. Nichts davon aber ersetzt die direkte Kommunikation mit Gott.

Wenn wir es lernen, in der Stille zu wachsen, indem wir Gott an uns arbeiten lassen, ist das schon „die halbe Miete“ – ich würde sogar sagen: mehr als die Hälfte!

Die andere Hälfte sind ganz einfache, konkrete Dinge, die Du tun – oder lassen kannst.

Konkrete Tipps

Hier kommt also die oben erwähnte „Checkliste“. Ein paar stichwortartige Gedanken dazu, wie wir gut mit Drucksituationen umgehen können.

  • Reagiere nicht sofort, wenn es die Situation nicht erfordert! Nimm den Druck wahr und frage dich, was genau es ist, das diesen Druck erzeugt. Wenn es in einem direkten Gespräch ist, nimm dir die Freiheit zu sagen: „Wir kommen hier nicht weiter. Ich möchte darüber nachdenken und werde mich bei dir melden.“
  • Wäge ab, ob du in einigen Stunden reagierst oder erst am nächsten Tag.
  • Wenn möglich: Schlafe einmal über die Angelegenheit.
  • Überlege dir, was dein Anteil daran ist, dass dein Gegenüber dir so etwas sagt/schreibt/vorwirft. Hast du einen Fehler gemacht? Dann entschuldige dich dafür.
  • Sei weder feige noch tollkühn. Suche die Mitte, die heißt: sei mutig! Vertritt deinen Standpunkt – allerdings sachlich.
  • Wenn du schriftlich reagierst, lies die Nachricht vor dem Absenden mehrmals durch und überprüfe, ob du nur Sachliches geschrieben hast. Alles andere hat in Mails, WhatsApp-Nachrichten und dergleichen keine Berechtigung in einer Drucksituation.
  • Teile deinem Gegenüber ganz deutlich (und sachlich!) mit, wo er oder sie Grenzen überschritten hat.
  • Bei allem: Ziehe eine Person deines Vertrauens an deine Seite und bitte ihn/sie, dir zu helfen. Lass es nur eine Person sein, die dich auch kritisieren wird – „Ja-Sager“ werden dir an dieser Stelle nicht weiterhelfen.
  • Bitte Gott immer und immer wieder um Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit. Mach das nicht nur einmal – sondern kontinuierlich und bitte ihn, dir die Augen zu öffnen für die „blinden Flecken“.

Vor über einem Jahr habe ich einen ähnlichen, aber wesentlich kürzeren Artikel geschrieben – falls du ihn nachlesen willst: Kompromissloser Glaube wächst aus der Stille.

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