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Ordne dein Leben

Ein Klassiker auf dem christlichen Buchmarkt ist “Ordne dein Leben” von Gordon MacDonald. Der Untertitel ist dabei allerdings ein wenig zu kurz gegriffen: “Perspektiven für den Umgang mit dem Leben und der Zeit”. Dabei wird vielleicht zu schnell vermittelt, dass es hier nur um ein Zeitmanagement-Buch geht. Dem ist zum Glück überhaupt nicht so. Es geht um viel mehr als nur um Zeit.

MacDonald nennt dieses “mehr” die “verborgene Welt”. Wir nennen es auch “den Geist” oder “die Seele”. Er spricht von dem, was unser Leben von innen heraus bestimmt. Eben genau nicht das, was wir an der Oberfläche sehen und was nach außen hin sichtbar ist, sondern das, was tief in uns ist. Und das gehört geordnet.

Ich habe dieses Buch im Urlaub gelesen und regelrecht durchgearbeitet, weil es ein großer Schatz ist und das Potenzial in sich trägt, nicht mit oberflächlichen Ratschlägen daherzukommen sondern mit Lebensweisheiten – auch wenn dieser Begriff abgedroschen klingt.

Was wir vergessen haben

Ich glaube, wir leben in einer Zeit, die sehr auf das Äußere und Sichtbare fixiert ist. Es zählt der schnelle Erfolg und das gute Äußere. Das beginnt beim Aussehen, geht weiter dorthin, wie man sich gibt, wie man auftritt, welche Erfolge man vorzuweisen hat, wie viel Einfluss man hat. Dieses Denken bleibt leider nicht vor der Kirchentür stehen. Es geht hindurch. Es betritt und betrifft die Gemeinde Jesu. Leider.

Und leider haben wir genau das vergessen. Weder die Gemeinde Jesu als Gruppe noch der individuelle Christ lebt auf einer frommen Insel – vollkommen losgelöst von gesellschaftlichen Entwicklungen und Zwängen. Wir kennen den Slogan “in der Welt aber nicht von der Welt” in Anlehnung an das, was Jesus seinen Jügern zum Abschied mitgab bzw. was er von seinem himmlischen Vater erbat:

Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hasst sie; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Die Bibel, Johannes 17,14-16

Das bedeutet aber schlicht und einfach: Auch als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu leben wir mitten in dieser wunderschönen und zugleich zerbrochenen Welt. Dagegen können und sollen (!) wir nichts haben. Es bedeutet aber, dass der äußere und äußerliche Einfluss, den die Gesellschaft auf den Menschen nimmt, uns immer mehr davon abhalten wird, unseren “inneren Menschen”, unsere verborgene Welt, zu achten, ihre Bedrüfnisse wahrzunehmen und ihnen zu entsprechen. Paulus drückt es so aus:

Er gebe euch aufgrund des Reichtums seiner Herrlichkeit, dass ihr in Bezug auf den inneren Menschen durch seinen Geist an Kraft und Stärke zunehmt. Die Bibel, Epheser 3,16
Jeder ist betroffen

Ich glaube, es ist wichtig zu erkennen: Jeder ist betroffen. Es gibt keine Ausnahmen. Natürlich kann man jetzt die Klassiker wie Schönheit, Geld, Sex, Macht, Bestz, Einfluss und so weiter bemühen, um mal wieder das Böse genau zu kennzeichnen, das über unseren “äußeren Menschen” definiert wird.

Es ist aber wichtig, dass wir verstehen: Die Gemeinde Jesu und jeder einzelne als Christ ist nicht nur davon betroffen, in die äußerliche Falle reinzutappen. Es gibt sogar eine fromme Variante davon. Eine fromme Variante, die vorgaukelt, dass wir nur schön auf das Äußere schauen sollen und wir werden erkennen, “wie Gott segnet”.

  • Da gilt es, besonders hohe Zahlen vorzuweisen: Die Zahl der Gottesdienstbesucher, die Zahl der Bekehrungen und Taufen, die Zahl der Spenden usw. Nichts gegen Zahlen (es stimmt: Hinter jeder Zahl steht ein Mensch!) – sie sind aber äußerlich. Über eine innere Stärke sagen sie noch wenig aus.
  • Da gilt es, ein besonders krasses und ausgefallenes Bühnendesign zu haben: Viele Strahler, das neuste Design, am besten eine große LED-Wand und und und. Keine Frage: Ein cooles Bühnendesign hat was. Aber eine oberflächliche Predigt gewinnt durch ein tolles Bühnendesign auch nicht an Tiefe.
  • Da gilt es, Hochglanz-Fotos auf Instagram zu posten, was das Zeug hält. Ganz ehrlich? Mich langweilt das über die Maßen. Eines Tages bin ich mal so durch meinen Instagram-Account gescrollt und es erschienen jede Menge Fotos von “hippen Gemeinden” nacheinander. Mein erster Gedanke. “Meine Güte, das sind ja nur Kopien voneinander.” Ein “Setting” der Kirchen sah aus wie das andere. Da ich keine Lust auf Kopien habe, sondern Originale möchte, zu denen Gott uns alle geschaffen hat, bin ich einigen Accouns “entfolgt”.
  • Da gilt es, exakt die Worship-Songs zu singen, die Gemeinde XY auch singt, weil: Die Gemeinde ist cool. Also müssen wir die Songs auch singen. “Um was geht’s in den Songs?” “Keine Ahnung. Das ist Englisch. Das verstehe ich nicht so. Aber es ist hipp und klingt trendy.” Ok, ok, der Dialog war gestellt – aber ich glaube, er ist sinnbildlich dafür, dass das “Äußere” über “die verborgene Welt” gewonnen hat – in einer frommen Ausgabe des Ganzen.
Die Kraft der “verborgenen Welt”

Mich interessieren Entwicklungen, Dynamiken und Prozesse der Gemeindelandschaft. Ich nehme momentan wahr, dass viele “den Erfolg” der großen Gemeinden und deren Leiter-Ikonen auch gerne hätten und denken, es würde reichen, wenn man nur mal so ein bisschen das Äußere kopiert. Das wird kurzfristig sogar funktionieren – langfristig aber zu ganz viel Frust und Enttäuschung führen. Wieso? Weil “die verborgene Welt”, “der innere Mensch” (wie Paulus schreibt), dabei nicht ausreichend beachtet und genährt wird. Dann werden die Dinge, die wir tun, oberflächlich und es ist, als ob wir – und die, die wir nähren sollen – geistlich verdursten.

Ich liebe es, inspiriert zu werden von Gemeinden und Pastoren, die x Schritte dem voraus sind, wo ich oder meine Gemeinde gerade stehe. Ich mag es total, diesen Menschen, Leitern und Pastoren zuzuhören, von ihrer Weisheit zu profitieren und dabei selbst zu wachsen. Mit meiner Frau bin ich im Coaching bei genau solch einem Pastorenehepaar und was wir alleine durch dieses Coaching gelernt haben, hat unsere “verborgene Welt” sehr, sehr bereichert und wir würden an unserem “inneren Menschen” sehr wachsen, wenn wir diese Gedanken und Ratschläge, diese Weisheit und Lebensreife, die wir von diesem Ehepaar empfangen, auch nur ansatzweise umsetzen. Wir beginnen damit. Und lernen. Denn mir geht es an erster Stelle nicht um einnen Beruf oder das, was du leistest, sondern es geht um dich und mich als Mensch, als Kind Gottes.

Ich habe aufgehört, vom Äußeren auf das Innere zu schließen. Zu glauben, dass “alles in Ordnung” sei, wenn eine Gemeinde viele Gottesdienstbesucher hat, ein Pastor überall als Sprecher eingeladen ist – ist ein Trugschluss. Vom Äußeren kann nur bedingt auf das Innere geschlossen werden.

Manchmal erwische ich mich aber dabei, dass ich es dennoch tue, das gebe ich zu. Dann muss ich mich an die eigene Nase fassen und wieder genauer hinschauen, um was es wirklich geht: die Kraft der verborgenen Welt. Die Kraft, die uns mutige Gebete sprechen lässt, die nächsten Glaubensschritte gehen lässt und uns die Gewissheit gibt, mit Gott über Mauern zu springen. Es ist der Ort, an dem wir schonungslos ehrlich zu uns selbst sind und wahrnehmen, welche wirklichen Bedürfnisse es zu stillen gilt.

Ich mag den Ausdruck “verborgene Welt” (=Geist, Seele, innerer Mensch) deswegwen, weil er etwas Mystisches, etwas Faszinierendes an sicht hat. Eine “verborgene Welt” will entdeckt und erkundet werden. Sie will verstanden und ans Licht gebracht werden. Und genau darum geht es in “Ordne dein Leben”. Ich nehme an dieser Stelle einfach nicht zu viel vorweg. Denn logischerweise fragt man sich: Wie kann ich auf meine verborgene Welt mehr achten? Woraus besteht diese verborgene Welt im Detail? Was bringt es mir und meinem Umfeld, wenn meine verborgene Welt “in Ordnung” ist?

Genau darum geht es in “Ordne dein Leben” von Gordon MacDonald. Er beschreibt die “verborgene Welt” in fünf Dimensionen.

Weil mich das Buch unglaublich inspiriert hat, habe ich es zusammengefasst bzw. die für mich wichtigsten Aussagen der jeweiligen Kapitel herausgeschrieben. Da ich das ohnehin getan habe, dachte ich mir, dass ich dir das auch gerne zur Verfügung stellen kann. Vielleicht hilft es dir, deine verborgene Welt mehr und mehr zu entdecken und ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie benötigt.

Die Seitenzahlen beziehen sich auf die vierte, 2013 im Verlag “Gerth Medien” erschienene Ausgabe.

1 Das Aushöhlungs-Syndrom

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deswegen, weil ich davon überzeugt bin, dass mein “innerliches” Seelenleben die Vorherrschaft über meine “äußerliche” Geschäftigkeit haben muss.”

2 Der Blick von der Brücke

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann nur deshalb, weil ich täglich die Entscheidung treffe, ihren Stand der Ordnung zu überprüfen.”

I Motivation

3 Im goldenen Käfig gefangen

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich mir meinen chaotischen Lebensstil bewusst vor Augen geführt und entschieden habe, ihn rigoros zu ändern.”

  1. Ein getriebener Mensch findet häufig nur Befriedigung, wenn er sein Ziel erreicht
  2. Ein getriebener Mensch beschäftigt sich vorwiegend mit den Symbolen der Selbstbestätigung
  3. Ein getriebener Mensch ist meist dem unkontrollierten Drang zur Größe verfallen
  4. Getriebene Menschen kümmern sich meist wenig um moralische Integrität
  5. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass getriebene Menschen sich damit abgeben, die Fähigkeiten anderer zu fördern
  6. Getriebene Menschen neigen dazu, Positionskämpfe auszutragen
  7. In einem getriebenen Menschen brodelt oft ein Vukan namens Wut
  8. Getriebene Menschen sind in der Regel maßlos beschäftigt, lehnen Spiele jeglicher Art ab und vermeiden geistliche Anbetung

4 Die tragische Geschichte eines erfolgreichen Taugenichts

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich das Problem, das mich treibt, angehe und still auf Jesu Berufung warte.”

5 Leben als Berufener

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich mich als Gottes Haushalter sehe, und nicht als Herr meiner Absichten, meiner Rolle und meiner Persönichkeit.”

Johanes 3, 27-30:
“Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. [geistliche Verwalterschaft] Ihr selbst seid meine Zeugen, dass ich gesagt habe: Ich bin nicht der Christus, sondern vor ihm hergesandt. [wahre Identität] Wer die Braut hat, der ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams, der dabeisteht und ihm zuhört, freut sich sehr über die Stimme des Bräutigams. [klare Vorstellung über die eigene Aufgabe] Diese meine Freude ist nun erfüllt. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.” [unentwegte Hingabe]

  • Johannes, der Berufene, ist ein deutlicher Gegensatz zu Saul, dem Getriebenen. (91)
  • Wenn getriebene Menschen etwas verlieren, ist es eine Katastrophe. Wenn berufene Menschen etwas verlieren, ändert sich nichts. (94)
  • Selbst wenn der Beifall des Volkes zu einem Tosen anschwoll, war die Stimme Gottes in Johannes noch lauter. (96)
  • Die Aufgabe des Trauzeugen ist es, beim Bräutigam zu stehen und nur darauf zu achten, dass alle Aufmerksamkeit auf diesen gerichtet ist. (97)
  • Wie sehr unterscheiden sich doch die Lebensweisen von König Saul und Johannes dem Täufer! Der eine verteidigte mit aller Kraft seinen goldenen Käfig und verlor den Kampf. Der andere war zufrieden mit seinem Platz in der Wüste und der Möglichkeit zu dienen und gewann. (101-102)
  • Warum gerade die Wüste? (105ff)
    • Weil man in der Wüste leichter auf etwas hören kann oder über etwas brüten kann, als in einer lauten, geschäftigen Stadt, wo man gewöhnlich viel vorhat, vom Lärm umgeben ist und sich selbst so wichtig nimmt. (105)
    • In der Wüste kann man etwas über Trockenheit lernen. (106)
    • In der Wüste lernt man auch, in der Abhängigkeit Gottes zu leben. (106)
    • In der Wildnis findet man einen Ort, an dem man frei ist zum Denken, Planen und Vorbereiten. (107)
    • In der Wüste kann ein Mensch berufen werden. (107)

II Zeiteinteilung

6 Hat jemand meine Zeit gesehen?

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich meine Zeit täglich neu als ein Geschenk Gottes betrachte, mit dem man sorgfältig umgehen muss.”

Symptome von Desorganisation (113ff)

  • Mein Schreibtisch, auf dem sich die Papierstapel nur so häufen
  • Der Zustand meines Autos
  • Plötzlich schrumpfendes Selbstbewusstsein
  • Eine Reihe von Verabredungen wird veschwitzt, telefonische Nachrichten bleiben unbeantwortet und Fristen werden verschlafen
  • Unzufriedenheit mit eigener Arbeit
  • Vertrautheit mit Gott wird selten
  • geringe Intensität persönlicher Beziehungen
  • Wir können uns selbst, unsere Arbeit und alles andere um uns herum nicht mehr leiden.

Zeitmanagement von Jesus lernen (120ff)

  • Klares Verständnis der eigenen Mission
  • Zeiteinteilung richtet sich nach der Aufgabe, die zu erfüllen ist
  • die eigenen Grenzen kennen
  • Jesus nahm sich Zeit, um seine zwölf Jünger zu schulen
    • Jesus nahm sich Zeit für den einzelnen.
    • Jesus erklärte seinen Jüngern die tiefere Bedeutung seiner Worte an die Menschenmenge.
    • Er ließ sich von seinen Jüngern berichten.
    • Er wies seine Jünger zurecht.
    • Er lobte seine Jünger.

7 Wie ich meine Zeit zurückgewinnen kann

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich begonnen habe, meine “Zeitlöcher” zu stopfen und meine produktiven Stunden im Licht meiner Fähigkeiten, meiner Grenzen und meiner Prioritäten einzuteilen.”

MacDonalds Gesetze, wie man mit der Zeit nicht zurechtkommt

Regel Nr. 1: Schlechte Zeitplanung fördert meine Schwächen!

Regel Nr. 2: Schlechte Zeitplanung fördert den Einfluss dominierender Meschen in meiner Umgebung!

  • Menschen, die keinen eigenen Zeitplan aufgestellt haben und diese Regel nicht einhalten, merken, wie andere in ihr Leben eindringen und ihnen Termine und Prioritäten aufzwingen.

Regel Nr. 3: Schlecht geplante Zeit fällt jeder Notlage zum Opfer!

  • Das, was am lautesten schreit, ist eben nicht immer das Wichtigste. (132)
  • “Eine Person des öffentlichen Lebens, die häufig der Öffentlichkeit verfügbar sein muss, muss lernen, sich zu verbergen. […] Wir müssen die Zeit, die uns gegeben ist, nutzen, denn es gibt nie genug davon.” (Elton Trueblood, 132)

Regel Nr. 4: Durch schlechte Zeiteinteilung wird man in Dinge verwickelt, die öffentlichen Beifall finden.

  • Wir werden Zeit für Dinge verwenden, die uns aller Wahrscheinlichkeit nach den schnellsten und meisten Beifall bringen. (133)

Wie man Zeit zurückgewinnen kann

  1. Ich muss wissen, wann ich am effektivsten arbeiten kann.
  2. Ich brauche gute Kriterien für meinen Zeiteinteilung.
    • “Weil wir unsere Zeit richtig managen müssen, bleibt uns nichts anderes übrig, als in den saurem Apfel zu beißen und ein höflichs, aber festes Nein zu Möglichkeiten zu sagen, die gut, aber nicht die besten sind.” (139-140)
  3. Ich bin Herr über meine Zeit, wenn ich sie weit im Voraus plane
    • Hier wird die Schlacht entweder gewonnen oder verloren. (141)
    • Vorrangige Termine müssen acht Wochen vor dem tatsächlichen Ereignis im Kalender eingetragen sein.
    • Je näher die betreffenden Termine rücken, desto mehr stehen die Leute vor der Tür, die meine Zeit in Anspruch nehmen wollen.
    • Planen und Einteilen – und zwar Wochen im Voraus – ist der Schlüssel. (143)
    • Die unwichtigen Dinge stehen reihenweise in unserem Kalender, bevor die wichtigen überhaupt hineinkommen. Das bringt uns auf Dauer große Probleme. (143)

III Weisheit und Erkenntnis

8 Der Bessere unterlag

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich beschlossen habe, dass jeder Tag für mich ein Tag des Wachstums an Wissen und Weisheit sein soll.”

  • Wir können unsere verborgene Welt nicht ohne starke geistige Ausdauer ordnen, nicht ohne das intellektuelle Wachstum, das daraus hervorgeht. (149)
  • Achtsamkeit ist das Ergebnis von Disziplin und harter Arbeit, während Gedankenlosigkeit das Resultat von Faulheit und Angst ist. (149-150)
  • Natürliches Talent bringt einen Menschen nur eine bestimmte Strecke weit und lässt ihn dann, weit vor der Ziellinie, im Stich. (153)
  • “Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an. Lasst euch vielmehr von Gott umwandeln, damit euer ganzes Denken erneuert wird.” (Römer 12,2)
  • Derjenige, der (durch den Geist Christi) umgewandelt wurde, wird eifrig denken und überprüfen und schließlich eigene Schlüsse über den Sinn des Lebens und die Realität ziehen. (154)
  • Die Gegenwart gehört dem Mann der Tat aber der Denker lenkt von seinem Studierzimmer aus die Zukunft.” (156. Oliver Wendell Holmes)
  • Ich habe Männer und Frauen beobachtet, die enorme Mengen von Informationen über die Bibel in ihren Kopf gepresst haben. Sie haben gelernt, ein reiches Vokabular christlichen Jargons zu gebrauchen. Ihr Gebetsfluss ist so beeindruckend, dass jeder um sie herum ehrfürchtig zuhört. Wir glauben, dass diese Menschen geistlich sind. Aber in anderen Situationen merken wir, dass sie steif und unflexibel sind, ja unfähig, sich verändern und erneuern zu lassen. Die Antwort auf jede ernsthafte Herausforderung an ihre Gedanken ist ein Zornesausbruch oder eine Anklage. (156-157)
  • Ist es nicht so, dass die Männer und Frauen, die mit Jesus unterwegs sein wollen, dem Schöpfer verpflichtet sind, auch im Bereich des Denkens das Beste zu geben? (160)
  • Ein Christ, der seinen Verstand nicht immer wieder herausfordert, kann sich das vielleicht nicht vorstellen, aber es besteht die Gefahr, dass er von der Kultur aufgesagut wird, in der er lebt. Weil sein Denkvermögen untrainiert ist, fehlt ihm die Fähigkeit, bohrende Fragen, mit der die Gesellschaft herausgefordert werden muss, zu stellen. In einer säkularen Gesellschaft ist der moderne Christ dazu herausgefordert, zunächst einmal prophetische Fragen zu stellen, bevor sich eine Möglichkeit ergibt, jesusorientierte Antworten zu liefern. (163)

9 Der traurige Anblick eines nie gelesenen Buches

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich danach strebe, alles zu verwenden, was ich im Dienst an anderen lerne, so wie Jesus es tat.”

  • Ein Christ, der auf intellektuellem Gebiet stagniert, ist genau wie ein Buch, dessen Seiten ungeöffnet und ungelesen bleiben.

3 Richtungen, in die man die intellektuelle Seite seiner verborgenen Welt entwickeln kann

Rat Nr. 1: Man muss seinen Geist dazu erziehen, christlich zu denken

  • Christlich zu denken heißt erkennen, dass unsere Welt von Gott geschaffen ist und ihm gehört, dass wir Rechenschaft für das ablegen müssen, was wir aus der Schöpfung machen, und dass es wichtig ist, Entscheidungen auf der Grundlage von Gottes Geboten zu treffen. Das bezeichnet die Bibel als “Haushalterschaft”. Das christliche Denken sieht alle Lösungen und Ideen aus dem Blickwinkel, was Gott wünscht und was ihm Ehre geben kann. (171-172)
  • Nur christlich zu denken, ohne danach zu handeln, hat wenig Wert. (172)
  • Ohne regelmäßige Erneuerung unserer Hingabe an Jesus führ christliches Denken zu einer toten Religion, einem langweiligen Glauben und zu einem uneffektiven Zeugnis von Gott. (173)

Rat Nr. 2: Wir müssen lernen, auf die Botschaft, die Gott in die Schöpfung hineingelegt hat, zu achten und sie zu schätzen

  • “Die Himmel erzählen die Ehre Gottes!” (Psalm 19,1)
  • Dort wo der Mensch die Schöpfung nicht durcheinanderbringen konnte, verbreitet diese weiter ihre Botschaft: Gott der Schöpfer sei gepriesen! (174)
  • Das befähigt uns, dieses Schöpfungsmaterial zu nehmen und zu erkennen, es zu formen, es zu verpacken oder auf eine andere Art so zu gebrauchen, dass Gott dadurch neu verherrlicht wird. Der Zimmermann arbeitet mit Holz; der Azt befasst sich mit dem Körper; der Musiker “formt” Klänge; der Geschäftsführer leitet Menschen; der Erzieher schult Jugendliche; der Forscher analysiert, erfindet und gebraucht dazu die Elemente des Universums. (174)

Rat Nr. 3: Der Verstand muss traininert werden, damit er Informationen, Ideen und Einsichten erlangt, mit denen er den Menschen in seinem Umfeld dienen kann

  • Wir entwickeln unseren Verstand nicht allein dazu, um persönlich weiterzukommen, sondern um unsere Denkfähigkeit in den Dienst für andere zu stellen. (175)
  • Wenn mein Verstand wächst, kann er vielleicht zum Wachstum anderer beitragen. (176)

Wie kann man nun in diesen Prozess der intellektuellen Organisation unserer verborgenen Welt einsteigen? (177)

  • Wir wachsen, indem wir Zuhörer werden
    • Lernen, Fragen zu stellen
      • Die richtige Fragestellung bringt uns wertvolle Informationen, die uns wiederum beim Wachsen helfen.
      • Wir müssen lernen, besonders ältere Menschen und Kindern zuzuhören. Sie alle haben Geschichten zu erzählen, die den Verstand und das Herz nur bereichern können. Kinder vereinfachen oft Dinge mit einer brutalen Ehrlichkeit. Alte Menschen können durch ihre langjährige Erfahrung häufig Probleme lösen. Leidende Menschen helfen uns zu verstehen, was im Leben wirklich zählt. (178-179)
    • Leute an ihrem Arbeitsplatz aufsuchen
    • Auf unsere Seelsorger hören
    • Auf unsere Kritiker hören
      • Dawson Trotman (Begründer der Navigatoren): “Herr, bitte zeig mir das Körnchen Wahrheit, das in dieser Kritik verborgen ist.” (180)
  • Wir wachsen durch Lesen
    • Paulus schreibt an Timotheus die Bitte, ihm Pergamente und Bücher zukommen zu lassen (2. Tim 4,13)
    • Ich kann beinahe voraussagen, dass ein Pastor, der in seinem Dienst versagt, auch unfähig dazu ist, auch nur einen Buchtitel oder Autor zu nennen, den er in der letzten Zeit gelesen hat. (183)
  • Wir wachsen durch disziplinierte Weiterbildung
    • Prediger sind gezwungen, sich weiterzubilden, wenn sie die nötige Kanzelnahrung verteilen wollen.
    • defensive Weiterbildung: krampfhafte Weiterbildung zu einem Thema wegen eines Gesprächs oder einer Predigt darüber
    • offensive Weiterbildung: Forschen, Wahrheit und Verständnis herausfinden aus vielen verschiedenen Quellen
    • Wir entwickeln uns weiter, indem wir uns offensiv weiterbilden. (185)
    • Auch wir als Ehemänner müssen uns fragen, ob wir unseren Frauen Zeiten ermöglichen oder nicht, in denen sie die Möglichkeit haben, sich weiterzuentwickeln. (189)
    • Ein Christ, der sich weiterentwickeln möchte, macht sich am besten bei Predigten oder in Bibelstunden immer Notizen. Sie liefern den praktischen Beweis: Gott gibt demjenigen, der zuhört, etwas, das später einmal anderen dienen kann. (190)
    • “Denn Esra richtet sein Herz daruf, dass Gesetz des Herrn zu erforschen und danach zu tun und Gebote und Rechte in Israel zu lehren.” (Esra 7,10)
      • Man beachte die Reihenfolge: studieren, umsetzen, weitergeben
  • Wenn wir geistiges Wachstum und Forbildung ernst nehmen, geschieht etwas Wundervolles: Wir lernen Gott besser kennen, können anderen ungleich mehr dienen und so dem eigentlichen Sinn der Schöpfung gerecht werden, indem wir mit unseren geschärften Sinnen ebenfalls die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln.

IV Geistliche Stärke

10 Ordnung im Garten

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann desalb, weil ich mich dazu entschließe, regelmäßig das geistliche Zentrum meines Lebens zu erweitern.”

  • Die verborgene Welt hat ein Zentrum. “Dieses Zentrum möchte ich den “Geist des Menschen” nennen.” (195)
  • Unordnung in der Seele ist oft darauf zurückzuführen, dass der Mensch keine innere Ruhe hat. Statt einer tiefen Ruhe stellt sich bei einigen Menschen Starrheit und Leere ein. Manche leiden an Rastlosigkeit, denn sie glauben, dass sie niemals den Erwartungen, die Gott an sie stellt, entsprechen können. Ein weiterer Schwachpunkt ist die Unfähigkeit, geistliche Impulse auch wirklich in die Tat umzusetzen. (196)
  • Auch die dramatischen Erfahrungen anderer würden uns nicht genügen. Sollten wir jemals geistliches Leben entwickeln, das uns tiefen Frieden schenkt, dann erreichen wir das nur, wenn wir geistlich diszipliniert leben, so wie ein Athlet seinen Körper zum Wettkampf trainiert. (198)
  • Ich vergleiche das innere geistliche Zentrum am liebsten mit einem Garten, an dem Frieden und Ruhe möglich sind. Dieser Garten ist ein Ort, an dem sich der Geist Gottes entfaltet und seine Weisheit kundtut, Bestätigung oder Zurechtweisung erteilen und Mut machen, Weisung und Führung vermitteln kann. Wird dieser Garten in Ordnung gehalten, dann ist er ein ruhiger Platz, und alles geschäftige und laute Treiben, jegliches Durcheinander sind ausgeschlossen. (200)
  • Unser innerer Garten ist ein zarter und empfindlicher Platz, und wenn er nicht gut gepflegt ist, wird er bald von Unkraut überwuchert werden. Gott wandelt nicht oft in unordentlichen Gärten. Wenn wir unseren inneren Garten vernachlässigen, empfinden wir dort oft eine große Leere. (200)
  • Privilegien, die wir verlieren können (202ff)
    • Freude an der Tatsache, dass wir für die Ewigkeit geschaffen sind
    • Die lebendige und Leben spendende Freundschaft mit Jesus
    • Die Furcht, vor Gott für unser Handeln Rechenschaft ablegen zu müssen
    • Wir sind wertvoll und besonders für Gott, weil wir seine Söhne und Töchter sind
    • Reserve und Kraft zur Bewältigung von Krisen
  • Früchte des Gartens: Mut, Hoffnung, Liebe, Ausdauer, Freude und viel Frieden (204)
  • “Denn Weisheit wird in dein Herz eingehen und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein; Besonnenheit wird dich bewahren und Einsicht dich behüten, dass du nicht geratest auf den Weg der Bösen noct unter die Leute, die Falsches reden.” (Sprüche 2,10+11)
  • “Ich aber laufe nicht wie aufs Ungewisse. Ich kämpfe mit der Faust; nicht wie einer, der in die Luft schlägt, sondern ich bezwinge meinen Leib und bezähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde. (1. Korinther 9,26+27)
  • Sind wir uns überhaupt bewusst, wie wichtig geistliche Übungen, die Kultivierung des inneren Gartens sind? (206)
  • Wenn jemand seine innere geistliche Welt ordnet, gibt er Gott damit den Raum, den er einnehmen und in dem er sprechen kann.

11 Keine weiteren Hilfsmittel nötig

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich keine Angst davor habe, allein und still vor Jesus zu stehen.”

4 geistliche Übungen von grundlegender Bedeutung: Einsamkeit und Stille (1), regelmäßigs Hören auf Gott (2), die Erfahrung von Nachdenken und Meditation (3), das Anbetungs- und Fürbittengebet (4)

(1) Stille und Einsamkeit

  • Man könnte beinahe glauben, dass Gottes Erzfeind geplant hat, uns an jedem erdenklichen Punkt unseres Lebens mit den störenden Geräuschen der Zivilisation zu umgeben, die, wenn sie nicht gedämpft werden, normalerweise Gottes Stimme übertönen. […] Gott flüstert eher im Garten unserer verborgenen Welt. (212)
  • Mutter Teresa: “Gott ist ein Freund der Ruhe. Sie nur, wie die Natur – Bäume, Blumen, Gras – in Ruhe wächst. Sachau dir die Sterne an, Mond und Sonne, wie sie sich in der Stille fortbewegen. […] Wir brauchen Stille, um Seelen zu berühren. […] All unsere Werke werden nutzlos sein, es sei denn, sie kommen von innen. Worte, die nicht das Licht Jesu Christi widerspiegeln, machen die Dunkelheit größer.” (213)
  • Wir sind so an Lärm gewöhnt, dass wir ganz unruhig werden, wenn es um uns herum ruhig ist. (213)
  • Es muss aber regelmäßig Zeiten geben, in denen wir uns zurückziehen. Es muss diese Momente geben, in denen wir die Routine durchbrechen, wo wir uns von Beziehungen oder von den Anforderungen der äußeren Welt zurückziehen, um Jesus im Garten unserer verborgenen Welt zu treffen. (214)
  • Wenn man von Natur aus ein aktiver Mensch ist, ist es harte Arbeit, sich zurückzuziehen. Diese Arbeit ist aber unbedingt notwendig.
  • Jeder, der Ordnung in den geistlichen Bereich seiner verborgenen Welt bringen will, muss den Platz und die Zeit finden, die seinem persönlichen Temperament entsprechen. (217)

(2) Auf Gott hören

  • Mose hatte auf Gott gehört. Sein Bruder Aaron, der Hohepriester des ganzen Volkes, hat währenddessen [als Mose auf dem Berg die 10 Gebote empfing] auf die Menschen gehört. Die Botschaften, die die beiden empfingen, waren völlig unterschiedlich. Als Mose zuhörte, empfing er Gottes Offenbarung vom Gesetz der Gerechtigkeit. Als Aaron zuhörte, vernahm er Beschwerden, Wünsche, Forderungen. Mose brachte kompromisslose Gesetze vom Himmel mit. Aaron fiel auf die Launen der Menschen herein. Es lag am Hören. (218)
  • Das Gebtetstagebuch – eine Hilfe, wie ich auf Gott hören kann
    • Ich war beeindruckt von der Tatsache, dass jahrhundertelang Frauen und Männer Tagebuch geführt hatten, und ich fragte mich, ob sie dadurch wohl ihr geistliches Wachstum beschleunigt hatten. (220)
    • Ich beschrieb meine Gefühle, Ängste, Schwächen, Hoffnungen und auch meine Entdeckungen, wohin Jesus mich führen wollte. Wenn ich mich leer fühlte oder das Gefühl hatte, am Boden zu liegen, dann schrieb ich auch das auf. (220)
    • Ängste und Kämpfe konnte nicht länger in mir bleiben, ohne klar definiert zu werden. Sie wurden an die Oberfläche gebracht und ich setzte mich damit auseinander. (220)
    • Ich schreibe beinahe jeden Tag in mein Tagebuch, dabei ist es aber auch nicht allzu schlimm, wenn einmal ein Tag ausfällt. (224)
    • Ich habe mir zur Gewohnheit gemacht, am Anfang meiner Stillen Zeit hineinzuschreiben, das heißt, es ist das Erste, was ich morgens tue. (224)
    • Was steht denn nun eigentlich darin? (224f)
      • All das, was ich am Vortag getan, wen ich getroffen und was ich gelernt habe, Gefühle, die in mir hochkamen und Eindrücke, die ich, meiner Meinung nach, von Gott erhalten habe.
      • Früher schrieb ich über unsere Kinder […], vertrauten Gespräche, meine Träume und Sorgen […], Freude […], Enkelkinder […], gelegentlich sogar Gebete oder Erkenntnisse aus der Bibellese oder anderer geistlicher Literatur.
    • Während ich schreibe, weiß ich, dass das, was ich schreibe, vielleicht sogar das ist, was Gott mir sagen will. Ich wage es einmal anzunehmen, dass sein Heiliger Geist sich oft mit den Dingen befasst, über die ich nachdenken will und die ich aufzeichne. (225)
    • Das Führen eines Tagebuchs wird den meisten Menschen zur Gewohnheit, wenn sie es mehr als ein halbes Jahr lang durchhalten. Viele geben es zu schnell wieder auf, sodass es ihnen gar nicht erst zur Gewohnheit werden kann, und das ist schade.

12 Man muss immer erst eintreten

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich die Worte Jesu in meine Haltung und mein Handeln aufnehme.”

(3) Nachdenken und Meditation

  • Meditieren bedeutet, seinen Geist auf die himmlischen Frequenzen einzustellen. Man nimmt sich einen Teil der Bibel vor und erlaubt ihm, in die tiefsten Winkel der Seele einzudringen. Die Ergebnisse fallen oft sehr unterschiedlich aus: Reinigung, Bestätigung, das Verlangen danach, Gott zu preisen und ihm Dank zu sagen. Manchmal führt Meditation über einen Wesenszug Gottes oder sein Handeln dazu, dass man wieder ganz neu willens ist, sich seiner Leitung zu unterstellen oder das, was Gott uns sagen möchte, neu zu begreifen. (238)
  • Natürlich können wir nur dann meditieren, wenn wir eine Umgebung gefunden haben, die uns genügend Zeit, Ruhe und Zurückgezogenheit bietet. (239)
  • Unerlässlich ist auch das Lesen klassischer Bücher für geistliches Wachstum. (240)
  • Nachdenken und Meditieren erfordern ein gewisses Quantum an Vorstellungskraft (MacDonald macht dies deutlich anhand von Psalm 1, dem Wirken Jesu oder auch den Worten von Propheten und ihrem jeweiligen (kulturellen) Kontext).
  • Aus derartigen Übungen kommen neue und wunderbare Erkenntnisse. Gottes Wort betritt unsere verborgene Welt. Und weil wir unsere Aufmerksamkeit auf sein Wort gelenkt haben, können wir sicher sein, dass der Heilige Geist uns in der Meditation führen wird. (240)
  • Augustin: “Gott schenkt, wo er leere Hände vorfindet.” (241)
  • C.S. Lewis: “Was übrigens häufig meine eigenen Gebete unterbricht, sind nicht großartige Zerstreuungen, sondern eher die kleinen Dinge, die ich in der nächsten Stunde noch zu erledigen habe oder sein lassen muss.” (241-242)

13 Mit himmlischen Augen sehen

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich mich dazu zwinge, Ereignisse und Menschen mit den Augen Christi zu sehen, sodass meine Gebete das Verlangen widerspiegeln mit seinen Vorstellungen und Zusagen in Einklang zu sein.”

(4) Lobpreis und Fürbittengebet

  • Täglich diszipliniertes Gebet ist eine der schwierigsten Übungen der Christen. (245)
  • Anbetung und Fürbitte stehen an oberster Stelle auf der Liste der geistlichen Kämpfe. (245)

Warum uns das Beten so schwer fällt

I Lobpreis und Fürbitte scheinen zu den unnatürlichen Dingen zu zählen.

  • Mann und Frau waren von Anfang an dazu erschaffen, sich nach Gemeinschaft mit dem Vater zu sehnen. Die Auswirkungen der Sünde zerstören jedoch den größten Teil dieser menschlichen Sehnsucht. Die Sünde verwandelt eine natürliche Aktivität in eine unnatürliche Funktion. (246)
  • Meine Vermutung ist, dass die Sünde den Menschen so angriff, dass sie am meisten seine geistlichen Dimensionen beeinträchtigte. Die körperlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte jedoch blieben unvermindert groß. (246)
  • Der geistliche Hunger, der einst zweifelsohne sehr mächtig war, wurde durch die Macht der Sünde schrecklich eingeschränkt. So sind Anbetung und Fürbitte für uns eine schwierige Herausforderung geworden. (246)
  • Erst wenn wir glauben, dass das Gebet wirklich echtes und äußerst bedeutungsvolles Handeln ist, dass es in Wahrheit Raum und Zeit durchdringt, um den Gott zu erreichen, den es wirklich gibt, werden Abetung und Fürbitte zu einer Gewohnheit werden. (247)

II Anbetung und Fürbitte bedeuten, stillschweigend zuzugeben, dass man schwach ist.

  • Tief in uns verbirgt sich der Widerwille, das anzuerkennen. Es liegt etwas tief in uns, das diese Abhängigkeit ständig leugnet. (247)
  • Das Gebet selbst ist in seiner ureigensten Form eine Anerkennung dessen, dass wir schwach und von unserem Gott abhängig sind. (248)
  • Es ist ein gutes Zeichen für geistliches Wachstum, wenn jemand zugeben kann, dass er eine Beziehung mit Gott braucht, um der Mensch zu sein, zu dem er geschaffen wurde. Es liegt eine enorme Befreiung in dieser Erfahrung.

III Die Erhörung eines Gebetes scheint manchmal lange auf sich warten zu lassen

  • Wir leben in einer Gesellschaft, die relativ gut organisiert ist. (Brief in Briefkasten => kommt zum Empfänger; Artikel aus Katalog bestellen => Artikel kommt an; jemanden um einen Dienst bitten => er tut diesen Dienst) (250)
  • Wir sind daran gewöhnt, dass die Resultate unseren Vorgaben entsprechen. (250)
  • Aber die Wahrheit ist, dass mein Gebetsleben keinesfalls an die Resultate, die ich erwarte oder fordere, gebunden werden kann. (251)
  • Ich habe gelernt, dass Anbetung und Fürbitte weitaus mehr dazu gedacht sind, mich mit Gottes Absichten in Einklang zu bringen, anstatt ihn zu bitten, mit den meinen in Einklang zu kommen. (251)
  • Oft habe ich angefangen zu beten, und dabei waren die Ergebnisse bereits in meinem Hinterkopf festgelegt. Ich wollte Kontrolle über die Menschen und Aktivitäten, für die ich betete, ausüben, indem ich dem Vater vorschrieb, wie sich alles abspielen sollte. Wenn ich das tue, sehe ich Menschen und Ereignisse durch eine weltliche Brille und nicht durch eine himmlische. Ich bete dann so, als säße ich an Gottes Stelle und wüsste, was am besten sei. (251-252)
  • Thomas Kelly: “Vater, sei du Herr über meinen Willen.” (252)
  • Ja, Beten ist in der Tat für den natürlichen Menschen unnatürlich. (252)
  • Ja, ich gebe es zu: Die Antworten auf meine Gebete entsprechen nicht immer meinen Erwartungen. Aber das Problem liegt in meinen Erwartungen, nicht in den Möglicheiten oder dem Feingefühl Gottes. (252-253)

Gemeinschaft mit Gott

  • Jeder von uns wird im Laufe des Tages die Zeit finden, die für ihn am besten für das Praktizieren der geistlichen Übungen geeignet ist. (253)
  • Gibt es eine bevorzugte äußere Haltung für das Gebet? Vermutlich nicht – obwohl es einige Menschen gibt, die fest davon überzeugt sind. (254)
  • Wofür sollen wir beten? Was ist der Inhalt des Gebetes (255ff)
    • Samuel Logan Brengles: “O Herr, bewahre mich davor, geistig und geistlich eine Niete und ein Narr zu werden. Hilf mir dabei, ein körperlicher, geistiger und geistlicher Athlet zu bleiben, der sich täglich verleugnet, sein Kreuz auf sich nimmt und dir nachfolgt. Gib mir guten Erfolg in meiner Arbeit, aber bewahre mich vor Stolz. Bewahre mich auch vor der Selbstzufriedenheit, die so oft eine Begleiterscheinung des Erfolgs und Reichtums ist. Bewahre meinen Geist vor Trägheit, vor Selbstgefälligkeit, da physische Schwächen sowie Altersschwäche in meinem Leben zunehmen.” (255-256)
    • Anbetung
      • Zuerst sollten wir uns auf Gott konzentrieren und ihm für die Dinge danken, die er uns über sich selbst offenbart hat. Anbetung im Gebet bedeutet, unserem Geist zu erlauben, ihn für das zu feiern, was Gott uns über seine Taten in der Vergangenheit offenbart und was er uns von sich gezeigt hat. Wenn wir diese Dinge in einer Haltung der Danksagung und Anerkennung an uns vorüberziehen lassen, merken wir, dass wir allmählich geistlich weiter sehen: die Wahrheit, Gottes Anwesenheit und sein “Sein” in größerem Zusammenhang erkennen. (256-257)
      • Wenn wir in die Anbetung hineinkommen, erinnern wir uns selbst daran, wie groß er ist. (257)
    • Bekenntnis
      • als zweiter Aspekt der Anbetung
      • Im Licht von Gottes Majestät sind wir zur Ehrlichkeit uns selbst gegenüber aufgerufen. (257)
      • “Gott sei mir Sünder gnädig”, ist eine verkürzte Version unseres Beichtgebetes. (257)
      • Mit meiner Sündhaftigkeit ist das genauso. Sie besteht aus Felsbrocken, Kieselsteinen und Geröll, die nach und nach an die Oberfläche kommen. Und der Mensch, der die tägliche Erfahrung des Bekenntnisses oder der geistlichen Übungen vernachlässigt, wird bald davon erdrückt werden. (259)
    • Der Dienst der Fürbitte
      • Die großen Beter sind sich alle darüber einig, dass sie erst dann Fürbitte leisten können, wenn sie Gott genügend angebetet haben. (261)
      • Fürbitte bedeutet, anstelle eines anderen zu beten. Meiner Meinung nach ist Fürbitte der größte Dienst, den ein Christ ausüben darf, vielleicht aber auch der schwierigste. (262)
      • Je größer die geistliche Autorität und Verantwortung eines Menschen ist, desto wichtiger ist es, dass er Fürbittekapazitäten entwicklet. Das braucht Zeit. Und es braucht die Disziplin, mit der sich so viele von uns schwer tun. (263)
      • Fürbitte bedeutet im eigentlichen Sinn des Wortes, zwischen zwei Parteien zu stehen und dem einen den Fall des anderen vorzutragen. (263)
      • Für wen leisten wir denn normalerweise Fürbitte? Ehepartner, Kinder, Freunde, Männer und Frauen, mit denen wir zusammenarbeiten oder die unsere Gemeindekreise besuchen, Nachbarn, deren persönliche Nöte wir kennen, christliche Leiter und Organisationen, Weltevangelisation, unsere eigenen Bitten und Gebete (263-264)
  • Ordnung in unsere verborgene Welt zu bringen bedeutet, den Garten zu kultivieren. (267)
  • Behüte dein Herz mit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.” (Sprüche 4,23)

V Regeneration

14 Ausruhen – mehr als Freizeit

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich in der Hetze und der Routine meines täglichen Lebens dem Sabbatfrieden Platz einräume, um die Ruhe zu finden, die Gott sich selbst und der ganzen Menschheit verordnet hat.”

  • In Ihrer verborgenen Welt kann nur wenig Ordnung herrschen, wenn Sie nicht die Bedeutuung und die Verwirklichung echter Ruhe kennenlernen – eine Unterbrechung, wie Wilberforce es nennt, der Routine unserer heutigen Zeit. (273)
  • Ich habe das Gefühl, dass wir eine müde Generation sind. (273)
  • Merkwürdig an dieser allgemeinen Müdigkeit in unserem Land ist die Tatsache, dass wir gleichzeitig eine so freizeitorientierte Gesellschaft sind. (274)
  • Es gibt eine biblische Betrachtungsweise von Ruhe, die wir entdecken und untersuchen müssen. (274)
    • “Denn in sechs Tagen machte der Herr Himmel und Erde, aber am siebten Tag ruhte er und erquickte sich.” (2. Mose 31,7)
    • Braucht Gott wirklich Ruhe? Selbstverständlich nicht! Aber: Wollte Gott Ruhe? Ja! Warum? Weil Gott seine Schöpfung einem Rhythmus von Ruhe und Arbeit unterwarf, den er dadurch offenbarte, dass er selbst diesen Rhythmus einhielt, sozusagen als Vorreiter für jeden, der ihm nachfolgte. (275)
    • Ruhe sollte kein Luxus sein, sondern eher eine Notwendigkeit für diejenigen, die Wachstum und Reife erlangen wollen. (275)
    • Da wir nicht verstanden haben, dass Ruhen eine Notwendigkeit ist, haben wir ihre Bedeutung verfälscht und die Ruhe, die Gott uns zuerst vorlebte, durch Dinge ersetzt, die eher in den Bereich “Freizeit” und “Unterhaltung” gehören. Derartige Dinge bringen natürlich keinesfalls Ordnung in unsere verborgene Welt. (275)

Die Bedeutung der Sonntagsruhe

I Der Kreis schließt sich

  • “Und Gott sah, dass es sehr gut war.”
  • Gott gab seiner Arbeit eine Bedeutung und erkannte die Fertigstellung an. (276)
  • Wir betrachten unsere Arbeit und stellen Fragen wie:
    • Was bedeutet meine Arbeit?
    • Für wen arbeite ich überhaupt?
    • Wie gut ist die Arbeit gemacht?
    • Warum habe ich das getan?
    • Welche Resultate habe ich erwartet und was habe ich tatsächlich bekommen?
  • Die von Gott eingesetzte Ruhe wurde zuerst und vor allem dazu bestimmt, damit wir unsere Arbeit interpretieren, die Bedeutung herauslesen und sicherstellen, dass wir genau wissen, zu wessen Ehre wir sie tun. (277)
  • Ein ruhe-loser Arbeitsstil macht den Arbeiter selbst ruhelos. (279)

II Rückkehr zu den ewigen Warheiten

  • Wirkliche Ruhe entsteht dann, wenn wir regelmäßig inmitten unserer täglichen Routine innehalten, um uns die Wahrheiten und Ziele, durch die wir leben, wieder einmal vor Augen zu führen. (280)
  • Es ist notwendig, die für unser Leben zentralen Wahrheiten herauszufinden. (281)
  • Wir sind immer für Wahrheitsverdrehungen empfänglich und lassen uns überreden, dass das Wahre in Wirklichkeit falsch und das Falsche in Wirklichkiet wahr sei. (281)
  • Ich schlage vor, dass wir folgende Fragen beantworten, und zwar für uns persönlich, aber auch als Gemeinde: Bekommen wir diese Art Ruhe, die die Wahrheit bestätigt, oder bekommen wir sie nicht? (283)
  • So ist die Ruhe nicht nur ein Zurückblicken auf die Bedeutung meiner Arbeit und auf die Schritte, die ich zuletzt in meinem Leben gegangen bin, sondern sie frischt auch meinen Glauben und meine Hingabe an Jesus auf. (283)

III Definition unseres Auftrags

  • Wenn wir im biblischen Sinn Ruhepausen einlegen, bestätigen wir unsere Absichten, ein christuszentriertes “Morgen” zu leben. (284)
  • “Was ist heute meine Aufgabe?” Wenn ich mir diese Frage nicht regelmäßig stelle, dann bleibe ich offen für Fehlentscheidungen und Irrwege. (284)
  • Jesus zog sich häufig in die Einsamkeit zurück […] zog es zu der Ruhe, aus der an Kraft und Richtungsanweisung für die nächste Phase des Auftrags ziehen kann. (285)
  • Ohne diese Art von Ruhe wird unsere verborgene Welt immer in Spannung und Unordnung bleiben. (285)

IV Entscheide dich dazu, Ruhe zu halten

  • Sabbat ist mehr als nur ein Tag. (288)
  • Was würde geschehen, wenn wir diesen Sabbat zur Ruhe anstelle zum Ausleben weltlicher Freizeit nutzten? (289)
    • Zunächst bedeutet Sabbat Anbetung, gemeinsam mit der Familie. (289)
    • Zweitens bedeutet der Sabbat, die Notwendigkeit anzuerkennen, dass man sich ausruhen und im eigenen Leben Zeiten der Ruhe haben muss. Sabbat bedeutet Ruhe, die Frieden in das Innenleben bringt. […] Dazu ist aber nötig, dass wir diesen Frieden als Geschenk annehmen und uns Zeit reservieren, dieses Geschenk zu empfangen. (289)
  • Deshalb entschieden wir uns, den Sabbat an einem Wochentag zu feiern. Wir wollten Gottes Geschenk nicht verpassen! Am Sonntag würden wir versuchen, anderen zu helfen, ihren Sabbat zu feiern, aber der Frieden, der normalerweise an diesem Tag auch auch uns reserviert wäre, würde auf einen anderen Tag verschoben werden, das war dann gut so. (291)
  • Wir lernten, dass das für unsere Mitarbeiter, die Kinder und für die Gemeinde nur von Nutzen ist und dass wir uns diese Möglichkeit geistlichen Aufbaus nicht entgehen lassen dürfen. Das hat nichts mit Gesetzlichkeit zu tun. Es geht eher um die Freiheit, ein Geschenk anzunehmen. (292)
  • Ich staunte: Durch diese friedvolle Ordnung in meiner verborgenen Welt, die ich durch das Respektieren des Sabbats erhielt, war ich fähig, alles um mich herum in den folgenden Tagen mit viel größerer Weisheit und Entscheidungskraft zu ordnen. (293)
  • Wir ruhen uns nicht aus, weil wir die Arbeit getan haben, sondern weil es ein Gebot Gottes ist und er uns so schuf, dass wir Ruhe brauchen. (293)
  • Die meisten von uns denken, dass wir erst ruhen können, nachdem unsere Arbeit getan ist. Aber Sabbat ist nicht etwas, das man danach hält. Er sollte, im Gegenteil, als Erstes angestrebt werden. (293)
  • Die Welt ebenso wie die Kirche brauchen wirklich ausgeruhte Christen, Christen, die regelmäßig durch echte Sabbatruhe neue Kraft schöpfen und nicht nur durch Freizeit oder Pausen. Wenn man diese göttliche Ruhe gefunden hat, wird man entdecken, wie viel Power und Durchschlagskraft Christen haben können. (295)

Nachwort: Das Spinnrad

“Wenn meine verborgene Welt in Ordnung ist, dann deshalb, weil ich mich bewusst dafür entschieden habe, mit dem Ordnen anzufangen, und zwar jetzt gleich.”

  • John Wesley: “Obwohl ich immer in Eile bin, bin ich niemals in Hetze, weil ich nur so viel Arbeit auf mich lade, wie ich ruhigen Herzens bewältigen kann.” (300)
  • Wir können uns nur dann in diesen Raum der verborgenen Welt zurückziehen, wenn wir uns dazu entschließen, sie als das Allerwichtigste anzusehen. (301)
  • An dieser zentralen Stellen beginnen wir, Jesus Christus in seiner ganzen Majestät zu entdecken. Dort ist er mehr als das, was einige festgefahrene Behauptungen über ihn sagen. […] Im Zentrum fordert er unsere Aufmerksamkeit als der auferstandene Herr des Lebens, und das bewegt uns, ihm nachzufolgen und von der Stärke seines Charakters und Erbarmens zu schöpfen. (301)
  • Im Zentrum sind wir völlig überwältigt von dem Glanz und der Majestät Gottes als dem himmlischen Vater. Dort herrscht feierliche, aber fröhliche Anbetung. Es kommt zum Bekenntnis und zum Zerbruch. Und dort gibt es Vergebung, Wiederherstellung und Bestätigung. (301)
  • Schließlich werden wir im Zentrum mit der Macht und Kraft des Heiligen Geistes erfüllt. Dort leben Vertrauen und Erwartung auf. Wir bekommen Einsicht und Weisheit. Ein Glaube, der Berge versetzt, blüht auf, und eine Liebe für andere, sogar für die Unliebsamen, beginnt zu wachsen. (301-302)
  • Beziehungen zu Familie und Freunden, Geschäftspartner, Kollegen und Nachbarn und sogar zu Feinden bekommen eine neue und viel gesündere Perspektive. Es wird uns möglich, zu vergeben, zu dienen, nicht nach Rache zu streben, großzügig zu sein. (302)
  • Alles, was wir tun, wird sich verändern, wenn wir an unserem Zentrum beginnen. Es wird eine neue Bedeutung und ein höheres Maß an Effekivität gewinnen. Integrität und Ehrlichkeit werden uns wichiger werden. Wir werden weniger ängstlich sein und dafür viel nachsichtiger. (302)
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Bist du frei?

Spontan sagst du wahrscheinlich “Ja!”, denn wenn du das hier liest, hast du Zugang zum World Wide Web, kannst lesen und hast irgendein elektronisches Gerät vor deiner Nase. Dir geht’s im Prinzip ganz gut und du lebst wahrscheinlich recht frei.

Ich stelle dir die Frage aber noch mal: “Bist du frei?”

Deine Antwort wird nun nicht mehr so einfach ein “Ja” sein, darauf könnte ich wetten. Mir ging es so, als ich mir diese Frage zum wiederholten Mal stellte.

Frei. Was heißt das? Wann bin ich das? Wovon bin ich frei?

Was bedeutet “frei sein”?

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr festigt sich in mir der Eindruck, dass wir oft viel mehr innerlich unfrei sind als äußerlich. In unserer westeuropäischen Kultur und Gesellschaft sowieso. In diktatorischen Staaten mag das anders sein.

Frei zu sein bedeutet nicht, tun und lassen, was ich will. Das ist Grenzenlosigkeit – aber keine Freiheit.

Frei zu sein heißt: Tun und lassen, was Gott will. Das ist wirkliche Freiheit – warum? Darauf komme ich am Ende es Artikels.

Ich erinnere mich noch an ein Gespräch, das ich im Studium führte. Mein Gesprächspartner hatte aus meiner Sicht Ansichten, die sich mit meinen Ansichten nicht unbedingt vereinbaren ließen – genauer gesagt: gar nicht. Es war ein intensives und anregendes Gespräch. Als ich in einem Nebensatz fallen ließ, dass die Bibel als Wort Gottes für mich Richtschnur in meiner ethischen Urteilsfindung ist, meinte mein Gegenüber: “Du bist nicht frei! Du bist Sklave der Bibel!”

Ich entgegnete, dass wir bei einer solchen Sichtweise, alle Sklaven einer übergeordneten Instanz sind – und wenn es eine linke Ideologie ist, wie es bei meinem Gesprächspartner der Fall war.

Ich selbst betrachtete mich freilich nicht als Sklaven – sondern als frei. Warum? Weil ich nicht tun, lassen und denken konnte, was ich wollte, sondern ich wusste: Gottes Wille für mein Leben ist wesentlich besser als mein eigener Wille. Also war ich (und bin es heute noch) dankbar, frei zu sein in dem, dass mir Gott heilsame Begrenzungen gibt, in denen ich mich bewegen kann.

Ich weiß, dass dies für atheistisch und agnostisch denkende Menschen äußerst schwierig nachzuvollziehen ist. Aber eines ist doch klar: Selbst eine propagierte Grenzenlosigkeit wird zur Grenze des eigenen Lebens und ethischen Denkens. Da wähle ich doch lieber eine Begrenzung, von der ich weiß, dass dessen “Erfinder” Jesus sagt:

Ich lebe und ihr sollt auch leben.Die Bibel, Johannes 14,19

Frei zu sein bedeutet für mich also, Tag für Tag wieder neu den Versuch zu unternehmen, dem Willen Gottes zu folgen und so zu leben, dass mein Denken, Tun und Handeln möglichst kongruent zu diesem Willen ist.

Wovon bin ich befreit?

In erster Linie: von mir selbst. Am Anfang der Bibel wird vom so genannten “Sündenfall” berichtet. Der Mensch lebt im Paradies, in ungetrübter Nähe zu Gott, genießt sein Leben, seine Freiheit (Gott hat ihm gesagt, was er essen darf und was nicht, er hatte also Grenzen gesetzt) und alles, was um ihn herum ist. Da kommt der Teufel in Gestalt einer Schlange und verführt den Menschen dazu, von der Frucht zu essen, von der es ihm verboten ist, zu essen. Mit welchem Argument tut er das?

Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott und das Gute vom Bösen unterscheiden können.Die Bibel, 1. Mose 3,5

“Ihr werdet sein wie Gott!” Das ist es, was uns heute immer und immer wieder im Weg steht, frei zu sein. Wir wollen selbst über uns bestimmen und möglichst alles selbst entscheiden. Wir glauben, dass wir selbst am Besten wissen, was gut und böse ist für unser Leben.

Das geschieht natürlich vollkommen subtil und automatisch: Wir vergessen Gott einfach! That’s it. Klingt hart, aber so ist doch die Realität. Wir haben Tag für Tag so viele Entscheidungen zu treffen, da treffen wir sie lieber alleine, als noch einen Ratgeber mit an Bord zu holen. Und ich rede jetzt nicht von den trivialen Entscheidungen, was wir anziehen und was wir kochen sollen. Es sind eher die großen Entscheidungen, unseren Beruf, unsere Partnerschaft, unsere Familie, unsere Zukunft und unsere Finanzen betreffend. Schnell treffen wir Entscheidungen aus uns selbst heraus, anstatt uns in die Freiheit zu begeben und Gott zu fragen, was er wohl tun würde. So paradox es klingt: Mich von Gott abhängig zu machen ist der erste Schritt in wahre Freiheit!

Zur Freiheit befreit

Der Grund dafür liegt schlicht und einfach darin, dass Gottes Wesen Liebe ist! Wäre Gott ein diktatorischer Despot, wie wir sie auf Erden zu Genüge haben, wäre es der Ritt in den Untergang, mich von ihm abhängig zu machen. Das wäre keine Freiheit – das wäre Sklaverei. Und der Gesprächspartner in meinem Studium hätte absolut recht. Nun ist es aber gerade so, dass ich als Christ an einen Gott glaube, dessen Wesen Liebe ist – unbeschreibliche, unendliche, unglaubliche und bedingungslose Liebe. Das habe ich in verschiedenen Artikeln immer wieder zum Ausdruck gebracht – zum Beispiel hier (“Erkenne deine wahre Identität in Jesus“), hier (“Gott ist gut“) oder hier (“Gott als Vater – sein eigentliches Wesen“).

Einer der am meisten zitierten Bibelverse drückt das auf knappe aber so zielsichere Weise aus:

Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat. Die Bibel, Johannes 3,16

Gott ist Liebe (steht so übrigens auch in der Bibel in 1. Johannes 4,16) und aus dieser Liebe heraus schenkt er uns wahre Freiheit. Eine Freiheit, die nicht durch Grenzenlosigkeit besticht, sondern eine Freiheit, die durch den Tod seines Sohnes Jesus am Kreuz für uns erst ermöglicht wurde.

Deswegen schreibt Paulus im Galaterbrief einen Gedanken, der mich schon seit langer Zeit begeistert, der aber nur Sinn ergibt, wenn wir die Güte und Liebe Gottes als Freiheit erkennen – auch wenn wir dadurch “gebunden” sind an seinen Willen – aber lieber lasse ich mich an seinen Willen binden als an mein menschliches, selbstsüchtiges und “durch die Schlange verdorbenen” Willen.

Durch Christus sind wir frei geworden, damit wir als Befreite leben. Jetzt kommt es darauf an, dass ihr euch nicht wieder vom Gesetz versklaven lasst. Die Bibel, Galater 5,1

Wer Jesus glaubt und ihm vertraut, der ist nicht nur frei geworden von dem, was ihn knechten will. Vielmehr noch: Er und sie darf als Befreite(r) leben! Und das heißt auch: Sich nicht wieder neu “versklaven” lassen von menschlichen oder dämonischen Kräften und Gesetzen.

Das klingt in der Theorie ganz nett, ich weiß. Viel schwieriger ist es, das auch zu leben.

Folgende Fragen können dir dabei behilflich sein, mehr und mehr in der Freiheit zu leben, zu der Jesus dich befreit hat:

  • Habe ich mein Leben Jesus anvertraut?
  • Was hindert mich daran, ihm ganz zu vertrauen?
  • Welche Bereiche meines Lebens sind von dieser Freiheit noch unberührt, weil ich meinen eigenen Willen durchsetzen möchte?
  • Welche Bereiche meines Lebens sind besonders anfällig dafür, meinen eigenen Kopf durchzusetzen anstatt Gott zu fragen?
  • Wer kann mir dabei helfen, mehr und mehr in Freiheit zu leben?

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Christen – lacht mehr!

[Eine kleine Vorbemerkung: Ich weiß, es gibt Phasen im Leben, da ist uns überhaupt nicht nach Lachen zumute. Solltest Du Dich in solch einer Phase befinden, verstehe diesen Artikel nicht als Angriff. Ich schreibe ihn vor allem deswegen, weil ich Glaube, dass Christen großartige Gründe haben, zu lachen – und das leider im Allgemeinen vergessen oder gar verboten bekommen. Es geht mir nicht darum, Leid, Not oder Schwierigkeiten “wegzulachen” – dafür gibt’s genug komische Seminar-Angebote auf dieser so skurrilen Welt.]

Du musst kein Optimist sein, um zu lachen! Es reicht, wenn du Christ bist! Leider aber habe ich den Eindruck, dass vor lauter “Kampf gegen die Spaßgesellschaft” wir Christen das Lachen oft vergessen. Oder in den Keller dazu gehen – natürlich in den Kirchenkeller. Logisch.

Lachen – auch in Bedrängnis

Ich las in einem Leseplan in der youversion-App (eine absolut empfehlenswerte App: www.bible.com/de/) vor wenigen Tagen folgende Sätze:

Unabhängig von allem, was Sie heute vielleicht durchmachen: Freuen Sie sich! Liebe Freunde, bewahren Sie sich Ihren Humor. Er wird Ihnen helfen, Ihre Prüfungen zu bestehen.

Um welche Bibelstelle ging es? (Ich wette, dass einige jetzt auf die falsche Stelle, nämlich auf Philipper 4 tippen.) Um diese hier:

Es ist die Hoffnung auf ein ewiges, von keiner Sünde beschmutztes und unzerstörbares Erbe, das Gott im Himmel für euch bereithält.

Bis dahin wird euch Gott durch seine Kraft bewahren, weil ihr ihm vertraut. Und so erfahrt ihr schließlich seine Rettung, die am Ende der Zeit für alle sichtbar werden wird.

Darüber freut ihr euch von ganzem Herzen, auch wenn ihr jetzt noch für eine kurze Zeit auf manche Proben gestellt werdet und viel erleiden müsst.Die Bibel, 1. Petrus 1, 4-6

Der erste Petrusbrief richtet sich an Christen, die unter Verfolgung durch den römischen Kaiser leben. Wenige Jahre und Jahrzehnte nachdem Jesus gestorben und auferstanden ist, formten sich die ersten christlichen Gemeinden. Zunächst in Jerusalem und später auch darüber hinaus, verstreut im Römischen Reich. Petrus schreibt an Christen, deren Leben also alles andere als gechillt ist. Ich finde das bemerkenswert. Der Kontext ist wichtig, damit wir verstehen, dass Petrus hier nicht Christen adressiert, deren Leben ohnehin ganz einfach ist.

Lachen ist gesund

Das sagt der Volksmund – aber auch die Medizin. Denn Lachen senkt den Blutdruck und regt das Immunsystem an. Durch Ausschüttung bestimmter Hormone kann zeitweise sogar das Schmerzempfinden beeinträchtigt werden – alles natürlich von Mensch zu Mensch verschieden.

Und denken wir beim momentanen Fitness-Hype nur mal daran, dass beim Lachen mindestens 17 Gesichtsmuskeln aktiviert werden, dann kannst du dir deine Dauerkarte im Fitness-Center sparen. Wobei – so ein Sixpack im Gesicht ist vielleicht gar nicht mal so lustig.

Wir wissen aber eins: Lachen ist nicht nur gesund, sondern auch ansteckend und beziehungsfördernd. Ich bin gerne mit Menschen zusammen, die gerne und viel lachen oder sich so verhalten, dass ich selbst lachen muss. Natürlich lache ich nicht über die Menschen, sondern über deren Witze oder sonst etwas. Ganz banal. Ganz simpel. Ganz einfach. Wir sollten öfters wieder dahin zurück kehren, die kleinen Dinge im Leben zu feiern.

Also schon “rein menschlich” betrachtet (und es gäbe sicher noch jede Menge mehr zu sagen) ist Lachen wichtig, weil es auch in schwierigen Situationen uns immer wieder Kraft gibt und uns – zumindest phasenweise – aus einem Tief herausholt.

Das Lachen Gottes

Vielleicht überrascht dich die Überschrift ein wenig, aber auch Gott lacht. Wir lesen davon in der Bibel. Zugegeben: Es ist weniger, weil ihm Petrus einen Witz erzählt hat, eher ist es ein sieghaftes Lachen.

Warum geraten die Völker in Aufruhr? Weshalb schmieden sie Pläne, die doch zu nichts führen? Die Mächtigen dieser Welt rebellieren: Sie verschwören sich gegen Gott und den König, den er auserwählt und eingesetzt hat .

“Kommt, wir wollen uns befreien”, sagen sie, “wir schütteln ihre Herrschaft ab!”
Aber Gott im Himmel kann darüber nur lachen, nichts als Spott hat er für sie übrig.Die Bibel, Psalm 2, 1-4

Ok, nicht die einfachste Stelle. Aber ich möchte mal die Perspektive dahingehend einnehmen: Wenn Gott lacht bzw. über etwas “nur lachen kann”. Dann bedeutet das, er steht über den Dingen, er thront über den Dingen. Das tun wir nicht. Aber Gott. Und als Christ kann ich mich an seine Seite Stellen und ebenfalls lachen – aber aufgepasst, hier wird’s heikel: Niemals über Menschen. Never ever! Ich kann aber der Gefahr, der Angst, dem Scheitern oder was auch immer “ins Gesicht lachen” – weil Gott an meiner Seite ist. Nur leider schaffen wir das nicht immer so.

Das hat auch schon Martin Luther erkannt und schreibt in seiner Auslegung der Psalmen:

“Denn wenn der Heilige Geist sagt, Gott lache und spotte den Gottlosen, so tut er es um unsertwillen, damit auch wir mit Gott lachen und nicht zittern und zagen. Wer das immer und überall kann, der ist ein wahrer Doktor der Theologie, aber weder Petrus, noch Paulus, noch die anderen Apostel haben es gekonnt, darum müssen auch wir bekennen, dass wir in dieser Kunst noch Schüler und noch keine Doktoren sindMartin Luther

Im Alten Testament bekommen Sarah und Abraham als hochbetagte Menschen noch ein Kind von Gott verheißen (nachzulesen in 1. Mose 17). Ihre Reaktion: Sie lachen. Dieses Lachen ist eher ein ungläubiges, ja vielleicht sogar verächtliches Lachen – und das auch noch Gott gegenüber. Ihr Sohn kommt zur Welt und trägt den Namen “Isaak” – was bedeutet: Gott lacht.

Hier ist aber kein verächtliches, ungläubiges Lachen gemeint, sondern ein fröhliches, ein von Herzen kommendes Lachen. Gott handelt, Gott lässt ein Wunder geschehen – und das alleine ist Anlass zum Lachen.

Die Freude am Herrn ist meine Stärke

Aber wir können doch nicht einfach so lachen und lustig sein als Christen? DOCH! Unbedingt! Ich wünschte mir manchmal, wir würden noch mehr lachen über die ganz alltäglichen, banalen Dinge, über Situationskomik und Wortwitz. Wer aber noch eine fromme Begründung braucht, der findet sie in Nehemia 8:

Die Freude am Herrn gibt euch Kraft.Die Bibel, Nehemia 8,10

Auch hier ist der Kontext interessant – und der Rest des Verses, den ich gleich noch zitieren werde. Wir sind zur Zeit des Alten Testamentes. Das Volk Israel hat seine wohl bis heute dramatischste Phase erlebt: Das babylonische Exil. Jerusalem und der Tempel wurden von der damaligen babylonischen Weltmacht zerstört und große Teile des Volkes wurden in das ferne babylonische Reich deportiert. Im Buch Nehemia wird geschildert, wie die Aufbauarbeiten nach diesem Exil vonstatten gingen. Und nach erfolgreicher Arbeit sollen die Israeliten etwas Bestimmtes tun. Das steht in diesem Vers 8, wenn man ihn nämlich mal ganz liest und nicht nur auf den letzten Teil beschränkt.

Und nun geht nach Hause, esst und trinkt! Bereitet euch ein Festmahl zu und feiert! Gebt auch denen etwas, die sich ein solches Mahl nicht leisten können! Dieser Tag gehört unserem Gott. Lasst den Mut nicht sinken, denn die Freude am Herrn gibt euch Kraft!Die Bibel, Nehemia 8,10

Was? Um Himmels Willen! Die Israeliten werden aufgefordert, eine Party zu feiern? Korrekt! So ist Gott. Er weiß nämlich, was uns Menschen gut tut: das Lachen, das Feiern, das Fröhlichsein. Nicht umsonst habe ich einen Beitrag geschrieben mit dem Titel “Christen – feiert mehr!“.

Natürlich kann man das Lachen nicht verschreiben oder gar vorschreiben. Dennoch glaube ich aber, dass wir als Christen auch dafür bekannt sein sollten, dass wir lachen; dass wir fröhlich sind – und dass wir das auch zum Ausdruck bringen.

Warum? Weil wir einen Gott an unserer Seite haben, der aller Gefahr, allem Zweifel, aller Trauer, allem Leid ins Gesicht lachen kann, weil er größer und stärker als alles ist. Das wiederum lässt uns natürlich im tiefsten Leid nicht immer sofort laut loslachen, das ist mir durchaus bewusst.

Ich finde es aber dennoch interessant und ehrlich gesagt eine ziemliche Provokation, dass Petrus gerade an Christen in großer Not und Verfolgung geschrieben hat: “Darüber freut ihr euch von ganzem Herzen, auch wenn ihr jetzt noch für eine kurze Zeit auf manche Proben gestellt werdet und viel erleiden müsst.

Worüber? Dass auf Christen ein unglaublich großartiges und wunderbares ewiges Leben wartet, dessen Kraft und Schönheit schon hier auf der Erde immer wieder durchblitzt und erfahrbar ist, weil Gott uns bewahren wird in seiner Kraft und Liebe.

Und wenn dir noch nicht zum Lachen zumute ist, ist das alles kein Problem. Dann lass dir aber eines sagen: Schämen musst du dich nicht für dein Lachen – und in den Kirchenkeller musst du nicht gehen. Der ist nämlich schon besetzt von denen, die nicht verstanden haben, wie sehr Gott will, dass wir das Leben lieben und das zum Ausdruck bringen. Überirdisch – weil wir übernatürlich gesegnet sind.

Und weil ich glaube: Wenn wir unser Lachen und unseren Humor dauerhaft verlieren, hat der Teufel einen Teilsieg errungen.

An alle Väter da draußen

Wissen wir eigentlich, wann wir das letzte Mal mit unseren Kindern auf dem Bett toben, sie mit Mama und Papa “kuscheln”, sie auf unseren Schoß springen, sie uns mit ihrer Naivität zum Lachen bringen, sie es toll finden, wenn wir sie “süß” nennen, sie uns das Gefühl der vollkommenen Geborgenheit geben, sie unsere Hand ergreifen und es in uns ein ganz besonderes Gefühl auslöst?

Wir wissen nicht, wann das “letzte Mal” sein wird

Liebe Papas,
wir wissen oft, wann sie das erste Mal “Papa” sagen, unsere Hand ergreifen und uns einen Kuss geben. Aber wann ist das “letzte Mal”? Keiner kann das wissen, keiner kann es sagen.

Umso wichtiger ist es, dass wir als Papas mit unseren Kindern Zeit verbringen und Dinge tun, die niemand anderes mit unseren Kindern tun kann. Verrückte Sachen. Naive Sachen. Unglaubliche Sachen. Sinnlose Sachen. Kindliche Sachen. Was auch immer: Es kommt die Zeit schnell genug, in der unsere Kinder “funktionieren” müssen, leisten müssen, abliefern müssen, sich beweisen müssen und die Realität der Ellenbogen in unserer Gesellschaft kennen lernen.

Umso wichtiger ist es doch, dass wir sie mitnehmen in eine Welt und in eine Zeit, in der sie möglichst unbeschwert erfahren: Ich habe einen Papa, der mich liebt, der mit mir Zeit verbringt, weil er will und nicht weil er muss. Weil er mich liebt, nicht weil ich eine Aufgabe bin. Und weil es ihm nicht peinlich ist, auch mal Sachen zu machen, die “man als Erwachsener aber nicht macht”.

Es kommt der Tag…

Es kommt der Tag – da ist es zu spät. Da nimmt dich dein Kind nicht mehr an die Hand, weil es – und das ist auch gut so! – groß genug ist, um diese eine Situation zu meistern.

Es kommt der Tag, da springt es nicht mehr auf deinen Schoß und wirft sich dir um den Hals (und spätestens wenn dein Kind 40 ist, ist das vielleicht auch ganz gut so).

Und wehe, du nennst dein Kind noch “süß” – es kommt die Zeit, da wirst du dein Kind damit eher reizen als zum Lachen bringen.

In jedem Papa schlagen zwei Herzen (und damit spiele ich nicht auf “die Kraft der zwei Herzen” an). Sind deine Kinder noch “klein”, willst du, dass sie “groß und stark” werden, dass sie ihr Leben meistern, immer eigenständiger werden und sich entwickeln. Gleichzeitig willst du das aber nicht, weil du spürst: Je mehr sie genau das tun, desto weniger bleiben sie so “klein und süß”. Das ist der Lauf der Dinge, der uns Papas allen zu schaffen macht.

Halte die Reihenfolge ein!

Setz deine Kinder auf Platz 3!

Hä?

Platz 1: Gott

Platz 2: Dein(e) Partner(in)

Platz 3: Deine Kinder

Ganz einfach. Wenn Du Platz 2 und 3 vertauschst, bekommst du spätestens dann ein Problem, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Wenn du aber noch andere Dinge auf Platz 3 stellst wie deinen Job, deine Gemeinde, deine Hobbys oder __________ – dann wird es deinen Kindern schaden.

Natürlich kann man das nicht so strikt voneinander trennen. Doch es sollte zumindest in Kopf und Herz verankert sein, dass die ersten drei Plätze vergeben sind und sich nichts dazwischen drängen darf.

Als Gott den Menschen schuf (nachzulesen in der Bibel auf den ersten Seiten in 1. Mose 1 und 2), setzte er ihn als Beziehungswesen auf diese Erde. Und das tat er genau in dieser Reihenfolge.

Zunächst schuf Gott den Menschen. Und als er das tat, geschah etwas bis dahin noch nie Dagewesenes, etwas Unglaubliches, etwas Faszinierendes:

Da nahm Gott, der HERR, etwas Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Die Bibel, 1. Mose 2,7

Der Mensch wurde ein lebendiges Wesen in Abhängigkeit und durch die Vollmacht Gottes. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch war entstanden – und zwar nicht irgendwann, sondern gleich zu Beginn menschlicher Existenz.

Dann gab Gott dem Mann eine Frau als Partnerin an die Seite und sie sollten Kinder zeugen, eine Familie gründen, nicht mehr nur “Mann und Frau” sondern auch “Mama und Papa” sein:

Dann sagte Gott: “Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.”

So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. Er segnete sie und sprach: “Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz!”Die Bibel, 1. Mose 1, 26-28a

So etwas wie “Gemeinde” kam erst viel, viel später. Für alle Christen, die jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil sie Gemeinde vor Familie platziert haben: Ihr habt dieses schlechte Gewissen zurecht! Und natürlich ist die Trennlinie auch hier nicht ganz easy: Ich möchte, dass meine Kinder im Glauben wachsen – deswegen sollen sie auch Teil der Gemeinde sein. Und doch ist diese nicht wichtiger als die Familie.

Deswegen: Halte die Reihenfolge ein!

Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst

…ist nicht die tollste Schule der Gegend, die schönsten Klamotten, die besten Spielzeuge, ihr Auto oder Führerschein zu finanzieren oder ein Sparvertrag bei der Bank deines Vertrauens.

Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst ist deine Liebe als Papa – weil das eine Liebe ist, die niemand anderes deinen Kindern geben kann. Niemand! Nur du! Und diese Liebe ist manchmal verrückt, manchmal ist sie ganz spießig. Sie ist wild und sie ist zärtlich. Sie ist streng und sie ist lustig. Sie ist so vieles. Eines aber ist die Liebe eines Vaters zu seinem Kind immer: Unersetzlich!

Am Wochenende waren wir mit einigen Papas beim “Vater-Kind-Zelten” am Schluchsee. Es war eine geniale Zeit mit meinen Kindern, mit anderen Papas und mit anderen Kindern. Ich glaube, dass es allen gutgetan hat. Mir hat es das auf jeden Fall und dieses Wochenende ist sicherlich der Grund für diesen Beitrag.

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Ich habe wieder mal aufs Neue gemerkt, wie schnell die Zeit verfliegt und wie die Tage, Wochen, Monate, Zeiten nicht zurückkommen werden. Sie sind weg.

Ich habe noch nicht gehört, dass jemand im Rückblick auf sein Leben sagte: “Ich hätte mehr Sinnlos-Diskussionen auf Facebook führen müssen!” oder “Ich hätte noch mehr Hochglanz-Fotos bei Instagram posten sollen!” Ich glaube aber, dass es nicht wenige Väter gibt, die zurückblicken und sagen:

“Ich hätte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen sollen – einfach Zeit. Weil ich sie liebe. Und dann hätten wir Verrücktes, Abgefahrenes, ganz Normales aber auch Sinnloses und Sinnvolles gemeinsam gemacht, weil meine Kinder dann meine Liebe gespürt und erlebt hätten.”

Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Ich habe ein “Fulltime-Job”. Mein Kalender würde sich von ganz alleine füllen als Pastor – und dann würde ich immer noch nicht genug tun. Ich könnte von allem noch mehr tun: Mehr Zeit in die Predigt investieren, mehr Meetings abhalten, mich mehr um die Menschen kümmern, mehr planen und strukturieren, mehr beten, mehr verwalten, mehr Bücher lesen, mehr Bibelarbeiten vorbereiten, noch mehr Gottesdienste abhalten, mehr in die Mitarbeiter investieren, mehr ________ – whatever! Ich könnte meinen Kalender platzen lassen und hätte immer noch zu wenig getan.

Eines aber kann ich nicht: Glauben, dass ich schon irgendwie mit meinen Kindern Zeit finde. Seit meine Kinder auf der Welt sind habe ich deswegen mir zum Vorsatz genommen, jeden einzelnen Tag ganz bewusst Zeit mit ihnen zu verbringen. Das klappt – würde ich mal sagen – an 90% meiner Arbeitstage auch wirklich. Selbst dann, wenn ich meine ToDo-Liste und meinen Kalender gleichzeitig anschaue. Weil es mir wichtig ist. Weil ich weiß: Meine Kinder brauchen mich als ihren Papa, weil niemanden ihnen das geben kann, was ich ihnen gebe. Und weil ich mich nach meinen Kindern sehen und sie liebe.

Liebe Papas:

Ihr seid der Hammer! So oft seid ihr zerrissen zwischen dem, was man von euch “fordert” und dem, was ihr geben wollt. Ihr habt einen Job, bringt euch in einer Gemeinde ein, seid in Vereinen aktiv, habt vielleicht ein Häuschen, um das ihr euch kümmert und Eltern oder weitere Verwandtschaft, die fordert. Das alles lastet als jede Menge Verantwortung auf euren Schultern. Und dann sind da noch die Kinder, die ihr lieben und begleiten wollt. Ich weiß, dass ihr oft denkt “Ich bin nicht gut genug! Ich bin kein guter Vater!” Ich kenne eure Gedanken. Ich habe sie auch. Aber glaubt mir: Jeder Moment, den ihr in das Leben eurer Kinder investiert, ist ein goldener Moment.

Und wenn es euch wieder zerreißt, weil ihr denkt, dass ihr nicht gut genug seid, nicht genug investiert: Dann nehmt euer Kind in den Arm und sagt ihm, dass ihr es liebt. Oder geht zu ihm und spielt mit ihm – und wenn’s ‘ne Runde Pferde-Quartett ist (auch das kann Spaß machen und man lernt jede Menge über Pferde). Helft ihm bei den Hausaufgaben oder geht mit ihm ein Bier trinken (jaja, bei entsprechendem Alter, schon klar). Whatever. Es sind nicht die großen Dinge, die zählen, sondern die kleinen Momente, in denen eure Kinder merken:

Ich habe einen Papa, der mich liebt, wie ich bin.

Das reicht. Vollkommen! Wisst ihr warum? Weil ich als Christ genau das gleiche glaube:

Ich habe einen himmlischen Papa, der mich liebt, wie ich bin.

Und das reicht.

Danke, liebe Papas! Ihr wisst genauso wie ich: Wir gewinnen durch das “Papa Sein” viel mehr, als dass wir verlieren.



Werft euer Vertrauen nicht weg!

Sonntag, 16. Juni 2019. Thema des Gottesdienstes: “Werft euer Vertrauen nicht weg!” Wochen vorher stand es fest, in den Tagen davor bekam es für viele plötzlich eine besondere Dringlichkeit auf Grund von extrem schwierigen Lebensumständen. Und ich denke: In der Theorie ist das echt einfach – aber ganz praktisch?

Der ganze Vers aus dem Hebräerbrief im Neuen Testament der Bibel lautet:

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.Die Bibel, Hebräer 10,35

Zerbrochenes Vertrauen in Gott ist nicht unchristlich

Leider gibt es bis heute (und ich befürchte: auch bis morgen und übermorgen) Christen, die der Ansicht sind, dass ein in Gott zerbrochenes Vertrauen frevelhaft, unverzeihlich und im Ranking irgendwo bei den vermeintlichen Todsünden einzuordnen ist. Dabei ist das großer Unsinn und ich bitte dich, das aus deinem Kopf zu streichen – was schwierig ist, wenn es dir über Jahre eingetrichtert wurde.

Ein Blick in die Bibel genügt und wir sehen Menschen, deren Vertrauen in Gott zerbrochen wurde. Diese Menschen machen kein Hehl daraus und sprechen es sehr deutlich aus.

Menschen wie Hiob, Jeremia oder Johannes der Täufer – um nur ein paar wenige zu nennen – erleben mit Gott großartige Dinge und sind gleichzeitig wie bei einer Achterbahnfahrt auch wieder auf dem Boden der Tatsachen oder im Looping des Zweifels, der sie hin und her wirft. Und es fehlte nicht viel, dann hätten sie ihr Vertrauen komplett über Bord geworfen.

Natürlich will ich dich nicht ermutigen, dein Vertrauen in Gott über Bord zu werfen – im Gegenteil. Ich möchte dir aber sagen, dass du weder ein schlechter Mensch noch schlechter Christ bist, wenn dir das Vertrauen für den Moment abhanden kommt. Es fühlt sich schrecklich an und dennoch ist es “normal”. Normal deswegen, weil du nicht der oder die Erste bist. In der Bibel gibt es viele Personen, denen es so ging.

Gott ist größer

Und Gott? Dem macht das wenig aus. Seit Jahrtausenden muss er damit leben, dass Menschen ihr Vertrauen in ihn verlieren. Und er muss aushalten, dass sie das ihm schonungslos um die Ohren hauen.

Ich schreie zu dir, Herr, und schon am Morgen kommt mein Gebet vor dich. Warum, Herr, hast du mich verstoßen? Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir? Die Bibel, Psalm 88, 14+15

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe. Die Bibel, Psalm 22, 2+3

Wie gut, dass es die Psalmen in der Bibel gibt. In der ganzen Bandbreite des Lebens und der Gottesbeziehung drücken sie aus, was Menschen empfinden: Glück, Dankbarkeit, Anbetung Gottes – und gleichzeitig zerbrochenes Vertrauen, Frust und Wut.

In all diesen Facetten mit Gott reden – das nennen Christen “Gebet”. Ein von Herzen ehrliches Reden und kein frommes Geplapper, von Dingen, die uns gar nicht auf dem Herzen liegen. Kurz und knapp hat es der große C.S. Lewis ausgedrückt:

„Beten heißt: Gott sagen, was in uns ist – nicht, was in uns sein sollte.“C.S. Lewis

Gott hält es nicht nur aus, sondern er sehnt sich danach, dass wir ihm das sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Für mich beruhigend, tröstend und gleichzeitig Zuversicht weckend ist eine Stelle im Neuen Testament, die wenig bekannt ist oder zitiert wird. Ein Vers aus dem ersten Johannes-Brief, der sehr betont, wie großartig die Liebe Gottes zu uns Menschen ist und wie wir Menschen gleichzeitig dazu berufen sind, einander zu lieben. Ein großer Anspruch, an dem wir schnell auch scheitern können. Deswegen wohl schreibt Johannes:

Doch auch wenn unser Gewissen uns schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott barmherziger mit uns ist als wir selbst. Er kennt uns ganz genau. Die Bibel, 1. Johannes 3,20

Das ist beruhigend und ermutigend zugleich, weil es einen Gott beschreibt, der nicht richtend und verurteilend auf uns Menschen schaut. Vielmehr ist er der liebende Vater, der uns durch und durch kennt. Er kennt uns mit unserem Vertrauen und unserem Misstrauen genauso wie mit unseren Möglichkeiten und Begrenzungen. Und in allem ist er barmherzig, liebevoll, gnädig, wohltuend und durch und durch gut – wie es in einem anderen Psalm auch heißt:

Barmherzig und gnädig ist der Herr, groß ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe!Die Bibel, Psalm 103,8

Warum Vertrauen in Gott zerbricht…

Es wird immer unterschiedliche Gründe geben, weshalb unser Vertrauen in Gott erschüttert oder gar zerbrochen sein mag. Das können persönliche, biografische Katastrophen sein. Krankheit, Todesfälle, Verlust der Arbeit, schwierige finanzielle oder familiäre Situationen.

Oder es sind Enttäuschungen, die wir durch Menschen (oder auch durch Gott) erleben, wobei es manchmal schon hilft, sich das Wort “Enttäuschung” mal genau anzuschauen. Ent-täuschung bedeutet doch, dass eine Täuschung zu Ende geht. Oder um es anders zu sagen:

Enttäuschung ist das Ende falscher Erwartung.

Auch die “Unfassbarkeit Gottes” kann uns manchmal an den Rand unseres Vertrauensvermögens bringen. Dort, wo wir Gott nicht verstehen, wo wir gehofft hätten, dass er anders reagiert oder dass er überhaupt etwas tut. Das kann manchmal ganz schön hart sein.

Andererseits möchte ich aber auch an keinen Gott glauben, den ich mit meinem begrenzten Verstand 100%ig fassen kann. Das wäre kein Gott, sondern ein Trugbild, ein Zerrbild, ein Möchtegern-Gott, der aber niemals dem Gott der Bibel entspricht.

Martin Luther spricht in seiner Gotteslehre deswegen auch vom “deus absconditus”, dem “verborgenen Gott”. Unter anderem stützt er seine Lehre auch einen Vers aus dem alten Testament.

Ja, Herr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott und Retter Israels. Die Bibel, Jesaja 45,15

Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Studium mit dem damaligen Leiter eines christlichen Studentenwohnheims diskutiert habe und mich darüber aufgeregt habe, wie man von einem “verborgenen Gott” sprechen könne. Denn durch sein Wort, die Bibel, als auch durch den Heiligen Geist habe sich Gott doch vollständig offenbart. Nun, auch ich werde älter und hoffentlich ein bisschen weiser und muss heute sagen: Ja, diese verborgene Seite Gottes gibt es. Ich sehe darin aber keinen Hinweis auf einen in sich nicht konsistenten oder gar einen in sich selbst widersprechenden Gott. Vielmehr muss ich als Mensch anerkennen, dass ich Gott niemals vollständig verstehe oder gar erklären kann.

Das mag es in der Theorie und in der Erklärung einfacher machen – in der Praxis aber kann es mein Vertrauen in Gott ziemlich auf die Probe stellen.

Kleines Vertrauen – großer Gott

“Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.” So lautet der Vers aus Hebräer 10 und man muss doch fragen: Was ist denn diese Belohnung? Schauen wir in den Kontext der Empfänger dieses Briefes, dann wir es wohl das ewige Leben bei Gott sein, das sie erhalten werden. Das soll ihnen zum Trost in einer Situation schlimmster Verfolgung sein, da der Hebräerbrief an Christen gerichtet ist, die unter Verfolgung, Folter und Hinrichtung auf Grund ihres Glaubens litten.

Dennoch glaube ich aber, dass es kein Vertrösten auf das Jenseits ist. Ich glaube, dass ein Vertrauen in Gott schon hier auf der Erde eine Belohnung erhält. Es reicht ein kleines bisschen Vertrauen – und es kann Göttliches entstehen. Ich bin der festen Überzeugung: Gott kann viel mehr, als ich mir das jemals ausdenken oder zurechtlegen könnte. Deswegen gilt:

Aus Zerbruch entsteht Neues. 
Kaputtes wird heilsam. 
Aus Zerstörtem entsteht Schönheit.

Davon bin ich überzeugt – und ja: Ich wünschte mir manchmal (ok, zugegeben: sehr oft), dass es schneller sichtbar und erlebbar ist.

Gleichzeitig weiß ich aber, dass Gott nichts unmöglich ist und mein kleines Vertrauen vollkommen ausreicht, weil Gott schon groß ist. Da muss es mein Vertrauen nicht auch noch sein. Kleines Vertrauen – großer Gott. Das reicht – und doch ist es manchmal so schwer. Deswegen am Ende ein paar Tipps, wie du in Momenten und Phasen, in denen dein Vertrauen in Gott zu zerbrechen scheint, am besten “überlebst”.

1. Nichts fromm kaschieren

“Aber in der Bibel steht doch, dass uns alle Dinge zum besten dienen. Das wird schon wieder. Kopf hoch!” So oder so ähnlich klingen manche (hoffentlich wenigstens gut gemeinte) fromme Ratschläge, die man schnell mal zu hören bekommt. Ganz ehrlich: Wenn du das nicht glauben kannst, dann lass es! Es bringt nichts, dass du dich einem frommen Druck aussetzt und anfängst, Dinge zu sagen oder zu glauben, die du eigentlich gar nicht glaubst.

Sei ehrlich zu dir selbst. Lass zu, dass dir nicht danach ist, Gott jetzt anzubeten mit Liedern und Gebeten. Lass zu, dass dir eher danach zumute ist, Gott anzuklagen und ihn anzuschreien.

2. Klagen. Klagen. Klagen.

Und dann klage, was das Zeug hält. Den oben zitierten Psalm 22 hat Jesus am Kreuz gebetet. Er hat Gott angeschrien. Wieso solltest du das nicht auch tun dürfen? Eben. Und es gibt noch viele andere so genannte “Klagepsalmen” in der Bibel. Sie zeigen eines: Menschen haben dann, wenn ihnen das Vertrauen in Gott abhanden zu kommen schien, Gott angeklagt und angeschrien. Tu es ihnen gleich! Ansonsten frisst du die Enttäuschung, die Wut, den Schmerz nur in dich hinein – und glaub mir: Das schmeckt nicht!

3. Nicht alleine sein

Ich glaube, dass es für den Teufel eines der größten Möglichkeiten ist, unser Vertrauen in Gott komplett zu zerstören, wenn wir in solchen Phasen alleine für uns bleiben. Dann hat er die große Chance, uns Lügen ins Hirn und Herz zu hämmern, die hinten und vorne nicht stimmen. Er wird versuchen, unseren Zweifel an Gottes Liebe, Gnade, Güte und Barmherzigkeit noch größer werden zu lassen.

Deswegen: such die Gemeinschaft! Zumindest mit einem Christen oder einer Christin. Ja, dir mag vielleicht nicht danach sein, in den Gottesdienst zu gehen und vielen anderen zu begegnen. Ok. Aber: Bleib nicht ganz allein. Dietrich Bonhoeffer hat dazu mal ein wunderbares Wort gesagt, das ich schon oft zitiert habe und das ich zu komplett unterschreibe:

Der Christus im Wort des Bruders ist immer größer als der Christus in meinem Herzen.Dietrich Bonhoeffer

4. Das große Bild vor Augen haben

Schreib es dir auf, häng es dir an den Kühlschrank, lass es in deinem Smartphone dich immer wieder erinnern oder schreib es an den Badezimmerspiegel – whatever. Aber behalte das große Bild vor Augen. Behalte vor Augen, dass Gott es gut mit dir meint, dass er nichts Schlechtes für dich im Schilde führt, sondern dass er dir Zukunft und Hoffnung geben will.

Du kannst es mit eigenen Worten formulieren oder einen Bibelvers verwenden; du kannst dir ein Foto als Hintergrund auf deinem Smartphone wählen, welches das “große Bild” ausdrückt oder, oder, oder. Ein möglicher Vers wäre dieser:

Ich, der Herr, habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Mein Wort gilt! Die Bibel, Jeremia 29,11

Und sei dir sicher:

Gottes Wort gilt!
Gottes Trost setzt sich durch!
Gottes Liebe gewinnt!


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Vater, Sohn und…?

“Heiliger Geist” würden jetzt viele Christen im Theologie-Bingo rufen. Logisch: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Aber – ist es wirklich so logisch? Nein! Christen glauben an einen Gott, der sich in drei Personen zeigt: Gott als Vater, der zugleich Schöpfer von Himmel und Erde ist. Der alles ins Dasein gerufen hat.

Gott als Sohn, Jesus Christus, der nicht selbstherrlich daran festhielt, Gott zu sein, sondern auf diese Erde kam, Liebe lebte und am Kreuz für uns Menschen starb.

Gott als Heiliger Geist….und da setzt es dann bei manchen leider aus. Aber wir stehen kurz vor Pfingsten und ich dachte mir: Es ist wichtig zu betonen, dass der Heilige Geist nicht nur eine nette Vollendung einer trinitarischen Formel ist, sondern Gott in Person. Das verändert alles. Alles!

Stell dir mal vor…

Stell dir vor, du bist einer von denen, die mit Jesus durch die Lande ziehen. Hautnah erlebst du, wie Jesus Blinden ihr Augenlicht zurückgibt, wie Lahme wieder gehen und Besessene von Dämonen befreit werden. Du erlebst, wie Menschen an seinen Lippen hängen, wenn er von Gottes Liebe predigt. Du spürst diesen “Spirit”, von dem Jesus erfüllt ist, der ihn umgibt und der Menschen schon von Ferne erkennen lässt: Dieser Jesus ist besonders!

Du bist total geflasht. „Normal“ ist das alles auch nach langer Zeit noch nicht. Immer wieder bist du von Jesus fasziniert und weißt genau: Das ist nicht nur ein Mensch. Das ist der verheißene Retter. Der Sohn Gottes, ja: Das ist Gott selbst! Krass! Endlich ist der gekommen, von dem es in den alten Schriften der Propheten heißt:

Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja, auf dem Fohlen einer Eselin. Die Bibel, Sacharja 9,9

Der Geist des HERRN wird auf ihm ruhen, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor dem HERRN. Dieser Mann wird den HERRN von ganzem Herzen achten und ehren. Er richtet nicht nach dem Augenschein und fällt seine Urteile nicht nach dem Hörensagen. Unbestechlich verhilft er den Armen zu ihrem Recht und setzt sich für die Rechtlosen im Land ein. Sein Urteilsspruch wird die Erde wie ein Stockhieb treffen; ein Wort von ihm genügt, um die Gottlosen zu töten. Gerechtigkeit und Treue werden sein ganzes Handeln bestimmen, sie umschließen ihn wie ein Gürtel seine Hüften. Die Bibel, Jesaja 11, 2-5

Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet.

Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.

Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. Die Bibel, Jesaja 53, 3-5

Wir spulen die Zeit etwas vor. Jesus verabschiedet sich von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Es ist die Zeit kurz vor seiner Kreuzigung. Die Jünger spüren: Das wird nicht einfach. Aber Jesus redet voller Liebe und Leidenschaft zu seinen Freunden. Zwar lesen wir in der Bibel nicht, dass für sie eine Welt zusammenbricht, aber ich stelle es mir so vor. Der Mann, der ihr Leben vollkommen umgekrempelt und auf den Kopf gestellt hat, mit dem sie absolut abgefahrene Dinge erlebt haben – der wird sie nun verlassen. Nachlesen kannst du das in der Bibel in Johannes 14-17.

Unverschämt? Unfassbar? Unglaublich?

Und dann setzt Jesus dem Ganzen die Krone auf. Da sitzen seine Jünger irgendwie ziemlich geknickt vor ihm, weil ihr Meister sie verlassen und sterben wird – die Auferstehung haben sie ja noch nicht erlebt. Und da sagt er ihnen auf den Kopf zu:

Es ist besser für euch, wenn ich gehe!Die Bibel, Johannes 16,7

Echt jetzt, Jesus? Es ist gut, es ist sogar besser, dass du gehst?

Ich stelle mir die Jünger Jesu vor, wie sie ihren Mund nicht mehr zukriegen und die Augen weit aufgerissen sind, kopfschüttelnd schauen sie sich an – und dass sie Jesus nicht für verrückt erklären, ist alles. Aber Moment. Das ist nicht alles. Jesus schiebt die Begründung hinterher:

Es ist besser für euch, wenn ich gehe. Sonst käme der Heilige Geist nicht, der an meiner Stelle für euch da sein wird. Wenn ich nicht mehr bei euch bin, werde ich ihn zu euch senden.Die Bibel, Johannes 16,7

BÄM! Das hat gesessen. Jesus verspricht seinen Freundinnen und Freunden nicht nur, dass der Heilige Geist kommt. Sondern, dass er an seiner Stelle da sein wird und dass er ihn sendet.

Der Heilige Geist ist Gott

Das alleine reicht mir, um eines zu wissen: Wenn Jesus Gott ist – dann ist es der Heilige Geist auch. Denn er vertritt Jesus hier auf der Erde. Er ist es, der zu mir spricht, der mir die Bibel verständlich macht, der in Bildern, Visionen und durch Lieder, durch Bibelstellen, Predigten und die Schöpfung redet. Heute noch. Als Gott. Nicht als Kraft, nicht als Macht, nicht als durch das Universum wabernde Masse – einzig und allein als Gott.

Deswegen liebe ich es, immer wieder mit ihm zu reden. Mitten im Alltag. Vor Entscheidungen bitte ich ihn um Weisheit. In Konflikten bitte ich ihn um Offenbarung. Bei tollen Sachen danke ich ihm. In besonderen Momenten bete ich ihn einfach mit Worten an. Einfach so. Weil er Gott ist und mir das Halt, Kraft und jede Menge Freude gibt. Dir auch? Probier’s aus!

Und deswegen glaube ich, dass es auch in der Kirche eine Rückbesinnung auf den Heiligen Geist geben muss. Selten erlebe ich so gehäuft theologisch unqualifizierte Aussagen von theologisch Hochqualifizierten als dann, wenn es um den Heiligen Geist geht. Dabei trifft sie nicht selbst die Schuld – zumindest nicht direkt. Aber unsere Staatskirche hat es leider geschafft, so inhaltslos vom Heiligen Geist zu reden, dass man ihn auf den Buntmacher von Kirche, den Geburtstagsmacher von Kirche (an Pfingsten) und das Anhängsel in der trinitarischen Formel von “Vater, Sohn und Heiliger Geist” reduziert.

Dabei reicht ein Blick in die Apostelgeschichte um zu sehen, was der Heilige Geist als Person, als Gott, alles bewirkt. Ich sehne mich danach und ich wünsche mir so sehr von Herzen, dass er das auch wieder mehr und mehr in unserer Kirche tut. Nicht irgendwann. Nicht vielleicht. Heute. Hier. Jetzt. Und dass er nicht damit aufhört.

Denn wenn Christen von “Gott” sprechen – dann meinen sie: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Falsch: Vater, Sohn und Heilige Schrift

Sicher: Man kann auch auf der anderen Seite vom kirchlichen Pferd fallen. In manchen vom Pietismus (den ich sehr liebe!) geprägten Gebieten, habe ich den Eindruck, dass es anders klingen würde. Da würde diese Formel am liebsten “Vater, Sohn und Heilige Schrift” heißen. Aber nein. Als Christen beten wir kein Buch an – wir beten einen Gott an, der seinen Willen uns in einem Buch vollständig offenbart hat.

Ein weitere Blick in eine “Geschichte”, nämlich in die Kirchengeschichte. Und damit meine ich nicht diese alte, vergessene Zeit vor vielen hundert Jahren, sondern die Geschichte Gottes mit seiner Kirche seit es die Kirche gibt. Dieser Blick reicht aus und wir sehen: Der Heilige Geist hat nie aufgehört, große Dinge zu tun: Menschen werden geheilt, Menschen erleben übernatürliche Gaben und Wunder, Menschen versöhnen sich mit Gott und Menschen – und am wichtigsten: Menschen werden auf Zeit und Ewigkeit gerettet. Der Heilige Geist ist zum Glück viel, viel souveräner, als dass er sich von meiner defizitären Theologie aufhalten ließe. Nein. Er kann viel mehr! Und ich wünsche mir, dass er tut, was er kann und nicht nur das tut, was ich zulasse.

Energie-Kick für den Glauben

Christen beten einen Gott an, der sich in dreifacher Weise zeigt: als Vater (wie schön ist das denn bitte!), als Sohn und als Heiliger Geist! Insofern ist auch die Frage “Darf ich zum Heiligen Geist beten?” eigentlich eine leicht zu beantwortende Frage. Wenn ich mit “Nein” antworte, sage ich: “Nein, du darfst nicht zu Gott beten.” Antworte ich mit “Ja”, sage ich: “Ja, du darfst zu Gott beten.” Ich praktiziere das Gebet zum Heiligen Geist schon seit vielen, vielen Jahren. Es hat mein Glaubensleben sehr bereichert und einen neuen “Boost” gegeben, einen “Energie-Kick”, wie ihn sonst nur irgendwelche Getränke verheißen.

In diesem Sinne: Fröhliche und geisterfüllte Pfingsten!

Dieser Beitrag ist die ausführliche Form eines gekürzten Beitrages, den ich für den Instagram-Account “OHNE LIMIT GELIEBT” geschrieben habe.

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Abenteuer Macher

“Abenteuer Macher” ist kein Buch wie jedes andere. In vielerlei Hinsicht. Das erste was auffällt: Es ist schwer, es ist besonders, es hat ein schönes Layout. Kein 0815-Cover, keine Standard-Gestaltung – sondern besonders; lass dich überraschen!

Entdecke deine Leidenschaft und wachse über dich hinaus

So lautet der – zugegeben etwas sehr reißerische – Untertitel. Aber – und das ist das Schöne daran: Es ist keine hohle Phrase, sondern wenn man das Buch liest, wird man Hinweise und Gedanken mit auf den Weg bekommen, die genau dabei helfen: Die eigene (!) Leidenschaft zu entdecken und über sich selbst hinauszuwachsen, weil man wagt, das Unmögliche zu denken und in Angriff zu nehmen.

Ein Grund dafür ist: Das Buch ist politisch unkorrekt – und das mag ich sehr. Warum? Wir Deutschen tragen in uns diesen “Abwäge-Wahn”. Man darf nicht von einer Sache so begeistert sein, dass man vermeintlich von dieser Seite des Pferdes fallen könnte. Immer schön abwägen. Immer die Vor- und Nachteile benennen. Immer schön “Ja, aber” sagen. Davon findet sich in “Abenteuer Macher” herzlich wenig – und das ist so unglaublich wohltuend.

Autor Bastian Kästner (Jahrgang 1983) studierte “Internationales Management” in Amsterdam, schloss dieses mit dem Master im Bereich der Konsumpsychologie ab und ist selbst so ein “Abenteuer Macher” ob als selbständiger Unternehmer oder passionierter Mountainbiker. Das kommt im Buch nicht nur zwischen den Zeilen, sondern immer und immer wieder ganz explizit durch. Kästner will – so verstehe ich ihn zumindest – allen Mut machen, die – wie er – Lust auf “Abenteuer” und auf “Machen” haben, es auch anzugehen und durchzuziehen. Er ermutigt dazu, sich nicht von den Abwäge-Wahnsinnigen abschrecken und entmutigen zu lassen und nicht im Scheuklappen-Modus aber dann doch im Fokus-Modus die Dinge anzugehen und anzupacken. Eben: zu machen! Und das tut gut.

Dieses Buch lädt zum Querdenken ein

So steht es ganz am Anfang im Buch – und es ist die perfekte Überschrift für das, was einen beim Lesen der Seiten erwartet. Eine Einladung, die Dinge zu hinterfragen, anders als gewohnt anzugehen, mutig zu sein, visionär zu sein, quer zu denken, “out of the box” sich bewegen und einfach: sich einzulassen auf ein Abenteuer, das man schlicht und einfach mit “machen” – und ich ergänze: “statt nur reden” – beschreiben kann.

Sicher: Bastian Kästner ist Unternehmer – ich bin Pfarrer. Ziemlich unterschiedliche Berufe – und so wird es auch dem ein oder anderen gehen, der dieses Buch in die Hand nehmen wird. Die Tipps sind aber branchenübergreifend und berufsübergreifend sehr hilfreich für alle, die gerne etwas bewegen möchten.

Was mich begeistert: Kästner schafft es, nicht nur im Träumen und Visionieren zu bleiben, sondern bringt die Leidenschaft auf die Straße. Nicht zuletzt tut er dies auch mit Interviewpartnern. Die Gespräche mit Menschen, die etwas bewegt haben, sich nicht entmutigt haben lassen und die mit Visionen andere begeistert haben, sind inspirierende und hoffnungsmachende Praxisbeispiele. Sehr zu empfehlen!

Aber nicht nur die Interviewpartner sind Mutmacher und Muntermacher. Kästners Gedanken über Leidenschaft, Mut, Sehnsucht und “thinking out of the box” sind wirklich inspirierend. Er schafft den Spagat, seine visionären Gedanken nicht von einer alltäglichen Routine zu verdrängen und gleichzeitig bleibt er aber mit beiden Beinen auf dem Boden. Deswegen sind seine Gedanken auch mehr als nur ein paar aneinandergereihte Schlagwörter.

Und das macht das Buch so besonders – lesenswert. Aber auch im positiven “schwergewichtig”. Ich habe anfangs den Fehler gemacht, das Buch – weil es auch so schön in Kapitel eingeteilt und strukturiert ist – “nebenher” zu lesen. Und das nimmt ihm die Kraft. Man muss sich die Zeit nehmen, sich hineingeben in die Gedanken und dann das “herausziehen”, was einen momentan am meisten anspricht. Und davon wird es – versprochen – jede Menge geben. Aber dazu braucht es ein bewusstes Lesen. Wer das möchte, kann am Ende eines jeden Kapitels sich Notizen über das Gelesene machen.

Praktische Tipps, inspirierende Statements, Ermutigung zum “Machen”

So würde ich mit wenigen Worten “Abenteuer machen” zusammenfassen: Dieses Buch gibt praktische Tipps, die wirklich hilfreich sind, ohne sich in einer Patentrezept-Oberflächlichkeit zu verlieren. Sowohl durch die Aussagen der Interviewpartner aus ganz unterschiedlichen Branchen als auch durch Kästners Erfahrungsschatz liefert “Abenteuer machen” eine ganze Menge an Inspiration. Und nicht zuletzt: Dieses Buch tut genau das, wozu es geschrieben wurde: Es macht Mut, “zu machen”, sich auf das Abenteuer “Machen” einzulassen und nicht im Träumen, Visionieren und Reden stehen zu bleiben.

Danke, Bastian Kästner, für dieses Wunderwerk an Inspiration!

Mehr Infos zum Autor unter www.bastiankaestner.com.

Abenteuer Macher
304 Seiten
ISBN: 978-3-417-29440-8
Verlag: SCM Verlag
Preis: 19,99 EUR

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Exzellenz – ein Schlüssel für Gemeindewachstum

“Das Beste geben mit dem, was mir zur Verfügung steht an Gaben, Zeit, Finanzen, Material.”

Das ist Exzellenz.

Es geht nicht darum, andere Menschen zufriedenzustellen oder ihren Ansprüchen zu genügen. Im Gegenteil: Exzellenz hat sehr viel mit einer Reise zu sich selbst, zu seinen Überzeugungen und seinen Gaben zu tun – und wie ich diese für Gott einbringe.

Exzellenz ehrt den Schöpfer

In manchen Gemeinden gibt es das “arrogante Gönnersyndrom”, das sich wie folgt äußern kann:

“Ich habe bei mir auf dem Dachboden noch ein altes Sofa. Das wäre doch super für den Jugendkeller. Ich würde es der Gemeinde auch spenden.”

Oder: “Mein Computer zuhause ist jetzt 8 Jahre alt und schmiert immer mehr ab. Könnt ihr den im Gemeindebüro noch gebrauchen? Ich schenke ihn euch!”

Das ist nichts anderes als Majestätsbeleidigung. Gott hat keinen Schrott produziert, sondern eine wunderschöne Schöpfung. Aber manche Menschen meinen, wir könnten ihn mit dem zweitbesten, was wir haben, zufriedenstellen. Unfassbar.

Der Knackpunkt mag vielleicht darin liegen, dass wir oft nicht verstehen, dass – was immer wir tun – wir tun es für Jesus. So schreibt es Paulus im Kolosserbrief.

Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn. Ihr könnt sicher sein, dass ihr von ihm einen Lohn bekommt – das Erbe, das er im Himmel für euch bereithält. Darum dient ihm, Christus, dem Herrn!Die Bibel, Kolosser 3,23+24

Mit dem was wir in der Gemeinde, im Beruf, im Alltag, im Verein, in der Schule und wo auch immer tun – wir tun es für Jesus. Sollte es da nicht selbstverständlich sein, dass wir für den das Beste geben, der sein Bestes für uns gab? Sollte es nicht klar sein, dass wir keine faulen Kompromisse eingehen und meinen, schon irgendwie die zweitbeste Lösung als die beste verkaufen zu können?

Ich glaube, es ist immens wichtig, diesen “Switch” zu vollziehen: Wir tun es nicht für Menschen. Wir tun es für Jesus. Natürlich fällt es uns viel leichter – zumindest wenn du Christ bist – das im Blick auf die Gemeinde zu verstehen. Klar, da arbeiten wir “für Jesus” – aber wie oft sind wir scheinbar abhängig vom Lob oder der Kritik anderer Menschen?

Exzellenz entsteht durch Hingabe

Was wir als “Exzellenz” bezeichnen, ist nur ein Teil unserer Selbst. Paulus schreibt im Kolosserbrief “Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe.” Für mich ist das der Schlüssel dazu, wie ich Exzellenz lebe.

Hingabe. Ein großes Wort in der frommen Welt. Ich will es auf einen ganz einfachen, gut zu merkenden Satz reduzieren:

Hingabe ist meine Antwort auf Gottes erlösende Gnade.

So einfach ist das. Wie ich mit meinem Leben auf die Gnade, die Gott mir schenkt, antworte – das ist “mein Level der Hingabe”.

Durch das Kreuz auf Golgatha zeigt sich die Gnade Gottes manifest. Dort sehen wir, was es Gott gekostet hat, uns neues Leben zu schenken. Durch das Kreuzesgeschehen hat Gott uns mit sich versöhnt, macht uns vor sich gerecht und schenkt Versöhnung und Erlösung nicht nur in der vertikalen Gottesbeziehung, sondern auch in der horizontalen Beziehung zu Menschen. Das Kreuz ist die umfassende und endgültige “Bescheinigung” Gottes, dass er voller Gnade ist und diese Gnade ein Geschenk für uns Menschen ist.

Und nun des Pädagogen liebste Frage: “Was macht das mit dir?” Und schon bist du drin im Level deiner Hingabe. Was diese umfassbar große Gnade mit dir anstellt und wie du darauf reagierst in der sichtbare und lebendige Ausdruck deiner Hingabe.

Und aus dieser entspringt deine Exzellenz, durch die du deinen Schöpfer ehrst. Um es einfach zu sagen im Wissen, dass unser Leben niemals so einfach und linear verläuft:

Exzellenz entsteht durch Hingabe. Hingabe ist meine Antwort auf Gottes erlösende Gnade.

Perfektion ist Exzellenz-Feind Nr. 1

Das klingt jetzt alles so nett – in der Praxis ist der Grat aber schmal, auf dem man sich befindet. Denn um die Ecke lauert der Exzellent-Feind Nr. 1: die Perfektion.

Der Unterschied von Exzellenz und Perfektion ist relativ einfach – in der Theorie.

Exzellenz ist intrinsisch motiviert, Perfektion extrinsisch.

Während die Exzellenz sagt “Ich bin “on fire” für Jesus! Ich bin begeistert! Ich bin…” zeigt die Perfektion mit dem Zeigefinger auf den anderen und sagt “Du musst das besser machen! Du musst diesem Ideal entsprechen! Du musst…”

Das Problem: Wir leben in einer “perfekten Gesellschaft”. Eine Gesellschaft, die ständig ihre vom Perfektionismus-Wahn getriebenen Verhaltensmuster an mich anlegt. Nicht nur durch die Werbung – auch ganz einfach durch zwischenmenschliches Verhalten, durch die Art und Weise, wie man am Arbeitsplatz oder in der Schule miteinander umgeht – oder oder oder. Es gibt so viele Momente, in denen wir immer wieder den vermeintlich perfekten Ansprüchen anderer entsprechen sollen – und daran scheitern.

In der Gemeinde arbeite ich in verschiedenen Teams mit. Wenn nun irgendetwas nicht rund läuft und im Meeting ein Mitarbeiter über den anderen Mitarbeiter “herzieht” und ihm direkt oder über ihn sagt, dass er besser werden muss, ist meine Aufgabe als Leiter eine ganz einfache: Ich frage ihn, der gerade so schön am Urteilen ist, was denn sein Beitrag ist, damit die Dinge besser werden. Ich richte seinen Fokus auf sich selbst und nicht auf den anderen. Leichter gesagt als getan.

Wir müssen aber verstehen, liebe Pastorinnen und Pastoren, liebe Leiterinnen und Leiter in und von Gemeinden: Exzellenz ehrt unseren Schöpfer. Diese entsteht durch Hingabe als Antwort auf die erlösende Gnade Gottes. Das wiederum bedeutet, dass ein Richten und Urteilen über andere zu Perfektionismus, aber nicht zu Exzellenz führt.

Exzellenz stellt den Schöpfer in den Mittelpunkt – Perfektion stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Und dort, wo nicht mehr Gott im Mittelpunkt ist, wird’s schräg. Furchtbar schräg.

Der Eisberg

Was wir als “exzellent” bewerten, ist nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter (oder darunter) findet sich die Hingabe des Menschen.

Wir empfinden den Gesang im Worship als “exzellent”. Warum? Weil die Person mit ganzer Hingabe singt. Sie trainiert ihre Stimme, sie will auf den Heiligen Geist hören, sie verinnerlicht dass das, was sie tut, nicht für Menschen sondern für Jesus tut. Vielleicht hat sie einige andere Dinge sein lassen, um noch mehr zu proben und sich diesem Dienst hinzugeben.

Wir hören eine exzellente Predigt. Warum? Weil die Person, die sie hält, sich stundenlang hingegeben hat, gebetet hat, im Wort Gottes gesucht und geforscht hat, mit dem Heiligen Geist im Austausch war, “was dran ist”. Sich eingeschlossen hat, fokussiert hat oder whatever – schlicht und einfach: sich hingegeben hat.

Wir nehmen wahr, dass die Gemeinderäume exzellent aussehen. Warum? Weil die Person, die dekoriert und geputzt hat, sich im Klaren darüber war: Ich mache Gott damit eine Freude. Wenn sich die Menschen auch darüber freuen, ist das super – aber in erster Linie diene ich Gott.

Als der Hirtenjunge David zum König von Israel gesalbt wurde, war das eine kleine Überraschung, denn seine Brüder waren durchaus eher von “königlicher Statur” als er. Dennoch wurde er auserwählt. Warum?

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.Die Bibel, 1. Samuel 16,7

So verhält es sich auch mit der Exzellenz und der Hingabe. Du kannst dir sicher sein: Wo Menschen etwas “exzellent” tun, steht dahinter jede Menge Hingabe. Diese wiederum aber ist nicht nur ein nettes Wort – sie wird ganz praktisch mit viel Zeit, Kraft, Nerven, Suchen, Ringen, Fragen, Beten. Exzellenz ist also niemals nur ein zufälliges Produkt. Sie ist viel, viel mehr.

Wie beim Eisberg: Was wir über der Wasseroberfläche sehen ist nicht der größte Teil des Eisbergs. Es ist sogar nur ein kleiner Teil des gesamten Eisberges.

Und deswegen ist es doch vollkommen klar, dass Kirche mehr Exzellenz benötigt und Exzellenz ein Schlüssel für Gemeindewachstum und eine gesunde Kultur in der Gemeinde ist.

Denn es bedeutet, dass noch mehr Menschen die Gnade Gottes für ihr Leben erkannt und empfangen haben und mit ihrer Hingabe darauf antworten. Das wiederum wird ein Segen für unsere Gemeinde, unsere Gesellschaft und unser ganzes Land sein.

Also. Kirche. Mehr Mut zu Exzellenz!

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