Start Blog Seite 43

Seid doch einfach wieder Kirche!

Würde Luther heute oder Moll zur Zeit der Reformation leben – die beiden wären ein gutes Team. Sicherlich mag Luther mit seinen Thesen viele getroffen haben, was Molls Thesen aber fast noch sympathischer macht: Auch ich verstehe sie – im Gegensatz zu den „Original-Thesen“ des großen Reformators.

Molls „Seid doch einfach wieder Kirche“ ist ein Weckruf in 95 Thesen. Mal scharf und pointiert, dann wieder ausgleichender und mit einem Schuss Selbstkritik aber immer: verständlich und nachvollziehbar und abgesehen von These 52 und einer anderen Tauftheologie, die ich wohl vertrete, kann ich Moll in so vielem zustimmen und bin dankbar für seine Thesen.

Was mich begeistert ist eine Gemeinsamkeit des Autors mit Martin Luther: Er scheut sich nicht, auch die heißen Eisen anzupacken und eine klare Stellung zu beziehen.

These 46: „Das Studienzentrum für Genderfragen ist eine Schande für unsere Kirche.“ Hut ab. Da traut sich einer was.

Noch ein Beispiel gefällig? Anschnallen!

These 10: „Wer das Wort Gottes nach eigener Willkür verändert, setzt sich selbst auf den göttlichen Thron.

Ok. Soweit klingt das ja gar nicht so schlimm. Aber Moll postuliert nicht nur Thesen, sondern erklärt jede These mit wenigen Sätzen. Und das klingt bei These 10 so:

Zu allen Zeiten haben Menschen das Wort Gottes in ihrem eigenen Sinne verdreht und verfälscht. Doch einen Frevel wie die „Bibel in gerechter Sprache“ hat es in 2000 Jahren Kirchengeschichte nicht gegeben. In früheren Zeiten wäre man für solche Blasphenie verurteilt worden, heute wird sie kirchlich gefördert. Eine Kirche, die solches tut, hat sich von ihrem Herrn losgesagt. Sie hat aufgehört, Kirche im eigentlichen Sinne zu sein.

Wer jetzt denkt, dass Moll lediglich deprimierende Töne anschlägt, sieht sich getäuscht. Die Thesen bleiben herausfordernd und provokant aber zielen darauf ab, die Kirche zu erneuern. Ich verstehe sie als Denkanstoß, als ein Wachrütteln, als eine Diskussionsgrundlage für eine ordentliche Diskussion über den Zustand unserer Kirche. So eignen sich diese Thesen wunderbar, um in verschiedenen Kontexten kirchlicher Arbeit ins Gespräch zu kommen.

Die Thesen sind nicht explizit aber doch erkenntlich gegliedert in unterschiedliche Themenbereiche wie Bibel, Offenbarung, Jesus Christus, Theologie, Mission, Tradition, Politik und viele andere.

Dr. Sebastian Moll, Dozent an der THS-Akademie (www.ths-akademie.de), legt in These 91 seine Beweggründe für seinen Weckruf offen:

Die hier aufgestellten Thesen sind nach bestem Wissen und Gewissen, im Bewusstsein der Verantwortung vor Gott und in treuem Hören auf sein Wort entstanden.

Der Autor ist in großer Sorge um die Zukunft der Kirche, die er bei aller Kritik noch immer als seine empfindet. Die hier vorliegende Stellungnahme hat er nicht leichtfertig formuliert, sondern nach reiflicher Überlegung und aus tiefster Überzeugung.

Insofern sollte jedem klar sein, der dieses Buch in die Hand nimmt, dass hier nicht in der Sprache eines Groschenromans geschrieben wird, sondern in der Sprache eines Menschen, dem etwas am Herzen liegt und der nur deswegen Kritik übt – und das mitunter sehr deutlich – weil er bei aller Enttäuschung über den status quo der Kirche doch Hoffnung hat, dass sich etwas bessert.

Das Buch liest sich einfach – im wahrsten Sinne. Jede These nimmt mit Erklärung eine großzügig gestaltete Seite ein, die Sprache ist klar und verständlich und irgendwie kommt man nicht davon los, die Thesen zu lesen, wenn man erst mal angefangen hat.

Und eines tun die Thesen sicherlich nicht: denjenigen kaltlassen, der sie gelesen hat. Sie fordern heraus, regen zum Nachdenken an und führen zurück zu den Basics des Glaubens, um „einfach wieder Kirche zu sein.“

Dr. Sebastian Moll
Seid doch einfach wieder Kirche!
Brendow-Verlag
ISBN: 978-3-86506-939-9
Preis: 12,00 EUR

Gnade reicht. Mehr geht nicht!

Heute habe ich im Gottesdienst über den Rivalen „Versuchung“ gepredigt. In der Vorbereitung ist mir ein Bibelvers in den Sinn gekommen, der plötzlich eine ziemlich krasse Bedeutung bekommen hat:

Wer nun mit Jesus Christus verbunden ist, wird von Gott nicht mehr verurteilt. (Römer 8,1)

Paulus schreibt diesen Vers im Blick auf das Gericht, das Gott eines Tages abhalten wird. Ok, ein sehr unbeliebtes Thema und es soll auch hier nicht im Mittelpunkt stehen. Vielleicht schreibe ich ja später mal was dazu…

Nun ist es ja so, das wir als Menschen immer wieder Versuchungen ausgesetzt sind, wobei ich Versuchung allgemein gesprochen als einen Wunsch sehe, etwas tun zu wollen, was ich nicht tun sollte. Geistlich gesehen ist Versuchung der Wunsch, etwas tun zu wollen, was Gott verabscheut.

So deutliche Worte hat er übrigens selbst verwendet, als er König Davids Ehebruch mit Batseba bewertete in 2. Samuel 11,27.

Wohlgemerkt mit einer absolut klaren und wichtigen Differenzierungen, dass Gott nicht den Menschen verabscheut, sondern die Tat. Eine Differenzierung, die manche leider nicht machen und manche nicht hören wollen bei denen, die sie dann machen. Ein echtes Dilemma. So wie es auch manchen geht, wenn sie diesen Blogbeitrag lesen…

Hinter den Versuchungen steht der Teufel selbst – anders lässt sich die Gebetsempfehlung Jesu (wir nennen es heute das Vaterunser) nicht verstehen:

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.“ (Matthäus 6,13)

Wie schnell passiert es doch, dass man sich als Christ Selbstvorwürfen, einem schlechten Gewissen und Selbstverurteilungen gegenüber sieht, wenn man einer Versuchung erlegen ist. Das ist furchtbar. Denn warum sollte das so sein? „Wer nun mit Jesus Christus verbunden ist, wird von Gott nicht mehr verurteilt.“ Wenn das schon im Blick auf das Gericht nach unserem Tod stimmt – wie viel mehr muss es doch stimmen, wenn wir an unser Leben hier auf der Erde denken?

Wer Jesus Christus sein Leben anvertraut hat, ist so eng mit ihm verbunden, dass es keine Verurteilung mehr gibt. Selbst wenn du zum x-ten mal in die gleiche Versuchungsfalle getappt bist. In Christus gibt es keine Verurteilung. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit.

So wie es uns als Menschen unmöglich ist, nicht zu sündigen, so ist es Gott unmöglich, einen Menschen zu verurteilen, der mit Jesus verbunden ist.

Also: Wen du mit Jesus verbunden bist und das nächste mal einer Versuchung erliegst, dann sei barmherzig mit dir – denn Gott ist es auch. Verurteile dich nicht, denn Gott tut das auch nicht.

Die Bibel kennt dafür ein kurzes, knackiges und lebensspendendes Wort: Gnade.

Und Gnade reicht. Mehr braucht es nicht. In der Gnade Gottes findest du alles, was du brauchst.

Neues Leben. Die Bibel für Männer

Diese Bibel ist genial! Ja, die Bibel generell – aber diese Ausgabe ganz besonders. Zugegeben: erst war ich skeptisch, was eine „Bibel für Männer“ so bringen soll. Aber das Konzept hat mich beim ersten Reinschauen sofort überzeugt.

Der eigentliche Inhalt ist die Bibel in der „Neues Leben“-Übersetzung mit einer Besonderheit: Alle von Jesus gesprochenen Worte sind in roter Schrift. Das ist schon mal sehr hilfreich, aber noch gar nicht einmal das ausschlaggebende Argument, diese Bibelausgabe zu empfehlen.

Denn noch knackiger ist einfach der „Mantel“. Vor dem Alten Testament finden sich kurze Artikel (Lesezeit ca. 5-7 Minuten) zu „Männern der Bibel“ wie bspw. Jakob, Saul, Gideon, Hiskia, Philippus, Nathanael und vielen anderen. Geschrieben von unterschiedlichen (männlichen) Autoren wie Roland Werner, Rüdiger Jope, Matthias Burhenne oder Georges Morand. Dabei bleiben die Autoren aber nicht bei einem rein portraitierenden Schreibstil, sondern entdecken bei jedem der biblischem Männer Schnittstellen zu Männerthemen der heutigen Zeit. Eine wahre Fundgrube für Andachten, Predigten oder auch andere Gelegenheiten in der Gemeindearbeit.

Aber würde es nicht reichen, diese Artikel einfach als Extra-Buch herauszugeben Ich finde nicht, denn wer mehr über diese Männer lesen will, hat die Bibel ja ohnehin vor sich und kann gleich in den betreffenden Bibelstellen nachschauen, in Querverweisen nachschlagen und noch mehr über diese Männer erfahren.

Nach dem Neuen Testament findet der Leser Artikel zu Themen wie Entscheidungen, Vater sein, Sexualität, Geld oder Scheitern. In meinen Augen – genauso wie die „Kurzbiografien“ der biblischen Männer – knackige aber dennoch ausgewogene und wirklich inspirierende Artikel zu „Männerthemen“, die wirklich relevant sind. Und: Sie sind kurzweilig geschrieben und für jeden Mann auch lesbar, wo es doch immer schnell und zügig gehen muss in der heutigen Zeit.

Und als Schmankerl gibt es zwei Grillrezepte von Dän Klein (www.dängrillt.de).

Also, Männer. Es lohnt sich! Wirklich! Ob diese Bibel die praktische Smartphone-App ersetzen kann, weiß ich nicht. Aber wer ein paar solide Infos möchte und aus Männersicht geschriebene Themen mal nachgehen will, die für Männer wirklich interessant und relevant sind, der wird hier fündig.

Rüdiger Jope (Hrsg.), Ulrich Wendel (Hrsg.)
Die Bibel für Männer
SCM Brockhaus
ISBN: 978-3-417-25352-8
Preis: 24,95 EUR

Danke, ICF!

Wenn 1.000 Menschen in leitenden Positionen in ihrer Kirchengemeinde zusammen kommen, gemeinsam Gott anbeten, in unterschiedlichen Workshops dazulernen und durch zwei geniale Messages von Nicolas Legler und Leo Bigger herausgefordert, inspiriert und gesegnet werden – dann, ja dann, liegt ein genialer Tag hinter mir.

Zum ersten Mal finden in Zürich in der neuen Samsung Hall die „ICF Training Days“ statt „zur Ausrüstung und Förderung deiner Mitarbeit in der Kirche“, wie es auf der Homepage heißt. Und auch wenn die Tage noch voll im Gange sind, ich morgen aber nicht dabei sein kann, da ich in meiner Gemeinde selbst predige, liegt es mir dennoch auf dem Herzen zu sagen:

DANKE, ICF!

Ihr seid einfach großartig. Ihr weckt eine neue Leidenschaft in mir für Gottes Herrlichtkeit. Ihr begeistert mich mit eurer Sehnsucht danach, nicht die Show, sondern Jesus in den Mittelpunkt zu stellen. Ihr seid für mich Vorbild darin, was es heißt, Leidenschaft und Vision miteinander zu verbinden. Ihr inspiriert mich unglaublich in meiner Arbeit als Pfarrer – in der Landeskirche. Hört, hört! Ja, genau! In der Landeskirche.

Eure Art, Kirche zu leben, Mitarbeiter leidenschaftlich freizusetzen und euer Know-How nicht für euch zu behalten, sondern andere daran teilhaben zu lassen, ist alles andere als selbstverständlich in der kirchlichen Landschaft!

Was freue ich mich, direkt an der Schweizer Grenze leben zu dürfen und deswegen einen kurzen Weg zum ICF in Zürich zu haben.

Ich bin heute in so vielen Bereichen inspiriert worden: Basti Wohlrab hat mich begeistert für ein tieferes Verständnis dafür, wie Teams ticken, wann Teams gut ticken – und dass es sich absolut lohnt, in Menschen zu investieren und was es heißt „all in“ zu gehen!

Und, ach ja, so ganz off-topic aber dennoch sehr wahr, ein nettes Zitat:

Wir sind Deutsche: Wir lieben Kack-Qualität, wenn es umsonst ist.

Das ist die bittere Wahrheit – leider auch im Blick auf Kirche. Ich musste wie einige andere auch dennoch herzlich lachen, auch wenn da wirklich etwas dran ist – aber: Gott hat mehr verdient, genauer gesagt: Unser Bestes! Nicht, weil wir ihm etwas beweisen könnten, sondern weil er schon längst etwas bewiesen hat: seine Liebe zu uns, besiegelt am Kreuz von Golgatha.

Ein Spitzensatz am Nachmittag, als es um den Entwicklungsplan für Volunteers ging:

„Die Mitarbeiter sollen mehr profitieren als sie investieren.“

Wow! Ich will es mir auf die Fahne schreiben und versuchen, die Kultur in meiner Gemeinde dahingehend zu stärken, dass genau dies möglich ist.

Zum Abschluss dann noch etwas über das Finanzmanagement im ICF zu hören, neben Nicolas Legler im ICF Office zu sitzen und gespannt zuzuhören, wie er aus dem Nähkästchen plaudert – das hatte schon was, ehe es dann zum Schluss noch mal richtig abging: Worship mit einem Bass, der schon mal die Tribüne ein wenig ins Wanken bringen kann und einer Message von Leo Bigger über die Herrlichkeit Gottes.

Und was ich nur immer wieder betonen kann wider alle Kritiker:

„Es geht um Jesus!“

Beim ICF. Das wurde so oft betont. So oft wurde Jesus angebetet. So oft gesagt, dass dieser Tag ihm die Ehre geben soll und wir als Teilnehmende hören sollen, was er sagt – ganz zu schweigen davon, warum wir überhaupt die ganze Gemeindearbeit machen.

Ich bin beschenkt, begeistert und neu motiviert nach Hause gefahren und bin Gott so dermaßen unglaublich dankbar, dass es das ICF gibt!

„Kirche neu erleben“ – ja genau, das ist nicht nur das Motto vom ICF, das wird auch gelebt.

Authentisch.

Leidenschaftlich.

Liebevoll.

Menschenorientiert.

Jesuszentriert.

Zeitgemäß.

Nachvornegewandt.

DANKE, ICF!

Wie kann ich geistlich wachsen?

Ich glaube, dass es ganz menschlich ist, zu wachsen. In unterschiedlichen Bereichen unseres Lebens haben wir eigentlich keine Lust, schwächer und kleiner zu werden, sondern wollen stärker werden und wachsen.

Das betrifft als Christ natürlich auch unseren Glauben. Wir möchten gerne im Glauben wachsen, das bedeutet: Noch mehr in Jesus vertrauen, uns noch weniger von den Stürmen des Lebens ins Wanken bringen lassen, noch mutiger uns zu ihm bekennen und noch mehr Erfahrungen mit dem Heiligen Geist machen und das sein Wort, die Bibel, noch besser verstehen.

Bei allem finde ich immer wieder ein Verständnis von „geistlichem Wachstum“ vor, das ich äußerst problematisch finde. Diese Form von „geistlichem Wachstum“ beschränkt sich auf eine konsumierende Haltung. Das bedeutet, dass es quasi nicht genug Gottesdienste, Bibelstunden, Evangelisationen und sonstige Veranstaltungen geben kann, die ich besuche – zusätzlich zu meinem ganz persönlichen Bibelstudium zuhause.

In meinem Beruf als Pfarrer begegnet mir das dort, wo Menschen sich noch mehr „Lehre“ und Bibelstudium wünschen, als sie ohnehin schon tun und ich mich manchmal frage: „Musst du nicht schon längst platzen, wenn du so viel in dich aufnimmst, aber so wenig weitergibst?“

Natürlich kann das eine nicht gegen das andere ausgespielt werden und ich glaube, dass wir einen ungeheuren Schatz haben mit der Bibel und vielen weisen und geisterfüllten Lehrern der Bibel – denn damit haben wir bspw. den Jüngern Jesu etwas voraus. OK, sie hatten das Alte Testament – aber sie hatten nicht die Geschichten um Jesus, die wir heute haben. Sie waren Teil dieser Geschichten. Sie waren Teil der Entstehung dieses biblischen Zeugnisses, das wir heute haben und das uns geistlich wachsen lässt.

Ich lese gerade „Die Bibel in einem Jahr“ durch und mache dabei einige spannende Entdeckungen – gerade auch dort, wo ich meine, dass ich die Stellen schon so oft gelesen und sogar verstanden hätte. Scheint aber irgendwie nicht der Fall zu sein und so entdecke ich immer wieder Neues – und das ist wirklich cool.

Momentan lese ich das Markus-Evangelium und auf die Frage, wie man geistlich wachsen kann, habe ich hier (wieder) wertvolle Hinweise bekommen, dass das eben nicht durch eine rein passiv-konsumierende Haltung und ein passiv-konsumierendes Verständnis von „Glauben“ geht.

Vollmacht

Im 3. Kapitel im Markus-Evangelium wird berichtet, wie Jesus seine 12 Jünger beruft.

Zwölf von ihnen erwählte er zu Aposteln. Sie sollten ständig bei ihm bleiben und von ihm lernen. Er wollte sie mit dem Auftrag aussenden, die Botschaft von Gott zu predigen und Menschen von der Macht der Dämonen zu befreien. (Markus 3,14-15)

Es gab kein Handbuch, keine Gebrauchsanweisung, kein Seminar oder Workshop. Es gab nur dieses Paradoxon aus „Bleiben und Gehen“, dessen verbindendes Element und auch Konsequenz die „Vollmacht“ ist.

Die Jünger wurden nicht in eine Schule geschickt, denn aller Wahrscheinlichkeit nach, sind sie nämlich genau von selbiger mehr oder minder geflogen. Ihr großer Traum, dass sie einem Rabbi folgen und bei ihm in die (harte) Schule gehen können, wird sich wohl zerschlagen haben, da sie sonst nicht als Fischer (und in anderen Alltagsberufen) in ihren noch jungen Jahren arbeiten würden.

Und dann geschieht das Unglaubliche, dass sie eben nicht Bitten und Betteln müssen, dass der Rabbi Jesus sie aufnimmt und ihnen in seiner Milde und Gnade erlaubt, in seiner Nähe zu sein und in seinem Staub zu laufen – nein! Das Unfassbare geschieht und Jesus erwählt diese Männer zu seinen Jüngern! Und das geschieht durch „bleiben“ und „gehen“, wie es in den Versen im Markusevangelium heißt: „bei ihm bleiben“ und „aussenden“, genauer gesagt.

Bei Jesus zu bleiben und in seinem Namen zu Menschen zu gehen (um zu predigen und Dämonen auszutreiben) geschieht nur durch die Vollmacht, die er selbst seinen Jüngern gibt, aber es geschieht auch in der Vollmacht dessen, der gesagt hat:

Ich versichere euch: Was ihr auf der Erde binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden sein. Und was ihr auf der Erde lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein. (Matthäus 18,18)

Jetzt meinen vielleicht manche, dass dieses „bei Jesus bleiben“, wie es von den Jüngern in Markus 3 berichtet wird, das Lesen der Bibel sei sowie diverse Predigten, biblische Vorträge und sonst noch mehr Konsumierendes. Sicher? Es kann sein, muss aber nicht sein.

Wenn Jesus sagt, dass er alle Tag bei uns ist, bis an das Ende dieser Welt (Matthäus 28,20), dann heißt das doch, dass er immer und überall und zu jeder Zeit bei uns ist und es keine Rolle spielt, wo wir sind – sondern wo er ist: nämlich bei uns. Das wiederum bedeutet aber auch, dass „bei Jesus bleiben“ mehr ist als das, was wir vielleicht darunter verstehen.

Bei Jesus zu bleiben bedeute nicht nur, dass wir unsere Zeit in unserem Sessel haben, in der Bibel lesen und beten; dass wir sonntags morgens in den Gottesdienst gehen und den hoffentlich (spannenden) Predigten lauschen und dass wir noch an acht Abenden der Woche in einer Kleingruppe uns einem intensiven Bibelstudium hingeben.

„Bei Jesus bleiben“ heißt: von ihm lernen – und das geschieht an so vielen unterschiedlichen Stellen unseres Lebens, oder um es noch präziser zu sagen: Das geschieht überall!

Das Entscheidende ist nicht das „Wo“ und „Wie“, sondern das „Wofür“ – und das wird dadurch beantwortet, dass wir bei Jesus bleiben, um mit seiner Vollmacht ausgestattet zu werden, die sich darin äußert, dass wir als Christen einen Unterschied in dieser Welt machen und dass wir etwas geben, das sonst niemand geben kann.

Als Christen sind wir nicht berufen, diese Erde ein Stückchen besser zu machen. Als Christen sind wir berufen, in der Vollmacht des Gekreuzigten und Auferstandenen zu leben und zu wirken.

Und sei dir sicher: Dadurch wirst du geistlich wachsen – aber wie! Denn das äußert sich in der zweiten Bewegung: im „aussenden“ oder „gehen“ oder ich nenne es im „Frucht bringen“.

Frucht bringen

Ein Kapitel weiter im Markusevangelium erzählt Jesus eine Gleichnisgeschichte. Ein Sämann sät den Samen – und der fällt auf ganz unterschiedlichen Boden: auf steinigen, auf dornigen, auf den Weg, auf fruchtbaren Boden. Jesus erklärt seinen Jüngern, was er damit meint und schließt seine Erklärung mit folgender Aussage:

Bei anderen schließlich ist es wie mit der Saat, die auf guten Boden fällt. Sie hören das Wort, nehmen es auf und bringen Frucht: dreißigfach, sechzigfach und hundertfach. (Markus 4,20)

„Frucht bringen“ ist bei Jesus immer ein Ausdruck dafür, dass sich Menschen auf den Weg machen und sich aktiv einbringen, um Gottes neue Welt sichtbarer werden zu lassen hier auf Erden.

Es ist sozusagen das Gegenteil von „Hände in den Schoß legen“ und meint ein aktives Bei-Jesus-Bleiben, ein Hören auf den Heiligen Geist, wohin er einen führen möchte und ein Befolgen dessen, was er sagt, um Menschen für Jesus zu gewinnen.

Und so wirst du geistlich wachsen, das verspreche ich dir. Wenn du dich auf den Weg machst, den Gott dir zeigt. Wenn du dich aktiv einbringst in deiner Gemeinde und in diese Gesellschaft und nicht nur die Hände in den Schoß legst (was aber natürlich auch mal sein darf). Es bedeutet, dass es beides braucht: Eine im positiven Sinne konsumierende Haltung, weil du in dich aufnehmen möchtest, was Jesus dir Gutes geben und tun will – und dich dann aber aufmachst und dich ganz aktiv einbringst in Gottes Reich.

Das kann ganz unterschiedlich aussehen, denn es hängt letzten Endes von den Gaben ab, die Gott dir geschenkt hat.

Wenn die Lehre deine Stärke ist, dann schau, dass du in irgendeiner Weise dazu beiträgst, dass Menschen die Bibel besser verstehen.

Wenn Beziehungen deine Stärke sind, dann schau, dass du in irgendeiner Weise etwas tust, wodurch du Menschen zusammen bringst.

Wenn Seelsorge deine Stärke ist, dann schau, dass du in irgendeiner Weise etwas tust, damit Menschen in ihren (seelischen) Nöten und in den Fragen ihres Lebens Hilfe bekommen.

Wenn die Diakonie deine Stärke ist, dann schau, dass du in irgendeiner Weise etwas tust, das Menschen in ihren (materiellen) Nöten und Sorgen hilft.

Wenn die Unterscheidung der Geister deine Gabe ist, dann schau, dass du in irgendeiner Weise dazu beiträgst, dass Menschen frei werden von okkulten Bindungen und der Macht des Teufels. Nur nebenbei bemerkt: In den ersten Kapiteln des Markusevangelium ist sehr, sehr oft von bösen Geistern und Dämonen die Rede, dass Jesus Macht über sie hat und dass es ein Merkmal der ersten Jünger war, dass sie Macht haben sollen über böse Geister.

Es spielt keine Rolle, welche Gabe Gott dir gegeben hat. Aber es spielt eine Rolle, ob du diese Gabe einsetzt und damit Gott die Ehre gibst und Menschen dienst.

Wieso du dann geistlich wachsen wirst? Die Antwort ist relativ einfach: Egal in welchem Bereich es sein wird, dein Glaube wird auf den Prüfstand gestellt werden: Ist das, was ich glaube, wirklich wahr? Hält mein Glaube den Prüfungen des Lebens Stand? Was, wenn Anfechtungen und Zweifel kommen, weil ich mit Situationen konfrontiert werde, die nicht einfach sind für mich? Wie erkläre ich jemandem, was ich glaube, der von Jesus noch nicht wirklich eine Ahnung hat und glaubt, das sei nur ein männlicher spanischer Vorname? Was, wenn in meinem Dienst „der Erfolg“ ausbleibt?

Das alles wirst du nur erleben, wenn du dich aufmachst. Wenn du dich von Jesus senden lässt. Und du wirst in diesem Gesandtsein geistlich mehr wachsen, als wenn du nur eine konsumierend-passive Haltung einnimmst.

Die Mischung macht’s: Bei Jesus bleiben und dann bewusst dich senden lassen, Frucht bringen, in seiner Vollmacht – und du wirst geistlich wachsen und Erfahrungen machen, die du niemals mehr in deinem Leben missen möchtest.

Ich habe es selbst schon so oft erlebt, dass ich in Situationen gekommen bin, für die es keine Gebrauchsanweisung gibt. Dann geht nur eines: Vertrauen, dass Jesus stärker ist und in diesem Vertrauen einfach den nächsten Schritt gehen – auch wenn ich nicht immer wusste, ob es der richtige Schritt ist.

Und so bin ich auch schon durch manchen Zweifel, Anfechtung und Kampf hindurch gegangen. Manchmal nicht nur für kurze Zeit, sondern über Monate oder gar Jahre. Denn es kann passieren, dass dein Glaube auf den Prüfstand kommt, wenn du geistlich wachsen möchtest. Denn Wachstum heißt immer auch Abschied von Bisherigem, von Gewohntem.

Aber zu erleben, wie Jesu Worte nicht leer sind, sondern wie sie wahr sind und Vollmacht haben, das lässt mich immer wieder mutig nach vorne schauen im Vertrauen auf den, der sagt:

„Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,18-20)

Und wenn du die einfachsten Schritte geistlichen Wachstums gehen möchtest, dann sprich doch mal mit Kindern über Jesus, über den Glauben, über Gott und die Welt. Sie werden Dir Fragen stellen, deren Antworten du nicht leicht finden wirst. Das wäre ja noch gar nicht so schlimm. Aber du wirst eines merken: Ob deine Antworten tragfähig und lebensnah sind – in gewisser Weise werden sie ein Spiegel deines Glaubens sein – ob dieser nämlich tragfähig und lebensnah ist.

Ist Donald Trump mächtiger als Jesus?

Diese Frage drängt sich mir regelrecht auf, wenn ich sehe, wie Christen (!) seit dem Amtsantritt von Trump öffentlich über ihn sprechen, auf Facebook etwas posten, wiederum andere Facebook-Posts kommentieren oder eben generell sich in den (sozialen) Medien über ihn äußern.

Damit keine Missverständnisse aufkommen und du mich nicht in eine Schublade stecken musst, will ich gleich zu Beginn des Artikels deutlich machen: Ich hätte Trump nicht gewählt und ich persönlich halte ihn für keinen geeigneten Präsidenten der USA.

Darüber hinaus finde ich viele Entscheidungen und Entwicklungen, die sich in den ersten Amtswochen von Trump abzeichnen, sehr bedenklich – beispielsweise in Fragen der Asylpolitik, der Gesundheitspolitik, der Außenpolitik und dem Slogan „America first“.

Ja und auch ich frage mich, in welche Richtung sich das noch alles entwickeln soll.

Es ist nicht nur legitim, sondern absolut wichtig und an der Zeit, dass wir die Zeichen derselben erkennen. Und deswegen ist es auch vollkommen wichtig, richtig und legitim, dass wir öffentlich und lautstark vor Fehlentwicklungen warnen. Gerade aus unserer deutschen Geschichte müssten wir doch wissen, dass Schweigen nicht immer Gold ist, sondern dass Schweigen auch ein Dulden und Tolerieren von Dingen bedeutet, die Gott nicht gutheißt.

Ja, wir brauchen sie, die prophetische Stimme, die mahnende und aufrüttelnde Stimme, die uns schüttelt und aufweckt aus einem Schlaf der Geschichtsvergessenheit und einer fast schon fatalistischen Grundstimmung.

Nur wenn ich beobachte, wie diese Stimme von manchen Christen in den Medien und sozialen Netzwerken erhoben wird, dann vermisse ich etwas.

Ich vermisse den Hinweis darauf, dass es immer noch Jesus ist, der stärker ist als alle widergöttlichen und unguten Mächte und Machtverhältnisse dieser Welt.

Ich vermisse den Hinweis auf den, der gesagt hat:

„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost: Ich habe sie überwunden!“ (Johannes 16,33)

Ich vermisse, dass Christen deutlich machen, dass sie nicht aus sich und ihren Launen, nicht aus ihrer Wut alleine heraus sprechen und schreiben, sondern dass sie ihre Stimme erheben, weil Gott ihnen Autorität gegeben hat.

Ich vermisse, dass Christen bei aller berechtigter Sorge, Kritik und Aufschrei auf den hinweisen, dem alle Macht gegeben ist – im Himmel und auf der Erde, Jesus Christus selbst!

Wieso verweisen so viele Christen nicht auf diese Hoffnung, die sie in Jesus haben? Wieso bleiben sie bei der Nennung der Missstände stehen? Ist es einfacher, in das omnipräsente Trump-Bashing einzusteigen?

Dabei ist die Autorität, die Christen von Jesus selbst gegeben ist, eine unglaublich große, die es wahrzunehmen gilt, denn er hat einmal gesagt:

Ich versichere euch: Was ihr auf der Erde binden werdet, das soll auch im Himmel gebunden sein. Und was ihr auf der Erde lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein. (Matthäus 18,18)

Ich glaube, wir brauchen mehr denn je Mut, Weisheit und Zuversicht in Jesus selbst, der mächtiger ist als alle Machthaber dieser Welt. Es ist eine Lüge zu meinen, dass irdische Machthaber alle Macht haben. Ja, sie tun mitunter grausame und menschenverachtende Dinge, die mir manchesmal den Atem stocken lassen (by the way: Wo bleibt der Aufschrei gegen die vielen Despoten auf dieser Erde, die Menschen anderer Herkunft oder Religion massakrieren?). Aber sie haben nicht mehr Macht als Jesus selbst!

Ich möchte diese Zuversicht, diese Weisheit und diesen Mut – weil ich weiß, dass Jesus selbst „im Regimente sitzt“, wie es in einem alten Kirchenlied heißt. Und ich kann nur hoffen und vertrauen, dass Jesus selbst sich zeigt, dass er sich offenbart, dass er Dinge ändert, wo wir keinen Ausweg sehen. Dass er Lösungen schenkt in zerfahrenen Positionen und dass er antimenschlichen und antigöttlichen Machenschaften Einhalt gebietet. Das will ich hoffen, das will ich glauben, dafür will ich beten!

Und so wünschte ich mir, dass jedem Anti-Trump-Post von Christen auf Facebook ein Pro-Jesus-ist-die-Hoffnung-Post folgt. Ist das so schwierig?

Der Teufel geht umher

Heute habe ich via täglicher Mail von Joseph Prince eine inspirierende Auslegung zu 1. Petrus 5,8 erhalten und spinne die Gedanken ein wenig weiter. Dieser Vers ist ziemlich herausfordernd und lautet in der Neuen Genfer Übersetzung so:

Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem Opfer, das er verschlingen kann. (1. Petrus 5,8)

Auf den ersten Blick kann das ja schon ein wenig beängstigend wirken. Aber nur auf den ersten. Auf den zweiten schon gar nicht mehr, denn es gibt eine einfache Strategie, wie du dem Teufel den Appetit verderben kannst, dich verschlingen zu wollen.

Gibt’s den Teufel?

Vielleicht sollte ich auf diese Frage zuerst einmal eingehen. Ich meine: ja! Und ich frage: Warum nicht? Klar: Das macht in gewisser Weise nur Sinn, wenn du auch an die Existenz Gottes glaubst – ohne ihm gleich vertrauen zu müssen (was in meinen Augen aber das Beste ist, das du tun kannst).

Mir ist es ehrlich gesagt auch nach intensiven Auseinandersetzungen im Dialog oder mit Literatur nicht ersichtlich, weshalb es Christen (!) gibt, die an Gott glauben – und damit auch an seine Existenz – aber die Existenz des Teufels als Person oder personähnliches Wesen ablehnen und in ihm eher eine Metapher für das Böse in uns Menschen und das Böse in der Welt sehen. Selbst wenn an dieser Metapher-Theorie etwas dran sein sollte, bleibt für mich die Frage ungeklärt, woher das Böse in uns oder das Böse in der Welt dann kommt.

Ich erwarte nicht deine Zustimmung, aber ich setze voraus, dass es den Teufel als solchen auch gibt.

Vielleicht nur als kleine Grundlage dazu noch ein Bibelvers:

Denn unser Kampf richtet sich nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte und Gewalten der Finsternis, die über die Erde herrschen, gegen das Heer der Geister in der unsichtbaren Welt, die hinter allem Bösen stehen. (Epheser 6,12)

Auch Paulus sieht in den teuflischen Mächten Wesen oder besser gesagt: Geister. Also keine rein im Universum umherschwirrende negative Kraft.

Und vielleicht als Letztes: Nachdem ich vor vielen Jahren einen sehr engen Kontakt zu einem Satanisten hatte (der dann sein Leben Jesus anvertraut hat) und er mir so alles mögliche berichtete – seit dem erachte ich die Meinung, den Teufel gibt es nicht als personhaftes Wesen als vollkommen unrealistisch.

Der Löwe brüllt

…meistens dann, wenn er damit sein Revier verteidigen und aller Welt zeigen will: „Schaut her, was bin ich doch für ein starker Löwe!“

Nichts anderes will der Teufel auch. Er versucht, sein Revier zu erweitern, sich darzustellen als den Stärksten und Mächtigsten und letzten Endes will er eines: Menschen verschlingen. Guten Appetit. Natürlich nicht wörtlich. Aber doch in seinen Wirkungsbereich ziehen.

Ich bin strikt dafür, die Machenschaften des Teufels zu enthorrifizieren. Es geht mir überhaupt nicht darum, ihn fantastischer und sagenumwobener dastehen zu lassen, als er es verdient hat.

Jesus hat über den Teufel einmal gesagt:

Er war von Anfang an ein Mörder und stand nie auf dem Boden der Wahrheit, weil es in ihm keine Wahrheit gibt. Wenn er lügt, redet er so, wie es seinem ureigensten Wesen entspricht; denn er ist ein Lügner, ja er ist der Vater der Lüge. (Johannes 8,44)

Jesus hätte viel über den Teufel sagen können. Aber er konzentriert sich auf das Wesentliche: keine Wahrheit ist im Teufel, nur Lüge. Und damit will er verschlingen.

Er stürzt Menschen in Selbstzweifel, ob sie auch wirklich genug glauben, artige Christen sind, wertvoll und wunderbar erschaffen und zu einem Leben mit Jesus bestimmt.

Er gaukelt Menschen vor, dass es an vielen anderen Stellen mehr Sinn und Erfüllung gibt als in Jesus. Und Menschen glauben das. Menschen jagen hier und dort und suchen hier und dort und merken nicht, dass die Antwort eigentlich eine ganz einfache ist. Aber sie lassen sich belügen vom Teufel.

Er lässt Jesus selbst nicht als einzige Wahrheit dastehen, so wie er es von sich selbst gesagt hat („Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; zum Vater komme man nur durch mich.“ Johannes 14,6) Wirklichen Gewinn davon, wenn in der Kirche der Exklusivitätsanspruch Jesu durch Lehre und Auftreten in Frage gestellt wird, hat kein Mensch – nur der Teufel alleine. Genauso wie auch nur er etwas davon hat, wenn manche meinen, dass man das mit dem Glauben an Jesus nicht so ernst nehmen müsse und es ja schon reicht, sonntags mal in den Gottesdienst zu gehen und ansonsten ein lieber, netter Mensch zu sein, der sich sozial engagiert. Nichts dagegen. Im Gegenteil. Aber darin erschöpft sich die Nachfolge Jesu nicht.

Vom Teufel verschlungen zu werden heißt nichts anderes, als von Jesus getrennt zu sein. Noch mal: Ich möchte hier kein Bild überstrapazieren und nichts dramatisieren – aber ich nehme die Bibel ernst. Und ich glaube, dass diese Gefahr besteht.

Dem Teufel den Appetit verderben

Wer nicht verschlungen werden will, der kann dem Teufel ganz einfach den Appetit verderben. Ein bemerkenswerter Satz steht in Hebräer 2,14:

Weil nun aber alle diese Kinder Geschöpfe aus Fleisch und Blut sind, ist auch er ein Mensch von Fleisch und Blut geworden. So konnte er durch den Tod den entmachten, der mit Hilfe des Todes seine Macht ausübt, nämlich den Teufel.

Jesus hat durch seinen Tod am Kreuz den Teufel entmachtet. Ein für alle mal. Wo Menschen diesen Sieg Jesu für ihr Leben annehmen und immer wieder aussprechen, hat der Teufel keine Chance, jemanden zu verschlingen.

Und deswegen sollen wir „besonnen und wachsam“ sein – und das heißt nicht, mit Argusaugen durch die Welt zu gehen, sondern diesen Sieg Jesu immer wieder als identitätsstiftendes Merkmal in Anspruch nehmen und aussprechen. Ich glaube, dass der Teufel nur dort wirklich mächtig sein kann, wo wir ihm den Raum dazu geben. Und diesen Raum schließen wir ab, wo wir uns zu Jesus bekennen – nicht auf dem Dach stehend und mit dem Megaphon hinunter posaunend, sondern wo es in unserem Herzen beginnt. In Momenten des Zweifels und der Anfechtung, in Momenten des Löwengebrülls uns sagen: Ich bin ein Kind Gottes, weil Jesus für mich am Kreuz starb!

Glaube mir: Das heißt, besonnen und wachsam zu sein – denn besonnen sein heißt auch, weise zu reagieren und zu agieren. Und was könnte besser wirksam sein gegen ein teuflisches Löwengebrüll als die ganze Kraft und Autorität des Kreuzes Jesu?

Ich glaube, unser persönlicher Glaube aber auch der Glaube der Kirche, ja die Kirche als Ganzes würde wieder wesentlich mehr Kraft und Schönheit erlangen, wenn wir uns dieser geistlichen Dimension bewusster wären und diese einfach leben würden.

An unzähligen Stellen in der Bibel wird beschrieben, wie der Name Jesus unglaubliche Kraft und Autorität hat.

Kranke werden geheilt.

Tote werden zum Leben erweckt.

Gelähmte können gehen.

Besessene werden befreit.

In Angst Gefangene leben in Freiheit.

Das stört den Teufel massiv – also geht er umher und schaut, wen er verschlingen kann, verblenden kann, belügen kann, etwas vorgaukeln kann. Aber eines kann er nicht: gegen die Kraft und die Autorität des Kreuzes und des Namens Jesu ankommen. Das geht einfach nicht. No way. Nie!

MEHR2017: Danke!

10.000 beten Gott an

10.000 Menschen, die Gott anbeten, Jesus in den Mittelpunkt stellen, die jede Menge beten und den Heiligen Geist wirken lassen – und doch gibt es ein sehr geteiltes Echo im Blick auf die Gebetskonferenz „MEHR 2017“ des Gebetshauses Augsburg (https://mehr.gebetshaus.org/de/), die vom 5. bis 8. Januar stattfand.

Mich stimmt das einfach traurig und ich frage mich: Was stimmt mit uns Deutschen eigentlich nicht? Können wir nicht einfach mal das Schöne einer Veranstaltung stehen lassen und uns darüber freuen, dass 10.000 Christen sehr, sehr vieler unterschiedlicher Konfessionen zusammen kommen, darunter sehr viele junge Menschen, und Jesus feiern? Ich meine: Wo gibt es das denn noch heutzutage, wo unsere Medien und sozialen Netzwerke voll sind von schlechten Nachrichten und Schreckensmeldungen?

Der Prediger des Papstes, ein katholischer Theologe, ein charismatischer Prediger und viele andere Personen haben das breite und bunte Spektrum der „MEHR“ ausgemacht. Aber vielen Kritikern scheint das immer noch zu eng, zu fundamentalistisch, zu popkulturmäßig, zu oberflächlich, zu abgefahren, zu anbiedernd, zu modern oder was weiß ich noch nicht alles zu sein.

Ich finde es schlicht und einfach genial, dass es die MEHR-Konferenz gibt. Leider war ich nicht vor Ort dabei, sondern konnte sie „nur“ via Livestream verfolgen.

Gründe für Kritik

Ich werde den Verdacht nicht los, dass die Kritik an dieser Konferenz – wenn sie denn aus christlichen Kreisen kommt – vor allem zwei Gründe hat. Der eine Grund ist Neid. Oh ja, den gibt es unter Christen auch – aber das ist auch nicht weiter tragisch, denn auch Christen sind nur Menschen – eigentlich nichts Neues, aber es tut gut, das sich immer mal wieder vor Augen zu führen. Ich glaube, dass viele, die nun kritisch den Zeigefinger erheben, zutiefst unglücklich sind über so manche Entwicklung und so manchen Zustand ihrer Kirche(ngemeinde) – und dann kann es natürlich nicht sein, dass es eine Konferenz gibt, auf der 10.000 Menschen begeistert Jesus feiern. Natürlich will ich das niemandem unterstellen und schon gar nicht allen Kritikern. Nein. Gar nicht. Nur drängt sich mir dieser Eindruck einfach auf. Und er ist in gewisser Weise auch ein verständlicher menschlicher Reflex – aber nicht alle menschlichen Reflexe sind auch gut – außer denen, die der Herr Doktor testet. Schon klar. Aber nicht immer sind menschliche Reflexe auf geistliche Geschehnisse die angemessene Reaktion.

theologia crucis vs. theologia gloriae?

Der zweite Grund ist für mich eine theologische Engführung, die wir in Deutschland leider haben. Kurz und knapp könnte man sie zurückführen auf den scheinbaren Gegensatz einer „theologia crucis“ und einer „theologia gloriae“. Letztere betont den Lobpreis und die Herrlichkeit Gottes während erstere vor allem das Leiden Gottes betont. Gerade im volkskirchlichen Kontext wird in Rückgriff auf Martin Luther – was im Reformationsjubiläumsjahr 2017 natürlich die Geheimwaffe theologischer Argumentation schlechthin ist – die „theologia crucis“ hochgehalten. Das sehen wir alleine schon in der landauf landab gängigen Form von Gottesdienst, in dem der – durchaus auch einmal ekstatische – Lobpreis so gut wie keine Rolle spielt.

Vereinfach gesagt spielt die „theologia gloriae“ vor allem in charismatisch geprägten Gemeinden eine große Rolle – genauer gesagt dort, wo die Anbetung, der Lobpreis und die Verherrlichung Gottes im Mittelpunkt steht. Wie beispielsweise eben auch bei der „MEHR“, für viele sinnbildlich daran erkenntlich, dass viele Menschen beim Singen der Anbetungslieder und beim Beten selbst die Arme nach oben halten – wobei mir bis heute nicht erkenntlich ist, was daran so schlimm sein soll.

MEHR2017: Hoffnung für unser Land und unsere Kirchen

Um es kurz zu machen: Ich kann mich der Kritik einfach nicht anschließen. Im Gegenteil. Was ich bei der MEHR2017 gesehen habe, macht mir Mut und Hoffnung für Deutschland und für unsere Kirchen.

  • 10.000 Menschen beten Gott an
  • 10.000 Menschen starten in ein neues Jahr mit einer Gebetskonferenz
  • 10.000 Menschen aus unterschiedlichen Kirchen kommen zusammen
  • 10.000 Menschen lassen sich vom Heiligen Geist füllen
  • 10.000 Menschen wollen MEHR
  • 10.000 Menschen bei einer kirchlichen Veranstaltung – und sehr viele junge Menschen sind dabei
  • 10.000 Menschen hören von Jesus
  • 10.000 Menschen gehen verändert und erfüllt zurück in ihren Alltag
  • 10.000 Menschen begegnen dem lebendigen Gott
  • 10.000 Menschen hören inspirierende theologische Vorträge
  • 10.000 Menschen erleben, dass Glaube etwas mit Schönheit, Ästhetik und Lebensbejahung zu tun hat
  • 10.000 Menschen setzen ein Zeichen für Versöhnung und Liebe

Ich bin dem Gebetshaus Augsburg und seinem Leiter Dr. Johannes Hartl und seinem ganzen Team unglaublich dankbar, dass es die „MEHR“ gibt – und nächstes Jahr wieder geben wird. Ich bin dankbar dafür, dass es immer noch Menschen gibt, die die Hoffnung auf Erneuerung und Erweckung in unserem Land und in unseren Kirchen nicht aufgegeben haben, sondern sie liebevoll erwarten, erhoffen und erbeten. Ich bin so dankbar, dass über konfessionelle Grenzen hinweg Menschen zusammen kommen, um Gott anzubeten.

Gott verdient Anbetung

Und nur mal so am Rande bemerkt: Gott hat es nicht nur verdient, dass es angebetet wird. Es ist Wesensausdruck seines Volkes, dass es Gott anbetet. Wenn du mit der Bibel auch nur ein bisschen was anfangen kannst, dann wirst du das schon im Alten Testament an vielen Stellen lesen, dass Gott manchmal in geradezu ekstatischer und enthusiastischer Weise gefeiert, angebetet und verherrlicht wird. Falls du eine kleine Hilfe brauchst, möchte ich an dieser Stelle einfach einmal Psalm 145 aus der Bibel zitieren:

1 Ein Loblied Davids. Dich will ich ehren, mein Gott und König! Dich will ich preisen für alle Zeit! 2 Jeden Tag will ich dich loben und deinen Namen überall bekannt machen. 3 Groß ist der Herr! Jeder soll ihn rühmen! Seine Größe kann niemand erfassen. 4 Eine Generation soll der anderen von deinen großen Taten erzählen und schildern, wie machtvoll du eingegriffen hast. 5 Deine Hoheit und Macht wird in aller Munde sein, und auch ich will stets über deine Wunder nachdenken. 6 Immer wieder wird man davon sprechen, wie dein Handeln den Menschen Ehrfurcht eingeflößt hat. Auch ich will ihnen sagen, wie groß du bist. 7 Wenn sie dann zurückdenken, werden sie deine unermessliche Güte rühmen. Weil du deine Versprechen gehalten hast, werden sie dich laut loben: 8 „Der Herr ist gnädig und barmherzig; seine Geduld hat kein Ende, und seine Liebe ist grenzenlos! 9 Der Herr ist gut zu allen und schließt niemanden von seinem Erbarmen aus, denn er hat allen das Leben gegeben.“ 10 Darum sollen dich alle deine Geschöpfe loben. Jeder, der dich liebt, soll dich rühmen 11 und weitersagen, wie großartig deine Königsherrschaft ist! Sie alle sollen erzählen von deiner Stärke, 12 damit die Menschen erfahren, wie du deine Macht gezeigt hast und wie prachtvoll und herrlich dein königliches Reich ist! 13 Deine Herrschaft hat kein Ende, sie wird bestehen von einer Generation zur anderen. Auf das Wort des Herrn kann man sich verlassen, und was er tut, das tut er aus Liebe. 14 Wer keinen Halt mehr hat, den hält der Herr; und wer schon am Boden liegt, den richtet er wieder auf. 15 Alle schauen erwartungsvoll zu dir, und du gibst ihnen zur rechten Zeit zu essen. 16 Du öffnest deine Hand und sättigst deine Geschöpfe; allen gibst du, was sie brauchen. 17 Der Herr ist gerecht in allem, was er tut; auf ihn ist Verlass! 18 Der Herr ist denen nahe, die zu ihm beten und es ehrlich meinen. 19 Er geht auf die Wünsche derer ein, die voll Ehrfurcht zu ihm kommen. Er hört ihren Hilfeschrei und rettet sie. 20 Gott bewahrt alle, die ihn lieben, aber wer mit ihm nichts zu tun haben will, den lässt er umkommen. 21 Ich will den Herrn loben, und alles, was lebt, soll ihn allezeit rühmen. Er ist der heilige Gott!

Was auf der „MEHR“ geschah und auch nächstes Jahr wieder geschehen wird, ist sozusagen die Aktualisierung dieses Psalms: Die Verherrlichung Gottes, weil er es einfach wert ist, gefeiert, gelobt, geliebt und zelebriert zu werden. Und darüber hinaus ist das alles kein Gegensatz zur „theologia crucis“. Denn in den Vorträgen kam auch diese Seite Gottes zur Sprache: Ein Gott, der leidet; ein Gott, der stirbt; ein Gott, der sich hingibt für jeden einzelnen Menschen, weil er jeden einzelnen Menschen unglaublich liebt.

„Holy Fascination“ – das war das Thema der diesjährigen MEHR. Ich kann nur für mich sprechen und sagen: Ja, genau, das war es. Eine „heilige Faszination“ darüber, wer Jesus ist, was der Heilige Geist tut und wie erstaunlich es ist, dass der Schöpfer des Universums uns Menschen Tag für Tag seine Liebe und Güte zeigt.

Und ich wünsche mir so sehr, dass das ewige Kritisieren aufhört, das Rechthabenwollen über die rechte Lehre, die korrekten Worte und die geisterfülltbibeltreueundfreivonallerIrrlereheichweißesbesser-Mentalität einfach mal ein Ende findet und wir uns darüber freuen, dass selbst in den Tagesthemen ein durchaus positiver Bericht über eine Gebetskonferenz ausgestrahlt wurde. Ich weiß nicht, wann es das in Deutschland schon einmal gab.

Danke, MEHR2017! Bis nächstes Jahr! Spätestens.

Medien, die ich empfehle

Der Wettlauf des Glaubens

Die Essenz des Seins

Auslöschung

Reaktivität überwinden

Mehr als ein Zellhaufen