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Der unsichtbare Dienst einer Pastorenfrau

Dieser Artikel ist meiner Frau gewidmet, denn sie leistet Grandioses und hat sich bewusst für ihr Schicksal entschieden, als wir geheiratet haben. Und dieses Schicksal heißt: Pastorenfrau zu sein.

Dieser Artikel ist keine Abrechnung und er ist auch nicht polemisch gemeint. Er stellt lediglich Tatsachen dar und soll die wahren Heldinnen der Gemeindearbeit ehren: Pastorenfrauen.

Dabei leistet die durchschnittliche Pastorenfrau einen unsichtbaren Dienst, über den sich viele überhaupt nicht bewusst sind und der leider auch nirgendwo Anerkennung findet. Weder in der Gemeinde, noch in den finanziellen Entschädigungen noch im Umgang untereinander.

Aber, liebe Pastorenfrauen, nehmt diesen Artikel. Drückt ihn eurem Mann in die Hand und sagt ihm: „Bitte, Schatz! Du darfst das ja nicht sagen in deinem Leitungsgremium. Das käme komisch. Aber zeig ihnen diesen Artikel, denn ich habe es schlicht und einfach verdient, in meinem Schicksal als Pastorenfrau wahrgenommen und mein Dienst beachtet zu werden.“

….ok, ich überlasse dir, ob du das auch wirklich tust. Aber folgende Gründe sind nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern wirklich der „unsichtbare Dienst“ einer Pastorenfrau – und nicht immer ist alles freiwillig.

Pastorenfrauen werden wie die Sekretärin des Pastors behandelt

„Kannst du deinem Mann sagen, dass er mich morgen am Nachmittag mal anrufen soll?“

„Bitte richte deinem Mann doch aus, dass das Angebot des einen Anbieters nicht so gut war wie das des zweiten, wir uns aber für das dritte entscheiden sollten. Er kann ja mal auf der Homepage einen Vergleich anstellen und sich dann bei mir melden. Wann passt es denn am besten bei ihm?“

„Ach, wo ich dich grad so sehe: Wann kann ich denn mal mit deinem Mann wegen des Kindergottesdienstes sprechen?“

„Schau mal, ich habe hier ein paar Unterlagen dabei. Nimm sie doch bitte deinem Mann mit, ja?“

„Am Donnerstag hat ein verdientes Gemeindeglied Geburtstag. Falls dein Mann nicht vorbeischauen kann, kannst du ja kommen.“

Solche und ähnliche Kommentare, die man als Pastorenfrau mal zwischen Tür und Angel erhält, dürften den meisten bekannt vorkommen. Nicht selten meinen Gemeindeglieder, dass Pastorenfrauen automatisch so etwas wie die Sekretärin des Pastors sind.

Sind sie aber nicht! Dafür gibt es eine Sekretärin – Schluss, Aus, Ende der Diskussion.

Und alles, was die Pastorenfrau in diesem Bereich tut, ist ein unsichtbarer Dienst an der Gemeinde und keine Selbstverständlichkeit. Sie übernimmt Aufgaben, für die jemand anderes zuständig ist – und meistens auch dafür bezahlt wird.

Pastorenfrauen sind plötzlich Seelsorgerinnen

Sowohl in meinem Studium als auch im Vikariat bin ich auf das große Feld der Seelsorge vorbereitet worden. Durch Vorlesungen, Seminare, Bücher, Artikel, Übungen und Feedback-Gespräche. Die Pastorenfrau durchläuft das alles im Normalfall nicht, aber findet sich recht schnell als Seelsorgerin wieder und hat mit Themen zu tun, die für manche schon eine große Herausforderung darstellen, die eine Seelsorgeausbildung haben.

Sicher: Es gibt Pastorenfrauen, deren Gabe ist die Seelsorge. Keine Frage. Aber sie ist eben nicht jeder Pastorenfrau gegeben. Genauso wenig übrigens wie dass jede Pastorenfrau automatisch Frauenkreis, Kindergottesdienst und den Besuchsdienst macht.

Pastorenfrauen haben einen stressigen Sonntagmorgen

Am Sonntagmorgen bin ich angespannt. Da steht der Feinschliff der Predigt an. Und wenn dann was nicht klappt, die Woche zu voll war oder für den Gottesdienst auch noch andere Dinge vorbereitet werden müssen, dann kann es schon mal vorkommen, dass ich den Sonntagmorgen im Büro verbringe. Solange, bis ich los muss zu den Gottesdiensten – und das muss ich ohnehin schon eine ganze Weile, bevor meine Frau aus dem Haus geht.

Aber was macht sie, während ich im Büro bin? Sie managt den Morgen mit den Kindern, übernimmt alle familiären Pflichten, die ohne jede Diskussion auch in den Bereich des Mannes gehören und hält dem Pastor der Gemeinde den Rücken frei, dass diese noch einmal alles geben und in die Vorbereitung des Gottesdienstes investieren kann.

Das ist kein Privatvergnügen der Pastorenfrau – das ist ein Dienst an der Gemeinde und sollte als solcher auch gesehen und in irgendeiner Weise wertgeschätzt werden.

Besonders kompliziert wird es dann, wenn die gute Pastorenfrau auch noch Kindergottesdienst macht – dann wird’s spannend.

Pastorenfrauen sind an vielen Abenden in der Woche alleine

Eigentlich vollkommen logisch, oder? Vieles in der Gemeinde geschieht ehrenamtlich. Das bedeutet: viele Mitarbeiter haben erst Zeit, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen. Also finden vielen Meetings und Planungen am Abend statt. Während Ehrenamtliche jedoch vielleicht einen oder zwei Termine in der Woche haben, ist der Pastor meistens bei allen Meetings und Planungen dabei. Und die Pastorenfrau? Korrekt. Sie ist zuhause, bleibt zuhause oder muss zuhause bleiben – vor allem dann, wenn es noch kleine Kinder im Pastorenhaushalt gibt.

Spannend wird es wieder einmal, wenn es um ein Meeting geht, an dem auch die Pastorenfrau teilnimmt, da sie in diesem Bereich mitarbeitet. Was dann? Entweder sie verzichtet freiwillig zu Gunsten des Pastors – oder es wird ein Babysitter engagiert, der wiederum etwas kostet.

Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung, wie viele hundert Euro wir schon in Babysitter investiert haben, damit meine Frau und ich gemeinsam an Meetings oder anderen Gemeindeveranstaltungen teilnehmen können und das eben nur ging, wenn ein Babysitter im Haus ist.

Aber selbst wenn die Kinder größer oder gar aus dem Haus sind: die Pastorenfrau muss viele Abende in der Woche auf ihren Mann verzichten. Die Zeitpunkte, an denen andere Paare die Zeit haben, in ihre Ehe zu investieren, muss man das in der Pastorenfamilie irgendwie anders hinbekommen.

Und das ist kein Privatvergnügen. Das ist ein aktiver, unsichtbarer Dienst der Pastorenfrau an und für ihre Gemeinde.

Pastorenfrauen werden oft links liegen gelassen – aber dann müssen sie wieder für alles Mögliche herhalten

Pastorenfrauen haben es alles andere als leicht. Sie sind so etwas ein ein Unikum, das manche meinen, mit Samthandschuhen anfassen zu müssen, aber sich andererseits dann wieder beschweren, wenn Frau Pastorin ihren Erwartungen nicht gerecht wird.

Auf der einen Seite wird die Pastorenfrau bei sozialen Unternehmungen nicht wirklich bedacht – ok, das muss auch nicht immer schlimm sein. Aber manchmal würde sie sich sicherlich freuen, Teil einer zwecklosen und einfach einer heilsamen Gemeinschaft sein zu dürfen. Stattdessen wird sie irgendwie nicht so genau beachtet, denn sie ist ja Pastorenfrau – und damit schön raus aus manchen Dingen.

Auf der anderen Seite muss sie dann aber wiederum für alle möglichen Dinge herhalten und werden Erwartungen an sie gerichtet, die manchmal schon an eine Unverschämtheit grenzen. Sie hat es nicht leicht, die Pastorenfrau. Aber sie erträgt es, sie erduldet es – um der Gemeinde und des Dienstes ihres Mannes Willen. Und damit übt sie einen unsichtbaren Dienst auch in der Gemeinde aus.

Pastorenfrauen sind die ersten Seelsorger des Pastors

Ich weiß nicht, wie oft es schon vorkam, dass meine Frau sich so manches anhören musste, das ich niemandem, aber auch wirklich niemand anderem, erzählen würde – schon gar nicht auf diese Art und Weise.

Ich erinnere mich noch an eine bestimmte Gemeinde-Veranstaltung auf meiner ersten Stelle. Sie lief – gelinde gesagt – nicht so ganz, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war völlig fertig mit den Nerven und auf hundertachtzig. Und wer hat’s abbekommen und mich sozusagen wieder runtergeholt, geerdet und mir den Tipp schlechthin gegeben, wie ich die Situation wieder auffangen kann? Genau. Die Pastorenfrau.

Und damit hat sie wiederum einen unsichtbaren Dienst zugunsten der Gemeinde geleistet. Und ich kann beim besten Willen nicht sagen, wie oft das schon der Fall war. Auf jeden Fall sehr oft – nicht nur auf meiner ersten Stelle.

 

Achtung: Weihnachten!

Die Tage und Wochen vor Weihnachten sind ja schon irgendwie besonders. Zugegebenermaßen. Durch Weihnachtsmärkte, beleuchtete Vorgärten, Lichterfiguren und nette Musik aus sämtlichen öffentlichen Lautsprechender dieser Republik wird wie in keiner anderen Zeit des Jahres eine Atmosphäre erzeugt, die irgendwie nicht nur nach gebrannten Mandeln und Glühwein, sondern auch irgendwie nach Geborgenheit, Wohlfühlen und Heimat riecht.

Das ist ja eigentlich auch sehr nett – brauchen wir in dieser Zeit doch kaum etwas mehr als das Gefühl, dass alles irgendwie im grünen Bereich und in Watte gepackt ist. Für einen Moment kann man da die Hektik, den Stress und die allgegenwärtigen Hiobsbotschaften in den Medien schon einmal vergessen.

Aber Achtung, Weihnachten! Dieses Gefühl kann ganz schnell ein Oberflächliches sein, das uns vermeintlich in Sicherheit wiegt – der Aufprall ist umso härter, wenn wir merken, dass es eben doch nur an unsere Emotionen, aber nicht an unser ganzes Sein sich richtet.

Aber Achtung, Weihnachten! Es bietet weit mehr als nur eine oberflächliche Gefühlsduselei, die ihren Höhepunkt dort erreicht, wo man auf Weihnachtsmärkten irgendwann sogar Selbstgemachtes aus Filz ganz nett findet.

Weihnachten ist mehr als „nett“

Weihnachten hat es in sich. Und eine der stärkste Verheißungen, die über Weihnachten steht, ist für mich eine Prophezeiung des Propheten Jesajas, der viele hundert Jahre vor der Geburt Jesu (ja, deswegen feiern wir Weihnachten) Folgendes sagte:

Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. (Die Bibel, Jesaja 9,1)

Achtung, Weihnachten, es ist Grund deiner Hoffnung! Hell soll es werden bei allen, die im Dunkeln leben. Und irgendwie nehme ich in dieser Zeit sehr viel Dunkles wahr. Leid und Krankheit, den Prozess des Sterbens und sehr viel Not – oft seelischer, aber auch materieller Art. Da kann man schon mal verzweifeln und sein Leben unter einem Schleier der Dunkelheit führen.

Es gibt nur eines, das stärker ist als alle Dunkelheit: Licht! Ein noch so finsterer Raum wird alleine durch den schwachen Schimmer einer Kerze heller. Und öffnet sich aus einem hellen Raum die Tür in einen dunklen Raum, so siegt nicht die Dunkelheit, sondern das Licht erfüllt die Dunkelheit und macht sie heller, nimmt ihr die Macht.

Nicht immer geschieht das im Leben schlagartig. Beim besten Willen nicht. Leider. Es wäre auch zu schön. Aber Dunkelheit muss nicht dunkel bleiben, wenn wir erkennen, was an Weihnachten geschehen ist. Es war das Entzünden eines hellen Lichtes, das später von sich sagte:

Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht im Dunkeln umherirren, sondern hat das Licht, das zum Leben führt. (Die Bibel, Johannes 8,12)

Ich wünsche es mir so sehr, dass viele Menschen, deren Leben von Dunkelheit geprägt und erfüllt ist, gerade dieses Jahr an Weihnachten erleben: Es muss nicht so bleiben. Mit Jesus kommt nicht irgendein Baby zur Welt. Mit Jesus kommt Gott selbst in diese Welt. Mitten hinein. Auch in dein Leben?

Weihnachten erleben

Ich wünsche es dir so sehr, dass du Weihnachten dieses Jahr nicht wie „alle Jahre wieder“ feierst und nicht nur „süßer die Glocken nie klingen“, sondern dass Jesus selbst als das helle Licht in dein Leben tritt. Ganz neu. Wieder einmal. Kontinuierlich. Und hell macht, wo jetzt noch Dunkelheit das Sagen hat.

Denn Jesus ist nicht gekommen, um diese Welt besser zu machen. Jesus ist gekommen, um dein Leben aus dem Einflussbereich des Dunklen in seinen Einflussbereich zu heben. Er ist gekommen, um dir wirkliches Leben zu geben. Leben, das sich nicht im Diesseits erschöpft; das nicht nur das sieht, was vor Augen ist. Leben, das eine ganz neue Dimension der Realität eröffnet und das dich leben lässt. Jetzt – und dann auch nach deinem Tod, denn selbst er wird nicht dunkel sein für die, die das Licht des Lebens in sich tragen.

Achtung, Weihnachten! Lass dich nicht einlullen. Genieß den Glühwein und den Filz, aber lass das Licht von Weihnachten in dir strahlen, so hell es nur geht – und dann sei selbst ein Lichtträger in dieser Welt, die manchmal so dunkel ist und nichts dringlicher und nichts mehr braucht als das wahre Licht dieser Welt, das alle Dunkelheit besiegt.

…und was ist deine Realität?

Gestern nach dem Gottesdienst hatte ich ein sehr interessantes Gespräch. Es könnte jedoch sein, dass dieser Artikel ein wenig verstörend wirken kann – dann müssen wir uns vielleicht face to face unterhalten.

In dem Gespräch ging es darum, was eigentlich Realität ist und was Störfaktoren, Zugaben, nice to have aber eben nicht Realität ist.

Als Christ kann ich sagen: Meine Realität ist, dass ich ein Kind Gottes bin. Dass es einen Gott gibt, der nicht irgendwo auf den Wolken thront und mit den Planeten Murmeln spielt, sondern der alles darin gibt (und am Kreuz gab), dass ich als sein Kind lebe.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir (ok, wer ist wir? Ich nehme jetzt mal so den durchschnittlichen Christen im deutschsprachigen Europa) dem Glauben den Raum beimessen, den er eben noch bekommt, wenn wir alles andere in unserem Leben und Alltag gemanagt bekommen.

Wie wäre es aber, wenn wir den Spieß mal umdrehen? Wie wäre es, wenn wir zuerst in der Realität des Glaubens leben würden und aus dieser heraus den Alltag mit seinen ganzen Herausforderungen annehmen?

Wie wäre es, wenn wir folgende geistliche Wahrheit ernst nehmen und daraus leben würden:

Gehört jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas Neues hat begonnen. (Die Bibel, 2. Korinther 5,17)

Viel mehr drehen wir uns aber um Probleme, Herausforderungen, Alltagsbewältigungen, Schmerzen, Sorgen, Einkäufe, Hoffnungen, Politik, Erledigungen, Verabredungen, Enttäuschungen, Hausaufgaben, Krankheiten, Geld, Termine, Hobbys und was weiß ich noch alles.

Und wenn unsere Gedanken damit soweit fertig sind, dann fragen wir uns in einem guten Moment: „OK, und wie soll ich das nun als Christ meistern? Gott, kannst du mir auch noch irgendwie helfen?“ In einem weniger guten Moment fragen wir (uns) nicht mal das.

Es wird Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Realitätswahrnehmung.

Wer Jesus nachfolgt, der ist frei von diesen Dingen. Nicht, dass sie nicht mehr da wären – oh nein. Beim besten Willen nicht. Sie sind es. Und wie!

Aber das genuin Neue im „zu Jesus gehören“ ist doch, dass unsere Realität zuerst davon bestimmt ist, dass wir ein Kind Gottes sind; ein Kind des Höchsten. Und dann kommt der Rest. So schwer es klingt, so hart es klingt: Nicht deine Probleme, deine Herausforderungen, ja sogar nicht einmal deine Schmerzen, Angst und Zweifel aber auch nicht deine Hobbys, Leidenschaften und angenehmen Seiten des Lebens haben dich zu bestimmen, sondern einzig die Wahrheit: Ich bin ein geliebtes Kind Gottes.

Wie das geht? Ein Kind Gottes zu sein? Darum ging es gestern im Gottesdienst auch – und es gibt eine einfache Antwort darauf, denn es sind nicht alle Menschen automatisch durch die Geburt Kinder Gottes. Die Antwort lautet:

Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. (Die Bibel, Johannes 1, 12)

Probier’s aus! Und du wirst sehen: Das Leben hat weit mehr zu bieten, als das, was wir sehen – wenn wir das Leben nur richtig betrachten und von der richtigen Seite aus angehen und leben.

Wenn Paulus im Epheserbrief (Epheser 1,3) schreibt, dass Gott uns mit „allem geistlichem Segen des Himmels gesegnet hat“, dann ist es genau das, was auf uns wartet, wenn wir das Leben sehen, das eigentlich die Realität ist – hinter all den Dingen, die sich uns in den Weg stellen.

Jesus allein!

Gerade scrolle ich mal so ein wenig durch die große weite Facebook-Pinnwand und werde wieder einmal an eine Begebenheit erinnert, die vor gut zwei Wochen stattfand.

Die beiden obersten Vertreter der christlichen Kirchen in Deutschland – Kardinal Reinhard Marx (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ) und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (EKD-Ratsvorsitzender) – legen bei einem Besuch des Felsendoms ihr Kreuz ab. Aus Respekt vor Andersgläubigen.

Ich würde nun nicht ganz so weit gehen wollen wie Jan Fleischhauer von SPIEGEL ONLINE, der in seiner gewohnt knackigen Art dieses Verhalten beurteilt (hier).

Ich öffne kurz danach meine Bibel-App auf dem Smartphone und lese folgenden „Vers des Tages“:

Es gibt nämlich nur einen Gott, und es gibt auch nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen – den, der selbst ein Mensch geworden ist, Jesus Christus. Er hat sein Leben als Lösegeld für alle gegeben und hat damit zu der von Gott bestimmten Zeit den Beweis erbracht, dass Gott alle retten will. (Die Bibel, 1. Timotheus 2,5+6)

Also mache ich mir so meine Gedanken und frage mich: Wäre es nicht wirklich respektvoll gewesen, das Kreuz erst recht zu tragen?

Entweder die Aussage der Bibel stimmt und Jesus ist der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch – oder wir relativieren das mal schön. Und von wem, wen nicht von den Kirchenoberen, würde man erwarten, dass sie ihr (Amts-)Kreuz tragen?

Im Ernst: Wenn ein hoher Vertreter einer anderen Religion zu Besuch kommt, dann weist er sich doch gerade als solcher dadurch aus, dass er auch äußerlich als Vertreter seiner Religion erkennbar ist, wenn es äußere Erkennungszeichen gibt.

Mich macht dieses Verhalten schlicht und einfach nachdenklich. Die Beweggründe der beiden Kirchenoberen möchte ich überhaupt nicht in Frage stellen – es ist ihre Entscheidung, für die sie sich und nicht ich mich verantworten müssen.

Es ist nur irgendwie ein Zeichen der Zeit, dass man ja nicht anecken möge. Ich kann’s ja auch verstehen. Anecken ist ungemütlich und kann schmerzhaft sein – manchmal sogar nicht nur für einen selbst.

Sicherlich haben die beiden Herren auch sehr viel Gutes gesagt – das will ich gar nicht in Frage stellen. Und durch die Medien kommen leider schneller Bilder bei uns an als Inhalte.

Ich wünschte mir nur von kirchlicher Verkündigung ganz generell mehr Leidenschaft für Jesus, mehr Hingabe an den, der sich für alle Menschen hingegeben hat. Mehr Mut, zu ihm zu stehen, der auch zu mir steht, selbst wenn ich es nicht mehr schaffe.

Wirklich respektvoll ist in meinen Augen, dass wenn ich schon davon überzeugt bin, die beste Botschaft der Welt weitergeben zu können, dies auch mache und dem anderen nicht etwas vorenthalte.

Viele Menschen wollten schon Gott sein – aber nur ein Gott wollte Mensch sein und in Jesus Christus kam, sah und siegte er.

Es ist unpopulär und alles andere als zeitgemäß in der Postmoderne (oder ist es schon die Post-Post-Moderne oder gar die Post-Post-Post-Moderne?) zu sagen: Es gibt einen Gott. Einen Mittler zwischen Mensch und Gott. Eine Wahrheit – und die findet sich nicht in abstrakten Denkmustern und Versuchen, die Welt plausibel zu erklären, sondern dieser Mittler und diese Wahrheit sind ein und dieselbe Person: Jesus Christus.

2017 ist für manche Menschen ein ganz besonderes Jahr: Es wird 500 Jahre Reformation gefeiert. Das führt mancherorts schon zu einer Reformationshysterie – zumindest kommt es mir so vor. Aber war es nicht gerade ein Anliegen der Reformation, dass der Mensch allein durch Jesus Christus vor Gott gerecht bestehen kann? Wir sollten nicht die Kirche feiern, auch nicht die Reformation – sondern den Grund der Kirche und den Grund aller Reformation: Jesus Christus.

Niemand liebt wie er. Niemand vergibt wie er. Niemand rettet wie er.

Jesus ist und bleibt der Grund und das Ziel allen menschlichen Lebens – selbst des Lebens, das noch gar nicht weiß, wie sehr es von Jesus geliebt ist.

In meinem Lieblingsbuch der Bibel, der Apostelgeschichte, wird das einmal so ausgedrückt:

Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können. (Die Bibel, Apostelgeschichte 4,12)

Es ist Gnade, unverdiente und geschenkte Gnade, dass der Schöpfer dieses Universums sich aufmacht, Mensch wird, sein Leben unter den Menschen teilt und den bitteren Weg zum Kreuz selbst geht, weil er keinen anderen Weg sieht, dass Menschen gerettet werden können – auf Zeit und Ewigkeit.

Könnte ich es in Worte fassen, würde ich es versuchen, meinen Dank dafür auszudrücken. Aber so kann ich nur stammelnd und staunend wie ein kleines Kind da stehen und darauf vertrauen, dass Gott selbst hört und sieht, wie ich es meine.

Oder um es mit Worten von Matt Redman aus seinem Lied „Once Again“ zu sagen:

Jesus christ, I think upon your sacrifice
You became nothing, poured out to death
Many times I’ve wondered at your gift of life
And I’m in that place once again
I’m in that place once again

And once again I look upon the cross where you died
I’m humbled by your mercy and I’m broken inside
Once again I thank you
Once again I pour out my life

Now you are exalted to the highest place
King of the heavens, where one day I’ll bow
But for now I marvel at your saving grace
And I’m full of praise once again
I’m full of praise once again

Thank you for the cross
Thank you for the cross
Thank you for the cross, my friend

Erwarte mehr von Gott!

Könnte es sein, dass unser Glaube manchmal so eintönig ist, weil wir zu wenig von Gott erwarten? Und könnte es sein, dass eine längst fällige Erweckung unserer Generation und Reformation unserer Kirche(n) auch daran scheitert, dass wir viel zu wenig von Gott fordern? Könnte es sein, dass unser Glaube stagniert, weil wir gebetsmühlenartig unsere fromme Routine aufziehen und runterspulen ohne ein Gespür dafür zu haben, wie viel Gott uns wirklich geben will?

Mit diesem Artikel will ich dir Mut machen.

Mut dazu, mehr von Gott zu erwarten, als du es bisher tust. Gebete zu beten, die von großer Kühnheit und Leidenschaft geprägt sind und nicht vom geistlichen Einerlei des Alltags und dessen, was dich ohnehin beschäftigt und wie du eben schon immer geglaubt hast.

Dazu gibt es in der Bibel eine äußerste bemerkenswerte Geschichte rund um den ohnehin schon recht beeindruckenden Propheten Elisa.

Elisa wurde schwer krank und lag im Sterben. Da besuchte ihn eines Tages Joasch, der König von Israel. Weinend beugte er sich über den Propheten und rief: „Mein Vater, mein Vater! Du Beschützer und Führer Israels!“ Elisa befahl ihm: „Hol einen Bogen und Pfeile!“ Joasch holte sie,  und Elisa forderte ihn auf: „Öffne das Fenster an der Ostseite, und spann den Bogen!“ Der König öffnete das Fenster. Als er den Bogen gespannt hatte, legte Elisa seine Hände auf Joaschs Hände und sagte: „Schieß!“ Kaum hatte Joasch den Pfeil abgeschossen, rief der Prophet: „Dieser Pfeil ist ein Siegespfeil, ein Zeichen des Herrn, dass er euch gegen die Syrer helfen wird! Bei Afek wirst du sie vernichtend schlagen.“ Dann befahl er dem König: „Nimm nun die anderen Pfeile in die Hand!“ Joasch nahm sie, und Elisa sagte: „Schlag damit auf den Boden!“ Dreimal schlug Joasch auf den Boden, und dann hielt er inne. Da wurde der Bote Gottes zornig. „Fünf- oder sechsmal hättest du schlagen sollen“, tadelte er ihn, „dann hättest du die Syrer endgültig vernichtet! Jetzt aber wirst du sie nur dreimal besiegen.“ (Die Bibel, 2. Könige 13, 14-19)

König sein ist aber auch mal gar nicht so einfach. Der arme Joasch kann einem ja schon fast leid tun. Was soll er denn auch machen?

Da steht er am Sterbebett eines Propheten. Hat einen Pfeil aus dem Fenster geschossen, nachdem er noch einmal die einst so starke, aber nun von Schwäche und Tod gezeichnete Hand des väterlichen Freundes gespürt hat. Noch einmal hat er mit brüchiger Stimmte gesprochene Worte prophetischer Verheißung gehört. Und dann soll er auch noch mit den Pfeilen auf den Boden schlagen. Ganz ehrlich: Hätte uns die Situation nicht alle ein wenig überfordert? Oder wann hast du das letzte Mal einen Pfeil aus dem Fenster geschossen, während jemand seine Hände auf deine legte? Siehst du!

Aller guten Dinge sind drei, sagen wir. Aber in diesem Fall war es eben nur fast gut. Dreimal schlägt Joasch mit seinen Pfeilen auf den Boden – und das war definitiv zu wenig.

Hätte er sich nicht denken können, dass das Schlagen auf den Boden eine Zeichenhandlung für das Schlagen der Feinde sein soll, man? Ist der Kerl denn immer so begriffsstutzig?

Ja, kann ich denn immer erkennen, dass die Gebete, die Gott mir vor die Füße legt, der Weg sein könnte, diese Welt zu verändern? Mein Leben zu verändern? Das Leben anderer Menschen zu verändern? Bevor wir den armen Joasch an den Pranger stellen, sollten wir uns doch mal überlegen, ob wir nicht auch bei der Hälfte der Gebets-Power stecken bleiben, innehalten – und dann Amen sagen!? Wie können wir doch die Welt verändern, wenn wir nicht nach der Hälfte „Amen“ sagen sondern dann erst so richtig durchstarten in der Kraft des Heiligen Geistes; wenn wir eben nicht nur drei mal auf den Boden schlagen, sondern nochmal, und nochmal, und nochmal!

…und dann beschleicht dich vielleicht ein Gedanke: Hängt es also von uns selbst ab, was Gott uns gibt? Liegt es an unseren Gebeten, ob Dinge geschehen – und gar nicht nur an Gott selbst? Können wir unser Glück und das der anderen also insofern selbst in die Hand nehmen, als dass wir es durch entsprechende Gebete generieren können?

In der Bibel findet sich ein ganz interessanter Satz:

Solange ihr nicht Gott bittet, werdet ihr nichts empfangen. (Jakobus 4,2)

Auch wenn der Grat zur Werkgerechtigkeit und Irrlehre schmal ist, glaube ich schon, dass ihm etwas an unseren Gebeten gelegen ist. Als ob Gott uns liebevoll anschaut, ein wenig die Augen verdrehend uns in den Arm nimmt und sagt: „Probier’s noch mal. Das kannst du besser. Ich will dir doch viel mehr geben, als du dir auch nur ansatzweise denken kannst.“

Charles Stund (1860-1931) sagte einmal:

„Wir knabbern nur am Möglichen, anstatt mit beiden nach dem Unmöglichen zu greifen.“

Vielleicht wäre das doch ein Ansatzpunkt für dein Gebetsleben. Solange du nur in deinen menschlichen Kategorien denkst, wirst du wohl meistens auch nur das sehen und empfangen, was du verkraften kannst.

Aber bitte Gott um mehr! Bitte ihn um das Unmögliche. Bitte ihn darum, dass du nicht knabberst, sondern greifst. Nicht nach den Sternen – aber nach dem menschlich Unmöglichen.

Klar ist das schwierig, denn uns bleibt ja nichts anderes übrig, als menschlich von Gott zu denken. Aber Gott ist mehr. Viel mehr!

Halte beim nächsten Gebet nicht inne, wenn du denkst, dass du schon am Ende bist. Bete weiter! Erwarte mehr! Bete kühner und mutiger! Was hast du schon zu verlieren? Eben. Nichts. Aber gewinnen kannst du jede Menge. Denn du betest ja deine Gebete nicht ins Nirvana oder sonst wohin. Sie kommen ans Ohr und ans Herz des Gottes, der dich leidenschaftlich liebt – glaubst du, er hält absichtlich etwas zurück, anstatt dich mit dem zu überschütten, was du brauchst und was seine neue Welt hier immer sichtbarer werden lässt?

Probier’s aus!

Das Leben ist schön

Nein, den Film habe ich bis heute noch nicht gesehen. Aber ich kenne den Regisseur eines jeden schönen Lebens. Und wenn du diese Zeilen liest, dann denke daran: Deine Lebensausgabe gibt es exakt ein einziges Mal. Es gibt keinen Menschen, der dein Aussehen, deine Sehnsüchte und Hoffnungen, deine Träume und Wünsche, deine Erfahrungen und Erlebnisse, deine Wunden und Narben sowie deine Fähigkeiten in sich trägt. Schon gar nicht einen Menschen, der deinen Fingerabdruck besitzt. Kurzum: Die Wahrscheinlichkeit, dass du eines Tages dich selbst treffen solltest, tendiert nicht nur gegen null – sie ist null.

Wie so vieles im Leben, beginnt alles am Anfang. Und wenn ich Anfang meine, dann meine ich den Anfang allen Seins, den Anfang eines jeden Lebens, den Anfang aller Existenz. Die Schöpfung.

Und anhand dieser Schöpfung, wie sie in der Bibel auf den ersten Seiten erzählt wird, möchte ich dir nur drei Beziehungen vor Augen malen, die dir zeigen sollen: Das Leben ist wirklich schön. Und natürlich hat jede einzelne Beziehung auch ihre Schattenseiten. Aber es ist Sommer. Sonne. Wärme. Licht. Da lassen wir die Schattenseiten mal für andere Jahreszeiten übrig und konzentrieren uns auf das Helle, das Schöne, das Erhabene.

1. Die Beziehung zu deinem Schöpfer

Die erste und wichtigste Beziehung, die du führen und gestalten kannst, ist die zu deinem Schöpfer – weil es die erste Beziehung eines Menschen überhaupt ist.

Da nahm Gott Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch lebendig. (Die Bibel, 1. Mose 2,7)

Ist das nicht ein liebevolles Bild? Behutsam nimmt Gott den Menschen in seine Hände, bestaunt sein Werk, lächelt es an und nickt staunend über seine eben erschaffene Krönung der Schöpfung. Sein Angesicht ist nun ganz nah am Gesicht des Menschen. Fast berühren sie sich. Gott schließt die Augen. Ein großer Moment.

Er weiß, was er alles auf sich nimmt. Er weiß, dass er von nun an weniger Ruhe und mehr zu tun haben wird als jemals zuvor. Er weiß jetzt schon, dass er eines Tages seinen Sohn, seinen einzigen Sohn, hingeben wird, dass er verlassen am Kreuz sterben wird, damit die Menschheit, die jetzt noch gar nicht lebt, wieder zu ihm zurück finden kann. Noch einmal die Ruhe genießen. Noch einmal den Moment ewigen Friedens spüren.

Ein Blick zum Sohn, ein Blick zum Heiligen Geist. Unter das Wissen um das weitere Geschehen der Menschheitsgeschichte mischt sich Spannung darüber, dass die Schöpfung nun ihren Höhepunkt erreicht. Die himmlische Welt hält den Atem an und Gottes Lebensatem strömt in den noch leblosen Menschen, der sofort zum Leben erwacht – belebt und beseelt von seinem Schöpfer.

Ohne seinen Schöpfer ist das Geschöpf schnell erschöpft. Dieser schlaue Satz wird inzwischen so vielen Menschen zugeschrieben, dass eine sichere Quellenangabe schwierig ist. War es vielleicht Augustin, der ihn zuerst sagte? Wer weiß. Aber die Aussage trifft es im Kern. Und ich lade dich ein, eine Beziehung mit deinem Schöpfer zu führen. Wie? Das ist relativ einfach. In Jesus hat er sich uns gezeigt. Wenn du Jesus siehst, dann siehst du den Schöpfer durch den Heiligen Geist. Herrlich. Gleich mal die ganze christliche Trinität reingepackt.

Aber es ist so. Für mich gibt es kein „schönes Leben“ ohne meinen Schöpfer. Ohne die Gewissheit, dass es einen Gott gibt, der es mit mir nicht nur gut meint, sondern der mir das Tag für Tag auch immer wieder sagt und zeigt.

Was muss das für ein Krampf sei, wenn ich durch mein Tun und Lassen einen Gott – oder im schlimmsten Fall noch mehrere Götter – zufrieden stellen muss und dann erst auf seine Gnade und Gunst hoffen darf. Das nennt man dann „Religion“. Aber der christliche Glaube ist keine Religion in dieser Hinsicht. Er ist Beziehungsgeschehen, das sich Tag für Tag ereignet – und zwar nicht deswegen, weil der Mensch so helle wäre und diese Beziehung zu seinem Schöpfer Tag für Tag sucht. Nein. Leider ist der Mensch mal wieder nicht die hellste Kerze auf der Torte.

Denn diese ist Gott selbst, von dem es schon im Alten Testament heißt:

Die Güte des Herrn hat kein Ende sein Erbarmen hört niemals auf, es ist jeden Morgen neu! Groß ist deine Treue, o Herr!  Darum sage ich: Herr, ich brauche nur dich! Auf dich will ich hoffen. Denn der Herr ist gut zu dem, der ihm vertraut und ihn von ganzem Herzen sucht. Darum ist es das Beste, geduldig zu sein und auf die Hilfe des Herrn zu warten. (Die Bibel, Klagelieder 3, 22-26)

„Das Leben könnte so schön sein“, höre ich immer wieder. Und sage es selbst auch dann und wann. Korrekt. Das könnte es. Und zwar vor allem dann, wenn ich mir bewusst mache, dass mein Schöpfer mich nicht nur erschaffen hat, sondern dass ich ohne ihn schnell ein erschöpftes Geschöpf bin.

Dabei gibt es nichts, was er mir vorenthalten will: Erfüllung, Glück, Erlösung, Zufriedenheit, Gesundheit, Liebe, Mut, Kraft, Gelassenheit, Weisheit, Kühnheit, Hoffnung, Besonnenheit, Barmherzigkeit, Ehrlichkeit…also die ganzen Dinge eben, die wir Tag für Tag im Alltag so schmerzhaft vermissen, aber dringend benötigen.

Sein Wunsch ist es, dem Menschen das alles zu geben. Nicht als Erfüllungsautomat unserer Wünsche, die oft so gottlos sind. Sondern vielmehr als eine Verheißung, dass schönes Leben eben nur mit dem Schöpfer geht – aber nicht ohne hin. Gott erfüllt nicht alle unsere Wünsche, aber er steht zu allen seinen Verheißungen.

Er alleine ist es doch, der dem Menschen Sinn und Halt im Leben geben kann und will. Es ist für mich manchmal mehr als erstaunlich, was Menschen auf sich nehmen, um ein schönes Leben zu führen, aber dadurch den Schöpfer missachten: Da gibt es die wildesten Kurse zur Selbstfindung, zur Bewusstseinserweiterung und zum vermeintlichen Glück im ganzen Leben – und das ganze kostet mitunter nicht nur Geld, sondern den eigenen Seelenfrieden, weil man lieber seine Seele verkauft, als sich dem Schöpfer zuzuwenden.

Dabei ist die Quelle viel einfacher zu finden. Gott selbst ist nicht weiter als ein Gebet entfernt. Und er liebt es, sich zu offenbaren. Klar – man sollte schon ein wenig geübt darin sein, seine Stimme zu hören, keine Frage! Aber kein Kind käme auf die Idee, dass seine Mama sich nicht zu erkennen geben würde, wenn es sie sucht. Und wenn sie etwas sagt – dann erkennt das Kind seine Mama an der Stimme.

Es ist bei Gott nicht anders. Leider ist das in unserer westlichen Welt nur noch nicht bei allen angekommen, dass eine Beziehung zu Gott keine Einbahnstraße ist, sondern ein Kommunikations-Highway – zumindest down to earth! Die Strecke zwischen Himmel und Erde ist für Gott keine unbekannte. Er kennt sie seit Weihnachten und Himmelfahrt ganz genau – und zwischendrin ist das Kreuz, wo Himmel und Erde sich berühren.

Halte Ausschau und höre hin, wo dein Schöpfer mit dir in Beziehung treten will. Ich bin mir sicher, dass er es weitaus öfters tut, als wir Menschen das wahrnehmen wollen. Vielleicht ja jetzt gerade in diesem Augenblick?

Wie könnte das Leben doch schön sein, wenn ich nur immer und immer wieder mich auf den Weg zu meinem Schöpfer machen würde, der als Gott und König auf einem Thron voller Gnade auf mich wartet wie ein Vater mit liebenden und offenen Armen. Und bevor ich nich wiederhole, verweise ich dich auf den Artikel „Gnadenthron“.

Lebe die Beziehung mit deinem Schöpfer und dein Leben wird schön. Nein, ich sage nicht, dass du schlagartig reich, gesund oder noch schöner wirst.

Aber dein Leben wird schön. Versprochen!

2. Die Beziehung zu deinen Mitmenschen

Dann sagte Gott: „Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.“ So schuf Gott den Menschen als sein Ebenbild, als Mann und Frau schuf er sie. (Die Bibel, 1. Mose 1, 26+27)

Diese Beziehung ist wohl die mit den meisten Schattenseiten. Aber – das wollten wir uns ja aufheben für andere Zeiten.

Was ist das Leben schön, weil wir nicht alleine auf dieser Welt sind. Es war Gottes ureigenster Wunsch, dass er den Menschen nach seinem Ebenbild erschuf. Als Mann, als Frau. Aber ich will an dieser Stelle den Blick weiten. Denn aus Mann und Frau werden ja noch mehr Männer und Frauen und du weißt schon: Die Menschheit hat sich entwickelt, vergrößert und nun stehen wir heute vor einem dich bevölkerten Planeten.

Ist es nicht unglaublich faszinierend, dass aus Samen- und Eizelle ein neues Leben entsteht, ein von Gott gewollter Mensch, der wiederum in das Leben anderer Menschen hineinwirken wird? Ich finde diesen Gedanken unglaublich spannend. Was werden meine Kinder eines Tages in andere Menschen investieren? Werden sie in ihnen Dinge freisetzen oder werden sie das nicht tun? Wie viele Menschen haben schon in mein Leben investiert, die einmal vor vielen Jahren aus zwei Zellen entstanden sind?

Komm schon, wenn du denkst, dass das alles Zufall ist, dann schenk dir noch ein Bier ein. Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht. Ich glaube, dass hinter allen guten Beziehungen ein Schöpfer steht, der diese so gewollt hat.

Das Leben ist so schön, weil es Menschen gibt, die in dein Leben investieren.

Menschen, mit denen du zusammen bist und dein Herz höher schlägt.

Menschen, deren reine Anwesenheit in dir ein Glücksgefühl zu Tage fördert.

Menschen, die in dich investieren.

Menschen, die dir zusprechen, was sie in dir sehen.

Das Leben ist schön – weil es Menschen gab und gibt, die in mein Leben investiert haben. Menschen, die aus meinem Leben etwas gemacht haben, so dass es lange nicht so gut verlaufen wäre, wenn sie nicht eines Tages in mein Leben getreten wären und heute noch treten. Also nicht mich – sondern in mein Leben.

Auch du kannst dich entscheiden, auf welche Weise du in das Leben anderer Menschen wirken möchtest. Du kannst eine Spur der Verwüstung hinterlassen – du kannst aber auch Segensspuren hinterlassen.

Als Papa weiß ich: Die Sache mit der Verwüstung geht ganz schnell. Und aufräumen macht keinem so richtig Spaß! Deswegen möchte ich dich an dieser Stelle auch ganz ernsthaft an etwas erinnern und dich um etwas bitten: Du hast Einfluss im Leben anderer Menschen, auch wenn du das manchmal gar nicht so wahrnimmst. aber die Art und Weise, wie du anderen Menschen gegenüber trittst, was du zu ihnen und über sie sagst, wie du ihnen begegnest – das alles übt einen Einfluss auf deine Mitmenschen aus. Also bitte: Sei dir dessen bewusst und überlege dir: Verwüstung oder Segen?

OK, ja klar. Es gibt auch ein Mittendrin. Es muss kein Entweder-Oder sein. Keine Frage.

Falls du es aber noch nicht weißt: Das Leben ist schön, weil es Menschen gibt, die dich mögen, die in dich investieren, die gerne Zeit mit dir verbringen, die dich lieben und die gerne in deiner Nähe sind. Vielleicht kennst du diese Menschen? Warum nicht einfach mal „Danke“ sagen? Sowohl den Menschen als auch deinem und ihrem Schöpfer! Denn es war seine Idee, Menschen zu erschaffen, die sein Ebenbild, sein Spiegelbild sind.

Und das führt mich auch zu einem anderen Artikel, den ich dir gerne empfehlen möchte, weil ich darin für mich sehr wertvolle Gedanken verarbeitet habe. Es geht um so genannte „Nebellichter“. Das sind Menschen, die einem Leuchtturm gleich, in den Stürmen und Dunkelheiten des Lebens anderen den Weg leuchten oder den Weg mitgehen und leuchten. Ich bin mir sicher: Du wirst dir ganz schnell im Klaren darüber sein, ob es solch ein Nebellicht (oder mehrere) in deinem Leben gibt. Denn sie leuchten. Sie strahlen. Sie gehen mit. Sie weisen den Weg. Und das kannst du gar nicht verpassen. Deswegen wirst du es wissen, wenn du einem begegnest. So wie ich es weiß.

Aber nicht nur in diesen Zeiten des Lebens, die von Dunkelheit und unsicherem Umhertapsen geprägt sind, kann das Leben schön sein, weil du Menschen um dich hast, die in dich investieren. Das ist nämlich auch dann der Fall, wenn das Leben ohnehin schon so richtig rund läuft.

Kennst du das Gefühl, vor Freude platzen zu müssen? Weißt du wie krass das wäre, wenn es keinen einzigen Menschen gäbe, dem du von deiner Freude erzählen könntest? Richtig. Du würdest platzen. Und zack wäre es vorbei mit Leben, Freude und Lebensfreude. Geplatzt lebt es sich nicht gut – nehme ich mal an.

Wie genial ist es doch, dass es Menschen gibt, die Gott für dich erschaffen hat, dass sie dich in den Höhen und Hochzeiten deines Lebens begleiten, inspirieren, sich mit dir mit freuen und dein Leben noch schöner machen, als es ohnehin schon ist. Menschen, die mit dir lachen und mit dir verrückt sind; die mit dir jubeln, tanzen und abgefahrene Dinge tun. Ich glaube, dass das wichtiger ist, als wir das auf den ersten Blick meinen. Wenn pure Lebensfreude ein Gegenüber sucht und nur ins Leere trifft, kann aus Lebenslust auch schnell mal Lebensfrust werden.

Aber umso schöner ist es doch, wenn aus Lebensfrust eine Lebenslust wird. Und das geht am besten, in dem du dir vor Augen führst: Das Leben ist schön, weil es Menschen gibt, die in dich investieren – und weil es Menschen gibt, in die du investieren kannst und darfst – und sollst. Denn dazu bist du auf dieser Erde. Nicht nur – aber auch.

3. Die Beziehung zur Schöpfung

Die letzte Beziehung, die dein Leben schön macht, ist deine Beziehung zur gesamten Schöpfung. Ich finde es unglaublich faszinierend, was wir in der Schöpfungserzählung auf den ersten Seiten der Bibel über Gottes Charakter erfahren können.

Gott ist ein Gott, der dein Leben reich und schön und farbig und bunt macht. Das zeigt er schon bei der Grundlegung der  Welt. Und ich stelle mir wieder einmal vor, was Gott, der Vater, sich so dabei gedacht hat. Wie er auf seinem Thron sitzend schon alles vor Augen hatte, seinen Sohn und den Heiligen Geist zu sich rief und ihnen vorfreudig verkündete: „Hört zu. Ich habe keine Lust auf grau, auf schwarz-weiß. Ich will es bunt. Ich will es fröhlich. Ich will, dass der Mensch sich freut und sagt: „Wow. Was für ein Privileg!“ Also – wir legen uns ein bisschen ins Zeug, ok? Kreiert die schönsten Farben, die in euch entstehen. Lasst eurer Fantasie freien Lauf. Legt alles hinein, was euch in den Sinn kommt. Und nein – nichts ist zu groß oder zu abgefahren. Tut es, um dem Menschen zu zeigen: Wir lieben ihn von Anbeginn seines Lebens.“

Dann legte Gott, der Herr, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, den er geformt hatte, dorthin. Viele verschiedene Bäume ließ er im Garten wachsen. Sie sahen prachtvoll aus und trugen köstliche Früchte. In der Mitte des Gartens standen zwei Bäume: der Baum, dessen Frucht Leben schenkt, und der Baum, der Gut und Böse erkennen lässt. Ein Fluss entsprang in Eden und bewässerte den Garten. Dort teilte er sich in vier Arme. Gott, der Herr, setzte den Menschen in den Garten von Eden. Er gab ihm die Aufgabe, den Garten zu bearbeiten und zu schützen. (Die Bibel, 1. Mose 2, 8-10.15)

Gott ist ein Gott, der den Tisch deckt und den Garten pflanzt. Er stellt nicht den Menschen in die Wüste und sagt: „Warte mal ein paar Jährchen. Dann wird hier sicher was blühen. Solange kann ich dir die ein oder andere Fata Morgana über den Weg laufen lassen.“ Nein. Gott bereitet alles vor. Und am Höhepunkt seiner kreativen Schaffenskraft der Natur setzt er den Menschen in diese Natur hinein.

Wenn ich Adam gewesen wäre, wäre ich aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Ich habe ja heute manchmal schon Mühe, alle Farbtöne, die in der Natur vorkommen, ganz exakt benennen zu können. So habe ich lange Zeit immer Pink und Rosa verwechselt. Aber seit ich eine Tochter habe, weiß ich ganz genau, was Pink, Rosa und Glitzer ist. Gut. Ok. Glitzer. Das kommt in der Natur jetzt nicht so oft vor, aber wer weiß: Wenn wir die Augen nur richtig aufmachen, erkennen wir auch das Glitzern des Angesichts Gottes in seiner Schöpfung wieder.

Wie muss es Adam und Eva ergangen sein? Die Armen! Sie wussten ja nicht mal, wie sie die ganzen Farben benennen sollen – sie hatten noch keinen Namen. Vielleicht haben sie sie auch einfach nur mir „Wow 1“, „Genial 2“, „Faszinierend 3“ bezeichnet. Keine Ahnung.

Wenn du wissen willst, wie schön das Leben ist, dann geh einfach mal raus in die Natur, in Gottes wunderbare Schöpfung!

Beziehung beginnt mit Wahrnehmen. Und so meine ich das auch mit Blick auf die Natur. Jeder von uns nimmt sie anders wahr – aber nimmst du sie überhaupt wahr?

Zu Beginn meines Urlaubs war ich mit meinen Kindern am Lago Maggiore zelten. Und ich habe gestaunt, wie kreativ Gott ist. Das begann schon auf der Fahrt, setzte sich vor Ort fort und ging auf der Rückfahrt gerade so weiter.

Diese unglaublich anmutende Symbiose aus Wasser und Bergen spiegelt für mich die Majestät und das Wesen Gottes wider. Sich in die Höhe reckende Berggipfel, die sich im klaren Wasser des Bergsees spiegeln. Verschlungene Wege im Tessin, Wasser, das türkis in Reinform ist, ein See umschlungen von Bergen. Keine Welle gleicht der anderen, wenn sie sich am Sandstrand sanft entlädt und wieder ins Meer zurückzieht. Schafft es die nächste Welle, mehr Sand zu unterspülen? Ich könnte diesem winzigen Naturschauspiel stundenlang zuschauen.

Oder hast du schon mal eine Weile einfach einen Berg betrachtet? Wie unförmig er doch eigentlich ist und doch so faszinierend, ja fast mysteriös. Ein Muster ist nicht zu erkennen, stattdessen das Raue und Wilde der Natur. Ungezähmt und unbeirrbar ragen Berge in die Höhe und doch laden sie ein, zu verweilen, zu staunen, sie zu begehen oder sich bewusst zu machen, was Gott einmal über seine Liebe und seinen Frieden gesagt hat:

Berge mögen einstürzen und Hügel wanken, aber meine Liebe zu dir wird nie erschüttert, und mein Friedensbund mit dir wird niemals wanken. Das verspreche ich, der Herr, der dich liebt! (Die Bibel, Jesaja 54,10)

Das Leben ist schön. Es ist viel zu schön, um es nicht zu leben.

Du hast exakt eine Ausgabe. Deine Tage, die du noch leben wirst, zählen rückwärts. Was willst du aus deinem Leben gemacht haben, bevor die Null erreicht ist?

Das Leben ist schön. Viel zu schön, um es nicht zu leben!

Von Gott enttäuscht 

Urlaubszeit. Das heißt für mich auch: die Möglichkeit, andere Gottesdienste zu besuchen. Und das genieße ich sehr!

Da ich mich inspirieren lassen möchte, gehe ich im Urlaub bevorzugt in freie Gemeinden, da mich deren Art, Gottesdienst zu feiern und Gemeinde zu leben wesentlich mehr anspricht als die klassische Landeskirche. Wesentlich mehr.

So war ich letzten Sonntag in der „Freien Christengemeinde Bremen“ (www.fcbremen.de). Und mal so am Rande: Eine sehr, sehr geniale Gemeinde! Geh unbedingt mal hin, wenn du in der Nähe bist oder wohnst.

In der Predigt ging es um Jakob, den alten Gauner. Dieser hat es ja immer wieder geschafft, mit List und Tücke Vorteile für sich selbst zu erschleichen. Dabei schreckte er auch vor Lügen und Betrügereien nicht zurück. Und am Ende passiert etwas Unglaubliches: Gott segnet Jakob. Aber er segnet nicht sein Tun sondern er segnet Jakob.

Und der alte Gauner bleibt Gauner und sagt zu Gott: O.K. Gott, wenn du dies und das für mich tust, wenn du mich segnest, wenn du mein Leben gut machst, dann und nur dann darfst du mein Herr und mein Gott sein.

Jakob tut hier also nichts anderes, als dass er die Bedingungen stellt, unter denen er an Gott glaubt.

Nachlesen kannst du das in der Bibel im 1. Buch Mose im 28. Kapitel.

Stellst du Bedingungen?

Nein. Natürlich nicht, kommt es dir sofort über die Lippen. Aber ich glaube, dass wir unweigerlich es alle tun. Und bei den einen zerbricht der Glaube an nicht erfüllten Bedingungen und bei anderen nicht.

Die Probe kannst du ganz einfach machen, indem du dir folgende Frage stellst: warst du schon einmal von Gott enttäuscht?

Enttäuscht kann ich ja nur dort sein, wo Erwartungen oder eben Bedingungen, die ich gestellt habe, nicht erfüllt werden.

Sowohl in meinem Umfeld als auch in der großen weiten Christenwelt erlebe ich zur Zeit Menschen, die teils explizit teils implizit sagen, dass sie von Gott enttäuscht sind.

Manche versuchen diese Enttäuschung zu verdecken, indem sie sagen, dass ihr Glaube gereift ist und sich verändert hat. Aber oft sind Veränderungen im Glauben nichts anderes als Ausdruck von Enttäuschungen. Man versucht nämlich, sich damit zu arrangieren, dass doch nicht alles so ist, wie man es immer geglaubt hat. Und so verabschiedet man sich nach und nach von Glaubensinhalten, die eine Zeit lang sehr prägend waren.

Und das geschieht eben dort, wo ich Gott Bedingungen stelle, unter denen ich an ihn glauben werde oder mich für ihn und seine neue Welt einbringe, seine Souveränität nicht anerkenne und auch eingestehen muss, dass ich ihn einfach nicht immer verstehe.

Deswegen bitte ich dich eindringlich, dass du Gott keine Bedingungen stellst. Dass du ihm nicht sagst, wenn ich diesen oder jenen Job habe, wenn ich dieses oder jenes Einkommen habe, wenn ich aus dieser Situation so oder so herauskomme, wenn die Krankheit geheilt wird, wenn meine Familie…dann, ja dann darfst du ganz Herr meines Lebens sein.

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass dich das nur in die Enttäuschung führen wird.

Sei dankbar!

Der Gegenentwurf ist ganz einfach: sei dankbar!

O. k., so einfach ist es dann nun auch nicht. Ich weiß, dass Dankbarkeit manchmal ziemlich viel von einem verlangt. Vor allem dann, wenn man den Blick nach rechts und nach links wendet. Und dort sehen wir den Menschen, denen es besser geht als mir. Aber ist dem wirklich so? Geht es diesen Menschen wirklich besser? Oder ist das vielleicht nur der äußere Schein, der doch so oft drückt?

Ich bin ein visueller Mensch. Ich lasse mich schnell beeindrucken und auch blenden von Äußerlichkeiten. Von Dingen, die ich mit meinem Auge wahrnehme, aber die ich eben auch so einfach mit meinem Verstand greifen und fassen kann. Und ich bin ein einfach gestrickter Mensch. Ich sehe andere, sehe was sie haben, sehe was ich habe, und denke mir: die haben ja viel mehr.

Und wieder einmal muss ich an das Wort in der Bibel denken aus dem Buch 1.Samuel:

Gott sagt: „Ich urteile nach anderen Maßstäben als die Menschen. Für die Menschen ist wichtig, was sie mit den Augen wahrnehmen können; ich dagegen schaue jedem Menschen ins Herz.“ (1. Samuel 16,7)

Und dann denke ich, dass wenn Gott schon in mein Herz sieht, dann soll er ein dankbares Herz sehen. Und deswegen glaube ich, dass der  ultimative Gegenentwurf zum Bedingungenspielchen die Dankbarkeit ist.

Wer dankt, vergleicht nicht.

Wer dankt, stellt keine Bedingungen.

Wer dankt, trägt dafür Sorge, dass der Glaube auch im Alter und im Alterungsprozess noch Bestand hat.

Mir imponieren Menschen, die dankbar sind, auch wenn ihre äußeren Rahmenbedingungen das objektiv betrachtet nicht immer herzugeben scheinen.

Nimm dir doch eine Sache am Tag vor, für die du auch am Ende des Tages noch dankbar sein willst. Und sag es deinem Schöpfer. Er freut sich darauf und darüber.

Denn letzten Endes zählt nur eines: deine ganz persönliche Beziehung zu Gott – dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Frei von allen Bedingungen aber erfüllt und getragen von allen göttlichen Verheißungen.

Ich bin nicht religiös!

„Ich bin keine religiöse Natur. Aber an Gott, an Christus muss ich immerfort denken, an Echtheit, an Leben, an Freiheit und Barmherzigkeit liegt mir sehr viel. Nur sind mir die religiösen Einkleidungen so unbehaglich.“ (Dietrich Bonhoeffer)

Erster Abend der Pfarrkonferenz in Berlin-Grunewald zum Thema „Auf Bonhoeffers Spuren“. Eine Einführung in die Konferenz durch Professor Peter Zimmerling, der uns die Tage begleiten wird. Jeder durfte sich ein Bonhoeffer-Wort „ziehen“.

Meines war das Zitat oben.Und ich dachte nur: Das passt!

Ich bin wie Bonhoeffer auch keine religiöse Natur. Religion heißt, ich will mir die Gunst (eines) Gottes verdienen durch mein Handeln, durch meine Frömmigkeit, durch das Einhalten religiöser Regeln. Nein. Religiös bin ich nicht. Der ganze christliche Glaube ist keine Religion.

Jesus (ich rede und schreibe lieber von Jesus als von Christus, aber Bonhoeffer und ich meinen im Kern das gleiche) hat keine Religion gegründet, sondern eine Liebesbeziehung mit Gott ermöglicht. Und das bedeutet eben: Echtheit, Leben, Freiheit und Barmherzigkeit.

Echtheit

Ich selbst sein. Authentisch sein. Keine Kopie. Ein Original. Egal, was die anderen denken. Keine Nummer in der Schar der Religiösen, sondern einzelnes, geliebtes Kind Gottes, das einmalig und individuell ist. Echtheit leben. Egal, was andere denken. Zu sich selbst stehen. Meine Identität ist in Jesus gegründet und nicht in anderen Menschen.

Das ist leicht gesagt, ich weiß. Aber so wichtig. Wir machen uns schnell abhängig von anderen Menschen oder von Dingen wie Beruf, Macht, Besitz oder dem Einsatz in der Gemeinde. Von Menschen und wie wir wohl bei ihnen ankommen mögen. Spielen Rollen. Tragen Masken und Panzer. Sind nicht wir selbst, um bei den anderen auch landen zu können. Verstecken unsere wahre Identität, damit sie von den anderen gefunden und gehoben werden kann.

Aber das ist gefährlich. Sehr gefährlich. Diese Dinge und Menschen greifen nach uns und engen uns ein, wenn wir unsere Identität darin suchen. Sie sperren uns ein in ein Korsett ihrer Vorstellungen und Erwartungen an uns und wir meinen auch noch, so leben zu müssen.

Leben

Um es mit Bonhoeffer zu sagen: Am Leben liegt mir auch sehr viel. Am Leben, das pulsiert und ruht; am Leben zwischen Geborgenheit und Abenteuer; am Leben zwischen vertraut und fremd. Am Leben in seinen Höhen und Tiefen liegt mir sehr viel.

Ja auch an den Tiefen, denn nur durch sie erkennen wir auch die Höhen – ansonsten wäre Leben nicht Leben sondern Monotonie.

Das Leben auch mal nicht so ernst nehmen. Ausbrechen. Wie Jesus am Ostermorgen aus dem Grab. Frei sein wie die Ehebrecherin, der Jesus ihre Schuld vergibt. Leben – wie Lazarus, der schon tot war und wieder zu neuem Leben erwachte. Losgehen – wie Petrus, der auf dem Wasser geht.

Leben. Es bietet uns so viel. Die ganze bunte Palette göttlicher Schöpfungskraft Tag für Tag neu, die sich widerspiegelt in den Sehnsüchten, die unser Herz erfüllen und unser Leben erst lebenswert machen. Süchtig zu sein nach einem Sehnen, das mehr verspricht, als wir im Moment auch nur ansatzweise erahnen können.

Sehnsucht nach mehr.

Sehnsucht nach Lebensfreude.

Sehnsucht nach Erfüllung.

Sehnsucht nach lieben und geliebt zu werden.

Sehnsucht nach dem, was wir nicht sehen und halten können, was wir tief in uns aber hoffen.

Sehnsucht nach einem Leben, das ganz aus Gottes Hand und Gnade gelebt wird.

Sehnsucht nach einem geisterfüllten Leben durch den Heiligen Geist.

Sehnsucht nach dem Übernatürlichen.

Sehnsucht nach dem Nicht-Konventionellen.

Sehnsucht nach Abenteuer.

Sehnsucht nach Neuem.

Und was haben wir aus dem Leben gemacht? Wir sperren es ein in unsere Alltagsroutinen, in unsere Gewohnheiten, in unsere Konventionen und Normen. Aber das Leben will raus. Ins Leben hinein. Wie ein Fisch das Wasser zum Leben braucht, so braucht das Leben die Freiheit.

Freiheit

Freiheit ist nicht die Abwesenheit von Rahmenbedingungen und Regeln. Das wäre Anarchie. Freiheit ist, wenn Leben sich entfalten und zu seiner Geltung kommen kann. Und da denke ich schon, dass es genug Normen und Konventionen gibt, die nicht gut sind; die uns einschränken. Die das Leben in uns nicht zu einer freiheitlichen Entfaltung kommen lassen. Der großartige Völkermissionar Paulus schreibt:

Zur Freiheit hat Christus uns befreit! Bleibt daher standhaft und lasst euch nicht wieder unter das Joch der Sklaverei zwingen! (Die Bibel, Galanter 5,1)

Dieses Wort alleine hat schon Kraft. Bibelexpetern und JedenSonntagindieKircheGeher werden jetzt aber sagen: Moment, Paulus wendet sich hier gegen diejenigen, die zu sehr nach den alttestamentlichen Richtlinien und Gesetzen leben wollen.

Ich bin mir da nicht sicher – auch wenn ich (fast) jeden Sonntag in den Gottesdienst gehe.

Im Kapitel davor schreibt Paulus:

Früher, als ihr den wahren Gott noch nicht kanntet, sah das ganz anders aus: Damals dientet ihr Göttern, die in Wirklichkeit gar keine Götter sind, und wart ihre Sklaven. Jetzt aber kennt ihr Gott – oder vielmehr: Gott kennt euch. Wie ist es da möglich, dass ihr wieder zu den kraftlosen und armseligen Vorstellungen dieser Welt zurückkehrt? Wollt ihr ihnen wirklich von neuem dienen und ihre Sklaven sein? (Die Bibel, Galanter 4,8+9)

Paulus schreibt von Göttern und den kraftlosen und armseligen Vorstellungen dieser Welt. Und ich denke mir: Recht hat er. So viele Normen und Konventionen, ungeschriebene Gesetze, Langeweile pur. Aber wir dienen ihnen. Wir lassen uns von ihnen in Beschlag nehmen, ja manchmal ergreifen sie Besitz von uns. Natürlich meine ich damit keine Regeln, Gesetze und schon gar nicht die 10 Gebote, die unser Leben regeln und einen äußeren Frieden und eine äußere Ordnung schaffen sollen.

Vielmehr habe ich den Eindruck, dass wir Erwachsene, je älter wir werden, die innere Freiheit verlieren, die wir als Kind noch haben. Wohl niemand lebt so frei wie Kinder.

Dieses Lachen, wenn sie unter dem Wasserbogen des Gartenschlauches hindurchrennen und dabei nass werden.

Diese Ausgelassenheit beim Spielen und Toben, beim Rennen und Spielen, beim Sport und im Dreck Wühlen.

Dieses Strahlen in den Augen, wenn sie immer und immer wieder rufen: „Noch mal, Papa! Noch mal! Noch mal! Noch mal!“

Wann hast du als Erwachsener gedacht oder gesagt: „Noch mal,…! Noch mal!“?

Ich wünsche dir, dass du in diesem Moment an einen Moment denken kannst, in dem du das gedacht oder gesagt hast. Dann lebst du. Frei.

Falls du dich nicht erinnerst, denk noch mal darüber nach. Und falls dann immer noch nichts kommt, dann mach dich mal auf die Suche nach der Freiheit in dir.

Ich glaube, dass Jesus sich darüber freut, wenn du frei lebst. Wenn du Kind wirst. Denn er hat es ja selbst gesagt:

Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht ins Himmelreich kommen.  (Die Bibel, Matthäus 18,3)

Kinder muss man immer wieder an Regeln erinnern, ja. Aber im Rahmen dieser Regeln bewegen sie sich frei und spielerisch.

Barmherzigkeit

Auf den ersten Blick passt die Barmherzigkeit nicht so ganz in diese Aufzählung. Aber nur auf den ersten Blick. Den haben wir nun hinter uns und können den zweiten Blick einnehmen.

Und da passt sie wunderbar.

Echtheit ohne Barmherzigkeit ist Arroganz.

Freiheit ohne Barmherzigkeit ist Tyrannei.

Leben ohne Barmherzigkeit ist Kaltherzigkeit.

Was der Motor für jedes Gefährt ist, sollte die Barmherzigkeit für unser Leben sein.

Ich kann echt sein, authentisch sein, ehrlich sein. Wenn ich es unbarmherzig bin, haue ich dem anderen die Wahrheit um die Ohren wie ein nasses Tuch anstatt eines Mantels, in den er sich einhüllen kann. Oder ich sage schonungslos und offen alles, was mir in den Sinn kommt und bin mir selbst das Maß aller Dinge. Nach mir die Sintflut und neben mir keine Menschen – denn die sind unter mir.

Nein. Echt sein ohne barmherzig zu sein will ich nicht. Das würde mich nur noch mehr von den Menschen entfremden, die mir dann ohnehin so fremd scheinen.

Aber ich will auch nicht frei sein ohne barmherzig zu sein. Denn dann bin ich nicht nur in meinem Reden, sondern auch in meinem Tun mir selbst der Nächste, um den sich alles dreht und drehen muss. Dann sind es meine Freiheiten, die andere eingrenzen, einschränken, niederhalten, weil ich viel zu sehr Raum einnehme, der mir nicht zusteht. Weil ich keine barmherzige Haltung habe, in der ich erkennen könnte, dass es dem anderen nun einmal gut tun würde, wenn ich in meiner Freiheit mich seiner annehmen würde und ihm diene – anstatt mich selbst zu erhöhen. Und das kann ganz schnell in einer Tyrannei enden, in der ich den anderen durch meine Freiheit bedränge. Das geschieht subtil. Den anderen nicht wahrnehmen, mich selbst im Blick haben, dem anderen Vorwürfe machen, weshalb er sich nicht so verhält, wie es meinem Anspruch an Freiheit genügen würde.

Aber ich will auch nicht leben ohne barmherzig zu sein. Denn dann würde mein Herz nur kalt und hart werden. Ich würde ständig den nächsten Kick für mich suchen. Den Nächsten nicht im Blick – und nach und nach fehlt mir nicht nur der Blick für den Nächsten, sondern ich nehme ihn gar nicht mehr wahr. Er ist mir egal. Mein Herz ist so kalt und hart, weil es ja nur um mein Leben geht, dass Menschen um mich herum zu Salzsäulen erstarren, weil ich zwar nicht zurück, aber immer nur auf mich selbst blicke.

Und erwachen diese Salzsäulenmenschen aus dem Bannschlaf meiner Kaltherzigkeit, bin ich verwundert und bestürzt darüber, dass sie selbst Anliegen und Bedürfnisse haben. Mein Herz wird kälter und zieht sich noch mehr zurück – bedacht auf den ganz persönlichen Lebenskick.

Nein, ich könnte nicht mehr sagen, dass Barmherzigkeit in diese Reihung nicht passen würde. Im Gegenteil. Sie ist dringend notwendig, damit hier nichts aus dem Ruder läuft.

Christus

Das alles steht nicht im leeren Raum, sondern bindet sich an Jesus, der sagt:

Ich lebe und ihr sollt auch leben! Ich bin gekommen, um Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle. (Die Bibel, Johannes 14,19; Johannes 10,9b)

Einmal mehr gilt: Blick auf Jesus! Schau auf ihn! Nicht auf dich. Deine Freiheit, deine Echtheit, dein Leben, deine Barmherzigkeit. Schau auf Jesus und lebe! Aber so richtig – so wie Jesus es sich für dich vorgestellt hat:

Echt.

Lebendig.

Frei.

Barmherzig.

Schau auf ihn! Such ihn! In der Stille, im Gebet, in seinem Wort. Lass ihn zu dir reden. Dir Bilder schenken. Gedanken. Visionen. Offenbarungen. Why not? Wenn wir schon von einem, lebendigen Gott reden, dann sollten wir auch davon ausgehen, dass er das tut, was Lebende tun: Kommunizieren. Reden. Mitteilen. Sich zeigen.

Das wird er. Und dann: flieg los! Lebe! Denn der, der dich erschaffen hat, hat dich nicht dazu erschaffen, einfach mal so vor dich hin zu existieren. Er hat dich dazu erschaffen, ein Leben zu leben, das ihn ehrt, das du mit ihm gemeinsam lebst – und das alle Höhen und Tiefen kennt. Alle Schönheit und alle Makel des Lebens. Aber vor allem: Nur dieses Leben ist wirklich Leben, das aus der Liebe und Gnade des Schöpfers gelebt wird.

Und jetzt raus! Lebe!

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