Der Physiker Stephen Hawking sagte einmal einen Satz, den ich im Blick auf Gemeinde äußerst provokant finde (auch wenn er ihn in einem anderen Kontext sagte):
“Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen.”
Beobachten wir nun die letzten Jahrzehnte, so stellen wir fest: Unsere Gesellschaft ist in permanentem Wandel. Die Unstetigkeit scheint die einzige Kontinuität in unserer Zeit zu sein. Auf diese Veränderung hat natürlich auch die Kirche Jesu zu reagieren – oder im besten Fall proaktiv zu sein.
Schaue ich mir den Satz von Hawking an, dann frage ich mich: “Wo sind die intelligenten Gemeinden, die die Fähigkeit besitzen, sich dem Wandel anzupassen?”
Wandel der Optionen
Ich sehe da zum Beispiel den “Wandel der Optionen”. Durch die fortschreitenden technologischen Errungenschaften hat der Mensch heute quasi überall die Möglichkeiten, sich alle Informationen zu holen, die er braucht.
Durch die fortschreitende Mobilisierung unserer Gesellschaft, sind Menschen nicht mehr an ihren Wohnort, an ihr Haus, an die Kirche im Dorf gebunden. Ein paar Kilometer zu fahren, scheint heute nicht das Problem. Sicher nicht bei allen Menschen, aber doch bei den meisten.
So hat sich jede Gemeinde auch die Frage zu stellen, ob sie dem Wandel der Optionen intelligent begegnet:
Ist unsere Kirche auch attraktiv für Menschen, die mobil sind?
Ist unsere Kirche attraktiv für Menschen, die Technik-affin sind?
Ist unsere Kirche insofern transparent, als dass alle die Informationen bekommen, die sie benötigen?
Wandel der “Pole Position”
Vor einigen Jahrzehnten galt Kirche noch als Institution der Lebensgestaltung und Lebensordnung. Ethik, Moral, Weltanschauung – hier hatte Kirche die klare “Pole Position” und für die breite Mehrheit unserer Gesellschaft war Kirche die Antwort-Geberin Nummer 1 auf alle Fragen des Lebens.
Das hat sich geändert – und das ist gut so. Denn nicht jede Antwort, die die Kirche gegeben hat, war auch die richtige. Und es ist gut, nicht mehr die Pole Position zu haben, da es einen unweigerlich dazu bringen sollte, diese wieder zu erlangen – oder zumindest in deren Nähe zu kommen.
Sind wir bereit, diesen Wandel der “Pole Position” zu erkennen und alles daran zu setzen, dass Menschen auf Sinn- und Lebensfragen ihre Antwort “bei kirchens” suchen? Oder geben wir uns damit zufrieden, ein Anbieter unter vielen im “Markt der Möglichkeiten” im Blick auf die großen Fragen des Lebens zu sein? Der Eindruck kommt mir manchmal, wenn ich bedenke, welche Themen scheinbar – zumindest laut Pressemeldungen und Newsletter – bei kirchens “on top” sind.
Wandel der Plausibilität
Unweigerlich führt der Verlust der “Pole Position” dazu, dass es auch einen Wandel in der Plausibilität gibt.
Wieso soll ich sonntags in die Kirche gehen, wenn es schon gar nicht mehr zur gesellschaftlichen Etikette gehört?
Wieso soll das Angebot von Kirche plausibler sein, als mein eigenes zurecht gelegtes Welt- und Menschenbild oder das zusammengeklaubte Bild aus esoterischem, humanistischem, fernöstlichem oder sonstig geartetem religiösem Gedankengut?
Wie passt das denn in unsere Zeit, wenn Jesus sagt:
“Ich bin der Weg. Ich bin die Wahrheit. Ich bin das das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.” (Die Bibel, Johannes 14,6)
“Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen”, so Stephen Hawking. Und wenn ich das nun auf die Gemeinde Jesu hin lese, dann wünsche ich mir intelligente Gemeinden, die in der Lage sind, sich dem Wandel anzupassen und nicht in dem zu verharren, was sie “schon immer so getan haben”.
Denn eines ist sicher: Das, was uns hierher gebracht hat, ist mit Sicherheit nicht das, was uns in die Zukunft bringt.
“…..dann wünsche ich mir intelligente Gemeinden, die in der Lage sind, sich dem Wandel anzupassen und nicht in dem zu verharren, was sie „schon immer so getan haben“.
Ich denke, die Gemeinde steht und fällt letztendlich mit ihren Schäfchen.
Wenn diese (ohne hier alle über einen Kamm scheren zu wollen ?) tut, was schon immer getan wurde und verbietet, was schon immer verboten wurde, ist es sehr schwierig, dass sich die Gemeinde als Ganzes dem Wandel anpasst. Und, korrekt, für Menschen, die mobil sind, gibt es in der Tat Alternativen. Dennoch glaube ich nicht, dass es DIE Gemeinde schlechthin gibt. Auch anderswo wird nur mit Wasser gekocht ☺️
Sie steht und fällt mit ihren Schäfchen – das mag sein. Aber es gibt ja auch noch Hirten, die den Schäfchen beim “Stehen und Fallen” helfen können, oder nicht? 😉
Überall wird “nur” mit Wasser gekocht. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen. DIE Gemeinde gibt es nicht. Aber solange das Wasser, mit dem gekocht wird, lebendiges Wasser und keine trübe Suppe ist, habe ich große Hoffnung für Gemeinden.
Besser könnte man es in der Tat nicht ausdrücken 🙂 Der Vergleich mit dem lebendigen Wasser und der trüben Suppe gefällt mir. Sehr sogar!