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Von Gott beschützt

Ein Kinderbuch auf meinem Blog? Ja! Und was für eins! Ein wunderschönes! Und darüber hinaus das erste Buch mit voller Punktzahl auf meinem Blog. 

Als Papa und Pastor liegen mir Kinder besonders am Herzen und ich ärgere mich regelmäßig, welch geringen Stellenwert Kinder in Gemeinden haben. Da muss der Kindergottesdienste in irgendwelchen abgehalfterten Räumen stattfinden, Mitarbeiter für den Erwachsenenbereich gibt’s jede Menge, aber im Kinderbereich sieht’s mau aus. Geld wird ohne Ende investiert in Orgel, den Erhalt alter Gebäude und andere nicht zukunftsträchtige Bereiche – aber wenn der Kindergottesdienste neues Spielmaterial benötigt, muss er beim Ältestenkreis erst mal einen Antrag stellen, der deutscher Bürokratie gerecht wird.

Umso mehr freue ich mich, wenn es Medien gibt, die nicht nur kindgerecht sind in der Sprache, sondern auch in ihrer Gestaltung, du das Buch in die Hand nimmst und sagst: „Wow! Warum gibt’s das jetzt erst?!“

Genau solch ein Buch ist „Von Gott beschützt. Inspiriert von Psalm 91“.

Ein echtes Meisterstück

M. Florian Walz ist ein echtes Meisterstück gelungen mit wunderschönen, selbst gezeichneten Illustrationen und Übertragungen von Psalm 91 in die Sprache von Kindern. Auf der Rückseite des Buches steht die Frage: „Wie würde Psalm 91 klingen, wäre er für Kinder geschrieben worden?“ Meine Antwort: So! Genau so, wie M. Florian Walz ihn geschrieben hat. Als dreifacher Familienpapa weiß er natürlich, was Kinder hören müssen und wie Kinder sprechen.

Das Buch ist im quadratischen Format und enthält pro Doppelseite eine große Illustration sowie einen Satz (einen Vers) aus Psalm 91.

Durch meine Hände sind viele Kinderbücher gewandert mit biblischem Inhalt. Und ich habe – bis auf wirklich wenige Ausnahmen – entweder gedacht: „Tolle Texte, aber keine schönen Illustrationen“ oder „Tolle Bilder, aber den Text versteht doch kein Kind“. Dabei ist es doch das Beste, das Kindern passieren kann, wenn sie schon in jungen Jahren mit biblischen Texten und geistlichen Wahrheiten vertraut werden.

Und nicht wenige Eltern, denen der christliche Glaube wichtig ist, fragen sich: Wie kann ich meine Kinder an die Bibel „heranführen“? Wie schaffe ich es, dass meine Kinder Freude an der Bibel und am Lesen in der Bibel entwickeln?

Natürlich will ich „Von Gott beschützt“ nicht verzwecken. Das Buch wirkt an sich auf großartige Weise, da bin ich mir sicher. Ein schöner „Nebeneffekt“ ist, dass Kinder einen ganz natürlichen Zugang zu Gottes Wort bekommen – Kinder im Alter von ca. 4-8 Jahren.

Das Gesamtpaket passt einfach

Ein kleines Beispiel. Es gibt so diesen „One and only“-Taufvers, den sich Eltern als Bibelvers zur Taufe wünschen, wenn sie ihr Baby taufen lassen (hey, bitte, keine Grundsatzdiskussion zur Taufe – ich habe dazu einen Artikel geschrieben: 10 Gründe für die Gläubigentaufe). Und dieser Am-meisten-gewünschter-Taufvers steht eben in Psalm 91. Machen wir den Vergleich.

Psalm 91,11+12

Luther-Übersetzung:
Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Walz-Übertragung:
Denn Gott hat sogar seinen Engeln gesagt, dass sie auf dich aufpassen sollen. Du bist für Gott so wertvoll, dass es auch ihm wehtut, wenn du auf einen Legostein trittst und dir daran wehtust.

Was mich an „Von Gott beschützt“ begeistert, ist eben genau dieses „Tolle Texte, tolle Bilder“. Das Gesamtpaket passt, ich habe mich sofort in das Buch „verliebt“, es in der Hand gehalten und gedacht „Wow!“ Das ist das Ergebnis, wenn ein freiberuflicher Designer mit Leidenschaft und Überzeugung „am Werk ist“.

Als Gemeindepfarrer, Relilehrer, Kinderclubleiter und Interims-Kinderpastor (by the way: Wir suchen einen Kinderpastor / eine Kinderpastorin in unserer Gemeinde www.wutachblick.de – also meld dich gerne) ist dieses Buch ein Geschenk. Im wahrsten Sinne. Ich werde nämlich einige Exemplare beim Verlag bestellen, denn dieses Buch hat das Potenzial in das Herz von Kindern (und deren Eltern, die es vorlesen) zu sprechen, geistliche Wahrheiten ganz liebevoll hineinzulegen und so schon in jungen Jahren das Herz eines Kindes mit Gottes Liebe füllen und formen. Was gibt es Schöneres?

Und zum Schluss noch eine wunderbare Nachricht: Im Sommer erscheint das nächste Buch von M. Florian Walz in der Bilderbuchreihe „Inspiriert von…“ über einen sehr bekannten Text (oder besser gesagt längeren Abschnitt) im Neuen Testament. Ich freue mich jetzt schon drauf!

M. Florian Walz: Von Gott beschützt
40 Seiten
ISBN: 978-3-417-28913-8
Verlag: SCM-Verlag
Preis: 12,99 EUR

Wenn du einen Blick in’s Buch werfen möchtest, kannst du das in diesem Trailer des Verlages tun:


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Wie sieht der Gottesdienst der Zukunft aus?

Dieser Frage habe ich mich gestellt. Chris Cuhls (www.ablaufregisseur.de) von Sonntagmorgens.de wollte das wissen. In 60 Sekunden sollte ich mein Statement geben. Leute. Echt mal. 60 Sekunden. Ihr wisst schon – das fällt mir schwer. Aber ich habe die Challenge angenommen und ihr könnt das Video am Ende des Beitrages sehen.

Ein paar Gedanken will ich hier ein bisschen weiter ausbreiten als ich das im Video kann.

Alles beginnt mit dem „Warum“

Schnell sind wir auf Grund der momentanen Corona-Pandemie und der voranschreitenden Digitalisierung in der Gefahr, zu sagen: Der Gottesdienst muss digitaler werden. Es muss mehr gestreamt werden. Die Gottesdienstbesucher müssen online eingebunden werden. Wenn die Präsenzgottesdienste wieder öfters stattfinden und die Normalität werden, bitte unbedingt hybrid feiern, also: offline und online zugleich.

Das ist alles gut und schön – aber nicht die wichtigste Frage.

Die wichtigste und für mich alles entscheidende Frage ist: Warum feiern wir Gottesdienste?

Meine Antwort darauf ist:

Wir feiern Gottesdienste, damit Menschen, die Gott noch nicht kennen, in eine Beziehung zu Jesus hineinwachsen können.David Brunner

Ganz ehrlich: Was bringt der technisch ausgereifteste, multimedial und digital perfekt inszenierte Gottesdienst, wenn’s doch nur um Friede, Freude, Eierkuchen geht (oder die kirchliche Variante: Friede, Bewahrung der Schöpfung und soziale Gerechtigkeit) aber nicht darum, wie Menschen gerettet werden können und in eine Beziehung zu Jesus hineinfinden und hineinwachsen können?

Oder anders ausgedrückt: Was bringt solch ein Schnickischnacki-Gottesdienst, wenn Gottes Herzenswunsch, den er in der Bibel formuliert, nicht nachgekommen wird?

Gott will, dass alle Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und gerettet werden.Die Bibel - 1. Timnotheus 2,4

Also. „Everything starts with why“ würde Simon Sinek sagen. Es geht um das große „Warum“. Warum feiern wir Gottesdienste? Mögliche Antworten gibt’s ja viele:

  • Weil wir grad nichts Besseres zu tun haben.
  • Weil wir das schon immer so gemacht haben.
  • Weil Du Kirche alles nehmen kannst – aber nicht den Gottesdienst.
  • Weil Sonntagmorgens die Leute einfach Zeit haben.
  • Weil’s so schön ist.
  • Weil ich gerne in der Kirche gesehen werde.
  • Weil kein Gottesdienst auch keine Option ist.
  • Weil ich nichts anderes kann.
  • Weil die Kirche sonst ja gar nichts mehr machen würde.

Es gäbe so viele mögliche Antworten (die zugegebenermaßen auch ernsthafter sein können als die, die ich gerade aufgelistet habe). Aber allen voran müssen wir Klarheit über das „Warum“ haben.

Nochmal: Antworten gibt es viele – aber in meinen Augen nur eine sinnvolle. Und das ist die oben schon erwähnte: „…damit Menschen, die Gott noch nicht kennen, in eine Beziehung zu Jesus hineinwachsen können.“

Ich glaube mehr denn je, dass das, was Menschen, was unsere Gesellschaft, was diese Welt benötigt, ist die lebendige Beziehung zu Jesus. Aus ihr allein oder besser gesagt aus Jesus allein gibt es wirkliche Hoffnung, wirklichen Trost, wirkliche Freude und vor allem: beständiges und ewiges Leben, das schon dort beginnt, wo ich mein Leben Jesus anvertraue.

Ich möchte keine Zeit vergeuden mit Randthemen. Ich möchte die Chance nutzen und Menschen im Gottesdienst zum Glauben an Jesus Christus einladen. Sonntag für Sonntag. Der Gottesdienst ist die „Veranstaltung“, die über alle Gemeindegrenzen, Konfessionsschranken und Denominationshürden hinweg die Veranstaltung ist, die es quasi immer und überall gibt, die einer Gemeinde niemals genommen wird und welche die öffentlichkeitswirksamste Veranstaltung vermutlich mit der niedrigsten Hemmschwelle (da öffentlich) ist.

…und hat sehr konkrete Folgen!

Das hat natürlich zur Folge, dass Gottesdienste sich verändern müssen. Der Alltag, die Alltagsthemen, die Alltagssorgen, die Alltagswünsche eines Menschen im 21. Jahrhundert müssen ihren Widerhall im Gottesdienst finden – denn nur dann kann der Gottesdienst (besser gesagt: Jesus selbst und das im Gottesdienst Gehörte und Erlebte) seinen Widerhall im Alltag der Menschen finden.

Was in der Theorie nett klingt, hat in der Praxis ganz konkrete Folgen:

  • Sprechen unsere Lieder eine Sprache, die ein Mensch, der heute (!) lebt, versteht?
  • Sprechen wir in der Moderation und Predigt eine Sprache, die ein Mensch, der heute (!) lebt, versteht?
  • Finden Menschen schnell, wo sie online unseren Gottesdienst mitverfolgen können?
  • Ist unser Kirchengebäude einladend?
  • Funktioniert die Heizung und gibt’s warmes Wasser auf den Toiletten zum Händewaschen?
  • Läuft der Livestream des Gottesdienstes reibungslos und ruckelfrei?
  • Werden Gottesdienstbesucher am Eingang freundlich begrüßt, oder aufgezwungen fromm oder gar nicht?
  • Gibt es ein „Welcome Team“, das Menschen vor Ort auch nach dem Gottesdienst noch anspricht, sie willkommen heißt und für Rückfragen da ist?
  • Werden Gottesdienstbesucher, die online mitfeiern, im Chat begrüßt und begleitet?
  • Drehen sich die Gemeindeglieder und Mitarbeiter nur um sich selbst oder gibt es so etwas wie die „Zwei Minuten-Regel?“
  • Was bekommen Erstbesucher als kleines Willkommensgeschenk?
  • Wird der Gottesdienst wirklich „gefeiert“ oder ist es eher eine tröge Veranstaltung zum Abgewöhnen?
  • Spielt die Musik, die für Menschen, die Gott noch nicht kennen, relevante Musik ist oder spielt die Musik, die „halt schon immer in der Kirche gespielt wurde“?
  • Welche Themen werden im Gottesdienst / in den Predigten angesprochen? Sind sie lebensrelevant oder churchy?
  • Wissen Online-Gottesdienstbesucher, wie sie ihren nächsten Schritt (oder Klick) machen können?
  • Ist das Setting des Gottesdienstraumes ansprechend oder eher abschreckend?

Puh. Kein Bock mehr? Bitte nicht! Es macht so viel Freude, an diesen Fragen zu arbeiten. Und es gibt so viele, unglaublich gute Hilfsmittel dafür. In unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) sind wir noch lange nicht so weit, dass alle dieser Fragen zufriedenstellend beantwortet werde könnten. Also nicht, dass du denkst, ich schreib hier nur Dinge auf, bei denen ich bzw. wir in der Gemeinde „auf der sicheren Seite“ sind. Oh nein. Beim besten Willen nicht.

Aber weißt du was? Wir arbeiten dran! Wir geben unser Bestes!

Analog, hybrid, digital? Unbedingt!

Kommen wir wohl zu der Frage, die man sofort hinter der eigentlichen Fragestellung nach Gottesdiensten der Zukunft vermutet: Sollen Gottesdienste digital stattfinden und wenn ja: Wie? Oder doch nur analog? Oder hybrid – also analog und digital zugleich?

Meine Antwort kannst du dir denken, wenn du den „Fragenkatalog“ oben aufmerksam durchgelesen hast. Diese Fragen zielen nämlich auf eine hybride Form von Gottesdienst ab.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unbedingt alles daran setzen sollten, wenn das „Warum“ klar ist, unsere Gottesdienste auch der „digitalen Welt“ zur Verfügung zu stellen.

Wir haben das in unserer Gemeinde getan und es hat sich schon fast so etwas wie eine „Online-Gemeinde“ entwickelt. Durch die weitere Digitalisierung und das Durchstarten mit Online-Video-Konferenzen ergibt sich eine unglaublich große und wunderbare Möglichkeit, diese Menschen auch nicht nur passiv am Gottesdienste teilnehmen zu lassen, sondern sie auch aktiv mit einzubinden in das weitere Gemeindegeschehen.

Ich finde das total faszinierend und bin sehr gespannt, was sich hier in Zukunft noch tun wird.

Eines aber ist klar: Wir dürfen als Gemeinde nicht verpassen, auf den digitalen Zug aufzuspringen. Das kann von Gemeine zu Gemeinde ganz unterschiedlich aussehen – das ist vollkommen klar.

Eines aber ist auch klar: Das „Wie“ ist niemals die entscheidende Frage im Blick auf „Gottesdienstzukunft“ sondern das „Warum“.

…und übrigens: Wenn du Inspiration suchst, wirst du am 6. März von 14-16 Uhr fündig. Denn dann gibt’s eine tolle Online-Schulung von tollen Leuten. Einfach hier klicken: www.sonntagmorgens.de.


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Gemeinde, Veränderung und die kleine Raupe Nimmersatt

Letzte Woche war ich eingeladen als Speaker in einem Clubhouse-Talk über „Change in Gemeinde, Kirche und christlichen Organisationen“. Dabei wurde ich gefragt, welches Bild mir in den Sinn kommt, wenn ich über Veränderungsprozesse in einer Kirchengemeinde nachdenke. Ich musste nicht lange überlegen – und das Bild war da: Die kleine Raupe Nimmersatt.

Falls du die Geschichte nicht kennst, bist du ein bedauernswerter Mensch, aber zum Glück gibt es ja das große, weite Internet, in dem du fündig wirst. Entweder du kaufst dir das wunderschöne Bilderbuch oder schaust dir die Geschichte auf YouTube an.

Die Story

Eric Carle beschreibt in diesem Klassiker der Kinderliteratur, wie die kleine Raupe Nimmersatt sich so durch die Woche frisst. Am Montag gab’s noch einen gesunden Apfel, dienstags gab’s zwei Birnen und so geht es die ganze Woche weiter – und es kommen auch ’ne Menge ungesunde Dinge dazu.

„Aber satt war sie noch immer nicht“ ist die Aussage, die am Ende eines jeden Tages zu lesen ist.

Am Ende der Woche aber hatte sie Bauchschmerzen – nun ja, das Menü war auch echt mal übel. Da würde es mir auch schlecht werden.

Im weiteren Verlauf des Buches wird beschrieben, wie aus der Raupe ein wunderschöner Schmetterling wurde.

Kleine Kirche Nimmersatt?

Irgendwie kommt mir Kirche oft so vor. Sie frisst ’ne Menge in sich rein über die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte – vergisst dann aber, sich zu verändern. Was bei der Raupe von Natur aus angelegt ist, ist für den Menschen und für eine Organisation unnatürlich – und dadurch schmerzhaft und kein Automatismus. Veränderung muss schon gewollt sein, sonst wird das nix.

Ist für die Raupe der Moment der Verpuppung sowie der Verwandlung in einen Schmetterling ein ganz normaler weiterer Entwicklungsschritt, gegen den sie sich gar nicht wehren kann, sondern in ihrem Wesen angelegt ist – so ist das bei Kirche – scheinbar – gerade nicht der Fall. Zumindest kann man den Eindruck gewinnen, wenn heute noch Kirche in einem Gewand auftritt, das sich größtenteils in den letzten Jahrzehnten bis Jahrhunderten kaum verändert hat:

  • Es werden Lieder gesungen, die mehrere hundert Jahre alt sind.
  • Die Dienstkleidung von Pfarrerinnen und Pfarrern geht in die Zeit zurück, als Deutschland einen Kaiser hatte.
  • Das Instrument der Wahl, das in den mit Abstand meisten Kirchen gespielt wird, findet sich in den heutigen Charts nicht einmal unter „ferner liefen“.
  • Die liturgische Sprache ist eine Sprache, die heute kaum Alltagssprache ist.
  • Die Gebäude sind weder zweckdienlich noch nachhaltig im Blick auf Ökonomie und Ökologie, aber dafür oft mehrere Jahrhunderte alt.

So negativ das klingt: Ich mein’s noch gar nicht mal so negativ. Die Dinge können ihre Berechtigung haben – aber müssen immer hinterfragt werden, ob sie dem Auftrag dienen. Und der Auftrag ist simpel: Sich einklinken in die Mission Jesu und die bestand darin, was er selbst von sich sagte:

Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.Die Bibel - Lukas 19,10

Kirche und Gemeinde muss sich immer wieder die Frage stellen: Tun wir das uns Bestmögliche, um diesem Auftrag und dieser Sendung Jesu nachzukommen?

Und als zweite Frage:Sind wir als Kirche bereit, Veränderungen einzugehen und nicht einfach nur – wie die Raupe – alles in uns „reinzufressen“?

Und übrigens: Das gilt für JEDE Kirchengemeinde. Die Liste oben ist natürlich speziell aus meinem beruflichen Kontext, der Landeskirche, entnommen. Die Liste kann aber gefüllt werden von jeder Gemeinde, die ihre eigenen „reingefressenen Dinge“ hat. Wir als Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) beispielsweise haben – obwohl wir eine Gemeinde der Landeskirche sind – vieles der oben genanten Dinge abgelegt und einen Veränderungsprozess schon seit vielen Jahren (und Jahrzehnten) durchlaufen.

Veränderung tut weh

Das ist so. Das streite ich nicht ab. Das wissen wir schon bei der ganz natürlichen Veränderung, die ein Mensch durchläuft vom Kleinkind über Kind, vom Teenager zum Jugendlichen und jungen Erwachsenen, vom Erwachsenen bis hinein ins Seniorenalter. Veränderung ist nie einfach – Veränderung tut weh.

Veränderungsprozesse in einer Kirchengemeinde schmerzen genauso.

  • Wenn der Gottesdienst ausgerichtet wird an Menschen, die Gott noch nicht kennen, spielen „liebgewonnene Traditionen“ von langjährigen Kirchenmitgliedern eine untergeordnete Rolle, denn sie sind nicht Fokus der Veränderung.
  • Wenn der Gottesdienst nicht mehr morgens sondern am Sonntagabend stattfindet, dann wirft das gewohnte Tagesabläufe und Strukturen erst einmal gehörig durcheinander.
  • Wenn im Zuge der Digitalisierung man nicht mehr irgendwelche handgeschriebenen Post-Its als Gottesdienstablauf verkauft, sondern bspw. über ChurchTools sich organisiert, dann muss man sich da erst mal richtig reindenken.
  • Wenn im Gottesdienst nicht mehr (nur) die altehrwürdigen Choräle gesungen werden, sondern modere Lobpreislieder – dann werden viele Menschen einiges vermissen.
  • Wenn die musikalische Begleitung der Lieder durch zeitgemäße Instrumente erfolgt und nicht mehr durch die Orgel – dann ist das eine Challenge für viele, die sie bis an Grenzen führt, die sie nicht dachten zu haben.
  • Wenn den Pfarrer auf Grund von Veränderungen Emails erreichen, die in ellenlangen Ausführungen deutlich machen, weshalb diese ganzen Veränderungen umbiblisch und unmenschlich seien, dann braucht es Mut, dazu zu stehen.
  • Wenn aus „lebenslangen Hauskreisen“ zeitlich terminierte Kleingruppen werden, stellt das manch einen vor die Frage, ob er Teil dieser neuen Kleingruppenkonzeption sein möchte.

Der Mensch ist ein paradoxes Wesen. Sein Leben lang unterliegt er (siehe die Entwicklungsstadien oben) Veränderung – aber wenn er es wählen kann, würde er Veränderung am liebsten aus dem Weg gehen. Denn Veränderung bedeutet: das Gewohnte zurücklassen, sich auf Neues einlassen, die Komfortzone verlassen und Veränderungsschmerzen zulassen.

Schönheit durch Veränderung

Kommen wir zurück zur kleinen Raupe Nimmersatt. Die meisten Raupen entlocken uns selten ein „Wow! Ist das ein wunderschönes Wesen!“ Auf wenn ich zugebe: Viele Raupen sehen total faszinierend aus – aber für manche sind Raupen sogar eklig. Was uns aber einen Ausdruck des Staunens entlockt, ist ein wunderschöner Schmetterling – nach dem erfolgreichen Veränderungsprozess.

Und so glaube ich, dass eine Gemeinde, die durch Veränderungsprozesse geht, automatisch „schöner“ wird und damit anziehender für Menschen, die Jesus noch nicht kennen. Nochmal: der Auftrag von Gemeinde ist der gleiche Auftrag bzw. die gleiche Mission, die Jesus hatte:

Der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.Die Bibel - Lukas 19,10

Wenn wir uns in Gemeinde fragen, wie wir Menschen für Jesus erreichen können, dann werden Veränderungsprozesse am Ende aus der Gemeinde etwas Schönes entstehen lassen. Schönheit ist für Menschen immer attraktiv – und so wird es auch mit Gemeinde sein. Wir können viele Programme und Strukturen, Konzepte und Strategien entwerfen – das ist alles sinnvoll und nützlich, um die Dinge konkret werden zu lassen und nicht einfach nur als nette Gedankenspielerei dann doch irgendwo sang- und klanglos untergehen zu lassen.

Doch in erster Linie sollte uns bewusst sein: Wo Gemeine sich auf den Weg macht, ihre bisherigen Strukturen, Aktionen, Planungen, Traditionen und Äußerungsformen zu hinterfragen, um noch mehr Menschen für Jesus zu gewinnen, wird dieser Veränderungsprozess mit Schönheit und Erfolg gesegnet sein. Denn Veränderung ist in der DNA von Kirche angelegt, seit es Kirche gibt. Wirkliche Kirche, wirkliche Gemeinde Jesu ist immer sich verändernde Gemeinde, sich verändernde Kirche, weil Kirche nicht anders kann und nie anders konnte.

Deswegen ist dieses Bild der „kleinen Raupe Nimmersatt“ ein für mich sehr starkes und inspirierendes Bild, wenn es um Kirche und Veränderung geht.

Vertraue darauf: Wo die auftragsorientiert (Lukas 19,10) Veränderungsprozesse in deiner Gemeinde anstößt, begleitest und leitest, wird es am Ende „schöner“ sein als zuvor – auch wenn der Weg, die Verpuppung, bis dahin mitunter nicht so schön ist. Es lohnt sich! Bleib dran!


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Machen ist wie wollen – nur krasser!

So viele gute Dinge geschehen nicht, weil aus dem Wollen kein Machen wird. Und das ist schade, traurig und vor allem: egoistisch!

Die meisten guten Ideen und Vorsätze kommen nicht ins Machen, weil die ein oder andere Frage uns hindert, die offenbart, dass wir selbst uns zu sehr um uns drehen.

  • Was denken die anderen, wenn ich das mache?
  • Wieso haben wir es noch nie gemacht, wenn es der richtige Weg sein sollte?
  • Werde ich nicht Menschen verlieren auf dem Weg, wenn ich das mache?
  • Woher sollen die Ressourcen kommen?
  • Was – wenn das Ganze scheitert?
  • Wäre es nicht einfacher, nichts zu tun?

Dabei glaube ich fest: „Machen ist wie wollen – nur krasser!“ (Quelle unbekannt)

Die Zukunft gehört den Mutigen!

Sollte klar sein, oder? Zum Verändern und Machen gehört Mut. Immer.

Gleichzeitig ist Mut das, was wir dringender denn je benötigen, um Neues zu wagen. Wenn uns die momentane Situation rund um Einschränkungen und Verordnungen auf Grund des Corona-Virus eines zeigt, dann: Nichts bleibt, wie es ist. Nichts wird sein, wie es war. Ok – sagen wir „Nicht alles wird sein, wie es war.“

Das kannst du gut oder schlecht finden – es wird keinen Unterschied machen an der Tatsache – nur an deine Mindset! Immer wieder höre ich Leute sagen „Wenn wir dann wieder zurück in der Normalität sind, dann…“

Diese Normalität wird es nicht geben – und das ist gut so! Es wird eine neue Normalität geben, die es jetzt schon vorzubereiten und zu gestalten gilt. Was wäre, wenn du heute schon Dinge tust, die morgen einen großen Impact haben auf Menschen, die du liebst? Dann würdest du Zukunft gestalten – und nicht nur „wollen“ sondern machen.

Einer davon ist Johannes Müller aus Bremen (www.lighthouse-bremen.de |www.mobilekirche.de). Er schrieb mir vor wenigen Tagen folgendes, was ich so krass korrekt finde, dass ich es mit dir teilen muss:

Wir leben in besonderen Zeiten. Das wollten wir doch immer. Let’s make the difference!Johannes Müller

Ich stimme ihm voll und ganz zu: Lass uns einen Unterschied machen! Lass uns nicht nur „wollen“, sondern lass uns „machen“.

Wollen oder Machen? Es gibt dieses eine Indiz!

Es gibt ein ganz gewisses Indiz dafür, ob du dich auf einem guten Weg des „Machen“ oder ob du dich im sicheren Ort des „Wollens“ befindest und dort gefangen bleibst.

Wie du weißt, bin ich Pfarrer und damit auch Führung- und Leitungsperson. Da ich in einem „Unternehmen“ namens Landeskirche tätig bin, weiß ich, was es heißt, einen schwerfälligen Kahn in eine andere Richtung zu lenken. Du kannst mir auch Ballett beibringen – ich glaube, das wäre sogar einfacher.

Ich habe schon diverse Male von mir selbst (ich pack mich dann an die eigene Nase) und von anderen gehört, was sie „wollen“, was sie sich wünschen und was doch richtig, richtig gut wäre, wie sich die Kirchengemeinde entwickelt. Da werden Pläne gesponnen, Strukturen entworfen und Strategien entwickelt, was das Zeug hält und man denkt: Hier ist man angekommen. Aber weit gefehlt. Genau hier ist der kritische Punkt, der dazu führt, dass wahrscheinlich 90% der Veränderungswünsche beim Wunsch bleiben und nicht ins „Machen“ kommen.

Denn mal ehrlich: Wenn Pläne, Strukturen und Strategien schon entworfen wurden, ist sehr, sehr viel geschafft. Wirklich viel! Aber eben nur viel – und nicht alles. Das Entscheidende Indiz, damit aus „Wollen“ ein „Machen“ wird, ist dieses hier:

Den Unterschied zwischen Wollen und Machen erkennst du daran, wie sehr du Gewohntes zurücklässt.

That’s it! Lies genau: Ich habe nicht geschrieben „wie sehr du bereit bist, Gewohntes zurückzulassen“, sondern wirklich zurücklässt. Und hier scheitern die allermeisten Projekte aus einem ganz simplen Grund: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wählt instinktiv immer den Weg, der weniger Schmerzen prophezeit. Und deswegen lassen wir so ungern Gewohntes zurück.

Dabei ist doch vollkommen klar: Das Wollen von Veränderung rührt doch nur daher, weil der bisherige, gewohnte Weg nicht der Weg zu sein scheint, der auch für die Zukunft der richtige Weg ist. Deswegen muss Gewohntes zurückgelassen im Sinne von aufgegeben werden. Es geht nicht anders – so leid es mir tut! Nein. Warte! Tut’s mir gar nicht! Denn im Zurücklassen von Gewohntem wirst du Neues entdecken, das dich begeistert.

Lass uns konkret werden

In unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) sind wir momentan in einem Veränderungsprozess, den wir nach dem GROW-Modell der Church of the Highlands gestalten. Das bedeutet – um nur zwei Bereiche zu nennen:

  1. Unsere Kleingruppen (aka Hauskreise) erfahren die grundlegende Veränderung, dass es zwei Semester gibt und damit Anfang und ende von Kleingruppen. Kein jahrzehntelanger gleicher Hauskreis, in dem weder Wachstum noch Offenheit herrschen.
  2. Gottesdienste werden nicht an den Bedürfnissen derer, die schon immer da sind, ausgerichtet, sondern die inhaltliche Gestaltung sowie das gesamte Setting wird ausgerichtet an Menschen, die Gott noch nicht kennen.

Für die Gottesdienstgestaltung machen wir es mal ganz praktisch: Wir erleben momentan einen Traditionsabbruch, dass nicht einmal mehr die „normalsten biblischen Texte“ wie die 10 Gebote oder das Vaterunser eine breite Basis der Gesellschaft noch kennt. Alle, die Religionsunterricht machen, wissen, wovon ich rede. Warum also „muss“ das Vaterunser in jedem Gottesdienst gebetet werden? Ja sicher, Jesus hat uns aufgetragen, dieses Gebet aus Matthäus 6 zu beten. Aber er hat uns nicht aufgetragen, das jeden Sonntag im Gottesdienst zu beten, wenn es die Zielgruppe ohnehin nicht (mehr) versteht. Gleiches gilt übrigens auch für den aaronitischen Segen am Ende des Gottesdienstes, wo jetzt beim Lesen sicherlich schon der ein oder andere die Stirn in Falten legt.

Rücken wir noch mal kurz auf die Vergleichsebene. Zu Beginn eines neuen Jahres werden viele Vorsätze gefasst, an denen an und sich überhaupt nichts falsch ist.

„Ich will abnehmen!“ Dann solltest du die Gewohnheit von einer Tüte Chips pro Abend ändern.

„Ich will sportlicher werden!“ Dann solltest du die Gewohnheit, keinen Sport zu machen, ändern und dich bewegen. Und denk immer dran: Ein bisschen Sport ist schon besser als gar kein Sport.

„Ich will organisierter werden!“ Dann solltest du die Gewohnheit, ohne Agenda, Terminplan oder To-Do-Liste zu arbeiten, lassen und dir Apps oder eine Arbeitsweise suchen, die dir dabei helfen.

Es gibt so viele gute Wünsche und so viel gutes „Wollen“ – das ist überhaupt nicht die Frage! Leider scheitert es aber immer genau an dem Moment, an dem es konkret werden sollte und Gewohntes zurückgelassen gehört.

Meine Ermutigung für dich

Mach was! Nicht nur wollen und wünschen, sondern machen. Einfach mal machen!

Ob es im Beruflichen oder im Privaten ist – mach was!

Ich bin kein Soziologe und auch kein Gesellschaftsexpterte. Ich nehme wahr und beobachte, dass sich momentan und in den letzten Wochen und Monaten eine Art „Corona-Lethargie“ breitgemacht hat. Menschen suchen Ausreden und werden in den „momentanen Umständen auf Grund der Pandemie“ fündig, schieben diese vor sich her und sagen sich: „Tja, siehste. Kannste nix machen! Ich wollte ja – aber da ist halt dieses Corona!“

Das ist Quatsch! Das ist gelogen! Das ist falsch!

Du kannst immer noch machen – und nicht nur wollen.

Du kannst immer noch gestalten und nicht nur über dich ergehen lassen.

Ein kleiner, psychologischer Nebeneffekt wird sich einstellen: Es fühlt sich super an! Es fühlt sich wirklich super an, wenn aus dem „Wollen“ ein „Machen wird.

  • Selbstvorwürfe hören auf.
  • Erfolgserlebnisse werden sich einstellen (und wenn du aus Fehlern lernen „musst“ – auch das ist ein Erfolg).
  • Der Schweinehund ist – zumindest zeitweise – besiegt.
  • Neue Horizonte öffnen sich.
  • Wer Abenteuer mag, wird hier fündig.
  • Der Glanz von Neuem wird den Staub des Gewohnten vertreiben.
  • Motivation breitet sich aus.

Was hält dich noch auf, aus deinem „Wollen“ ein „Machen“ zu machen?

GROW: Auch in einer Pandemie geschieht Gemeindeentwicklung

Wir schreiben den 6. bis 8. März 2020 und befinden uns auf Klausur des Gemeindeleitungsteams inmitten des Hotzenwaldes. Zivilisation und mobiles Netz finden so gut wie nicht statt. Umso besser, denn so sind wir für ein Wochenende – wie jedes Frühjahr – ganz auf uns alleine gestellt, haben viel Zeit, sind ungestört und genießen die Zeit zusammen und mit Gott.

Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnten: Nur eine Woche später sollte die Welt sich verändern und vieles von dem, was wir überlegt hatten, nicht möglich sein. Stattdessen fanden wir uns inmitten einer Pandemie, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wider. Und das war – zumindest für die Gemeindeentwicklung und das, was wir überlegten – nicht das Schlechteste.

GROW – Was ist das?

An diesem Wochenende beschäftigten wir uns intensiv mit dem „GROW“-Modell der „Church of the Highlands„. Da ich auf diesem Blog immer wieder über die Entwicklung dieses GROW-Modells in unserer Gemeinde schreiben werde, will ich an dieser Stelle nur den Grundgedanken erläutern.

GROW ist mehr als ein Modell. GROW bildet vier „Stationen“ ab, die jeder Mensch, der Jesus nachfolgt, im Laufe seines Lebens auf seinem Glaubensweg nicht nur passiert, sondern seinen Glaubensweg maßgeblich bestimmt:

  1. Gott kennen
  2. Freiheit erleben
  3. Bestimmung entdecken
  4. Einen Unterschied machen

So „einfach“ es erscheint, so grundlegend wahr ist es. Eine Person lernt Gott kenne (später dazu mehr, was das wirklich heißt) und entscheidet sich für ein Leben mit Jesus. Dann erfährt er Freiheit von Dingen, die ihn daran hindern, die nächsten Glaubensschritte zu gehen. Nach und nach entdeckt er seine Bestimmung, den „Sinn hinter allem“, wofür er auf dieser Erde ist und schließlich beginnt er, einen Unterschied in seinem Umfeld, in seiner Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule zu machen.

Diese vier Schritte haben im Gemeindeleben ganz konkrete Auswirkungen bzw. Momente, wo sie gelebt werden und es für uns als Kirchengemeinde (große) Veränderung bedeutet.

Wie gesagt: Später mehr dazu.

Geschenkte Zeit dankbar nutzen

Nach der Rückkehr in die Zivilisation Mitte März letzten Jahres waren wir natürlich zunächst geschockt. So ein Mist. Kann das echt sein? Nichts von dem, was wir uns da vorgenommen haben, können wir nun in die Tat umsetzen? Der Alltag bestand nun aus spontanen Entscheidungen, Schreiben von Hygienekonzepten, Bestellen von Desinfektionsmitteln und den andauernden Überlegungen, was man nun machen darf und was nicht.

Nach und nach arrangierte man sich mit den ständig neuen Verordnungen und „Corona-Infomails“ aus dem Oberkirchenrat und dann nahm ich ein großartiges Geschenk wahr im Blick auf die Gemeindeentwicklung: Geschenkte Zeit!

Viele Veranstaltungen konnten nicht stattfinden oder wurden in den digitalen Raum verlegt, zu dem der Anfahrtsweg wesentlich kürzer ist als zu „physischen Treffpunkten“ in unserer Flächengemeinde und in unserem Flächenbezirk.

Auch ist ein spontanes Zoom-Meeting schneller einberufen als ein „real life Treffen“. Und dann nahm ich wahr, wie ich gemeinsam mit meinen beiden Kollegen und dem Leitungsteam der Gemeinde die Zeit nutzte, um dieses „GROW-Modell“ noch besser zu verstehen.

  • Kontakte zu anderen Gemeinden knüpfen
  • Telefonate
  • Emails
  • Dokumente durcharbeiten
  • Training-Videos anschauen
  • Predigten von Gemeinden hören, die dieses Modell leben
  • die Growleader-Community kennenlernen
  • Material downloaden, bearbeiten, übersetzen und in unseren Kontext transferieren
  • Rücksprache mit den Kollegen
  • stetiges Updaten im Leitungsteam der Gemeinde in unseren 14tägigen Meetings
  • erste konkrete Überlegungen für uns als Kirchengemeinde
  • die Frage klären, wie „GROW“ im landeskirchlichen Kontext gelebt werden kann

Du siehst: Jede Menge zu tun – und es war möglich, weil uns Zeit geschenkt wurde.

Grundsatzentscheidung eines Leiters

Natürlich hätten wir uns auch beschweren können über das was nicht geht. Logisch. Haben ja viele gemacht – und ganz ehrlich: Auch ich habe innerlich immer wieder gehadert mit dem, was nicht geht. Ich leite bspw. dienstags den Kinderclub in Stühlingen und es schmerzt mich, dass wir letztes Jahr erst in der Salamischeibchentaktik den Kinderclub stattfinden lassen konnten, dann wieder nicht, dann wieder doch, dann wieder nicht. Das nervt. Und dafür mussten wir dann andere Wege finden.

Gleichzeitig aber ist es die Grundsatzentscheidung eines jeden Leiters, was er nun mit den Umständen macht. Ich habe mich dazu entschieden, die geschenkte Zeit sinnvoll zu nutzen, nicht unnötig zu jammern, sondern zumindest das schon einmal auf die Beine zu stellen, was möglich ist. Und gerade zu Beginn einer Art „Umstrukturierung“ oder wenn du neue Wege gehst, gibt es zwei Dinge, die du als Leiter tun musst (neben dem Gebet, logisch, das ist ein No-Brainer).

Zum einen musst du manche Dinge in ein Konzept packen und in der Theorie gestalten. Zum zweiten musst du Dinge aber auch ganz praktisch tun, weil – und da stehen wir Deutschen besonders in der Gefahr – du sonst bis zum Sankt Nimmerleinstag wartest, dass das Konzept ausgereift ist – dann legst du nämlich nie los.

Pandemie bedeutet nicht Stillstand

Eines haben wir in dieser Zeit gemerkt: Gemeinde steht nicht still. Gemeindeentwicklung ist möglich. Und damit meine ich nicht nur Digitalisierung, sondern grundsätzliche, konzeptionelle Entscheidungen, welche das Gemeindeleben der nächsten Jahre bestimmen werden.

Am 17. Januar starteten wir die erste Predigt in unserer „GROW“-Predigtreihe und wir sind sehr gespannt, wie der weitere Prozess anlaufen wird. Wir als Leitungsteam aber sind vollkommen davon überzeugt, dass das Potenzial von „GROW enorm ist und unsere Gemeinde tiefgreifend verändern kann und wird.

Wenn du das hier liest und selbst Leiter oder Pastor bist, lass dich ermutigen (oder heb‘ deine vier Buchstaben von der Couch, je nachdem, wie du es brauchst): Gemeinde steht nicht still. Gemeinde steht nie still. Gemeinde ist das Werk des Heiligen Geistes – und der ist immer am Wirken! Immer!

Es ist im letzten Jahr zu einer bequemen Ausrede geworden: „Jetzt lass erst mal Corona rumgehen, dann schauen wir weiter!“ Wenn du auch so denkst oder das gesagt hast – vergiss es! Die Realität zeigt uns, dass das nicht so ohne weiteres geht und zum anderen solltest du als Leiter und Pastor deine Gemeindearbeit nicht von einem Virus, sondern von Gottes Geist abhängig machen. Und der wirkt – immer!


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Jahreslosung 2021: Mehr als Bibel-Ping-Pong!

Alle Jahre wieder: Ein aus dem Zusammenhang gerissener Bibelvers wird aus mehreren Versen mehrheitlich gewählt, als Jahreslosung deklariert und dann beginnt das Spielchen: Der Vers wird munter für eigene theologische Ansichten missbraucht. Man könnte auch sagen: Bibel-Ping-Pong as its best, von seiner schönsten Seite. Also mach ich das Spielchen mal mit.

Dabei geht es mir im Folgenden darum, das ein oder andere bewusst ein bisschen zu überzeichnen um zu entdecken, was in der Jahreslosung alles drinsteckt, wenn man die Oberfläche verlässt und tiefer gräbt.

Es gibt drei Missverständnisse und eine Gefahr, die uns an der Oberfläche halten – wenn wir sie aber verstehen, werden wir die Tiefen der Jahreslosung ergründen, fasziniert und erstaunt sein, was sich in diesem so trivial klingenden Vers alles versteckt.

Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“Die Bibel, Lukas 6,36

So weit so gut. Was ich bisher zur Jahreslosung las, hat mich entweder mit Kopfschütteln oder mit Langeweile zurückgelassen. Wieso? Weil es um ein paar soziale Appelle ging, als ob der christliche Glaube ein großes Konglomerat aus moralisch-ethischen Verhaltensweisen ist – und natürlich wussten die Autoren dieser moralingetränkten Auslegungen der Jahreslosung auch genau, welche Verhaltensweisen korrekt sind: Geld spenden. Flüchtlingen helfen. Gegen Ausgrenzung eintreten. Soziale Gerechtigkeit stärken.

Das will ich unbedingt auch und ich möchte das ohne Schlechtes-Gewissen-Machen tun und ich will es nicht, indem ich eine Jahreslosung so sehr durch die Presse drücke, bis sie meinen Ergebnissen und Absichten entspricht – wie in der Mathematik: Das Ergebnis steht schon vorher fest.

Deswegen gibt es einige Missverständnisse, die ich aus dem Weg räumen möchte, damit wir an den Kern der Jahreslosung dringen und sie nicht oberflächlich lesen – und eine Gefahr, derer wir uns bewusst sein sollten, wenn wir uns mit der Jahreslosung beschäftigen.

1. Missverständnis: Tun statt Sein

Barmherzigkeit, barmherzig sein – das verbinden wir ganz schnell damit, dass wir etwas „tun“ – und nicht falsch verstehen: Dazu werden wir auch aufgefordert und es ist wichtig, dass wir etwas tun; dass unsere Barmherzigkeit auch Ausdruck gewinnt.

Bei allem kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Meistens ist es einfacher, schnell mal etwas zu tun: Geld spenden, Kleidung spenden, Blut spenden, Essen kochen oder vor allem heutzutage alle möglichen Formen des Online-Spenders tätigen. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie sehr eine Art „Nachbarschaftshilfe“ bei allem Lamentieren über eine Ellenbogengesellschaft doch noch funktioniert. Das ist gut – aber nicht Priorität 1.

Wirklich wichtiger – weil nachhaltiger – ist doch, dass nicht unser Tun, sondern unser Wesen eine Veränderung erfährt, aus der wiederum sich unser Tun verändert und wir nicht nur schnell mal unser „schlechtes Gewissen“ beruhigen, indem wir etwas „tun“.

Es geht nicht in erster Linie um unser Tun, sondern um unser Sein.

Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. Und ich kenne viele Menschen, die in ihrem Wesen so positive Veränderungen erlebt haben und so wunderschöne Wesenszüge an den Tag legen, aus denen sie heraus dann „Gutes tun“, dass für diese Personen dieser Artikel nicht wirklich gedacht ist. Meiner Erfahrung nach sind diese Menschen aber – leider – nicht in der Mehrheit.

Es sind unsere Haltungen, die unsere Handlungen beeinflussen und eben nicht andesrum. Deswegen ist es so wichtig, dass wir generell an unseren Haltungen und Einstellungen arbeiten und nicht primär an unseren Handlungen, da diese „nur“ unseren Haltungen und Einstellungen entspringen.

Ich weiß – das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber mir ist wichtig, die Dinge in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wo wir nun meinen, durch die Jahreslosung zu mehr „barmherzigen Tun“ herausgefordert zu werden, ist das schon mal nicht schlecht. Diese Welt benötigt mehr Menschen, die Gutes tun – das ist ganz einfach. Und die oben genannten Dinge, wie wir Gutes tun können, sollten wir auch unbedingt tun. Keine Frage. Bei diesen Appellen stehen zu bleiben kratzt an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe.

Ebenso wie das zweite – fast noch schwerwiegendere Missverständnis.

2. Missverständnis: „Seid!“ statt „Werdet!“

Auf den ersten Blick sieht es nach Korinthenkackerei und Erbsenzählerei aus – aber ich hoffe, am Ende dieses Abschnittes wirst du verstehen, weshalb ich eine korrekte Übersetzung ziemlich cool finde.

„Seid barmherzig“ könnte, ja müsste man aus dem Griechischen (die Sprache, in der das Neue Testament geschrieben wurde) mit „Werdet barmherzig“ übersetzen.

„Seid barmherzig“ ist nicht falsch – „Werdet barmherzig“ ist korrekter.

Jetzt nimm dir mal einen Moment Zeit und überlege, wie beide Aussagen auf dich wirken:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

„Werdet barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Hast du den Unterschied wahrgenommen? Nein? Dann noch mal:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

„Werdet barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Für mich klingt ein „Werdet barmherzig“ viel freundlicher, offener, rücksichtsvoller und geduldiger als ein „Seid barmherzig“. Stell dir nur mal Eltern und ihre Kids vor; oder Lehrer und ihre Schüler; oder der Chef und seine Angestellten.

Grammatikalisch ist beides ein Imperativ. Sowohl „Seid!“ als auch „Werdet“ ist eine Befehls- oder netter ausgedrückt: eine Aufforderungsform. Aber es macht einen himmelweiten Unterschied, ob ich jemanden auffordere, etwas zu „sein“ oder zu „werden“. Letzteres lässt meinem Gegenüber noch jede Menge Zeit, Spielraum, Kreativität und Entfaltung während „Seid barmherzig!“ doch sehr fordernd, abgeschlossen und resolut klingt.

Ich glaube, wenn wir uns vornehmen, die Jahreslosung als ein „Werdet barmherzig“ zu verstehen, dann können wir 2021 zu einem „Jahr der Barmherzigkeit“ werden lassen, weil wir uns ein ganzes Jahr lang (und natürlich noch mehr) Zeit lassen können, barmherzig zu werden ohne in einen Druck verfallen zu müssen, es sofort und auf der Stelle zu sein. Denn ehrlich: Das schafft doch kein Mensch.

3. Missverständnis: Barmherzigkeit weltlich verstanden

Wenn man sich landauf landab anschaut, wie in einschlägigen Nachschlagewerken Barmherzigkeit definiert wird, bekommt man meistens Aussagen wie: „Mitleid haben“, „die Not des anderen sehen“ oder „mitfühlend sein“. Das ist gut – aber ich glaube, nicht das, was Jesus uns sagen wollte. Das passiert, wenn man Bibelverse aus dem Zusammenhang reißt.

Deswegen schauen wir doch mal, was in den beiden Versen nach der Jahreslosung steht und – Achtung Spoiler – wie Jesus dadurch Barmherzigkeit definiert. Ich wähle bewusst die Luther-Übersetzung, da sie es sehr drastisch zum Ausdruck bringt.

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.Die Bibel - Lukas 6, 36-38

Jesus fordert uns heraus, zwei Dinge zu tun, um Barmherzigkeit zu leben: Vergeben und Geben! Im Folgenden werde ich auf Grund der deutlicheren Abgrenzung dieser beiden Begriffe von „Verzeihen“ und „Geben“ sprechen.

Verzeihen

Verzeihen ist hierbei der passiv-negative Teil und Geben der aktiv-positive Teil. Passiv-negativ deswegen, weil sich Verzeihen auf Menschen und Ereignisse richtet, die schon geschehen sind (passiv) und die meistens – sagen wir es mal salopp – nicht ganz optimal gelaufen sind (negativ).

Kleines aber leicht verständliches Beispiel: Wenn ich jemandem verzeihen soll, weil er mir eine auf die Nase gegeben hat, dann ist dieses Ereignis schon geschehen und verlief nicht ganz optimal, weil meine Nase danach gebrochen war.

Geben

Jesus bleibt hier aber nicht stehen, sondern fordert uns heraus, einen zweiten Weg zu gehen: den positiv-aktiven Weg durch das Geben. Und hier nicht nur ein bisschen, sondern über die Maßen großzügig. Luther übersetzt es mit einem „vollen, gedrückten, gerüttelten und überfließenden Maß“. Den Zuhörern war damals sofort klar, was Jesus hier meint: Ein Feld wurde damals von „innen nach außen“ geerntet. In den Ecken bzw. teilweise auch an den Rändern wurden die Pflanzen – nehmen wir hier einfach mal als Beispiel Getreide – stehen gelassen und jeder, der kein Einkommen hatte, durfte sich hier bedienen und manuell ernten und für sich und seine Familie mitnehmen, was er brauchte. Das war quasi ein kulturell verankerter „Akt der Barmherzigkeit“.

Jetzt stellen wir uns mal die Menschen vor, die teilweise stundenlang unterwegs waren, um zu ernten, weil sie arbeitslos waren aber dennoch eine Familie zu versorgen hatten. Sie „ernteten“ die Getreidehalme und stopften sie in ihre Körbe, so gut es nur ging. Und wenn voll war, wurde „gerüttelt, geschüttelt und gedrückt“, wie es nur ging, damit noch mehr in den Korb passte.

Und genau so sollen wir geben – großzügig.

Wäre da nicht die Definition von „mitfühlend“ und „mitleidend“ sein sogar einfacher? Richtig! Jesus fordert uns zu noch viel mehr auf. Ich glaube aber, dass wir Barmherzigkeit biblisch gesehen nur richtig verstehen, wenn wir es aus dem Kontext heraus betrachten und erkennen, was es heißt: Verzeihen und vergeben.

Ganz praktisch

Ein bisschen Alltagsnähe gefällig? Geh doch einfach mal die folgenden Stichworte einfach nur durch und Frage dich dabei, was Barmherzigkeit als „Verzeihen und Geben“ dann ganz konkret bedeutet für dich:

  • zu Unrecht beschuldigt worden
  • Verletzungen, die andere dir zugefügt haben
  • Lieblosigkeiten und „alltägliche Gehässigkeiten“ anderer (diese ganz bestimmten Worte, Gesten und Blicke von den Arbeitskollegen, in der Familie, in der Nachbarschaft oder sogar in der Gemeinde)
  • Affäre / Untreue des Partners
  • Betrug jeder Art
  • Lügen
  • Geduldig sein mit anderen (nicht nur Eltern mit Kindern)
  • Geld spenden (über das hinaus, was du denkst, was gut wäre)
  • Besitz aller Art schenken (und nicht nur leihen)
  • Politiker & Corona
  • Freunde/Familie & Corona

Interessanterweise sagt Jesus ja „nur“: „….seid barmherzig“ (oder wie wir schon festgestellt haben eher „werdet barmherzig“). Er sagt aber nicht, wem gegenüber. Logisch, dass wir sofort an andere Menschen denken. Ging mir auch so. Deswegen die Auflistung oben.

Aber ich glaube, es gibt noch eine zweite Richtung, in die wir barmherzig (verzeihend und gebend) sein können: Uns selbst gegenüber. Und das ist für manch einen vielleicht sogar noch schwieriger. Denn das könnte unter anderem folgendes bedeuten bzw. folgende Bereiche in deinem Leben betreffen.

  • Mit meiner Vergangenheit und Geschichte im Reinen sein
  • Die Messlatte an mich selbst nicht zu hoch setzen
  • Zeit – hast du genug? Fehlt sie dir ständig? Kannst du für andere etwas (mehr) erübrigen?
  • Muße. Dauerstrom? Stress? Ausgepowert? Wie sieht’s damit aus, mal einfach die Schönheit des Lebens zu erkennen, wahrzunehmen, deinen Leistungsdruck in die Ecke stellen?
  • Sport ist Mord? Oder doch gewonnene Zeit satt verlorener Zeit?
  • Hobbys müssen sein – oder nicht?
  • Gesundheit. Geben. Verzeihen. Ein weites Feld.
  • Genuss benötigt Zeit – und gleichzeitig ein weites Herz.

Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Aber sehr wahrscheinlich erahnst du, dass „Barmherzigkeit dir selbst gegenüber“ ein weites, weites Trainingsfeld ist. Geh es an! Lass nicht locker! Lass 2021 ein Jahr der Barmherzigkeit auch dir selbst gegenüber sein.

Eine Gefahr: Die Grundlage vergessen

„Los, Leute, seid barmherzig! Kommt in die Puschen, macht hinne und tut was Gutes!“ so schallt es von den Dächern. Aber halt! Wieso eigentlich? Weil Christen so tolle Menschen wären oder bekannt dafür sind, altruistisch zu handeln und stets das Wohl des anderen im Blick zu haben? Äh – nein!

Aber genau diese Gefahr besteht, wenn wir den zweiten Teil der Jahreslosung einfach weglassen oder nicht beachten oder anders gesagt: Nicht verstehen, dass er die Grundlage allen Tuns ist.

…wie auch euer Vater barmherzig ist!“ sagt Jesus. Und damit spricht er mal kurz und knackig ein ganz großes Thema an. Denn: Barmherzigkeit ist in der Tat Gottes Wesen.

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.Die Bibel - Psalm 103,8

In wenigen Worten umschrieben, wie Gott ist: barmherzig! Das ist sein Wesen. Das ist Grund aller Barmherzigkeitsversuche des Menschen. Gott selbst fordert, fördert und freut sich nicht nur über Barmherzigkeit – er ist die Barmherzigkeit in Person.

Fragen wir ihn doch mal und schauen nach, ob er sich wohl selbst an die biblische Definition von „Verzeihen und Geben“ hält, was Barmherzigkeit betrifft? Lange Rede kurzer Sinn: Er tut es. Und wie! Die Bibel ist reich an Beweisen in Form von Versen, die genau das zum Ausdruck bringen – ich will hier nur drei zitieren.

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.Die Bibel - Micha 7, 18+19

Mehr Verzeihen geht nicht! Wenn Gott vergibt, dann richtig! Dann nimmt er unsere Schuld und wirft sie in die tiefsten Tiefen des Meeres, wo sie keiner mehr hochholen kann und dann ist Schuld getilgt, wenn sie mit einem ehrlichen Herzen bekannt und Reue nicht nur ein altdeutsches Wort sondern eine ganz praktische Einsicht und Tat ist.

Für uns Menschen ist das ja schier unvorstellbar: Ein Gott, der wirklich alles vergibt und zwar so radikal, dass es keine Rolle mehr spielt. Das ist uns fast zu hoch – und deswegen werden wir zu geistlichen Wiederkäuern und holen unsere Schuld immer wieder hoch. Leider. Gott tut das nicht. Wir Menschen schon. Weil wir Menschen sind.

Doch gerade weil Gott barmherzig ist, verzeiht er so sehr, dass Schuld keine Rolle mehr spielt. Der Beweis? Jesus selbst, der am Kreuz stellvertretend starb, um die Schuld auf sich zu nehmen, die uns niederdrückt und von Gott trennt.

Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, für ungültig erklärt. Ja, er hat ihn zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt und somit auf ewig vernichtet.Die Bibel - Kolosser 2,14

Gott kann aber noch mehr – nicht nur verzeihen. Auch das „Geben“ spielt bei ihm eine große Rolle. Und zwar eine ziemlich großzügige – dafür gibt es jede Menge Hinweise in der Bibel, die genau das beschreiben. Ich will nur zwei Bibelstellen anführen, die uns das vor Augen halten.

Beim ersten Hinweis auf Gottes Großzügigkeit genügt ein Blick in die Natur. Das vielleicht größte Zeugnis göttlicher Großzügigkeit.

Herr, welche Vielfalt hast du geschaffen! In deiner Weisheit hast du sie alle gemacht. Die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.Die Bibel - Psalm 104,24

Gott wäre mit der Schöpfung wesentlich schneller am Ende gewesen, wenn er alles nur schwarz-weiß geschaffen hätte. Wir Menschen hätten nichts anderes gekannt und wären zufrieden damit gewesen. Gott aber hat sich dafür entschieden, diese Welt farbenfroh und facettenreich, vielfältig und unermesslich schön zu schaffen, um sich und uns eine Freude zu machen. Barmherzigkeit als Grundwesenszug Gottes zeichnet sich aus in seiner unglaublich verschwenderischen Großzügigkeit. Gott „müsste“ das alles nicht – aber er tut es, weil er kann und weil er will. Eigentlich nicht so ganz verständlich, wenn man bedenkt, wie der Mensch sich so verhält – sich selbst und Gott gegenüber. Aber jeder, der Kinder hat, der weiß so ein bisschen, wie sich das anfühlt: Den Kindern Gutes tun, auch wenn „Undank der Welten Lohn“ ist.

Gottes Großzügigkeit findet aber einen weiteren Ausdruck in der wohl größten „Rettungsaktion“, die es seit Bestehen der Menschheit gibt. Wie oben schon erwähnt, ist Jesus für uns gestorben, ist Jesus der, der uns versichert: Deine Schuld ist vergeben und versenkt – du brauchst sie auch nicht wieder hochzuholen. Paulus drückt das im Brief an die Gemeinde in Rom so aus:

Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?Die Bibel - Römer 8,32

Doch, wird er! ….um die rhetorische Frage zu beantworten und zwar mit einer weiteren Bibelstelle (sorry für das erweiterte Bibel-Ping-Pong), die ebenfalls aus paulinischer Feder stammt:

Wir loben Gott, den Vater von Jesus Christus, unserem Herrn, der uns durch Christus mit dem geistlichen Segen in der himmlischen Welt reich beschenkt hat.Die Bibel - Epheser 1,3

Man beachte: „…reich beschenkt hat“. Die Sache ist durch, die Geschenke gebracht, das Warten hat ein Ende! Was ich sagen will: Mit Jesus zu leben, ihm nachzufolgen, ihm zu vertrauen hat nichts damit zu tun, dass wir eventuell, vielleicht, eines Tages, wer weiß das ein oder andere geschenkt bekommen. Vielmehr ist schon alles geschenkt – wir packen die Geschenke nur nicht aus. Sicher – es mag auch daran liegen, dass wir uns die Dinge anders vorstellen als Gott das tut. Das ist das Spannende, das Herausfordernde und zugegeben: Manchmal auch das Frustrierende, weil wir Gott nicht so richtig hören (wollen), wie wir das gerne hätten.

Nur kommt es ja nicht auf unser Empfinden an, sondern darauf, worauf wird uns wirklich verlassen können. Und das ist die Tatsache, dass Gott uns durch Jesus nichts mehr vorenthält! Viel Spaß bei der Bescherung!

…und jetzt?

Wie du schon gemerkt hast, ist es mir ein Anliegen, dass wir uns nicht oberflächlich mit biblischen Texten befassen, sondern in die Tiefe gehen, graben, schürfen und das ein oder andere Nugget bergen und uns darüber freuen.

Was ich oben ein wenig provokant dargestellt habe, gilt natürlich: Wir sollen „Taten der Barmherzigkeit“ tun! Unbedingt! Keine Frage! Wir sollten es aber nicht tun, um dann zu denken, dass wir bessere Menschen wären oder dass wir gar etwas erfüllt hätten, was Gott von uns fordert. Dann wären wir kein bisschen besser als die „Selbstgerechten“ und Pharisäer, von denen wir in der Bibel immer wieder lesen und deren Verhalten Gott nicht unbedingt so cool fand.

Denn ich glaube, dass dieses Werkgerechtigkeitsdenken ganz tief in uns verankert ist: Ich tu etwas Gutes – und damit wird Gott sich schon zufrieden geben. Wird er aber nicht. Ihm geht’s um unser Wesen, um unser Sein, um unser Herz – um uns als ganzen Menschen und nicht nur darum, dass wir „mal eben schnell ’nen Euro in den Becher schmeißen“.

Ich glaube, dass nicht nur unsere Welt, unsere Gesellschaft und unser Umfeld davon profitiert, wenn wir 2021 ein Jahr werden lassen, in dem wir versuchen, barmherziger zu werden. Ich glaube, dass jeder einzelne selbst großen Gewinn davon trägt, weil er zulässt, dass der Gott aller Barmherzigkeit sein Wesen verändern darf. Und das wird gut. Richtig gut.


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2020 – Du warst schon sehr besonders!

Niemals ist alles „nur schlecht“. Auch nicht 2020. Nein, es gab nicht nur Corona – es gab weit mehr. Und es gab jede Menge Gutes. Ich schaue zurück auf ein Jahr, das – eigentlich wie jedes andere Jahr auch – seine Höhen und Tiefen hatte. Ein Jahr, in dem ich schöne Dinge erlebt habe und Dinge, auf die ich gerne hätte verzichten können.

Was dieses Jahr so besonders macht ist, dass es ein „Thema“ gibt, das wohl die gesamte Menschheit miteinander verbindet, weil fast jeder Mensch existenziell davon betroffen ist: Corona.

Ich habe mir zum Grundsatz gemacht, die Dinge positiv und hoffnungsvoll zu sehen ohne dabei das Negative zu verschweigen. Hier kommt also mein Rückblick auf das Jahr 2020 – vollkommen subjektiv und sicherlich nicht vollständig. Den besten Artikel schreibt man bekanntlich dann, wenn man den eigentlichen Artikel veröffentlicht hat. Insofern – ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit – nicht einmal in meiner subjektiven Wahrnehmung.

Aber sicherlich wirst du das ein oder andere explizit oder zwischen den Zeilen finden, das nicht nur mich betrifft, sondern auch dich – und viele andere Menschen.

Mehr Zeit. Mehr Familie. Mehr gesunde Einstellung zur Arbeit.

Ich habe viel in diesem Jahr gelernt. Einmal mehr: Eine Krise bringt nur zum Vorschein, was ohnehin in mir ist. Ich werde kein anderer Mensch – nur manches geschieht schneller, ungefilterter und wie durch eine Presse gedrückt. Mich hat dieses Jahr extrem glücklich gemacht, weil ich mehr Zeit hatte für meine Familie. Es gab Situationen, da war das bitter nötig. Von Herzen dankbar bin ich meinem Schöpfer, dass er mir dieses Jahr in genau diesen Momenten auch die Zeit „geschenkt hat“, die ich benötigte, um für meine Familie, besonders für meine Kinder da zu sein, wenn sie mich am dringendsten brauchten.

Ja, das sollten Väter immer sein, ich weiß. Aber ich bin nun mal kein Vorzeigepapa. Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen und würde alles für sie tun – und bin doch fehlbar und so alles andere als perfekt. Viel zu oft denke ich am Ende des Tages darüber nach, was ich heute alles verpasst habe gegenüber meiner Frau und meinen Kindern. Ich bin meilenweit davon entfernt, der Superheld zu sein. Gott weiß das. Und er hatte viel Gnade mit mir in diesem Jahr und schenkte mir einige extra Portionen Zeit, die es mir möglich machten, in für meine Kinder herausfordernden Situationen an ihrer Seite zu sein.

Und diese Situationen gab es vor allem in der zweiten Jahreshälfte, die mich (und meine Frau) an so manche emotionale Grenze brachten und die ich mir nicht noch einmal wünsche. Das eigene Kind leiden zu sehen, ist das Schlimmste, was ich dieses Jahr erlebt habe. Darüber hinaus haben wir im weiteren Familienkreis zwei Menschen verloren, die an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind. Nein – das Jahr war nicht nur toll, es gab auch viele Schattenseiten.

„Mehr Zeit“ – das wurde mir natürlich dadurch ermöglicht, dass einige Termine ausfielen, aber auch so mancher Fahrtweg, weil Meetings sich in Videokonferenzen abspielten. Das war natürlich ganz wunderbar. Der Weg ins Büro vor den Bildschirm ist dann halt doch kürzer als zum meistens 15-30 Minuten entfernten Treffpunkt.

Und nicht selten dachte ich: Jetzt bin ich auf einem gesunden Arbeitszeitniveau angekommen. Es gibt unter Pfarrern so einen absolut ätzenden Contest: „Wer arbeitet am meisten in der Woche?“ So ein Bullshit! Ich mochte dieses Spiel noch nie. Und nach diesem Jahr sage ich vollkommen ohne schlechtes Gewissen: Auch für Pfarrer sollte gelten, was für jeden anderen Arbeitnehmer auch gilt: Es gibt eine Schmerzgrenze an Arbeitszeit. Im wahrsten Sinne. Und weder schäme ich mich, noch habe ich ein schlechtes Gewissen, noch fühle ich mich schlecht dabei, wenn ich sage, dass es keine 50-Stunden-Woche bei Pfarrern als Normalzustand braucht. Wer das meint, sollte den Job wechseln, denn er hat es offensichtlich nicht verstanden, seine Arbeitszeit vernünftig einzuteilen.

Überhaupt hat sich mein Umgang mit Zeit verändert. Kleines Beispiel: Ich gehe normalerweise drei mal in der Woche joggen. Am freien Montag und samstags lässt sich das gut in den Tag integrieren. Was aber ist mit Donnerstag? Tja. Da habe ich gelernt, ohne schlechtes Gewissen so laufen zu gehen, dass ich erst am Vormittag im Büro bin. Muss ich mich dafür rechtfertigen? Nein. Ich kann mir meine Zeit einteilen, wie ich es für richtig halte. Früher jedoch hätte ich verbissen versucht, gerade aus den Vormittagen, wo mein Biorhythmus seine Höchstkurve hat, das Beste rauszuholen. Jetzt aber – oh Wunder – kann ich alles integrieren. Und da Gott bekanntlich Humor hat, war es nicht selten so, dass er mir beim Laufen am Donnerstagmorgen die ein oder andere Idee, den ein oder anderen Gedanken schenkte, wodurch die Predigtvorbereitung schneller ging, das ein oder andere Meeting vorbereitet war oder es für manch eine herausfordernde Situation plötzlich einen Lösungsansatz gab.

Hätte ich diese Erfahrung nicht machen müssen, hätte ich sie wohl nicht gemacht. So aber war ich zu manchen Terminierungen „gezwungen“, die mich haben umdenken lassen. Und ich bin froh drum – und hoffe, das auch 2021 beibehalten zu können.

Froh bin ich auch über viele Kleinigkeiten – und dankbar obendrein. Ich habe vieles wieder neu schätzen gelernt, was vorher einfach selbstverständlich war. Einen sicheren Job zu haben, eine wunderbare Familie, nicht nur ein „Dach über dem Kopf“, sondern ein großes Haus mit Garten, so dass Homeschooling kein wirkliches Problem darstellte und die Tatsache, dass ich durch meinen „full time“-Job und meine Frau durch ihr knapp halbes Deputat als Lehrerin genug verdienen – ja mehr, als wir brauchen.

Das hat uns großzügiger werden lassen. Ich denke an so manche ganz spontane Spende, die wir anderen haben zukommen lassen, wo wir überhaupt nicht groß überlegt haben, sondern es einfach gemacht haben. Da denke ich gerne an die Worte von SAP-Gründer Dietmar Hopp, der in einem Interview einmal sagte: „Reichtum verpflichtet!“

Nun würde ich mich sicherlich nicht als reich im Sinne eines SAP-Gründers und Milliardärs verstehen – aber reich im Sinne von: Wir haben mehr als genug; weit mehr als genug. Und dafür bin ich dankbarer geworden in 2020.

Weniger ist mehr. Nicht jeder Termin muss sein. Digitalisierung der Kirche und der Generation Ü70.

Wie du schon merkst: Nun geht’s mehr um meinen Beruf als Gemeindepfarrer und Leiter. Da hat das Jahr 2020 natürlich eine Menge Überraschungen parat gehabt. Wir haben in der Gemeinde viel „digitalisieren“ müssen.

Meetings und Kleingruppen fanden als Videokonferenz statt und im Mai drei Abende zum Glauben: Die „F.A.Q. des Glaubens“. Was mich hier ganz besonders gefreut und ehrlich gesagt auch überrascht hat: Es waren nicht die „Jungen“, die an diesen FAQ-Abenden via Zoom (eine Plattform für Videokonferenzen) dabei waren, sondern ganz viele der älteren Generation. Das war so schön!

Was habe ich immer wieder gehört „Aber was ist mit den Alten?“, wenn es um Digitalisierung und digitale Kommunikation in der Gemeinde ging. Ich konnte es schon in den Jahren davor nicht mehr hören und es ging mir auf gut Deutsch gelinde auf die Zwölf. Wer meint, dass digitale Kommunikation an der „älteren Generation“ (wo auch immer diese beginnen mag) vorbei geht, hat vom Leben keine Ahnung und kolportiert lediglich ein haltloses Vorurteil.

Was mir die ganze Digitalisierung aber auch gezeigt hat: Sie ersetzt keine Gemeinschaft. Klar – besser als nix! Im Advent hatten wir via Zoom eine Kleingruppe zu „24 x Weihnachten neu erleben“ und das war total schön. Aber vieles, was ein „reales Treffen“ ausmacht, lässt sich nicht am Bildschirm erleben.

Meetings dagegen, bei denen es vor allem um Information und Sachlichkeit und weniger um Emotionen und Zwischenmenschliches geht, sind als Videokonferenz wesentlich effektiver, da das ganze Zwischendurch-Geblubber wegfällt. Das hat was und das möchte ich auch 2021 zumindest teilweise beibehalten, zumal in unserer „Flächengemeinde“ und unserem „Flächen-Kirchenbezirk“ man die Fahrtzeit nicht unterschätzen darf. Greta wäre stolz auf mich, wenn sie das hier lesen würde, da nicht zuletzt das Ganze auch umweltfreundlicher ist und mir die Digitalisierung im Jahr 2020 gezeigt hat: Nicht jedes Treffen muss physisch abgehalten werden. Und ich würde sogar noch einen draufsetzen: Nicht jedes Treffen muss überhaupt abgehalten werden.

Natürlich habe ich auch vieles vermisst. Viele Begegnungen. Viel Gemeinschaft. Viel Miteinanderabhängen. Viel Nach-dem-Gottesdienst-noch-mit-dieser-und-jenem-reden. Einfach vieles, das nur dann möglich ist, wenn man weder distanziert sich begegnet noch wenn man diverse Auflagen (die ich an dieser Stelle nicht hinterfragen will) erfüllt.

Andererseits: Not macht bekanntlich erfinderisch. Und ich finde, dass wir als Gemeinde ziemlich viele gute Erfindungen, Neuerungen und Innovationen an den Start gebracht haben in diesem Jahr 2020.

  • Wir haben nicht nur das Abstandsgebot eingehalten im Gottesdienst ab September, sondern haben den Kirchenraum richtig schön gestaltet.
  • Wir streamen unsere Gottesdienste live und die Predigten sind nun nicht nur als Audio- sondern auch als Videopodcast nachzuschauen. Hier gelangst du zum YouTube-Kanal meiner Gemeinde.
  • Überhaupt geht nun viel mehr, was das Videoformat betrifft.
  • Wir haben großartige Techniker (allesamt Ehrenamtliche), die sich stundenlang und tagelang in die Materie eingearbeitet haben – und voller Leidenschaft und Motivation immer noch weiter lernen wollen. Das ist so so genial!
  • Es arbeiten nun neue/weitere Personen in der Kirchengemeinde mit und schlummerndes Potenzial wurde gehoben.
  • In der Gemeindeleitung haben wir gelernt, Krisen zu managen und schnell zu reagieren.
  • Drei tolle Sonderausgaben unseres schon lange brach liegenden Gemeindebriefes wurden veröffentlicht.
  • Im Frühjahr/Sommer öffnete das Anbetungszentrum Wutachtal seine Tore für eine „Offene Kirche“, in der man an verschiedenen Stationen Gott begegnen konnte. Hier findest du das Video dazu.
  • Über die Sommerferien haben wir Gottesdienste open air auf unserem Kirchengelände gefeiert – siehe da: So etwas funktioniert sogar.
  • Die Leiterin einer Gemeindegruppe hat regelmäßig Briefe an ihre „Teilnehmer“ geschrieben, um den Kontakt zu halten – vor allem zu denen, die digital nicht erreichbar sind.
  • Im gesamten Kinderbereich sind wir kreativ geworden, um mit unterschiedlichen Aktionen nicht nur „das Beste draus zu machen“, sondern nachhaltig Kids und Familien zu erreichen. So hat bspw. unser Kindergottesdienst Großartiges geleistet und über die Kindergottesdienste am Sonntagmorgen hinaus allen Kids wunderbare „Grüße“ nach Hause geschickt via Post.
  • „Der Herr ist auferstanden“ ist der über Jahrhunderte erklingende Ostergruß, der bisher immer nur innerhalb der Kirchenmauern zu finden war, nämlich in den Ostergottesdiensten. Dieses Jahr war er noch Tage (und Wochen) später in den Orten auf Straßen und Grundstücken zu lesen, wo er mit bunter Kreide hingeschrieben wurde. Raus aus dem Kirchengemäuer hinein in die Gesellschaft.
  • Sanft wächst der Gedanke, dass wir als Kirchengemeinde nicht nur für die Menschen da sind, die offline zu unserer Gemeinde als Mitglieder zählen, sondern für zwei weitere Gruppen: Zum einen eine gewisse Online-Community, die weit über unsere Gemeindegrenzen hinaus unsere Gottesdienste online schaut. Zum anderen für andere Gemeinden, Leiter und Pastoren, die uns immer wieder gefragt haben: „Wie macht ihr das?“

Tiefe Gräben. Harte Herzen. Leidenschaftlicher Glaube

Kommen wir zu dem wohl irgendwie am wenigsten greifbaren Bereich. Alles, was mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat und dem Glauben an Jesus sowie den geistlichen Dimensionen dieses so verrückten Jahres 2020.

Dieses Jahr hat mich leider wie in einem Zeitraffer miterleben lassen, wie schnell Herzen hart werden können. Das ist neben aller persönlicher Tragik und der Gefahr, die von einem Virus ausgeht, die für mich schlimmste Erkenntnis. Menschen schauen sich nicht mehr in die Augen, Beziehungen gehen auseinander, Freundschaften brechen entzwei – „social distancing“ wird leider ziemlich ernst genommen. Und wieso? Weil mein Gegenüber anderer Meinung ist im Blick auf den Umgang mit dem Corona-Virus. Dabei wird ja – oftmals – nicht einmal abgestritten, dass dieses Virus gefährlich ist, sondern alleine der Umgang damit steht im Mittelpunkt.

Sind die Vorschriften zu lasch? Sind die Vorschriften zu streng? Ist es richtig, dass die Kirche das alles mitmacht? Macht sich Kirche nicht abhängig vom Staat? Wieso macht die Kirche nicht mal den Mund auf? Sind wir allesamt nur Marionetten? Fragen über Fragen, die mir immer wieder begegneten und auf die ich versuchte, sachlich einzugehen.

Was geisterte durch die Medien, als der Bundestag über das „Dritte Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ entscheiden musste. Von einem „Ermächtigungsgesetz“ war die Rede und es wurden Parallelen zur Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gezogen. Was für ein Schlag ins Gesicht der Millionen Todesopfer durch den Holocaust!

Genauso wurde vor der „Corona-App“ gewarnt, dass sie uns nun vollends zum gläsernen Menschen machen würde und alle möglichen Daten sammeln würde – dass Menschen bspw. auf Facebook davor warnen, das wiederum selbst die Daten der Nutzer saugt, ist irgendwie tragische Ironie.

Auch als es um die Impfung ging, wurden schnell Verschwörungstheorien erdacht und verbreitet, die vor einer Chip-Implantation durch die Impfung warnten. Sachliches Hinterfragen, ob denn die Langzeitwirkungen einer solchen Impfung schon absehbar sind, wurden schnell in die Verschwörungsecke gestellt. Man durfte nicht hinterfragen.

Es gab so vieles in diesem Jahr 2020, das im Blick auf den Umgang mit dem Corona-Virus dazu führte, dass Menschenherzen hart wurden. Ich finde das tragisch, schlimm und traurig. Menschen, die zu 90% gleiche Überzeugungen, Wertvorstellungen und sogar den gleichen Glauben haben, schauen sich nicht mehr mit dem Hinterteil an, weil der andere eine andere Meinung „zu Corona“ hat. Unfassbar.

Gleichzeitig offenbart mir das neben aller Tragik auf zwischenmenschlicher Ebene, dass tiefe Gräben durch unsere Gesellschaft gehen, die dafür sorgen, dass es scheinbar nur noch Extreme gibt. Es gibt nur noch schwarz und weiß, kaum mehr ein Grau. Es gibt „richtig“ und „falsch“ – und kaum noch ein „auch der andere könnte ja recht haben und ich mich irren“. Das Jahr 2020 mit dem Dauerthema „Corona“ hat das – wie ich finde – auf drastische Weise deutlich gemacht.

Ich selbst habe es dort erlebt, wo ich selbst Fragen (!) hatte im Blick auf die Maßnahmen und Verordnungen. Schnell wurde ich „in eine Ecke“ gesteckt – oder es wurden mit krassen Extremsituationen geantwortet, die man einfach mal annahm (so geschehen im Austausch mit meiner Kirchenleitung).

Ist jemand, der sich nicht impfen lassen möchte, ein Impfgegner oder ein Impfverweigerer? „Ja was denn sonst“, denkst du vielleicht. Nun – ich stelle mal eine andere Frage: Ist jemand, der nicht in die Oper geht, ein Operngegner oder ein Opernverweigerer? Ich würde das nicht so pauschal und so abwertend sagen. Wahrscheinlich hat die Person gute Gründe, nicht in die Oper zu gehen – wird aber wohl niemandem das Recht absprechen, in die Oper zu gehen. Natürlich ist die Frage nach dem Impfen aber wohl von höherer Bedeutung, was die gegenseitige Verantwortung und Rücksichtsnahme betrifft. Das ist so.

Worauf ich aber hinaus möchte: Wie wäre es, wir achten auf unsere Sprache? Extremismus beginnt nämlich schon dort. Nicht jeder, der etwas anders macht als ich, ist automatisch (m)ein Gegner oder ein Verweigerer. Viel schöner wäre doch, nachzufragen, miteinander zu reden, sich öffnen, zuhören, Gründe und Argumente auszutauschen, um am Ende immer noch komplett anderer Meinung sein zu können, sich aber in die Augen geschaut zu haben – das wäre mal was.

Ich bin schlichtweg entsetzt, wie sowohl in den „sozialen“ Netzwerken als auch in „real life“ 2020 mitunter miteinander umgegangen wurde. Es gibt nur noch „gut und böse“, „richtig und falsch“. Aber was wäre, wenn die Realität gar nicht so einfach ist, wie wir uns das manchmal denken? Lasst uns darauf achten, wie wir miteinander reden – hier und im Leben abseits dieses Bildschirms. Oder wie Jesus sagte: „Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden.“ (Matthäus 7,2)

Es kursieren nicht wenige Videos auf YouTube und darüber hinaus, in denen sich Christen ganz stark dafür machen, dass wir nun in der Endzeit leben würden und der Antichrist gekommen sei. Politisches Denken und geistliche Wahrheiten wurden auf eine für mich unerträgliche und manipulativen Weise vermischt. Sachliche Falschaussagen (man könnte es auch „Lügen“ nennen, wenn es denn vorsätzlich so verbreitet wurde) wurden durch Bibelstellen scheinbar belegt, dass mir manchmal der Atem stockte, wenn ich solch ein Video sah. Ich habe aber nur ganz wenige angeschaut.

Gleichzeitig aber hat mich dieses Jahr 2020 auch eines Besseren belehrt, was den geistlichen Wasserstand unserer Gesellschaft betrifft: Die Menschen sehnen sich nach Antworten, die über das Sichtbare hinaus Bestand haben. Es ist bei vielen Menschen eine große Sehnsucht da, die in ihnen schlummernde Sehnsucht nach Gott (schau mal in die Bibel, in Prediger 3,11 steht da was drüber) in irgendeiner Weise zu „stillen“ oder eben Antworten auf die großen Fragen des Glaubens zu bekommen.

Gleichzeitig habe ich in meiner Gemeinde und darüber hinaus mit so vielen Menschen dieses Jahr zu tun gehabt, die so einen leidenschaftlichen Glauben haben, dass sie nicht anders können, als Menschen zum Glauben an Jesus einzuladen, dass mich das dieses Jahr auf besonderer Weise fasziniert und hoffnungsvoll gemacht hat.

Wo sich Christen nicht durch sinnlose und oft nicht zielführende „Corona-Diskussionen“ vom Wesentlichen ablenken lassen, sondern auf dem Herzen haben, Menschen für Jesus zu gewinnen, da schlägt mein Herz höher. Und diese Menschen gibt es – und zwar jede Menge davon. Das macht mich zuversichtlich, dass 2021 ein Jahr werden könnte, in dem Gemeinde wieder aufblüht und es ein geistliches Erwachen gibt.

2021 wird ein herausragendes Jahr, wenn…

…wir den Blick auf das Wesentliche richten! Wenn die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Und diese ist nicht, dass Christen sich in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen verstricken und verrennen, sondern die Hauptsache besteht in dem, was Paulus schreibt:

Denn ich schäme mich nicht für die gute Botschaft von Christus. Diese Botschaft ist die Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – die Juden zuerst, aber auch alle anderen Menschen.Die Bibel, Römer 1,16

Ich habe in diesem Jahr 2020 gelernt, dass die oben angesprochenen Diskussionen komplett sinnlos sind, wenn Fronten verhärtet sind. Ich bin dazu übergegangen, meinem Gegenüber zuzuhören, ihn zu verstehen zu versuchen und nicht ihn überzeugen zu wollen – und dann einfach für ihn beten und ihn segnen.

Gleichzeitig habe ich in so vielen Momenten erlebt: Wenn Menschen Jesus begegnen, wird ihr Leben (wieder) frei, erlöst und sie erfahren Vergebung und Versöhnung, tanken Hoffnung, bekommen Zuversicht und blicken gestärkt in die Zukunft.

Das ist es, worauf ich mich 2021 noch mehr fokussieren möchte und wozu ich auch dich einlade.

Denn ich bin überzeugt: Wenn wir 2021 den Fokus richten auf Jesus und darauf, dass Menschen ihm begegnen, dann wird sich nicht alles von alleine erledigen – nein, beim besten Willen nicht. Aber dann besteht begründete und berechtigte Hoffnung, dass sich ausgehende von diesem Jesus sehr vieles im Leben vieler einzelner zum Besseren wendet und damit auch in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft und in unserem Land.

Was hat dich 2020 bewegt?

Was oder wer hat dich inspiriert?

Wie schaust du zurück auf dieses Jahr?

Ich freue mich über deinen Kommentar, den du unterhalb dieses Artikels gerne schreiben darfst.


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10 Irrtümer über Weihnachten

Es ist das „Fest der Feste“ und das „Fest der Liebe“ – nun ja. Sagen wir mal so: Es gibt einige Irrtümer rund um Weihnachten – zehn Stück werde ich hier und heute mit diesem Artikel „entlarven“. Ach ja: Wenn du ein Humor-Attest hast, könnte dieser Artikel schwierig werden für dich – ansonsten: Viel Spaß damit!

Irrtum 1: Weihnachten ist das Fest der Liebe

So ein Quatsch! Kaum eine andere Jahreszeit und speziell besondere Tage sind so belastet mit Suizidversuchen und -leider- geglückten Suiziden. Kaum ein Fest generiert so viel Streit in den Häusern und Familien wie Weihnachten. Klar: In einer Gesellschaft, in der das Materielle im Vordergrund steht, ist es schon ein großer Grund für Streit, wenn es nur eine PS4 und keine PS5 gibt, nur ein iPhone 10 statt eines iPhone 12 oder ….Moment…kein einziges elektronisches Gerät.

Tja, wenn da dann mal die Sicherungen durchbrennen, kann man das schon gut verstehen, oder?

Nein! Tatsache ist, dass an Weihnachten so viel Unfriede herrscht wie kaum an einem anderen Tag im Jahr, der im Vorfeld so aufgebläht wird und Erwartungen so hoch gehängt werden, dass sie zum Scheitern verurteilt sind.

Irrtum 2: An Weihnachten geht’s um Geschenke

OK, Tatsache ist, dass auch in der Weihnachtsgeschichte die drei heiligen Könige (die weder drei, noch heilig, noch Könige waren, aber das ist eine andere Geschichte) Geschenke mitbrachten. Also ist es doch nicht verkehrt, sich etwas zu schenken, oder?

Richtig. Verkehrt ist es nicht. Es ist nie verkehrt, jemandem etwas zu schenken, um ihm damit eine Freude zu machen. Verkehrt ist nur und ein großer Irrtum, dass Weihnachten wegen der Geschenke ins Dasein gerufen wurde. Sicher: Wenn man so manchen Werbespot verfolgt, dann wird man diese Annahme treffen können. Sie ist aber falsch. Grottenfalsch.

Irrtum 3: Weihnachten kommt vom englischen „Whynachten“

Ja. Äh. Ne.

…für manches braucht man einfach keine lange Erklärung.

Irrtum 4: Weihnachten ist Geschichte

Natürlich ist das zweideutig. Wenn Weihnachten „Geschichte“ ist, dann ist Weihnachten Geschichte im historischen Sinn – dann wäre das nicht mal ein Irrtum, dazu aber später mehr.

Wenn du denkst, dass Weihnachten „Geschichte“ ist im Sinne von: „Es war einmal….“ – und heute hat’s keine Relevanz mehr, dann muss ich dich enttäuschen. Wenn du gut bist, dann liest du die folgenden Punkte alle auch – aber ich würde dich ansonsten bitten, zumindest noch Punkt 10 zu lesen, denn dann wirst du „eines Besseren belehrt“ – ok, belehrt werden will heute kein Mensch, ich sag’s anders: Dann wirst du merken, dass Weihnachten Geschichte im historischen Sinn ist – aber auch heute noch große Relevanz besitzt.

Irrtum 5: Weihnachten ist ein säkulares Fest

Tja, soll ich ehrlich sein? Inzwischen ist das wahrscheinlich nicht mal mehr ein Irrtum, sondern durch die Realität abgedeckt. Es geht um alles – nur nicht um den Kern von Weihnachten. Es geht um Geschenke, um Liebe, um Essen, um Familie, um Weihnachtsmärkte (selbst wenn sie ausfallen) und um Kommerz, Kommerz, Kommerz.

In Liedern wird Weihnachten besungen, in Geschichten hat Weihnachten seinen festen Platz – aber einen „religiösen Bezug“ findet man nur noch sehr, sehr selten. Tatsache ist: Weihnachten ist zu einem säkularen Fest geworden, ist es aber im ursprünglichen Sinn überhaupt nicht.

Irrtum 6: Weihnachten ist für die Familie da

Nein. Ganz einfach: nein! Was machen dann Singles? Witwer und Witwen? Gerade in diesem Jahr 2020? Und auch sonst: Welche Familie ist denn gemeint? Die unter einem Dach lebt oder doch auch die größere Familie inklusive buckliger Verwandtschaft? Und falls ja: Wieso um alles in der Welt benötige ich ein Fest, um den Wert von Familie zu erkennen?

Natürlich ist es schön, im Kreise seiner Liebsten Weihnachten zu feiern: mit Geschenken, mit Plätzchen, mit Punsch und Glühwein, weihnachtlicher Musik und vielen Kerzen. Das ist toll! Aber nicht der Grund von Weihnachten.

Irrtum 7: An Weihnachten ist Jesus auferstanden

Ja, also der Gedanke mit Jesus hat Charme. Da bist du dann immerhin schon mal auf dem richtigen Weg und ich würde sagen, wenn wir jetzt „Blinde Kuh. Weihnachtsedition“ spielen würden, dann würde ich laut rufen: „Heiß, ganz heiß!“ Man gib sich ja schon mit wenig zufriedne. Denn immerhin hast du eines erkannt: Weihnachten hat in irgendeiner Weise etwas mit Jesus zu tun.

Ich würde mal behaupten, dass du dich ab sofort als Teil einer „Minderheit“ sehen darfst – ob das ein wertvolles Prädikat ist oder nicht, darfst du selbst entscheiden, aber Fakt ist: Nur noch wenige wissen, dass Weihnachten und Jesus in irgendeiner Weise zusammengehören. Glückwunsch. Du könntest, wenn du willst, Irrtum 8 und Irrtum 9 überspringen und direkt mit Irrtum 10 fortfahren – bist aber natürlich herzlich eingeladen, auch diese beiden Irrtümer mitzunehmen.

Irrtum 8: Weihnachten ist eine Erfindung von Coca Cola

Das ist so lustig. Immer wieder begegnet mit dieser Irrtum. Klar – Coca Cola hat einen vermeintlichen Coup gelandet, denn diesem Getränkedosen wird die Erfindung des Weihnachtsmannes mit seinen schwarzen Stiefeln, dem roten Kostüm und der flauschigen Mütze zugeschrieben. Inzwischen klettert er ja nicht nur in den USA Häuserfassaden hoch, sondern auch schon in den entlegensten Ecken Deutschlands. Respekt, Coca Cola! Great deal!

Dennoch aber hat diese Firma nicht Weihnachten erfunden. Sie hat ein existierendes Fest ausgeschlachtet mit einem Marketing-Coup, der sicherlich bis heute seinesgleichen sucht.

Irrtum 9: Weihnachten ist ein nettes Märchen

„Es begab sich aber zu der Zeit….“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte im zweiten Teil der Bibel, wie der Evangelist Lukas sie schreibt. Zugegeben: Das klingt schon ganz ähnlich wie „Es war einmal“.

Das war’s dann aber auch schon mit Märchenähnlichkeiten. Weder kommen sprechende Tiere vor noch eine Fee; weder gibt’s einen bösen König noch eine fiese Schwiegermutter.

Zu behaupten, die Weihnachtsgeschichte sei ein Märchen, ist schon ziemlich dumm. Es befinden sich in ihr jede Menge historische Anhaltspunkte, die rekonstruiert werden können – so dass jeder Mensch, der den Verstand einsetzt, erkennt: Die Weihnachtsgeschichte ist kein Märchen. Aber das setzt halt denken voraus – und das ist jetzt nicht so jedermanns Sache, wenn es um biblische oder christliche Themen geht. Da ballert man schnell mal gerne mit irgendwelchen Vorurteilen oder „Ich hab da mal gehört“-Argumenten um sich. Im gleichen Atemzug argumentiert man dann noch, dass der Glaube ja nur etwas für Menschen sei, die das Denken aufgegeben haben. Nun. Was soll ich sagen? Manche Menschen sind leider unbelehrbar – du hoffentlich nicht. Denn jetzt komm der alles entscheidende Irrtum:

Irrtum 10: Weihnachten hat nichts mit mir zu tun

Oh doch! „Heute ist euch der Retter geboren worden!“ (Lukas 2,11) Vielleicht der wichtigste Satz in der gesamten Weihnachtsgeschichte – die du übrigens gerne mal nachlesen kannst in Lukas 2.

„Heute ist euch der Retter geboren worden!“

Ja, Gott kommt als Baby in diese Welt – crazy! Ich kann’s dir nicht erklären – ist einfach so. Aber er kommt nicht (nur) als dieses kleine, schnuckelige Baby, sondern er kommt als Retter.

Retter. Rettung. Gar nicht so unüblich dieses Wort in unserem Sprachgebrauch: Rettung in letzter Sekunde. Bankenretter. Rettungssanitäter. Rettungswagen. Die Bergretter. Lebensretter. Smartphoneretter.

Weihnachten ist viel, viel mehr. Weihnachten ist nicht nur irgendeine Rettungsaktion – es ist der Beginn der Rettungsaktion schlechthin.

An Weihnachten kommt der in die Welt, der uns Menschen rettet.

Wozu eigentlich? Na ganz einfach: Zu einem Leben, in dem nicht ich selbst im Mittelpunkt stehen muss, sondern zu einem Leben, das geprägt ist, das widerzuspiegeln, was Gott in mich hineingelegt hat. Also ein Leben, das nicht von meiner Leistung, meiner Laune und meinem Können abhängig ist, sondern zu einem Leben, das den ehrt, der es mir geschenkt hat. Ein Leben, in dem sich Göttliches im Menschlichen entfaltet und der Mensch wieder Mensch wird. Denn ohne den Schöpfer ist das Geschöpf recht schnell erschöpft. Ein Leben also, von dem ich weiß, woher es kommt – und wohin es geht, woraufhin es zusteuert.

Er rettet uns aber nicht nur „zu etwas“ sondern auch „vor etwas“. Davor, von Gott getrennt zu sein. Sowohl hier auf der Erde (siehe oben, das „Wozu“) – aber auch nach dem Tod. Denn alle Menschen werden nach ihrem irdischen Tod auferstehen – zu einem ewigen Leben. Für die einen heißt es „Ewigkeit mit Gott“ und für andere „Ewigkeit ohne Gott“. Und ehrlich: Letzteres ist die Hölle. Das erleben wir doch hier schon. Wo wir Gott aus unserem Leben, aus unserer Gesellschaft, aus der Politik, aus dem Umgang miteinander rauslassen, da ist es nicht gut.

Insofern hat Weihnachten jede Menge zu tun – mit mir. Mit dir.

Frohe Weihnachten!


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