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Machen ist wie wollen – nur krasser!

So viele gute Dinge geschehen nicht, weil aus dem Wollen kein Machen wird. Und das ist schade, traurig und vor allem: egoistisch!

Die meisten guten Ideen und Vorsätze kommen nicht ins Machen, weil die ein oder andere Frage uns hindert, die offenbart, dass wir selbst uns zu sehr um uns drehen.

  • Was denken die anderen, wenn ich das mache?
  • Wieso haben wir es noch nie gemacht, wenn es der richtige Weg sein sollte?
  • Werde ich nicht Menschen verlieren auf dem Weg, wenn ich das mache?
  • Woher sollen die Ressourcen kommen?
  • Was – wenn das Ganze scheitert?
  • Wäre es nicht einfacher, nichts zu tun?

Dabei glaube ich fest: „Machen ist wie wollen – nur krasser!“ (Quelle unbekannt)

Die Zukunft gehört den Mutigen!

Sollte klar sein, oder? Zum Verändern und Machen gehört Mut. Immer.

Gleichzeitig ist Mut das, was wir dringender denn je benötigen, um Neues zu wagen. Wenn uns die momentane Situation rund um Einschränkungen und Verordnungen auf Grund des Corona-Virus eines zeigt, dann: Nichts bleibt, wie es ist. Nichts wird sein, wie es war. Ok – sagen wir „Nicht alles wird sein, wie es war.“

Das kannst du gut oder schlecht finden – es wird keinen Unterschied machen an der Tatsache – nur an deine Mindset! Immer wieder höre ich Leute sagen „Wenn wir dann wieder zurück in der Normalität sind, dann…“

Diese Normalität wird es nicht geben – und das ist gut so! Es wird eine neue Normalität geben, die es jetzt schon vorzubereiten und zu gestalten gilt. Was wäre, wenn du heute schon Dinge tust, die morgen einen großen Impact haben auf Menschen, die du liebst? Dann würdest du Zukunft gestalten – und nicht nur „wollen“ sondern machen.

Einer davon ist Johannes Müller aus Bremen (www.lighthouse-bremen.de |www.mobilekirche.de). Er schrieb mir vor wenigen Tagen folgendes, was ich so krass korrekt finde, dass ich es mit dir teilen muss:

Wir leben in besonderen Zeiten. Das wollten wir doch immer. Let’s make the difference!Johannes Müller

Ich stimme ihm voll und ganz zu: Lass uns einen Unterschied machen! Lass uns nicht nur „wollen“, sondern lass uns „machen“.

Wollen oder Machen? Es gibt dieses eine Indiz!

Es gibt ein ganz gewisses Indiz dafür, ob du dich auf einem guten Weg des „Machen“ oder ob du dich im sicheren Ort des „Wollens“ befindest und dort gefangen bleibst.

Wie du weißt, bin ich Pfarrer und damit auch Führung- und Leitungsperson. Da ich in einem „Unternehmen“ namens Landeskirche tätig bin, weiß ich, was es heißt, einen schwerfälligen Kahn in eine andere Richtung zu lenken. Du kannst mir auch Ballett beibringen – ich glaube, das wäre sogar einfacher.

Ich habe schon diverse Male von mir selbst (ich pack mich dann an die eigene Nase) und von anderen gehört, was sie „wollen“, was sie sich wünschen und was doch richtig, richtig gut wäre, wie sich die Kirchengemeinde entwickelt. Da werden Pläne gesponnen, Strukturen entworfen und Strategien entwickelt, was das Zeug hält und man denkt: Hier ist man angekommen. Aber weit gefehlt. Genau hier ist der kritische Punkt, der dazu führt, dass wahrscheinlich 90% der Veränderungswünsche beim Wunsch bleiben und nicht ins „Machen“ kommen.

Denn mal ehrlich: Wenn Pläne, Strukturen und Strategien schon entworfen wurden, ist sehr, sehr viel geschafft. Wirklich viel! Aber eben nur viel – und nicht alles. Das Entscheidende Indiz, damit aus „Wollen“ ein „Machen“ wird, ist dieses hier:

Den Unterschied zwischen Wollen und Machen erkennst du daran, wie sehr du Gewohntes zurücklässt.

That’s it! Lies genau: Ich habe nicht geschrieben „wie sehr du bereit bist, Gewohntes zurückzulassen“, sondern wirklich zurücklässt. Und hier scheitern die allermeisten Projekte aus einem ganz simplen Grund: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und wählt instinktiv immer den Weg, der weniger Schmerzen prophezeit. Und deswegen lassen wir so ungern Gewohntes zurück.

Dabei ist doch vollkommen klar: Das Wollen von Veränderung rührt doch nur daher, weil der bisherige, gewohnte Weg nicht der Weg zu sein scheint, der auch für die Zukunft der richtige Weg ist. Deswegen muss Gewohntes zurückgelassen im Sinne von aufgegeben werden. Es geht nicht anders – so leid es mir tut! Nein. Warte! Tut’s mir gar nicht! Denn im Zurücklassen von Gewohntem wirst du Neues entdecken, das dich begeistert.

Lass uns konkret werden

In unserer Kirchengemeinde (www.wutachblick.de) sind wir momentan in einem Veränderungsprozess, den wir nach dem GROW-Modell der Church of the Highlands gestalten. Das bedeutet – um nur zwei Bereiche zu nennen:

  1. Unsere Kleingruppen (aka Hauskreise) erfahren die grundlegende Veränderung, dass es zwei Semester gibt und damit Anfang und ende von Kleingruppen. Kein jahrzehntelanger gleicher Hauskreis, in dem weder Wachstum noch Offenheit herrschen.
  2. Gottesdienste werden nicht an den Bedürfnissen derer, die schon immer da sind, ausgerichtet, sondern die inhaltliche Gestaltung sowie das gesamte Setting wird ausgerichtet an Menschen, die Gott noch nicht kennen.

Für die Gottesdienstgestaltung machen wir es mal ganz praktisch: Wir erleben momentan einen Traditionsabbruch, dass nicht einmal mehr die „normalsten biblischen Texte“ wie die 10 Gebote oder das Vaterunser eine breite Basis der Gesellschaft noch kennt. Alle, die Religionsunterricht machen, wissen, wovon ich rede. Warum also „muss“ das Vaterunser in jedem Gottesdienst gebetet werden? Ja sicher, Jesus hat uns aufgetragen, dieses Gebet aus Matthäus 6 zu beten. Aber er hat uns nicht aufgetragen, das jeden Sonntag im Gottesdienst zu beten, wenn es die Zielgruppe ohnehin nicht (mehr) versteht. Gleiches gilt übrigens auch für den aaronitischen Segen am Ende des Gottesdienstes, wo jetzt beim Lesen sicherlich schon der ein oder andere die Stirn in Falten legt.

Rücken wir noch mal kurz auf die Vergleichsebene. Zu Beginn eines neuen Jahres werden viele Vorsätze gefasst, an denen an und sich überhaupt nichts falsch ist.

„Ich will abnehmen!“ Dann solltest du die Gewohnheit von einer Tüte Chips pro Abend ändern.

„Ich will sportlicher werden!“ Dann solltest du die Gewohnheit, keinen Sport zu machen, ändern und dich bewegen. Und denk immer dran: Ein bisschen Sport ist schon besser als gar kein Sport.

„Ich will organisierter werden!“ Dann solltest du die Gewohnheit, ohne Agenda, Terminplan oder To-Do-Liste zu arbeiten, lassen und dir Apps oder eine Arbeitsweise suchen, die dir dabei helfen.

Es gibt so viele gute Wünsche und so viel gutes „Wollen“ – das ist überhaupt nicht die Frage! Leider scheitert es aber immer genau an dem Moment, an dem es konkret werden sollte und Gewohntes zurückgelassen gehört.

Meine Ermutigung für dich

Mach was! Nicht nur wollen und wünschen, sondern machen. Einfach mal machen!

Ob es im Beruflichen oder im Privaten ist – mach was!

Ich bin kein Soziologe und auch kein Gesellschaftsexpterte. Ich nehme wahr und beobachte, dass sich momentan und in den letzten Wochen und Monaten eine Art „Corona-Lethargie“ breitgemacht hat. Menschen suchen Ausreden und werden in den „momentanen Umständen auf Grund der Pandemie“ fündig, schieben diese vor sich her und sagen sich: „Tja, siehste. Kannste nix machen! Ich wollte ja – aber da ist halt dieses Corona!“

Das ist Quatsch! Das ist gelogen! Das ist falsch!

Du kannst immer noch machen – und nicht nur wollen.

Du kannst immer noch gestalten und nicht nur über dich ergehen lassen.

Ein kleiner, psychologischer Nebeneffekt wird sich einstellen: Es fühlt sich super an! Es fühlt sich wirklich super an, wenn aus dem „Wollen“ ein „Machen wird.

  • Selbstvorwürfe hören auf.
  • Erfolgserlebnisse werden sich einstellen (und wenn du aus Fehlern lernen „musst“ – auch das ist ein Erfolg).
  • Der Schweinehund ist – zumindest zeitweise – besiegt.
  • Neue Horizonte öffnen sich.
  • Wer Abenteuer mag, wird hier fündig.
  • Der Glanz von Neuem wird den Staub des Gewohnten vertreiben.
  • Motivation breitet sich aus.

Was hält dich noch auf, aus deinem „Wollen“ ein „Machen“ zu machen?

GROW: Auch in einer Pandemie geschieht Gemeindeentwicklung

Wir schreiben den 6. bis 8. März 2020 und befinden uns auf Klausur des Gemeindeleitungsteams inmitten des Hotzenwaldes. Zivilisation und mobiles Netz finden so gut wie nicht statt. Umso besser, denn so sind wir für ein Wochenende – wie jedes Frühjahr – ganz auf uns alleine gestellt, haben viel Zeit, sind ungestört und genießen die Zeit zusammen und mit Gott.

Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht ahnten: Nur eine Woche später sollte die Welt sich verändern und vieles von dem, was wir überlegt hatten, nicht möglich sein. Stattdessen fanden wir uns inmitten einer Pandemie, Lockdowns und Kontaktbeschränkungen wider. Und das war – zumindest für die Gemeindeentwicklung und das, was wir überlegten – nicht das Schlechteste.

GROW – Was ist das?

An diesem Wochenende beschäftigten wir uns intensiv mit dem „GROW“-Modell der „Church of the Highlands„. Da ich auf diesem Blog immer wieder über die Entwicklung dieses GROW-Modells in unserer Gemeinde schreiben werde, will ich an dieser Stelle nur den Grundgedanken erläutern.

GROW ist mehr als ein Modell. GROW bildet vier „Stationen“ ab, die jeder Mensch, der Jesus nachfolgt, im Laufe seines Lebens auf seinem Glaubensweg nicht nur passiert, sondern seinen Glaubensweg maßgeblich bestimmt:

  1. Gott kennen
  2. Freiheit erleben
  3. Bestimmung entdecken
  4. Einen Unterschied machen

So „einfach“ es erscheint, so grundlegend wahr ist es. Eine Person lernt Gott kenne (später dazu mehr, was das wirklich heißt) und entscheidet sich für ein Leben mit Jesus. Dann erfährt er Freiheit von Dingen, die ihn daran hindern, die nächsten Glaubensschritte zu gehen. Nach und nach entdeckt er seine Bestimmung, den „Sinn hinter allem“, wofür er auf dieser Erde ist und schließlich beginnt er, einen Unterschied in seinem Umfeld, in seiner Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Schule zu machen.

Diese vier Schritte haben im Gemeindeleben ganz konkrete Auswirkungen bzw. Momente, wo sie gelebt werden und es für uns als Kirchengemeinde (große) Veränderung bedeutet.

Wie gesagt: Später mehr dazu.

Geschenkte Zeit dankbar nutzen

Nach der Rückkehr in die Zivilisation Mitte März letzten Jahres waren wir natürlich zunächst geschockt. So ein Mist. Kann das echt sein? Nichts von dem, was wir uns da vorgenommen haben, können wir nun in die Tat umsetzen? Der Alltag bestand nun aus spontanen Entscheidungen, Schreiben von Hygienekonzepten, Bestellen von Desinfektionsmitteln und den andauernden Überlegungen, was man nun machen darf und was nicht.

Nach und nach arrangierte man sich mit den ständig neuen Verordnungen und „Corona-Infomails“ aus dem Oberkirchenrat und dann nahm ich ein großartiges Geschenk wahr im Blick auf die Gemeindeentwicklung: Geschenkte Zeit!

Viele Veranstaltungen konnten nicht stattfinden oder wurden in den digitalen Raum verlegt, zu dem der Anfahrtsweg wesentlich kürzer ist als zu „physischen Treffpunkten“ in unserer Flächengemeinde und in unserem Flächenbezirk.

Auch ist ein spontanes Zoom-Meeting schneller einberufen als ein „real life Treffen“. Und dann nahm ich wahr, wie ich gemeinsam mit meinen beiden Kollegen und dem Leitungsteam der Gemeinde die Zeit nutzte, um dieses „GROW-Modell“ noch besser zu verstehen.

  • Kontakte zu anderen Gemeinden knüpfen
  • Telefonate
  • Emails
  • Dokumente durcharbeiten
  • Training-Videos anschauen
  • Predigten von Gemeinden hören, die dieses Modell leben
  • die Growleader-Community kennenlernen
  • Material downloaden, bearbeiten, übersetzen und in unseren Kontext transferieren
  • Rücksprache mit den Kollegen
  • stetiges Updaten im Leitungsteam der Gemeinde in unseren 14tägigen Meetings
  • erste konkrete Überlegungen für uns als Kirchengemeinde
  • die Frage klären, wie „GROW“ im landeskirchlichen Kontext gelebt werden kann

Du siehst: Jede Menge zu tun – und es war möglich, weil uns Zeit geschenkt wurde.

Grundsatzentscheidung eines Leiters

Natürlich hätten wir uns auch beschweren können über das was nicht geht. Logisch. Haben ja viele gemacht – und ganz ehrlich: Auch ich habe innerlich immer wieder gehadert mit dem, was nicht geht. Ich leite bspw. dienstags den Kinderclub in Stühlingen und es schmerzt mich, dass wir letztes Jahr erst in der Salamischeibchentaktik den Kinderclub stattfinden lassen konnten, dann wieder nicht, dann wieder doch, dann wieder nicht. Das nervt. Und dafür mussten wir dann andere Wege finden.

Gleichzeitig aber ist es die Grundsatzentscheidung eines jeden Leiters, was er nun mit den Umständen macht. Ich habe mich dazu entschieden, die geschenkte Zeit sinnvoll zu nutzen, nicht unnötig zu jammern, sondern zumindest das schon einmal auf die Beine zu stellen, was möglich ist. Und gerade zu Beginn einer Art „Umstrukturierung“ oder wenn du neue Wege gehst, gibt es zwei Dinge, die du als Leiter tun musst (neben dem Gebet, logisch, das ist ein No-Brainer).

Zum einen musst du manche Dinge in ein Konzept packen und in der Theorie gestalten. Zum zweiten musst du Dinge aber auch ganz praktisch tun, weil – und da stehen wir Deutschen besonders in der Gefahr – du sonst bis zum Sankt Nimmerleinstag wartest, dass das Konzept ausgereift ist – dann legst du nämlich nie los.

Pandemie bedeutet nicht Stillstand

Eines haben wir in dieser Zeit gemerkt: Gemeinde steht nicht still. Gemeindeentwicklung ist möglich. Und damit meine ich nicht nur Digitalisierung, sondern grundsätzliche, konzeptionelle Entscheidungen, welche das Gemeindeleben der nächsten Jahre bestimmen werden.

Am 17. Januar starteten wir die erste Predigt in unserer „GROW“-Predigtreihe und wir sind sehr gespannt, wie der weitere Prozess anlaufen wird. Wir als Leitungsteam aber sind vollkommen davon überzeugt, dass das Potenzial von „GROW enorm ist und unsere Gemeinde tiefgreifend verändern kann und wird.

Wenn du das hier liest und selbst Leiter oder Pastor bist, lass dich ermutigen (oder heb‘ deine vier Buchstaben von der Couch, je nachdem, wie du es brauchst): Gemeinde steht nicht still. Gemeinde steht nie still. Gemeinde ist das Werk des Heiligen Geistes – und der ist immer am Wirken! Immer!

Es ist im letzten Jahr zu einer bequemen Ausrede geworden: „Jetzt lass erst mal Corona rumgehen, dann schauen wir weiter!“ Wenn du auch so denkst oder das gesagt hast – vergiss es! Die Realität zeigt uns, dass das nicht so ohne weiteres geht und zum anderen solltest du als Leiter und Pastor deine Gemeindearbeit nicht von einem Virus, sondern von Gottes Geist abhängig machen. Und der wirkt – immer!


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Jahreslosung 2021: Mehr als Bibel-Ping-Pong!

Alle Jahre wieder: Ein aus dem Zusammenhang gerissener Bibelvers wird aus mehreren Versen mehrheitlich gewählt, als Jahreslosung deklariert und dann beginnt das Spielchen: Der Vers wird munter für eigene theologische Ansichten missbraucht. Man könnte auch sagen: Bibel-Ping-Pong as its best, von seiner schönsten Seite. Also mach ich das Spielchen mal mit.

Dabei geht es mir im Folgenden darum, das ein oder andere bewusst ein bisschen zu überzeichnen um zu entdecken, was in der Jahreslosung alles drinsteckt, wenn man die Oberfläche verlässt und tiefer gräbt.

Es gibt drei Missverständnisse und eine Gefahr, die uns an der Oberfläche halten – wenn wir sie aber verstehen, werden wir die Tiefen der Jahreslosung ergründen, fasziniert und erstaunt sein, was sich in diesem so trivial klingenden Vers alles versteckt.

Jesus Christus spricht: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“Die Bibel, Lukas 6,36

So weit so gut. Was ich bisher zur Jahreslosung las, hat mich entweder mit Kopfschütteln oder mit Langeweile zurückgelassen. Wieso? Weil es um ein paar soziale Appelle ging, als ob der christliche Glaube ein großes Konglomerat aus moralisch-ethischen Verhaltensweisen ist – und natürlich wussten die Autoren dieser moralingetränkten Auslegungen der Jahreslosung auch genau, welche Verhaltensweisen korrekt sind: Geld spenden. Flüchtlingen helfen. Gegen Ausgrenzung eintreten. Soziale Gerechtigkeit stärken.

Das will ich unbedingt auch und ich möchte das ohne Schlechtes-Gewissen-Machen tun und ich will es nicht, indem ich eine Jahreslosung so sehr durch die Presse drücke, bis sie meinen Ergebnissen und Absichten entspricht – wie in der Mathematik: Das Ergebnis steht schon vorher fest.

Deswegen gibt es einige Missverständnisse, die ich aus dem Weg räumen möchte, damit wir an den Kern der Jahreslosung dringen und sie nicht oberflächlich lesen – und eine Gefahr, derer wir uns bewusst sein sollten, wenn wir uns mit der Jahreslosung beschäftigen.

1. Missverständnis: Tun statt Sein

Barmherzigkeit, barmherzig sein – das verbinden wir ganz schnell damit, dass wir etwas „tun“ – und nicht falsch verstehen: Dazu werden wir auch aufgefordert und es ist wichtig, dass wir etwas tun; dass unsere Barmherzigkeit auch Ausdruck gewinnt.

Bei allem kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Meistens ist es einfacher, schnell mal etwas zu tun: Geld spenden, Kleidung spenden, Blut spenden, Essen kochen oder vor allem heutzutage alle möglichen Formen des Online-Spenders tätigen. Gerade die letzten Monate haben gezeigt, wie sehr eine Art „Nachbarschaftshilfe“ bei allem Lamentieren über eine Ellenbogengesellschaft doch noch funktioniert. Das ist gut – aber nicht Priorität 1.

Wirklich wichtiger – weil nachhaltiger – ist doch, dass nicht unser Tun, sondern unser Wesen eine Veränderung erfährt, aus der wiederum sich unser Tun verändert und wir nicht nur schnell mal unser „schlechtes Gewissen“ beruhigen, indem wir etwas „tun“.

Es geht nicht in erster Linie um unser Tun, sondern um unser Sein.

Natürlich schließt das eine das andere nicht aus. Und ich kenne viele Menschen, die in ihrem Wesen so positive Veränderungen erlebt haben und so wunderschöne Wesenszüge an den Tag legen, aus denen sie heraus dann „Gutes tun“, dass für diese Personen dieser Artikel nicht wirklich gedacht ist. Meiner Erfahrung nach sind diese Menschen aber – leider – nicht in der Mehrheit.

Es sind unsere Haltungen, die unsere Handlungen beeinflussen und eben nicht andesrum. Deswegen ist es so wichtig, dass wir generell an unseren Haltungen und Einstellungen arbeiten und nicht primär an unseren Handlungen, da diese „nur“ unseren Haltungen und Einstellungen entspringen.

Ich weiß – das ist sehr vereinfacht dargestellt, aber mir ist wichtig, die Dinge in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wo wir nun meinen, durch die Jahreslosung zu mehr „barmherzigen Tun“ herausgefordert zu werden, ist das schon mal nicht schlecht. Diese Welt benötigt mehr Menschen, die Gutes tun – das ist ganz einfach. Und die oben genannten Dinge, wie wir Gutes tun können, sollten wir auch unbedingt tun. Keine Frage. Bei diesen Appellen stehen zu bleiben kratzt an der Oberfläche und geht nicht in die Tiefe.

Ebenso wie das zweite – fast noch schwerwiegendere Missverständnis.

2. Missverständnis: „Seid!“ statt „Werdet!“

Auf den ersten Blick sieht es nach Korinthenkackerei und Erbsenzählerei aus – aber ich hoffe, am Ende dieses Abschnittes wirst du verstehen, weshalb ich eine korrekte Übersetzung ziemlich cool finde.

„Seid barmherzig“ könnte, ja müsste man aus dem Griechischen (die Sprache, in der das Neue Testament geschrieben wurde) mit „Werdet barmherzig“ übersetzen.

„Seid barmherzig“ ist nicht falsch – „Werdet barmherzig“ ist korrekter.

Jetzt nimm dir mal einen Moment Zeit und überlege, wie beide Aussagen auf dich wirken:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

„Werdet barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Hast du den Unterschied wahrgenommen? Nein? Dann noch mal:

„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

„Werdet barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“

Für mich klingt ein „Werdet barmherzig“ viel freundlicher, offener, rücksichtsvoller und geduldiger als ein „Seid barmherzig“. Stell dir nur mal Eltern und ihre Kids vor; oder Lehrer und ihre Schüler; oder der Chef und seine Angestellten.

Grammatikalisch ist beides ein Imperativ. Sowohl „Seid!“ als auch „Werdet“ ist eine Befehls- oder netter ausgedrückt: eine Aufforderungsform. Aber es macht einen himmelweiten Unterschied, ob ich jemanden auffordere, etwas zu „sein“ oder zu „werden“. Letzteres lässt meinem Gegenüber noch jede Menge Zeit, Spielraum, Kreativität und Entfaltung während „Seid barmherzig!“ doch sehr fordernd, abgeschlossen und resolut klingt.

Ich glaube, wenn wir uns vornehmen, die Jahreslosung als ein „Werdet barmherzig“ zu verstehen, dann können wir 2021 zu einem „Jahr der Barmherzigkeit“ werden lassen, weil wir uns ein ganzes Jahr lang (und natürlich noch mehr) Zeit lassen können, barmherzig zu werden ohne in einen Druck verfallen zu müssen, es sofort und auf der Stelle zu sein. Denn ehrlich: Das schafft doch kein Mensch.

3. Missverständnis: Barmherzigkeit weltlich verstanden

Wenn man sich landauf landab anschaut, wie in einschlägigen Nachschlagewerken Barmherzigkeit definiert wird, bekommt man meistens Aussagen wie: „Mitleid haben“, „die Not des anderen sehen“ oder „mitfühlend sein“. Das ist gut – aber ich glaube, nicht das, was Jesus uns sagen wollte. Das passiert, wenn man Bibelverse aus dem Zusammenhang reißt.

Deswegen schauen wir doch mal, was in den beiden Versen nach der Jahreslosung steht und – Achtung Spoiler – wie Jesus dadurch Barmherzigkeit definiert. Ich wähle bewusst die Luther-Übersetzung, da sie es sehr drastisch zum Ausdruck bringt.

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen.Die Bibel - Lukas 6, 36-38

Jesus fordert uns heraus, zwei Dinge zu tun, um Barmherzigkeit zu leben: Vergeben und Geben! Im Folgenden werde ich auf Grund der deutlicheren Abgrenzung dieser beiden Begriffe von „Verzeihen“ und „Geben“ sprechen.

Verzeihen

Verzeihen ist hierbei der passiv-negative Teil und Geben der aktiv-positive Teil. Passiv-negativ deswegen, weil sich Verzeihen auf Menschen und Ereignisse richtet, die schon geschehen sind (passiv) und die meistens – sagen wir es mal salopp – nicht ganz optimal gelaufen sind (negativ).

Kleines aber leicht verständliches Beispiel: Wenn ich jemandem verzeihen soll, weil er mir eine auf die Nase gegeben hat, dann ist dieses Ereignis schon geschehen und verlief nicht ganz optimal, weil meine Nase danach gebrochen war.

Geben

Jesus bleibt hier aber nicht stehen, sondern fordert uns heraus, einen zweiten Weg zu gehen: den positiv-aktiven Weg durch das Geben. Und hier nicht nur ein bisschen, sondern über die Maßen großzügig. Luther übersetzt es mit einem „vollen, gedrückten, gerüttelten und überfließenden Maß“. Den Zuhörern war damals sofort klar, was Jesus hier meint: Ein Feld wurde damals von „innen nach außen“ geerntet. In den Ecken bzw. teilweise auch an den Rändern wurden die Pflanzen – nehmen wir hier einfach mal als Beispiel Getreide – stehen gelassen und jeder, der kein Einkommen hatte, durfte sich hier bedienen und manuell ernten und für sich und seine Familie mitnehmen, was er brauchte. Das war quasi ein kulturell verankerter „Akt der Barmherzigkeit“.

Jetzt stellen wir uns mal die Menschen vor, die teilweise stundenlang unterwegs waren, um zu ernten, weil sie arbeitslos waren aber dennoch eine Familie zu versorgen hatten. Sie „ernteten“ die Getreidehalme und stopften sie in ihre Körbe, so gut es nur ging. Und wenn voll war, wurde „gerüttelt, geschüttelt und gedrückt“, wie es nur ging, damit noch mehr in den Korb passte.

Und genau so sollen wir geben – großzügig.

Wäre da nicht die Definition von „mitfühlend“ und „mitleidend“ sein sogar einfacher? Richtig! Jesus fordert uns zu noch viel mehr auf. Ich glaube aber, dass wir Barmherzigkeit biblisch gesehen nur richtig verstehen, wenn wir es aus dem Kontext heraus betrachten und erkennen, was es heißt: Verzeihen und vergeben.

Ganz praktisch

Ein bisschen Alltagsnähe gefällig? Geh doch einfach mal die folgenden Stichworte einfach nur durch und Frage dich dabei, was Barmherzigkeit als „Verzeihen und Geben“ dann ganz konkret bedeutet für dich:

  • zu Unrecht beschuldigt worden
  • Verletzungen, die andere dir zugefügt haben
  • Lieblosigkeiten und „alltägliche Gehässigkeiten“ anderer (diese ganz bestimmten Worte, Gesten und Blicke von den Arbeitskollegen, in der Familie, in der Nachbarschaft oder sogar in der Gemeinde)
  • Affäre / Untreue des Partners
  • Betrug jeder Art
  • Lügen
  • Geduldig sein mit anderen (nicht nur Eltern mit Kindern)
  • Geld spenden (über das hinaus, was du denkst, was gut wäre)
  • Besitz aller Art schenken (und nicht nur leihen)
  • Politiker & Corona
  • Freunde/Familie & Corona

Interessanterweise sagt Jesus ja „nur“: „….seid barmherzig“ (oder wie wir schon festgestellt haben eher „werdet barmherzig“). Er sagt aber nicht, wem gegenüber. Logisch, dass wir sofort an andere Menschen denken. Ging mir auch so. Deswegen die Auflistung oben.

Aber ich glaube, es gibt noch eine zweite Richtung, in die wir barmherzig (verzeihend und gebend) sein können: Uns selbst gegenüber. Und das ist für manch einen vielleicht sogar noch schwieriger. Denn das könnte unter anderem folgendes bedeuten bzw. folgende Bereiche in deinem Leben betreffen.

  • Mit meiner Vergangenheit und Geschichte im Reinen sein
  • Die Messlatte an mich selbst nicht zu hoch setzen
  • Zeit – hast du genug? Fehlt sie dir ständig? Kannst du für andere etwas (mehr) erübrigen?
  • Muße. Dauerstrom? Stress? Ausgepowert? Wie sieht’s damit aus, mal einfach die Schönheit des Lebens zu erkennen, wahrzunehmen, deinen Leistungsdruck in die Ecke stellen?
  • Sport ist Mord? Oder doch gewonnene Zeit satt verlorener Zeit?
  • Hobbys müssen sein – oder nicht?
  • Gesundheit. Geben. Verzeihen. Ein weites Feld.
  • Genuss benötigt Zeit – und gleichzeitig ein weites Herz.

Die Liste ist natürlich nicht vollständig. Aber sehr wahrscheinlich erahnst du, dass „Barmherzigkeit dir selbst gegenüber“ ein weites, weites Trainingsfeld ist. Geh es an! Lass nicht locker! Lass 2021 ein Jahr der Barmherzigkeit auch dir selbst gegenüber sein.

Eine Gefahr: Die Grundlage vergessen

„Los, Leute, seid barmherzig! Kommt in die Puschen, macht hinne und tut was Gutes!“ so schallt es von den Dächern. Aber halt! Wieso eigentlich? Weil Christen so tolle Menschen wären oder bekannt dafür sind, altruistisch zu handeln und stets das Wohl des anderen im Blick zu haben? Äh – nein!

Aber genau diese Gefahr besteht, wenn wir den zweiten Teil der Jahreslosung einfach weglassen oder nicht beachten oder anders gesagt: Nicht verstehen, dass er die Grundlage allen Tuns ist.

…wie auch euer Vater barmherzig ist!“ sagt Jesus. Und damit spricht er mal kurz und knackig ein ganz großes Thema an. Denn: Barmherzigkeit ist in der Tat Gottes Wesen.

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte.Die Bibel - Psalm 103,8

In wenigen Worten umschrieben, wie Gott ist: barmherzig! Das ist sein Wesen. Das ist Grund aller Barmherzigkeitsversuche des Menschen. Gott selbst fordert, fördert und freut sich nicht nur über Barmherzigkeit – er ist die Barmherzigkeit in Person.

Fragen wir ihn doch mal und schauen nach, ob er sich wohl selbst an die biblische Definition von „Verzeihen und Geben“ hält, was Barmherzigkeit betrifft? Lange Rede kurzer Sinn: Er tut es. Und wie! Die Bibel ist reich an Beweisen in Form von Versen, die genau das zum Ausdruck bringen – ich will hier nur drei zitieren.

Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen.Die Bibel - Micha 7, 18+19

Mehr Verzeihen geht nicht! Wenn Gott vergibt, dann richtig! Dann nimmt er unsere Schuld und wirft sie in die tiefsten Tiefen des Meeres, wo sie keiner mehr hochholen kann und dann ist Schuld getilgt, wenn sie mit einem ehrlichen Herzen bekannt und Reue nicht nur ein altdeutsches Wort sondern eine ganz praktische Einsicht und Tat ist.

Für uns Menschen ist das ja schier unvorstellbar: Ein Gott, der wirklich alles vergibt und zwar so radikal, dass es keine Rolle mehr spielt. Das ist uns fast zu hoch – und deswegen werden wir zu geistlichen Wiederkäuern und holen unsere Schuld immer wieder hoch. Leider. Gott tut das nicht. Wir Menschen schon. Weil wir Menschen sind.

Doch gerade weil Gott barmherzig ist, verzeiht er so sehr, dass Schuld keine Rolle mehr spielt. Der Beweis? Jesus selbst, der am Kreuz stellvertretend starb, um die Schuld auf sich zu nehmen, die uns niederdrückt und von Gott trennt.

Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, für ungültig erklärt. Ja, er hat ihn zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt und somit auf ewig vernichtet.Die Bibel - Kolosser 2,14

Gott kann aber noch mehr – nicht nur verzeihen. Auch das „Geben“ spielt bei ihm eine große Rolle. Und zwar eine ziemlich großzügige – dafür gibt es jede Menge Hinweise in der Bibel, die genau das beschreiben. Ich will nur zwei Bibelstellen anführen, die uns das vor Augen halten.

Beim ersten Hinweis auf Gottes Großzügigkeit genügt ein Blick in die Natur. Das vielleicht größte Zeugnis göttlicher Großzügigkeit.

Herr, welche Vielfalt hast du geschaffen! In deiner Weisheit hast du sie alle gemacht. Die Erde ist voll von deinen Geschöpfen.Die Bibel - Psalm 104,24

Gott wäre mit der Schöpfung wesentlich schneller am Ende gewesen, wenn er alles nur schwarz-weiß geschaffen hätte. Wir Menschen hätten nichts anderes gekannt und wären zufrieden damit gewesen. Gott aber hat sich dafür entschieden, diese Welt farbenfroh und facettenreich, vielfältig und unermesslich schön zu schaffen, um sich und uns eine Freude zu machen. Barmherzigkeit als Grundwesenszug Gottes zeichnet sich aus in seiner unglaublich verschwenderischen Großzügigkeit. Gott „müsste“ das alles nicht – aber er tut es, weil er kann und weil er will. Eigentlich nicht so ganz verständlich, wenn man bedenkt, wie der Mensch sich so verhält – sich selbst und Gott gegenüber. Aber jeder, der Kinder hat, der weiß so ein bisschen, wie sich das anfühlt: Den Kindern Gutes tun, auch wenn „Undank der Welten Lohn“ ist.

Gottes Großzügigkeit findet aber einen weiteren Ausdruck in der wohl größten „Rettungsaktion“, die es seit Bestehen der Menschheit gibt. Wie oben schon erwähnt, ist Jesus für uns gestorben, ist Jesus der, der uns versichert: Deine Schuld ist vergeben und versenkt – du brauchst sie auch nicht wieder hochzuholen. Paulus drückt das im Brief an die Gemeinde in Rom so aus:

Gott hat nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont, sondern hat ihn für uns alle gegeben. Und wenn Gott uns Christus gab, wird er uns mit ihm dann nicht auch alles andere schenken?Die Bibel - Römer 8,32

Doch, wird er! ….um die rhetorische Frage zu beantworten und zwar mit einer weiteren Bibelstelle (sorry für das erweiterte Bibel-Ping-Pong), die ebenfalls aus paulinischer Feder stammt:

Wir loben Gott, den Vater von Jesus Christus, unserem Herrn, der uns durch Christus mit dem geistlichen Segen in der himmlischen Welt reich beschenkt hat.Die Bibel - Epheser 1,3

Man beachte: „…reich beschenkt hat“. Die Sache ist durch, die Geschenke gebracht, das Warten hat ein Ende! Was ich sagen will: Mit Jesus zu leben, ihm nachzufolgen, ihm zu vertrauen hat nichts damit zu tun, dass wir eventuell, vielleicht, eines Tages, wer weiß das ein oder andere geschenkt bekommen. Vielmehr ist schon alles geschenkt – wir packen die Geschenke nur nicht aus. Sicher – es mag auch daran liegen, dass wir uns die Dinge anders vorstellen als Gott das tut. Das ist das Spannende, das Herausfordernde und zugegeben: Manchmal auch das Frustrierende, weil wir Gott nicht so richtig hören (wollen), wie wir das gerne hätten.

Nur kommt es ja nicht auf unser Empfinden an, sondern darauf, worauf wird uns wirklich verlassen können. Und das ist die Tatsache, dass Gott uns durch Jesus nichts mehr vorenthält! Viel Spaß bei der Bescherung!

…und jetzt?

Wie du schon gemerkt hast, ist es mir ein Anliegen, dass wir uns nicht oberflächlich mit biblischen Texten befassen, sondern in die Tiefe gehen, graben, schürfen und das ein oder andere Nugget bergen und uns darüber freuen.

Was ich oben ein wenig provokant dargestellt habe, gilt natürlich: Wir sollen „Taten der Barmherzigkeit“ tun! Unbedingt! Keine Frage! Wir sollten es aber nicht tun, um dann zu denken, dass wir bessere Menschen wären oder dass wir gar etwas erfüllt hätten, was Gott von uns fordert. Dann wären wir kein bisschen besser als die „Selbstgerechten“ und Pharisäer, von denen wir in der Bibel immer wieder lesen und deren Verhalten Gott nicht unbedingt so cool fand.

Denn ich glaube, dass dieses Werkgerechtigkeitsdenken ganz tief in uns verankert ist: Ich tu etwas Gutes – und damit wird Gott sich schon zufrieden geben. Wird er aber nicht. Ihm geht’s um unser Wesen, um unser Sein, um unser Herz – um uns als ganzen Menschen und nicht nur darum, dass wir „mal eben schnell ’nen Euro in den Becher schmeißen“.

Ich glaube, dass nicht nur unsere Welt, unsere Gesellschaft und unser Umfeld davon profitiert, wenn wir 2021 ein Jahr werden lassen, in dem wir versuchen, barmherziger zu werden. Ich glaube, dass jeder einzelne selbst großen Gewinn davon trägt, weil er zulässt, dass der Gott aller Barmherzigkeit sein Wesen verändern darf. Und das wird gut. Richtig gut.


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2020 – Du warst schon sehr besonders!

Niemals ist alles „nur schlecht“. Auch nicht 2020. Nein, es gab nicht nur Corona – es gab weit mehr. Und es gab jede Menge Gutes. Ich schaue zurück auf ein Jahr, das – eigentlich wie jedes andere Jahr auch – seine Höhen und Tiefen hatte. Ein Jahr, in dem ich schöne Dinge erlebt habe und Dinge, auf die ich gerne hätte verzichten können.

Was dieses Jahr so besonders macht ist, dass es ein „Thema“ gibt, das wohl die gesamte Menschheit miteinander verbindet, weil fast jeder Mensch existenziell davon betroffen ist: Corona.

Ich habe mir zum Grundsatz gemacht, die Dinge positiv und hoffnungsvoll zu sehen ohne dabei das Negative zu verschweigen. Hier kommt also mein Rückblick auf das Jahr 2020 – vollkommen subjektiv und sicherlich nicht vollständig. Den besten Artikel schreibt man bekanntlich dann, wenn man den eigentlichen Artikel veröffentlicht hat. Insofern – ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit – nicht einmal in meiner subjektiven Wahrnehmung.

Aber sicherlich wirst du das ein oder andere explizit oder zwischen den Zeilen finden, das nicht nur mich betrifft, sondern auch dich – und viele andere Menschen.

Mehr Zeit. Mehr Familie. Mehr gesunde Einstellung zur Arbeit.

Ich habe viel in diesem Jahr gelernt. Einmal mehr: Eine Krise bringt nur zum Vorschein, was ohnehin in mir ist. Ich werde kein anderer Mensch – nur manches geschieht schneller, ungefilterter und wie durch eine Presse gedrückt. Mich hat dieses Jahr extrem glücklich gemacht, weil ich mehr Zeit hatte für meine Familie. Es gab Situationen, da war das bitter nötig. Von Herzen dankbar bin ich meinem Schöpfer, dass er mir dieses Jahr in genau diesen Momenten auch die Zeit „geschenkt hat“, die ich benötigte, um für meine Familie, besonders für meine Kinder da zu sein, wenn sie mich am dringendsten brauchten.

Ja, das sollten Väter immer sein, ich weiß. Aber ich bin nun mal kein Vorzeigepapa. Ich liebe meine Familie von ganzem Herzen und würde alles für sie tun – und bin doch fehlbar und so alles andere als perfekt. Viel zu oft denke ich am Ende des Tages darüber nach, was ich heute alles verpasst habe gegenüber meiner Frau und meinen Kindern. Ich bin meilenweit davon entfernt, der Superheld zu sein. Gott weiß das. Und er hatte viel Gnade mit mir in diesem Jahr und schenkte mir einige extra Portionen Zeit, die es mir möglich machten, in für meine Kinder herausfordernden Situationen an ihrer Seite zu sein.

Und diese Situationen gab es vor allem in der zweiten Jahreshälfte, die mich (und meine Frau) an so manche emotionale Grenze brachten und die ich mir nicht noch einmal wünsche. Das eigene Kind leiden zu sehen, ist das Schlimmste, was ich dieses Jahr erlebt habe. Darüber hinaus haben wir im weiteren Familienkreis zwei Menschen verloren, die an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind. Nein – das Jahr war nicht nur toll, es gab auch viele Schattenseiten.

„Mehr Zeit“ – das wurde mir natürlich dadurch ermöglicht, dass einige Termine ausfielen, aber auch so mancher Fahrtweg, weil Meetings sich in Videokonferenzen abspielten. Das war natürlich ganz wunderbar. Der Weg ins Büro vor den Bildschirm ist dann halt doch kürzer als zum meistens 15-30 Minuten entfernten Treffpunkt.

Und nicht selten dachte ich: Jetzt bin ich auf einem gesunden Arbeitszeitniveau angekommen. Es gibt unter Pfarrern so einen absolut ätzenden Contest: „Wer arbeitet am meisten in der Woche?“ So ein Bullshit! Ich mochte dieses Spiel noch nie. Und nach diesem Jahr sage ich vollkommen ohne schlechtes Gewissen: Auch für Pfarrer sollte gelten, was für jeden anderen Arbeitnehmer auch gilt: Es gibt eine Schmerzgrenze an Arbeitszeit. Im wahrsten Sinne. Und weder schäme ich mich, noch habe ich ein schlechtes Gewissen, noch fühle ich mich schlecht dabei, wenn ich sage, dass es keine 50-Stunden-Woche bei Pfarrern als Normalzustand braucht. Wer das meint, sollte den Job wechseln, denn er hat es offensichtlich nicht verstanden, seine Arbeitszeit vernünftig einzuteilen.

Überhaupt hat sich mein Umgang mit Zeit verändert. Kleines Beispiel: Ich gehe normalerweise drei mal in der Woche joggen. Am freien Montag und samstags lässt sich das gut in den Tag integrieren. Was aber ist mit Donnerstag? Tja. Da habe ich gelernt, ohne schlechtes Gewissen so laufen zu gehen, dass ich erst am Vormittag im Büro bin. Muss ich mich dafür rechtfertigen? Nein. Ich kann mir meine Zeit einteilen, wie ich es für richtig halte. Früher jedoch hätte ich verbissen versucht, gerade aus den Vormittagen, wo mein Biorhythmus seine Höchstkurve hat, das Beste rauszuholen. Jetzt aber – oh Wunder – kann ich alles integrieren. Und da Gott bekanntlich Humor hat, war es nicht selten so, dass er mir beim Laufen am Donnerstagmorgen die ein oder andere Idee, den ein oder anderen Gedanken schenkte, wodurch die Predigtvorbereitung schneller ging, das ein oder andere Meeting vorbereitet war oder es für manch eine herausfordernde Situation plötzlich einen Lösungsansatz gab.

Hätte ich diese Erfahrung nicht machen müssen, hätte ich sie wohl nicht gemacht. So aber war ich zu manchen Terminierungen „gezwungen“, die mich haben umdenken lassen. Und ich bin froh drum – und hoffe, das auch 2021 beibehalten zu können.

Froh bin ich auch über viele Kleinigkeiten – und dankbar obendrein. Ich habe vieles wieder neu schätzen gelernt, was vorher einfach selbstverständlich war. Einen sicheren Job zu haben, eine wunderbare Familie, nicht nur ein „Dach über dem Kopf“, sondern ein großes Haus mit Garten, so dass Homeschooling kein wirkliches Problem darstellte und die Tatsache, dass ich durch meinen „full time“-Job und meine Frau durch ihr knapp halbes Deputat als Lehrerin genug verdienen – ja mehr, als wir brauchen.

Das hat uns großzügiger werden lassen. Ich denke an so manche ganz spontane Spende, die wir anderen haben zukommen lassen, wo wir überhaupt nicht groß überlegt haben, sondern es einfach gemacht haben. Da denke ich gerne an die Worte von SAP-Gründer Dietmar Hopp, der in einem Interview einmal sagte: „Reichtum verpflichtet!“

Nun würde ich mich sicherlich nicht als reich im Sinne eines SAP-Gründers und Milliardärs verstehen – aber reich im Sinne von: Wir haben mehr als genug; weit mehr als genug. Und dafür bin ich dankbarer geworden in 2020.

Weniger ist mehr. Nicht jeder Termin muss sein. Digitalisierung der Kirche und der Generation Ü70.

Wie du schon merkst: Nun geht’s mehr um meinen Beruf als Gemeindepfarrer und Leiter. Da hat das Jahr 2020 natürlich eine Menge Überraschungen parat gehabt. Wir haben in der Gemeinde viel „digitalisieren“ müssen.

Meetings und Kleingruppen fanden als Videokonferenz statt und im Mai drei Abende zum Glauben: Die „F.A.Q. des Glaubens“. Was mich hier ganz besonders gefreut und ehrlich gesagt auch überrascht hat: Es waren nicht die „Jungen“, die an diesen FAQ-Abenden via Zoom (eine Plattform für Videokonferenzen) dabei waren, sondern ganz viele der älteren Generation. Das war so schön!

Was habe ich immer wieder gehört „Aber was ist mit den Alten?“, wenn es um Digitalisierung und digitale Kommunikation in der Gemeinde ging. Ich konnte es schon in den Jahren davor nicht mehr hören und es ging mir auf gut Deutsch gelinde auf die Zwölf. Wer meint, dass digitale Kommunikation an der „älteren Generation“ (wo auch immer diese beginnen mag) vorbei geht, hat vom Leben keine Ahnung und kolportiert lediglich ein haltloses Vorurteil.

Was mir die ganze Digitalisierung aber auch gezeigt hat: Sie ersetzt keine Gemeinschaft. Klar – besser als nix! Im Advent hatten wir via Zoom eine Kleingruppe zu „24 x Weihnachten neu erleben“ und das war total schön. Aber vieles, was ein „reales Treffen“ ausmacht, lässt sich nicht am Bildschirm erleben.

Meetings dagegen, bei denen es vor allem um Information und Sachlichkeit und weniger um Emotionen und Zwischenmenschliches geht, sind als Videokonferenz wesentlich effektiver, da das ganze Zwischendurch-Geblubber wegfällt. Das hat was und das möchte ich auch 2021 zumindest teilweise beibehalten, zumal in unserer „Flächengemeinde“ und unserem „Flächen-Kirchenbezirk“ man die Fahrtzeit nicht unterschätzen darf. Greta wäre stolz auf mich, wenn sie das hier lesen würde, da nicht zuletzt das Ganze auch umweltfreundlicher ist und mir die Digitalisierung im Jahr 2020 gezeigt hat: Nicht jedes Treffen muss physisch abgehalten werden. Und ich würde sogar noch einen draufsetzen: Nicht jedes Treffen muss überhaupt abgehalten werden.

Natürlich habe ich auch vieles vermisst. Viele Begegnungen. Viel Gemeinschaft. Viel Miteinanderabhängen. Viel Nach-dem-Gottesdienst-noch-mit-dieser-und-jenem-reden. Einfach vieles, das nur dann möglich ist, wenn man weder distanziert sich begegnet noch wenn man diverse Auflagen (die ich an dieser Stelle nicht hinterfragen will) erfüllt.

Andererseits: Not macht bekanntlich erfinderisch. Und ich finde, dass wir als Gemeinde ziemlich viele gute Erfindungen, Neuerungen und Innovationen an den Start gebracht haben in diesem Jahr 2020.

  • Wir haben nicht nur das Abstandsgebot eingehalten im Gottesdienst ab September, sondern haben den Kirchenraum richtig schön gestaltet.
  • Wir streamen unsere Gottesdienste live und die Predigten sind nun nicht nur als Audio- sondern auch als Videopodcast nachzuschauen. Hier gelangst du zum YouTube-Kanal meiner Gemeinde.
  • Überhaupt geht nun viel mehr, was das Videoformat betrifft.
  • Wir haben großartige Techniker (allesamt Ehrenamtliche), die sich stundenlang und tagelang in die Materie eingearbeitet haben – und voller Leidenschaft und Motivation immer noch weiter lernen wollen. Das ist so so genial!
  • Es arbeiten nun neue/weitere Personen in der Kirchengemeinde mit und schlummerndes Potenzial wurde gehoben.
  • In der Gemeindeleitung haben wir gelernt, Krisen zu managen und schnell zu reagieren.
  • Drei tolle Sonderausgaben unseres schon lange brach liegenden Gemeindebriefes wurden veröffentlicht.
  • Im Frühjahr/Sommer öffnete das Anbetungszentrum Wutachtal seine Tore für eine „Offene Kirche“, in der man an verschiedenen Stationen Gott begegnen konnte. Hier findest du das Video dazu.
  • Über die Sommerferien haben wir Gottesdienste open air auf unserem Kirchengelände gefeiert – siehe da: So etwas funktioniert sogar.
  • Die Leiterin einer Gemeindegruppe hat regelmäßig Briefe an ihre „Teilnehmer“ geschrieben, um den Kontakt zu halten – vor allem zu denen, die digital nicht erreichbar sind.
  • Im gesamten Kinderbereich sind wir kreativ geworden, um mit unterschiedlichen Aktionen nicht nur „das Beste draus zu machen“, sondern nachhaltig Kids und Familien zu erreichen. So hat bspw. unser Kindergottesdienst Großartiges geleistet und über die Kindergottesdienste am Sonntagmorgen hinaus allen Kids wunderbare „Grüße“ nach Hause geschickt via Post.
  • „Der Herr ist auferstanden“ ist der über Jahrhunderte erklingende Ostergruß, der bisher immer nur innerhalb der Kirchenmauern zu finden war, nämlich in den Ostergottesdiensten. Dieses Jahr war er noch Tage (und Wochen) später in den Orten auf Straßen und Grundstücken zu lesen, wo er mit bunter Kreide hingeschrieben wurde. Raus aus dem Kirchengemäuer hinein in die Gesellschaft.
  • Sanft wächst der Gedanke, dass wir als Kirchengemeinde nicht nur für die Menschen da sind, die offline zu unserer Gemeinde als Mitglieder zählen, sondern für zwei weitere Gruppen: Zum einen eine gewisse Online-Community, die weit über unsere Gemeindegrenzen hinaus unsere Gottesdienste online schaut. Zum anderen für andere Gemeinden, Leiter und Pastoren, die uns immer wieder gefragt haben: „Wie macht ihr das?“

Tiefe Gräben. Harte Herzen. Leidenschaftlicher Glaube

Kommen wir zu dem wohl irgendwie am wenigsten greifbaren Bereich. Alles, was mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat und dem Glauben an Jesus sowie den geistlichen Dimensionen dieses so verrückten Jahres 2020.

Dieses Jahr hat mich leider wie in einem Zeitraffer miterleben lassen, wie schnell Herzen hart werden können. Das ist neben aller persönlicher Tragik und der Gefahr, die von einem Virus ausgeht, die für mich schlimmste Erkenntnis. Menschen schauen sich nicht mehr in die Augen, Beziehungen gehen auseinander, Freundschaften brechen entzwei – „social distancing“ wird leider ziemlich ernst genommen. Und wieso? Weil mein Gegenüber anderer Meinung ist im Blick auf den Umgang mit dem Corona-Virus. Dabei wird ja – oftmals – nicht einmal abgestritten, dass dieses Virus gefährlich ist, sondern alleine der Umgang damit steht im Mittelpunkt.

Sind die Vorschriften zu lasch? Sind die Vorschriften zu streng? Ist es richtig, dass die Kirche das alles mitmacht? Macht sich Kirche nicht abhängig vom Staat? Wieso macht die Kirche nicht mal den Mund auf? Sind wir allesamt nur Marionetten? Fragen über Fragen, die mir immer wieder begegneten und auf die ich versuchte, sachlich einzugehen.

Was geisterte durch die Medien, als der Bundestag über das „Dritte Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ entscheiden musste. Von einem „Ermächtigungsgesetz“ war die Rede und es wurden Parallelen zur Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gezogen. Was für ein Schlag ins Gesicht der Millionen Todesopfer durch den Holocaust!

Genauso wurde vor der „Corona-App“ gewarnt, dass sie uns nun vollends zum gläsernen Menschen machen würde und alle möglichen Daten sammeln würde – dass Menschen bspw. auf Facebook davor warnen, das wiederum selbst die Daten der Nutzer saugt, ist irgendwie tragische Ironie.

Auch als es um die Impfung ging, wurden schnell Verschwörungstheorien erdacht und verbreitet, die vor einer Chip-Implantation durch die Impfung warnten. Sachliches Hinterfragen, ob denn die Langzeitwirkungen einer solchen Impfung schon absehbar sind, wurden schnell in die Verschwörungsecke gestellt. Man durfte nicht hinterfragen.

Es gab so vieles in diesem Jahr 2020, das im Blick auf den Umgang mit dem Corona-Virus dazu führte, dass Menschenherzen hart wurden. Ich finde das tragisch, schlimm und traurig. Menschen, die zu 90% gleiche Überzeugungen, Wertvorstellungen und sogar den gleichen Glauben haben, schauen sich nicht mehr mit dem Hinterteil an, weil der andere eine andere Meinung „zu Corona“ hat. Unfassbar.

Gleichzeitig offenbart mir das neben aller Tragik auf zwischenmenschlicher Ebene, dass tiefe Gräben durch unsere Gesellschaft gehen, die dafür sorgen, dass es scheinbar nur noch Extreme gibt. Es gibt nur noch schwarz und weiß, kaum mehr ein Grau. Es gibt „richtig“ und „falsch“ – und kaum noch ein „auch der andere könnte ja recht haben und ich mich irren“. Das Jahr 2020 mit dem Dauerthema „Corona“ hat das – wie ich finde – auf drastische Weise deutlich gemacht.

Ich selbst habe es dort erlebt, wo ich selbst Fragen (!) hatte im Blick auf die Maßnahmen und Verordnungen. Schnell wurde ich „in eine Ecke“ gesteckt – oder es wurden mit krassen Extremsituationen geantwortet, die man einfach mal annahm (so geschehen im Austausch mit meiner Kirchenleitung).

Ist jemand, der sich nicht impfen lassen möchte, ein Impfgegner oder ein Impfverweigerer? „Ja was denn sonst“, denkst du vielleicht. Nun – ich stelle mal eine andere Frage: Ist jemand, der nicht in die Oper geht, ein Operngegner oder ein Opernverweigerer? Ich würde das nicht so pauschal und so abwertend sagen. Wahrscheinlich hat die Person gute Gründe, nicht in die Oper zu gehen – wird aber wohl niemandem das Recht absprechen, in die Oper zu gehen. Natürlich ist die Frage nach dem Impfen aber wohl von höherer Bedeutung, was die gegenseitige Verantwortung und Rücksichtsnahme betrifft. Das ist so.

Worauf ich aber hinaus möchte: Wie wäre es, wir achten auf unsere Sprache? Extremismus beginnt nämlich schon dort. Nicht jeder, der etwas anders macht als ich, ist automatisch (m)ein Gegner oder ein Verweigerer. Viel schöner wäre doch, nachzufragen, miteinander zu reden, sich öffnen, zuhören, Gründe und Argumente auszutauschen, um am Ende immer noch komplett anderer Meinung sein zu können, sich aber in die Augen geschaut zu haben – das wäre mal was.

Ich bin schlichtweg entsetzt, wie sowohl in den „sozialen“ Netzwerken als auch in „real life“ 2020 mitunter miteinander umgegangen wurde. Es gibt nur noch „gut und böse“, „richtig und falsch“. Aber was wäre, wenn die Realität gar nicht so einfach ist, wie wir uns das manchmal denken? Lasst uns darauf achten, wie wir miteinander reden – hier und im Leben abseits dieses Bildschirms. Oder wie Jesus sagte: „Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden.“ (Matthäus 7,2)

Es kursieren nicht wenige Videos auf YouTube und darüber hinaus, in denen sich Christen ganz stark dafür machen, dass wir nun in der Endzeit leben würden und der Antichrist gekommen sei. Politisches Denken und geistliche Wahrheiten wurden auf eine für mich unerträgliche und manipulativen Weise vermischt. Sachliche Falschaussagen (man könnte es auch „Lügen“ nennen, wenn es denn vorsätzlich so verbreitet wurde) wurden durch Bibelstellen scheinbar belegt, dass mir manchmal der Atem stockte, wenn ich solch ein Video sah. Ich habe aber nur ganz wenige angeschaut.

Gleichzeitig aber hat mich dieses Jahr 2020 auch eines Besseren belehrt, was den geistlichen Wasserstand unserer Gesellschaft betrifft: Die Menschen sehnen sich nach Antworten, die über das Sichtbare hinaus Bestand haben. Es ist bei vielen Menschen eine große Sehnsucht da, die in ihnen schlummernde Sehnsucht nach Gott (schau mal in die Bibel, in Prediger 3,11 steht da was drüber) in irgendeiner Weise zu „stillen“ oder eben Antworten auf die großen Fragen des Glaubens zu bekommen.

Gleichzeitig habe ich in meiner Gemeinde und darüber hinaus mit so vielen Menschen dieses Jahr zu tun gehabt, die so einen leidenschaftlichen Glauben haben, dass sie nicht anders können, als Menschen zum Glauben an Jesus einzuladen, dass mich das dieses Jahr auf besonderer Weise fasziniert und hoffnungsvoll gemacht hat.

Wo sich Christen nicht durch sinnlose und oft nicht zielführende „Corona-Diskussionen“ vom Wesentlichen ablenken lassen, sondern auf dem Herzen haben, Menschen für Jesus zu gewinnen, da schlägt mein Herz höher. Und diese Menschen gibt es – und zwar jede Menge davon. Das macht mich zuversichtlich, dass 2021 ein Jahr werden könnte, in dem Gemeinde wieder aufblüht und es ein geistliches Erwachen gibt.

2021 wird ein herausragendes Jahr, wenn…

…wir den Blick auf das Wesentliche richten! Wenn die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Und diese ist nicht, dass Christen sich in politischen und gesellschaftlichen Diskussionen verstricken und verrennen, sondern die Hauptsache besteht in dem, was Paulus schreibt:

Denn ich schäme mich nicht für die gute Botschaft von Christus. Diese Botschaft ist die Kraft Gottes, die jeden rettet, der glaubt – die Juden zuerst, aber auch alle anderen Menschen.Die Bibel, Römer 1,16

Ich habe in diesem Jahr 2020 gelernt, dass die oben angesprochenen Diskussionen komplett sinnlos sind, wenn Fronten verhärtet sind. Ich bin dazu übergegangen, meinem Gegenüber zuzuhören, ihn zu verstehen zu versuchen und nicht ihn überzeugen zu wollen – und dann einfach für ihn beten und ihn segnen.

Gleichzeitig habe ich in so vielen Momenten erlebt: Wenn Menschen Jesus begegnen, wird ihr Leben (wieder) frei, erlöst und sie erfahren Vergebung und Versöhnung, tanken Hoffnung, bekommen Zuversicht und blicken gestärkt in die Zukunft.

Das ist es, worauf ich mich 2021 noch mehr fokussieren möchte und wozu ich auch dich einlade.

Denn ich bin überzeugt: Wenn wir 2021 den Fokus richten auf Jesus und darauf, dass Menschen ihm begegnen, dann wird sich nicht alles von alleine erledigen – nein, beim besten Willen nicht. Aber dann besteht begründete und berechtigte Hoffnung, dass sich ausgehende von diesem Jesus sehr vieles im Leben vieler einzelner zum Besseren wendet und damit auch in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft und in unserem Land.

Was hat dich 2020 bewegt?

Was oder wer hat dich inspiriert?

Wie schaust du zurück auf dieses Jahr?

Ich freue mich über deinen Kommentar, den du unterhalb dieses Artikels gerne schreiben darfst.


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10 Irrtümer über Weihnachten

Es ist das „Fest der Feste“ und das „Fest der Liebe“ – nun ja. Sagen wir mal so: Es gibt einige Irrtümer rund um Weihnachten – zehn Stück werde ich hier und heute mit diesem Artikel „entlarven“. Ach ja: Wenn du ein Humor-Attest hast, könnte dieser Artikel schwierig werden für dich – ansonsten: Viel Spaß damit!

Irrtum 1: Weihnachten ist das Fest der Liebe

So ein Quatsch! Kaum eine andere Jahreszeit und speziell besondere Tage sind so belastet mit Suizidversuchen und -leider- geglückten Suiziden. Kaum ein Fest generiert so viel Streit in den Häusern und Familien wie Weihnachten. Klar: In einer Gesellschaft, in der das Materielle im Vordergrund steht, ist es schon ein großer Grund für Streit, wenn es nur eine PS4 und keine PS5 gibt, nur ein iPhone 10 statt eines iPhone 12 oder ….Moment…kein einziges elektronisches Gerät.

Tja, wenn da dann mal die Sicherungen durchbrennen, kann man das schon gut verstehen, oder?

Nein! Tatsache ist, dass an Weihnachten so viel Unfriede herrscht wie kaum an einem anderen Tag im Jahr, der im Vorfeld so aufgebläht wird und Erwartungen so hoch gehängt werden, dass sie zum Scheitern verurteilt sind.

Irrtum 2: An Weihnachten geht’s um Geschenke

OK, Tatsache ist, dass auch in der Weihnachtsgeschichte die drei heiligen Könige (die weder drei, noch heilig, noch Könige waren, aber das ist eine andere Geschichte) Geschenke mitbrachten. Also ist es doch nicht verkehrt, sich etwas zu schenken, oder?

Richtig. Verkehrt ist es nicht. Es ist nie verkehrt, jemandem etwas zu schenken, um ihm damit eine Freude zu machen. Verkehrt ist nur und ein großer Irrtum, dass Weihnachten wegen der Geschenke ins Dasein gerufen wurde. Sicher: Wenn man so manchen Werbespot verfolgt, dann wird man diese Annahme treffen können. Sie ist aber falsch. Grottenfalsch.

Irrtum 3: Weihnachten kommt vom englischen „Whynachten“

Ja. Äh. Ne.

…für manches braucht man einfach keine lange Erklärung.

Irrtum 4: Weihnachten ist Geschichte

Natürlich ist das zweideutig. Wenn Weihnachten „Geschichte“ ist, dann ist Weihnachten Geschichte im historischen Sinn – dann wäre das nicht mal ein Irrtum, dazu aber später mehr.

Wenn du denkst, dass Weihnachten „Geschichte“ ist im Sinne von: „Es war einmal….“ – und heute hat’s keine Relevanz mehr, dann muss ich dich enttäuschen. Wenn du gut bist, dann liest du die folgenden Punkte alle auch – aber ich würde dich ansonsten bitten, zumindest noch Punkt 10 zu lesen, denn dann wirst du „eines Besseren belehrt“ – ok, belehrt werden will heute kein Mensch, ich sag’s anders: Dann wirst du merken, dass Weihnachten Geschichte im historischen Sinn ist – aber auch heute noch große Relevanz besitzt.

Irrtum 5: Weihnachten ist ein säkulares Fest

Tja, soll ich ehrlich sein? Inzwischen ist das wahrscheinlich nicht mal mehr ein Irrtum, sondern durch die Realität abgedeckt. Es geht um alles – nur nicht um den Kern von Weihnachten. Es geht um Geschenke, um Liebe, um Essen, um Familie, um Weihnachtsmärkte (selbst wenn sie ausfallen) und um Kommerz, Kommerz, Kommerz.

In Liedern wird Weihnachten besungen, in Geschichten hat Weihnachten seinen festen Platz – aber einen „religiösen Bezug“ findet man nur noch sehr, sehr selten. Tatsache ist: Weihnachten ist zu einem säkularen Fest geworden, ist es aber im ursprünglichen Sinn überhaupt nicht.

Irrtum 6: Weihnachten ist für die Familie da

Nein. Ganz einfach: nein! Was machen dann Singles? Witwer und Witwen? Gerade in diesem Jahr 2020? Und auch sonst: Welche Familie ist denn gemeint? Die unter einem Dach lebt oder doch auch die größere Familie inklusive buckliger Verwandtschaft? Und falls ja: Wieso um alles in der Welt benötige ich ein Fest, um den Wert von Familie zu erkennen?

Natürlich ist es schön, im Kreise seiner Liebsten Weihnachten zu feiern: mit Geschenken, mit Plätzchen, mit Punsch und Glühwein, weihnachtlicher Musik und vielen Kerzen. Das ist toll! Aber nicht der Grund von Weihnachten.

Irrtum 7: An Weihnachten ist Jesus auferstanden

Ja, also der Gedanke mit Jesus hat Charme. Da bist du dann immerhin schon mal auf dem richtigen Weg und ich würde sagen, wenn wir jetzt „Blinde Kuh. Weihnachtsedition“ spielen würden, dann würde ich laut rufen: „Heiß, ganz heiß!“ Man gib sich ja schon mit wenig zufriedne. Denn immerhin hast du eines erkannt: Weihnachten hat in irgendeiner Weise etwas mit Jesus zu tun.

Ich würde mal behaupten, dass du dich ab sofort als Teil einer „Minderheit“ sehen darfst – ob das ein wertvolles Prädikat ist oder nicht, darfst du selbst entscheiden, aber Fakt ist: Nur noch wenige wissen, dass Weihnachten und Jesus in irgendeiner Weise zusammengehören. Glückwunsch. Du könntest, wenn du willst, Irrtum 8 und Irrtum 9 überspringen und direkt mit Irrtum 10 fortfahren – bist aber natürlich herzlich eingeladen, auch diese beiden Irrtümer mitzunehmen.

Irrtum 8: Weihnachten ist eine Erfindung von Coca Cola

Das ist so lustig. Immer wieder begegnet mit dieser Irrtum. Klar – Coca Cola hat einen vermeintlichen Coup gelandet, denn diesem Getränkedosen wird die Erfindung des Weihnachtsmannes mit seinen schwarzen Stiefeln, dem roten Kostüm und der flauschigen Mütze zugeschrieben. Inzwischen klettert er ja nicht nur in den USA Häuserfassaden hoch, sondern auch schon in den entlegensten Ecken Deutschlands. Respekt, Coca Cola! Great deal!

Dennoch aber hat diese Firma nicht Weihnachten erfunden. Sie hat ein existierendes Fest ausgeschlachtet mit einem Marketing-Coup, der sicherlich bis heute seinesgleichen sucht.

Irrtum 9: Weihnachten ist ein nettes Märchen

„Es begab sich aber zu der Zeit….“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte im zweiten Teil der Bibel, wie der Evangelist Lukas sie schreibt. Zugegeben: Das klingt schon ganz ähnlich wie „Es war einmal“.

Das war’s dann aber auch schon mit Märchenähnlichkeiten. Weder kommen sprechende Tiere vor noch eine Fee; weder gibt’s einen bösen König noch eine fiese Schwiegermutter.

Zu behaupten, die Weihnachtsgeschichte sei ein Märchen, ist schon ziemlich dumm. Es befinden sich in ihr jede Menge historische Anhaltspunkte, die rekonstruiert werden können – so dass jeder Mensch, der den Verstand einsetzt, erkennt: Die Weihnachtsgeschichte ist kein Märchen. Aber das setzt halt denken voraus – und das ist jetzt nicht so jedermanns Sache, wenn es um biblische oder christliche Themen geht. Da ballert man schnell mal gerne mit irgendwelchen Vorurteilen oder „Ich hab da mal gehört“-Argumenten um sich. Im gleichen Atemzug argumentiert man dann noch, dass der Glaube ja nur etwas für Menschen sei, die das Denken aufgegeben haben. Nun. Was soll ich sagen? Manche Menschen sind leider unbelehrbar – du hoffentlich nicht. Denn jetzt komm der alles entscheidende Irrtum:

Irrtum 10: Weihnachten hat nichts mit mir zu tun

Oh doch! „Heute ist euch der Retter geboren worden!“ (Lukas 2,11) Vielleicht der wichtigste Satz in der gesamten Weihnachtsgeschichte – die du übrigens gerne mal nachlesen kannst in Lukas 2.

„Heute ist euch der Retter geboren worden!“

Ja, Gott kommt als Baby in diese Welt – crazy! Ich kann’s dir nicht erklären – ist einfach so. Aber er kommt nicht (nur) als dieses kleine, schnuckelige Baby, sondern er kommt als Retter.

Retter. Rettung. Gar nicht so unüblich dieses Wort in unserem Sprachgebrauch: Rettung in letzter Sekunde. Bankenretter. Rettungssanitäter. Rettungswagen. Die Bergretter. Lebensretter. Smartphoneretter.

Weihnachten ist viel, viel mehr. Weihnachten ist nicht nur irgendeine Rettungsaktion – es ist der Beginn der Rettungsaktion schlechthin.

An Weihnachten kommt der in die Welt, der uns Menschen rettet.

Wozu eigentlich? Na ganz einfach: Zu einem Leben, in dem nicht ich selbst im Mittelpunkt stehen muss, sondern zu einem Leben, das geprägt ist, das widerzuspiegeln, was Gott in mich hineingelegt hat. Also ein Leben, das nicht von meiner Leistung, meiner Laune und meinem Können abhängig ist, sondern zu einem Leben, das den ehrt, der es mir geschenkt hat. Ein Leben, in dem sich Göttliches im Menschlichen entfaltet und der Mensch wieder Mensch wird. Denn ohne den Schöpfer ist das Geschöpf recht schnell erschöpft. Ein Leben also, von dem ich weiß, woher es kommt – und wohin es geht, woraufhin es zusteuert.

Er rettet uns aber nicht nur „zu etwas“ sondern auch „vor etwas“. Davor, von Gott getrennt zu sein. Sowohl hier auf der Erde (siehe oben, das „Wozu“) – aber auch nach dem Tod. Denn alle Menschen werden nach ihrem irdischen Tod auferstehen – zu einem ewigen Leben. Für die einen heißt es „Ewigkeit mit Gott“ und für andere „Ewigkeit ohne Gott“. Und ehrlich: Letzteres ist die Hölle. Das erleben wir doch hier schon. Wo wir Gott aus unserem Leben, aus unserer Gesellschaft, aus der Politik, aus dem Umgang miteinander rauslassen, da ist es nicht gut.

Insofern hat Weihnachten jede Menge zu tun – mit mir. Mit dir.

Frohe Weihnachten!


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Ich mag dich fast so wie du bist

Tiefe und authentische Beziehungen. Nicht jeder gibt es zu, aber wir alle wollen genau diese Art von Beziehung. Nicht die oberflächlichen, seichten und wenig inspirierenden. Nur: Wie kommt man da hin? Wie schafft man es, Beziehungen zu leben – ob in Partnerschaft oder Freundschaften – die eben genau so sind?

Darum geht es in „Ich mag dich fast so wie du bist“ – ein Buch, das einen wesentlich besseren Titel verdient hätte. Denn er suggeriert in meinen Augen etwas vollkommen Falsches, um das es im Buch selbst nur periphär geht.

Um was es wirklich geht, lässt sich aber gar nicht in wenigen Worten erklären. Klar – um Beziehungen. Aber im Prinzip geht es um viel mehr.

Intimität, Vertrautheit und Verletzlichkeit

Drei Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Intimität erzeugt Vertrautheit – Basis aller tiefen Beziehungen. Das aber geht nicht, ohne sich selbst verletzlich und verwundbar zu machen. So könnte man Ortbergs Gedanken zum Thema „echte und tiefe Beziehungen“ zusammenfassen. Grundlegend dafür ist ein ganz einfacher Satz vno Dallas Willard – ein großartiger Theologe und Philosoph, den Ortberg an verschiedenen Stellen immer wieder ins Spiel bringt.

Intimität – das sind gemeinsame Erfahrungen.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 26

Klingt sehr simpel – ist es aber bei genauerer Betrachtung überhaupt nicht. Gemeinsame Erfahrungen zu machen bedeutet nämlich, ehrlich zu sich selbst und zum anderen zu sein.

Unsere Fähigkeit zum Selbstbetrug ist grenzenlos und ein echtes Problem, wenn es um tiefe Beziehungen geht. Warum? Weil Vertrautheit durch gemeinsame Erfahrungen wächst, und wir können uns anderen nicht öffnen, wenn uns nicht bewusst ist, was in unserer Seele und unserem Geist vor sich geht.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 111

Selbsterkenntnis und das wissen um die eigene Unvollkommenheit und den Zustand der eigenen Seele ist das eine – Annahme das andere:

Hier ist das Paradoxe an der Selbsterkenntnis: Obwohl sie notwendig ist, weil erst dadurch echte Vertrautheit möglich wird, stellt sie gleichzeitig ein großes Hindernis dar. Wenn uns bewusst wird, wie zerbrochen wir sind und wie viel Hässliches es bei uns gibt, wird aber die Gnade und unseren Wert als Kinder Gottes aus dem Blick verlieren, schrecken wir vor vertrauten Beziehungen zurück. Und unsere Welt ist voll von klugen, fähigen, erfolgreichen, einsamen und verängstigten Menschen.

Selbsterkenntnis allein genügt also nicht. Zu echter Vertrautheit gehört auch das Geschenk der Annahme, das uns die Selbsterkenntnis nicht machen kann.

Ich mag dich fast so wie du bist, S. 121

Zusammengefasst als kleine und einprägsame mathematische Gleichung:

Selbsterkenntnis + Annahme = Vertrautheit

Die goldene Regel tiefer Beziehungen

Sie findet sich schon in der Bibel, so Ortberg:

Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden!Die Bibel, Römer 12,15

So weit so gut. Recht überzeugend macht Ortberg im Folgenden deutlich, weshalb diese goldene Regel im Prinzip unser ganzes Leben und das unseres Gegenübers umfasst. Nur – und darauf geht er leider sehr wenig ein – ist nicht jeder Mensch ein Empathie-Genie. Es gibt nun einfach Menschen, denen es schwerer fällt als anderen, sich in ihr Gegenüber hinein zu versetzen und den anderen zu „erfühlen“, wie Ortberg es nennt. Schade, denn ich glaube, dass eine gewisse Empathie-Legasthenie sich immer weiter ausbreitet in unserer Gesellschaft. Da wäre ein Hinweis darauf sicherlich hilfreich gewesen.

Zumal Ortberg in diesem Zusammenhang einen sehr, sehr wichtigen Hinweis bringt und ihn brillant zusammenfasst. Die Gefahr bei aller Empathie und Betonung unserer Gefühle (was Trauer und Freude zumindest teilweise definitiv sind) ist, dass wir uns über sie definieren. Aber genau das ist nach Ortberg grundlegend falsch.

Ein Gefühl ehrlich beim Namen zu nennen ist der erste Schritt, um innerlich heil zu werden. Wir dürfen in Gottes Gegenwart unsere Gefühle offen beim Namen nennen und so sein, wie wir wirklich sind. Denken Sie daran, dass wir nicht sind, was wir fühlen. Wir haben Gefühle, aber die Gefühle besitzen uns nicht. Wir gehören zu Gott.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 140

Wer meint, dass sich „Ich mag dich fast so wie du bist“ nun wie eine tränenreiche Seelsorgelektüre anfühlt – keine Sorge: Auch in diesem Buch brilliert Ortberg mit seinem Humor. Wie er sich selbst (und seine Familie) auf die Schippe nimmt, sucht seinesgleichen. So kennt man ihn, das weiß man von ihm. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass es Ortberg in diesem Buch zwar nicht übertreibt, aber schon ein wenig auf die Spitze treibt. An manchen Stellen musste ich zwei mal lesen, um mir klar zu machen, dass er sich grad selbst auf den Arm nimmt. So viel „Eigenhumor“ ist bei einem so tiefen Thema in meinen Augen sehr hilfreich – zeigt er doch (und so sehe ich Ortbergs Motivation, mit so viel Humor zu schreiben): „Schaut her, liebe Leser: Ich hab’s auch noch nicht ergriffen! Ich bin einer von euch!“ Und das nehme ich Ortberg voll und ganz ab, zumal wenn man um die manchmal verworrenen Wege seiner selbst und seiner Kinder weiß, die auch jüngst in den Medien zu lesen waren.

Beziehungen aller Art sind gemeint

„Ich mag dich fast so wie du bist“ ist kein Eheratgeber, auch wenn ich nach dem Lesen den Eindruck habe, dass Ortbergs Gedanken und Tipps hauptsächlich in einer Ehe Widerhall finden würden. Gleichzeitig aber sind es auch sehr hilfreiche Gedanken für alle, die sich fragen, wie sie bspw. gute Freundschaften aufbauen und pflegen können. Und wenn man noch einen Schritt weiter geht: „Ich mag dich fast so wie du bist“ ist ein Buch voller wertvoller Gedanken für alle, die sich schwer damit tun, sich anderen Menschen zu öffnen und tiefe Beziehungen eingehen.

Denn eines wird deutlich: Jede Beziehung – ob Freundschaft oder Ehe – beruht auf zwei Personen und beide haben etwas beizutragen – und beide müssen etwas beitragen. Sonst funktioniert „das Ganze“ nicht.

Natürlich ist einer der größten Verhinderungsfaktor von tiefer Beziehung die Frage nach Scham und Ablehnung. Auch darauf geht Ortberg schon sehr seelsorgerlich und biblisch begründet ein – das sind sehr, sehr wertvolle Gedanken und Seiten, die man sich hier zu Gemüte führt.

Wenn das Gefühl, verurteilt zu werden, tief genug in die menschliche Seele dringt, wird sie zu Scham. Scham ist eigentlich Selbstverdammnis – nach innen gerichtete Ablehnung.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 256

Und dann führt Ortberg diese Gedanken auf absolut brillante Weise aus anhand der biblischen Erzählung von der Frau, die Jesus am Jakobsbrunnen begegnet ist. (Johannes-Evangelium, Kapitel 4) Alleine dafür lohnt es sich, das Buch zu kaufen.

Gleichzeitig aber darf sich keine Beziehung, mag sie noch so intim und vertraut sein, nur um sich selbst drehen, was Ortberg mit dem wunderbaren Gedanken verdeutlicht:

Intimität ohne Extimität führt zu Stagnation und Tod.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 310

Diesen Gedanken führt Ortberg sogar weiter im Blick auf eine Gemeinde, die auf Stagnation und Tod zuläuft, wenn sie sich nur um sich selbst dreht.

Wer nun meint, dass sich Ortberg in Theorien verliert, irrt. Er bringt viele praktische Beispiele genauso wie ganz konkrete Tipps für den Alltag, um Beziehungen in die Tiefe gehen zu lassen. Insofern liefert das Buch sowohl wertvolle theoretische und biblisch fundierte Gedanken wie auch praktische Ratschläge, um Beziehungen in die Tiefe zu führen.

Brillant (ich wiederhole mich mit diesem Wort, ich weiß, aber es ist einfach so) ist sein Vergleich von Psalm 139 und der Frage nach der heutigen Technologie. Aber – das würde hier nur zu viel Spoiler sein – lieber das Buch kaufen und selbst lesen.

John Ortberg: Ich mag dich fast so wie du bist
352 Seiten
ISBN: 9783957345110
Verlag: Gerth Medien
Preis: 12,00 EUR

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Das Leben ist nicht schwarz-weiß

Ich bin unglaublich bewegt, begeistert, berührt, überrascht, dankbar. Die Geschichten, die Judy Bailey und Patrick Depuhl in Erzählungen und Songs erklingen lassen, sind so tiefgründig, dass mir immer noch wohl die richtigen Worte fehlen, sie zu beschreiben. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ ist ein großartiges Doppel-Album.

Rassismus

Die Lieder und Erzählungen spiegeln das ganze bunte Leben von Judy, Patrick und ihrer Familie wider. Familie? Ja, nicht nur ihre drei Jungs, die sie haben. Vielmehr auch die Geschichten ihrer Eltern und deren Eltern. Geschichten der Generationen vor ihnen – durchzogen von Schuld und Rassismus. Was muss an Schmerz, an Verarbeitung, an Versöhnung, an Hoffnung, an Aufs und Abs „dahinterstecken“ – und das kann man mit Worten eben nicht ausdrücken, wenn man das „nur hört“ – aber nicht die vielen „Geschichten hinter den Geschichten“ selbst erlebt hat.

Selten – oder eigentlich noch nie seit ich denken kann – hat mich ein Album so „berührt“, wie man so schön sagt. Es hat mich nachdenklich gemacht, traurig gestimmt – aber dann auch wieder ganz hoffnungsvoll. Irgendwie so das volle Leben halt.

Das große Thema – man mag es sich denken bei diesem Albumtitel – ist der Rassismus sowie die Ungerechtigkeit zwischen Herrschenden und Völkern, zwischen Nationen und Menschen, zwischen den Nachbarn und der Person hinter mir an der Supermarktkasse. Es ist kein „Bashing“ auf „die da oben“. Nein, dieses Album ist mehr. Es deckt auf, wo andere vertuschen. Es schaut hin, wo andre wegschauen. Es benennt Unrecht, wo andere sagen „Ach, ist doch nicht so wild.“ Und vor allem: es verbreitet Hoffnung, wo andere nur den Kopf in den Sand stecken.

Es sind die „ganz normalen Alltagsgeschichten“ des Rassismus und darüber hinaus auch die „großen Geschichten“ der deutschen Nazi-Zeit, die durch biografische Bezüge plötzlich ganz, ganz nah einschlagen wie eine Bombe. Alleine schon die Alltagsgeschichten reichen aus, um zu erkennen, wie unsere Gesellschaft ein massives Rassismus-Problem hat. Wenn bspw. Judy und Patrick einkaufen, Judy bezahlt – aber das Rückgeld geht an Patrick. Übel, oder? Ich finde das dramatisch – und gleichzeitig so schön ehrlich, authentisch und nahbar, wenn Patrick auf dem Album davon erzählt.

Ich nehme hier ganz bewusst nicht zu viel vorweg und zitiere auch nicht viel. Aus zwei Gründen: Ich würde es zum einen aus dem Zusammenhang reißen, wodurch so mancher „Aha-Effekt“ und die ein oder andere Pointe ins Leere läuft, da ich niemals so gut die Dinge beim Namen nennen kann, wie das Judy und Patrick tun- vor allem aus eigener auch leidvoller Erfahrung im Hier und Heute aber auch in ihrer Biografie. Und zum Zweiten lege ich dir sehr nahe, dir dieses Doppelalbum selbst zu kaufen und zu Gemüte zu führen.

Hoffnung

Aber wer jetzt denkt, dass dieses Album Trübsal bläst und wie eine graue Maus daherkommt, liegt komplett daneben – und würde wohl Judy und Patrick auch nicht wirklich kennen. Zwei so wunderbare Menschen, zwei so großartige Hoffnungsträger, zwei einzigartige Botschafter der Liebe Gottes – wie könnten ausgerechnet die beiden stehen bleiben in der Tristesse, dem Grau in Grau, der Depression? Eben. Geht nicht.

Und deswegen berührt mich dieses Doppel-Album noch auf ganz andere Weise. Es ist die Hoffnung, die Leidenschaft, der Optimismus, den die beiden verbreiten. Sie bleiben nicht stehen bei dem unglaublichen Hass, Trennung, Zerstörung, Wut und Verzweiflung, die Rassismus mit sich bringen. Und vor allem (und das ist wahre Größe): Sie zeigen nicht mit dem Finger auf die Täter (auch wenn man es nur allzugut verstehen würde). Vielmehr laden sie den Hörer ein, Teil der „Hoffnungsbewegung“ zu werden, welche Judy und Patrick durch dieses Album (und streng genommen durch alle ihre Alben) sind.

Eine wunderbare Reise

„Willkommen auf dieser kleinen Reise jetzt und hier. Geschichten und Songs, deutsch und englisch durch schwarz, weiß, bunt; durch Welt und durch Dorf“ erklingt es auf dem Album. Und genau das sind diese 2 Stunden und 22 Minuten: Eine Reise durch die Welt von Judy und Patrick, die rein äußerlich Station machte auf Barbados, Chicago, London, in über 30 Ländern, in denen sie gesungen und gespielt haben und nicht zuletzt in Alpen am Niederrhein, wo sie leben.

Kein Wunder, dass diese Welt nicht schwarz und weiß ist, auch nicht grau, sondern bunt, vielfältig und so wunderschön bereichernd.

Es sind nicht nur die oben angesprochenen Themen, welche diese Reise zu einer Abenteuer- und Entdeckungsreise machen. Nein, es ist kein Urlaubstrip und auch kein Luxustrip. Es ist eine Entdeckungsreise hinein in eine Welt einer wunderbaren Künstlerfamilie – aber nicht nur das. Es geht um mehr – und sehr wahrscheinlich auch um eine Reise zu meinen eigenen, inneren Überzeugungen.

Was diese Reise auch auszeichnet ist – Humor. Ja genau, richtig gelesen. Humor.

Er ist tiefsinnig und charmant. Er ist nicht platt und nicht billig. Er ist eher so der schmunzelnde und nicht an der Oberfläche schreiende Humor, der die Schwere dieser Themen aber nicht nur erträglich macht, sondern wohl so richtig ins Herz rutschen lässt. Mal findet sich der Humor in den Lesungen, mal in den Songs, mal sind die Lesungen „schwer“, mal sind es die Songs. Auch da ist das Album eben nicht „Schwarz und Weiß“.

Ein Album über die Schönheit des Lebens, der deutschen Sprache und der Verschiedenheit aller Menschen. Ein Album voller Hoffnung, Liebe, Zuversicht und Realismus. Letzteres überrascht in solch einer fast schon euphemistischen Aufzählung hinsichtlich eines doch ernsten Themas. Aber das ist es, warum ich dieses Album so liebe. Es ist realistisch. Es zeichnet keine Utopie und Zukunftsvision, sondern das Leben hier und heute, das eben nicht schwarz und weiß ist, sondern viel mehr Farbtöne hat, als wir uns ausmalen können.

Herausfordernd und bewegend. Tiefgründig und erheiternd. Schmerzhaft und heilsam. Aber immer: Hoffnungsvoll. Musikalisch ein wahrer Genuss. Die Erzählungen „auf den Punkt“ und sprachlich reinste Inspiration. Das ist „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“.

Ein wichtiger Hinweis
Eine kleine Anmerkung (und nein: Ich bekomme keine Provision!): Künstler haben es in der momentanen Situation extrem schwer. Sie können keine Konzerte spielen und bei den meisten Künstlern sind gerade Konzerte die Haupteinnahmequelle. Deswegen lege ich es dir sehr ans Herz, dieses Album zu kaufen, um diese wunderbare Musik und „Integrationsarbeit“, die Judy und Patrick leisten, zu unterstützen.

Gehe nicht über Los, sondern direkt auf ihre Homepage, um das Album zu kaufen: www.judybailey.com.


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Dear X. Oder womit kämpfst du so?

Dieser Song ist meine Hoffnungshymne schlechthin. „Dear X, You don’t own me“ von Disciple. Wir alle kämpfen mit Dingen, die uns runterziehen und vernichten wollen.

Scham.

Angst.

Zorn.

Depression.

Wut.

Schmerz.

Wenn der Satan Lügen flüstert…

Wir kennen diese Situationen in unserem Leben, in denen diese Dinge lauern. Eigenes Fehlverhalten, Worte anderer, Verletzungen, Verurteilungen, die über uns ausgesprochen werden, eigenes Versagen und Schuld, die wir auf uns laden.

Und dann flüstert der Satan uns ein: „Siehste, ich hab’s schon immer gewusst! Du hast es einfach nicht drauf! Wieder mal hast du es komplett verbockt! Lass es doch sein in Zukunft. So einen Vollpfosten wie dich braucht’s nicht noch mal in dieser Welt.“

Und das Schlimme: Wir glauben diese Lügen. Vielleicht nicht beim ersten Mal. Aber wenn die Situation oder das Verhalten vermehrt auftritt, beginnen wir zu glauben, dass es nicht anders geht.

Dass Beziehungen in die Brüche gehen, ist meine Schuld.

Dass die Kinder „nichts geworden sind“ (was auch erst mal zu beweisen wäre), liegt an meiner Unfähigkeit zu erziehen.

Dass ich die Herausforderung nicht einmal angehe liegt an meiner Scham, die daraus resultiert, dass ich in der Vergangenheit viel zu sehr versagt habe.

Dass Menschen Schlechtes und Verurteilendes über mich aussagen, ist nicht ihre Schuld – es ist meine Schuld. Ich hab’s ja verdient.

Oh man. Wie gerne würde ich dir sagen: STOP! Es reicht! Das ist falsch!

Es gibt Hoffnung!

Im Song heißt es über diese ganzen fiesen Gestalten wie Angst, Wut oder Scham:

„Du kannst mich verbiegen – aber du wirst mich niemals brechen! Ich gehörte dir, ja. Aber jetzt nicht mehr! Du besitzt mich nicht! Mach schon! Setz mir eine Knarre an die Stirn. Du kannst abdrücken – aber du hast keine Munition! Ich habe dir gehört – jetzt nicht mehr! Du besitzt mich nicht!“

Es gibt immer Hoffnung

Das ist, was dieses Lied für mich wie kaum ein anderes Lied ausdrückt. Es gibt immer Hoffnung. Immer.

Dein Verhalten kennzeichnet dich nicht für alle Ewigkeit!

Du bist nicht dazu bestimmt, voller Schuld, voller Scham, voller Angst oder Zorn durch die Welt zu laufen. Nein! Dein leben kann eine komplett andere Richtung annehmen. Wieso? Weil Jesus dein Leben radikal verändert.

Kaum eine andere Bibelstelle drückt das so schön aus wie diese hier.

Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!Die Bibel - 2. Korinther 5,17

Es gibt immer Hoffnung. Als Jesus am Kreuz starb, hat er nicht einfach nur den Tod besiegt. Er hat auch nicht einfach nur dafür gesorgt, dass wir die Ewigkeit nicht in der Hölle, sondern mit Gott verbringen – alleine das ist schon gewaltig und wäre viele, viele eigene Beiträge wert. (Hier, hier und hier findest du ein paar Gedanken dazu). Worauf ich aber heute und jetzt mit diesem Beitrag hinauswill ist genau das, was in dem Bibelvers oben angesprochen wird: Das Leben hier auf der Erde vor deinem irdischen Tod ist nicht davon gekennzeichnet, dass du es wie Ein Sklave der Angst oder der Scham oder von Verletzungen leben musst. Nein! Es gibt Hoffnung, weil Jesus dich zu einem komplett neuen Menschen hat werden lassen – oder es noch tun wird. Wieso nicht jetzt in diesem Moment ihn darum bitten?

Verbiegen – aber nicht zerbrechen

Mir gefällt an diesem Song besonders der Gedanke, dass diese ganzen schlechten Dinge uns zwar verbiegen – aber niemals zerbrechen können, wenn wir mit Jesus leben. Denn es ist ja nicht so, dass wir nun plötzlich im heiligen Schlaraffenland oder Paradies leben und uns nichts mehr etwas anhaben kann. Nein – ganz und gar nicht.

Aber es ist wie das Kind an der Hand des Vaters: Sicher. Geborgen. Beschützt. Aber doch in der Lage, sich von der Hand loszureißen oder selbst an der Hand noch dumme Dinge zu tun. Nur eines ist klar: Die Hand des Vaters bleibt immer ausgestreckt.

Für mich drückt der Song eigentlich noch viel, viel mehr aus. Letzten Endes vermutlich sogar das, was es ausmacht, als Christ zu leben: Immer wieder angegriffen, verurteilt und verletzt zu werden – aber niemals von Gott getrennt werden. So wie Jesus es einmal über die Menschen sagte, die seine Freunde sind, die ihm nachfolgen:

Ihnen gebe ich das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Keiner kann sie aus meiner Hand reißen.Die Bibel - Johannes 10,28

Das macht Hoffnung. Und jetzt – schau dir den Song an. Musikalisch ein Leckerbissen….auch wenn’s vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist. Aber die Aussagen, die Hoffnung, die Zuversicht, die aus diesem Song sprechen, sind tief.


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