Start Blog Seite 25

10 Irrtümer über Weihnachten

Es ist das „Fest der Feste“ und das „Fest der Liebe“ – nun ja. Sagen wir mal so: Es gibt einige Irrtümer rund um Weihnachten – zehn Stück werde ich hier und heute mit diesem Artikel „entlarven“. Ach ja: Wenn du ein Humor-Attest hast, könnte dieser Artikel schwierig werden für dich – ansonsten: Viel Spaß damit!

Irrtum 1: Weihnachten ist das Fest der Liebe

So ein Quatsch! Kaum eine andere Jahreszeit und speziell besondere Tage sind so belastet mit Suizidversuchen und -leider- geglückten Suiziden. Kaum ein Fest generiert so viel Streit in den Häusern und Familien wie Weihnachten. Klar: In einer Gesellschaft, in der das Materielle im Vordergrund steht, ist es schon ein großer Grund für Streit, wenn es nur eine PS4 und keine PS5 gibt, nur ein iPhone 10 statt eines iPhone 12 oder ….Moment…kein einziges elektronisches Gerät.

Tja, wenn da dann mal die Sicherungen durchbrennen, kann man das schon gut verstehen, oder?

Nein! Tatsache ist, dass an Weihnachten so viel Unfriede herrscht wie kaum an einem anderen Tag im Jahr, der im Vorfeld so aufgebläht wird und Erwartungen so hoch gehängt werden, dass sie zum Scheitern verurteilt sind.

Irrtum 2: An Weihnachten geht’s um Geschenke

OK, Tatsache ist, dass auch in der Weihnachtsgeschichte die drei heiligen Könige (die weder drei, noch heilig, noch Könige waren, aber das ist eine andere Geschichte) Geschenke mitbrachten. Also ist es doch nicht verkehrt, sich etwas zu schenken, oder?

Richtig. Verkehrt ist es nicht. Es ist nie verkehrt, jemandem etwas zu schenken, um ihm damit eine Freude zu machen. Verkehrt ist nur und ein großer Irrtum, dass Weihnachten wegen der Geschenke ins Dasein gerufen wurde. Sicher: Wenn man so manchen Werbespot verfolgt, dann wird man diese Annahme treffen können. Sie ist aber falsch. Grottenfalsch.

Irrtum 3: Weihnachten kommt vom englischen „Whynachten“

Ja. Äh. Ne.

…für manches braucht man einfach keine lange Erklärung.

Irrtum 4: Weihnachten ist Geschichte

Natürlich ist das zweideutig. Wenn Weihnachten „Geschichte“ ist, dann ist Weihnachten Geschichte im historischen Sinn – dann wäre das nicht mal ein Irrtum, dazu aber später mehr.

Wenn du denkst, dass Weihnachten „Geschichte“ ist im Sinne von: „Es war einmal….“ – und heute hat’s keine Relevanz mehr, dann muss ich dich enttäuschen. Wenn du gut bist, dann liest du die folgenden Punkte alle auch – aber ich würde dich ansonsten bitten, zumindest noch Punkt 10 zu lesen, denn dann wirst du „eines Besseren belehrt“ – ok, belehrt werden will heute kein Mensch, ich sag’s anders: Dann wirst du merken, dass Weihnachten Geschichte im historischen Sinn ist – aber auch heute noch große Relevanz besitzt.

Irrtum 5: Weihnachten ist ein säkulares Fest

Tja, soll ich ehrlich sein? Inzwischen ist das wahrscheinlich nicht mal mehr ein Irrtum, sondern durch die Realität abgedeckt. Es geht um alles – nur nicht um den Kern von Weihnachten. Es geht um Geschenke, um Liebe, um Essen, um Familie, um Weihnachtsmärkte (selbst wenn sie ausfallen) und um Kommerz, Kommerz, Kommerz.

In Liedern wird Weihnachten besungen, in Geschichten hat Weihnachten seinen festen Platz – aber einen „religiösen Bezug“ findet man nur noch sehr, sehr selten. Tatsache ist: Weihnachten ist zu einem säkularen Fest geworden, ist es aber im ursprünglichen Sinn überhaupt nicht.

Irrtum 6: Weihnachten ist für die Familie da

Nein. Ganz einfach: nein! Was machen dann Singles? Witwer und Witwen? Gerade in diesem Jahr 2020? Und auch sonst: Welche Familie ist denn gemeint? Die unter einem Dach lebt oder doch auch die größere Familie inklusive buckliger Verwandtschaft? Und falls ja: Wieso um alles in der Welt benötige ich ein Fest, um den Wert von Familie zu erkennen?

Natürlich ist es schön, im Kreise seiner Liebsten Weihnachten zu feiern: mit Geschenken, mit Plätzchen, mit Punsch und Glühwein, weihnachtlicher Musik und vielen Kerzen. Das ist toll! Aber nicht der Grund von Weihnachten.

Irrtum 7: An Weihnachten ist Jesus auferstanden

Ja, also der Gedanke mit Jesus hat Charme. Da bist du dann immerhin schon mal auf dem richtigen Weg und ich würde sagen, wenn wir jetzt „Blinde Kuh. Weihnachtsedition“ spielen würden, dann würde ich laut rufen: „Heiß, ganz heiß!“ Man gib sich ja schon mit wenig zufriedne. Denn immerhin hast du eines erkannt: Weihnachten hat in irgendeiner Weise etwas mit Jesus zu tun.

Ich würde mal behaupten, dass du dich ab sofort als Teil einer „Minderheit“ sehen darfst – ob das ein wertvolles Prädikat ist oder nicht, darfst du selbst entscheiden, aber Fakt ist: Nur noch wenige wissen, dass Weihnachten und Jesus in irgendeiner Weise zusammengehören. Glückwunsch. Du könntest, wenn du willst, Irrtum 8 und Irrtum 9 überspringen und direkt mit Irrtum 10 fortfahren – bist aber natürlich herzlich eingeladen, auch diese beiden Irrtümer mitzunehmen.

Irrtum 8: Weihnachten ist eine Erfindung von Coca Cola

Das ist so lustig. Immer wieder begegnet mit dieser Irrtum. Klar – Coca Cola hat einen vermeintlichen Coup gelandet, denn diesem Getränkedosen wird die Erfindung des Weihnachtsmannes mit seinen schwarzen Stiefeln, dem roten Kostüm und der flauschigen Mütze zugeschrieben. Inzwischen klettert er ja nicht nur in den USA Häuserfassaden hoch, sondern auch schon in den entlegensten Ecken Deutschlands. Respekt, Coca Cola! Great deal!

Dennoch aber hat diese Firma nicht Weihnachten erfunden. Sie hat ein existierendes Fest ausgeschlachtet mit einem Marketing-Coup, der sicherlich bis heute seinesgleichen sucht.

Irrtum 9: Weihnachten ist ein nettes Märchen

„Es begab sich aber zu der Zeit….“ So beginnt die Weihnachtsgeschichte im zweiten Teil der Bibel, wie der Evangelist Lukas sie schreibt. Zugegeben: Das klingt schon ganz ähnlich wie „Es war einmal“.

Das war’s dann aber auch schon mit Märchenähnlichkeiten. Weder kommen sprechende Tiere vor noch eine Fee; weder gibt’s einen bösen König noch eine fiese Schwiegermutter.

Zu behaupten, die Weihnachtsgeschichte sei ein Märchen, ist schon ziemlich dumm. Es befinden sich in ihr jede Menge historische Anhaltspunkte, die rekonstruiert werden können – so dass jeder Mensch, der den Verstand einsetzt, erkennt: Die Weihnachtsgeschichte ist kein Märchen. Aber das setzt halt denken voraus – und das ist jetzt nicht so jedermanns Sache, wenn es um biblische oder christliche Themen geht. Da ballert man schnell mal gerne mit irgendwelchen Vorurteilen oder „Ich hab da mal gehört“-Argumenten um sich. Im gleichen Atemzug argumentiert man dann noch, dass der Glaube ja nur etwas für Menschen sei, die das Denken aufgegeben haben. Nun. Was soll ich sagen? Manche Menschen sind leider unbelehrbar – du hoffentlich nicht. Denn jetzt komm der alles entscheidende Irrtum:

Irrtum 10: Weihnachten hat nichts mit mir zu tun

Oh doch! „Heute ist euch der Retter geboren worden!“ (Lukas 2,11) Vielleicht der wichtigste Satz in der gesamten Weihnachtsgeschichte – die du übrigens gerne mal nachlesen kannst in Lukas 2.

„Heute ist euch der Retter geboren worden!“

Ja, Gott kommt als Baby in diese Welt – crazy! Ich kann’s dir nicht erklären – ist einfach so. Aber er kommt nicht (nur) als dieses kleine, schnuckelige Baby, sondern er kommt als Retter.

Retter. Rettung. Gar nicht so unüblich dieses Wort in unserem Sprachgebrauch: Rettung in letzter Sekunde. Bankenretter. Rettungssanitäter. Rettungswagen. Die Bergretter. Lebensretter. Smartphoneretter.

Weihnachten ist viel, viel mehr. Weihnachten ist nicht nur irgendeine Rettungsaktion – es ist der Beginn der Rettungsaktion schlechthin.

An Weihnachten kommt der in die Welt, der uns Menschen rettet.

Wozu eigentlich? Na ganz einfach: Zu einem Leben, in dem nicht ich selbst im Mittelpunkt stehen muss, sondern zu einem Leben, das geprägt ist, das widerzuspiegeln, was Gott in mich hineingelegt hat. Also ein Leben, das nicht von meiner Leistung, meiner Laune und meinem Können abhängig ist, sondern zu einem Leben, das den ehrt, der es mir geschenkt hat. Ein Leben, in dem sich Göttliches im Menschlichen entfaltet und der Mensch wieder Mensch wird. Denn ohne den Schöpfer ist das Geschöpf recht schnell erschöpft. Ein Leben also, von dem ich weiß, woher es kommt – und wohin es geht, woraufhin es zusteuert.

Er rettet uns aber nicht nur „zu etwas“ sondern auch „vor etwas“. Davor, von Gott getrennt zu sein. Sowohl hier auf der Erde (siehe oben, das „Wozu“) – aber auch nach dem Tod. Denn alle Menschen werden nach ihrem irdischen Tod auferstehen – zu einem ewigen Leben. Für die einen heißt es „Ewigkeit mit Gott“ und für andere „Ewigkeit ohne Gott“. Und ehrlich: Letzteres ist die Hölle. Das erleben wir doch hier schon. Wo wir Gott aus unserem Leben, aus unserer Gesellschaft, aus der Politik, aus dem Umgang miteinander rauslassen, da ist es nicht gut.

Insofern hat Weihnachten jede Menge zu tun – mit mir. Mit dir.

Frohe Weihnachten!


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Ich mag dich fast so wie du bist

Tiefe und authentische Beziehungen. Nicht jeder gibt es zu, aber wir alle wollen genau diese Art von Beziehung. Nicht die oberflächlichen, seichten und wenig inspirierenden. Nur: Wie kommt man da hin? Wie schafft man es, Beziehungen zu leben – ob in Partnerschaft oder Freundschaften – die eben genau so sind?

Darum geht es in „Ich mag dich fast so wie du bist“ – ein Buch, das einen wesentlich besseren Titel verdient hätte. Denn er suggeriert in meinen Augen etwas vollkommen Falsches, um das es im Buch selbst nur periphär geht.

Um was es wirklich geht, lässt sich aber gar nicht in wenigen Worten erklären. Klar – um Beziehungen. Aber im Prinzip geht es um viel mehr.

Intimität, Vertrautheit und Verletzlichkeit

Drei Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehen. Intimität erzeugt Vertrautheit – Basis aller tiefen Beziehungen. Das aber geht nicht, ohne sich selbst verletzlich und verwundbar zu machen. So könnte man Ortbergs Gedanken zum Thema „echte und tiefe Beziehungen“ zusammenfassen. Grundlegend dafür ist ein ganz einfacher Satz vno Dallas Willard – ein großartiger Theologe und Philosoph, den Ortberg an verschiedenen Stellen immer wieder ins Spiel bringt.

Intimität – das sind gemeinsame Erfahrungen.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 26

Klingt sehr simpel – ist es aber bei genauerer Betrachtung überhaupt nicht. Gemeinsame Erfahrungen zu machen bedeutet nämlich, ehrlich zu sich selbst und zum anderen zu sein.

Unsere Fähigkeit zum Selbstbetrug ist grenzenlos und ein echtes Problem, wenn es um tiefe Beziehungen geht. Warum? Weil Vertrautheit durch gemeinsame Erfahrungen wächst, und wir können uns anderen nicht öffnen, wenn uns nicht bewusst ist, was in unserer Seele und unserem Geist vor sich geht.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 111

Selbsterkenntnis und das wissen um die eigene Unvollkommenheit und den Zustand der eigenen Seele ist das eine – Annahme das andere:

Hier ist das Paradoxe an der Selbsterkenntnis: Obwohl sie notwendig ist, weil erst dadurch echte Vertrautheit möglich wird, stellt sie gleichzeitig ein großes Hindernis dar. Wenn uns bewusst wird, wie zerbrochen wir sind und wie viel Hässliches es bei uns gibt, wird aber die Gnade und unseren Wert als Kinder Gottes aus dem Blick verlieren, schrecken wir vor vertrauten Beziehungen zurück. Und unsere Welt ist voll von klugen, fähigen, erfolgreichen, einsamen und verängstigten Menschen.

Selbsterkenntnis allein genügt also nicht. Zu echter Vertrautheit gehört auch das Geschenk der Annahme, das uns die Selbsterkenntnis nicht machen kann.

Ich mag dich fast so wie du bist, S. 121

Zusammengefasst als kleine und einprägsame mathematische Gleichung:

Selbsterkenntnis + Annahme = Vertrautheit

Die goldene Regel tiefer Beziehungen

Sie findet sich schon in der Bibel, so Ortberg:

Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden!Die Bibel, Römer 12,15

So weit so gut. Recht überzeugend macht Ortberg im Folgenden deutlich, weshalb diese goldene Regel im Prinzip unser ganzes Leben und das unseres Gegenübers umfasst. Nur – und darauf geht er leider sehr wenig ein – ist nicht jeder Mensch ein Empathie-Genie. Es gibt nun einfach Menschen, denen es schwerer fällt als anderen, sich in ihr Gegenüber hinein zu versetzen und den anderen zu „erfühlen“, wie Ortberg es nennt. Schade, denn ich glaube, dass eine gewisse Empathie-Legasthenie sich immer weiter ausbreitet in unserer Gesellschaft. Da wäre ein Hinweis darauf sicherlich hilfreich gewesen.

Zumal Ortberg in diesem Zusammenhang einen sehr, sehr wichtigen Hinweis bringt und ihn brillant zusammenfasst. Die Gefahr bei aller Empathie und Betonung unserer Gefühle (was Trauer und Freude zumindest teilweise definitiv sind) ist, dass wir uns über sie definieren. Aber genau das ist nach Ortberg grundlegend falsch.

Ein Gefühl ehrlich beim Namen zu nennen ist der erste Schritt, um innerlich heil zu werden. Wir dürfen in Gottes Gegenwart unsere Gefühle offen beim Namen nennen und so sein, wie wir wirklich sind. Denken Sie daran, dass wir nicht sind, was wir fühlen. Wir haben Gefühle, aber die Gefühle besitzen uns nicht. Wir gehören zu Gott.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 140

Wer meint, dass sich „Ich mag dich fast so wie du bist“ nun wie eine tränenreiche Seelsorgelektüre anfühlt – keine Sorge: Auch in diesem Buch brilliert Ortberg mit seinem Humor. Wie er sich selbst (und seine Familie) auf die Schippe nimmt, sucht seinesgleichen. So kennt man ihn, das weiß man von ihm. Gleichwohl habe ich den Eindruck, dass es Ortberg in diesem Buch zwar nicht übertreibt, aber schon ein wenig auf die Spitze treibt. An manchen Stellen musste ich zwei mal lesen, um mir klar zu machen, dass er sich grad selbst auf den Arm nimmt. So viel „Eigenhumor“ ist bei einem so tiefen Thema in meinen Augen sehr hilfreich – zeigt er doch (und so sehe ich Ortbergs Motivation, mit so viel Humor zu schreiben): „Schaut her, liebe Leser: Ich hab’s auch noch nicht ergriffen! Ich bin einer von euch!“ Und das nehme ich Ortberg voll und ganz ab, zumal wenn man um die manchmal verworrenen Wege seiner selbst und seiner Kinder weiß, die auch jüngst in den Medien zu lesen waren.

Beziehungen aller Art sind gemeint

„Ich mag dich fast so wie du bist“ ist kein Eheratgeber, auch wenn ich nach dem Lesen den Eindruck habe, dass Ortbergs Gedanken und Tipps hauptsächlich in einer Ehe Widerhall finden würden. Gleichzeitig aber sind es auch sehr hilfreiche Gedanken für alle, die sich fragen, wie sie bspw. gute Freundschaften aufbauen und pflegen können. Und wenn man noch einen Schritt weiter geht: „Ich mag dich fast so wie du bist“ ist ein Buch voller wertvoller Gedanken für alle, die sich schwer damit tun, sich anderen Menschen zu öffnen und tiefe Beziehungen eingehen.

Denn eines wird deutlich: Jede Beziehung – ob Freundschaft oder Ehe – beruht auf zwei Personen und beide haben etwas beizutragen – und beide müssen etwas beitragen. Sonst funktioniert „das Ganze“ nicht.

Natürlich ist einer der größten Verhinderungsfaktor von tiefer Beziehung die Frage nach Scham und Ablehnung. Auch darauf geht Ortberg schon sehr seelsorgerlich und biblisch begründet ein – das sind sehr, sehr wertvolle Gedanken und Seiten, die man sich hier zu Gemüte führt.

Wenn das Gefühl, verurteilt zu werden, tief genug in die menschliche Seele dringt, wird sie zu Scham. Scham ist eigentlich Selbstverdammnis – nach innen gerichtete Ablehnung.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 256

Und dann führt Ortberg diese Gedanken auf absolut brillante Weise aus anhand der biblischen Erzählung von der Frau, die Jesus am Jakobsbrunnen begegnet ist. (Johannes-Evangelium, Kapitel 4) Alleine dafür lohnt es sich, das Buch zu kaufen.

Gleichzeitig aber darf sich keine Beziehung, mag sie noch so intim und vertraut sein, nur um sich selbst drehen, was Ortberg mit dem wunderbaren Gedanken verdeutlicht:

Intimität ohne Extimität führt zu Stagnation und Tod.Ich mag dich fast so wie du bist, S. 310

Diesen Gedanken führt Ortberg sogar weiter im Blick auf eine Gemeinde, die auf Stagnation und Tod zuläuft, wenn sie sich nur um sich selbst dreht.

Wer nun meint, dass sich Ortberg in Theorien verliert, irrt. Er bringt viele praktische Beispiele genauso wie ganz konkrete Tipps für den Alltag, um Beziehungen in die Tiefe gehen zu lassen. Insofern liefert das Buch sowohl wertvolle theoretische und biblisch fundierte Gedanken wie auch praktische Ratschläge, um Beziehungen in die Tiefe zu führen.

Brillant (ich wiederhole mich mit diesem Wort, ich weiß, aber es ist einfach so) ist sein Vergleich von Psalm 139 und der Frage nach der heutigen Technologie. Aber – das würde hier nur zu viel Spoiler sein – lieber das Buch kaufen und selbst lesen.

John Ortberg: Ich mag dich fast so wie du bist
352 Seiten
ISBN: 9783957345110
Verlag: Gerth Medien
Preis: 12,00 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Das Leben ist nicht schwarz-weiß

Ich bin unglaublich bewegt, begeistert, berührt, überrascht, dankbar. Die Geschichten, die Judy Bailey und Patrick Depuhl in Erzählungen und Songs erklingen lassen, sind so tiefgründig, dass mir immer noch wohl die richtigen Worte fehlen, sie zu beschreiben. „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ ist ein großartiges Doppel-Album.

Rassismus

Die Lieder und Erzählungen spiegeln das ganze bunte Leben von Judy, Patrick und ihrer Familie wider. Familie? Ja, nicht nur ihre drei Jungs, die sie haben. Vielmehr auch die Geschichten ihrer Eltern und deren Eltern. Geschichten der Generationen vor ihnen – durchzogen von Schuld und Rassismus. Was muss an Schmerz, an Verarbeitung, an Versöhnung, an Hoffnung, an Aufs und Abs „dahinterstecken“ – und das kann man mit Worten eben nicht ausdrücken, wenn man das „nur hört“ – aber nicht die vielen „Geschichten hinter den Geschichten“ selbst erlebt hat.

Selten – oder eigentlich noch nie seit ich denken kann – hat mich ein Album so „berührt“, wie man so schön sagt. Es hat mich nachdenklich gemacht, traurig gestimmt – aber dann auch wieder ganz hoffnungsvoll. Irgendwie so das volle Leben halt.

Das große Thema – man mag es sich denken bei diesem Albumtitel – ist der Rassismus sowie die Ungerechtigkeit zwischen Herrschenden und Völkern, zwischen Nationen und Menschen, zwischen den Nachbarn und der Person hinter mir an der Supermarktkasse. Es ist kein „Bashing“ auf „die da oben“. Nein, dieses Album ist mehr. Es deckt auf, wo andere vertuschen. Es schaut hin, wo andre wegschauen. Es benennt Unrecht, wo andere sagen „Ach, ist doch nicht so wild.“ Und vor allem: es verbreitet Hoffnung, wo andere nur den Kopf in den Sand stecken.

Es sind die „ganz normalen Alltagsgeschichten“ des Rassismus und darüber hinaus auch die „großen Geschichten“ der deutschen Nazi-Zeit, die durch biografische Bezüge plötzlich ganz, ganz nah einschlagen wie eine Bombe. Alleine schon die Alltagsgeschichten reichen aus, um zu erkennen, wie unsere Gesellschaft ein massives Rassismus-Problem hat. Wenn bspw. Judy und Patrick einkaufen, Judy bezahlt – aber das Rückgeld geht an Patrick. Übel, oder? Ich finde das dramatisch – und gleichzeitig so schön ehrlich, authentisch und nahbar, wenn Patrick auf dem Album davon erzählt.

Ich nehme hier ganz bewusst nicht zu viel vorweg und zitiere auch nicht viel. Aus zwei Gründen: Ich würde es zum einen aus dem Zusammenhang reißen, wodurch so mancher „Aha-Effekt“ und die ein oder andere Pointe ins Leere läuft, da ich niemals so gut die Dinge beim Namen nennen kann, wie das Judy und Patrick tun- vor allem aus eigener auch leidvoller Erfahrung im Hier und Heute aber auch in ihrer Biografie. Und zum Zweiten lege ich dir sehr nahe, dir dieses Doppelalbum selbst zu kaufen und zu Gemüte zu führen.

Hoffnung

Aber wer jetzt denkt, dass dieses Album Trübsal bläst und wie eine graue Maus daherkommt, liegt komplett daneben – und würde wohl Judy und Patrick auch nicht wirklich kennen. Zwei so wunderbare Menschen, zwei so großartige Hoffnungsträger, zwei einzigartige Botschafter der Liebe Gottes – wie könnten ausgerechnet die beiden stehen bleiben in der Tristesse, dem Grau in Grau, der Depression? Eben. Geht nicht.

Und deswegen berührt mich dieses Doppel-Album noch auf ganz andere Weise. Es ist die Hoffnung, die Leidenschaft, der Optimismus, den die beiden verbreiten. Sie bleiben nicht stehen bei dem unglaublichen Hass, Trennung, Zerstörung, Wut und Verzweiflung, die Rassismus mit sich bringen. Und vor allem (und das ist wahre Größe): Sie zeigen nicht mit dem Finger auf die Täter (auch wenn man es nur allzugut verstehen würde). Vielmehr laden sie den Hörer ein, Teil der „Hoffnungsbewegung“ zu werden, welche Judy und Patrick durch dieses Album (und streng genommen durch alle ihre Alben) sind.

Eine wunderbare Reise

„Willkommen auf dieser kleinen Reise jetzt und hier. Geschichten und Songs, deutsch und englisch durch schwarz, weiß, bunt; durch Welt und durch Dorf“ erklingt es auf dem Album. Und genau das sind diese 2 Stunden und 22 Minuten: Eine Reise durch die Welt von Judy und Patrick, die rein äußerlich Station machte auf Barbados, Chicago, London, in über 30 Ländern, in denen sie gesungen und gespielt haben und nicht zuletzt in Alpen am Niederrhein, wo sie leben.

Kein Wunder, dass diese Welt nicht schwarz und weiß ist, auch nicht grau, sondern bunt, vielfältig und so wunderschön bereichernd.

Es sind nicht nur die oben angesprochenen Themen, welche diese Reise zu einer Abenteuer- und Entdeckungsreise machen. Nein, es ist kein Urlaubstrip und auch kein Luxustrip. Es ist eine Entdeckungsreise hinein in eine Welt einer wunderbaren Künstlerfamilie – aber nicht nur das. Es geht um mehr – und sehr wahrscheinlich auch um eine Reise zu meinen eigenen, inneren Überzeugungen.

Was diese Reise auch auszeichnet ist – Humor. Ja genau, richtig gelesen. Humor.

Er ist tiefsinnig und charmant. Er ist nicht platt und nicht billig. Er ist eher so der schmunzelnde und nicht an der Oberfläche schreiende Humor, der die Schwere dieser Themen aber nicht nur erträglich macht, sondern wohl so richtig ins Herz rutschen lässt. Mal findet sich der Humor in den Lesungen, mal in den Songs, mal sind die Lesungen „schwer“, mal sind es die Songs. Auch da ist das Album eben nicht „Schwarz und Weiß“.

Ein Album über die Schönheit des Lebens, der deutschen Sprache und der Verschiedenheit aller Menschen. Ein Album voller Hoffnung, Liebe, Zuversicht und Realismus. Letzteres überrascht in solch einer fast schon euphemistischen Aufzählung hinsichtlich eines doch ernsten Themas. Aber das ist es, warum ich dieses Album so liebe. Es ist realistisch. Es zeichnet keine Utopie und Zukunftsvision, sondern das Leben hier und heute, das eben nicht schwarz und weiß ist, sondern viel mehr Farbtöne hat, als wir uns ausmalen können.

Herausfordernd und bewegend. Tiefgründig und erheiternd. Schmerzhaft und heilsam. Aber immer: Hoffnungsvoll. Musikalisch ein wahrer Genuss. Die Erzählungen „auf den Punkt“ und sprachlich reinste Inspiration. Das ist „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“.

Ein wichtiger Hinweis
Eine kleine Anmerkung (und nein: Ich bekomme keine Provision!): Künstler haben es in der momentanen Situation extrem schwer. Sie können keine Konzerte spielen und bei den meisten Künstlern sind gerade Konzerte die Haupteinnahmequelle. Deswegen lege ich es dir sehr ans Herz, dieses Album zu kaufen, um diese wunderbare Musik und „Integrationsarbeit“, die Judy und Patrick leisten, zu unterstützen.

Gehe nicht über Los, sondern direkt auf ihre Homepage, um das Album zu kaufen: www.judybailey.com.


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Dear X. Oder womit kämpfst du so?

Dieser Song ist meine Hoffnungshymne schlechthin. „Dear X, You don’t own me“ von Disciple. Wir alle kämpfen mit Dingen, die uns runterziehen und vernichten wollen.

Scham.

Angst.

Zorn.

Depression.

Wut.

Schmerz.

Wenn der Satan Lügen flüstert…

Wir kennen diese Situationen in unserem Leben, in denen diese Dinge lauern. Eigenes Fehlverhalten, Worte anderer, Verletzungen, Verurteilungen, die über uns ausgesprochen werden, eigenes Versagen und Schuld, die wir auf uns laden.

Und dann flüstert der Satan uns ein: „Siehste, ich hab’s schon immer gewusst! Du hast es einfach nicht drauf! Wieder mal hast du es komplett verbockt! Lass es doch sein in Zukunft. So einen Vollpfosten wie dich braucht’s nicht noch mal in dieser Welt.“

Und das Schlimme: Wir glauben diese Lügen. Vielleicht nicht beim ersten Mal. Aber wenn die Situation oder das Verhalten vermehrt auftritt, beginnen wir zu glauben, dass es nicht anders geht.

Dass Beziehungen in die Brüche gehen, ist meine Schuld.

Dass die Kinder „nichts geworden sind“ (was auch erst mal zu beweisen wäre), liegt an meiner Unfähigkeit zu erziehen.

Dass ich die Herausforderung nicht einmal angehe liegt an meiner Scham, die daraus resultiert, dass ich in der Vergangenheit viel zu sehr versagt habe.

Dass Menschen Schlechtes und Verurteilendes über mich aussagen, ist nicht ihre Schuld – es ist meine Schuld. Ich hab’s ja verdient.

Oh man. Wie gerne würde ich dir sagen: STOP! Es reicht! Das ist falsch!

Es gibt Hoffnung!

Im Song heißt es über diese ganzen fiesen Gestalten wie Angst, Wut oder Scham:

„Du kannst mich verbiegen – aber du wirst mich niemals brechen! Ich gehörte dir, ja. Aber jetzt nicht mehr! Du besitzt mich nicht! Mach schon! Setz mir eine Knarre an die Stirn. Du kannst abdrücken – aber du hast keine Munition! Ich habe dir gehört – jetzt nicht mehr! Du besitzt mich nicht!“

Es gibt immer Hoffnung

Das ist, was dieses Lied für mich wie kaum ein anderes Lied ausdrückt. Es gibt immer Hoffnung. Immer.

Dein Verhalten kennzeichnet dich nicht für alle Ewigkeit!

Du bist nicht dazu bestimmt, voller Schuld, voller Scham, voller Angst oder Zorn durch die Welt zu laufen. Nein! Dein leben kann eine komplett andere Richtung annehmen. Wieso? Weil Jesus dein Leben radikal verändert.

Kaum eine andere Bibelstelle drückt das so schön aus wie diese hier.

Wer mit Christus lebt, wird ein neuer Mensch. Er ist nicht mehr derselbe, denn sein altes Leben ist vorbei. Ein neues Leben hat begonnen!Die Bibel - 2. Korinther 5,17

Es gibt immer Hoffnung. Als Jesus am Kreuz starb, hat er nicht einfach nur den Tod besiegt. Er hat auch nicht einfach nur dafür gesorgt, dass wir die Ewigkeit nicht in der Hölle, sondern mit Gott verbringen – alleine das ist schon gewaltig und wäre viele, viele eigene Beiträge wert. (Hier, hier und hier findest du ein paar Gedanken dazu). Worauf ich aber heute und jetzt mit diesem Beitrag hinauswill ist genau das, was in dem Bibelvers oben angesprochen wird: Das Leben hier auf der Erde vor deinem irdischen Tod ist nicht davon gekennzeichnet, dass du es wie Ein Sklave der Angst oder der Scham oder von Verletzungen leben musst. Nein! Es gibt Hoffnung, weil Jesus dich zu einem komplett neuen Menschen hat werden lassen – oder es noch tun wird. Wieso nicht jetzt in diesem Moment ihn darum bitten?

Verbiegen – aber nicht zerbrechen

Mir gefällt an diesem Song besonders der Gedanke, dass diese ganzen schlechten Dinge uns zwar verbiegen – aber niemals zerbrechen können, wenn wir mit Jesus leben. Denn es ist ja nicht so, dass wir nun plötzlich im heiligen Schlaraffenland oder Paradies leben und uns nichts mehr etwas anhaben kann. Nein – ganz und gar nicht.

Aber es ist wie das Kind an der Hand des Vaters: Sicher. Geborgen. Beschützt. Aber doch in der Lage, sich von der Hand loszureißen oder selbst an der Hand noch dumme Dinge zu tun. Nur eines ist klar: Die Hand des Vaters bleibt immer ausgestreckt.

Für mich drückt der Song eigentlich noch viel, viel mehr aus. Letzten Endes vermutlich sogar das, was es ausmacht, als Christ zu leben: Immer wieder angegriffen, verurteilt und verletzt zu werden – aber niemals von Gott getrennt werden. So wie Jesus es einmal über die Menschen sagte, die seine Freunde sind, die ihm nachfolgen:

Ihnen gebe ich das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Keiner kann sie aus meiner Hand reißen.Die Bibel - Johannes 10,28

Das macht Hoffnung. Und jetzt – schau dir den Song an. Musikalisch ein Leckerbissen….auch wenn’s vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist. Aber die Aussagen, die Hoffnung, die Zuversicht, die aus diesem Song sprechen, sind tief.


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

28 Tage Hoffnung

28 Tage Lockdown „light“ liegen vor uns. Ab heute.

Das ist aber nur die halbe Wahrheit – und im wahrsten Sinne stimmt es dieses Mal: Die Wahrheit liegt im Auge des Betrachters.

Du kannst diese 28 Tage Lockdown sehen als eine Zeit, in der so vieles nicht mehr geht. Und ganz ehrlich: Ich finde es auch jammerschade, dass so vieles nicht mehr geht. Ich will das gar nicht kleinreden – schon gar nicht dort, wo es um Existenzen geht in der Gastronomie oder in der Veranstaltungs- und Kulturbranche. Nein, mir geht’s nicht drum, dass wir die Augen vor der Realität verschließen.

Ganz im Gegenteil, denn zu dieser Realität gehört auch, dass es in diesem Universum neben der Liebe eine zweite unglaublich große Kraft gibt: die Hoffnung.

Hoffnung

Hoffnung ist eine feste Zuversicht, ein Vertrauen, ein Kraftschöpfen aus dem, was man zwar nicht so ganz sieht, nicht so ganz greifen kann und schon gar nicht ganz erklären kann. Aber es ist da. Dieses „Es“ ist für mich Jesus Christus. Wenn es einen „Hoffnungsbeweis“ schlechthin gibt, dann ist das für mich das Kreuz und die Auferstehung. Selbst der Tod konnte – so glaube ich das – Jesus nicht gefangen halten, sondern musste ihn freigeben am Ostermorgen, weil der Schöpfer dieses Universums seinen Sohn von den Toten wieder auferweckte.

Apropos Schöpfer dieses Universums: Wer aus dem Chaos, wie die Bibel es berichtet, eine so wunderschöne Schöpfung hervorbringen kann, die wir gerade jetzt mit diesen wunderschön bunten Wäldern bestaunen können, dem traue ich zu, dass er noch viel mehr kann. Und da ist es wieder: das Prinzip Hoffnung.

Und deswegen liegen nicht nur 28 Tage Lockdown „light“ vor uns, sondern 28 Tage Hoffnung.

An jedem einzelnen Tag ist es deine Entscheidung, ob du Hoffnung verbreitest oder nicht. Und genau dazu wollen wir dich auffordern. Wir? Ja, meine wunderbare Frau Damaris hatte die Idee, ich bin nur der Sekretär und Schreiber. Nein. Ernsthaft. Ihr Gedanke war es, wir haben dann ein wenig gemeinsam „gesponnen“ und daraus entstand dann diese Idee. Gestern. Also sehr spontan.

Mach mit! Jeden Tag!

Mitmachen – aber wie?

Egal wie: Ruf jemanden an, poste etwas in deinem WhatsApp-Status oder auf social media mit dem Hashtag #28tagehoffnung, schreib jemandem eine Karte, kauf ihm (oder besser: ihr) Blumen, schenk Schokolade, schreibe kreative Bibelvers-Karten (kennst du dies „Lettering“-Kunst? Ich liebe sie so, ich find sie so schön – und kann das überhaupt nicht.) oder kauf für jemanden ein, dem es grad schwerfällt.

Egal was. Egal wie. Einzige Regel: Verbreite Hoffnung!

Und wenn du willst: teile diesen Beitrag auf Facebook oder anderen sozialen Medien! Verschick ihn per Mail. Du findest uns und die Aktion auch auf Instagram (Damaris Brunner | David Brunner ). Aber es geht nicht um uns – deswegen kannst du auch einfach die Grafiken unten verwenden und selbst posten, verschicken und andere damit einladen. Es geht vielmehr darum, dass die nächsten 28 Tage eines werden: 28 Tage der Hoffnung!


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte

Stell dir vor, es ist ausgerechnet die wasweißichwievielte Biographie über eine Person der Weltgeschichte, die so richtig, richtig gut ist: Mitreißend, spannend, informativ, tiefgehend, sachlich, herausfordernd, interpretierend und kritisch zugleich. Here we go. „Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte“ ist genau solch eine Biografie.

….noch eine Luther-Biografie?

Ehrlich gesagt war das mein erster Gedanke, als ich schon vor längerer Zeit davon las, dass Eric Metaxas dieses Mammut-Werk vorhat. Ist nicht schon genug über Luther geschrieben worden?

Ehrlich gesagt wird im Theologiestudium (das ich in Heidelberg absolvierte) so viel über Luther gelehrt, seine Ideen, Gedanken und Aussagen sind omnipräsent, so dass es schon manchmal den Eindruck erweckt, dass auch die evangelische Kirche zwei Heilige hat: Dietrich Bonhoeffer und Martin Luther.

Was also ist das Besondere an diesem Buch? Wodurch zeichnet es sich aus? Mir liegt nichts daran, diese Biografie mit „Biografie XY“ zu vergleichen. Das wäre ein zum Misserfolg verdammtes Unterfangen. Wo anfangen, wo aufhören?

Vielmehr möchte ich mit dieser Rezension die Besonderheiten und Stärken dieser Biografie hervorheben. Denn davon gibt es eine Menge.

Ein Nicht-Theologe schreibt über Luther

Das muss einfach gut werden. Metaxas ist von Hause aus kein Theologe. Er ist Autor, Radiomoderator und studierte an der Universität von Yale. Unter anderem hat er schon Biografien über Dietrich Bonhoeffer und William Wilberfoce veröffentlicht, die weltweit große Aufmerksamkeit erlangten. Väterlicherseits ist Metaxas Grieche, mütterlicherseits hat er deutsche Vorfahren, was ihn sicherlich dazu bewogen, über Dietrich Bonhoeffer und jetzt eben auch über Martin Luther zu schreiben.

Metaxas ist ein brillanter Denker, was sich auf verschiedene Weise auch in der vorliegenden Luther-Biografie immer wieder zeigt. Diese liest sich wie eine Mischung aus spannendem Thriller und sachlicher Biografie. Metaxas streut jede Menge Originalzitate ein, die er aber in eine fortlaufende Erzählung über Martin Luther einbaut. Kurz gesagt: Es ist keine streng geisteswissenschaftliche Abhandlung, wie man es von einem Theologie-Professor erwarten würde, wenn er über Luther schreibt, sondern eben das Ergebnis eines redlich recherchierenden und wahrlich brillant formulierenden Autors.

Hilfreich sind immer wieder Notizen über Luthers Alter – auch in den Zwischenüberschriften. Diese machen es leichter, nachzuvollziehen, in welchem Tempo sich die Reformation und Luthers Denken entwickelte und in welchem Alter Luther bei den jeweils wichtigen Stationen seines Lebens und der Reformationsgeschichte war – super hilfreich vor allem auch dann, wenn man sich nicht berufsbedingt schon sehr oft und lange mit Luthers Biografie beschäftigt hat.

Schaut man in das Literaturverzeichnis, das diesem Buch zugrunde liegt, so findet man einige renommierte Werke, aus denen Metaxas seine Informationen zieht und Aussagen Luthers zitiert. Aber nochmals, um das zu betonen: „Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte“ ist keine weitere (langweilige und langatmige) Lutherbiografie, die zäh zu lesen ist. Sie steckt voller Überraschungen und Interpretationen des Autors, die zuweilen lustig bis erhellend sind und sehr starke Bilder vor Augen malen – beispielsweise als Luther nach und nach erkennt, wie es im Inneren der Kirche seiner Zeit aussah:

Luthers Vulkan war noch nicht am Ausbrechen, aber untätig war er auch nicht mehr. Allmählich begannen sich die Puzzleteile zusammenzufügen, und eines von ihnen bestand in Luthers wachsender Erkenntnis, dass er es mit einer Kirche zu tun hatte, der es nicht mehr um die Wahrheit ging und die gute, ehrliche Fragen mit einem ungeduldigen „Sei still und füge dich, sonst setzt es was“ beantwortete. Luther spürte instinktiv, dass dies nicht in Ordnung war und dem Wesen des biblischen Gottes zuwiderlief.Luther, S.132

Ebenso räumt Metaxas mit manchen Legenden auf, die sich stur um Luthers Wirken seit Jahrzehnten halten. So zum Beispiel über den Reichstag in Worms 1521, der so maßgeblich für Luthers Wirken und die Reformationsgeschichte war. „Hier stehe ich und kann nicht anders“ soll Luther am Ende seiner „Verteidigung“ gesagt haben – pathetisch klingen diese Worte im Ohr all derer, die sie schon in diversen Luther-Verfilmungen sahen. Nur: So ganz korrekt sind sie nicht, wie Metaxas schreibt – allerdings, und das finde ich beachtenswert bei allen „Korrekturen“, die Metaxas vornimmt: Ihm geht es nicht darum, als Besserwisser daherzukommen, sondern um eine eine historisch redliche Arbeit, durch die er auch erklärt, wie manche Legenden zustande kamen:

Der Schluss dieser Antwort lautet in einer erweiterten Version so „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Diese Worte hat Luther wohl nicht gesagt. Das Originalprotokoll von Luthers Verhör vor dem Reichstag erwähnt diese Worte nicht. Nach dem Bericht des anwesenden Konrad Peutingers lautete der letzte Satz Luthers: „Got kum mir zu hilf.“ Die berühmten Worte „Hier stehe ich nun…“ finden sich erstmals auf einem Holzschnitt aus dem Jahre 1557. Doch sind sie im Laufe der letzten 500 Jahre millionenfach zitiert worden. Selbst wenn Luther sie nicht gesagt haben sollte, sind sie doch eine perfekte Beschreibung einer Position, die sich auf das Gewissen gegenüber Herrschenden beruft, was sicher der Grund dafür ist, dass sie im kollektiven Gedächtnis haften geblieben sind.Luther, S.286

Luther und die Entwicklung seines geistlichen Lebens

…stehen unausgesprochen im Mittelpunkt dieses Werkes. Natürlich ist jedem Leser, der sich schon vor der Lektüre dieses Buches mit Martin Luther beschäftigte, klar, dass der große Reformator zeitlebens eine geistliche Entwicklung durchlebte.

Seine großen geistlichen Erkenntnisse, der großartige Verdienst, dass die Menschen endlich (wieder) glauben konnten, was in der Bibel steht, weil es ihnen jemand sagte, das Geschenk des Glaubens und das Gerechtsein vor Gott allein aus Gnade, waren allesamt geistliche Errungenschaften, die Luther selbst durchlebte und nicht schon in die Wiege gelegt bekam.

Angetrieben von Zweifeln, die ihn immer wieder heimsuchten, war es der junge Mönch Martin Luther, der ständig beichten „musste“ – es lag wie ein Zwang auf ihm. Dass ihn Gewissensbisse richtiggehend zermarterten, beschreibt Metaxas wie folgt:

Luther war nahezu besessen vom Beichten. Dies ging schließlich so weit, dass seinem Beichtvater – niemand anderes als der Ordensgeneral Staupitz selbst – seine übertriebene Skrupelhaftigkeit schwer auf die Nerven ging. Einmal beichtete Luther geschlagene sechs Stunden lang. Jeden Winkel seiner Seele durchsuchte er nach Sünden und danach jeden Winkel in dem Winkel, bis Staupitz fast nicht mehr geradeaus sehen konnte. Wann wäre der Kerl endlich fertig?Luther, S.76

Wie anders klingt es doch, was Luther dann 1517 erlebte und wie er es 1545, ein Jahr vor seinem Tod, beschrieb:

Da erbarmte sich Gott meiner. Tag und Nacht war ich in tiefe Gedanken versunken, bis ich endlich den Zusammenhang der Worte beachtete: „Die Gerechtigkeit Gottes wird in ihm (dem Evangelium) offenbart, wie geschrieben steht: Der Gerechte lebt aus dem Glauben.“ Da fing ich an die Gerechtigkeit Gottes als eine solche zu verstehen, durch welche der Gerechte als durch Gottes Gabe lebt, nämlich aus dem Glauben. […] Mit so großem Hass, wie ich zuvor das Wort „Gerechtigkeit Gottes“ gehasst hatte, mit so großer Liebe hielt ich jetzt dies Wort als das allerliebste hoch. So ist mir die Stelle des Paulus in der Tat die Pforte des Paradieses gewesen.Luther, S.135 (zitiert nach Kurt Aland: Die 95 Thesen Martin Luthers und die Anfänge der Reformation, Gütersloh 1983, Bd 2, S.20

Metaxas schafft es auf ausgezeichnete Weise, vor allem im ersten Drittel des Buches diese „geistliche Reise“ Luthers zu verdeutlichen und bei allen biografischen Angaben und Beschreibungen immer wieder in den Mittelpunkt des Erzählten zu rücken. Für den weiteren Verlauf des Buches bildet das eine unabdingbare Grundlage um besser verstehen zu können, was Luther bewegte.

Aber es bleibt nicht bei einer Grundlage oder Fundament. Man merkt beim Lesen sehr, dass der Untertitel des Buches Programm sein soll: „Der Mann, der Gott neu entdeckte“. Das zieht sich wie ein roter Faden durch, dass Luthers Bemühungen und selbst die kritischen Darstellungen Metaxas diesem höheren Ziel und Anliegen dienen.

Nachdem Metaxas im Großen und Ganzen biografisch das Leben, das Wirken und die Wirren rund um Martin Luther darstellte, widmet er einen letzten Teil des Buches einigen Themen und theologischen Topoi, die ihm an Luthers Wirken wichtig erscheinen.

Martin Luther hat mit seinem Leben und Wirken die Welt verändert wie kaum ein anderer. Fast jeder Aspekt des Lebens in den heutigen westlichen Ländern hat irgendwo mit Luther zu tun, und inzwischen sind diese Werte dabei, auch die nicht westliche Welt zu erobern. […] Luther selbst hätte sich sicher kaum vorstellen oder erträumen können, was aus seinen Gedanken werden würde, da er noch in vielerlei Hinsicht im Mittelalter steckte. Die Welt nach Luther ist eine Welt des bunten Pluralismus geworden, eine Welt des Dissens, der Religionskriege, aber auch der Religionsfreiheit und Gleichheit. Schließlich aber auch eine Welt der Demokratie, der Autonomie und Freiheit und noch vieler anderer Dinge, die noch unsere heutige Welt bestimmen, während die Geschichte weitertanzt zu zu ihrem unbekannten Ziel.Luther, S.568

Diese Themen sind nichts weniger als die Frage nach dem freien Willen, Liebe und Ehe, die Sakramente (Taufe und Abendmahl), Wahrheit und Gewissen, Pluralismus und vieles mehr.

Große Persönlichkeiten an der Seite des Reformators.

Wie nebenbei erfährt der Leser dieses Buches jede Menge über die großen Persönlichkeiten, die im Leben und Wirken Martin Luthers eine Rolle spielten: Kurfürst Friedrich der Weise, Georg Burkhardt alias Spalatin, Philipp Melanchthon, Andreas Bodenstein alias Karlstadt, Luthers Beichtvater Johann von Staupitz, Kaiser Karl V., Justus Jonas, Luthers Eltern und Familie, Luthers Ehefrau Katharina von Bora sowie viele, viele weitere Männer und Frauen, die in der damaligen Zeit eine wichtige Rolle spielten.

Alleine der „Blick hinter die Kulissen“ der damaligen katholischen Kirche um Papst Leo X. gewährt tiefe Eindrücke, wie es damals in der Kirche zuging und wieso der Ablasshandel so stark aufkam und eine so wichtige Rolle in der katholischen Kirche spielte (und bis heute spielt). Natürlich darf hier der Name Johann Tetzel auch nicht fehlen. Ein Dominikaner, der den Ablasshandel wohl auf die perfideste Art und Weise vorantrieb.

Interessant natürlich auch im Laufe der biografischen Darstellung ist nicht nur Luthers Leben als Ehemann und Vater, der einige Schicksalsschläge hinzunehmen hatte, sondern auch die Auseinandersetzung mit Thomas Müntzer und Karlstadt – zwei Reformatoren, die „noch eine Schippe drauflegten“ – aber nicht immer (oder nur selten) wirklich weise agierten.

Abgerundet wird dieses wunderbare Buch durch ein ausführliches Literaturverzeichnis, ein Stichwortregister sowie sehr viel Bildmaterial.

Ich empfehle dieses Buch allen, die sich schlau machen möchten, wie es damals zur Zeit Martin Luthers gesellschaftlich und kirchlich zuging, die nicht nur bei 95 Thesen und dem „stinkenden Madensack“ (wie Luther sich selbst einmal bezeichnete) stehenbleiben möchten, sondern die tiefen Zusammenhänge und Dynamiken der Reformation verstehen wollen ohne dafür ein Theologiestudium absolvieren zu müssen.

Eric Metaxas: Luther. Der Mann, der Gott neu entdeckte
640 Seiten
ISBN: 978-3-7751-5825-1
Verlag: SCM Verlag
Preis: 29,99 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Christen und Corona. Ein Aufruf zur Erneuerung

„Ich kann’s nicht mehr hören!“ Geht’s dir ähnlich? Mir auch! Ich kann’s nicht mehr hören, dass zwischen Familien, Freundschaften und Gemeinden ein Riss hindurchgeht und es schmerzhafte Zerwürfnisse gibt auf Grund der Corona-Pandemie. Mich macht das sehr, sehr traurig. Genauer gesagt: Nicht auf Grund der Pandemie an sich, sondern vielmehr auf Grund der Maßnahmen, Verordnungen und Regelungen, die es gibt.

Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Was ist nun richtig über die Gefährlichkeit des Virus? War ein Lockdown richtig und kann ein weiterer kommen? Wie schützen wir Risikogruppen? Welcher Virologe hat nun Recht? Müssen wir auf die Zahl der Infizierten, der Erkrankten oder doch der Verstorbenen schauen? Wie sehr schränkt ein Mund-Nase-Schutz nun ein?

Fragen über Fragen. Je nach dem, wen du fragst, bekommst du auch deine erwartete Antwort. Bist du eher kritisch gegenüber all den Maßnahmen, musst du nur weitere Kritiker fragen und du wirst in deiner Haltung bestärkt.

Gehst du eher konform mit den Maßnahmen, die momentan getroffen werden in Deutschland (und den Bundesländern) musst du nur weitere Personen, die das auch so sehen, fragen und du wirst in deiner Haltung bestärkt.

Ich richte mich mit diesem Beitrag an Christen. Also an die Menschen, die nicht nur irgendwie einen Sinn für Übernatürliches haben sondern ihr Leben im Vertrauen auf Jesus führen – oder es zumindest versuchen (so wie ich).

Ich möchte euch mit dem Apostel Paulus gemeinsam bitten: „Erneuert euer Denken!“ (Oh, gerade hatte sich ein Schreibfehler eingeschlichen und ich schrieb „Erneuert euer Danken!“ – das ist auch cool und wird weiter unten eine Rolle spielen).

Paulus schreibt Folgendes:

Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.Die Bibel - Römer 12,2

Und es gibt wohl kein treffenderes Thema als diese momentanen Rahmenbedingungen, die uns zeigen, was das heißt, sich nicht den „Maßstäben dieser Welt anzupassen“ sondern unser Denken neu ausrichten zu lassen. Ich gebe dir vier Gedanken mit.

1. Gebet für Verantwortungsträger

Würden wir mindestens so viel beten wie motzen, dann wäre Deutschland überrollt von einer Gebetslawine. Wir Deutsche haben das Motzen sowieso erfunden – von daher stell dir nur mal vor, wir würden genauso viel beten wie motzen. Damit meine ich dieses destruktiv-schnoddrig-besserwisserisch-arrogante Gerede, das manchmal aus unserem Mund kommt. Ich meine damit nicht konstruktive Kritik. Diese ist vollkommen berechtigt und notwendig, denn davon lebt Demokratie.

Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber.Die Bibel - 1. Timotheus 2,2

An keiner Stelle der Bibel sind wir als Christen aufgefordert zu motzen. Wir sind aber aufgefordert zu beten. Deswegen tu das bitte und lass das motzen. Ich glaube sogar, dass das Motzen ganz automatisch weniger wird je mehr wir beten, weil unser Fokus dann auf Gott, den liebenden Vater ausgerichtet ist – und zu seinem Wesen und Herzen passt das Motzen einfach nicht.

Deswegen bitte ich dich: Bete für unsere Politiker in den Kommunen und Städten, in den Ländern und im Bundestag. Bete für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Behörden, in den Gesundheitsämtern. Bete für die Beraterinnen und Berater der Entscheidungsträger. Bete!

2. Feinde lieben und segnen

Das klassische Denkmuster eines Menschen, der sich an einem gesellschaftlichen Diskurs beteiligt, ist leider meistens so gestrickt, dass er mal mehr mal weniger destruktiv reagiert, wenn jemand eine andere Meinung hat. Wir preisen die Toleranz und wollen alles tolerieren – solange es meiner Meinung nicht im Weg steht.

Daraus entwickeln sich dann sehr unschöne Diskussionen und Gespräche, in denen wir unser Gegenüber eher verurteilen, verunglimpfen und verunsichern. Dabei sind wir zu etwas ganz anderem aufgefordert. Willst du es wissen? Es ist hart – wirklich! Aber gut. Lies selbst, wozu Jesus uns auffordert:

Liebt eure Feinde und tut denen Gutes, die euch hassen. Bittet Gott um seinen Segen für die Menschen, die euch Böses tun, und betet für alle, die euch beleidigen.Die Bibel - Lukas 6,27+28

BAM! Das hat gesessen! Aber nimm’s dir doch einfach mal zu Herzen in der nächsten Diskussion oder Auseinandersetzung, in der nächsten Sprachnachricht oder WhatsApp: Liebe und segne dein Gegenüber – und dann erst gib ihm – natürlich nur rhetorisch – auf die 12. Und du wirst sehen: Das willst du gar nicht, denn du hast dein Gegenüber gesegnet, für ihn gebetet und liebst ihn. Holla! Wie kannst du ihm dann eine mitgeben wollen? Siehste! Geht nicht!

3. Frieden stiften

Wir betreten die nächste Stufe der Deeskalationsstrategie nach Paulus und lassen unser Denken noch weiter vom Heiligen Geist verändern. Und zwar indem wir Frieden stiften. Aber jetzt Achtung: Frieden ist nicht einfach nur Waffenstillstand. Frieden ist mehr!

Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden.Die Bibel - Römer 12,18

Wenn die Bibel von „Frieden“ redet, ist ein ganzheitliches Heilsein gemeint. Das bedeutet, ich lebe erst dann in Frieden, wenn mein Körper, meine Seele und mein Geist im Einklang mit meinem Schöpfer und seinem guten Schöpferwillen sind.

Das ist zugegebenermaßen schon schwierig genug, für dich alleine einzuhalten, das weiß ich. Nun werden wir aber aufgefordert, nicht nur an uns zu denken, sondern diesen Frieden auch mit und für andere zu suchen. Ready? Das bleibt eine Lebensaufgabe! Aber Fakt ist: Sich im Zusammenhang mit dem momentan allgegenwärtigen Thema „Corona“ gegenseitig zu kloppen – das ist ganz sicherlich der falsche, der schlechte, der niemals richtig endende Weg.

4. Dankbar sein

Das ist nun ein ziemlich heikler Punkt, da mir zurecht jemand vorwerfen könnte „Du hast ja gut reden. Hast ’nen sicheren Job, eine wunderbare Frau und zwei tolle Kinder.“ Richtig. Das verstehe ich aber nicht als Vorwurf, sondern als Segen, den Gott mir schenkt. Denn die letzte Aufforderung trägt in sich eine Betonung, die für manch einen eine richtig große Challenge werden könnte:

Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen. All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein.Die Bibel - 1. Thessalonicher 5,18

„…ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen“ schreibt Paulus. Eben nicht dankbar sein WEIL ich dieses oder jenes habe – sondern dankbar sein UNABHÄNGIG davon, ob ich dieses oder jenes überhaupt habe.

Dankbar zu sein für das, was Jesus mir Tag für Tag schenkt. Dankbar zu sein für das, wo und wie ich seine Güte und Treue Tag für Tag erlebe. Und davon sind wir alle betroffen – wir müssen einfach nur manchmal etwas still werden und reinhören, was Gott Gutes in unserem Leben gerade vollbringt.

Sei dabei!

Ich wünsche mir so sehr von Herzen, dass wir als Christen nicht noch mehr Unfrieden, Streit und Zerwürfnis in diese ohnehin schon kräftig durchgeschüttelte und wachgerüttelte Welt bringen, sondern Liebe, Versöhnung und Hoffnung.

Hoffnung, die begründet ist. Hoffnung, die kein billiges „Kopf hoch, wir schon wieder“ ist, sondern eine Hoffnung, die darin gegründet ist, dass Jesus Christus stärker ist als der Tod. Das feiern Christen an Ostern. Und wer den Tod besiegt, der kann alles besiegen. Ich wünsche mir sehr, dass diese Kraft der Auferstehung Jesu in dieser Welt sichtbar wird und Menschen nicht nur umdenken, sondern auch umkehren. Neu werden. Heil werden. Ganzheitlich. Bei Jesus.

Deswegen meine herzliche Bitte: Sei dabei! Überlege dir doch, was das für dich konkret bedeutet und lass dich verändern und erneuern. Denn das ist der Knackpunkt: Du kannst das gar nicht selbst „machen“ – du kannst aber es „zulassen“ und manchmal reicht das schon.

„Lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird“ schreibt Paulus in Römer 12,2 – und was ist die Folge davon?

„Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.“

Mir treten momentan leider viel zu viele selbsternannte „Ich weiß was Gott will“-Prediger auf den Schirm. Sowohl in den großen weiten Medien als auch in den ganz persönlichen Offline-Begegnungen.

Vielmehr aber sollen wir uns füllen lassen, erneuern lassen, verändern lassen, damit wir dann diese Schritte gehen können.

Und jetzt stell dir mal vor, Christen würden das tun. Ich glaube, das würde zu einer ziemlich krassen Veränderung in unserem Land führen, die irgendwann gar nicht mehr viel mit dem Thema „Corona“ zu tun hat, sondern viel, viel weitere und tiefere Kreise zieht.


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Auf dem Weg nach Hause

Wie ist das jetzt mit dem Leben nach dem Tod konkret?

Was wartet auf Christen – und die, die nicht als Christen gelebt haben nach dem Tod?

Wie wird uns das, was wir über das „ewige Leben“ sagen können im Hier und Jetzt nicht nur zum billigen Trost sondern zu einer Zielbeschreibung unseres Lebens?

Auf diese und auf viele andere Fragen gibt Klaus-Günter Pache in seinem Buch „Auf dem Weg nach Hause“ Antwort. Achtung Spoiler: Mich hat das Buch an vielen, vielen Stellen sehr tief berührt und ich bin Pache unglaublich dankbar dafür, dass er dieses Buch geschrieben hat.

Keine Vertröstung sondern Zielbeschreibung

Als ich das Buch las, dachte ich: „Schon komisch. Vieles in unserer Gemeindearbeit wird oft danach bestimmt und befragt, ob wir Ziele definiert und gesetzt haben, die wir in der Gemeindearbeit erreichen wollen. Aber was ist eigentlich das große Ziel eines jeden Menschen und wieso reden wir so wenig darüber?“

Merkwürdig, oder nicht? Wer über das „ewige Leben“ redet, wird schnell mal in die Ecke eines Schwärmers, Fantasten, Diesseitsverleugners oder einfach Naivlings gestellt. Das Schöne an „Auf dem Weg nach Hause“ und seinem Autor Klaus-Günter Pache (soweit ich das durch die Lektüre seines Buches beurteilen kann): Das alles trifft hier überhaupt nicht zu.

So wie ich das Buch lese, begegnet mir ein leidenschaftlicher Pastor und Verkündiger. Ein Mann, dem Menschen am Herzen liegen, der dieses Leben liebt und der – und das ist das Faszinierende – auf eine ganz nüchterne, liebevolle und überzeugende Art und Weise davon schreibt, wie sehr er sich auf den Himmel, sein eigentliches Zuhause, freut. Er tut das aber weder in einer schwärmerischen Art noch in einer verklärten Weise, bei der so manches mal Fremdschämen angesagt wäre. Nein. Ich nehme es Pache voll und ganz ab, was er über das Leben nach dem Tod schreibt und wie sehr er sich darauf freut – aber eben: Ohne das Diesseits zu verleugnen oder einer Weltflucht das Wort zu reden.

Vielmehr verbindet er an vielen Stellen das Diesseits und Jenseits auf eine – zugegebnermaßen aus dem Blickwinkel des Glaubens – logischen Weise:

Wenn dieses Leben alles ist, wenn die wenigen Jahre das sind, was wir erwarten können, dann werden sich alle Erwartungen an das Leben auf diese Zeit konzentrieren. Ohne die Perspektive auf ein ewiges Leben erschöpft sich unsere Sehnsucht nach Erfüllung im Diesseitigen.Auf dem Weg nach Hause, S. 18

Dieser Ansatz zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und Pache zieht einen interessanten Vergleich. Denn er outet sich als jemand, der erst einmal das Ende eines Buches aufschlägt, um zu wissen, ob es gut ausgeht, ob es ein gutes Ende hat. Erst dann könne er das Buch so richtig genießen und schreibt deswegen vollkommen nachvollziehbar:

Wenn wir das nun auf unser Leben übertragen, ergibt es Sinn: Unsere Lebensgeschichte ist immer nur so gut wie ihr Ende.Auf dem Weg nach Hause, S. 35

Mega Gedanke! Und weil Pache es wichtig ist, dass jeder Mensch sich seiner Lebensgeschichte bewusst ist und vor allem seines Endes, schreibt er das Buch wie er sagt im Prinzip für zwei Zielgruppen: Einerseits für Christen, damit sie sich vergewissern können und darin gestärkt werden, was die Bibel über die Existenz nach dem irdischen Tod sagt.

Gleichzeitig liegt ihm aber noch eine zweite Zielgruppe am Herzen – und subjektiv ist mein Eindruck, dass ihm diese sogar noch ein bisschen wichtiger ist (was ich sehr gut nachvollziehen kann): Menschen, die (noch) nicht von sich sagen, dass sie Christen sind.

Die Offenbarung verständlich ausgelegt

„Auf dem Weg nach Hause“ ist kein Kommentar zur Offenbarung, auch wenn sehr viele Texte aus dem letzten Buch der Bibel eine Rolle spielen. Vielmehr aber versteht es Pache, gerade dieses oft als „Buch mit sieben Siegeln“ bezeichnete Buch der Bibel alltagsnah und verständlich auszulegen. Die zitierten Stellen aus der Offenbarung machen absolut Sinn und fügen sich in das, was Pache verdeutlichen möchte, nicht nur ein, sondern liefern die Grundlage. Insofern ist „Auf dem Weg nach Hause“ auch ein tolles Beispiel, wie mir einer guten Exegese biblische Texte ihre großartige Kraft entfalten können im Leben eines Menschen im 21. Jahrhundert.

Dabei umschifft Pache keine kniffligen Klippen. Er geht der Frage nach dem Leid und der großen Theodizee-Frage nicht aus dem Weg, die ja unweigerlich kommen muss, wenn man über das Leben nach dem Tod schreibt. Die Worte, die er findet, sind in der Sache ziemlich herausfordernd, aber durch seine den Menschen so zugewandte Art schafft es Pache, diese Worte eben nicht drohend klingen zu lassen, sondern erhellend im wahrsten Sinne: Es kommt dadurch nämlich Licht ins Dunkel. Und leider ohne Pache persönlich zu kennen, stelle ich mir einen einfühlsamen und empathischen Seelsorger vor, der zum Leid und der Frage, wieso Gott das Leid zulässt, schreibt:

Gott macht uns in der Bibel schonungslos klar, wer der Hauptverursacher des Leids ist: Der Mensch selbst!Auf dem Weg nach Hause, S. 113

Und welches Thema spielt unweigerlich auch noch eine Rolle bei der Frage nach dem, was nach dem Tod kommt? Genau. Die Frage nach dem Gericht. Auch diesen theologischen Hochkaräter lässt Pache nicht außen vor und schreibt wie selbstverständlich lebensrelevant und mit einer von Leichtigkeit gezeichneter Tiefe:

Ohne Gericht gibt es keine Gnade.Auf dem Weg nach Hause, S. 243

Ziemlich einleuchtende Kurzfassung von Dietrich Bonhoeffers Aussagen über die „Billige Gnade“.

Um es aber nochmals zu betonen: Auch wenn Pache solche Sätze schreibt – sie sind eingebettet in seine so leidenschaftlich-liebevoll-seelsorgerliche Art, die man ihm abnimmt, da er an einigen Stellen seine eigenen Höhen und Tiefen des Glaubens und Lebens beschreibt und man weiß: Hier schreibt kein Blinder von der Farbe. Hier schreibt jemand, dessen Glauben und Leben schon auf diversen Prüfständen war.

Zweifel, Himmel, Hölle, Engel

Irgendwie gibt es gefühlt wirklich nichts, was Pache nicht in Angriff nehmen würde. In seinen zwölf Kapiteln fühlt es sich an wie die Achterbahnfahrt oder einfach: das Leben, die Fragen, den Glauben eines jeden Menschen. Klar, dass auch die Frage nach Zweifeln, überhaupt nach dem Glauben und der Sehnsucht des menschlichen Herzens nicht fehlen dürfen. Der Frage nach der Auferstehung hat Pache berechtigterweise zwei Kapitel gewidmet – einmal „Das Wunder der Auferstehung“ und dann „Die Wirkung der Auferstehung“. Wichtig – denn ohne die Auferstehung Jesu müssten wir uns keinerlei Gedanken machen über das, was nach dem Tod kommt – weil ohnehin nichts käme. Aber durch und mit der Auferstehung, ist alles anders.

Diese Themen sind deswegen so wichtig, weil sie explizit oder implizit jeden Menschen betreffen. Danach geht Pache an das, was in Theologensprech „Eschatologie“ heißt, also: Die „Lehre von den letzten Dingen“, von den Dingen, die noch kommen werden, die sich in Zukunft ereignen werden, von der Wiederkunft Jesu, der Frage nach Himmel und Hölle genauso wie das Bild von der Hochzeit im Blick auf die Ewigkeit.

Besonders beeindruckt hat mich Paches Bild bzw. Vergleich um deutlich zu machen, dass die Ewigkeit nichts ist, worüber wird nichts sagen könnten, sondern in der Bibel immer wieder von „einem neuen Himmel und einer neuen Erde“ die Rede ist (und Christen sich das durchaus einmal zu Herzen nehmen sollten, dass in der Bibel mehr über die Ewigkeit ausgesagt wird, als das landauf landab behauptet wird):

Himmel und Erde sind unterschiedlich, völlig unterschiedlich, aber sie sind füreinander geschaffen, auf dieselbe Art, wie es Mann und Frau sind.Auf dem Weg nach Hause, S. 202

Wow. Treffender, schöner und tiefer kann man es eigentlich nicht sagen.

Natürlich sind es aber nicht nur Textstellen aus der Offenbarung, die in „Auf dem Weg nach Hause“ eine Rolle spielen. Pache ist ein begnadeter Bibelkenner und zitiert sehr, sehr viele biblische Texte aus dem Alten und Neuen Testament, ohne dass es ein Umsichwerfen von Bibelstellen gleicht, sondern schlicht und einfach die Kraft und Schönheit biblischer Texte zum Vorschein bringt und mir einmal mehr deutlich gemacht hat: Über das, was nach dem Tod kommt, steht in der Bibel so viel, dass es fast schon fahrlässig ist, so wenig darüber zu reden oder zu schreiben.

Prädikat: Mehr als lesenswert

Ich kann dieses Buch von Herzen gerne empfehlen. Wer mehr darüber wissen möchte, was „nach dem Tod kommt“, was es mit „dem Himmel“ und „der Ewigkeit“ auf sich hat, ob es Engel wirklich gibt und wie das mit der Wiederkehr Jesu aussieht: Lesen! Unbedingt „Auf dem Weg nach Hause“ lesen!

Dieses Buch ist äußerst gut und flüssig zu lesen, ohne dass es auch nur ansatzweise den Anschein erweckt, trivial zu sein. Das ist die wahre Kunst eines Theologen und Pastors: Große, tiefe, komplexe theologische Sachverhalte so zu verdeutlichen und zu schreiben, dass es jeder verstehen kann und die Relevanz für sein Leben erkennt. Und das schafft Klaus-Günter Pache mit „Auf dem Weg nach Hause“ über die Maßen. Ich wünsche dem Buch und der Christenheit in Deutschland, dass viele dieses Werk lesen und ebenso von einer tiefen Freude, Leidenschaft und Sehnsucht nach der Ewigkeit gepackt werden, wie Pache – und gleichzeitig aber nicht aus dieser Welt fliehen sondern sie gestalten und genießen wollen.

Klaus-Günter Pache: Auf dem Weg nach Hause
288 Seiten
ISBN: 978-3-417-26949-9
Verlag: SCM Verlag
Preis: 18,99 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Beliebteste Beiträge der letzten Woche

Beiträge zum Thema "Leitung"

Medien, die ich empfehle

Da geht noch was!

Mutiger beten

Glaube = Risiko