Start Blog Seite 25

In Freiheit dienen

Nachdem die Hybels und Maxwells den (christlichen) Markt an Führungs- und Leitungsbüchern geprägt haben, wird es scheinbar Zeit für eine Schwerpunktverschiebung. Hin zum Inneren, zur Seele, zum „Selbst“ des Leiters – und weniger hin zu Tools und Methoden.

Ehrlich gesagt glaube ich, dass Magnus Malms „In Freiheit dienen“ deswegen jede Menge Aufmerksamkeit verdient, weil es quasi in eine Lücke tritt, welche die klassischen Leitungsratgeber und Bestseller hinterlassen haben. Wir haben – auch und gerade in christlichen Gemeinden und Werken – sehr viele klassische Methoden und Tools aus der Wirtschaft gelernt und übernommen – und: Vollkommen zurecht! Ich bin zutiefst dankbar dafür, dass Leiter wie Bill Hybels oder John C. Maxwell mich genau das gelehrt haben als die eine Seite der Medaille. Und ich sage nicht, dass Bücher wie „In Freiheit dienen“ nun diese ersetzen – sondern ergänzen. Wertvoll ergänzen!

Malms „In Freiheit dienen“ scheint nun die andere Seite der Medaille zu präsentieren. Hier geht es schonungslos um den Leiter selbst, um sein Herz, sein Selbst, sein Innerstes, seine Seele.

Malm spricht Ebenen und Dimensionen eines Leiters an, die ganz tief schürfen und graben. Dass er mit einer Psychotherapeutin verheiratet ist, scheint ihn dabei sicherlich sehr zu unterstützen, wie er selbst zugibt zu Beginn seines Buches. Des weiteren ist Malm stark geprägt von monastischer Theologie und Frömmigkeit genauso wie von ignatianischer Frömmigkeit. Für evangelische Christen sicherlich noch ein wenig gewöhnungsbedürftig – aber mir scheint, dass diese beiden Vorbemerkungen wichtig sind, um Malm zu verstehen.

Dennoch: „Ignatianische Exerzitien“ und ein tiefes Verständnis (oder „Verstehenwollen“?) der menschlichen Psyche scheinen Grundvoraussetzungen im Denken und Handeln von Malm zu sein, der in Schweden immer wieder Auszeiten und Einkehrtage für Leiter anbietet. Die ignatianischen Exerzitien sind geistliche Übungen, die auf Ignatius von Loyola zurückgehen, einen spanischen Mönch aus dem 16. Jahrhundert, auf den die „Gesellschaft Jesu“ zurückgeht – besser bekannt als „Jesuitenorden“.

Leiten auf den Spuren Jesu

Das ist nicht nur der Untertitel des Buches sondern Programm. Malm schafft es auf erstaunliche Weise, biblische Texte und vor allem neutestamentliche Passagen mit Worten Jesu so einzuspielen, dass sie maßgeblich sind für seine Gedanken im Blick auf Führung und Leitung.

Gegliedert ist das Buch in zehn Kapitel, die im Prinzip Grundsatzthemen ansprechen, die jeden christlichen Leiter betreffen. Die Überschriften dieser zehn Kapitel geben schon einen guten Einblick – auf zweifache Weise: Zum einen im Blick auf das „Was“ (Was sind die Inhalte) und das „Wie“ („Wie geht Malm diese Inhalte an?“). Deswegen liste ich sie hier gerne auf:

  1. Führung übernehmen – Warum es bei der inneren Freiheit beginnen muss
  2. Was uns wirklich antreibt – Zwischen Begabung, Berufung und dem Drang nach Anerkennung
  3. Frei, arm und dienstbereit – Das Wie geistlicher Führung
  4. Das Problem mit dem blinden Augenarzt – Über geistliches Urteilsvermögen
  5. Zwischen Engeln und Dämonen – Die eigene Position finden
  6. Hier geht’s lang – Die Frage von Macht und Autorität
  7. Klare Worte finden – Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung
  8. Die Kirche – Mutter, Leib oder Projekt?
  9. Was eine Führungsperson formt – Zwischen dem Ich, Gott und der geistlichen Ausbildung
  10. Nicht zum Erfolg berufen, sondern um Früchte zu tragen – Orientierung zwischen Burn-out und Vision

Ich würde nicht behaupten wollen, dass Malm eine defizitäre Sicht auf die Dinge hat, aber vielleicht ist es so ein kleiner Spleen von ihm (der ein oder andere mag es auch aus „Gott braucht keine Helden“ kennen), dass er die Realität nicht primär aber doch substanziell defizitär betrachtet und Lösungswege anbietet.

So schreibt Malm beispielsweise im Blick auf den richtigen Führungsstil:

Die ämter- und ausbildungsbasierte Führung wurde ersetzt durch die gabenbasierte Führung. Führungsperson ist nun, wer gewisse geistliche Gaben bekommen hat. Oder andersherum: Hat man gewisse Geistesgaben, ist man offenbar Leiter. In Freiheit dienen, S.43

Nun denkt man beim Lesen zunächst: „Wunderbar. Gabenorientierung ist doch super. Das haben wir lange genug gelernt, gelehrt und verstanden.“ Und Malm zerpflückt das kurzerhand um die „beziehungsbasierte Führung“ zu etablieren – und macht das am Beispiel Jesu deutlich – wie ich finde: absolut überzeugend. Nur – das Ganze hat ziemliche Konsequenzen für unsere Arbeit als Leiter in Gemeinden und christlichen Werken.

Die beziehungsbasierte Führung zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Beziehungen einen Eigenwert erhalten und nicht vorzeigbare Vorteile abverlangen. Denn dann ist es auch nicht sonderlich verlockend „von Gott abzuschalten“, wenn man Urlaub hat. Warum sollte man das auch tun, wenn er sich als Quelle der Liebe und aller Güte gezeigt hat?In Freiheit dienen, S.55

Ich kann in dieser Rezension nicht auf jedes einzelne Kapitel eingehen (vielleicht geschieht das noch an anderer Stelle). Nur so viel vorab: Wie Malm biblische Texte – und hier vor allem Aussagen über oder von Jesus in seine Art, Leitung und Führung „christlich zu denken“, einfließen lässt, ist absolut heilsam und befreiend. Und das kommt nicht von ungefähr – denn diese beiden Begriffe – oder besser gesagt: Dimensionen – sind für Malm im Blick auf Leiterschaft sehr entscheidend.

Heilung und Befreiung

Diese Begriffe tauchen immer wieder auf – sowohl für den Leiter selbst als auch im Blick auf die ihm anvertrauten Personen.

Der Mensch ist nicht gesandt, um sich Macht über andere Menschen anzueignen. Der Mensch ist gesandt, um Menschen von den Mächten zu befreien, die sie fesseln. Das setzt voraus, dass wir selbst als Erste diese Freiheit gekostet haben. Allzu oft wurde die Autorität von Leitern als Werkzeug missverstanden, das unabhängig vom Leben des jeweiligen Leiters eingesetzt werden kann. Deshalb gibt es so viele tragische Beispiele von mehr oder weniger dramatischen Doppelleben, weil derjenige, der eigentlich anderen die Befreiung verkündigen sollte, selbst von Mächten und Missbrauch geplagt war, sich aber weigerte, Seelsorge und andere Hilfe in Anspruch zu nehmen.In Freiheit dienen, S.72-73

Dieser Abschnitt ist nur einer von vielen, den man hierfür ins Feld führen könnte. Malm führt es an vielen Stellen aus, dass Leitung immer bedeutet: Menschen in Freiheit führen und ihnen den Weg zur Heilung zu zeigen, den sie für ihre Wunden (jeder Art) benötigen. Dass dies am ehesten dann wirkungsvoll geschieht, wenn man „mit gutem Beispiel vorangeht“, ist selbstredend. Aber genau diese Sprachweise verwendet Malm nicht – er legt dem Leiter nicht noch die Bürde auf „mit gutem Beispiel voranzugehen“, macht aber auf seine charmant-deutliche Weise klar, dass der Leiter einer unter Schwestern und Brüdern ist – auch in der Gemeinde. Herausfordernd. Ein Leiter ist kein Leiter „für“ die Gemeinde sondern „in“ der Gemeinde (S. 223). Wie viele Leiter verstehen ihren Dienst auf diese Weise? Als „Teil des Ganzen“ und nicht als „Leithammel“, der oft zum Leidhammel wird!?

Malm unterscheidet dabei zwischen Berufung und Sendung eines christlichen Leiters und schreibt:

Vielleicht lassen sich die beiden Seiten christlicher Führung so zusammenfassen:

  • Berufung: Sich mit Jesus Christus und seinen Interessen in der Welt vereinen
  • Sendung: Menschen von allem befreien, was sie an der Antwort auf ihre Berufung hindertIn Freiheit dienen, S.75

Konkret wird das für Malm in Gebet und Seelsorge sowie einem bewussten Wahrnehmen seiner selbst und dem absoluten Fokus auf Jesus. Die Leidenschaft, die Liebe, die Hingabe, mit der Malm über Jesus schreibt, ist vielleicht nicht die Art und Weise wie ich es ausdrücken würde, aber sie ist absolut bemerkenswert und faszinierend. Für Malm ist klar:

Den Blick von Jesus abzuwenden und der Kontrolle des eigenen Glaubens und der Glaubwürdigkeit zuzuwenden, ist eine sichere Methode, um in Depression, chaotischer Führung und Burn-out zu landen.In Freiheit dienen, S.139

Wie eingangs schon erwähnt, geht es Malm mit seinen Ausführungen nicht darum, dem Leiter handwerkliche Tools an die Hand zu geben, wie er nun besser leiten kann, sondern es geht ihm vielmehr darum, dass ich als Leiter erkenne, wer ich bin und ob das, was ich als Leiter mache auch das ist, was Menschen in Freiheit führt und in ihre Bestimmung.

Jede Menge „Gold Nuggets“

„In Freiheit dienen“ liest sich wie eine große Schatzkiste. Immer wieder finden sich Gedanken, Sätze, Formulierungen, die mich stocken lassen. Nachdenken. Innehalten. Verinnerlichen, was ich da gerade gelesen habe.

Ein paar Beispiele.

Die Vorstellung, dass eine Gemeinschaft oder eine Bewegung ohne Leitung funktionieren kann, ist nicht nur ein Mythos. Sie ist sogar ein gefährlicher Mythos, der den falschen Mächten Tür und Tor öffnet.In Freiheit dienen, S. 162+163

Wer meint, dass Malm Leitung an sich ablehne, liegt komplett daneben. Vielmehr geht es ihm um den „rechten Gebrauch“ von Leitung. Leitung im Sinne Jesu – oder eben: in den Spuren Jesu.

Aber ist es nicht so, dass man als Leiter einer christlichen Gemeinde oder eines christlichen Werkes jede Menge Zeit für (scheinbar) Unnützes und eher Lästiges (wie bspw. Verwaltung) aufbringt, die dann für die wirklich wesentlichen Dinge fehlt? Wie könnte es anders sein: Auch hier hat Malm einen wunderbaren Ratschlag parat, der im Buch immer wieder auftaucht:

Arbeitet mit dem Lebendigen zusammen, verschwendet so wenig Energie wie möglich auf das Leblose.In Freiheit dienen, S.209

Nun liegt es in der Verantwortung eines jeden Leiters, selbst herauszufinden, worin das „Lebendige“ und worin das „Leblose“ besteht. Da mag es allgemein gültige Schnittmengen geben – aber doch mag es individuell von Gemeinde zu Gemeinde und von Leitungstyp zu Leitungstyp unterschiedlich aussehen.

Innerlich jubiliert habe ich, als Malm im 7. Kapitel („Klare Worte finden. Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung“) schreibt, dass es auch darum gehe, „die Bibel rein physisch zurückzuerobern“ (S.212):

Natürlich macht es einen Unterschied, ob man in der eigenen, zerschlissenen Bibel liest und über ihr meditiert oder auf einen eiskalten Glasbildschirm [Anmerkung: des Smartphones] mit seinem unkörperlichen Text. Irgendwo geht der Symbolwert verloren, wenn wir per unkörperlicher Textoberfläche auf einem Telefon darüber sprechen, dass Gott Fleisch wurde. Dies gilt auch für uns als Verkünder – wir sollen Menschen ermuntern, ihre eigene physische Bibel zum Gottesdienst oder Bibelstudium mitzunehmen.In Freiheit dienen, S.215

Überhaupt ist dieses Kapitel über die Predigt eine wunderbare Mini-Homiletik, die jede Menge befreiende Botschaften beinhaltet. Malm zeigt auf, weshalb das Predigen bei vielen Leitern Verkrampfungen auslöst und führt wunderbar in die Freiheit mit einer „einfachen Gebrauchsanweisung zur Predigt“ (S. 218-219) aus sieben Punkten bestehend, denen ich voll zustimmen kann. Voraussetzung von allem: Das persönliche Bibelstudium des Leiters für sein persönliches, privates Leben – und nicht nur das „professionelle Studieren“ der Bibel, das zweckgebunden für die Verkündigung geschieht.

Apropos privat. Hier hat Malm im Kapitel „Zwischen Engeln und Dämonen. Die eigene Position finden“ ein paar ganz nette Worte übrig – und einen super praktischen Ratschlag im Blick auf Privates und Öffentliches eines christlichen Leiters:

Jede Führungsposition lebt ein Doppelleben in der Hinsicht, dass es eine deutliche Grenze zwischen privatem und öffentlichem Leben geben muss. […] Ein geistliches Tagebuch ist konkreter Ausdruck dieses inneren Lebens. […] Dieses Buch ist keine Inspirationsquelle für Predigten, sondern völlig privat, eine konkrete Hilfe, die Grenzen zwischen dem eigenen Leben und dem Dienst abzustecken.In Freiheit dienen, S. 143-144

Revolutionär sind Malms Gedanken im Blick auf die Ausbildung von – ich übertrage es einfach in den deutschen Kontext – Pfarrerinnen und Pfarrern. Er scheint auch die Art und Weise, wie in Deutschland die „Ausbildung“ zum Pfarrer/Pfarrerin geschieht, ganz gut vor Augen zu haben und kommt zu dem berechtigten Schluss (bei dem mir leider aber auch ähnlich wie ihm wohl der Glaube ein wenig abhanden gekommen zu sein scheint, dass es sich bessern möge):

Eine akademische Ausbildung bringt keine geistlichen Führer hervor. Im Gegenteil tendieren sie eher dazu, die Kirche in Richtung einer tieferen Säkularisierung zu beeinflussen.In Freiheit dienen, S.272

Einer geht noch. Zum Schluss. Letzte Seite. Was ist Malm so wichtig, dass es am Ende seines Buches beim Leser nachklingen soll?

In einer Welt, die der Teufel auf vielfache Weise auseinanderzureißen sucht, christliche Führungsperson zu sein, heißt, trotzig an Jesus festzuhalten, der auf ebenso vielfache Weise die Welt wieder heil macht. Die Frontlinie ist für uns deshalb dort, wo wir im Schnittpunkt zwischen Gott und den Menschen leben, zwischen göttlich und menschlich, um zu bezeugen, wie beides miteinander versöhnt wird. […] Die Führungsperson ist wie ein Baum. der an der Quelle gepflanzt wird. Andere können dort Schatten suchen, sich begegnen und in seinen Früchten Leben, Heilung und Sättigung genießen. Alles in der Freiheit, zu kommen und zu gehen.In Freiheit dienen, S.317

Wunderbar in keine Schublade passend

So ist Malm. So ist das Buch.

Ist Malm ein Mystiker? Dazu ist er irgendwie zu rational und sachlich in vielen Erkenntnissen.

Ist Malm ein Katholik? Dazu legt er viel zu wenig Wert auf Ämter und Hierarchien, auch wenn er die Notwendigkeit von Leitung betont.

Ist Malm ein Evangelikaler? Dazu klingen manchmal einige recht kritisch-liberale Töne im Blick auf „das Böse“ an.

Ist Malm ein Traditionalist? Er spricht zwar viel davon, dass wir als christliche Führungsperson eingliedern in eine lange Kirchen- und Bekenntnisgeschichte, was bei ihm aber nichts mit versteinerten Traditionen zu tun hat.

Ist Malm ein Träumer? Dazu hat er wahrscheinlich schon zu viel gesehen, erlebt und durchlebt in der Kirchen-Szene.

Was ist er aber dann wirklich? Inspirierend. Tiefgründig. Ein Mann des Gebets, des festen Glaubens. Ein motivierender Autor und herausfordernder Denker. Bestseller-Autor. Hoffentlich auch mit diesem Buch. „In Freiheit dienen“ hat es mehr als verdienst, von vielen, vielen christlichen Führungspersonen gelesen zu werden – vollkommen egal, ob sie evangelisch, katholisch, charismatisch, evangelikal, mystisch oder orthodox sind.

In Freiheit dienen
304 Seiten
ISBN: 978-3-417-26948-2
Verlag: SCM Verlag
Preis: 19,99 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Sinn und Ziel der Predigt

Wieso predige ich eigentlich (fast) Woche für Woche? Es ist doch schon alles gesagt! Das Evangelium ist annähernd 2000 Jahre alt und hat sich nicht geändert. Was soll der ganze Zirkus?

Ich wette, dass ich nicht der einzige Pastor bin, der solche oder ähnliche Gedanken schon hatte. Dumm nur, dass ich an dieser Stelle von meinem defizitär menschlichen Denken ausgehe anstatt von Gottes unendlichen Möglichkeiten durch eine stinknormale Predigt Woche für Woche.

Was ich im Folgenden schreibe, bezieht sich sehr stark auf das siebte Kapitel in Magnus Malms „In Freiheit dienen“. Dieses Buch habe ich im Urlaub mit großem Gewinn gelesen – hier findest du die Rezension dazu. Er überschreibt dieses Kapitel mit „Klare Worte finden. Die Predigt als deutliche Form von christlicher Führung“.

Und ich kann so gut nachempfinden, was er schreibt und in welchem Konkurrenzkampf gegen TV & Film, Schule, Wortmüdigkeit, Hochmut, andere Predigten, Informationsflut durch das WWW und bessere Gemeinden als die eigene sich eine Predigt heutzutage befindet.

Dennoch: Ich halte daran neu fest, welche Kraft und Autorität in einer Predigt zu finden sind, wenn sie ein paar Spielregeln einhält.

Wahrscheinlich liegt ein Grund für eine gewisse Predigtmüdigkeit oder Predigtlethargie in der irrigen Annahme, die Predigt richte ja ohnehin nichts aus. Klar, dass wir in unserer Zeit nur Dinge tun wollen, die uns irgendwie den Eindruck von „sinnvoll“ vermitteln. Beim Predigen ist das nicht anders.

Malm führt in seinem Buch aus: „Überprüfung und Umkehr sind Ziel der Predigt“ (In Freiheit dienen, S. 198) um dann noch einen weiteren, gehaltvollen Abschnitt über „Umkehr, Befreiung und Heilung“ anzufügen. Deswegen nehme ich mir einmal das Recht heraus, diese Begriffe ein wenig umzustellen bzw. genauer zu deklarieren und zu sagen:

Der Sinn einer Predigt liegt in Überprüfung und Umkehr.

Das Ziel einer Predigt ist Umkehr, Befreiung und Heilung.

Sinn der Predigt

Es ist Pfingsten. Kurz nach Auferstehung und Himmelfahrt. Der Heilige Geist kommt auf die Jünger Jesu herab, sie sprechen in göttlichen Sprachen, verkündigen das Evangelium und Petrus hält eine wahrlich feurige Predigt, in der es um Jesus geht (nachzulesen in der Bibel in Apostelgeschichte 2). Die Reaktion der Menschen sah so aus:

Dieses Wort traf die Zuhörer mitten ins Herz und sie fragten Petrus und die anderen Apostel: „Brüder, was sollen wir tun?“Die Bibel - Apostelgeschichte 2,37

Hammer, oder? Wie genial wäre das, wenn sich das die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner Predigten das auch fragen würden (und wenn sie es nicht tun, liegt es mehr an mir als an ihnen).

Zwei grundsätzliche Ebenen des Menschen sind hier angesprochen: Einmal das Herz als Zentrum seines Seins, seines Willens, seiner Überzeugungen, seiner Werte. Zum anderen sein Tun, sein Handeln, sein „ins Rollen kommen“ sein: „Jetzt muss es sich im Leben aber auch bewahrheiten und umgesetzt werden.“

Kurzum: Die Menschen fragen sich nach dem Sinn des Ganzen, was sie da gehört haben – und zwar nicht auf einer philosophischen Meta-Ebene, sondern auf einer existenziell-persönlichen Ebene, was das mit ihnen zu tun haben könnte.

Das ist etwas komplett Unterschiedliches! Es geht ihnen nicht darum, welche philosophischen Erkenntnisse ein Eremit im Hinterland von Nirgendwo aus diesen Worten des Petrus, also aus seiner Predigt, ziehen könnte, sondern: Was hat das mit mir zu tun? Welchen Einfluss hat das auf mein Leben? Wie verändert das mein Leben? Wie gibt das meinem Leben mehr Inhalt und Sinn?

Der Sinn einer Predigt besteht also genau darin, dass sich Hörerinnen und Hörer einer kritischen Selbstprüfung unterziehen und Konsequenzen daraus ziehen, indem sie umkehren und ihr Denken und Handeln verändern.

Und by the way: Ob das nun TED Talks oder kurze YouTube-Videos sind – wir stellen uns diese existenziellen Fragen bei allem, was wir hören. Umso mehr sollte das auch bei der Predigt der Fall sein.

So wie die Menschen damals an Pfingsten spürten: „Junge, das hat was mit mir zu tun, was der Kerl da vom Stapel lässt“ – so sollten auch heute Hörerinnen und Hörer einer Predigt diese Gedanken haben. Wo das nicht geschieht – ist eine Predigt im Umkehrschluss sinnlos? Ich würde sagen: Ja! Aber eben nicht Predigt im Allgemeinen sondern diese eine Predigt, deren Sinn für die Zuhörerinnen und Zuhörer verschlossen bleibt. Ich habe solche Predigten schon gehört – und vielleicht sogar gehalten, aber das müssen andere entscheiden.

Wie kommen wir nun vom Sinn einer Predigt zum Ziel der Predigt? Sprich: Von ihrer Existenzberechtigung zu ihrer Wirkweise? Malm schreibt einen kurzen aber prägnanten Satz:

Die Predigt handelt nicht vom Interessanten, sondern vom Notwendigen.Magnus Malm: In Freiheit dienen, S. 199

Oh, wie viele Predigten gibt es, bei denen ich denke: „Ist ja wirklich interessant – tangiert mich aber nicht; verändert mich nicht; hat keine Relevanz für mein Leben.“ Leider. Verlorene Zeit? Vielleicht.

Notwendig ist das, was im wahrsten Sinne Not wendet. Hin zu Gutem – zu Befreiung und Heilung, wie Magnus Malm es nennt.

Ziel der Predigt

Umkehr, Befreiung und Heilung – das ist das Ziel oder besser gesagt: sind die Ziele von Predigt.

Wie unterscheide ich nun Sinn und Ziel? Ich würde es mal vorsichtig und ohne Anspruch auf Vollständigkeit so ausdrücken: Der Sinn einer Predigt ist der Predigt gegeben – das Ziel kann der Hörer und die Hörerin selbst beeinflussen.

Kurzum: Dort, wo ich als Hörer einer Predigt, mich auf den Weg mache, umkehre und Heilung und Befreiung erlebe, kommt eine Predigt zum Ziel. Und jetzt Achtung: Vorher nicht! Krass gesagt: Wo Umkehr, Heilung und Befreiung nicht einsetzen, ist eine Predigt auch nicht zu ihrem Ziel gekommen.

Nochmals: Das beeinflusse ich als Hörerin und Hörer einer Predigt maßgeblich mit – diese Last und Bürde trägt auf keinen Fall der Prediger alleine.

Die oben erwähnte Pfingstpredigt aus Apostelgeschichte 2 macht das sehr deutlich – oder besser gesagt: die Reaktion der Menschen, die diese Predigt gehört haben.

„Kehrt euch ab von euren Sünden und wendet euch Gott zu. [Umkehr] Lasst euch alle taufen im Namen von Jesus Christus zur Vergebung eurer Sünden. [Befreiung]
Dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. [Heilung]“Die Bibel - Apostelgeschichte 2,38

Können wir mal kurz einen Moment innehalten und uns vorstellen, was das bedeutet? Im Anschluss an jede Predigt kehren Menschen von den Wegen um, die sie nur von Gott entfremden, aber nicht näher zu ihm führen. Sie erleben Befreiung, weil Sünde vergeben und die drückende Last von Schuld von ihren Schultern genommen wird. Menschen werden (be)frei(t) von Gedanken, Mächten und Bindungen, die widergöttlicher Natur sind.

….und jetzt lasst uns nicht darüber streiten, wie utopisch, komisch und abgefahren das wäre sondern vielmehr eintauchen in die Faszination dieser Zielbeschreibung – oder auch „Wirkweise“ – von Predigt: Umkehr, Befreiung, Heilung.

Das muss nicht unmittelbar im Gottesdienstraum, auf dem Parkplatz vor der Kirche oder beim Sonntagsbraten geschehen. Das kann seine Zeit in Anspruch nehmen und im Nachhall zur Predigt auch erst in den nächsten Tagen und Wochen geschehen.

Aber stell dir nur mal vor, dass viele Menschen sagen: „Diese eine Predigt ließ mich umkehren, ich erfuhr Befreiung von wirklich schlechten Dingen und Heilung breitete sich aus über Wunden, die ich schon längst für unheilbar erklärt hatte.“

„Wie soll das alles geschehen?“ wendest du ein!? Sorry – not my business. Das ist Gottes Sache. Ich glaube und vertraue aber darauf, dass er heute noch genauso wie damals beim ersten Pfingstfest durch Predigt(en) wirkt und Menschen verändert.

Ich glaube, dass jeder Mensch diese drei „Meilensteine“ in seinem Leben benötigt: Umkehr, Befreiung, Heilung. Und ich glaub noch viel mehr: Nicht nur einmal, sondern immer wieder. Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir so ein Häkchen-Christentum leben.

Umkehr? Abgehakt.

Befreiung? Abgehakt.

Heilung? Abgehakt.

Warum? Weil wir alles je einmal erlebt haben und meinen, damit hätten wir alles erreicht, was es auf der Heiligungsleiter zu erklimmen gibt. Aber das ist Quatsch. Wir brauchen das täglich. Wöchentlich. Monatlich. Jährlich. Immer wiederkehrend.

Wir wenden uns von Gott ab, gehen eigene Wege, vernachlässigen das Lesen in seinem Wort, die Beziehung durch den Heiligen Geist, das Gebet, den Gottesdiesntbesuch, die Mitarbeit in der Gemeinde, den Dienst in der Gesellschaft, das Salzen und Erhellen unserer Umwelt, wozu Jesus uns in Matthäus 5 auffordert.

Wir sind gebunden von der Macht der Sünde, wie es der Apostel Paulus immer und immer weider schreibt und es uns ins Herz tief einpflanzen möchte, dass Sünde keine Tat ist, sondern eine Macht – und wir verlieren den Kampf immer wieder, sind gebunden, sind geknechtet, sind nicht frei.

Und ich glaube, dass mir jeder, der das hier liest, zustimmt, wenn ich sage: Wir erleben ständig Verletzungen. Mal größere, mal kleinere. Aber jede einzelne hinterlässt eine kleine Wunde in unserem Herzen und einen Riss in unserer Seele.

Umkehr. Befreiung. Heilung. Immer wieder neu zu erlangen. Nie versiegend. Immer da. Gottes Güte ist jeden Morgen neu, wie die Bibel es beschreibt (Klagelieder 3). Und wir? Können zugreifen. Annehmen. Eintauchen. Glauben. Vertrauen.

Alter Schwede (was ein Wortspiel in diesem Zusammenhang – tschuldigung, Herr Malm) – wie würde das Menschen, Gemeinde, Orte und ganze Nationen verändern.

Neu hoffen, neu glauben, neu vertrauen

Lasst uns doch ganz neu hoffen, glauben und vertrauen, dass durch das gepredigte Wort diese Prozesse in unserem Herzen und Leben abgestoßen werden.

Umkehr ist möglich – „Metanoia“, wie es im Griechischen heißt. Das Denken erneuern, umdrehen, verändern – eine andere Sicht annehmen. STOP-Schilder wahrnehmen und umdrehen. U-Turn, wo es nicht anders geht. Sackgassenschilder nicht ignorieren, sondern den Heiligen Geist bitten, mein Denken zu erneuern und zu verändern.

Dann kann ich ehrlich zu mir sein und erkennen: Ja, Sünde hat Macht über mein Leben. Das fühlt sich elendig an, aber ist kein Grund, Sand in den Kopf oder den Kopf in den Sand zu stecken. Vielmehr gibt es doch eine Lösung dafür. Dass Jesus am Kreuz für mich starb war kein Ereignis, das halt mal so stattfand, sondern ist der Grund, dass jede Macht der Sünde gebrochen werden kann durch das Blut und den Namen Jesu. Stellvertretend. Sühnend. Für mich – ist er gestorben.

Und das führt dazu, dass Heilung geschehen kann; dass das, was am Kreuz geschieht, nicht nur eine Neuschöpfung in mir bewirkt, sondern eine langsame (manchmal) Heilung von Wunden, die ich mir und anderen zugefügt habe.

Und wie war das noch mal? Keine Lust zu predigen? Zweifel, ob es überhaupt Sinn macht? Kein Bock, Predigten zu hören? Tausendmal gehört, tausendmal ist nix passiert – wieso jetzt? Solche Gedanken schon mal gehabt?

Oh man. Lasst uns all diese Gedanken in die ewigen Jagdgründe schicken und neu darauf vertrauen, hoffen und glauben, dass in der Predigt eine Kraft liegt, die ihresgleichen sucht.

Und am besten beginnst du damit sofort. Hier und Jetzt. Als Prediger im Blick auf deine nächste Predigt genauso wie als Hörer im Blick auf den nächsten Gottesdienst.


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Das Wunder von Errikousa

Wie vermittelt man seinen Kindern im Teenageralter, dass ein nahestehender Verwandter im gleichen Alter Opfer eines antisemitischen Attentates wurde?

Wie schafft man es, die Ereignisse auf einer kleinen griechischen Insel, die sich vor über 70 Jahren während der Nazi-Zeit auf dramatische Weise ereignet haben, zu rekonstruieren?

Und wie um alles in der Welt hängen diese Ereignisse von vor 70 Jahren mit dem antisemitischen Attentat in Kansas im April 2014 nicht nur auf theoretischer, sondern ganz praktischer Weise zusammen?

Kurz gesagt: Darum geht es in „Das Wunder von Errikousa“. Streng genommen ist das aber „nur“ der Rahmen. Der Inhalt ist noch wesentlichen verrückter, atemberaubender, zu Tränen rührend und einfach unbeschreiblich.

Hinzu kommt der sagenhafte Schreibstil von Yvette Manessis Corporon. Ja, sie ist Redakteurin und Produzentin eines us-amerikanischen Nachrichtenformats namens „Extra“. Man müsste meinen, dass es ihr ja nicht schwer fällt, ein Buch zu schreiben. Ja, das mag sein. Und ja, das „Handwerk“ an sich hat sie sicherlich gelernt.

Aber mit welchem Fingerspitzengefühl, Akribie und mit welchem Feingeist sie dieses Buch geschrieben hat, ist überragend. Die unzähligen dramatischen und tragischen Ereignisse könnte man reißerisch schreiben und präsentieren. Oder man macht es wie Corporon: feingeistig, sensibel, die Würde der betroffenen Personen achtend, Emotionen beim Leser weckend aber nicht auf Grund von Effekthascherei, sondern aus einem anderen Grund: Corporon will mit diesem Buch aufmerksam machen – auf die Geschichte des griechischen Judentums, auf die Schönheit und Geschichte der Inseln Korfu und Errikousa, auf die Spiritualität und den die Gesellschaft dort durchdringenden (orthodoxen) christlichen Glauben und nicht zuletzt: Corporon macht Hoffnung.

Sie macht Hoffnung, weil sie die Aussage von Marcia Haddad Ikonomopoulos (Präsidentin der „Vereinigung der Freunde griechischen Judentums“) beherzigt, die in den so überaus gründlichen Recherchen ihrer Arbeit ihr eines Tages begegnete:

Ich glaube, dass wir die nächste Generation nicht die Namen der Verbrecher – mögen sie in der Hölle schmoren – lehren sollten, sondern die Menschen hervorheben sollten, die die Zivilcourage und den Mut hatten, etwas zum Positiven zu bewirken.Das Wunder von Errikousa, S.197

„Ganz nebenbei“ (aber von Corporon sicherlich vollkommen beabsichtigt) erfährt der Leser jede Menge über das Leben auf dieser scheinbar paradiesischen kleinen Insel namens „Errikousa“, über die Gräueltaten der Nazis auf dieser Insel und auf Korfu sowie über die Verwobenheit über Geschichten, die scheinbar jahrzehntelang auseinanderliegen und doch jede Menge miteinander zu tun haben.

„Das Wunder von Errikousa“ ist ein Meisterstück, das uns die Bedeutung von Vergebung, Gemeinschaft, Gnade und der Kraft, die aus dem Glauben wächst, lehrt.

Wie diese Geschichten, die beide so tragisch sind und doch über 70 Jahre auseinander liegen, miteinander verwoben sind, beschreibt Corporon auf meisterhafte Weise. Die Erzählstränge gehen ineinander über, das Buch ist in verschiedene Teile gegliedert, so dass man nie den Zusammenhang oder den Überblick aus den Augen verliert. Ich bin beim Lesen eingetaucht in zwei Geschichten, die streng genommen noch viele weitere Geschichten enthalten. Ich habe viel über das Leben von Christen in abgelegenen griechischen Inseln gelernt sowie über das erstaunliche Ergebnis, das herauskommt, wenn man akribisch und – in positiver Weise – besessen und voller Hingabe die Lebensgeschichte von Juden zu rekonstruieren versucht und „Zeitzeugen“ ausfindig macht, die Aufschluss darüber gibt, wer diese Familie (und ihre Nachkommen) ist, die von der eigenen Großmutter (von der Autorin) unter Lebensgefahr während des Zweiten Weltkrieges versteckt wurde.

Die Lektüre dieses Romans, dieser Biografie, dieses Geschichtsbuches, dieses….man kann es nicht klassifizieren – sie hat mich nachdenklich gemacht, sie hat mich beeindruckt, sie hat mich fasziniert.

Dabei schreibt Corporon sehr ehrlich. In dieser gesamten „Familiengeschichte“ beschreibt sie Situationen, in denen dem Leser der Atem stockt. Sie beschreibt eigene Fehler. Sie malt mit wunderbaren Worten Hoffnung, wo andere nur Grau in Grau sehen. Es ist ein sehr, sehr ehrliches Buch, ja – aber zu keinem Zeitpunkt hat man als Leser das Gefühl, sich einem Seelen-Striptease ausgesetzt zu sehen; auch für Fremdschämen ist kein Platz. Der Grat ist schmal, ein so ehrliches Werk zu veröffentlichen, um sich nicht einem ungesunden Voyeurismus preiszugeben aber in meinen Augen hat Corporon das wirklich einzigartig gut gelöst.

Ich kann dieses Buch sehr empfehlen. Es regt nicht nur an, über die deutsche Geschichte nachzudenken sondern ist ein tolles Beispiel dafür, dass jeder Mensch einen Unterschied macht in diesem Leben – unabhängig davon, wo er lebt, wie er lebt und in welchem „Zeitalter“ er geboren ist.

Und: Es ist nie zu spät für Hoffnung. Auch wenn Menschen diese aufgeben – Gottes Wege sind viel größer.

Das Wunder von Errikousa
368 Seiten
ISBN:  978-3-7751-5957-9
Verlag: SCM Verlag
Preis: 22,99 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Wunder. Was ist wirklich dran?

Kann man Wundern auf den Grund gehen und sie „überprüfen“?

Liegt in der Unverfügbarkeit von Wundern nicht gerade die Tatsache verborgen, nichts Zuverlässiges über sie sagen zu können?

Beweisen Wunder die Existenz Gottes?

Drei Fragen, die ich vor der Lektüre dieses Buches hatte und die – zugegeben – mich auch ein wenig skeptisch an dieses Buch herangehen ließen, obwohl ich den Klassiker „Der Fall Jesus“ von Lee Strobel verschlungen und begeistert gelesen hatte.

Zweifler und Skeptiker kommen zu Wort

Und eben wie in seinem Bestseller „Der Fall Jesus“ interviewt Lee Strobel auch dieses Mal ganz unterschiedliche Personen im Blick auf Wunder. Was mich dabei besonders überzeugt ist die Tatsache, dass er nicht nur „fromme Theologen“ zu Wort kommen lässt, sondern auch und gerade Zweifler und Skeptiker sowie diejenigen Christen, die zum Glauben fanden, nachdem sie sich – teilweise jahrelang – als Atheist und Zweifler sahen und bezeichneten.

Zu Wort kommt in den vielen Interviews zunächst Michael Shermer. Er ist Journalist und Historiker und Gründer der „Skeptics Society“ (www.skeptic.com), eine organisierte Form und Gesellschaft von Skeptikern mit mehreren zehntausend Mitgliedern. Sie machen es sich zum Auftrag, vor Pseudowissenschaften zu warnen bzw. diese zu untersuchen sowie das wissenschaftliche Denken zu fördern. Tragischerweise erklärt Shermer selbst von sich, dass er einst evangelikaler Christ war und sich später vom „Gottglauben verabschiedete“ (Quelle).

Strobels Herangehensweise in diesem Interview ist in meinen Augen brillant. Er – so schreibt er es auch – hatte nicht den Anspruch, mit Shermer zu debattieren, sondern wollte ihn zu Wort kommen lassen und seine Sicht auf Wunder hören. Natürlich las ich gerade dieses erste Interview mit großer Spannung und Shermer kam zu Wort – was sich im weiteren Verlauf des Buches jedoch für ihn als „tragisch“ erweisen sollte, weil seine Thesen teilweise als haltlos, teilweise als irreführend und teilweise sogar als – vorsichtig ausgedrückt – die Wahrheit ein bisschen verbogen darstellen werden.

Dieses erste Interview ist jedoch insofern wichtig und inspirierend, da es wie eine Art Grundlage dient, auf welche Strobel in den weiteren Interviews teilweise Bezug nimmt.

Eine dieser Thesen Shermers, die sich als vollkommen unzutreffend herausstellen sollte, hat mit „STEP“ zu tun – eine Studie über die therapeutische Wirkung der Fürbitte („Study of the Therapeutic Effects of Intercessory Prayer), die an der renommierten Harvard University über einen Zeitraum von 10 Jahren und damit verbundenen Kosten von 2,4 Millionen Dollar durchgeführt wurde.

Dabei wurden Patienten, die sich einer Bypass-Operation unterziehen mussten, in drei Gruppen aufgeteilt. Für die erste Gruppe wurde gebetet, für die zweite Gruppe nicht und für die dritte Gruppe wurde auch gebetet, den Patienten dieser dritten Gruppe dies aber auch mitgeteilt.

„Das Ergebnis war sehr aufschlussreich“, sagte Shermer. „Zwischen den ersten beiden Gruppen mit den Patienten, für die gebetet wurde, und denen, für die nicht gebetet wurde, gab es keinen Unterschied. Nichts. Null. Aber bei denjenigen, denen man mitgeteilt hatte, dass für sie gebetet wurde, gab es mehr Komplikationen. Das ist die beste Studie über Gebet, die wir haben. Wenn man also über bloße Erzählungen hinaus wissenschaftliche Methoden anwendet, gibt es keinerlei Beweise für Wunder.“Wunder S.51

Was über diese Studie im weiteren Verlauf des Buches zu Tage kommt, erschreckt mich. Vielmehr erschreckt mich aber noch, dass ein ach so aufgeklärt denken wollender Mensch wie Shermer seine Hausaufgaben nicht macht und genau hinschaut, wer da betet und welche Art von Gebet das ist.

Dies offenbart sich im Interview mit Dr. Candy Gunther Brown, Religionswissenschaftlerin an der Universität von Indiana. Zunächst schildert sie, dass es weitere Studien über das Gebet gab, aber hellhörig muss man einfach werden als Leser, was sie auf Strobels Frage antwortete „Und was war mit STEP, wo keinerlei positive Wirkung des Gebets festgestellt wurde?“ (S. 133):

Die einzigen Protestanten, die für diese Studie engagiert wurden, waren vom Gebetsdienst Silent Unity in Lee’s Summit, Missouri. […] Sie behaupten, Christen zu sein – der volle Name ist Unity Schule des Christentums -, aber ich stimme Ihnen zu, dass viele Theologen sie nicht so bezeichnen würden. […] Sie gehen zurück auf die Neugeist-Bewegung des späten 19. Jahrhunderts.Wunder S.133-134

Ein Blick auf die Homepage (www.unity.org) dieser Sekte reicht aus, um zu erkennen, dass es mit einem biblisch-christlichen Glauben nicht weit her ist. Frappierender wird es aber dann noch, wenn man bedenkt, was die Religionswissenschaftlerin Brown weiterführt über diese Sekte:

Die Leiter von Unity haben schon lange geleugnet, dass Gebet Wunder bewirken kann, und haben die Fürbitte sogar als „nutzlos“ bezeichnet.“ Der Mitbegründer der Sekte, Charles Fillmore, schrieb einmal: „Gott vollbringt niemals Wunder, wenn damit die Abweichung von den allgemeinen Gesetzmäßigkeiten gemeint ist.“Wunder S.135

Insofern: Es ist Strobel hoch anzurechnen, dass er Skeptiker und Zweifler zu Wort kommen lässt, was auch im weiteren und restlichen Verlauf des Buches der Fall ist. Gleichzeitig gilt es aber, auch deren Einwände und Meinungen genau unter die Lupe zu nehmen, um zu erkennen, dass nicht alles, was dem christlichen Glauben gegenüber kritisch klingt auch selbst wiederum einer kritischen Überprüfung standhält.

Indizien, die für Wunder sprechen

Strobel beginnt sein Buch mit der Auflistung sehr, sehr vieler (Heilungs-)Wunder, die dokumentiert und nachprüfbar sind. Alleine hier schon sollte man meinen, dass selbst ein kritisch denkender Mensch sich auf den Weg machen könnte und diese Wunder nachprüft.

Ebenso geht Strobel der Frage nach, weshalb so viele Wunder in Gegenden und Ländern geschehen, die nicht unserer westlichen Kultur zuzurechnen sind und auch wenn es ein wenig vereinfacht klingen mag, so ist es Strobels These, dass es auch und mitunter daran liegt, dass dort, wo Menschen durch die Bibel nach Gott suchen und forschen können, Wunder (scheinbar?) nicht so häufig vorkommen, wobei er – wie ich finde zurecht – auf keinen Fall zum Ausdruck bringen möchte, dass sie nicht nötig oder wichtig wären.

Strobel zitiert hier eine Charakterisierung von Tim Stafford, um anhand des Beispiels von Mosambik deutlich zu machen, welche Kriterien erfüllt sein müssen, damit Wunder (regional) gehäuft vorkommen (S. 139):

  1. Analphabetentum. Wunder zeigen Gottes Macht ohne Worte.
  2. In der Kultur der Menschen gibt es kein Konzept von Sünde und Errettung. „Wunder erregen die Aufmerksamkeit, auch wenn man das eigene Problem und Gottes Erlösung noch nicht erkannt hat“, schrieb Stafford.
  3. Begrenzte medizinische Versorgung, sodass Wunder ein einzige Zuflucht für die Leidenden sind.
  4. Die geistliche Welt ist für die Menschen real und „ein Konflikt geistlicher Mächte ist offensichtlich“. Wunder sein eine Demonstration der Macht Gottes.

Hochinteressant ist das Interview (S. 198ff) mit dem Kriminalbeamten J. Warner Wallace, der auf Grund seiner Forschungen und Erkenntnisse zu Zeugen und Zeugenaussagen die zeugnishaften Berichte der Evangelien über die Auferstehung Jesu als Wunder unter die Lupe nimmt – auch und gerade der Frage nachgehend, wie es sich mit den scheinbaren „Ungereimtheiten“ der Darstellungen in den Evangelien verhält. Sehr, sehr erhellend und einleuchtend.

Ebenso wirklich faszinierend ist das Interview (S. 144ff) mit Tom Doyle über Wunder und Jesus-Begegnungen in muslimischen Regionen/Ländern unserer Erde. Es liest sich schon fast wie ein Krimi, was Doyle zu berichten hat. Nachdenklich stimmt folgender Abschnitt aus dem Interview.

Bevor sie mit jemandem ein Übergabegebet sprechen, stellen viele Leiter im Nahen Osten zwei Fragen. Erstens, bist du bereit für Jesus zu leiden? Und zweitens, bist du bereit, für Jesus zu sterben? Ich wünschte, wir würden diese beiden Fragen bei der Mitgliederaufnahme in unseren Gemeinden in Amerika stellen.Wunder S.160

Welches Interview mich auf besondere Weise überzeugt und fasziniert hat, war das Gespräch mit Dr. Michael G. Strauss. Ich zitiere, wie Strobel ihn dem Leser vorstellt:

Später machte er seinen Doktor in Hochenergiephysik an der UCLA und schrieb seine Doktorarbeit über das brillante Thema: „Eine Studie über die Lambda-Polarisation und Phi-Spinausrichtung bei einer Elektronen-Positronen-Annihilation bei 29 Giga Elektronenvolt zur Untersuchung des Farbteilbildverhaltens.“ (Ich lasse Ihnen einen Augenblick, um darüber hinwegzukommen, dass er Ihnen dieses Thema vor der Nase weggeschnappt hat.) Strauss wurde 1995 Dozent an der Universität von Oklahoma, hat derzeit eine David Ross Boyd-Professur in Physik inne (benannt nach dem ersten Präsidenten der Universität) und erhielt mehrere Auszeichnungen für seine Lehrtätigkeit. 15 Jahre lang forschte er am Fermi National Accelerator Center. Inzwischen führt er Forschungsprojekte bei der CERN (der Europäischen Organisation für Kernforschung) in der Schweiz in deren großen Hadonen-Speicherring durch. Wunder S.172

Mehr über ihn findest du auf seiner Seite www.michaelgstrauss.com.

Dieses Interview war für mich eine kleine Sternstunde, weil es über die Feinabstimmung im Universum geht, die als ein Wunder bezeichnet werden kann. Sicherlich am bekanntesten ist die Tatsache, dass die Entfernung der Erde zur Sonne exakt die richtige ist, um entweder nicht zu erfrieren oder nicht zu verglühen. Was in dem Interview mit Strauss aber noch zutage kommt, toppt das Ganze und ist absolut faszinierend zu lesen. Strauss versucht nicht nur, sondern schafft es, hochkomplexe und komplizierte wissenschaftliche Zusammenhänge so zu erklären und zu interpretieren, dass einerseits der Verstand und Hinrwindungen so richtig gefordert werden – andererseits aber gerade diese Tatsache auf die Existenz des biblischen Schöpfers hinweisen. Grandios.

Wunder, die nicht geschehen

Das letzte Interview hat mich in eine emotionale Achterbahn versetzt. Strobel interviewt Dr. Douglas R. Groothuis, dessen Frau unheilbar krank ist und deren Gehirn nach und nach degeneriert. Zu lesen, wie dieser hochintelligente Mann mit der Krankheit seiner Frau umgeht, die dafür sorgt, dass die ehemals so sprachgewandte und wortverliebte Frau nicht nur die Bedeutung sondern viele Wörter selbst vergisst, ist tragisch, ja schon herzzerreißend.

Groothuis ist es hoch anzurechnen, dass er so offen und ehrlich davon erzählt, was es für ihn bedeutet, dass ein Heilungswunder bei seiner Frau ausbleibt.

Strobel ist es hoch anzurechnen, dass er dieses Interview führt – und vor der Schlussaufforderung an den Leser, sich selbst ein Urteil zu bilden, als letztes Interview abdruckt. Aber vielleicht ist es gerade das sagenhafte Schlusswort von Groothuis, das dezent, versteckt und doch so treffend die Frage nach Wundern beantwortet:

„Dieser Campus ist so wunderbar“, sagte ich. „Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie du zum Unterricht gehst und jemand ruft: ‚Hallo. Professor Groothuis, wie geht es Ihnen?‘ Was würdest du antworten?“
„Nun ja, ich würde natürlich die Wahrheit sagen.“
„Und die wäre?“
„Dass ich am seidenen Faden hänge“, sagte er. „Aber glücklicherweise hat Gott diesen Faden gesponnen.“Wunder S.268

Antworten auf meine Fragen

Vor der Lektüre dieses Buches stellte ich mir drei Fragen, auf die ich nun Antworten bekommen habe durch dieses grandiose Meisterwerk Strobels.

Kann man Wundern auf den Grund gehen und sie „überprüfen“? Ja, man kann das sogar auf eine sehr, sehr vielschichtige und differenzierte Art und Weise tun – eben wie Strobel es in seinen Interviews für das Buch tat.

Liegt in der Unverfügbarkeit von Wundern nicht gerade die Tatsache verborgen, nichts Zuverlässiges über sie sagen zu können? Mitnichten! Genau das Gegenteil ist der Fall. Wer Wunder aus unterschiedlicher Weise betrachtet, wird schnell feststellen, dass sehr viel über sie ausgesagt werden kann.

Beweisen Wunder die Existenz Gottes? Nein, aber sie deuten auf eine so vielschichtige und komplexe Art und Weise darauf hin, dass es schwerfällt, nicht zu dem Schluss zukommen, dass es einen Gott gibt, wie er in der Bibel beschrieben wird.

Lee Strobel: Wunder. Was ist wirklich dran?
304 Seiten
ISBN: 978-3-9573-4574-5
Verlag: Gerth Medien
Preis: 17,00 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Die Bibel im Zeitungsformat

Ewig gültige „News“ im Newspaper-Format. Knackig und kurz, pointiert und herausfordernd. Das wesentliche des christlichen Glaubens, auszugsweise aus dem Neuen Testament gespickt mit Kommentaren verschiedener Autorinnen und Autoren. Die biblische Botschaft in das 21. Jahrhundert geholt und relevant gemacht für den Alltag eines Menschen, der 2000 Jahre nach den Ereignissen lebt.

Kurzum – darf ich vorstellen? Der „Kurier der Zeit“ (www.kurierderzeit.de).

23. Oktober 2019: Ich bekomme von Kornelije Casni eine Message auf Facebook. „Hallo David, meine Frau und ich arbeiten gerade an einer Idee und haben eine Frage an Dich – siehe PDF.“ Und in dieser PDF war die Anfrage, bei dem so genialen Projekt „Kurier der Zeit“ mitzumachen. Ich war – ehrlich gesagt – sofort Feuer und Flamme. Ich bin generell ein Mensch, der gerne Dinge ausprobiert und Neues wagt. Aber ich war noch selten so von Anfang an von einer Idee überzeugt wie beim „Kurier der Zeit“.

Mit dabei sind noch viele andere Autorinnen und Autoren. Unter anderem Daniel Böcking (stellvertretender Chefredakteur der BILD-Zeitung), Peter Statz (seines Zeichens Gründer und Rapper bei der legendären Combo W4C), Autor, Kabarettist und Mental-Coach David Kadel (www.davidkadel.de), Veronika Schmidt (klinische Sexologin, systemische Beraterin und Diplom-Sozialpädagogin – www.liebesbegehren.ch) und viele andere.

Wofür ist der „Kurier der Zeit“ eigentlich gedacht?

Gegenfrage: Was macht man mit einer Zeitung? Okay, sekundär bastelt man Hüte, schützt sich vor Malerfarbe, verkloppt andere mit einem zusammengerollten Exemplar oder spielt Schokolade-Auspacken. Primär aber, liebe Leserin und lieber Leser, ist der Verwendungszweck einer Zeitung der, dass man sie liest. That’s it. Keep it simple!

Und genau das soll mit dem „Kurier der Zeit“ auch geschehen! Er soll gelesen werden. Gelesen. Gelesen. Gelesen.

Zielgruppe?

Vorwiegend Menschen, die mit dem Glauben an Jesus und den Botschaften der Bibel noch nicht viel am Hut haben.

Warum?

Weil die Botschaft der Bibel ewig gültig ist und noch heute Menschen verändert.

Einsatzort?

Auf deinem Gäste-WC, im Kaffeehaus, in der Arztpraxis, beim Frisör – ach einfach überall, wo man Zeitung lesen kann.

Und jetzt?

Jetzt kommst du ins Spiel! Auf der Homepage www.kurierderzeit.de kannst du dir dein Exemplar (und einige coole Gadgets) bestellen. Sorge dafür, dass der „Kurier der Zeit“ dorthin kommt, wo ihn viele Menschen lesen, die ihn lesen sollen (siehe oben unter „Einsatzort“).

Für mich ist es ein großes Geschenk, bei diesem Projekt dabei zu sein. Es hat unglaublich Spaß gemacht, zu einigen biblischen Geschichten einen Kommentar zu schreiben. Vor allem aber bewundere ich die Ausdauer, Leidenschaft, Begeisterung und Zielstrebigkeit von Conny und Melli Casni – die Eltern dieses „Babys“. Sie hatten die Idee dazu, haben andere mit ins Boot geholt und sind bis zum Ende geduldig geblieben.

So. Jetzt aber genug geschrieben. Jetzt bist du dran. Hol‘ dir dein Exemplar auf www.kurierderzeit.de und folge dem „Kurier der Zeit“ auf Facebook und Instagram.

Corona. Gemeinde. Pastor. Bestandsaufnahme und Ausblick.

background balance business commerce
Photo by Jessica Lewis on Pexels.com

Vorsicht. Dieser Artikel könnte dich verstören. Er rechnet schon so ein bisschen ab mit frommen Mythen und christlichen Möchtegernvorstellungen. Es ist ein subjektives – ich betone: subjektives – Wahrnehmen dessen, was sich in den letzten Monaten ereignet hat in unserem Land. Dabei richte ich meinen Blick ausschließlich auf meine Wahrnehmungen rund um die Corona-Pandemie. Es gäbe viel anderes zu schreiben zum Thema „Corona“ – das sollen andere machen.

„Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt“ – ein Sprichwort, das zwei Pole beschreibt. Und genau diese skizziere ich im Folgenden. Unfertig. Fragil. Vorübergehend. Nicht in Stein gemeißelt und nicht die Weisheit mit Löffeln fressend. Einfach Gedanken. Einfache Gedanken.

Himmelhochjauchzend…

Nachdem der erste Schock verarbeitet war, begann Kirche, sich nach vorne zu orientieren und Neuland einzunehmen: das Internet. Es wurde gefilmt, gestreamt und hochgeladen, als gäbe es kein Morgen mehr. Kreative Gottesdienstformate, interaktive Videokonferenzen, kurzweilige Kinderprogramme online – das Internet wurde mit der frohen Botschaft geflutet, wie wohl noch nie in der Menschheitsgeschichte.

Nicht alles davon war gut. Manches war zum Fremdschämen. Äußerte man Kritik, hieß es nur: „Lass mal Gnade walten! Wir machen es doch für den Herrn!“ Ja, ok. Stimmt. Aber Gott produziert keinen Schrott – und das sollte sein Bodenpersonal auch nicht.

Gleichwohl: Der Zuspruch – auch bei uns im Wutachtal – war anfangs immens. Es herrschte Aufbruchsstimmung. Mit ein paar Klicks konnten Menschen einen Gottesdienst besuchen, die zuvor noch nie eine (evangelische) Kirche von innen gesehen haben – zumindest nicht unsere. Wie geil ist das denn bitteschön! Auch wenn annähernd alle Online-Formate einen großen Klickzahlenverlust verzeichnen, so ist die Chance nach wie vor großartig, dass Menschen davon hören, wie sehr Gott sie liebt und dass dafür sein Sohn Jesus auf die Erde kam, lebte, liebte und stellvertretend starb, um uns freizumachen von allem, was uns gefangenhält.

Mission impossible? Von wegen! Die Kapitel digitaler Missionsgeschichte werden eben erst geschrieben. Das ist hammermäßig! Immer noch bekomme ich sonntags unzählige Instagram-Pushbenachrichtigungen: „Gemeinde XY ist jetzt live.“ Geil! Go for it! Ihr macht das super! Wir übrigens auch. Kann man an der Stelle ja auch mal sagen, ohne dass Eigenlob stinkt. Was unsere Mitarbeiter im „digitalen und technischen Bereich“ in den letzten vier Monaten auf die Beine gestellt haben – Hut ab. Ihr seid Helden!

Dadurch wurden Prozesse, Überlegungen und Konzeptionen wie im Zeitraffer umgesetzt. Was einmal für die „nahe Zukunft“ gedacht war, fand nun plötzlich statt: Livestreams. Online-Gottesdienste. Video-Podcasts.

Spätestens jetzt sollte allen klar sein: Deutschland ist auch innerhalb der Kirche noch nicht auf der Digitalisierungsüberholspur. Hier wird erst mal ein wenig auf die Datenautobahn aufgefahren, rechte Spur, orientieren. Erst mal fahren. Es gibt noch viel zu tun. Aber: Ich bin mega begeistert, was an digitaler Kreativität sich in den letzten nur vier Monaten (was sind schon vier Monate in der Kirchengeschichte) gezeigt hat.

Gleichzeitig wurde deutlich: Es sind nicht nur die jungen Freaks, die ohnehin den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als „im Netz herumzuhängen“. Von wegen! Die Bereitschaft, sich auf Digitales umzustellen ist bei älteren Menschen enorm hoch. Digitalisierung ist also keine Altersfrage sondern eine Haltungsfrage.

Gleichzeitig aber – und das ist nicht weniger wichtig – ist Kirche auch analog super kreativ geworden: Autokino-Gottesdienste („Hup mit mir ein Halleleuja“ oder wie muss ich mir das vorstellen?), kreative „Segen to go“-Aktionen an Kirchengebäuden, die geschmückt waren mit Karten und kleinen Geschenken. Oder mein Favorit: Ostern. Viele haben gejammert: „Mimimimi, kein Ostern in der Kirche, mimimimi.“ Kein „Der Herr ist auferstanden“-Ostergruß in der Kirche. Stattdessen? Die wohl geilste Oster-Aktion der jüngeren Kirchengeschichte:

Auf unzähligen Straßen, Gehwegen, Auffahrten und Parkplätzen wurde die zentrale Osterbotschaft mit bunter Kreide gemalt: „Der Herr ist auferstanden!“ (Wir haben es ein wenig milieusensibler als „Jesus ist auferstanden“ tituliert.) Und das Ende vom Lied? Da Ostern dieses Jahr ausnahmsweise schneefallbefreit war, haben Menschen noch Tage (Wochen) später eben genau diese Botschaft auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkauf oder beim Spazierengehen gelesen. Wo? Außerhalb der Kirchenmauern! Mittendrin im Ort, in der Gesellschaft. Wo Christen sich normalerweise am Ostermorgen nur gegenseitig das zusagen, was ohnehin jeder schon weiß, ist diese Osterbotschaft am Ostermorgen und in den Tagen danach in der gesamten Gesellschaft präsent gewesen!

Analoge Treffen wurden teilweise digital abgehalten. Wo der Fokus eines Treffens eher auf Planung, Konzeption und Entscheidungen als auf Beziehung liegt, ist das auch das Mittel der Wahl für die Zukunft. Für mich ist klar geworden: Ich muss nicht mehr jedes Treffen physisch einberufen. Manches ist schneller und effizienter in einem Video-Meeting besprochen als live, wo man dann doch mal gerne mit dem Nachbarn quatscht, es elend lang dauert, bis auch der letzte den Weg ins Gemeindehaus gefunden hat (den er schon seit 20 Jahren kennt), Tische müssen nicht gestellt werden und kein Mensch muss sich aufregen, dass es wieder nur abgestandenes Wasser zum Trinken gibt – hat ja jeder das Getränk seiner Wahl zuhause parat.

Das erspart Zeit, Nerven und setzt wiederum Ressourcen für anderes frei. Klar ist natürlich: Dort, wo der Grund eines Treffens vor allem in der Beziehungspflege liegt, wird ein Online-Meeting das niemals ersetzen können. Hier gilt: Das eine Tun, das andre nicht lassen!

…zu Tode betrübt

Für mich als visionären und initiativen Typ ist diese Krise eine Katastrophe. Meine Frau hat es mir letzt so treffend wieder einmal auf’s Brot geschmiert: „Du musst immer was verändern und bist nie mit dem zufrieden, wie es ist.“ Das stimmt im Blick auf Gemeinde zu 100%. Ich bin ein Veränderer, ich sehe Dinge, die andere noch nicht sehen und möchte sie dafür begeistern, aus der Gemeinde eine „bessere Version“ herauszuholen als sie momentan ist. Und da es „immer was zu tun gibt“ (nicht nur in deutschen Baumärkten), ist die momentane Situation für mich eine enorme Herausforderung. Warum? Weil ich im Moment überhaupt nicht zielgerichtet arbeiten kann, wie ich es sonst gewohnt bin.

Kennst du den Unterschied zwischen „in Sicht“ und „auf Sicht“?

„In Sicht“ ist das Wetter immer schön – „auf Sicht“ fahren soll man nun als Kirchengemeinde, weil die oberste Leitung meiner Landeskirche meint, dass es anders nicht geht – ich stimme hier überhaupt nicht mit ihr überein. Wenn eine Kirchenleitung sich in der Lage sieht (und das tut sie seit Beginn der Pandemie), die Regelungen und Verordnungen noch schärfer zu ziehen als es die Landesregierung tut, dann erwarte ich von dieser meiner Kirchenleitung aber auch, dass sie weiter sehen kann als es die Landesregierung tut. Da Letzteres nicht möglich ist, sind auch die strengeren Vorgaben in meinen Augen zerstörend für Gemeinden. Die Kirchenleitung nimmt das in Kauf.

Konkretes Beispiel: Die Gottesdienstsituation

Die Art und Weise, wie wir in meiner Kirchengemeinde Gottesdienst feiern, ist alles andere als „klassisch landeskirchlich“. Wo es ein großes Kirchengebäude gibt, in dem durchschnittlich 20-40 Personen den Gottesdienst besuchen, ist es gut machbar, wieder Präsenzgottesdienste zu feiern unter Berücksichtigung des Abstandsgebotes (zwei Meter – die Kirchenleitung setzt auf die 1,5 Meter der Landesregierung noch einen drauf).

Wenn nun aber eine kleine Kirche (wie bei uns) und viele Gottesdienstbesucher (200 mit Kids) aufeinander treffen, entsteht ein Problem. Da geht das nicht ohne Weiteres. Und jetzt? Jetzt habe ich das zu managen, indem ich „auf Sicht“ fahre.

Ich kann diesen Ausdruck nicht mehr hören. Er meint so viel wie: „Wir können nur von heute auf morgen entscheiden. Wir können keine langfristigen Entscheidungen treffen. Wir müssen alle abwarten, wie sich die Gesamtsituation entwickelt.“

Nein, das müsste man nicht – aber sei’s drum: Ich kann’s nicht ändern. Aber das setzt für mich Rahmenbedingungen, die es vielleicht nicht unmöglich, aber doch sehr, sehr schwierig machen, weitreichende, langfristige, nachhaltige Entscheidungen zu treffen und Veränderungen anzugehen. Es ist wie „mit den Hufen scharren“ – und gleichzeitig angebunden zu sein. Oder wie auf der PS4 in „Formel 1 20015“ gleichzeitig Gas + Bremse zu drücken. Stillstand.

Ich empfinde das als äußerst belastend. Und soll ich ehrlich sein? Ich könnte wetten, dass es nicht nur mir so geht.

Natürlich stecke ich nicht den Kopf in den Sand und schon gar nicht Sand in den Kopf. Ich habe ein tolles Team um mich mit zwei wunderbaren hauptamtlichen Kollegen und einem ganz tollen Ältestenkreis. Aber wenn allen die Hände gebunden sind, ist es auch nicht wirklich einfacher, Veränderungen anzugehen.

Gleichzeitig nehme ich einen ganz starken Euphorierückgang war. Wo anfangs noch jede Menge Begeisterung zu spüren war, wird es nun nach und nach mühsamer für Gemeinden, ihre neu gewonnene Kreativität und Leidenschaft beizubehalten, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und nach vier Monaten hat der Mensch noch keine neuen Gewohnheiten sich angeeignet – Verhaltensforscher gehen davon aus, dass es dazu sieben Jahre benötigt.

Was das bedeutet? Dass Menschen ganz schnell wieder das „bisherige Programm“ wollen. So, wie es eben schon immer war. (Oh, wie ich diesen Satz ……..) Nun entstehen gewisse Interessenskonflikte. Denn die einen sagen: „Lass uns mal schauen, wie wir nun die Dinge von „vor Corona“ wieder angehen können.“ Während andere sagen: „Lass uns doch mal schauen, von welchen Dingen wir nachhaltig und dauerhaft uns verabschieden, weil die Krise gezeigt hat, dass es sie nicht braucht.“

Was mich nicht weniger stutzig macht (auch wenn „zu Tode betrübt“ vielleicht ein wenig übertrieben wäre): Der große „Run“ auf Präsenzgottesdienste ist ausgeblieben. Haben die Menschen noch Angst, sich wieder in öffentliche Veranstaltungen zu begeben? Ist das Gottesdienstgucken auf dem heimischen Sofa doch schöner? Liegt es daran, dass man nicht singen darf, kann, soll? Diese Beobachtungen nehme ich wahr – im landeskirchlichen Bereich. Ich vermute, dass es in Freikirchen anders aussieht – auch wenn der große Run auch dort ausbleiben muss, alleine wegen der Abstandsbeschränkungen.

Was ich als Pfarrer einer landeskirchlichen Gemeinde aber glaube: Das Schlimmste kommt erst noch. Momentan ist der Anfang zu spüren, dass durch Kurzarbeit und andere finanzielle Einbußen der Menschen auch die Austritte zunehmen werden und was ganz sicher ist: In den letzten vier Monaten ohne Präsenzgottesdienste gab es keine Geldsammlungen. Dadurch vergrößert sich das finanzielle Defizit, das wir dieses Jahr als Kirchengemeinde ohnehin hätten noch einmal um ca. 50% – das ist jetzt mal eine „im Kopf schnell überschlagene“ Schätzung. Wenig ist es nicht.

Und nun?

Auf in den Kampf! Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

  1. Herausforderung annehmen.
  2. Vor der Herausforderung davonlaufen.

Ich will und werde diese Herausforderung annehmen. Es gibt so, so, so, so, so, so viel Gutes, was sich in den letzten vier Monaten entwickelt hat. Einiges davon (längst nicht alles, sonst wäre der Artikel noch länger) habe ich oben schon erwähnt. Ich bin nach wie vor begeistert und regelrecht fasziniert davon, welch kreatives Potenzial in den Menschen schlummerte und jetzt endlich, endlich, endlich das Licht der Welt erblickte.

„Potenzial hebend“ ist ein Wert, den wir als Kirchengemeinde leben (www.wutachblick.de/werte/). Mein Wunsch und meine Hoffnung ist, dass wir genau dieses Potenzial auch weiterhin heben werden. Ich möchte unbedingt, dass wir unsere Gottesdienste auch dann noch streamen (oder zumindest als Video-Podcast danach zur Verfügung stellen), wenn wir wieder Präsenzgottesdienste feiern. Die Überlegungen dafür laufen schon.

Ich möchte unbedingt, dass Menschen in der Gemeinde ihr Potenzial entfalten, das Gott ihnen geschenkt hat. So wie ich – leider – bei manchen eine gewisse Trägheit feststelle, so erlebe ich wiederum andere, die jede Menge Energie und Leidenschaft an den Tag legen.

Ich wünsche mir so sehr von Herzen, dass wir als Gemeinde und dass Kirche in Deutschland spätestens jetzt versteht: Der Kern und das Zentrum unserer Botschaft kann nur sein, dass wir jeden einzelnen Menschen zum Glauben an Jesus einladen – alle anderen Themen sind nicht nebensächlich aber nicht im Zentrum. Diese Corona-Pandemie zeigt uns doch gerade auf drastische Weise, dass wir Menschen viel, viel weniger in der Hand haben, as wir meinen.

Meine Aufgabe als Leiter und Pastor aber ist es, dass ich Gemeinde so leite, Veränderungsprozesse so initiiere und meinen „Beruf und meine Berufung“ so auslebe, dass dadurch Menschen, die noch keine Christen sind, weil Gott keine Rolle in ihrem Leben spielt, zu leidenschaftlichen Nachfolgern von Jesus werden.

Das bedeutet auch: Fokus. Fokus. Fokus. Dazu habe ich an anderer Stelle schon etwas geschrieben: „5 Dinge, die es auch nach der Corona-Krise braucht„.

Und mir wurde einmal mehr sehr, sehr bewusst, was ich ohnehin schon lebe – aber diese Krise hat es noch einmal sehr deutlich gemacht: Meine eigene Beziehungspflege zu Jesus hat allerhöchste Priorität. Ich kann Gemeinde leiten und „neu denken“ nur dann, wenn ich geerdet bin, ganz „bei mir“ bin – und „bei mir“ bin ich nur, wenn ich bei Jesus bin. Immer wieder und ständig. „Gehen wir zu dir oder zu mir“ (diese alte Kaffee-Werbung, wenn du sie noch kennst) ist geistlich gesehen nie ein „oder“ sondern immer ein „und“. Ich brauche in erster Linie es selbst, geistlich gestärkt, gegründet und fest in Jesus verankert zu sein.

„Wegen mir muss es gar nicht so schnell zurück zur Normalität gehen“ habe ich inzwischen einige Menschen sagen hören – und mich auch. Ganz persönlich ist mir auf drastische Weise deutlich geworden, welche Menschen in meinem Leben wirklich eine Rolle spielen – und welche Menschen nicht. Welche Menschen ich vermisst habe – und welche Menschen ich nicht vermisst habe in den letzten vier Monaten ist aber keine Frage der Wertigkeit dieser Menschen sondern eine Frage des Bedeutungsgehalts der Beziehung zu ihnen.

Könnte es sein, dass wir als Gemeinde einem Ideal an Gemeinschaft hinterherlaufen, dem wir gar nicht gerecht werden wollen (!), es aber dennoch so hochhalten, weil im Neuen Testament (Philipper 2,2; Kolosser 3,13-17) ja immer wieder davon die Rede ist, dass wir „eine Gemeinschaft“ sind und schon in Psalm 133,1 steht ja bekanntlich: „Wie schön und angenehm ist es, wenn Brüder [ich ergänze: „und Schwestern“] in Frieden zusammenleben!“.

Nichts gegen Gemeinschaft – echt nicht! Das wäre ja geradezu unmenschlich. Und doch ist mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder eine Ehrlichkeit von anderen entgegengebracht worden im Blick darauf, wie sie (christliche) Gemeinschaft sehen, dass ich darüber wohl noch ein wenig nachdenken muss. Denn Fakt ist: Die Realität ist doch schon längst die, dass wir uns zwar ein frommes Ideal an Gemeinschaft innerhalb einer christlichen Gemeinde wünschen, es aber dennoch ein hohes Maß an Unfrieden, Hartherzigkeit und Unversöhntem gibt, so dass ich mich frage, ob wir uns nicht unnötig Druck machen, wo wir einem frommen Zerrbild aber nicht biblischer Absicht hinterherlaufen.

Eines ist klar: Es gibt keine Normalität mehr wie „vor Corona“. Wer meint, dass man wieder „zur Normalität zurückkehren könne“, hat nicht ganz verstanden, was die letzten Wochen und Monate mit uns Menschen und mit christlichen Gemeinden gemacht hat. Ich glaube, es wird früher oder später eine neue Normalität geben, die sich durch ganz Unterschiedliches kennzeichnen wird, was sich von der Zeit „vor Corona“ abheben wird.

Ich bin kein Prophet – weder im geistlichen noch im übertragenen Sinne. Aber ich kann mal so ein paar ganz vorsichtige Wünsche äußern, was ich denke, wie die „neue Normalität“ sich kennzeichnen sollte.

  • Fokus auf Evangelisation und Jesus und damit den Kern christlicher Verkündigung.
  • Ehrliche Gemeinschaft, die nicht fromm übertüncht wird.
  • Hybride Formate (analoge Veranstaltungen, die auch digital verfügbar sind / gestreamt werden)
  • Weniger ist mehr. Nicht alles, was wir tun können, sollten wir auch tun. Nicht alle Meetings und Termine, die unsere Kalender füllen können, sollten dafür auch die Genehmigung bekommen.
  • Potenzial von Menschen heben. Sie „machen lassen“. Nicht alles erst „perfekt durchdenken“, sondern losgehen, Fehler machen, besser machen. Feiern.
  • Auf Grund der fehlenden Kirchensteuern, wird vieles nicht mehr „wie gewohnt“ gehen – super! Ehrenamtliche bestärken und überflüssige Gebäude verkaufen.
  • Der Satz „Das haben wir schon immer so gemacht“ wird in die ewigen Jagdgründe verbannt.
  • Was wir als Gemeinde tun, tun wir aus Überzeugung – und nicht aus Gewohnheit.

Huch. Wenn ich das so lese, da bekomme ich ja richtig Lust, „nach vorne zu denken“ und kann doch mehr angehen und verändern, als ich dachte. 😉 Ich hoffe, es geht dir auch so. Viel Erfolg dabei und Gottes Segen! Alle für einen – einer für alle! Es liegt eine großartige Zukunft vor uns. Packen wir sie an – oder wie habe ich es jahrelang am Ende einer jeden Jungscharstunde mit „meinen“ Jungscharlern gerufen: „Mit Jesus Christus mutig voran!“


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

10 Gründe für die Gläubigentaufe

Ich möchte nicht „gegen“ etwas sein, sondern „für“ etwas. So bin ich beispielsweise „für“ den KSC (das ist so ein Fußballverein, der schon mal Bundesliga gespielt hat und momentan zwischen 2. und 3. Liga sich nie so richtig entscheiden kann). Ich bin für „Whisky“, weil sein Ruf wesentlich schlechter ist als sein Geschmack. Und so bin ich auch „für“ die Gläubigentaufe.

Nun muss ich aber eine kleine Vorbemerkung machen, weil es im deutschsprachigen Raum leider keine gescheite Möglichkeit gibt, sich von der Säuglingstaufe abzugrenzen und dabei eine Wortwahl zu finden, die nicht in sich schon wieder bescheuert ist. Ich meine mit „Gläubigentaufe“ nicht, dass man ein bestimmtes Level an Glauben haben muss, um sich taufen zu lassen. Ich meine damit lediglich, dass ein Mensch, der gläubig ist, zum Ausdruck bringen kann: „Ich möchte getauft werden!“ That’s it.

Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob diese Person 7, 26 oder 79 Jahre alt ist. Einzig geht es mir darum, dass diese Person sich selbst als „gläubig“ erachtet und den Wunsch hat, sich nun taufen zu lassen. Dafür gibt es Gründe. 10 Stück – und sicherlich noch mehr.

1Lieber die beste als nur die zweitbeste Option

Christen berufen sich auf die Bibel als Grundlage ihres Glaubens, in der sich Gott vollständig offenbart hat. Also ist alles, was Kirche so macht daran zu messen, ob es dem entspricht, was in der Bibel steht. Im gesamten Neuen Testament ist an keiner einzigen Stelle explizit davon die Rede, dass Säuglinge getauft werden. Ok, Achtung, Theologen-PingPong: Es gibt in der Apostelgeschichte Stellen, in denen heißt es dann „Er ließ sich mit seinem ganzen Haus taufen“ (bspw. Apostelgeschichte 16). Damit ist nicht das Gebäude, sondern die häusliche Gemeinschaft gemeint. Also alle, die im Haus lebten – meinen zumindest manche – und beziehen das auch bspw. auf Babys. Ohne dich jetzt langweilen zu wollen: Genau mit dieser Frage habe ich mich beschäftigt schon im Studium und in einer Hausarbeit über „Taufe und Abendmahl in der Apostelgeschichte“ meine Ergebnisse präsentiert.

Nur so viel: Nirgends, aber auch nirgends in der Bibel, steht explizit, dass Babys getauft wurden.

Warum also sollte man sich mit der zweitbesten (und nicht einmal biblisch dokumentierten Position) zufrieden geben? Man kann sie durchaus anwenden, keine Frage – aber wenn es doch eine Option gibt, die biblischer ist, dann sollte man zumindest mal ins Nachdenken kommen, ob das Sinn macht.

„Aber du bist doch Pfarrer! Du taufst doch Babys!“ mag einer einwenden. Ja, das stimmt. Ich kann ja niemanden überreden. Ich akzeptiere die Entscheidung von Menschen, die ihr Kind als Säugling taufen lassen wollen – aber nicht, ohne ihnen auch eine andere Option ausführlich dargestellt zu haben.

2Hinweg mit den alten Zöpfen

Alte Zöpfe sind jetzt nicht so sexy. Meistens sollen sie ja abgeschnitten werden, gerade weil sie alt (und damit verbraucht und nicht aktuell) sind. Mir geht’s hier nicht um ein Traditionsbashing. Aber es muss doch erlaubt sein, sich mal der Frage zu stellen, ob die Säuglingstaufe nicht so ein „alter Zopf“ ist? Denn: Historisch gesehen ist sie nicht biblisch belegbar. Das heißt, sie ist ein Relikt aus einer Zeit, in der sich Kirche begann zu formen und Wege und Möglichkeiten suchte, ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen. Genau in dieser Zeit formte sich auch die Säuglingstaufe. Man muss nicht gleich unter dem Damoklesschwert des Zeitgeistes stehen, wenn man sich fragt, ob alle alten Formen, die man hat, noch zeitgemäß sind. Manchmal reicht es auch sich einfach das zu fragen, was ich mit dem nächsten Punkt zum Ausdruck bringen möchte.

3Kirchliche Vollzüge, die man auch versteht

Ganz ehrlich: Ich bin nun über 10 Jahre „im Geschäft“. In diesem Zeitraum habe ich eine ganze Menge Taufen vollzogen – auch von Säuglingen. Jeder Taufe geht ein Gespräch mit den Eltern (und manchmal auch Paten) voraus, in der ich erkläre und wir ins Gespräch darüber kommen, was die Taufe eigentlich ist. Und klar: Wer freut sich nicht, wenn dich so ein Baby-Augenpaar anschaut und ein süßes, kleines Wesen gluckst und lächelt? Aber Taufe ist doch mehr als eine 1:1-Krabbelgruppe auf theologisch hohem Niveau. Taufe ist…..ja was ist Taufe denn überhaupt? Das ist meine ernüchternde Bilanz nach so vielen Jahren: Kaum ein Elternpaar oder Paten können das zum Ausdruck bringen, was die Taufe eines Säuglings soll. Und ehrlich: Das laste ich den Eltern auch überhaupt nicht an! Kein bisschen! Es ist nämlich schlicht und einfach auch ganz, ganz schwer zu vermitteln, wenn du nicht schon „fromm sozialisiert“ aufgewachsen bist. Insofern ist die Taufe eines Säuglings vielleicht ein emotionaler Moment – aber davon gibt’s unzählig viele weitere im Rahmen der Familie mit den kleinen Wonneproppen. Dazu braucht es keine Taufe, weil einfach nicht nachvollziehbar ist, was da geschieht. Und da kann man reden und überlegen, erklären und diskutieren so viel man will – rückblickend gesehen habe ich noch keine flächendeckende Erneuerung unserer Kirche wahrgenommen auf Grund der Säuglingstaufe. Kein Wunder. Denn es gibt einen Möglichkeit, die wesentlich besser ist, um zum Ausdruck zu bringen, in welcher Beziehung Gott mit diesem kleinen, süßen Baby steht. Aber dazu mehr im nächsten Punkt.

4Segnung als erster Schritt

Es ist eine tolle Möglichkeit, dein Kind unter Gottes Segen zu stellen – was ne fromme Sprache. Was ich damit sagen will: Ich finde es jedes Mal etwas ganz Besonderes, wenn Eltern sagen: Wir möchten unser Baby noch nicht taufen lassen, aber wir möchten es segnen lassen. Das geschieht im Rahmen eines Gottesdienstes. Dabei bete ich als Pfarrer (oder auch die Eltern/Paten) für das Kind und segne es. Ich spreche Gottes Segen über diesem Kind aus. Wir bitten Gott, dass er das Kind auf seinem Lebensweg nicht einfach nur „beschützt“ wie so ein dickbackiger Schutzengel von der Tankstelle als Schlüsselanhänger, sondern als der Schöpfer dieses Universums möge er diesem Kind den Weg ins Leben eröffnen und selbst dafür Sorge tragen, dass es eines Tages zum Glauben an Jesus kommt – und dann den Wunsch äußert: „Ich möchte mich taufen lassen!“ Denn das ist wiederum etwas so Schönes, was ich in Punkt 5 genauer beschreibe.

5Eigene Entscheidung

Wenn ein Mensch sagt: „Ich möchte mich taufen lassen!“ ist zuvor in seinem Kopf, Herz, Sinn und Verstand schon jede Menge anderes abgegangen. Da sind Gedanken, sicherlich auch Sorgen und Zweifel, da sind Fragen und Antworten, da sind Glücksmomente und Augenblicke des Vertrauens, da ist Glauben und Zuversicht, da ist ein Nachvornestolpernundnichtwissenwie genauso wie ein überzeugendes „Hier stehe ich und kann nicht anders“ – kurzum: Im Menschen ist schon viel „glaubestechnisch“ abgegangen, eher er dann sagt: „Ich möchte mich taufen lassen!“

Was aber bei aller Veschiedenartigkeit dieser inneren Prozesse bei jedem Menschen gleich ist, egal ob er 9, 37 oder 81 ist: Es ist seine eigene, ganz persönliche Entscheidung! Und jeder weiß: Etwas, für das ich ich bewusst entscheide, hat in meinem Leben eine sehr große Bedeutung.

Kleine Nebenbemerkung: Es ist dennoch weder die Entscheidung noch die Taufe an sich, die dem Menschen Zuversicht und Hoffnung schenkt. Es ist Jesus alleine.

6Bewusstes Feiern

Muss ich dazu was schreiben? Echt jetzt? Ok!

Ich habe es bei meinen beiden Kindern schon erlebt, wie es ist, wenn sie sich aus einer eigenen Entscheidung heraus taufen lassen: Sie feiern die Taufe ganz bewusst mit. Damit meine ich nicht nur die Familienfeier mit lecker Essen, Geschenken und viel Lachen (und DAS gehört alles mit dazu!), sondern ich meine auch den Gottesdienst bzw. die Tauffeier. Da wird entgegengefiebert, da wird lampengefiebert, da wird auf dem Stuhl hin- und hergerutscht oder am Kleid herum genestelt vor Aufregung bis dann der große Moment des Untertauchens erfolgt.

DAS ist bewusstes Feiern. Und das ist wichtig. Sehr, sehr wichtig! Wieso? Lies den nächsten Grund!

7Erinnern ist so wichtig

Was wäre der Mensch ohne Erinnerung? Krasser Gedanke, oder? Wir erinnern uns so gerne an besondere Momente – natürlich erinnern wir uns besonders gerne an besonders schöne Momente. Warum ist das so? Weil wir diese „Sache“ in der Erinnerung noch einmal erleben, neu erleben oder sie uns einfach vergegenwärtigen. Sich zu erinnern ist deswegen so wichtig, weil es uns manchmal auch in Zeiten der Unsicherheit wieder Sicherheit geben kann, in Zeiten der Traurigkeit zaubert uns die Erinnerung an etwas Schönes ein Lächeln ins Gesicht. Und in Zeiten der Anstrengung ist die Erinnerung an etwas Schönes wie eine kleine Oase des Auftankens und Erfrischens.

Nicht anders verhält es sich mit der Taufe als gläubiger Mensch. Ich erinnere mich an meine Taufe – und das gibt mir Kraft. Wie im 5. Grund schon angesprochen ist das Entscheidende aber nicht meine Taufe, sondern einzig und allein Jesus selbst. Seine Gnade, seine Liebe, seine Fürsorge, die mich aufrichtet.

Wenn ich mich dann noch erinnern kann, wie die Taufe (und das dazugehörige Fest) war, ist das ein Moment, der unglaublich Kraft spendet.

8Keine Zwangsmissionierung

Das mag jetzt ein bisschen krass daherkommen, aber ist die Säuglingstaufe (zumal in einem klassisch landeskirchlichen Verständnis) nicht so etwas wie Zwangsmissionierung? Es gibt nicht wenige Theologen, die so oder ähnlich zum Ausdruck bringen: „Durch die Taufe – auch als Säugling – bist du Christ!“

„Äh, bitteschön, hätte mich hier mal jemand fragen können?“, höre ich den Säugling schreien. „Was ist mit Religionsfreiheit?“ sehe ich den pubertierenden Teeanger vor mir.

Ja, ok. Es mag ein bisschen überzogen sein – aber zumindest den Hauch von Zwangsmissionierung hat es, wenn ich einem Menschen einen „Glaubensstempel“ aufdrücke, ohne ihn zu fragen.

9Ehrliche Motive: Geld ist nicht alles

Ein heikler Punkt und ganz dünnes Eis. Ich höre nicht selten – und das ist wirklich so, aber ich nenne hier bewusst keine Namen – selbst in Gesprächen mit in unserer Kirche leitenden Personen immer mal wieder vor oder hinter vorgehaltener Hand Sätze wie: „Wir benötigen die Kirchensteuer. Wenn wir die Menschen als Säugling taufen, sind sie Teil der Kirche. Und dann bleiben sie auch erst mal drin, wenn sie erwerbstätig sind.“

Also im Mittelalter hätten solche Sätze Hochkonjunktur gehabt. Natürlich unterstelle ich niemandem, die Taufe für finanzielle Interessen zu missbrauchen. Aber alleine die Tatsache, dass die Säuglingstaufe in die Nähe einer wie auch immer gearteten Finanzsicherheit unserer Kirche gerückt wird, hinterlässt bei mir so ein bisschen Bauchweh.

10Was macht eigentlich der Rest?

Ich erachte es immer als recht sinnvoll, den Blick über den Tellerrand zu heben, den Horizont zu lüften und frische Luft ins kirchliche Gedankengebäude kommen zu lassen.

Welche Kirchen praktizieren die Säuglingstaufe? Wie sieht es in diesen Kirchen aus? Was zeichnet Kirchen aus, welche nur die Gläubigentaufe vollziehen? Wachsen diese Kirchen oder schrumpfen sie?

Ich habe keine empirische Studie durchgeführt, würde aber von mir behaupten, dass ich durchaus einen weiten Horizont habe. Hierfür sollte alleine dieser Artikel schon Hinweis genug sein, da ich ihn als landeskirchlicher Pfarrer schreibe.

Und wenn ich mir nun die Christenheit weltweit anschaue, dann komme ich zum Schluss: Gemeinden und Kirchen, die wachsen und eien nachhaltigen positiven Einfluss auf Menschen, Gesellschaft und Kultur haben, sind Gemeinden und Kirchen, in denen vorwiegend bis ausschließlich die Gläubigentaufe praktiziert wird. Das sollte zu denken geben.

Wichtige Schlussbemerkung

Auch wenn es mir nicht immer gelungen ist, wollte ich mit diesem Artikel nicht in erster Linie mich abgrenzen von der Praxis der Säuglingstaufe, sondern 10 Gründe anführen für die Gläubigentaufe. Nicht immer ist das möglich ohne Abgrenzung. Diese geschieht aber nicht wertend, denn wie oben schon erwähnt: Ich taufe auch Babys (sonst könnte ich auch gar nich Pfarrer der Landeskirche sein) und will mit diesem Artikel lediglich einen Beitrag zur Horizonterweiterung liefern und denen, die sich fragen, wie sie sich selbst oder ihre Kinder taufen lassen das ein oder andere „mit auf den Weg“ geben.

Einer der Theologen, der mich wahrscheinlich (unbewusst) am meisten geprägt hat, war – mein Vater. Mit ihm habe ich auch über dieses Thema sehr viel diskutiert. Dabei ist in mir die Erkenntnis gewachsen, dass es Eltern gibt, die einen tiefen Glauben an Jesus leben und ihre Kinder als Babys taufen lassen. Ich würde mal sagen: Nicht alles, was ich oben geschrieben habe, würde nun auch auf diese Situation zutreffen. Insofern hoffe ich auf Milde und Nachsicht von Eltern, die ihr Kind haben taufen lassen in einem Alter, in dem es sich noch nicht selbst entscheiden konnte. Und ich weiß es auch. Ich kenne viele Familien, auf welche diese Situation zutrifft und die bspw. dann überhaupt nicht in der Situation einer „Zwangsmissionierung“ sind, da für sie ihr Kind durch die Säuglingstaufe noch nicht Christ ist, sondern die vorauslaufende Gnade Gottes erfährt in der Hoffnung, dass ihr Kind eines Tages selbst „Ja“ sagt zu dem, was in der Taufe ihm zugesprochen wurde und zum Glauben an Jesus kommt.

Insofern: Tricky. Not easy das Ganze. Ich weiß. Aber was im Leben ist schon einfach?

Warum Gott keine Spaßbremse ist!

Nicht wenige Menschen denken, dass Gott eine große Spaßbremse ist. Er verbietet alles, was dem Menschen Freude macht und was das Leben erträglicher sein lässt. Wenn du das denkst, hast du ein Problem: Du hast nämlich keine Ahnung davon, wie Gott wirklich ist. Aber Probleme sind dafür da, um gelöst zu werden – also lies weiter! Ich möchte dir sehr, sehr gerne helfen, zu erkennen, dass Gott keine Spaßbremse ist.

„Wer auf Erden das Tanzbein regt…

…dem wird’s im Himmel abgesägt!“

NEIN! HALT! Das ist NICHT meine Überzeugung, aber es gibt Christen (ob es wirklich Christen sind?), die genau diese Meinung vertreten und ihre Kinder in diesem Glauben erziehen. Und das ist furchtbar und falsch, denn in der Bibel gibt es nicht wenige Stellen, in denen sogar getanzt wird.

Zur Zeit des Alten Testaments – sagen wir einmal ca. 2000 Jahre lang vor Christus – gab es einen „Gegenstand“, der für das von Gott auserwählte Volk Israel von allergrößter Bedeutung war. Warum? Weil man glaubte, dass dieser „Gegenstand“ die Gegenwart Gottes repräsentierte. Die Rede ist von der bis heute sagenumwobenen „Bundeslade“.

Sie war eine Art Kasten mit ganz bestimmten Tragegriffen und Stangen sowie engelsähnlichen Figuren auf ihrem Deckel. In der Bundeslade befanden sich unter anderem die Zehn Gebote, auf die ich gleich noch mal in Sachen „Spaßbremse“ zu sprechen komme.

Unter ziemlich crazy Umständen war diese Bundeslade in die Hände des verfeindeten Volkes der Philister gelangt und unter König David wieder zurück geholt worden und sollte dann zurück nach Jerusalem kommen. Und was tat der Kerl namens David, der zugleich König war, in dem Moment? Er tanzte! Er tanzte sogar so wild, dass es sein Gewand so verschob, dass seine Männlichkeit in seiner ganzen Pracht zu sehen war. Du glaubst mir nicht? Lies nach! Steht in der Bibel in 2. Samuel 6. Dort ist von ziemlich viel Tanzen die Rede.

Wer also behauptet, dass Tanzen unchristlich ist, hat keine Ahnung.

Das nur mal so als ein Beispiel – denn man kann auch ganz leicht auf der anderen Seite vom Pferd fallen und behaupten:

Gottes Verbote rauben doch nur den Spaß!

Echt jetzt? Wir nehmen als Beispiel nur mal die oben schon erwähnten Zehn Gebote. Und zwar deswegen, da sie auf gewisse Weise noch so etwas wie „common sense“ zumindest unter denjenigen sind, die noch wissen, dass Jesus nicht nur ein spanischer Vorname und Paulus keine römische Vorspeise ist.

Was ich damit meine: Die Zehn Gebote gelten selbst bei denen, die sich nicht als „strenggläubig“ bezeichnen würden, als eine gute Erfindung. Darin heißt es zum Beispiel:

„Du sollst nicht töten! Du sollst nicht stehlen! Du sollst nicht lügen! Du sollst nicht ehebrechen!“ (Das Komplettpaket kannst du dir unter 2. Mose 20 in der Bibel runterladen.)

So und jetzt mal im Ernst: Wer behauptet, dass Gott dem Menschen durch diese Verbote nur den Spaß raubt, hat in meinen Augen ein paar falsch geschaltete Synapsen. Warum? Im Umkehrschluss müsste er doch der Ansicht sein, dass all diese Dinge Spaß machen und gut sind: Lügen. Töten. Stehlen. Ehebrechen. Echt jetzt? Ich glaube, auch das ist common sense, dass diese Dinge nicht gut sind und schon gar keinen Spaß machen – zumindest nicht bei normal tickenden Menschen.

Zwischenfazit

Die Frage, ob Gott eine Spaßbremse ist oder nicht, klingt trivial. Die Antwort darauf aber zeigt, was mein Bild von Gott ist. Und das wiederum hat unmittelbar und dauerhaft Einfluss auf meinen Glauben. Da ich der festen Überzeugung bin, dass der christliche Glaube absolut etwas mit meinem ganz alltäglichen Leben zu tun hat, ist also die Beantwortung dieser Frage grundlegend wichtig für mein Leben.

Einerseits also können wir nicht leichtfertig Dinge als „unchristlich“ oder als „nicht von Gott gewollt“ abtun, nur weil manche Menschen (die sich Christen nennen) der Ansicht sind, dass man das „als Christ nicht tut“. Oben habe ich es lediglich am Beispiel des Tanzens gezeigt. Das Gleiche gilt aber auch für die Frage nach dem Genuss von Alkohol, Partys, Sex und reinen Vergnügungsdingen wie Kino, Fußball oder sonstigen Freizeitbeschäftigungen.

Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Mir persönlich tut es schon fast weh, das schreiben zu müssen, aber ich MUSS es schreiben, da es in der Tat Menschen gibt, die sich Christen nennen, und eine solch verkorkste Sicht von Gott haben, dass sie das Leben hier auf der Erde lediglich als eine Art „Jammertal“ sehen, durch das wir halt durch müssen bis uns Christen dann die Ewigkeit bei Gott erwartet. Diese Sicht der Dinge und der Realität kann ich haben, muss mich aber nicht wundern, wenn ich von anderen Menschen als weltfremd erachtet werde – und nein: Das ist kein Qualitätsmerkmal meines Glaubens. In Kreisen, welche die Freude an den diesseitigen schönen Dingen ablehnen, kommt zuweilen die Haltung auf: Je weltfremder ich bin, desto mehr ist das ein Ausdruck eines starken Glaubens, denn Jesus habe ja auch schon gesagt, dass Christen zwar „in der Welt aber nicht von der Welt“ sind (Johannes 17, 14-16). Klar – man kann Bibelstellen so lange biegen und brechen, bis sie ins eigene System passen. Kann man machen – ist aber Schwachsinn!

Andererseits ist es blanker Unsinn zu behaupten, dass Gottes Verbote oder Gebote uns jeden Spaß rauben, da sie uns nicht den Spaß vor lustigen Dingen verderben, sondern weil sie uns im Gegenteil davor schützen, Dinge zu tun, die mir und anderen Menschen nicht gut tun. Es hängt viel davon ab, wie wir „Freiheit“ verstehen. Als Menschen meinen wir oft: „Freiheit bedeutet, tun und lassen, was ich will.“ Das ist aber ein unchristlicher Freiheitsbegriff. Freiheit im biblischen Sinn würde ich kurz und knapp so charakterisieren:

Freiheit bedeutet, zu tun und zu lassen, was Gott will.

Daran entscheidet sich natürlich auch, was ich als befreiend oder als einengend empfinde. Das gilt übrigens für beide hier skizzierten Seiten, von denen man vom Pferd fallen kann.

Warum aber ist Gott keine Spaßbremse? Weil es ihm gar nicht möglich ist – und das möchte ich dir mit fünf Wesenszügen Gottes und dessen, was aus diesen Wesenszügen entspringt, deutlich machen.

1Gott ist der vollkommene Vater

Ich weiß, dass dieses Bild nicht bei jedem Begeisterungsstürme auslöst, was daran liegt, dass unsere irdischen Väter nicht immer die besten Beispiele sind – oder gar noch schlimmer. Gerade dann ist es befreiend zu wissen: Gott ist der vollkommene Vater! Der, der gibt, was wir nirgends anders bekommen können und der uns kennt, wie niemand anderes.

Jesus hat das einmal recht drastisch ausgedrückt, als er zu den Menschen über Dinge wie Bitten, Fragen und Suchen sprach:

„So schlecht ihr auch seid, ihr wisst doch, was euren Kindern gut tut, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn darum bitten.“
Die Bibel - Matthäus 7,11
Die Bibel - Matthäus 7,11

Drastisch klare Worte, aber was Jesus sagt, ist doch genial: Gott gibt Gutes als himmlischer Vater. Einfach mal überlegen: Kann das etwas Schlechtes sein? Können das lauter Verbote sein? Können das nur Regeln, Gesetze und Verbote sein, die uns den Spaß am Leben rauben wollen?

Vielleicht sagst du in Gedanken „ja“ – dann ist es für dich auf jeden Fall dran, weiterzulesen (aber auch sonst, lade ich dich zum Weiterlesen ein). Denn Gott ist nicht nur irgendwie symbolisch eine Vaterfigur oder eben auch Vater neben vielen anderen Jobs, die er so hat wie Aufpasser, Versorger und Augenzudrücker.

Nein – Gott als Vater, das ist sein ureigenstes Wesen. Gott kann gar nicht anders, weil er von je her Vater war und immer Vater sein wird. Ich habe dazu an anderer Stelle diese Gedanken weiter ausgeführt – deswegen: Schau doch mal im Beitrag „Gott als Vater – sein eigentliches Wesen“ vorbei.

2Gott versorgt vorausschauend

Wenn ich möchte, dass jemand Gutes in seinem Leben erfährt und Freude an seinem Leben hat, dann schaue ich, dass es ihm gut geht. Dann versorge ich ihn. Dann bereite ich alles vor, damit es ihm gut geht, dann versuche ich „die Wege zu ebnen“, dass diese Person Freude am Leben hat und sich an richtig viel Schönem erfreuen kann – Tag für Tag und immer wieder neu.

So zumindest würde ich es machen, wenn ich Gott wäre…..mal darf ja mal etwas spinnen.

Gott selbst macht das aber noch viel verrückter, wie ein kleiner und unscheinbarer Bibelvers ausdrückt:

Dann legte Gott, der HERR, einen Garten im Osten an, in der Landschaft Eden, und brachte den Menschen, den er geformt hatte, dorthin.
Die Bibel - 1. Mose 2,8
Die Bibel - 1. Mose 2,8

Wir befinden uns mitten in der Schöpfung (und jetzt versuchen wir mal diese neverending Diskussion um Schöpfung und Evolution auszublenden). Gott hat die gesamte Schöpfung gemacht. Unzählige Tierarten von ungewöhnlichen Tieren wie Nasenaffen, Giraffen (im Ernst: ist so ein langer Hals schön?), Piranhas, Haien, Adler und Katzen. Dazu so viel Grünzeugs, dass das Auge es nicht fassen kann, was es an verschiedenen Bäumen und Sträuchern gibt. Und nicht zuletzt: Blumen. Blumen. Blumen. Farbig und bunt in Kreationen und Konstellationen, die sich der Mensch in seinen kühnsten Träumen nicht ausmalen kann – apropos malen: Die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge sind genauso malerisch wie die in die Tiefe stürzenden Wasserfälle, die in einem Becken aufgefangen werden, das von Palmen und einem kleinen Strand gesäumt ist und das Türkis des Wassers kräftiger nicht sein konnte.

Kurzum: Gott mach das Paradies – und dann bringt er den Menschen dorthin. Ich stelle mir das recht plastisch vor: Gott nimmt den Menschen an die Hand, führt ihn einen Weg entlang und sagt: „Hey, Mensch, mach mal deine Augen zu!“ Dann biegen sie noch einmal um die Ecke, der Mensch steht im gemachten Nest (= Paradies) und Gott sagt: „Mensch, mach mal deine Augen auf!“

Und der Mensch staunt mit weit aufgerissenem Mund und Augen, die ihm schier aus den Augenhöhlen kullern. Er schüttelt immer wieder den Kopf, ringt nach Luft und äußert so verständliche Laute wie: „Booooah“, „Neeeee, oder?“ oder „Alter, ist das krass!“

Verstehst du, was ich meine? Gott lässt sich nicht lumpen. Er versorgt den Menschen vorausschauend. Er macht alles (in Worten: A.L.L.E.S.), was der Mensch zum Leben braucht – und dann setzt er ihn mitten hinein in die Wohlfühloase.

Kurze Frage: Ist solch ein Gott einen Spaßbremse?

3Gott gibt verschwenderisch

Die Story mit der Schöpfung und dem gemachten Nest ist schon Beweis genug, dass Gott verschwenderisch gibt. Denn immer noch entdeckt der Mensch neue Arten von Tieren und Pflanzen. Gott gibt eben verschwenderisch. Übrigens ein Beleg dafür, dass Gott weder Schotte noch Schwabe ist! (Sorry, liebe Schotten und Schwaben – bitte lest das hier augenzwinkernd.)

Aber das tut er nicht nur im Blick auf die Schöpfung. Hier könnte man ja sagen: „Okay, Gott, alles klar. Das hast du mal gemacht – aber das ist ja jetzt auch schon Geschichte.“

Korrekt. Könnte man meinen. Dem ist aber nicht so, denn Gottes Segen geht viel, viel weiter. Schau mal hier:

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus.
Die Bibel - Epheser 1,3
Die Bibel - Epheser 1,3

Gott belässt es nicht dabei, dass er uns mit seiner unglaublich wunderschönen Schöpfung erfreut – es geht noch viel, viel weiter. Er hat uns gesegnet mit allem geistlichem Segen. Ok, zugegeben, das ist echt bisschen schwierig zu verstehen und klingt bisschen fromm.

Ich verstehe es so: Der Mensch als solcher ist ein Wesen, das immer nach dem Ewigen sucht und strebt. Normal ist: Eine Sehnsucht nach Übernatürlichem zu haben. Unnormal ist es: Nur auf das Diesseits fokussiert zu sein.

Für alles auf der Welt hat Gott schon vorher die rechte Zeit bestimmt. In das Herz des Menschen hat er den Wunsch gelegt, nach dem zu fragen, was ewig ist. Aber der Mensch kann Gottes Werke nie voll und ganz begreifen.
Die Bibel - Prediger 3,11
Die Bibel - Prediger 3,11

Wenn Gott den Menschen nun aber „mit allem geistlichem Segen“ gesegnet hat, dann bedeutet das für mich eine Offenbarung Gottes in verschiedenen „Stufen“.

Zum einen hat Gott sich festgelegt und den Menschen offenbart, dass er in Jesus zu finden ist. Nirgendwo anders.

Zum anderen bedeutet das aber auch, dass wir dann, wenn wir an Gott glauben und ihm vertrauen, nicht Christen erster, zweiter und dritter Stufe sind, wenn wir dieses oder jenes tun, sondern dass wir Christ sind – oder nicht Christ sind. Punkt. Es gibt keine „besseren“ oder „schlechteren“ Christen. Gott hat den, der ihm vertraut, schon längst gesegnet mit allem Übernatürlichem, was der Mensch braucht, um Gottes Realität nicht nur wahrzunehmen, sondern zu erleben und seinen Einflussbereich in dieser Welt größer werden zu lassen.

Frage: Ein Gott, der eine Spaßbremse ist – schenkt der schon alles im Voraus?

4Gott macht vollkommen frei

Erinnerst du dich an die Definition von Freiheit im biblischen Sinne?

Freiheit bedeutet: Du kannst tun und lassen, was ich will!
Gott

Der Mensch ist unheilbar freiheitsliebend. Markantestes Beispiel ist die Pubertät, in der sich der Jugendliche von Konventionen, Regeln, Personen und Vorgaben zu lösen versucht, die ihn scheinbar in seiner Freiheit einschränken. Er will seinen eigenen Weg gehen; er will frei sein.

Quizfrage: Was würde ein Gott, der KEINE Spaßbremse ist, unbedingt tun, damit der Mensch Freude und Spaß in seinem Leben überhaupt empfinden und erleben kann? Richtig: Er würde ihn frei machen. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern vollständig!

Und genau von solchen „Befreiungsgeschichten“ ist die Bibel voll. Randvoll.

Das beginnt schon ganz früh in der Bibel, als das Volk Gottes über 400 Jahre in der Sklaverei war – und dann im großen Exodus (deswegen heißt das zweite Buch Mose so) aus Ägypten auszog. Nachzulesen in 2. Mose 12 – oder du klickst mal in diese Predigt rein über „Das Lamm Gottes“, weil ich genau darauf Bezug nehme:

Im Prinzip ist das hier der Knackpunkt: Viele Menschen meinen, der Glaube an ein höheres Wesen – und machen wir es konkret: Der Glaube an Jesus mache unfrei. Genau das Gegenteil aber ist der Fall. Jesus befreit uns von Dingen, die uns gefangen nehmen – das können Gewohnheiten sein, genauso aber auch Süchte, Krankheiten, Besessenheit, falsche Annahmen oder religiöse Gedankengebäude.

Jesus erwiderte ihnen: „Ich sage euch die Wahrheit: Jeder, der sündigt, ist ein Sklave der Sünde. Ein Sklave hat nicht das Recht, für immer in der Familie zu bleiben, für die er arbeitet. Dieses Recht hat nur der Sohn der Familie. Wenn euch also der Sohn Gottes befreit, dann seid ihr wirklich frei.“
Die Bibel - Johannes 8, 34-36
Die Bibel - Johannes 8, 34-36

5Gott liebt bedingungslos

Es fällt uns Menschen relativ leicht diejenigen zu lieben, die uns auch lieben. Respekt – das ist alles andere als eine Glanzleistung – und vor allem: Es setzt die Bedingung voraus, dass mein Gegenüber mich auch liebt oder sagen wir mal: mich zumindest magt.

Ganz anders ist das bei Gott. Er liebt bedingungslos. Und zwar so richtig. Er kann gar nicht anders:

Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Die Bibel - 1. Johannes 4,16
Die Bibel - 1. Johannes 4,16

Wenn Gott nun die Liebe ist, dann haben wir es mit einem „Liebhaber par eexcellence“ zu tun – im eigentlichen Wortsinn, nicht in dem, was wir aus dem Wort „Liebhaber“ machen. Ein Liebhaber ist jemand, der mich „lieb hat“. Punkt. Oder wie der große Philosoph Bernd Stromberg sagen würde: „Bums. Aus. Nikolaus.“

Ich weiß: Für manche klingt das abgedroschen. Für manche trivial. Andere können es kaum glauben und andere nicht mehr hören. Das Problem dabei ist: Wir können uns das nicht so richtig vorstellen, was das nun heißt: Gott ist die Liebe. Gott liebt bedingungslos.

Wir machen ein kleines Experiment. Es gibt im Neuen Testament einen Abschnitt, in dem der Apostel Paulus sehr ausführlich und tiefgründig göttliche Liebe beschreibt. Ein Teil davon wird oft als Trauvers bei Hochzeiten ausgewählt, weil es so wunderschöne Beschreibungen von Liebe sind, die uns hier begegnen. Dabei dürfen wir aber nicht vergessen: Es geht um göttliche Liebe:

Die Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Die Liebe ist nicht selbstsüchtig. Sie lässt sich nicht reizen, und wenn man ihr Böses tut, trägt sie es nicht nach. Sie freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern sie freut sich immer an der Wahrheit. Die Liebe erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Die Liebe wird niemals aufhören
Die Bibel - 1. Korinther 13, 4-8
Die Bibel - 1. Korinther 13, 4-8

Wunderschön, oder nicht?! Die Bibelstelle in 1. Johannes 4,16 sagt, dass Gott Liebe ist. Jetzt wird es kurz mathematisch: Gott = Liebe, das heißt: Wir können in der zitierten Bibelstelle aus 1. Korinther 13 „Liebe“ durch „Gott“ ersetzen – dann klingt das so:

Gott ist geduldig und freundlich. Er ist nicht neidisch oder überheblich, stolz oder anstößig. Gott ist nicht selbstsüchtig. Er lässt sich nicht reizen, und wenn man ihm Böses tut, trägt er es nicht nach. Er freut sich niemals über Ungerechtigkeit, sondern er freut sich immer an der Wahrheit. Gott erträgt alles, verliert nie den Glauben, bewahrt stets die Hoffnung und bleibt bestehen, was auch geschieht. Gott wird niemals aufhören
Die Bibel - 1. Korinther 13, 4-8 - Liebe = Gott
Die Bibel - 1. Korinther 13, 4-8 - Liebe = Gott

So. Hand auf’s Herz. Ganz ehrlich:

Kann solch ein Gott wirklich eine Spaßbremse sein?

Ein Gott, der

  • der vollkommene Vater ist.
  • vorausschauend versorgt.
  • verschwenderisch gibt.
  • vollkommen frei macht.
  • bedingungslos liebt.

BITTE, BITTE, BITTE! Glaub das Märchen nicht, dass Gott eine Spaßbremse sei. Denn er ist es definitiv nicht! Das hat für dein Leben Konsequenzen. Welche? Schau es dir im Video an – denn am 7. Juni 2020 habe ich über genau dieses Thema gepredigt:


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Beliebteste Beiträge der letzten Woche

Beiträge zum Thema "Leitung"

Medien, die ich empfehle

Mutiger beten

Glaube = Risiko

Der Wettlauf des Glaubens

Die Essenz des Seins

Auslöschung