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Das Schweigen der Lämmer

Lange Zeit habe ich mich vor diesem Artikel gedrückt. Ich habe aber den Eindruck, dass er jetzt doch raus muss, denn das Schweigen der Lämmer ermöglicht das Aufleben einer ganz schlechten Kultur. Ich schreibe diesen Artikel für alle, die unter dem „Schweigen der Lämmer“ leiden. Und ich schreibe ihn für alle Lämmer, die bisher geschwiegen haben. Möge es sich ändern!

Wenn die Lämmer schweigen…

In der Kirche / Gemeinde / Kirchengemeinde werden die Christen ja manchmal mit Schafen vergleichen, die Gemeinde mit einer Herde und der Pastor mit einem Hirten – was nichts anderes ist als die deutsche Übersetzung des lateinischen Begriffs „Pastor“.

In meinen nun 16 Jahren im Gemeindedienst nehme ich ein ganz lautes „Schweigen der Lämmer“ wahr. Was meine ich damit? Meistens sind es die trotzigen, bockigen und unzufriedenen Schafe, die ganz laut sind, die ihren Unmut kundtun (und das ist auch voll in Ordnung und ihr gutes Recht) – aber sie sind fast immer die Minderheit. Die Mehrheit der Herde? Sie schweigt. Die Lämmer? Sie schweigen. Manchmal ohrenbetäubend.

Also nimm einfach mal eine Veränderung XY, die gerade in der Gemeinde stattfindet. Nehmen wir ein fiktives Beispiel: Die Blumen (oh nein, Blumen, in vielen Gemeinden dann doch der Zankapfel schlechthin) auf dem Altar bzw. Blumen, die als Dekoration verwendet werden im Kirchenraum. Seit Jahren sind sie nun dort (also natürlich jede Woche andere) und hübschen das Setting im Kirchenraum auf. Eines Tages entschließt sich jedoch der Kirchendiener, Küster, Mesner oder nenn die Person, wie du möchtest, dazu, keine Blumen mehr in den Kirchenraum zu stellen.

Das aber passt nicht nur Blumenfanatikern nicht, sondern auch ein paar Gemeindegliedern nicht – aber: einer Minderheit. Diese protestiert jedoch vehement, während die zustimmende Mehrheit schweigt. Das Schweigen der Lämmer nimmt seinen Lauf.

…hört man nur die trotzigen Schafe

Welcher Eindruck entsteht? Die Herde sei unzufrieden – warum? Weil sich fast nur die Schafe zu Wort melden, denen das mit den Blumen so was von gar nicht passt. Dabei solltest du wissen: Nicht immer singt der lauteste Vogel das schönste Lied.

Aber frei nach dem Motto „Nicht gemotzt ist genug gelobt“ schweigt die Mehrheit der Herde und bringt nicht zum Ausdruck, dass sie das Leben in der Herde eigentlich total cool findet und Blumen an sich etwas Wunderschönes sind, jedoch ihr geistlicher Gehalt überschaubar ist und es deswegen nicht so tragisch ist – viel wichtiger ist ein guter Lobpreis und eine gehaltvolle Predigt, die Gemeinschaft mit anderen Christen und Gästen, der Kaffee nach der Kirche, die wohl temperierte Kirche (oh, nein, das wird den nächsten Krawall geben) und die Möglichkeit, an verschiedenen Stellen des Gottesdienstes und Gemeindelebens mitwirken zu können.

Blumen? Ja, das wäre schon „nice to have“ aber nun wirklich nicht heilsnotwendig.

Jedoch sagen diese Lämmer nichts – sie schweigen sich aus und in der Gemeindeversammlung melden sich nur die zu Wort, die eine Lanze für die Blumen brechen wollen. Die Folge? Es entsteht ein toxisches Ungleichgewicht, das überhaupt nicht die momentane Stimmungslage der Herde korrekt wiedergibt.

Eine toxische Atmosphäre

Das wiederum hat zur Folge, dass sich die Gemeindeleitung extrem Gedanken macht und sich betroffen fragt: „Was stimmt nur nicht in unserer Herde?“ Des weiteren hat es zur Folge, dass toxisches Verhalten einfach so seinen Raum findet in Veranstaltungen der Gemeinde. Und zur Krönung sind nicht nur die Menschen in der Gemeindeleitung betroffen, sondern auch weitere Mitarbeiter in der Gemeinde, die mit Herzblut ihren Dienst tun – aber weil ihnen jetzt jemand etwas eben nicht durch die Blume gesagt hat, beginnt der Zweifel, ob das alles so gut ist, wie es ist.

Dazu muss man nicht einmal hochsensibel sein oder überall das Gras wachsen hören. Doch stell dir nur mal die Situation vor in einer Gemeindeversammlung oder Mitgliederversammlung, in denen nur die Schafe zu hören sind, denen etwas nicht passt, während die anderen Schafe mit geduckter Haltung weiter grasen. Das wird nicht gut. Danach werden die Schafe nach Hause gehen, sich entweder darüber unterhalten, was nur los ist oder leicht deprimiert bis resigniert ins Auto steigen oder in die S-Bahn.

Dabei übersehen sie aber die grüne Wiese, das saftige Gras und die sprudelnden Quellen ihrer Gemeinde – und ihr Herz wird von einer merkwürdigen Stimmung belegt.

Gewinner? Gibt’s am Ende keine. Verlierer? Jede Menge!

Schweigen ist Silber. Reden ist Gold.

Dabei wäre es doch so gut, wenn die Lämmer ihr Schweigen beenden und reden.

Wenn sie ihren Mund auftun und Positives aussprechen. Es geht nicht um Lobhudelei und um Schönrederei. Es geht darum, die Dinge, die gut sind, beim Namen zu nennen. Es geht darum, dass sie sagen, wenn sie eine Veränderung gut und richtig finden. Es geht darum, dass sie toxischen Tendenzen Gutes entgegenhalten.

Und jetzt kommt der Clou: Sie tun das auch noch freiwillig, ohne dazu aufgefordert zu werden.

Was würde geschehen?

Es würde sich eine gesunde Kultur entwickeln! Eine Kultur, in der Gutes wertgeschätzt wird, in der man sich gegenseitig „anfeuert“ und dankbar zum Ausdruck bringt, was der persönliche Mehrwert ist, Teil dieser Gemeinde zu sein.

Also – und jetzt verlasse ich mal diese Schaf-Lamm-Sonstwas-Metapher:

Wenn du Teil einer Gemeinde bist – als Mitarbeiter, als Gottesdienstbesucher, als Leiter: Dann sprich Gutes aus, ohne dazu aufgefordert zu werden! Wertschätze die Menschen, die sich in deiner Gemeinde engagieren und sage, was Du gut findest, was sie gut machen und was dem Wohl der Gemeinde dient. Mach deinen Mund auf, wenn es in Meetings, Sitzungen und Versammlungen dazu kommt, dass „Nörgler“ oder „Bedenkenträger“ ihre Sicht der Dinge schildern. Aber Achtung: Es geht nicht darum, gegen diese zu sein. Jeder darf, soll und muss seine Bedenken, seine Kritik und seine andere Sichtweise zum Ausdruck bringen dürfen! Auch du, wenn du gerade gar nichts zu nörgeln oder auszusetzen hast, sondern jede Menge gute Dinge wahrnimmst. Sprich es aus!

Gestalte und kreiere eine Kultur, die deiner Gemeinde gut tut, die sie fördert und die andere ermutigt, weiter voranzugehen, neues Land einzunehmen und nach vorne zu stolpern, weil zwar der Weg nicht klar ist, aber die Gewissheit da ist, dass es große Rückendeckung gibt.

Denn weißt du was?

Du bist Gemeinde!

Du gestaltest Gemeinde!

Deine Gemeinde braucht dich!

Verlass dich nicht auf die anderen – gestalte und verändere selbst. Oder anders gesagt: Sei du die Veränderung, die du dir von anderen wünschst! Du hast so viel mehr in der Hand (und auf der Zunge, wenn du es aussprichst), als du glaubst.


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Das war „Loud and Proud 2022“

Wer mich kennt, der weiß: Ich liebe Musik der härteren Gangart. Deswegen schreibe ich diesen Artikel nicht wie einen klassischen, möglichst objektiven Konzertbericht. Ich schreibe komplett subjektiv und total begeistert. Und das aus einem wichtigen Grund: Diese Welt braucht Rockmusik mit guter Botschaft.

Am 30.09. und 01.10. fand in Betzdorf (sorry, nein, muss man nicht kennen) das „Loud and Proud-Festival“ statt. Ich habe in einem anderen Artikel schon darüber berichtet – im Vorfeld. Jetzt war ich dort – und bin restlos begeistert.

Denkbar schlechte Rahmenbedingungen

Man stelle sich nur mal so die Rahmenbedingungen vor:

2021 wurde das Festival auf Grund von Corona abgesagt.

2022 ist die Lage noch nicht wirklich sicherer, aber schon früh entscheidet sich der Veranstalter, das Festival durchzuziehen.

Es gibt in den letzten Jahren auf Grund von Corona so gut wie keine Konzerte.

Es gibt in den letzten Jahren auf Grund von Corona noch weniger Konzerte mit christlichen Bands.

Es gibt in den letzten Jahren auf Grund von Corona noch weniger Konzerte mit christlichen Bands „der härteren Gangart“.

Sämtliche Kosten scheinen in 2022 nur noch zu steigen – auf Grund unterschiedlicher Faktoren.

Und 2022 sagt der Verein „CVJM Loud and Proud e.V.“: Wir ziehen das durch!

Hut ab! Respekt! Chapeau! Das würden nicht viele machen.

International bekannte und renommierte Bands

Und dann liest sich das Line-Up dieses Festivals wie ein Feuerwerk: Petra, Disciple, Kutless, Theocracy, The Letter Black, Project 86, Within Silence und viele weitere Bands, die größtenteils weltweit bekannt sind.

Kein Wunder, fahre ich zu diesem Festival mit großer Vorfreude im Gepäck und Erinnerungen an schon längst nicht mehr für möglich gehaltene Konzerte und Festivals. In Betzdorf angekommen, lerne ich schnell den halben Ort kennen bis ich einen Parkplatz finde. Schnellen Schrittes geht’s Richtung Halle und ich erkenne schon bald die üblichen Metal Heads mit entsprechenden Frisuren, Hoodies und einem – wie ich finde bezeichnenden – extrem entspannten Flair.

Ich erinnere mich zurück an viele Jahre, in denen ich jährlich mehrmals auf Festivals und Konzerten „dieser Art“ war. Es fühlt sich schon fast wie ein Relikt aus alten Zeiten an.

Schnell nehme ich meinen (räusper) Sitzplatz ein und genieße. Ich genieße einfach nur gute Bands, laute Musik (ein Dank an meine tollen Ohrstöpsel), schlendere durch den Merchandising-Bereich und treffe hier und da Menschen, die ich bisher nur von meiner Freundesliste auf Facebook oder Instagram kannte. Auch cool, so ein „ach dich gibt’s ja wirklich“-Treffen.

Und dann lerne ich neue Bands kennen, die ich vorher nur wenig hörte oder gar nicht kannte. Within Silence aus der Slowakei ist da zum Beipsiel zu nennen mit ihrem richtig guten Power Metal. Oder auch „The Protest“, die schon mit Disciple „on Tour“ waren.

Und – was soll ich sagen: Petra. DIE Band schlechthin der christlichen Rockszene der inzwischen letzten fünf Jahrzehnte. Wie John Schlitt in seinem doch recht hohen Alter auf der Bühne abgeht und auch die alten Klassiker singt – das war schon faszinierend. Die Halle war ebenso am Beben wie tags zuvor, als Disciple als Headliner die Menge wirklich so richtig in Bewegung brachte und begeisterte.

Absolut cool war natürlich auch, dass bspw. Bands wie „From Shadows to Light“, die am Tag zuvor ihr erstes Album veröffentlichten, eine Bühne geboten bekamen.

Immer und immer wieder staune ich über die Klasse und Vielfalt der Bands bei gleichzeitig einem Fokus, einem Mittelpunkt, um den sich alles dreht: Jesus. Hier wird eine Einheit gelebt, die manchmal nicht einmal Gemeinden schaffen. Das ist das Schöne, das Besondere, das Einzigartige an solch einem Festival. Die Moderationen und Ansagen auf der Bühne tragen dazu ihren Teil bei, dass man gar nicht anders kann als zu erkennen: Hier geht’s um geile Musik und Jesus – irgendwie hat das was von „Paradies“. Ok ok.

Aber jetzt mal im Ernst: Aus 23 Ländern waren Besucher auf diesem Festival. 23 Länder! Das sind fast so viele wie Mark Forster besingt – gut, ja, nicht ganz so viele. Aber wie krass ist das denn bitte? 23 Länder – darunter England, Australien und die USA. Und ich hab mich noch aufgeregt, dass ich freitags durch den Feierabendverkehr durch die halbe Republik reise. Ich war ganz schnell mal ganz ruhig.

Der Wert einer „christlichen Musikszene“

Dann treffe ich Fabian Strunk, den Veranstalter des Festivals. Wir reden viel über Musik, die christliche Musikszene und die fehlenden Festivals. Wir wissen beide, wie wichtig und gut solche Festivals sind – gerade auch aus geistlicher Sicht. Ich habe meinen Sohn dabei. Er hat den guten Musikgeschmack seines Vaters geerbt – Disciple ist seine Lieblingsband, auf dem Festival lernt er Theocracy neu kennen und klar: Papa kauft ihm gerne ein T-Shirt der Band (von Disciple hat er ja schon eins). Ich weiß, welchen Impact, welchen Einfluss „christliche Bands“ (nein, ich habe keinen Bock über diesen Begriff zu streiten) auf ihn haben: Sie sind Vorbilder, sie sind cool, sie vermitteln ihm geistliche Wahrheiten.

Am zweiten Festivaltag sind wir bei „Honor & Glory“ (aka „The Kevin Young Worship Project“) in der ersten Reihe. „Rock Worship“ wie das Side Project von Disciple ihre Musik nennt. Mein Sohn singt jeden Song mit. Und als Papa bewegt mich das, berührt mich das.

Als Kevin Young (Frontman von Disciple) am ersten Abend für alle Festivalbesucher betet, ist das am nächsten Morgen Gesprächsstoff zwischen meinem Sohn und mir. Er war sichtlich sehr angetan davon.

Honor & Glory auf der Sidestage beim Loud and Proud-Festival

Warum ich so dankbar bin!

Das ist gar nicht mehr so schwierig zu erraten, oder? Ich will nicht über Musik streiten bzw. über Musikgeschmack – das ist fehl am Platz. Aber ich bin dem großen und großartigen Veranstalterteam rund um Fabian Strunk so dankbar, dass sie den Mut hatten, dass sie nicht aufgegeben haben, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen – schlicht und einfach: dass sie das Loud and Proud-Festival haben stattfinden lassen!

Denn so konnten über 1.000 Festivalbesucher nicht nur gute Musik hören. Sie wurden gesegnet mit guter Message. Die Menschen, die da waren, hörten von Jesus, seiner freimachenden Gnade – kurzum: Sie hörten das Evangelium, die gute Nachricht! Nichts anderes als das, was man auch Sonntag für Sonntag in der Kirche hört – oder zumindest hören sollte. Nur dass halt nicht alle, die auf solch ein Festival gehen, auch in die Kirche gehen.

Und deswegen schrieb ich eingangs: Diese Welt braucht Rockmusik mit guter Botschaft!

Für mich (und meinen Sohn) war es deswegen auch überhaupt keine Frage, dass wir dem Verein „CVJM Lound and Proud e.V.“ als Mitglieder beigetreten sind. Wir unterstützen dieses Anliegen von Herzen und haben auf den vielen Stunden Autofahrt schon laut darüber nachgedacht, wie das wäre, auch im Süden Deutschlands solch ein Festival zu haben – oder sagen wir mal so: mit einem Konzert mit 3-4 Bands zu beginnen…

Ein besonderer Moment war auch, dass wir Disciple interviewen konnten. Eine Band, die für mich all das, was ich hier beschreibe, wie kaum eine andere Band verkörpert. Das Interview erscheint demnächst hier auf dem Blog.

Zu guter Letzt lade ich dich zu zwei Dingen ein:

  1. Werde Mitglied im Verein „CVJM Loud and Proud e.V.“, um dieses großartige Anliegen weiter zu tragen und dafür zu sorgen, dass wider alle Prognosen, Trends und Unkenrufen diese Szene wieder wächst. Alle Infos dazu findest du auf der Seite www.lap-festival.de.
  2. Sei im nächsten Jahr beim Lound and Proud-Festival dabei! Es findet am 13. und 14. Oktober 2023 statt. Und sei dir sicher: Es kommen grandiose Bands! Auch hierzu empfehle ich dir die Seite www.lap-festival.de, um auf dem Laufenden zu bleiben – oder das Profil auf Facebook: www.facebook.com/CVJMLoudandProudFestival.

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Rockmusik zur Ehre Gottes

„Echt jetzt? Du als Pfarrer hörst solche Musik?“ Jepp! Und ich stehe dazu und bin dankbar, dass Gott mir einen so wunderbaren Musikgeschmack gegeben hat. Ich liebe es, wenn die Musik so richtig wummert, der Bass dröhnt, das Schlagzeug endlos Doublebass erzeugt, die E-Gitarre so richtig schöne Riffs erklingen lässt und manch einer abschätzig sagt: „Das ist doch Geschrei und kein Gesang!“ Nun ja – für mich ist es ein Wohlklang in den Ohren.

Willkommen in meiner Musikwelt! Ich bin in dieser Hinsicht nun wirklich nicht ganz „konventionell“ unterwegs. Nicht wenige haben von Pfarrern das Bild, dass aus deren Musikboxen Klassik ertönt, vielleicht mal noch gediegener Jazz oder etwas Pop. Aber Heavy Metal? Das finden nicht alle cool – und es finden nicht alle cool, dass ich das als Pfarrer höre.

Warum? Manche meinen, das sei keine „christliche Musik“ oder Musik, „die Christen hören sollten“. Andere wiederum denken, man wäre nur kultiviert und intellektuell einigermaßen brauchbar, wenn man die oben erwähnten Musikstile bevorzugt und eben nicht Heavy Metal.

Welcher Musikstil ist die größere Sünde?

Eine fiese Frage – ich gebe es zu. Denn es gibt keinen Musikstil, der an sich „Sünde“ wäre. Wann hören wir auf, als Christen uns an Äußerlichkeiten zu stoßen? So lange es in der Volks- und Schlagermusik heißt „Frau Nachbarin, Sie sind eine Sünde wert“ (na, wer hat’s gesungen?) – so lange stehe ich dazu: Es kommt nicht auf den Musikstil an, sondern auf den Inhalt.

Und so lange es in mega vielen Popsongs darum geht, wie gut der letzte One Night Stand war und dass es am Wochenende doch eh nur um Sex und Party geht, braucht mir niemand erzählen, dass es einen Musikstil geben würde, der ethisch-moralisch besser wäre als der andere. Nein – um Musik nach irgendwelchen Maßstäben auf ihren Inhalt hin zu bewerten, sollten wir eben auch genau das tun: den Inhalt bewerten, die Texte. Und mit Verlaub: Was da durch den Äther schwirrt und aus den Radioprogrammen erklingt, das nehmen wir manchmal so mirnichtsdirnichts hin, weil es ganz seicht klingt – zwei Songs, die du sicher kennst und von denen du mal die Probe auf’s Exempel machen kannst: „Musik sein“ von Vincent Weiss und „Last Christmas“ – na, um was geht’s da wohl?

Anbetung Gottes geht mit jedem Musikstil

Gott kann mit Orgelmusik geehrt werden (was definitiv nicht mein Musikgeschmack ist) genauso wie mit fetten E-Gitarren, Techno-Beats (was auch nicht meine Musik ist) oder sogar Volksmusik (was ebenso nicht meine Musik ist). Genauso kann er das eben auch mit Heavy Metal, Hardrock, Emo, Crossover, Nu Metal, Hardcore, Gothic, Melodic Metal – ach nenn es, wie du willst.

Nein, das Schlagzeug ist nicht das Trommeln der Hölle und E-Gitarren auch nicht die Fanfaren des Teufels (keine Ahnung, wer so was glaubt, aber immer wieder höre ich so was).

Deswegen freue ich mich umso mehr auf ein Festival, für das ich schon letztes Jahr Karten hatte, dann fiel es Corona zum Opfer – um dieses Jahr endlich stattzufinden mit einem wahnsinnig genialen Line-Up. Wenn du einen ähnlichen Musikgeschmack hast wie ich, dann werden dir manche Bands etwas sagen – schnall dich an, was hier kommt:

Disciple (www.disciplerocks.com)

Petra (www.petraband.com)

Kutless (www.kutless.com)

The Letter Black (www.letterblack.com)

Project 86 (www.project86.com)

Theocracy (www.theocracymusic.com)

…und noch eine ganze Menge mehr!

Das Ganze findet in Betzdorf statt – ja, kannte ich vorher auch nicht (sorry an alle, die in Rheinland-Pfalz leben). Aber wenn du diese Art von Musik liebst, dann komm doch vorbei!

Komm mit!

Feier ein ganzes Wochenende (30. September bis 02. Oktober) Gott – mit richtig schöner Musik!

Tickets gibt es auf der Homepage www.lap-festival.de.

Der Vorverkauf endet am Dienstag, 20. September – Karten wird es aber auch an der Abendkasse noch geben.

Ich kann dem Orga-Team um Fabian Strunk nur meinen größten Respekt zollen, dass sie in Zeiten wie diesen ein solches Festival veranstalten. Das Line-Up ist allererste Sahne!

Vielleicht sehen wir uns ja vor Ort?

Schau dir den offiziellen Trailer des LOUD & PROUD FESTIVAL an:


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Kein Gott ist auch keine Lösung

Eine statistische Grundlage habe ich nicht, aber ich vermute: Viele Menschen, die keine Christen sind, sind es deswegen nicht, weil sie früher oder später merkwürdige bis verstörende Gespräche mit Christen hatten. So traurig das ist – so wahr ist es vermutlich (ich erinnere mich ja selbst noch an so manches Gespräch, das ich rückwirkend sicherlich anders hätte führen sollen).

Ab sofort gibt es dafür eine großartige Abhilfe: „Kein Gott ist auch keine Lösung“ von Markus Voss. Nicht umsonst trägt dieses großartige Buch den Untertitel „Tipps für deine Gespräche mit Nichtchristen„.

Christlicher Influencer mit Substanz

Bevor wir uns das Buch genauer anschauen, gestatte mir die Frage (und Antwort): „Wer ist Markus Voss?“

Lass es mich mal so sagen: Auf Instagram tummeln sich so einige „christliche Influencer“ (teilweise auch selbsternannt) und damit meine ich Accounts, die über 10k Follower haben. Allerdings fehlt mir bei vielen einfach die Substanz. Oft geht’s dann doch um die eigene Person (und das, was man so im Alltag macht, im Fitnessstudio, im Bad oder beim Essen). Das ist gut und schön und das kann jeder so handhaben, wie er das möchte, aber ich nutze Instagram weniger, um irgendwelchen Personen zu folgen (es sei denn, ich kenne sie persönlich), sondern vielmehr ihren Inhalten. Und hier sticht Markus Voss exzellent heraus. Jede Menge Videos, Inputs und Postings drehen sich darum, wie man #bibelfit (such mal auf Insta nach diesem Hashtag) wird. Überzeuge dich selbst: www.instagram.com/markusvossde/

Markus Voss ist Diplomtheologe und (laut Selbstvorstellung auf dem Buchrücken) „studierter Geisteswissenschaftler und mit seinem Programm „Mach dich #bibelfit!“ einer der meistgefolgten christlichen Autoren Deutschlands. Seine Werke wurden mit zahlreichen Forschungspreisen und Stipendien ausgezeichnet.“

Sein Anliegen (in meinen Worten) ist es, den Glauben auch argumentativ und wissenschaftlich zu behaupten und schon gar nicht in die „Wissenschaft oder Glaube?“-Falle zu tappen. Ich würde aber auch nicht sagen, dass es reine Apologetik (also Verteidigung des Glaubens) ist, sondern schlicht und einfach geht Markus Voss der Frage nach: Gibt es wissenschaftliche Hinweise / Indizien, die nicht gegen sondern für den Glauben an den Gott der Bibel sprechen?

10 Verdachtsmomente – oder: Wie überzeugend der Glaube an einen christlich-biblischen Gott ist

Und das macht er in „Kein Gott ist auch keine Lösung“ auf sehr raffinierte Weise, denn: Er geht 10 Verdachtsmomenten nach und behandelt diese ausführlich.

Okay, dann gehen wir jetzt in umgekehrter Reihenfolge 10 Verdachtsmomente durch, die aus meiner Sicht deutlich stärker dafür sprechen, dass der biblisch-christliche Gott existiert, als dass Er nicht existiert (und zum Schluss gibt’s noch zwei Bonus-Verdachtsmomente).Kein Gott ist auch keine Lösung, S.52

Diese 10 Verdachtsmomente sind so wichtig und weise ausgewählt (auch wenn es nach Aussage von Markus Voss noch wesentlich mehr gibt), dass ich sie dir hier wenigstens nennen möchte (ja genau, als Appetizer, damit du das Buch unbedingt liest):

#10: No one’s ever really gone – Nahtoderfahrungen

#9: Berichte über die Zukunft – erfüllte Prophezeiungen

#8: Das Böse – ein Hinweis auf Gott?!

#7: Intelligent Design & Evolution

#6: Do it again, brennender Steinbrocken, dann – Leben

#5: Bewusstsein & freier Wille – in einer materiellen Welt undenkbar

#4: Von völligem Chaos zu 1.206.000 Seiten Perfektion – die DNA

#3: Wie für uns gemacht – die perfekt balancierte Realität

#2: Wo zum Henker sind denn alle? – Das Fermi-Paradoxon

#1: Nichts, dann plötzlich Alles – der Urknall

Voss arbeitet in seinen 10 Verdachtsmomenten mit vorausgesetzten Annahmen, die sozusagen als Grundlage seiner Argumentation dienen. Das Gute daran: diese Annahmen sind allesamt vollkommen nachvollziehbar, nicht an den Haaren herbeigezogen und je nach Thema, das er im jeweiligen Kapitel anspricht, auch weithin Konsens.

Ich möchte nur zwei Beispiele erwähnen, um deutlich zu machen, wie logisch und korrekt Voss‘ Abhandlungen sind (und nebenbei wirst du auch merken, wie gut verständlich er sich selbst bei hoher Komplexität des Themas ausdrückt).

Verdachtsmoment 10: No one’s ever gone – Nahtoderfahrungen

Voss schreibt:

Wenn nichtchristlicher Atheismus wirklich wahr wäre, dann gäbe es Gott und Übernatürliches definitiv nicht, mit dem Tod wäre alles aus und atheistische Denkweisen müssten steif und fest behaupten, dass sich alles ausschließlich auf natürlichem Wege erklären ließe.Kein Gott ist auch keine Lösung, S.53

Verdachtsmoment 4: Von völligem Chaos zu 1.206.000 Seiten Perfektion – die DNA

Voss schreibt:

Wenn Atheismus wahr wäre, dann gäbe es Gott definitiv nicht, sondern alles – auch Lebewesen und insbesondere Menschen – wären im Grunde nichts weiter als die banalsten, simpelsten Stoffgemische und atheistische Denkweisen müssten behaupten, dass sich diese unter völlig unkontrollierten Bedingungen in vollkommen chaotischen Umständen irgendwie von selbst zusammengefügt haben („was Moleküle halt so machen“) und das rein zufällig die komplexesten Wesen des gesamten Universum ergeben hat: Halt ’ne fast alltägliche Anordnung von simplen Kohlenstoffen.Kein Gott ist auch keine Lösung, S.156

Wenn dir diese beiden Beispiele nicht ausreichen oder nicht plausibel genug erscheinen – dann lies die anderen acht Verdachtsmomente, denn dazu müsstest du dir das Buch kaufen, wozu ich dich unbedingt ermutige!

Voss schreibt hier nicht im pseudowissenschaftlichen Bereich herum (in dem sich leider oftmals Christen bewegen), sondern belegt seine Annahmen und Thesen sehr genau.

Der Gedanke, die Plausibilität des christlichen Glaubens zu erhöhen, indem Verdachtsmomente aufgegriffen werden, bei denen jeder denkende Mensch stutzig wird, ist ein raffinierter Schachzug – und macht das Lesen des Buches regelrecht spannend.

Dass Voss am Ende eines jeden Verdachtsmomentes dahin kommt, dass dieser nur mehr die Existenz des biblisch-christlichen Gottes beweist, ist selbstredend. Bedeutungsvoll sind zwei Dinge: Zum einen der jeweilige Weg, den Voss geht, um dem Verdachtsmoment das zu entnehmen, was die Existenz des biblisch-christlichen Gottes mehr beweist als seine Nicht-Existenz. Zum zweiten genau dieser Begriff „biblisch-christlicher Gott“, denn darum geht es Voss: Nicht um ein unpersonales Wesen, das irgendwo in den Weiten des Universums für Gott gehalten werden kann. Voss geht es um den „biblisch-christlichen Gott“, der sich in der Bibel und in Jesus Christus offenbart hat.

Neues Testament und Auferstehung – glaubwürdig?

Diese 10 Verdachtsmomente bilden den ersten Hauptteil des Buches (und den größeren), während es noch einen zweiten Hauptteil gibt. In diesem widmet sich Markus Voss der Glaubwürdigkeit sowohl des Neuen Testaments als auch der Auferstehung Jesu im Besonderen. Und das hat einen Grund:

In unserer pluralistischen Gesellschaft wird die immense Bedeutung dieser Frage [Anmerkung: Es geht um die Frage „Welcher Gott eigentlich?“] häufig heruntergespielt: „Ach, naja, muss halt jeder selbst entscheiden. Hauptsache, der Glaube gibt einem Halt.“Kein Gott ist auch keine Lösung, S.232

Kommen dir solche Aussagen bekannt vor? Mir schon. Als Pfarrer begegne ich solchen Aussagen zwar nicht täglich, aber immer und immer und immer wieder. Voss spricht das Kernproblem bei der Gottesfrage hier offen und direkt an. Aber lass uns noch mal reinhören ins Buch, was er weiterschreibt – das macht die Bedeutung der Frage, um welchen Gott es denn geht, so wichtig:

Sorry, wer das sagt, bei dem fürchte ich, der hat keinen blassen Schimmer, wovon er redet. Stell dir einfach mal vor, Gott wäre in Wahrheit der altorientalische Gewitter- und Fruchtbarkeitsgott Ba’al und du würdest jetzt Zeus oder Odin anbeten und dich an deren Gebote und Regeln halten. Ba’al wäre not amused.Kein Gott ist auch keine Lösung, S.232

„Das ist mir zu weit hergeholt“ sagst du. Ok, dann lass uns weiter reinhören in „Kein Gott ist auch keine Lösung„.

Stell dir mal vor, unsere muslimischen Freunde hätten Recht (was ich nicht denke) und Gott wäre in Wahrheit Allah des Qur’an (=Koran) und du würdest Jesus anbeten – eines kann ich dir sagen: Würde das stimmen, dann würde Allah Kleinholz aus dir machen.

Deshalb – unterschätz das nicht! – ist die Frage „Welcher Gott“ aus meiner Sicht sogar fast noch wichtiger als die, ob es Gott gibt.Kein Gott ist auch keine Lösung, S.233

In beiden Hauptteilen habe ich gestaunt über die Weite, die Weisheit und den unglaublichen Schatz an Wissen, den Voss in seinem Buch „Kein Gott ist auch keine Lösung“ vermittelt. Denn so ein pseudochristliches „das steht halt in der Bibel, deswegen musst du es glauben“ wird aus seinem Mund nicht kommen – kein Wunder: Er selbst hat solche Sätze zu Genüge gehört, als er noch Atheist war.

Also zieht er seine Argumentation auf eine viel breitere und wissenschaftlichere Weise auf – eben auch im zweiten Hauptteil des Buches, in dem es um die Glaubwürdigkeit des Neuen Testamentes und der Auferstehung im Besonderen geht. Absolut cool ist es, wie er mit Beispielen des Alltags bzw. der Geschichte dies immer und immer wieder ganz anschaulich macht. Irgendwie so muss das gewesen sein, als Jesus zu den Menschen in Gleichnissen sprach, in denen er sich Bilder ihrer Alltagswelt bediente.

Also schaut Voss, wie Geschichtswissenschaft funktioniert und vergleicht dies mit dem Ermitteln in einem Kriminalfall.

Wie in einem heutigen Kriminalfall hast du im Wesentlichen drei Möglichkeiten, um zu gucken, wie plausibel und wahrscheinlich es ist, dass etwas passiert ist: 1) Fundstücke 2) Berichte von Zeugen 3) Kontext & AuswirkungenKein Gott ist auch keine Lösung, S.244

Sowohl die „Schlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806“ als auch der „Prager Fenstersturz“ als zwei historische Ereignisse dienen ihm als Grundlage, um die Auferstehung Jesu zu untersuchen.

Tja – und dann geht’s dem Neuen Testament und im Besonderen der Kreuzigung und Auferstehung Jesu an die Nieren – denn auf diese und das Herz werden sie auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft.

Gut gewappnet für heiße Gespräche

Kein Gott ist auch keine Lösung“ ist eine wahre Goldgrube und ich bin Markus Voss von Herzen dankbar, dass er das Buch geschrieben hat, wie er es geschrieben hat. Der Untertitel kommt nicht von ungefähr, denn das ist Voss‘ Anliegen, wenn man ihm auf Instagram oder YouTube (hier geht’s zu seinem Kanal) folgt: „Tipps für deine Gespräche mit Nichtchristen“

Ich nehme in Deutschland ein ganz verwirrendes Konstrukt an Meinungen wahr, wenn es um Gespräche geht, die den Glauben so ein bisschen auf den Prüfstand stellen wollen – nach dem Motto: „Echt jetzt? Glaubst du das, was in der Bibel steht?“

Da sind auf der einen Seite missionarische Atheisten, für die alleine die Existenz Gottes schon nicht denkbar ist und die oft starke Argumente ins Feld führen – oder aber ziemlich provokant daherkommen.

Dann gibt es viele von Herzen gläubige Christen, denen aber spätestens als drittes Argument nur noch ein „das steht aber so in der Bibel“ rausrutscht.

Mit in der Gesprächsrunde sind liberale Theologen, die sich mit ihren bibelkritischen Äußerungen atheistischen Denkmustern annähern und nicht wahrnehmen (wollen), dass ihre Art der Theologie weltweit betrachtet nur eine Randerscheinung darstellt.

Und es gibt in dieser Runde diejenigen, die sich immer mehr von Glaubenssätzen und Wahrheiten verabschieden, die für das biblische Christentum grundlegend sind, weil sie vielleicht nie ernsthaft Zweifel äußern durften und in einer Art Trotzhaltung das Kind mit dem Bade ausschütten.

Schließlich gibt es diejenigen, denen die Frage nach einem höheren Wesen herzlich egal sind – allerdings ist das die große Minderheit.

Insofern macht es absolut Sinn, sich schlau zu machen, wie man Gespräche führen kann, in denen der Glaube „auf Herz und Nieren geprüft“ wird und man eben nicht beim „das steht so aber in der Bibel“ landet und damit ein ansonsten vielleicht fruchtbares und inspirierendes Gespräch beendet.

Das gesamte Buch ist also eine großartige Darlegung, weshalb es absolut plausibel ist, an den biblisch-christlichen Gott zu glauben. Du bekommst für dich selbst jede Menge Argumente und das ist großartig, denn es sind wirklich die großen Themen oder „Verdachtsmomente“, die immer wieder durch eigene Zweifel, durch Gespräche, durch die Medien, durch Kritiker auftauchen (manchmal wie aus dem Nichts) und durchaus zu Verunsicherung führen können. Markus Voss gibt dir mit „Kein Gott ist auch keine Lösung“ ganz, ganz viel Substanz an die Hand.

Ganz praktisch und noch konkreter wird es am Ende des Buches (ab Seite 338) mit dem Bonuskapitel „Tipps für deine Gespräche mit Nichtchristen & gratis Onlinekurs.

Fazit: Du musst es lesen!

Ich glaube, du hast es bis hierhin schon gemerkt, wie begeistert ich von dem Buch bin. Einerseits und vor allem natürlich von dessen Inhalt – das habe ich dir bis hierhin deutlich dargelegt. Aber mich fasziniert und begeistert noch etwas Zweites (und Drittes): Es ist zum einen die Sprache des Buches. Bei manchen Zitaten wirst du schon gedacht haben „Oh, das ist ja gar nicht so schwer zu verstehen“ – richtig! So ist es! Ich sehe es als eine ganz, ganz große Kunst an, wenn Menschen, die um einiges heller im Kopf sind als ich, es schaffen, ihre geistlichen und geistigen Erkenntnisse so darzulegen, dass ich sie verstehe und zum Lesen kein Fremdwörterbuch benötige. Markus Voss ist so jemand, der mich intellektuell in die Tasche steckt und gleichzeitig wie auf Augenhöhe mit mir (und dir) redet.

Damit zusammenhängend (das Dritte), was mich begeistert: der Stil! Voss schreibt locker, hier und da mit Emojis und das Buch liest sich eher wie eine Mitschrift eines Gesprächs unter Freunden als wie eine wissenschaftliche Abhandlung – was das Buch aber seinem Inhalt nach ist.

„Abgerundet“ wird das Gesamterscheinungsbild durch schöne Illustrationen (und Covergestaltung) von Hannah Scholl (www.instagram.com/wellen_schoenheit/).

Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen, weil es mich so gefesselt und begeistert hat – und das wird es hoffentlich auch dich! Also – gleich bestellen, lesen, verinnerlichen, für den Glauben gestärkt und für Gespräche mit Nichtchristen vorbereitet sein!

BONUS: Schau dich mal auf der Homepage von Markus Voss um – dort wirst du noch weitere sehr hilfreiche Lektüre und Online-Kurse finden: www.markusvoss.net

Markus Voss: Kein Gott ist auch keine Lösung
358 Seiten
ISBN: 979-8594077720
Preis: 8,73 EUR
Selbstverlag – Bezug über Amazon:
www.amazon.de/Kein-Gott-auch-keine-L%C3%B6sung/dp/B08TKG28RT

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Das Ende der Rastlosigkeit

Für eines kann das Buch und Autor John Mark Comer nichts: Ich habe das Buch zur genau richtigen Zeit gelesen – nämlich in (m)einer Auszeit. So konnte ich das Buch nicht nur „verschlingen“ (was ich tat), sondern gleichzeitig auch auf seine Nachhaltigkeit und Tiefe im Alltag prüfen, weil ich mir ganz viele Gedanken machen konnte. Und ich nehme es vorweg: Dieses Buch hat das Potenzial, das Leben von vielen Menschen einer ganzen Generation zu verändern, auch wenn viele Gedanken nicht neu sind (worauf Comer auf humorvolle und selbstironische Weise immer wieder hinweist).

Die wahre Epidemie

Comer identifiziert eine Epidemie, in der wir leben – und nein, es ist nicht Corona. Er nennt es die „Epidemie der Hektik“. Sein ganzes Buch dreht sich darum, wie wir dieser Epidemie entfliehen und ein Leben führen können, in dem wir „einfach“ von Jesus lernen – doch dazu später mehr.

Im ersten Teil seines Buches beschreibt Comer die „Epidemie der Hektik“ einerseits als eine rein logische Weiterentwicklung von Technik und Geschwindigkeit in den letzten Jahrhunderten und Jahrzehnten. Gleichzeitig deckt er aber auch die Lüge auf, dass dieser technische Fortschritt uns auch nur ansatzweise mehr Zeit „geschenkt“ hätte.

Früher sind wir überall hingelaufen, heute haben wir Autos, um schnell von einem Ort zum anderen zu kommen. Früher haben wirr unser gesamtes Essen selbst gekocht, heute gibt es Take-aways. Früher haben wir Briefe mit der Hand geschrieben, heute haben wir E-Mail und natürlich unsren neuen besten Freund, KI. Doch trotz unserer Smartphones und programmierbaren Kaffeekannen, Geschirrspüler, Waschmaschinen und Toaster haben die meisten von uns das Gefühl, weniger Zeit zu haben, nicht mehr. Was ist da los? Arbeitssparende Geräte sparen wirklich Zeit. Wo ist also die ganze Zeit geblieben? Antwort: Wir haben sie auf andere Dinge verwendet.Das Ende der Rastlosigkeit, S.45-46

Das ist das Problem, wie Comer an verschiedenen Stellen immer wieder zum Ausdruck bringt: Die Zeit, die wir gewinnen, nutzen wir nicht sinnvoll, sondern füllen sie wieder mit weiterem Kram wie Mails checken während wir telefonieren, in den sozialen Medien scrollen und scrollen und scrollen oder mehrere tausend mal am Tag auf unser Smartphone zu tippen.

Comer geht im Zuge der Auseinandersetzung mit dieser Epidemie auch auf „die Dinge dahinter“ ein. Er lässt Silicon Valley-Insider ebenso zu Wort kommen wie Soziologen, Psychologen genauso wie Theologen. Überhaupt liest sich die Literaturliste wie das große „Who is Who“. Mich hat es beim Lesen immer wieder erstaunt und ich habe mich gefragt: „Wie viel Zeit muss Comer gehabt haben, um all diese Bücher zu lesen?“

Eingangs habe ich erwähnt, dass einige Gedanken nicht neu sind – darauf weist Comer immer wieder selbst hin. Wer Bücher von Thomas Sjödin, Pete Scazzero oder John Ortberg gelesen hat, wird immer wieder mal ähnliche Gedankengänge bei Comer finden mit zwei wichtigen Aspekten, die sich durch „Das Ende der Rastlosigkeit“ ziehen: Zum einen verfolgt Comer einen konsequent christologischen Ansatz (weiter unten mehr dazu) – Jesus steht in der Mitte und keine Zeitmanagement- oder Work-Life-Balance-Mantras.

Zum anderen schreibt mit Comer ein junger Mensch, der nicht all zu weit entfernt von der „Generation Y“ ist – und einen entsprechend lässig-humorvollen Schreibstil pflegt. Das macht es extrem „einfach“, das Gelesene zu verarbeiten, da sich Comer selbst immer wieder als „einer von uns“ outet. Ich liebe Bücher, die einfach zu lesen aber nicht trivial in ihrer Message sind.

Der Weg aus der Epidemie

Wie aber schaffen wir nun den Weg aus dieser „Epidemie der Hektik“? Was schlägt Comer vor? Und vor allem: Warum ist das so wichtig? Comer beschreibt es folgendermaßen:

Wir leben mit chronisch unbefriedigten Sehnsüchten. Wie ein Juckreiz, der nicht verschwindet, egal, wie oft du kratzt. Egal, wie viel wir sehen, tun, kaufen, verkaufen, essen, trinken, erleben, besuchen usw., wir wollen immer noch mehr. Die Frage für uns als Azubis von Jesus – oder eigentlich für uns als Menschen – ist einfach: Was machen wir mit all diesem aufgestauten, unbefriedigten Verlangen? Mit dieser Rastlosigkeit? Das menschliche Verlangen ist unendlich, weil wir geschaffen wurden, um für immer mit Gott in seiner Welt zu leben, und nichts anderes wird uns jemals befriedigen.

Das Ende der Rastlosigkeit, S.153

Comer wird ganz praktisch und benennt vier geistliche Übungen, vier geistliche Disziplinen, Gewohnheiten oder wie auch immer du sie nennen magst – und das ist der Punkt, an dem seine Gedanken nicht neu sind, aber warte: Schalte jetzt nicht ab! Es ist nicht einfach nur eine billige Kopie, sondern viel, viel mehr als das.

  1. Stille und Einsamkeit
  2. Sabbat
  3. Einfach leben
  4. Entschleunigen

„Wie innovativ“ magst du jetzt vielleicht mit einem Anflug von Sarkasmus denken. Ehrlich: Als ich das Inhaltsverzeichnis las, ging es mir ganz ähnlich. Allerdings macht das alles sehr, sehr viel Sinn, wenn wir es im Gesamtkontext des Buches sehen und mit den Ausführungen, die Comer macht – deswegen werde ich am Ende dieser Buchvorstellung auf sein zentrales Anliegen „Von Jesus lernen“ eingehen.

Keine Sorge: Comer ist weit davon entfernt, ein gesetzlicher Typ zu sein oder diese vier Praktiken/Gewohnheiten/geistlichen Übungen zu überhöhen.

Und wie alle Gewohnheiten sind sie Mittel zum Zweck. Das ist der Punkt, an dem wohlmeinende religiöse Menschen (wie ich einer bin) gern mal danebenliegen. Wenn die geistlichen Übungen (Bibel lesen, beten, Sabbat feiern und so weiter) zum Selbstzweck werden, landen wir mitten in der Gesetzlichkeit. Darin liegt kein Leben. Darin lauert der Tod.Das Ende der Rastlosigkeit, S.119

Diese vier geistlichen Übungen sprechen für sich und doch schafft es Comer, jeder einzelnen ihren je eigenen Wert beizumessen und sie konkret werden zu lassen. Für den Bereich „Einfach leben“ liefert er 12 und für „Entschleunigen“ sogar 20 ganz konkrete Tipps, von denen er aber schreibt, dass sie vielleicht ein bisschen durchgeknallt sind – und ja, das sind sie, aber ich finde: witzig, hilfreich, nachahmenswert.

Von Jesus lernen

Für mich ist das der eigentliche Kern des gesamten Buches. Comer geht es (siehe oben) nicht darum, einige religiöse Übungen durchzuführen, die uns helfen sollen, eine bessere Work-Life-Balance zu haben. Darum geht es ihm nicht. Ihm geht es um etwas vollkommen anderes.

Ich sage jetzt mal was, wovon ich echt überzeugt bin: Die westliche Kirche hat die Tatsache aus den Augen verloren, dass Christsein ein Weg ist. Eine Lebensweise. Es geht nicht nur um eine Reihe von Ideen (die wir Theologie nennen) oder eine Liste von Geboten und Verboten (die wir Ethik nennen). Das auch, ja. Aber Christsein ist so viel mehr. ES ist eine Lebensweise, die auf der Lebensweise von Jesus selbst basiert. Ein Lebensstil.

In der kirchlichen Tradition, in der ich aufgewachsen bin, wurde viel über Theologie und Ethik gesprochen, aber wenig bis gar nicht über den Lebensstil. Aber der Lebensstil ist das, worum es geht.Das Ende der Rastlosigkeit, S.100

Kommt dir das vielleicht bekannt vor? Ich glaube, dass wir in der „westlichen Welt“, zumal in der „frommen westlichen Welt“, genau das Problem haben, das Comer hatte, weswegen sein Buch sicherlich sehr vielen aus dem Herzen sprechen wird.

Wir bekommen eine Vision von dem Leben, das in Jesus möglich ist. Wir gehen in die Kirche oder lesen ein Buch oder hören einen Podcast. Wir erhaschen einen Blick auf das Leben, nach dem wir uns sehnen – ein Leben in emotionaler Gesundheit und mit lebendiger Spiritualität. Unser Bauchgefühl sagt sofort: Ja. Gott, ich will dieses Leben. Wir gehen mit aller Willenskraft, die wir aufbringen können, von der Kirche nach Hause und nehmen uns vor, uns zu ändern. Aber dann fallen wir sofort in unsere alten Verhaltensmuster zurück. Und nichts ändert sich. Derselbe Kreislauf wiederholt sich: Stress, Müdigkeit, Ablenkung. Und wieder stecken wir in der Sackgasse und fragen uns: Was läuft hier falsch? So erreichen wir jedenfalls keine Veränderung.Das Ende der Rastlosigkeit, S.101

Es gibt also auch im Geistlichen eine Art „Jo-Jo-Effekt“ – nicht nur bei Diäten. Aber was tun? Was hilft wirklich dagegen?

Ehrlich gesagt, die Lösung ist einfach. Sehr einfach. Wenn du das Leben mit Jesus „in ganzer Fülle“ erleben willst, also nonstop bewusstes Leben in Gottes Gegenwart und in seiner Welt, dann musst du nicht nur die Theologie und Ethik von Jesus übernehmen, sondern auch seinen Lebensstil. Folge einfach seinem Weg. Das ist alles. Nimm einfach sein Leben als Vorlage für dein eigenes. Übernimm seine Gewohnheiten und Praktiken. Als Lehrling solltest du jeden Schritt deines Rabbis nachahmen. Das ist schließlich der Sinn einer Lehre. Das Ende der Rastlosigkeit, S.102

Geht das auch praktischer? Ja! Drei ganz einfache Anregungen, die Comer in seinem Buch gibt, um genau dieses Leben, das Jesus verheißt, zu empfangen und selbst zu leben.

Einfach ausgedrückt bedeutet es, sein Leben auf drei grundlegende Ziele auszurichten:
1. Mit Jesus zusammen sein.
2. Werden wie Jesus.
3. Tun, was er tun würde, wenn er du wäre.Das Ende der Rastlosigkeit, S.92

Und für alle, die gerne Theologie & Ethik höherhalten als den Lebensstil: Comer betont mehrfach, wer Jesus für ihn ist als Messias und Erlöser, als Sohn Gottes, der für ihn gestorben ist. Hier unterscheidet er sich auch von manchen, die er zitiert, für die Jesus eher dieser Rabbi und Weisheitslehrer war. Aber vieles entfaltet sich einfach an der Aussage Jesu in Matthäus 11:

Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.Matthäus 11,28-30; ELB

Fazit

Es macht Spaß, „Das Ende der Rastlosigkeit“ zu lesen. Nicht nur wegen des kurzweiligen, humorvollen und selbstironischen Schreibstils Comers, sondern vor allem, weil der Leser schon beim Lesen die Lust verspürt, etwas an seinem Leben ändern zu wollen.

Ich habe schon einige Bücher in diese Richtung gelesen von Dallas Willard, John Ortberg, Thomas Sjödin oder Pete Scazzero, die auf ihre Weise jeweils brillant sind. Nicht, dass Comer nun alle miteinander vereint und sogar noch toppen würde, aber es geht manchmal in diese Richtung – zumindest was das „vereinen“ betrifft. Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem aber auch die Fußnoten witzig sind, denn auch hier bringt Comer zum Ausdruck: Die (oben erwähnten) anderen schreiben ganz ähnlich wie er – nur besser. Ob das so ist, liegt im Auge des Betrachters.

„Das Ende der Rastlosigkeit“ ist mehr als ein „schlauer Ratgeber“. Es ist ein Schatz, der so viel bereithält, um das Leben, das Jesus verheißt, wirklich zu leben. Und zwar als Lebensstil ganz praktisch mitten im Alltag des 21. Jahrhunderts – nicht nur in der Theorie und in dogmatischen oder ethischen Grundsätzen. Es ist genau das, was Menschen, die der „Epidemie der Hektik“ verfallen sind, benötigen, um auf den Weg der Heilung zu kommen.

John Mark Comer: Das Ende der Rastlosigkeit
288 Seiten
ISBN: 9783417000399
Verlag: SCM-Verlag
Preis: 20,00 EUR

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Warum ich eine Auszeit nehme

Ja, richtig gelesen. Ich werde eine zweimonatige berufliche Auszeit nehmen – los geht’s am 11. Juli. Ich freue mich darauf und merke, dass es nötig ist – aber wie kam es überhaupt dazu?

Alles fing an mit einem weiteren Gespräch, das ich gemeinsam mit meiner Frau Damaris und unserem Coaching-Ehepaar hatte. Ich bin leidenschaftlich gerne Pfarrer und Leiter, mein Herz brennt dafür, dass Gemeinde wächst und aufblüht. Ich liebe es, andere Menschen zu inspirieren und sie in der Nachfolge Jesu zu begleiten – oder überhaupt erst einmal dazu einzuladen.

Nur wer brennt…

….kann auch mal verbrennen. Burnout? Nein, davon rede ich nicht. Wir (Damaris und ich) verspürten aber viele Fragen in uns aufkommen, unsere berufliche Situation betreffend. Wir fühlten Unzufriedenheit und Frust – gepaart mit dem Wissen, Teil einer Kirche (damit meine ich die Institution, nicht meine Gemeinde) zu sein, die nun nicht wirklich vor Elan und Innovation sprüht.

Nimmt man meine erste Pfarrstelle noch mit hinzu, sind es 13 Jahre Vollgas, Leiten an vorderster Front, die Last der Leitung auf den Schultern spürend den alltäglichen Kampf des Glaubens und Leitens kämpfen – das ist nicht einfach. Zumal in dieser Zeit unsere Kinder geboren wurden und einige familiäre Umwälzungen stattfanden.

Ich erinnere mich noch gut, wie unser Coaching-Ehepaar in einem anderen Gespräch sinngemäß sagte: „Alleine die Hauptverantwortung zu tragen und darum zu wissen, macht 60% der (Arbeits-)Belastung aus!“ Und je länger ich das aktiv in meinem Alltag als Pfarrer reflektierte, sehe ich, wie recht die beiden haben. Wen wundert’s! Wir sind so dankbar, mit unseren Coaches so wunderbare Begleiter an unserer Seite zu haben. Wenn ihr das lest: Ihr seid ein Segen für uns, wie es mit Worten nicht auszudrücken ist. (Und an dieser Stelle die Empfehlung: Sich einen Coach/Coachin-Ehepaar zu suchen ist mit das Beste, was du dir selbst tun kannst.)

Wenn du die Hauptverantwortung trägst, lehnst du dich in Sitzungen nicht zurück, sondern bereitest sie vor, hast Ziele und musst mental immer am Start sein. Du bist „der letzte Depp“, der dann für vieles verantwortlich zu sein scheint. Du redest mit vielen Personen, aber nur wenige reden mit dir wirklich das, was sie auf dem Herzen haben – der Rest geschieht hintenrum. Du repräsentierst nach außen, wechselst munter die Rollen vom Relilehrer, Seelsorger, Manager, Vorgesetzten, Kollegen, Prediger, Verwaltungsfreak, Kinderbespaßer, Konfliktmanager oder Konfliktaushalter, du weinst mit den Trauernden, lachst mit den Heiratenden und staunst mit denen, die ihre Kinder taufen oder segnen lassen, musst die Gemeindefinanzen und Liegenschaften im Blick haben, bist stets auf dem Präsentierteller (und mit dir deine Familie), bist gleichzeitig immer ansprechbar, wirst beim Einkaufen in Glaubensfragen „verwickelt“ und zwischen Tür und Angel redest du über Gott und die Welt – ach es gäbe noch so viel und das ist ja auch das Wunderschöne an meinem Beruf.

Ein Sabbatical! Wie das?

Also bekamen wir den Tipp: „Macht doch mal eine Auszeit, ein Sabbatical!“ Das war vor ca. einem Jahr. Die Idee reifte immer mehr in uns und so begann ich, erst einmal die rechtliche Seite abzuklären und auszuloten und wie ich das als Pfarrer der Landeskirche hinbekommen könnte. Teilweise Urlaub, teilweise unbezahlter Urlaub, einige Rechtsverordnungen später war dann klar, dass es zwei Monate werden könnten. Also offiziell den Antrag gestellt, Dekanin, Schuldekanin, Co-Pastor und Jugendpastor unserer Gemeinde informiert, die Ältesten und Mitarbeiter, dann die Gemeinde.

Ich bin sehr, sehr dankbar dafür, dass mir meine Landeskirche eine solche Auszeit genehmigt. Noch dankbarer bin ich für meinen Kollegen Marc Hönes, der als Co-Pastor in dieser Zeit einiges „auffangen“ wird, gleichzeitig auch für „meine“ Ältesten, die diese Auszeit mittragen. Das alles ist ein großes Geschenk, das ich sehr zu schätzen weiß!

Meine Erwartungen haben sich verändert

Und siehe da: Jetzt mach ich das und es fühlt sich extrem gut an, bald in diese Auszeit zu starten. Anfangs, nachdem der Entschluss reifte, wollte ich diese Auszeit nutzen, um Klarheit über meine Zukunft und die berufliche Perspektive zu bekommen. Dem ist immer noch so, denn uns treiben viele Fragen um – nicht zuletzt auch die so entscheidende Frage, ob ich mit dem, was ich mache und wo ich bin, meine von Gott geschenkte Berufung wirklich lebe(n kann).

Wieder einmal aber war es ein Coaching-Gespräch, in dem wir mit der Frage konfrontiert wurden „Und was, wenn Gott das gar nicht zeigt und ihr einfach diese Auszeit genießt, um aufzutanken?“ Stimmt eigentlich. Wer bin ich denn, dass ich Gott vorschreiben könnte, dass er jetzt in dieser Auszeit so klar redet wie vielleicht selten zuvor? Das hat mir und uns so ziemlich den Druck genommen.

So werde ich diese Auszeit einfach genießen. Zunächst einige Tage alleine auf einem Campingplatz in Gottes wunderbarer Schöpfung. Thorsten, ein treuer Freund und Wegbegleiter (auch wenn wir uns viiiiiiel zu selten sehen), mit dem ich seit Jugendjahren verbunden bin, stellt mir einfach so seinen Wohnwagen zur Verfügung. Okay, seine Begründung, als ich ihn fragte, ob er mir einen schönen Campingplatz empfehlen könne, wo ich mein Zelt aufschlage, klang so: „Dave, wir sind zu alt für so was. Ich stell dir meinen Wohnwagen hin.“ So wird es sein und ich freue mich – nicht nur darauf, für diese gute Woche komfortabler zu schlafen, sondern Thorsten nach langer Zeit endlich wieder mal zu sehen, uns auszutauschen und für ein paar Stunden Zeit verbringen.

Familie – das „erste Reich Gottes“

Und dann genieße ich es, ganz viel Zeit für und mit der Familie zu haben und wahrscheinlich so erholt wie noch nie in unseren Sommerurlaub nach Dänemark zu fahren, der innerhalb dieser Auszeit sein wird. Das ist auch so etwas, was Damaris und ich im Coaching gelernt haben, oder besser gesagt: Wir haben die Tiefe begriffen, die sich darin verbirgt: Das „erste Reich Gottes“ ist nicht die Gemeinde, sondern die eigene Familie. Die ersten Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu sind nicht „meine Gemeindeglieder“, sondern meine Familienmitglieder, für die ich verantwortlich bin und die ich im Glauben wachsen sehen möchte. Würde ich heute auf dem Sterbebett liegen, befürchte ich, dass folgender Satz mir über die Lippen käme: „Hätte ich doch nur mehr Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern verbracht!“ Ich möchte aber meine Zukunft so gestalten, dass dieser Satz mehr und mehr Utopie wird.

Wird Gott reden in dieser Zeit? Mit Sicherheit! Aber ich schreibe ihm nichts (mehr) vor.


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Entschwörung

Ein Buch zur richtigen Zeit: Entschwörung! Was hätte ich dieses Buch doch gerne schon vor einem Jahr in den Händen gehalten. Es hätte mir jede Menge Frust erspart! Ja, ich meine Frust. Ich meine nicht Schuld und Streit. Denn es gehören immer zwei Parteien dazu. Ich will nicht unterteilen in „Gut und Böse“ – aber die Wirkung dieses Buches ist eine entwaffnende und auf das Aufrechterhalten von Beziehungen zielend.

In unserer Zeit fehlen die Zwischentöne, die Grautöne. Die Schubladisierung und Kategorisierung, der Fingerzeig auf „die anderen“ und das Fällen von Vorurteilen ist inzwischen alltäglich geworden und wird selten hinterfragt. Da machen auch die Medien keinen Hehl mehr draus – man höre sich nur einmal wertende Zuschreibungen in Berichten über die Corona-Pandemie an.

Wie wohltuend ist dieses Buch! Wie hilfreich ist dieses Buch! Wie deeskalierend wirkt dieses Buch.

Aber der Reihe nach.

Verschwörungstheorien und Skepsis

„Ja aber man darf das doch noch in Frage stellen!“ Immer wieder höre ich diesen Satz und immer wieder liegt er auch auf meiner Zunge. Und ja: Man darf! Ich finde es äußerst gut und hilfreich, dass und wie Andreas Hahn differenziert zwischen gesunder Skepsis und der Gefahr von Verschwörungstheorien. Hahn ist ist Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche von Westfalen und schon lange – nicht erst durch die Corona-Pandemie – auf dem Gebiet der Verschwörungstheorien bewandert.

Wahrscheinlich ist es seine langjährige Berufserfahrung und Auseinandersetzung mit dem Thema sowie die vielen Begegnungen und Gespräche, die er geführt hat, die beim Lesen schnell merken lassen: Hier schreibt ein Fachmann – aber so, dass ich es auch verstehe!

Hahn geht im Buch auf seine „TOP 10“ Verschwörungstheorien ein – sei es Corona, die Mondlandung oder….Bielefeld. Ja genau. Und das ist ein weiterer Pluspunkt des Buches: Hahn verschanzt sich nicht hinter seinem Wissen und einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern schreibt sehr alltagsrelevant und lebensnah.

Zu Beginn des Buches schildert Hahn, wie es zu Verschwörungstheorien kommt. Wer sich mit Anhängern solcher Theorien schon auseinandergesetzt hat, weiß wie Recht Hahn hat, wenn er schreibt:

Ein wichtiges Merkmal von Verschwörungstheorien ist das grundsätzliche Misstrauen gegenüber den bisherigen Deutungen eines Geschehens. Das möchte ich sehr betont an den Anfang stellen, denn eine Verschwörungstheorie entsteht nicht dadurch, dass Menschen eine alternative Deutung entwickeln, die sie für überzeugender halten als die bisherigen „offiziellen“ Darstellungen eines Phänomens. Das geschieht auch in der wissenschaftlichen Forschung. Eine Verschwörungstheorie hat dagegen ihre Wurzel in einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber gesellschaftlichen Entscheidungsträgerinnen und -trägern und ihren Darstellungen. Menschen, die diese Verschwörungstheorien glauben, bezweifeln, dass die offiziellen Stellen es gut mit ihnen meinen. Dieser grundsätzliche Zweifel ist wichtig und steht noch vor der alternativen Erklärung.Entschwörung, S.27

Debunking

Zugegeben: Ich habe das erste Mal von diesem Begriff gehört. Was versteckt sich dahinter? Der Begriff kommt aus dem Englischen und bedeutet nichts anderes als „Entlarven“. Es geht also darum, Verschwörungstheorien als solche zu entlarven. Hahn gibt dazu ganz konkrete Aussagen und Fragen an die Hand, durch die Aussagen, die einem „irgendwie komisch vorkommen“ auf ihren Faktengehalt hin geprüft und gegebenenfalls als Verschwörungstheorie entlarvt werden können. Kurzum: Diese Seiten sind die Antwort auf die Frage von so vielen: „Wie um alles in der Welt erkenne ich denn, ob es sich um eine Verschwörungstheorie handeln oder nicht?“

Wenn wir einem Verschwörungsverdacht begegnen, sollten wir trotz aller Verschwörungstheorien zunächst einmal aufmerksam sein – es könnte sich ja tatsächlich um eine echte konspirative Aktion handeln. Denken Sie an den Dieselskandal. Um nicht völlig auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, ist es hilfreich, wenn wir bei einer solchen Konfrontation die wesentlichsten und populärsten Verschwörungstheorien einigermaßen gut kennen. Dann können wir leichter unterscheiden und werden nicht von neuen, behaupteten Fakten und Zusammenhängen überrumpelt.Entschwörung, S.126

Sicherlich ging es dir – und Hahn spricht das in seinem Buch ebenso an – zuweilen schon so, dass du dachtest: „Was mein Gegenüber sagt, hinterlässt ein komisches Gefühl bei mir – aber er klingt so eloquent, ich habe dem nichts entgegenzusetzen.“ Das Buch „Entschwörung“ liefert genau diese Tools, Fragen und Gesprächsideen, die nötig sind, um in einer Konversation vom diffusen Bauchgefühl zu einer rationalen Beurteilung der Theorie meines Gegenübers zu kommen.

Im Mittelteil des Buches kommt Andreas Hahn, Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche Westfalen, auf den christlichen Glauben und seinen Zusammenhang mit Verschwörungstheorien zu sprechen. Darin finden sich einige kleine „Nuggets“, die auch deutlich machen, weshalb der christliche Glaube keine Verschwörungstheorie ist, weshalb aber andererseits in manchen christlichen Kreisen ein größerer Hang zu Verschwörungstheorien vorhanden zu sein scheint als in anderen Kreisen.

Was ist da los mit dem Berliner Flughafen BER?

Und dann wird das Buch richtig cool. Andreas Hahn skizziert eine Verschwörung rund um den sagenumwobenen Berliner Flughafen BER. Natürlich werde ich diese hier nicht wiedergeben. Aber es ist großartig. Denn er konstruiert nicht nur eine Verschwörungstheorie, sondern schriebt zwischen den Zeilen, wie diese Theorie rezipiert werden kann und gelangt bis ins Abstruse hinein – sehr augenöffnend, wie „einfach“ es manchmal zu sein scheint, Verschwörungstheorien zu verbreiten. Diese Seiten zu lesen, sind für sich genommen schon eine Delikatesse. Mit den Seiten davor wird dieses „Fallbeispiel“ zu einem regelrechten Augenöffner und großartigen Hilfsmittel.

Oder mit den Worten Hahns: „Entschwörungskompetenzen entwickeln“:

Um Kompetenzen zu entwickeln und auszubauen, müssen sie trainiert werden. Deswegen wir auf dem Kirchentag in Dortmund und auch später in weiteren Veranstaltungen und Seminaren dieses Entschwörungstraining durchgeführt. Dabei wurde eine selbst ausgedachte und entwickelte Verschwörungstheorie zugrunde gelegt.
Dies bietet den Vorteil, dass sie bislang unbekannt ist und sich noch keine verbreiteten und dann übernommene Meinungen dazu gebildet haben. Das, was man dort erkannt hat, lässt sich dann natürlich leicht auf bekannte Verschwörungstheorien übertragen. Entschwörung, S.130

Und dann: Viel Spaß mit der ausgedachten Verschwörungstheorie, die in so vielfacher Hinsicht ein Augenöffner sein wird. Versprochen!

Großartiger Ratgeber

Das Buch endet mit konkreten Tipps für Gespräche. Als ich diese Tipps das erste Mal las, hatte ich mir gewünscht, diese schon vor diversen Gesprächen, die ich geführt habe, gelesen zu haben. Diese Tipps sind einfach nur wunderbar. Sie sind praktisch, anwendbar, mitten aus dem Leben und was mich begeistert, ist die Grundhaltung Hahns: Es geht immer um mein Gegenüber als Mensch, Mitmensch oder Freund. Es geht nicht darum, mein Gegenüber abzulehnen oder zu „verdammen“, mag er noch so krude Verschwörungstheorien vertreten. Die Beziehung zu meinem Gegenüber aufrechtzuerhalten ist das A und O.

Andreas Hahn: Entschwörung
208 Seiten
ISBN: 9783775161633
Verlag: SCM-Verlag
Preis: 17,00 EUR

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5 Gründe, kein perfekter Vater zu sein

Yes, du hast richtig gelesen: kein perfekter Vater. Warum? Weil es für alle besser ist. Glaub mir! Unter „Perfektion“ verstehe ich die Vollendung oder Vollkommenheit in einer Sache – also ohne Makel, ohne Fehler, ohne Kratzer, ohne Falsch. Wir wünschen uns solch einen Moment (oder mehrere Momente) und es gibt Menschen, die geben vor, so zu sein (meistens sind es diese aalglatten, arroganten, von sich überzeugten Ar….mleuchter, du weißt schon) – gleichzeitig ist es aber ach ein Druck, den wir uns (und anderen?) auferlegen und meinen, „so sein zu müssen“.

Das ist Gift! Pures Gift – vor allem, wenn du dich das als Papa fragst. Warum? Fünf Gründe liefere ich dir – es gibt sicherlich noch einige mehr.

1 Perfektion ist ein Killer

Ohne Witz! Perfekt zu sein ist so das schlimmste, das du dir vornehmen kannst. Denn Perfektion lässt dich scheitern und verzweifeln. Immer. Zu jeder Zeit. Überall. Es gibt weder den perfekten Vater, noch den perfekten Mann, auch nicht die perfekte Frau, nicht den perfekten Beruf und schon gar nicht die perfekten Kinder. Es gibt immer irgendetwas, das „nicht passt“. Das ist voll in Ordnung, das ist menschlich, das ist natürlich, das ist normal! Wo du den Anspruch hast, „perfekt zu sein“ killst du jede Form von Authentizität und Motivation, denn du wirst das Ziel ohnehin nie erreichen.

Die Medien (und vor allem die so genannten „sozialen Netzwerke“) machen es uns doch vor: Da werden Fotos geliked, die dermaßen durch Photoshop gegangen sind, dass vom ursprünglichen Bild kaum mehr etwas übrig geblieben ist. Da werden Alltagssituationen gepostet, die lustig sind, die schön sind, die herausragend und ganz besonders sind – also die Sahnehäubchen, das eine Prozent, die „das passiert mir einmal in 10 Jahren“-Stories. Aber was ist mit den ganz normalen, alltäglichen Höhen und Tiefen, den Herausforderungen und Niederlagen, den „ich hab’s verbockt-Situationen“? Die posten wir nicht. Davor haben wir Angst. Perfektion killt unseren Selbstwert und unsere Selbstachtung – das aber sollten wir niemals zulassen, schon gar nicht, wenn es um unsere Kinder geht.

2 Kinder benötigen Vorbilder, keine Perfektionisten

Wie lernen Kinder am besten? Genau. Durch Zuschauen, Abschauen und Hingucken. Sie beobachten dich als Vater die ganze Zeit: Wie du mit Konflikten umgehst, wie du dich in heiklen Momenten verhältst, was du mit deiner Zeit anstellst und wie du mit deinem Smartphone umgehst. Sie beobachten dich – und lernen dadurch. Perfektion bringt dich nicht weiter, aber die Einsicht, ein Vorbild für deine Kinder zu sein. Das reicht schon.

Aber keine Sorge: Du musst deswegen noch lange nicht alles „perfekt machen“ (das funktioniert ohnehin nicht). Vielmehr sei dir einfach nur bewusst, dass du ein Vorbild bist für deine Kinder. Sie beobachten dich und sagen trotz (oder wegen) deiner vielen Ecken und Kanten immer wieder „so wie Papa will ich eines Tages werden“ – also zumindest bis zur Pubertät.

Und hey, liebe Papas, an dieser Stelle, ihr kennt das. Sagt das Kind zu Mama: „Mama, wenn ich erwachsen bin, will ich so sein wie Papa!“ Daraufhin beugt sich Mama zum Kind hinunter, fasst es liebevoll an den Schultern, schaut ihm tief in die Augen und sagt: „Schatz, beides gleichzeitig geht nicht.“

Bewahrt euch das Kind in euch. Eure Kinder werden es feiern! Und ihr auch!

3 Wir lernen aus Fehlern

…warum nicht auch Kinder? Wenn sie dich als Vater ohnehin die ganze Zeit beobachten? Aus diesem Grund sind Fehler überhaupt kein Problem. Im Gegenteil: Sie sind Quelle des Lernens und der Lebensweisheit. Es ist überhaupt nicht schlimm, Fehler zu machen – auch und gerade nicht als Papa. Deine Kinder verzeihen dir mehr, als du denkst. Du selbst und auch sie lernen aus den Fehlern, die du machst. Warum also perfekt sein wollen? Du würdest eine Menge Lernpotenzial verschwenden.

Und das Lustige ist: Kinder haben meistens total coole Ideen! Wenn ich ihnen von meinen Fehlern erzähle, die ich privat oder im Beruf mache, dann denken sie in ihrer so herrlich schönen kindlich-naiven Sicht auf die Dinge – und ohne Witz: Nicht selten haben sich mich schon inspiriert, eine Lösung zu finden oder zumindest einen Weg zu gehen, der zum Ziel führte.

Wenn es also stimmt, dass wir aus Fehlern lernen, dann müssen Fehler unbedingt dazugehören in unsere Kultur, in unsere Gesellschaft, in unsere Familie, in unsere Erziehung. Das Problem ist: Wir leben in einer Gesellschaft und einer Zeit, in der Fehler nicht geduldet werden. Wie schön, dass „Gnade“ ein Alleinstellungsmerkmal von Christen ist, weil Jesus diese verkörpert. Wie wäre es, wenn wir mit uns selbst genauso gnädig umgehen, wie wir das bei anderen tun und umgekehrt? Lasst uns Gnade leben, aus Fehlern lernen und dadurch stark werden!

4 Schuld und Vergebung gehören zum Leben

Ich könnte dir viele Momente nennen, in denen ich (in meinen Augen) versagt habe als Vater und Schuld auf mich geladen habe in meinem Verhalten gegenüber meinen Kindern. Das sind Momente, die sich in die väterliche Seele brennen – mögen sie noch so unscheinbar sein und für die Kinder gar keine all zu große Rolle (scheinbar) spielen – als Vater geht dir ein Stich durch’s Herz, wenn du nur daran denkst. Ich bin nicht stolz, diese Momente zu kennen. Aber ich weiß eines: es gehört zum menschlichen Leben dazu, Schuld auf sich zu laden. Als Christ weiß ich um die Kraft der Vergebung. Also bitte ich auch meine Kinder um Vergebung. Es ist so wohltuend und heilsam, wenn sie dann sagen: „Papa, war doch gar nicht so schlimm!“ oder „Papa, ich verzeihe dir!“ Momente, in denen du mit deinen Kindern eine noch tiefere Verbindung aufbaust. Momente, die du als „perfekter Vater“ verpassen würdest. Und das wäre schlimm.

Nebenbei lernen deine Kinder, sich zu entschuldigen, um Vergebung zu bitten und Vergebung auszusprechen. Eine unglaublich große Kraft in dieser Welt.

5 Männer weinen nicht

„Männer weinen nicht“ ist einer der bescheuertsten Sätze, die ich kenne. Natürlich weinen Männer! Aus Wut, aus Frust, aus Enttäuschung, vor Freude oder weil sie verletzt wurden. Gründe dafür gibt es unzählige. Auch Väter weinen. Zum Beispiel dann, wenn sie sich (und den Kindern) eingestehen müssen, nicht der Vater zu sein, der sie gerne wären.

Das darf sein – aber es darf niemals (NIEMALS) zum Instrument werden, um etwas zu erreichen. Aber ehrliche Tränen sind der Boden, auf dem Neues und Gutes wachsen kann. Ein perfekter Vater würde niemals weinen – ich dagegen weine. Auch vor und mit meinen Kindern. Nicht, um die Tränen zu instrumentalisieren, sondern weil Weinen und Tränen zum Leben dazugehören und man sich ihrer nicht schämen muss.

Es ist wie bei einem Gewitter: Der Moment selbst ist manchmal beängstigend und du weißt nicht, wie es ausgeht. Aber kennst du diesen Geruch und diese Atmosphäre, die in der Natur nach einem Gewitter vorherrschen? Dieses Gefühl von unausgesprochener Sehnsucht nach Neuem, nach Abenteuer, nach Aufbruch. Ähnlich ist es, wenn Papas sich ihrer Tränen nicht schämen.

Unsere Kinder benötigen ihre Väter mehr denn je! Bitte denk aber nicht, dass du perfekt sein musst. Sei du selbst! Lass Tränen zu, lass Fehler zu und lass Schuld zu – aber lerne daraus und vergebe.

Aber eines lass bitte niemals zu: das Streben nach Perfektion!


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