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Die Kraft des Neuen

“Ein gutes/fröhliches/gesegnetes/fantastisches/wasauchimmer neues Jahr” wünschen wir uns in den ersten Tagen eines “neuen” Jahres.

Ich habe in der Silvester-Predigt über “Die Kraft des Neuen” gepredigt – weil wir alleine schon in unserem Alltag ständig von “Neuem” umgeben sind.

Es ist überaus inspirierend und nachdankenswert, wie oft in der Bibel davon die Rede ist, dass Gott in unserem Leben “Neues” entstehen lässt und was “neu” bei ihm bedeutet.

Ich möchte das nur mal exemplarisch anhand von vier Bibelstellen genauer betrachten.

1. Neues Leben I

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
(2. Korinther 5,17)

Irgendwann trat Jesus in dein Leben – vielleicht war es eine klassische 180-Grad-Bekehrung, vielleicht war es ein längerer Prozess oder eine Neu-Entscheidung oder bewusste Entscheidung, auch wenn du “christlich sozialisiert” aufgewachsen bist.

In welcher Form auch immer, gab es einen Abschnitt in deinem Leben, als du entschieden hast, Jesus bewusst nachzufolgen und ihm zu vertrauen. Und dieser Abschnitt hat etwas grundlegend Neues in dein Leben gebracht. Dein Denken, deine Haltung, deine Handlungen, deine Werte wurden neu geordnet – nicht, dass jetzt alles besser oder komplett anders wäre. Aber du hast in der Grundausrichtung deines Lebens eine neue Justierung bekommen. Und dafür kannst und sollst du ein Leben lang dankbar sein, weil es die wichtigste Entscheidung war, die du jemals getroffen hast. Niemand kann sie dir nehmen und sie hält für alle Ewigkeit.

Und solltest du beim Lesen dieser Zeilen denken “Ich habe diese Entscheidung aber noch gar nicht getroffen” – dann, ja dann, dann frage ich dich: Warum eigentlich nicht? Was hindert dich? Geh dem nach und entscheide dich für das Richtige!

Das “Neue”, das Jesus schafft, wenn er unser ganzes Wesen verändert, ist die größte und beste Erneuerung unseres Lebens.

2. Neues Leben II

Und der auf dem Thron saß, sprach: “Siehe, ich mache alles neu!” (Offenbarung 21,5)

…und in den Versen davor heißt es, dass Gott bei den Menschen wohnen wird und dass alles Schlechte unseres Lebens wie Leid, Schmerzen und Tränen nicht mehr sein wird. Wann? Ich weiß es nicht – aber dann, wenn Gott den Zeitpunkt für richtig erachtet, dieses “Erste” zu beenden und etwas ganz Neues zu schaffen. Schöpfung 2.0 sozusagen. Das Ende dieses Zeitalters und der Beginn dessen, was Christen “die Ewigkeit” nennen (auch wenn das so nicht ganz korrekt ist, da die Ewigkeit schon längst beginnt, wo Jesus in unser Leben tritt, aber das können wir mal an anderer Stelle vertiefen). Den Zeitpunkt weiß Gott alleine, aber: Christen glauben nicht, dass diese Welt irgendwie untergeht, dass es einen atomaren Krieg und damit Zusammenbruch dieser Welt gibt, dass Aliens kommen und uns alle entführen oder andere apokalyptischen Wahnvorstellungen.

Christen glauben, dass Gott diese Welt vollenden und eine neue, bessere Ewigkeit schaffen wird, die er bereithält für die, die an ihn glauben. Das heißt es, wenn der, der auf dem Thron sitzt, sagt: “Siehe, ich mache alles neu!”

Und wenn er schon diese gesamte Schöpfung und Weltgeschichte in ein 2.0 verwandeln wird – wieviel mehr ist es für ihn ein Ding der absoluten Möglichkeit, Neues zu schaffen – in deinen Beziehungen, in deinen finanziellen Herausforderungen, in deinen beruflichen Sackgassen, in deinen emotionalen Tiefen, in deinen gesundheitlichen Schicksalen und und und. Aber was heißt denn schon “neu”? Darauf werde ich unter 4. genauer eingehen. Lies also erst mal weiter.

3. Herz & Geist: Neu!

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch. (Hesekiel 36,26)

So lautete die Jahreslosung 2017 und meint genau das, wenn Gott Neues in unserem Leben im Hier und Jetzt und Heute schafft. Er tut es, indem er unser Herz und unseren Geist immer und immer wieder erneuert.

Im Neuen Testament fordert Paulus uns in Epheser 5,18 auf, dass wir uns vom Heiligen Geist erfüllen lassen sollen. Die Zeitform, die dafür im Griechischen verwendet wird, drückt eine kontinuierlich wiederkehrende Handlung aus. Natürlich werden wir mit dem Heiligen Geist erfüllt, wenn wir unser Leben Jesus anvertrauen (siehe 1.). Aber gleichzeitig werden wir aufgefordert, uns immer wieder erneuern und erfüllen zu lassen von Gott – denn er will uns ein neues Herz und einen neuen Geist geben.

Das alles geschieht nicht irgendwann, sondern es geschieht mitten in unserem Alltag, der manchmal ziemlich konfus und durcheinander ist – unser Leben halt mit allem, was dazu gehört: unsere Beziehungen, unsere Finanzen, unsere Freizeit, unser Beruf und und und – in der Predigt-Präsentation habe ich versucht, das einmal so darzustellen:

4. Neues? Unscheinbar!

Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.
(Jesaja 43,19)

Kann es sein, dass Gott schon längst Neues in uns schafft – wir aber blind dafür sind? Jesaja schreibt diese Worte prophetisch in eine Situation, die für das Volk Gottes wohl die größte Katastrophe seiner Geschichte war: das babylonische Exil. Und mitten in dieser Situation nun soll Neues entstehen – unscheinbar. Vielleicht gar nicht so recht erkennbar? Aber warum? Die Antwort liefert Jesaja witzigerweise schon einen Vers davor: “Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige!” (Jesaja 43,18)

Ein rückwärts gerichtetes Leben verhindert, dass wir erkennen, was Gott schon längst an Neuem in unserem Leben entstehen lässt. Natürlich ist die Vergangenheit nicht nur rosarot, natürlich gibt es Dinge, die uns in der Vergangenheit das Leben schwer gemacht haben und natürlich gibt es auch Verletzungen und Verwirrungen, die immer noch in der Gegenwart am Heilen sind. Aber all diese Dinge laufen Gefahr, uns den Blick darauf zu rauben, was Gott schon Neues in unserem Leben entstehen lässt.

In keinem der vier Verse ist von “besser” die Rede, sondern von “neu” – warum? Weil es automatisch “besser” ist, wenn Gott etwas “neu” schafft. Nicht immer, nicht unbedingt aus menschlicher Sicht – aber immer aus göttlicher Perspektive.

Wenn Gott in deinem Leben “Neues” entstehen lässt, ist es IMMER besser als es zuvor war. Alleine bei der Schöpfung wird das schon ganz deutlich: Anfangs nur eine Ursuppe erschafft Gott etwas ganz Neues – und es war besser. Viel besser.

Oder Jesus. Auf der Erde unterwegs. Er begegnet Menschen. Er schafft Neues alleine durch seine Gegenwart – und das war immer besser als das, was die Menschen bis dahin kannten.

Vertrauen und Dankbarkeit können ein großartiger Schlüssel dafür sein, was Gott Neues in deinem Leben schaffen will.

Sei es in den ganz konkreten Dingen deines Alltags wie den finanziellen Fragen, deinen Beziehungen, im Beruf oder einfach in deiner Art, dein Leben zu gestalten – Gott will Neues (=Besseres) schaffen. Oder vielleicht hat er etwas absolut komplett Neues für dich vor? Dann lass dich drauf ein! Wenn Gott Neues schafft, ist es immer “besser” als es zuvor war. Vertrau darauf – auch und gerade 2018.

In diesem Sinne ein gesegnetes, erfüllendes, frohes und glückliches neues Jahr!

Weihnachten im Wutachtal 2017

“Mein Äußerstes für sein Höchstes.” So heißt nicht nur ein bekanntes Buch von Oswald Chambers, so könnte man auch beschreiben, was viele, viele Menschen aus unserer Gemeinde dieses Jahr rund um Weihnachten geleistet haben.

Wenn du am 23. und 24. Dezember ein Theaterstück aufführst, am 24. Dezember noch einen interaktiven Wimmelgottesdienst für Familien mit Kindern von 0-7 Jahren feierst, wenn das Ganze nicht “einfach nur so” stattfinden soll, sondern die Besucher und Mitfeiernden begeistern soll – dann, ja dann, ist eines klar: Das geht nur mit einem großen Aufwand, den viele, viele fleißige Hände betreiben.

Und das war bei uns in der Gemeinde (www.wutachblick.de) an Weihnachten dieses Jahr absolut der Fall. Ich bin jedem einzelnen und jeder einzelnen so unglaublich dankbar, weil die unzähligen Rückmeldungen gezeigt haben: Es hat sich gelohnt. Die Menschen waren sowohl von den Theateraufführungen als auch vom Wimmelgottesdienst restlos begeistert!

Zu den Theateraufführungen kamen ca. 1.000 Personen und die Presse berichtet sehr, sehr positiv darüber (hier geht’s zum Artikel im SÜDKURIER).

Dem Theaterstück zugrunde lag die Erzählung “Martin, der Schuster” von Leo Tolstoi. Eingebettet war die Aufführung in einige Lieder und eine kurze Predigt von mir. Der Umzug in eine andere Halle war auf Grund von Renovierungsarbeiten der eigentlichen Halle nötig – erwies sich aber im Nachhinein als ohnehin richtig, da wir in der ursprünglichen Halle es nicht geschafft hätten, alle Besucher in zwei Aufführungen willkommen zu heißen.

Den Wimmelgottesdienst haben wir mit ca. 150 Personen gefeiert, wovon ein großer Teil mehr oder weniger “ruhig” vorne bei den Hirten saß…also gut, weniger ruhig, eher lebhaft. Wimmelig halt. Und das war gut so. Sehr gut! Denn genau das sollte es ja auch sein – wimmelig. Nicht mucksmäuschenstill. Wäre ohnehin schwierig gewesen in einer Kirche, in der man kaum hätte umfallen können, weil es so voll war. Das hat so unglaublich viel Spaß gemacht, mit so vielen (kleinen) Kindern Weihnachten zu feiern: Diese leuchtenden Augen, wenn es um Geschenke geht, der kleine Junge, der mal eben ein Schaf umschmeißt oder die Faszination in den Gesichtern, wenn plötzlich ein Engel erscheint in strahlendem weißen Licht und mit entsprechendem Soundtrack.

Den Abschluss bildete dann ein Weihnachtsgottesdienst am 2. Weihnachtsfeiertag in einer wieder bis auf den letzten Platz (und darüber hinaus) gefüllten Kirche – mit alten und neuen Weihnachtsliedern und einer Predigt über eine “himmlische Familie” und darüber, was die prophetische Namensgebung aus Jesaja 9 für uns und unsere Beziehungen heute zu sagen hat (die Predigt kannst du hier anhören).

Ich bin so unglaublich dankbar, dass es in meiner Gemeinde so viele Menschen gibt, denen es ein Anliegen ist, ausgerechnet an Weihnachten die Extra-Meile zu gehen und über das “Normale” hinaus sich einzusetzen, damit Menschen die beste Botschaft der Welt hören.

Impressionen vom Wimmelgottesdienst:

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Und diese Menschen sind meine persönlichen Helden, die

  • wochen- und monatelang eine Theateraufführung vorbereiten.
  • Tage vorher in der Halle aufbauen.
  • nach den Feiertagen in der Halle wieder abbauen.
  • einen Gottesdienst für die Kleinsten entwickeln.
  • im Vorfeld mit vorbereiten, weil sie am Tag selbst nicht können.
  • Herzblut, Leidenschaft und Zeit über die Maßen investieren.
  • Licht-, Ton- und Videotechnik installieren, unzählige Meter Kabel verlegen, technische Herausforderungen meistern.
  • die Kirche in eine “Hirten-Szene” für einen Wimmelgottesdienst verwandeln.
  • sich Nächte um die Ohren schlagen, weil manche Dinge nicht so klappen, wie sie sollten.
  • ihre Texte auswendig lernen und ihr schauspielerisches Talent zeigen.
  • wochenlang die Lieder proben, um auf den Punkt top vorbereitet zu sein.
  • ein Herz für die Kleinsten und ihre Familien haben.
  • Kostüme nähen, Requisiten zusammen suchen und ein faszinierendes Bühnenbild bauen.
  • ihre “Maske”-Fähigkeiten einbringen und die Schauspieler schminken.
  • alle Mitarbeitenden kulinarisch verpflegen, ein offenes Ohr haben, gute Laune verbreiten und mehr als nur “gute Seele” sind.
  • sich um die Halle kümmern und alles Organisatorische.
  • die Menschen am Abend begrüßen und sie herzlich willkommen heißen.
  • nach den Veranstaltungen sauber machen.
  • hier und da mit ein paar Handgriffen einfach etwas erledigen, ohne dass es jemand sieht oder sie dazu aufgefordert hat.
  • extra Urlaub nehmen, um mit dabei zu sein.

Wir sagen immer so leicht: “Es geht nicht um Menschen. Es geht um Jesus.” Korrekt. So ist es auch. Alle Ehre geht an Gott allein – aber mein Dank, der geht an dieser Stelle ausdrücklich an alle, die “Weihnachten im Wutachtal 2017” möglich gemacht haben. Ihr seid ganz, ganz besondere Menschen. Ihr habt eure euch von Gott geschenkten Gaben zu seiner Ehre eingesetzt und habt vielen, vielen Menschen eine Freude bereitet, ein Staunen ins Gesicht gezaubert und eine Botschaft ins Herz mitgegeben, die sie hoffentlich nicht vergessen werden.

Und ganz wichtig: Es hat einfach jede Menge Spaß gemacht mit euch – ob Theater oder Wimmelgottesdienst. Wir hatten viel Freude an dem, was wir da tun. Und das ist enorm wichtig!

www.weihnachten-im-wutachtal.de

Impressionen von “Martin, der Schuster”:

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Einige bewegte und bewegende Bilder gibt es in diesem Video:

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An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN an Dich, liebe Leserin und lieber Leser. Ein Blog macht nur Sinn, wenn er gelesen wird und die Beiträge andere inspirieren. Beides ist der Fall, was mir Rückmeldungen zeigen – und das freut mich sehr!

Gerne kannst du über die Kontakt-Seite oder in der Kommentarfunktion Rückmeldung geben – oder mir schreiben, zu welchem Thema du gerne einen Beitrag in 2018 auf meinem Blog lesen würdest.

 

Fürchtet euch nicht!

Dieses Jahr feiern wir in unserer Gemeinde das erste Mal einen “Wimmelgottesdienst” – einen interaktiven Mitmachgottesdienst für Familien mit Kindern von 0-7 Jahren.

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Die Kernbotschaft, die in diesem Gottesdienst eine Rolle spielt, ist genau die, welche der Engel den Hirten sagte und die auch heute noch gilt:

“Fürchtet euch nicht!”

Es gibt wirklich jede Menge, wovor wir uns fürchten können, keine Frage.

Die großen Sorgen um die weltpolitische Lage, aber auch die “kleinen Sorgen” des Alltags, die aber eigentlich zu den großen Sorgen werden, weil sie so nah an uns dran sind und unseren Alltag bestimmen können – leider nicht auf positive Weise.

“Fürchtet euch nicht!” Die Hirten haben es ernst genommen, haben sich auf den Weg nach Bethlehem gemacht und dort haben sie Jesus gefunden. Und genau das ist es, was uns Weihnachten doch alle Jahre wieder predigt: “Euch ist heute der Retter geboren” – aber vor lauter Weihnachtstrubel und Weihnachtsbäckereien, Weihnachtsmärkten und Weihnachtsgeschenken sind wir ja schon ganz gut darin, diese Tatsache unter dem Glühweinnebel zu verbergen und nicht wirklich ernst zu nehmen – oder leben wir furchtlos?

Die Hirten hören “Fürchtet euch nicht!” – und sie machen sich direkt auf den Weg zum Ursprung ihres Nicht-Fürchtens. Zu Jesus.

Wir benötigen nicht jeden Tag Weihnachten, um uns nicht zu fürchten, aber wir benötigen jeden Tag diese Vergewisserung und Bewegung zu dem hin, der an Weihnachten geboren wurde und der Grund dafür ist, dass das “Fürchtet euch nicht!” keine fromme Floskel, sondern tragende und prägende Kraft in unserem Alltag ist.

Als dieses Baby in der Krippe einige Jahre später als Messias durch die Lande zog, Menschen heilte, Schuld vergab, Tote zum Leben erweckte, Liebe lebte und Gottes Reich verkündete, da sagte er auch einen Satz, der diese Weihnachtsbotschaft uns Tag für Tag ins Herz schreibt:

“In der Welt werdet ihr hart bedrängt. Doch ihr braucht euch nicht zu fürchten:
Ich habe die Welt besiegt.”
(Die Bibel, Johannes 16,33 – Neue Genfer Übersetzung)

In diesem Sinne wünsche ich dir frohe Weihnachten, die Freude darüber, dass der Retter dieser Welt geboren ist und es einen festen Grund gibt, weshalb du keine Furcht haben musst – vor nichts und niemandem! Denn wer Jesus vertraut, der hat diese Welt mit ihm überwunden, auch wenn sie uns so oft bedrängen mag – sie kann uns nicht überwinden, weil die Liebe des Retters, der an Weihnachten das Licht der Welt erblickte, die stärkste Kraft in diesem Universum ist.

Finden, fördern, freisetzen

Es war im Zug auf dem Weg nach Karlsruhe. Dort erwartete mich die Prüfung im Fach “Neues Testament” im Rahmen meines ersten theologischen Examens. Ich saß mit einem Kommilitonen in der Bahn und wir unterhielten uns – ok, eigentlich haben wir noch versucht, manches in den Kopf zu bekommen – über die Ämter und Dienste, welche im Neuen Testament vorkommen.

Uns gegenüber saß eine junge Dame, die uns irgendwie zuhörte (waren wir echt so laut?) und an ihrer Lektüre war unschwer zu erkennen, dass sie Christin war, die es mit ihrem Glauben ernst nahm. Ganz unvermittelt sagte sie zu uns: “Apostel, Lehrer, Hirten, Propheten und Evangelisten – steht doch im Epheserbrief.”

Ich weiß bis heute nicht, was meinem Kommilitonen damals durch den Kopf ging – ich dachte nur: “Du hast schon recht, junge Frau. Nur leider ist das im Rahmen unserer Prüfung nicht so einfach, diese Dienste anzubringen, denn dazu muss man einige Vorzeichen setzen.”

Diese Vorzeichen sind für mich im Grund genommen zwei, die man auch machen sollte, wenn man “Finden, fördern, freisetzen” von Stefan Vatter liest.

1. Vorzeichen: Der Geist Gottes wirkt heute noch genauso wie zur Zeit der Abfassung des Neuen Testaments.

2. Vorzeichen: Was im Neuen Testament über verschiedene Ämter und Dienste ausgesagt wird, ist auch für uns heute im 21. Jahrhundert noch gültig.

Je nachdem, aus welchem kirchlichen Background du kommst, hast du jetzt schon etwas Bauchschmerzen oder denkst “Hä? Erzähl mir mehr, was ich schon weiß”.

“Wirksam führen – die Wiederentdeckung des apostolischen Dienstes”

So lautet der Untertitel dieses Buches – und der ist Programm. Stefan Vater beschreibt mit solch einer großen Leidenschaft und theologischen Tiefe den apostolischen und fünffältigen Dienst, dass ich mir beim Lesen immer wieder zwei Fragen stellte:

  1. Wie konnte es nur dazu kommen, dass wir diesen Dienst im Laufe von fast 2000 Jahren Kirchengeschichte so sträflich vernachlässigt und inzwischen in weiten Teilen der Kirche aufgegeben haben?
  2. Wie kann der apostolische Dienst konkret in einer Gemeinde Gestalt gewinnen?

Um ehrlich zu sein: Vielleicht habe ich mir diese beiden Fragen vor allem deswegen gestellt, weil sie mehr oder weniger andauernd im Buch implizit behandelt werden. Dieses Buch ist die zweite, komplett überarbeitet und um viel wertvolle Seiten und Einsichten ergänzte Auflage der ersten Ausgabe. Soweit zu den Rahmenbedingungen. Gehen wir in medias res.

Vatter gliedert seine Ausführungen über den apostolischen Dienst in fünf große Kapitel:

  1. Der Ursprung des apostolischen Dienstes
  2. Wesen und Kennzeichen eines Apostels
  3. Apostolisches Wirken in Reich Gottes, Gemeinde und Welt
  4. Der Apostel im Team
  5. Wege zu einer apostolisch geprägten Gemeinde

Am Aufbau sieht man schon sehr gut, was sich an Kostbarkeiten in diesem Buch wiederfinden: Zunächst geht es um eine biblisch-theologische Grundlegung dessen, was “apostolisch”, “Apostel” und “apostolischer Dienst” überhaupt meinen. Super spannend finde ich Vatters Ausführungen über den “apostolischen Dienst” in der Kirchengeschichte. Hoch spannend, wie er bspw. die irrschottische Mönchsbewegung des frühen Mittelalters beschreibt – aber bis in die heutige Zeit Beispiele und Entwicklungen des apostolischen Dienstes aufzeigt.

Wer trockene theologische Ausführungen befürchtet, der sei beruhigt: die theologischen Ausführungen sind immens – aber sie sind absolut gut verständlich und nachvollziehbar (auch für Laien) ohne aber an Gehalt zu verlieren. Vatter schafft es, hochkomplexe theologische Zusammenhänge so zu beschreiben, dass sie verständlich sind – das ist wahre geistige und geistliche Reife und Weisheit! Es ist ein Genuss, seinen Ausführungen nachzuspüren und die Leidenschaft für den apostolischen Dienst darin zu erkennen.

Aber es bleibt nicht bei diesen theologischen Ausführungen, sondern wird vor allem im zweiten Teil des Buches immer praktischer. Den größten Gewinn hat man zweifelsohne aber nur dann, wenn man die (implizit) herausfordernden Fragestellungen an sich heranlässt bzw. an die Gemeinde (vgl. S. 228):

  • Haben wir die Demut, unsere Bedürftigkeit einzugestehen?
  • Heißen wir die apostolische Gabe im Gebet unter uns willkommen?
  • Eignen wir uns ein biblisches Bild über den apostolischen Dienst an?
  • Lernen wir von apostolisch begabten Personen?
  • Gestehen wir apostolischen Gabenträgern Entwicklungsräume zu?
  • Beten wir als Leitung unter Handauflegung für geeignete Personen?
  • Haben wir die Möglichkeit so jemanden (Teilzeit?) anzustellen?

Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der sich bei manchen Fragen “ertappt” fühlt und – positiv ausgedrückt – verspürt, dass da noch Luft nach oben ist…

Das nächste Programm?

Unweigerlich stellt man sich aber auch die Frage: “Ist das jetzt das nächste Programm, dem ich hinterherrennen muss?”

Sagen wir mal so: Müssen tust du nix. Aber wenn jemand auf sehr, sehr einleuchtende, tiefgreifende und nachvollziehbare Art und Weise biblische Zusammenhänger über den apostolischen Dienst sowie dessen Geschichte in fast 2000 Jahren Gemeinde Jesu darlegt – dann solltest du dir zumindest Gedanken darüber machen, ob da nicht was dran wäre. Denn: “Finden, fördern, freisetzen” ist kein Programm, das man methodologisch einordnen müsste sondern es beschreibt vielmehr das Wesen von Kirche auch heute noch, sozusagen eine Darlegung von Gemeinde auf ontologischer Ebene, auf der wiederum natürlich verschiedene Methoden ihren Platz finden können.

Um es mal ein wenig plastischer auszudrücken: Was bringt es, wenn man als Gemeinde einem Programm à la Willow Creek, ICF, Fresh X, kontemplativ, attraktiv, undsonstwas-iv nachfolgt, dabei aber die biblische Grundlegung vergisst?

Für mich war die Lektüre des Buches sehr, sehr herausfordernd, da ich mich natürlich auch Frage, welchen Stellenwert der apostolische Dienst bzw. der fünffältige Dienst in meiner Kirchengemeinde haben. Nicht umsonst werden wir als Kirchengemeinde an einem Leiterschaftstraining teilnehmen, das genau auf diesen biblischen Grundlagen beruht – dem K5 Leitertraining (www.k5-leitertraining.de).

Bereichert wird dieses ohnehin geniale Buch durch Gastbeiträge bspw. von Peter Wenz oder Wolfhard Margies sowie von thematischen Exkursen Vatters.

Finden, fördern, freisetzen
Stefan Vatter: Finden, fördern, freisetzen

Verlag: Neufeld Verlag

291 Seiten / 14,90 EUR

Gott ist gut

Wieso sind es eigentlich die simplen Aussagen, die eine so tiefgreifende Wirkung haben (können)?

Gott ist gut!

Drei Worte, die jede Menge in Bewegung setzen, wenn wir ihnen glauben. Manchmal habe ich den Eindruck, dass unser Denken von Gott aber ein ganz anderes ist:

  • Der Bock, den ich geschossen habe, ist so groß, dass ihn nicht mal Gott vergeben kann.
  • Wieso sollte Gott mir auch vergeben – ich kann es ja selbst nicht mal.
  • Ich muss Gott erst etwas beweisen, dann wird er sich vielleicht um mich kümmern.
  • Meine Sorgen sind doch viel zu banal für Gott – der muss erst mal die Welt retten.
  • Mich lieben? Nene, so krass ist Gott nun auch wieder nicht drauf!

Nein, nein. Diese Aussagen haben wir in den seltensten Fällen 1:1 so im Kopf oder tragen sie vor uns her. Sie sind eher unterschwellig in unserem Herzen und Verstand drin und versperren uns die Sicht auf einen Gott, der durch und durch gut ist.

Das Problem: Der Teufel hat ein großes Interesse daran, dass du diesen Aussagen Glauben schenkst. Aber glaube mir: Der Teufel ist ein Lügner durch und durch. Er kann nicht anders, denn er ist der Vater der Lüge (Johannes 8,44).

Jetzt stell es dir einfach nur mal vor: Gott ist gut. Punkt.

Gott ist gut. Immer noch. Ja, genau. Gut. Einach gut. Nach wie vor – keine Chance, dass sich das ändern wird!

Alles, was Gott uns gibt, ist gut und vollkommen. Er, der Vater des Lichts, ändert sich nicht; niemals wechseln bei ihm Licht und Finsternis.
(Die Bibel, Jakobus 1,17)

Vielleicht ist es zu simpel, mag sein. Aber wie wäre es, du denkst an diesen einen Bibelvers – oder auch nur an diese eine Aussage

“Gott ist gut!”

den ganzen Tag über und hältst es dir immer und immer wieder vor Augen.

  • … wenn Sorgen dein Herz quälen.
  • … wenn Angst sich in dir breit machen will.
  • … wenn ein dir lieber Mensch gestorben ist.
  • … wenn deine Zweifel größer als deine Gewissheit sind.
  • … wenn du dir selbst nicht vergeben kannst.
  • … wenn du mal wieder denkst, dass Gott dich nicht mag.
  • … wenn es Streit oder Unversöhntes gibt.

Stell dir einen Reminder im Smartphone ein, häng dir einen Zettel an deinen Computer oder die Kühlschranktür oder schreib es dir irgendwo hin, wo du es immer siehst:

Gott ist gut

Emotional gesund leiten

“Wenn Sie dieses Buch ernst nehmen wollen, wird es Ihnen eine Menge abverlangen – harte Arbeit, Ausdauer, Verletzlichkeit, Selbsterkenntnis und die Bereitschaft, sich zu verändern. Ja, es ist herausfordernd.”

Wenn ein Autor diese Zeilen über sein Buch schreibt – dann muss was dran sein. Und es ist etwas dran! Vorab: Dieses Buch kann man durchaus einfach mal so durchlesen und zieht schon jede Menge Gewinn daraus.

Noch wesentlich mehr Gewinn erbringt dieses Buch aber, wenn man sich am Ende eines jeden Kapitels die Zeit nimmt, zu reflektieren, was man gerade gelesen hat und die Fragen/Tests in aller Ruhe macht, die Scazzero jedem Kapitel anschließt.

Insofern findet sich in diesem Buch beides: ein guter Ratgeber und ein nachhaltiges Arbeitsbuch. Beides für sich ist schon Gewinn – in der Summe macht es wohl meine Wertung von 10 Punkten aus.

Was ist Scazzeros Anliegen? Antwort darauf gibt ein wenig der Text auf der Rückseite des Buches:

Wie kann man ein Team effektiv und kraftvoll leiten, ohne sich völlig zu verausgaben – und ohne dass das Privatleben leidet? Aus seiner langjährigen Führungserfahrung weiß Peter Scazzero: indem man sein Inneres, seine Emotionen und die Beziehung zu Jesus genauso pflegt wie die eigenen Führungskompetenzen.

Wie das gelingen kann, erläutert er anhand praktischer Schritte. Sie führen zu einer befreiten und nachhaltigen Leiterschaft, die Stärken und Schwächen berücksichtigt und Konflikte sauber löst.

Dieses Zitat bringt im Prinzip auch schön zum Ausdruck, in welche beiden großen Themen Scazzero sein Buch gliedert – in “Das innere Leben” und in “Das äußere Leben”.

Themen des 1. Teils “Das innere Leben” sind:

  • Sich dem eigenen Schatten stellen
  • Führen aus einer guten Ehe oder einem erfüllten Singleleben
  • Der Liebe Gottes Raum geben
  • Den Ruhetag feiern

Themen des 2. Teils “Das äußere Leben” sind:

  • Planen und Entscheiden
  • Gemeindekultur und Teamentwicklung
  • Macht und gesunde Grenzen
  • Abschied und Neuanfang

Die Kraft dieses Buches liegt sicherlich auch in den tiefen Erfahrungen verborgen, die Scazzero in seinem jahrzehntelangen Leben als Leiter gemacht hat und an denen er den Leser in seinem Buch teilhaben lässt. Selten habe ich einem Leiter so sehr abgespürt, dass er das, was er da schreibt, auch erlebt, gelebt und durchlebt hat. Und an vielen Stellen nickte innerlich und dachte: “Oh ja, das kenne ich auch nur zu gut.”

Zu bedenken möchte ich eine gewisse “Folie” geben, auf der man Scazzero verstehen kann oder muss. Er drückt es in seinem Buch auch immer wieder aus, was ich in meinen Worten als einen “kontemplativen Lebensstil” bezeichnen würde. Scazzero hat sich viel prägen und beeinflussen lassen von monastischer Tradition und findet große Glaubensstärkung und auch Stärkung in seiner Leiterschaft durch Zeiten der Stille, des Schweigens, der (inneren) Einkehr. Das ist Teil seiner Persönlichkeit und bekannt, wenn man andere Bücher von ihm gelesen hat wie bspw. “Das Paulus-Prinzip”. Man sollte beim Lesen nicht den Fehler machen und denken “Ich bin halt nicht der Typ dafür”, denn Scazzeros Gedanken sind nicht von seinem monastisch geprägten Glaubensleben abhängig sondern gerade darin liegt die Stärke, dass es unabhängig vom jeweiligen Glaubensstil sehr, sehr viele Schätze bereithält.

…und schaden kann es mit Sicherheit nicht, sich immer wieder sagen zu lassen, dass die Stille und Einkehr bei Gott keine verschwendete Zeit ist, sondern Kraftfutter für Seele, Geist und Körper.

Scazzero bemüht immer wieder den Begriff der “emotional gesunden Spiritualität”, also einer Spiritualität, die aus einer achtsamen Haltung gegenüber den eigenen Emotionen und des “inneren Menschen” resultiert – bleibt aber nie (und das finde ich so sympathisch) auf einer spirituellen Metaebene, sondern bekräftigt seine Aussagen entweder mit praktischen Beispielen, konkreten Fragen, die wirklich ins Nachdenken führen oder legt dar, wie sich diese Gedanken in seiner Gemeinde, der “New Life Fellowship” (www.newlife.nyc), konkret auswirken.

Exemplarisch dazu folgender Abschnitt zu der Frage, was “Erfolg” in Gottes Augen ist.

“Der Schlüssel, durch den wir Menschen für Christus erreichen wollen, ist in New Life eine emotional gesunde Spiritualität. Sie hat absolute Priorität. Diese Entscheidung machte es erforderlich, einen Maßstab dafür zu entwickeln, was tief greifende Veränderung und geistliches Wachstum bedeuten. Ein paar Maßstäbe sind:

  • Jeder, der in New Life in irgendeiner Weise leitend tätig ist, verpflichtet sich, seine Beziehung zu Gott zu pflegen. 10 bis 30 Minuten morgens und einige Minuten am Spätnachmittag oder Abend sollen für Gebet und Bibellesen freigehalten werden.
  • Alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Leiter nehmen sich jede Woche eine Auszeit von 24 Stunden (Sabbatpraxis).
  • Alle hauptamtlichen und ehrenamtlichen Leiter üben das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit bzw. den Tagesrückblick, um Gottes Wirken und seinen Willen in ihrem Leben zu erkennen.
  • Alle hauptamtlichen Mitarbeiter, ob pastoral oder administrativ, nehmen ihre Aufgaben auf der Basis einer emotional gesunden Spiritualität wahr und entwicklen und praktizieren entsprechende Fähigkeiten und Verhaltensweisen.
  • Alle Gemeindemitglieder entwickeln eine persönliche Lebensregel, die ihnen hilft, Gottes Liebe selbst zu erfahren und weiterzugeben. Die Lebensregel ist Thema beim Aufnahmegespräch neuer Mitglieder.
  • 85 Prozent unserer Mitglieder gehören zu Kleingruppen oder kleineren Arbeitsteams (ebenfalls eine familiäre Gruppe). Diese Zugehörigkeit gilt als wesentlich für das eigene geistliche Wachstum.
  • Alle Kinder und Jugendlichen nehmen an einem Jüngerschaftskurs bei einem ausgebildeten Leiter teil.
  • 50 Prozent der Ehepaare lassen sich darin schulen, wie sie ihre Ehe so leben können, dass darin zeichenhaft Gottes Liebe zu seiner Welt sichtbar wird.” (S. 179)

“Ja klar, das steht jetzt so mal auf dem Papier. Ob die das da so machen, sei ja mal dahingestellt”, mag jetzt der typische Deutsche denken. Und ich sag nur: “Kann sein. Aber immerhin steht’s auf dem Papier.”

Mich fasziniert dieses Buch sehr. Ich bin nicht in allem gleicher Meinung wie Scazzero, frage mich auch, ob seine Sicht der Dinge nicht sehr eindimensional ist, wenn man so sehr das Hauptaugenmerk auf eine “emotional gesunde Spiritualität” legt – auf der anderen Seite ist es aber wiederum auch gerade alles andere als eindimensional, weil durch die Lektüre dieses Buches ganz schnell deutlich wird, wie allumfassend dieses Thema ist und wie sich eine gesunde oder leider auch ungesunde emotionale Spiritualität auf den Leiter selbst, sein Team, seine Mitleiter und letztlich die gesamte Gemeinde auswirkt.

Vielleicht es genau das, was dieses Buch so wertvoll macht: Scazzero zeichnet schonungslos und klar die Konsequenzen auf – im Positiven wie im Negativen. Das macht sicherlich Mut und Hoffnung – konfrontiert den Leser/die Leserin aber auch mit eigenen Schwachstellen und blinden Flecken und den Zusammenhang darüber, was das mit Leiterschaft und der Gemeinde zu tun hat.

Das Gesamtpaket wird für mich dadurch abgerundet, dass das Erscheinungsbild des Buches sehr ansprechend ist und die Sprache Scazzeros (bzw. der Übersetzerin) sehr gut zu folgen ist und auch theologische Sachverhalte nicht unnötig kompliziert ausgedrückt werden.

Ich kann das Buch nur jedem empfehlen, der in Leitungsposition tätig ist und nicht stehen bleiben, sondern sich weiter entwickeln möchte.

Infos:
288 Seiten
22,00 EUR
ISBN: 978-3-7655-0981-0
Brunnen-Verlag

Warum tut Gott nichts?

Die Frage stellen sich nicht nur Erwachsene – auch Kinder stellen sich diese Frage. Letzt war ich mit meinen Kids im Auto unterwegs und wir sprachen über eine Person, die sehr, sehr schwer erkrankt ist – und dass es ein Wunder braucht, dass diese Frau geheilt wird.

Meine Tochter (6) war natürlich gleich voll dabei und meinte, dass Gott alles kann. Womit sie ja nicht unrecht hat.

Mein Sohnemann (8) war dann ein wenig zögerlicher und meinte: “Ja, aber er hat sie ja nicht geheilt!”

…und ich dachte nur: Stimmt. Noch nicht.

Wir kamen dann aber darauf zu sprechen, warum Gott manchmal heilt und warum manchmal nicht. Natürlich gibt es keine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage und mir sind auch alle möglichen Denkspielchen bekannt, ob Gott nicht kann, aber will, ob er nicht will, aber kann oder ob er nicht kann und nicht will – jaja. Alles schön und gut – bringt nur nix.

Mir kam ein anderer Gedanke.

Zum einen haben wir Menschen auch nicht ansatzweise das Recht, dass wir Gott vorschreiben könnten, dass, wann und wie er zu heilen hätte. Viel wichtiger war mir aber der zweite Teil meines Gedanken: Es ist doch wunderbar, dass ich als Christ überhaupt die Option in Betracht ziehen kann, dass Gott heilt, dass er eingreift.

Natürlich habe ich auch nicht auf alles eine Antwort (Menschen, die das von sich behaupten oder sich so geben, sind mir äußerst suspekt) und manchmal hätte ich gerne die ein oder andere Antwort parat. Klar. Ja. Wäre super.

Aber für den Moment bin ich dankbar. Dankbar dafür, dass ich als Christ an einen Gott glauben kann, bei dem ich überhaupt die Option in Betracht ziehen darf,

  • dass er mich liebt.
  • dass er interessiert ist an meinem Leben.
  • dass er nicht aufhört, mich zu segnen.
  • dass er in mein Leben eingreifen kann.
  • dass er mit meinem Leben etwas vorhat.
  • dass es es durch und durch gut mit mir meint.

Ohne Witz: Ich finde, das ist schon ‘ne ganze Menge, für die ich dankbar bin – auch wenn ich das ein oder andere Mal wirklich gerne mehr Antworten als Fragen hätte.

Und nein: Das soll kein billiges Vertrösten sein. Überhaupt nicht. Aber ich bin einfach dankbar, an einen Gott glauben zu können, der als ewig existierender Schöpfer des Universums an meinen Leben und mir selbst interessiert ist. Das ist einfach sehr, sehr cool!

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