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Love. Sex. God.

Das ehrlichste Buch, das ich bisher zum Thema „Sex – und was Gott sich dabei gedacht hat“ gelesen habe. Und das hat für mich einen klaren Grund: Es ist die Lebensgeschichte von Christian Rossmanith. Wie ehrlich er in diesem Buch über Sex, One Night Stands, Enttäuschungen, Sehnsüchte und Lust schreibt, ist mir bisher in noch keinem frommen „Sex-Ratgeber“ untergekommen. Aber der Reihe nach.

Zutiefst ehrlich

Es ist nicht nur die Story von Chris Rossmanith, welche das Buch so authentisch macht – es ist auch Tobi Teichens (Senior Pastor des ICF München sowie Leiter des ICF Movements Deutschland) ganz ehrliche Sichtweise auf Sexualität und Ehe. Beide – Chris und Tobi – gehen diese ganze „Sache“ wie im Dialog an. Chris Rossmanith erzählt seine Story, seine Gedanken, seine Gefühle, seine Entscheidungen, seine Erlebnisse. Genauer: Er erzählt, seine Story, seine Bettgeschichten, seine Einstellung zu Sex, seine Erfahrungen mit One Night Stands in seinen frühen 20ern. Kurzum: Er war ein Kind seiner Zeit und ließ – so will ich das mal ein wenig salopp sagen – nichts anbrennen. Nicht, dass er von Bett zu Bett sprang, aber Sex ohne Beziehung, One Night Stands und eben „Freundschaft plus“, wie das heutzutage heißt, war sein Standard.

Demgegenüber der brave Herr Pastor Teichen – nein! Natürlich nicht! Auch er war nicht immer Pastor, war nicht immer von dem überzeugt, wie er heute über Sexualität denkt. Das schreibt Tobi ganz ehrlich. Dennoch ist er es, der in diesem Buch die biblischen Prinzipien über Sexualität darlegt und was das für einen (jungen) Menschen im 21. Jahrhundert bedeutet. Er spart nicht an Beispielen aus seiner Ehe mit Frauke.

Genialer Dialogstil

Was dieses Buch so einzigartig macht, sind zwei Faktoren.

Zum einen ist es die ganz ehrliche Geschichte von Christian Rossmanith, wie ich oben schon geschrieben habe. Er lebte eine Einstellung zu Sex und Beziehung, wie sie alles andere als von Gott gedacht war. Im Buch wird es auch erwähnt, dass er mit seinen Fragen und Ansichten, mit seinen Zweifeln und seinem Hinterfragen durchaus eine große Challenge für andere war. So schreibt Tobi über ihn:

Einfache Antworten? Vergiss es! Chris brachte die Leiter der Kirche mit seinen Fragen and en Rand des Wahnsinns. Auch wenn ihn viele Antworten nicht zufriedenstellten, faszinierte mich, dass er dabei nie seine Liebe zu Gott aufgab, sondern ihn und seine Ansichten immer wieder suchte. Love. Sex. God, S.9-10

Die persönliche Entwicklung von Chris Rossmanith (und hier will ich nicht zu viel spoilern) im Buch mitzuverfolgen, ist einfach großes Kino! Alleine das macht schon Spaß und das Buch zu einem echten Volltreffer.

Zum zweiten ist es aber der dialogische Stil. Es ist nicht so, dass Tobi und Chris die ganze Zeit im Frage-Antwort-Spielchen schreiben, das wäre auf Dauer dann doch recht anstrengend und eintönig. Aber auf Erlebnisse und Erfahrungen, die Christian berichtet, „antwortet“ Tobi Teichen mit theologischen/biblischen Ausführungen. Und das Schöne: er antwortet nicht platt. Was ganz am Anfang des Buches steht, zieht sich wie ein roter Faden durch selbiges:

Bevor wir jetzt aufs Gaspedal drücken, möchte ich dir noch kurz danken, Chris! Ohne Filter nimmst du uns mit in deinen inneren Kampf mit der Frage nach Wahrheit. Wir dürfen dich auf deiner Suche nach Antworten begleiten. Antworten auf die Frage, wie eine Beziehungskultur geprägt von Liebe und gegenseitiger Wertschätzung heute aussehen sollte.Love. Sex. God, S.13

Und genau diese „Liebe und Wertschätzung“ wird nicht nur inhaltlich in der Frage nach einer gesunden Beziehung auf den ersten Platz gestellt, sondern auch methodisch, weil niemand – egal welches Lebenskonzept er vertritt – durch die Ausführungen der beiden Autoren schlecht gemacht oder abgelehnt wird. Die Liebe und Wertschätzung, welche die beiden als „Erfolgsgarant“ in Beziehungen sehen, ist für sie Handlungsmaxime im Schreiben dieses Buches. Das spürt man zwischen den Zeilen – und das tut so gut.

Ohne, dass es ein Pastoren-Pingpong wird, ist diese Abwechslung richtig gut gelungen. Das Zusammenspiel zwischen Chris und Tobi gibt dem Buch die gewisse Würze, das Extra, das Besondere. Vor allem gegen Ende des Buches sind es noch weitere authentische Kurzberichte von jungen Menschen mit ihren Erfahrungen rund um Sex.

Das Schöne: an keiner Stelle wird das Buch peinlich, voyeuristisch oder obszön. Dennoch ist es ehrlich, „auf die 12“ und redet nichts schön. Diesen Spagat muss man erst mal schaffen – in „Love. Sex. God.“ ist er geglückt.

Göttliche Prinzipien und Q&As

Inhaltlich geht es um göttliche Prinzipien, die in dem oben erwähnten dialogischen Stil nicht einfach nur abgearbeitet sondern alltagsrelevant durchdacht und reflektiert werden. Es geht um Themen wie Bindung, Reinheit, Lust und „3 Gründe für Sex innerhalb der Ehe„.

Besonders spannend (klar, als Theologe) fand ich das kurze Kapitel „Parallelen zu Jesus„.

Ohne es explizit zu nennen oder es gar als Werbebanner auf jeder Seite zu drucken, ist „Love. Sex. God.“ ein großes Plädoyer für die Ehe – nein: Eben nicht nur für „Sex gehört in die Ehe“ (auch wenn das deutlich wird), sondern für die Ehe als solche.

Es geht um die Frage nach dem eigenen Wert, nach der eigenen Identität – aber auch darum, wie wir den Mitmenschen, den Nächsten und vor allem das Gegenüber sehen, das für eine Beziehung in Frage käme: Ist der andere dafür da, meine sexuellen Bedürfnisse zu erfüllen oder wäre das nicht eine verkürzte Sicht auf den anderen? Klar – die Antwort liegt auf der Hand. Aber entfalte das mal theologisch, anthropologisch, alltagsrelevant für junge Menschen im 21. Jahrhundert ohne zu verurteilen, zu verletzen aber auch ohne mit der eigenen Meinung hinter’m Berg zu halten.

Warum es Tobi und Chris gelingt? Weil ich ihnen ihre Story, ihre Fragen, ihre Überzeugungen abnehmen – das nennt man „Authentizität“. Und diese zieht sich von Anfang bis zum Ende durch dieses Buch.

Genial ist der Gedanke mit den „Q&As“ oder „Fragen und Antworten“, wie das 11. Kapitel genannt wird. Dort geht’s um ganz praktische und lebensnahe Fragen wie:

  • Wo steht in der Bibel, dass ich keinen Sex außerhalb der Ehe haben sollte?
  • Wie weit sollten wir körperlich gehen?
  • You want to try before you buy?
  • Was ist das Problem mit Pornografie?
  • Wie gehe ich damit um, wenn andere mich für meine Sichtweise mobben?
  • Ist kein Sex vor der Ehe eine Garantie für guten Sex in der Ehe?

Absolut genial ist die Umsetzung dieser Q&As: Sie werden schon – rot markiert – in den vorherigen Kapiteln angeführt bzw. der Leser darauf verwiesen nach dem Motto: „Dir kommt gerade diese Frage? Dann schau mal hinten nach – dort haben wir sie in den Q&As beantwortet.“

Ebenso gibt es immer wieder Zusammenfassungen und „Next Steps“-Anregungen. Dadurch behält das Buch seinen praxistauglichen und lebensnahen Charakter.

Das Auge liest ja bekanntlich mit – und es kommt auf seine Kosten mit schönen Fotos, tollem Layout, Zeichnungen/Sketches und einer Gesamtaufmachung, die einfach „was hermacht“.

Gesamtgestaltung: Sophia Lasson, München (www.sophialangner.com)

(Nicht nur) für junge Menschen

Immer wieder habe ich mich beim Lesen gefragt: „Wem würde ich dieses Buch eigentlich empfehlen?“ Meiner Meinung nach braucht es eine gewisse kognitive Voraussetzung, um manche Zusammenhänge aber auch Fragestellungen zu verstehen, die sich aber ganz organisch aus den Lebenszusammenhängen junger Menschen ergeben, die sich im späten Jugendalter und vor allem im jungen Erwachsenenalter befinden.

Also genau das Alter, in dem es um Sexualität, Beziehungen und auch Ehe geht. Aber natürlich beinhaltet das Buch selbst jede Menge Wahrheiten und Einsichten, die auch erwachsenen Menschen altersunabhängig gut tun im Blick auf ihre Sexualität.

Natürlich ist der Inhalt vom christlichen Glauben geprägt und mit vielen Stellen aus der Bibel unterlegt – das ist auch gut so und das sollte nicht verwunden, wenn man sich den Titel „Love. Sex. God.“ anschaut. Dennoch bin ich nicht der Ansicht, dass dieses Buch nur für Christen geeignet wäre – im Gegenteil. Was Chris und Tobi nämlich auf wunderschöne Weise herausarbeiten und immer wieder klarstellen: Gott hat dem Menschen die Sexualität geschenkt, damit der Mensch diese in Würde und gegenseitiger Achtsamkeit genießt. Von wegen „Christen sind Spaßbremsen“ und so – das mag auf manche Christen zutreffen, aber nicht auf Gott. Insofern ist dieses Buch auch ein großartiges Plädoyer dafür, dass Gott und Sex keine Gegensätze sind, sondern Sexualität eine wunderschöne „Erfindung“ Gottes ist.

Zwei Nachbemerkungen

Und für alle, die jetzt schon kritisieren: Natürlich ist das Buch von zwei Männern geschrieben und damit sehr „Männerperspektive-lastig“. Logisch. Kann man aber drauf kommen, wenn man sich schlau macht, dass es zwei Männer sind, die das Buch schreiben. Es kommen gerade in den Erzählungen von wahren Erlebnissen auch Berichte von Frauen vor, es überwiegt aber bei weitem die Sicht von Chris und Tobi. Dessen muss man sich einfach nur bewusst sein, weswegen ich aber nicht sagen würde, dass dieses Buch nur für Männer wäre.

Ebenso mag es nicht für jeden Single geschrieben sein. Aus meiner Erfahrung in der Gemeindearbeit erlebe ich Singles sehr unterschiedlich. Da sind die einen, die sich mit Themen rund um Partnerschaft und Ehe auseinandersetzen und es gibt die, denen es schwerfällt, über ihr Singlesein hinaus zu denken und es als den „Normalfall“ deklarieren. Heißes Eisen also.

In der Bibel – vor allem im Neuen Testament – ist jedoch deutlich und mehrfach die Rede davon, dass der „Normalzustand“ die Ehe ist und nicht die Ehelosigkeit. Insofern darf hier nicht die Kritik aufkommen, dass es ein großes Plädoyer für die Ehe sei, was das Buch in meinen Augen berechtigterweise nämlich ist. Gleichzeitig gilt es natürlich vor allem in diesen bindungsgestörten und bindungserschwerenden Zeiten sensibel dafür zu sein, dass eine lebenslange und in gegenseitiger Liebe verantwortete Beziehung nicht vom Himmel fällt. Aber auch das verschweigt „Love. Sex. God.“ nicht.

Insofern: Ich bleibe bei meiner Einschätzung, die ich zu Beginn getroffen habe, dass dieses Buch das ehrlichste und inspirierendste Buch ist, das ich zu diesem Thema bisher gelesen habe.

ZUSAMMENFASSUNG
„Love. Sex. God.“ ist ein großartiges Buch für Menschen, die auf der Suche sind nach Antworten auf die Frage: Wie kann ich im Blick auf Sexualität einen göttlichen Lifestyle leben?

Keine platten Antworten, keine fromme Floskeln, sondern ehrliche Geschichten, in denen es um Sehnsucht nach Leben, die Frage nach der eigenen und des anderen Identität geht – und Leid. Es geht um Leid, um Schmerz, um Verlust – und um Versöhnung, Gnade und Vergebung.

Wäre es ein Roman, würde ich sagen: Es ist alles drin! Aber es ist mehr als ein Roman – es ist ein Ratgeber, ohne besserwisserisch daherzukommen. Es ist vollgepackt mit göttlichen Prinzipien – ohne mit der frommen Keule zu drohen. Es ist ehrlich und authentisch – ohne peinlich zu sein.

Kurzum: Es ist das beste Buch, das ich bisher zum Thema „Sex. Liebe. Gott. Und wie das alles miteinander zusammenhängt“ gelesen habe.

176 Seiten
ISBN: 9783417269840
SCM Verlag (www.scm-shop.de/love-sex-god.html)
17,99

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Liebe bleibt

Auf dieses Album habe ich gewartet! Ja, wirklich!

Im Advent 2020 war Anja Lehmann in unserer Gemeinde und hat uns mit ihrer Musik unglaublich begeistert – man bedenke: Zu einer Zeit, als Gesang während des Gottesdienstes auf Grund von Corona-Verordnungen nur als Vortrag, aber nicht als Gemeindegesang erlaubt war.

Zusammen mit ihrem Gitarristen Klaus Bittner hat sie nicht einfach nur auf höchstem Level „Musik gemacht“. Es war Wasser in der Wüste, Balsam für die Seele, großartige Kunst und Anbetung in einem. Nach dem Gottesdienst sind die Menschen nach Hause gegangen – tief erfüllt, beseelt und mit diesem „Wow – was war das für ein grandioses Erlebnis“-Blick in den Augen.

Warum schreibe ich das? Weil es mir nach dem Hören dieses Albums genau so ging. Du kannst „Liebe bleibt“ nicht beschreiben – du musst es erleben!

Überragende Vocals

Natürlich lebt „Liebe bleibt“ von Anja Lehmanns Stimme – wie könnte es auch anders sein. Wer vorherige Alben bzw. Produktionen, an denen Anja Lehmann mitgewirkt hat, kennt, der weiß: Der Klang ihrer Stimme ist einzigartig: so wohltuend stark, rund und kräftig, ohne aber an Schönheit, Eleganz und manchmal auch ein bisschen an „Zerbrechlichkeit“ zu verlieren. Eine Stimme, die würdevoll und genau die Stimme ist, die es braucht, um diese Songs zu präsentieren.

Anja Lehmann

Sehr besonders ist für mich die Abwechslung – sowohl der Songs selbst als auch innerhalb der Songs. Mit „Sie bleibt für immer“ und „Liebe bleibt“ sind so wunderschön ausdrucksstarke Songs zu hören, aber mit „Way Maker“ oder „Wundervollbringer“ (Original: „Miracle Maker“ von Martin Smith, Stuart Garrad [Delirious?], übersetzt von Anja Lehmann) auch zwei Cover-Versionen bekannter Worshipsongs. Obendrauf gibt’s mit „Everywhere that I go“ einen von Anja Lehmann und ihrer Band grandios arrangierten Song von Gospellegende Israel Houghton und mit „Wie groß bist du“ einen wahrlich einzigartigen Klassiker der Worshiphymnen (Original: „O store Gud“ / „How great thou art“).

Wer sich die Zeit nimmt, genau hinzuhören, der wird aber nicht nur die Abwechslung der unterschiedlichen Songs wahrnehmen, sondern auch die Abwechslung innerhalb der einzelnen Songs. Überraschende Arrangements (Wundervollbringer, Das ist mein König), einfühlsame Modulationen und starke Akzentuierungen durch besondere Vokalinterpretationen einzelner Textpassagen – wer Ohren hat zu hören, der höre genau hin, was dieses Album so allerhand zu bieten hat.

Gerade Anjas Stimme ist es, die dieses Album genau nicht zum „nächsten Worshipalbum auf dem Markt“ macht, sondern einzigartig mit einer ganz, ganz hohen künstlerischen Note. Ok, ich gebe an der Stelle zu, dass ich großer Fan von ihr bin – was aber auch damit zusammenhängt, dass ich durch die eingangs erwähnte Begegnung mit ihr ein wenig ihren „Herzschlag“ kennen lernen durfte, ihre Haltung erleben und geistliche Inputs hören durfte. Klar: Wer das Album einfach nur hört, der kann das alles nicht als Background wissen – aber deswegen schreibe ich es dir ja an dieser Stelle.

So wunderschön Anja Lehmanns Stimme ist – das Album überragt auch durch die weiteren Künstler, die dieses Album so einzigartig erklingen lassen. Klaus Bittner an der Gitarre – da muss man einfach nichts mehr dazu sagen als hinzuhören und zu staunen. Oder das großartige Duett mit Lars Peter: „Unumstößlich“ – grandios, wie die beiden sich ergänzen.

Weitere Musiker, die an den Arrangements dieser Produktion beteiligt waren: Pascal Diederich, Marc Ebermann, Hanjo Gäbler, Manuel Halter, Matthias Heimlicher, Matthys Maree, Matthias Meusel.

Einzigartig tiefe Texte

Klar, dass ich mich hier auf die Songs beziehe, die Anja Lehmann selbst geschrieben oder übersetzt hat. Für mich sind „Sie bleibt für immer“ und „Liebe bleibt“ so etwas wie die „Titelsongs“ dieses Albums. Musikalisch drücken sie auf besondere Weise Anja Lehmanns künstlerischen Fähigkeiten aus.

Und auch textlich muss man genau hinhören, die Worte wirken lassen und ihre Tiefe erkennen. Das ist auch der einzige Haken an diesem Album: Nicht jeder Song ist ein „Nebenbei-Anhören-Song“. Nein! Definitiv nicht. Genauer gesagt: keinen der Songs solltest du dir „nebenbei anhören“. Mach dir einen Kaffee oder Tee, nimm dir die Zeit, tu dir selbst etwas Gutes – und lass die Songs auf dich wirken – durch ihre musikalische wie durch ihre verbale Sprache.

Wunderschön kommt im Song „Sie bleibt für immer“ das zum Ausdruck, was Paulus als das „Hohelied der Liebe“ im 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes über die Liebe Gottes schrieb.

Spräche ich alle Sprachen der Welt, wäre ich der Armen und Bettler Held,
hätte ich Glauben, der Berge versetzt, wär‘ ich leer ohne Liebe;
blieb mir nichts, wenn du nicht wärst.

Deine Liebe steht. Sie bleibt für immer. Alles and’re wird einmal vergeh’n, doch sie bleibt ewig.

Deine Liebe hält. Sie bleibt für immer. Nichts als deine Liebe, die mich trägt, bleibt beständig ewig.

Anja Lehmann: Sie bleibt für immer

Sicherlich lässt sich nicht alles hier im reinen Text wiedergeben. Deswegen empfehle ich dir als unbedingten Anspieltipp den Song „Liebe bleibt“ – klar, der Titelsong. Aber hier wird die wunderschöne Symbiose aus virtuoser Musikalität und geistlichem Tiefgang einzigartig deutlich.

Liebe, die selbst noch im Sturm zu mir steht.
Liebe, die für mich ihr Leben riskiert.
Heil, das auch im bittersten Leid stets deine Liebe bleibt.

Wenn Liebe spricht, schweigt die Angst.
Nichts löscht sie aus, allem hält sie stand.
Liebe, die tief ins Verborgene sieht.

Alles vergeht, Liebe bleibt.

Anja Lehmann: Liebe bleibt

Ich starte jetzt keinen Exkurs in die Diskussion „Pro/Kontra Worship-Alben und Kommerzialisierung“. Aus einem ganz einfachen Grund: „Liebe bleibt“ von Anja Lehmann ist ein Herzensprojekt und ich nehme ihr zu 100% das ab, was auf dem ganzen Album sich gemeinsam mit allen beteiligten Musikern durchzieht: die Anbetung Gottes. Darum geht es – und um das Staunen über eine Liebe, die bleibt. Ewig bleibt.

Anja Lehmann

Und dann – der letzte Song des Albums: „Hier bin ich“. Eine Art Bekenntnis, ein Suchen, ein Fragen, ob Gott noch zu mir hält – auch dann, wenn ich so oft daneben gelegen bin und mich falsch verhalten habe.

Hab mich stets so sehr bemüht, dir zu gefall’n, bis mein Schreien und mein Fleh’n im Nichts verhallt; wenn die Ungerechtigkeit mich schier zerbricht; keine Lösung greifbar scheint, kein Trost, kein Licht.

Hier bin ich. Frage mich, ob du mich siehst. Hältst du noch zu mir? Hier bin ich, die Sehnsucht, dass du mich verstehst brennt ganz tief in mir.

Hab‘ so oft das Ziel verfehlt, dein Licht getrübt; mich der Wahrheit nicht gestellt, mir selbst genügt. Hier bin ich und frage mich, ob du mich siehst. Hältst du fest an mir?

Hier bin ich. Bittend, dass du mir vergibst. Halt mich nah bei dir!

Heilig. Heilig. Wer kann vor dir besteh’n?

Anja Lehmann: Hier bin ich

…um dann ganz persönlich, still – fast nachdenklich zu enden. Oder im Gesamtgeschehen des Albums würde ich sagen: Ergriffen von dieser „Liebe, die bleibt“:

Hier bin ich. Dankbar, dass du mir vergibst. Ich bleib nah bei dir.

Heilig. Heilig. Wer kann vor dir besteh’n?

Heilig. Heilig. Ich hab‘ das Heil geseh’n.

Anja Lehmann: Hier bin ich

Und deswegen ist dieses Album nicht nur ein Musikalbum. Es ist ein Bekenntnis, eine Proklamation, eine Verherrlichung der Liebe Gottes mit Worten, die feinfühlig und kraftvoll zugleich sind. Worte, die jedem, der sie hört, die Liebe Gottes tiefer ins Herz schreiben.

Was kann es Schöneres geben?

Absolute Kaufempfehlung

Ja, du hast es spätestens jetzt gemerkt und erwartet: ich empfehle dir dringend, dieses Album zu hören! Tu dir selbst etwas Gutes und lass Musik und Text zu deinem Herzen sprechen. Erinnerst du dich, womit ich Anjas Gesang im Gottesdienst im Advent 2020 verglich? „Wasser in der Wüste, Balsam für die Seele, großartige Kunst und Anbetung in einem.“

Genau das ist ihr gesamtes Album „Liebe bleibt“ auch. Ob du Wasser in der Wüste oder Balsam für die Seele benötigst – du wirst beides in diesem Album finden. Du suchst großartige Kunst, die zugleich Anbetung auf besondere Weise zum Ausdruck bringst? Voilà – du wirst fündig, wenn du das Album „Liebe bleibt“ hörst.

Wenn du dabei noch etwas Gutes tun willst – dann bestell‘ das Album am besten direkt über www.anjalehmann.de/music. Klar – du kannst es auch überall anders kaufen oder bei Spotify und Apple Music streamen. Aber diese CD mit ihrem wunderschönen Booklet und Cover in den Händen zu halten, ist noch mal was ganz anderes und gleichzeitig für Künstler immer noch eine großartige Unterstützung in diesen herausfordernden Zeiten.

Ansonsten kannst du das Album auch bei Gerth Medien kaufen – einfach hier klicken.


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5 Gründe, warum Bibellesen nicht altbacken sondern richtig geil ist

Die Bibel hat ein schlechtes Image – vollkommen zu Unrecht! Nimm dir ein paar Minuten, lies dir die 5 Gründe durch. Du wirst feststellen: Die Bibel ist nicht dieses alte, verstaubte Buch. Die Bibel ist viel, viel mehr – und in ihr zu lesen, rockt! Total! Versprochen!

Hier kommen die 5 Gründe.

1Gottes Wort ist besser als Menschenwort

Worte prägen. Worte generieren Wirklichkeit. Wenn dir in deiner Kindheit andauernd eingetrichtert wurde „Du bist nichts wert“, glaubst du eines Tages wirklich, dass du nichts wert bist.

Wenn ich meinen Kindern immer wieder sage, dass ich sie liebe, generiert das in ihnen eine Wirklichkeit, in der sie wissen: Papa liebt mich.

Wenn wir mit unseren Worten ständig den Arbeitskollegen kritisieren und nörgeln, erschaffen wir eine Wirklichkeit, die nicht wirklich schön ist.

Schon wir Menschen generieren mit Worten Wirklichkeit – wie viel mehr generiert Gottes Wort Wirklichkeit?

„Ich bin bei euch alle Tage bis an’s Ende der Welt“ sagt Jesus (Matthäus 28,20). Das ist Wirklichkeit. Das ist real. Das stimmt. Klar – aus Perspektive dessen, der glaubt – logisch. Aber zumindest ein bisschen Glauben oder zumindest Interesse hast du, denn sonst würdest du das hier nicht lesen.

Und so finden sich in der Bibel unzählig viele Worte, die Wirklichkeit generieren. Aber es sind keine Menschenworte – es sind Gottes Worte.

Worte der Hoffnung.

Worte der Liebe.

Worte der Gnade.

Worte der Erlösung.

Worte der Wiederherstellung.

Worte des Trostes.

So viele, schöne, wahre Worte, die Gott über deinem Leben ausspricht und die dir zur Wirklichkeit werden, wenn du sie glaubst! So vielen Menschen glaubst du – dann glaube auch Gott, wenn er unter anderem sagt:

Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst mir!Jesaja 43,1
Aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.Jesaja 40,31
Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben.Matthäus 11,28
Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.Johannes 14,27

Und das ist nur eine Mini-Auswahl an Bibelstellen. Zu glauben, dass diese Worte nicht nur von Menschen aufgeschriebene sondern von Gott gesprochene Worte sind, verändert deine Wirklichkeit, wenn du die Bibel liest.

2Die Bibel verändert Leben

Und das ist der nächste Schritt, durch den das alles konkreter wird. Solange Wirklichkeit verändert wird, muss noch lange nicht dein Leben verändert werden. Die reine Annahme, dass es wahr ist, dass Jesus jeden einzelnen Tag bei mir ist, kann mich kalt lassen. Ich muss es nicht glauben. Aber wenn ich es glaube, verändert das mein Leben.

Insofern ist die Bibel ein Buch, das zutiefst Menschenleben verändert. Das ist übrigens keine genuine biblische Eigenschaft und Konsequenz des Gelesenen. Du kannst auch ein Buch über Toleranz, Respekt und Wertschätzung lesen und dein Leben verändert sich, weil du dir vornimmst, jeden Tag eine Person zu ermutigen oder wertzuschätzen. Das muss noch gar nicht mal religiös gefüllt sein.

Der Clou bei der Bibel jedoch ist: Wer ist der, der hinter der Lebensveränderung steckt? Ein netter Autor, also ein Mensch wie du und ich, der irgendwann einmal das Zeitliche segnet, oder ist es der allmächtige und ewige Gott, der Schöpfer dieses Universums?

Das Lebensverändernde der biblischen Worte liegt darin, dass es Worte sind, die der ewige Gott selbst spricht. Es liegt nicht daran, wie sehr ich sie mir zu Herzen nehme und (krampfhaft) versuche, sie in meinem Leben umzusetzen. Natürlich sollte ich alles daran setzen, das zu tun und nach den biblischen Wahrheiten und darin enthaltenen göttlichen Prinzipien zu leben. Aber ob diese Dinge mein Leben nachhaltig verändern, liegt in erster Linie an dem, der hinter allem steht: Gott selbst.

Ich mache dir ein ganz simples Beispiel. Es gibt das biblische Prinzip des „Zehnten“, das bedeutet: Zehn Prozent meines Einkommens spende ich in das Reich Gottes (in die Ortsgemeinde oder ich unterstütze bspw. Missionare oder andere Kirchen). Gott verheißt etwas, wenn wir das tun:

„Bringt den kompletten zehnten Teil eurer Ernte ins Vorratshaus, damit es in meinem Tempel genügend Nahrung gibt. Stellt mich doch damit auf die Probe“, spricht der allmächtige Herr, „ob ich nicht die Fenster des Himmels für euch öffnen und euch mit unzähligen Segnungen überschütten werde!“Maleachi 3,10

Natürlich ist das ein Wort aus dem Alten Testament und es wäre eine Frage der Hermeneutik und Exegese, weshalb dieses Wort auch heute noch Gültigkeit hat – und nicht nur für Menschen, die auf dem Feld arbeiten und eine „Ernte eintreiben“ – das würde an dieser Stelle aber zu weit führen.

Gott sagt aber, dass er den, der den Zehnten gibt, segnen wird – und zwar nicht nur ein bisschen, sondern ihn „mit Segnungen überschütten wird“. Liegt es an mir? Nicht primär! Wenn ich den zehnten Teil (also 10%) meines Einkommens spende, erhalte ich die Segnungen nicht, weil ich so ein toller Kerl bin und spende – sondern weil Gott mit seiner ganzen Göttlichkeit und Heiligkeit dahinter steht und sich dafür verbürgt. Und das ist schon gewaltig – und weit, weit mehr, als wenn „nur“ irgendein Autor hinter einem guten Rat in seinem Buch steht.

3Die Bibel enthält weise Ratschläge

Apropos Rat. Immer wieder höre ich, die Bibel sei altbacken, verstaubt, aus einer anderen Welt und bestenfalls ein Märchenbuch oder gnädigerweise sogar ein Stück Weltliteratur. Aber mit dem Leben hier und heute habe sie nichts zu tun.

Schon die oben genannten Punkte sollten dich eines besseren belehren, falls du auch diese Überzeugung hast. Aber es gibt noch sehr viel mehr. In der Bibel finden sich ganz praktische und alltagstaugliche Ratschläge, obwohl die Bibel in einer Zeit verfasst wurde, die so was von gar nichts mit unserer heutigen Zeit zu tun hat. Crazy!

Beispiel gefällig? Gerne doch! Ich lass die Tipps und Ratschläge einfach mal so stehen und kommentiere sie nicht. Du kannst selbst für dich prüfen und entscheiden, ob du denkst, dass diese Aussagen mit unserer heutigen Zeit etwas zu tun haben könnten oder nicht.

Behandelt die Menschen stets so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet.Matthäus 7,12a
Wer sich zu Klugen gesellt, wird klug; wer sich mit Dummköpfen befreundet, ist am Ende selbst der Dumme.Sprüche 13,20
Du sollst nicht töten.2. Mose 20,13
Es liegt mehr Glück im Geben als im Nehmen.Apostelgeschichte 20,35
Deshalb sorgt euch nicht um morgen, denn jeder Tag bringt seine eigenen Belastungen. Die Sorgen von heute sind für heute genug.Matthäus 6,34

4Bibelleser wissen um ihre Herkunft und Zukunft

Wer in der Bibel liest, findet sich plötzlich wieder in einem großen Weltzusammenhang, der sich über Jahrtausende erstreckt. Mich macht es immer wieder sehr demütig, wenn ich in der Bibel Erlebnisse lese, die Menschen vor tausenden von Jahren schon mit Gott hatten und die mir heute in meiner heutigen Welt mitten im 21. Jahrhundert etwas mit auf den Weg geben können.

Wer in er Bibel liest erkennt, wo er herkommt. Er ist nicht der Nabel der Welt und schon gar nicht das Zentrum des Universums. Wer in der Bibel liest, stellt fest: Es gibt eine sehr, sehr lange Geschichte der Menschen (mit Gott) vor mir und diese Geschichte wird es auch noch nach mir geben. Ich bin einfach „nur“ einer von ganz, ganz vielen und dennoch einmalig und einzigartig von Gott geliebt. Das ist eine Erkenntnis, die mein Leben reich macht und durch die ich sagen kann: Bibellesen rockt wirklich sehr!

Gleichzeitig weiß ich aber nicht nur, dass ich eingebettet bin in eine große Menge derer, die schon vor mir ihr Leben mit Gott führten – ich weiß gleichzeitig: Das Beste kommt erst noch! Wer in der Bibel liest wird wissen: Weder der Klimawandel noch atomare Aufrüstung, weder Kriegsgeschrei noch Erdbeben werden eines Tages diese Erde in einer monströsen Apokalypse zerstören, sondern Jesus wird wieder kommen, sein neues Reich des Friedens aufrichten, die Menschen richten und bis in alle Ewigkeit herrschen – das, was man landauf landab den „Himmel“ nennt.

Das entspannt so sehr! Ich muss nicht diese Angst haben, etwas zu verpassen, bis ich sterbe, denn ich weiß: Das Beste kommt ohnehin erst noch, nämlich „der Himmel“, die Ewigkeit bei Gott. Das, was ich hier auf der Erde erlebe, wird niemals die gleiche Schönheit haben. Dennoch genieße ich dieses Leben, bin dankbar und zufrieden – und lebe ohne Druck, etwas verpasst haben zu können, wenn ich dann eines Tages die Augen für dieses Leben auf der Erde schließen werde.

5Bibelleser sind die besseren Leiter

Das überrascht vielleicht ein wenig. Aber gib mir drei Minuten, denn ich denke, dass nach diesem Abschnitt du mir zustimmen wirst.

Für mich sind es zwei Gründe, weshalb ich zu dieser Erkenntnis komme.

Der erste Grund ist: In der Bibel finden sich schon so viele Leiter, dass ich nicht alle Fehler wiederholen muss – gleichzeitig aber von Top-Leitern lernen kann – im Folgenden nur eine kleine Auswahl der bekanntesten Personen der Bibel, die als Leiter fungierten. Es gibt noch eine ganze Menge weiterer großartiger Persönlichkeiten.

Mose verteilte seine Arbeit auf viele Schultern und erlag nicht der Versuchung, den lauten Schreihälsen nachzugeben, sondern blieb auf dem Weg, den Gott für ihn vorgegeben hatte. Ein paar Gedanken dazu kannst du im Beitrag „Die Kunst des Leitens I“ nachlesen.

König David suchte immer wieder die Nähe zu Gott, betete und sang jede Menge Lieder und „Psalmen“. Gleichzeitig wurde ihm eine Affäre zum Verhängnis.

Simson wusste, woher seine Kraft kam – und auch ihm wurde eine „Liebelei“ zum Verhängnis.

Petrus und Johannes als Sprecher der ersten sich formenden Gemeinde hatten den Mut, gegen alle irdische Obrigkeit sich nicht aufzulehnen, aber Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.

Paulus, der große Völkermissionar, investierte viel in die nächste Generation und war selten alleine unterwegs.

Josef blieb selbst dann, als er unschuldig im Gefängnis saß, nah an Gottes Herz und wusste immer, woher seine Gabe der Traumdeutung kam.

Der zweite Grund, warum Bibelleser besserer Leiter sind: Sie empfangen nicht nur ihre Berufung von oberster Stelle – sie bleiben abhängig und flexibel zugleich.

Wer als Leitungsperson in der Bibel liest, weiß sich (siehe oben „Herkunft und Zukunft“) nicht als „die Nummer 1 zu gebärden“. Er weiß, dass es immer noch eine höhere Instanz gibt und er weiß auch: Ich muss nicht auf alles eine Antwort und schon gar nicht eine Lösung haben. Ich kann vollkommen frei zu meinen Begrenzungen und Begabungen stehen, zu meinen Entscheidungen und zu meinem Nicht-Wissen.

Ich weiß sehr gut, was meine Begabungen sind – ich weiß aber auch, was ich nicht kann. Das ist gut und wichtig, denn ein guter Leiter weiß um seine wirklichen Stärken und Schwächen. Die Bibel zeigt sie mir, wenn ich darin lese. Ich bleibe also abhängig von Gott selbst – auch wenn das in der Realität so oft in Vergessenheit gerät und der Mensch dann doch eher dazu geneigt ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Aber spätestens dann, wenn das große Scheitern eintritt, erinnert sich ein guter Leiter daran, dass er immer in Abhängigkeit seines Schöpfers leitet – und das in der Bibel Seite für Seite nachschlagen und lesen kann.

Zum zweiten bleibt ein vom regelmäßigen Lesen in der Bibel inspirierter Leiter flexibel. Er kann sich Veränderungen anpassen, wird keine geistliche „couch potato“, macht die Dinge nicht „wie sie schon immer waren“ – und hält sich selbst geistlich und kybernetisch agil und flexibel. Warum? Weil das Gottes Art ist, mit seinem Volk umzugehen.

Im Schnelldurchlauf durch die Bibel war Gottes Volk zunächst eine kleine Sippe, die verstreut irgendwo im Nirgendwo lebte, sich sammelte, wuchs und größer wurde, zwischenzeitlich ein dunkles Kapitel der Sklaverei durchlebte, schließlich zu einem losen Bund von verschiedenen Stämmen wurden, die nach und nach zu der Ansicht kamen, dass es ganz cool wäre, wenn dieser lose Stammesbund doch irgendwie ein von allen anerkanntes Oberhaupt bekommt und nicht nur so wie in der Richterzeit einfach eine charismatische Persönlichkeit. So wurde aus der kleinen Sippe ein loser Stammesbund und schließlich eine Monarchie mit König in einem Reich, das wenige Jahre später schon wieder in ein Nordreich und in ein Südreich geteilt wurde, wovon das Nordreich wiederum einige Jahre später der damaligen Weltmacht zum Opfer fiel, das kleinere Südreich noch ca. 1 1/2 Jahrhunderte weiter existierte, ehe es von der dann herrschenden Weltmacht deportiert und ins Exil geschickt wurde, aus dem es nach einigen Jahrzehnten zurückkehrte, sich neu erfinden musste, Städte und Tempel wieder aufbaute, unter verschiedenen Weltmächten mehr schlecht als recht lebte und seine Religion ausüben durfte, ehe dann der Sohn des Höchsten kam und wieder alles über den Haufen warf und Gottes Volk nun nicht nur im Tempel, sondern auch in kleinen Gruppen in Häusern traf, aus denen sich das dann formte, was wir heute „Gemeinde“ nennen.

Das einzig Kontinuierliche in der Geschichte Gottes mit seinem Volk ist der Wandel. Würde ich noch ein paar Takte dazu schreiben, wie sich die „Religionsausübung“ über die Jahrhunderte veränderte, wären wir morgen noch beschäftigt.

Gute Leiter (im christlichen Kontext und darüber hinaus) sind die, die in der Bibel lesen. Und zwar nicht nur zufällig oder weil sie sich auf etwas „Dienstliches“ vorbereiten müssen, sondern regelmäßig und aus Überzeugung.

In der Bibel sind Dinge wie Change Management, Prozessbegleitung, Veränderungsgestaltung, Visionen entwickeln, wertschätzend leiten, Mentoring, Mitarbeiterbegleitung, Entdeckung und Entwicklung von Gabenpotenzial oder ressourcenbezogene Arbeit schon längst mit drin. Du kannst dir andere Leadership-Bücher erst einmal sparen und später dann als Ergänzung lesen.

Es gäbe noch so viel zum Thema zu sagen. Ich liebe die Bibel mehr denn je! Für mich ist sie nicht nur lebendiges Wort Gottes, Quelle der Inspiration und Maßstab für mein Leben und Handeln. Je mehr – und das ist kein Witz – ich mich mir ihr beschäftige, desto mehr entdecke ich Zusammenhänge und regelrechte Schätze.

Ich wünsche dir, dass es dir ähnlich geht! Wenn du Hilfe benötigst und nicht so recht weißt, wie du anfangen solltest, dann empfehle ich dir zwei Dinge.

Zum einen ist das die YouVersion-Bibel-App. Eine super App mit der Bibel in vielen Sprachen und (deutschen) Übersetzungen sowie Leseplänen, anhand derer du durch ein bestimmtes biblisches Buch hindurch oder zu einem bestimmten Thema biblische Texte lesen kannst: www.bible.com/de/. Ich empfehle dir aber, in einer gedruckten Bibel zu lesen und die App als Hilfsmittel zu nutzen. Untersuchungen zeigen, dass das, was wir auf einem Bildschirm lesen, weniger hängen bleibt als das, was wir in gedruckten Büchern lesen.

Zum zweiten empfehle ich dir einen kleinen „Welche Bibel passt zu mir“-Guide. Es gibt ja jede Menge Bibelübersetzungen. Die einen sind sehr nahe am hebräischen und griechischen Urtext und damit nicht ganz so flüssig zu lesen – andere Übersetzungen wiederum sind freiere Übertragungen und damit leichter zu lesen. Den Guide findest du hier: www.scm-shop.de/aktuelles/themenwelten/bibelubersetzungen.


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.

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Ein Brief an die Kirche

Liebe Kirche,

seit ich denken kann, bist du Teil meines Lebens. Aber ich muss dir sagen: unser Verhältnis hat sehr gelitten in den letzten Jahren und ich wünsche mir, dass du mir zuhörst, wenn ich dir sage, warum das so ist.

Als kleiner Steppke habe ich die Jungschar besucht, später die Jungenschaft und den Jugendkreis. Im Jugendalter begann ich, Verantwortung zu übernehmen und leitete Jungschar, Jugendkreis, Freizeiten und vieles mehr. Sagen wir mal so: Ich habe ’ne Menge in unsere Beziehung investiert.

Sehr regelmäßig bin ich sonntags zu dir in den Gottesdienst gegangen – aber heute kann ich’s dir ja sagen: Weniger wegen dir, sondern vielmehr wegen der anderen Freunde. In guten Zeiten haben wir zwei Bankreihen belegt – immer die gleichen, „das war halt schon immer so“. Übrigens ein Satz, den ich nur aus unserer Beziehung kenne, der mir aber tierisch auf die Nerven geht.

Nach dem Abitur folgte das Theologiestudium, über das ich seitenweise schreiben könnte, aber nur so viel: Wenn du meinst, dass diese Art der Ausbildung zukünftiger Pfarrer der Weisheit letzter Schluss ist, dann glaube ich, dass du damit falsch liegst. Ich habe es als ziemlich weltfremd, teilweise sehr glaubenshemmend und ziemlich „churchy“ (das ist übrigens kein Kompliment sondern eine Zustandsbeschreibung, wie ich sie vornehme, wenn ich zum Ausdruck bringe, dass etwas Kirchliches ziemlich alltagsfremd daherkommt) erlebt. Ich habe das Geüfhl, dass es hauptsächlich darum geht, das eigene System aufrecht zu erhalten und Nachwuchs heranzuziehen, der brav den Talar mit Beffchen anzieht (wieso eigentlich?), die liturgische Sprache einübt (ob’s die Menschen verstehen oder nicht) und wirklich beginnt zu meinen, Orgelmusik wäre etwas Geiles, obwohl kaum ein Mensch das heute noch hört. Die letzte Charts-Platzierung klassischer Kirchenmusik ist irgendwie an mir vorbeigegangen.

Du denkst vielleicht: „Lass dir mal was Neues einfallen!“ Ja stimmt. Das kritisiere ich schon eine ganze Weile und es ist nicht neu – aber du änderst dich ja so gut wie nicht, weswegen ich es auch immer wieder sagen muss. Oder was tust du, dass die Kirchengebäude sonntags voller statt leerer werden?

Inzwischen habe ich einige Gemeinden kennengelernt durch das Vikariat, den Probedienst und zwei Pfarrstellen und ich muss sagen: Ich bin schwer enttäuscht von dir, liebe Kirche. Nicht von den Menschen vor Ort, nein! Nicht von den Gemeinden vor Ort, nein! Sondern von dir als Institution, als Dachverband, als Landeskirche – nenne es, wie du möchtest.

Kritik, die geäußert wird, verhallt. Die Basis wird so gut wie gar nicht wahrgenommen. Innovative Gemeinden und Konzepte werden hier und da unterstützt – das ist großartig, ja! Aber das Problem ist doch: Das ist nur ein kleiner, verschwindend geringer Anteil. Der große Rest läuft im Mainstream tapfer weiter Richtung….Untergang? Darf ich das so drastisch mal formulieren?

Immer noch hältst du an Formen fest, die heutzutage kaum einen Menschen interessieren. Predigten und Messen (ups, jetzt meine ich auch mal deine Schwester) sind teilweise so realitätsfern, wie mir Menschen immer und immer wieder bescheinigen, dass ich mich inzwischen schon gar nicht mehr freue, wenn Menschen bei uns sagen: „Wow, ihr seid so ganz normal; so anders; so nah am Menschen!“ Ich bin vielmehr traurig darüber, dass das scheinbar die Ausnahme ist.

Liebe Kirche,

weißt du, was ich dir wünsche? Mut! Einfach mal ’ne Menge Mut!

Mut, die Dinge anders zu machen als bisher.

Mut, der einsieht, dass es so nicht weitergehen kann.

Mut, der bereit ist, auch mal über den eigenen Schatten zu springen und zu lernen von denen, gegenüber denen du dich meist ein wenig herablassend äußerst – du nennst sie oft „die Frommen“ oder „die Evangelikalen“ oder „die Freikirchen“ – aber hey, meine Liebe: Die beißen allesamt nicht. Die sind echt supernett!

Ich wünsche dir Mut, der die nötigen Schritte geht, damit wieder Menschen das Evangelium in der „Volkskirche“ hören und nicht in Freikirchen abwandern müssen – ich kann diese Menschen so gut verstehen! Wirklich! Und ich freue mich, wenn Freikirchen wachsen – aber nun bin ich mal Pfarrer der Landeskirche und deswegen ist es doch vollkommen logisch, dass ich möchte, dass auch dieser Zweig deines Daseins wächst, blüht und gedeiht.

Ich wünsche dir einen Mut, der dich mal „out of the box“ denken lässt – und du wieder zurück findest zur Mitte deines Seins: Jesus Christus! Hör bitte endlich auf, dich mit Randthemen zu beschäftigen, sondern komme dem nach, was Jesus als Vermächtnis auf dieser Erde zurückgelassen hat, ehe er in den Himmel zu seinem Vater ging: „Macht alle Menschen zu Nachfolgern von mir!“ (Matthäus 28)

Er sagte nicht: „Führt den Grünen Gockel ein!“ Auch sagte er nicht: „Werdet zu Greenpeace mit Handauflegen“ (wie es Jan Fleischhauer einmal sagte). Ebensowenig hat er gesagt: „Aktuelle politische Diskussionen und Themen sollen auch in der Verkündigung der Kirche im Zentrum stehen!“ Hat er alles nicht gesagt – wieso tust du das nur viel eifriger, als den Menschen zu sagen: „Es gibt einen Gott , der dich liebt und sich so sehr nach dir sehnt, dass sein Sohn stellvertretend für dich starb, damit der Zugang zu ihm frei ist. Denn er alleine trägt in den Höhen und Tiefen des Lebens. Jesus alleine. Sonst niemand und nichts.“ Glaubst du es denn etwa nicht mehr, dass alleine Jesus den Menschen rettet? Dann könnte ich ja verstehen, dass die anderen Themen wichtiger sind, denn dann ist es in der Tat vollkommen egal, was du verkündigst.

Und ich wünsche dir Mut, in der aktuellen Corona-Pandemie deinen Gemeinden nicht noch mehr Hindernisse und Bürden aufzuerlegen, als sie ohnehin schon tragen müssen. Angst war noch nie ein guter Ratgeber – also hör auf, ängstlich zu sein!

Ach, liebe Kirche, du bist so schön, so stark, so lebendig, weil Jesus dein Boss und oberster Meister ist, wie es in diesem Buch namens Bibel heißt. Verstehst du nicht, dass du dich hässlicher, schwächer und weniger lebendig machst, wenn du ihn aus der Mitte verdrängst? Oder anders gesagt: Ohne Jesus im Zentrum bist du weit weniger attraktiv für Menschen! Das klingt paradox, ich weiß. Aber Menschen suchen doch nach etwas, das wirklich Halt gibt, ein Fundament, das wirklich trägt und Sinn gibt – du musst nicht die ganzen Mainstream-Zeitgeist-Floskeln wiederholen, denn du hast die Antwort in dir, die wirklich die einzig gute und hilfreiche Antwort ist.

Ich wünsche dir so sehr, dass die Hauptsache wieder die Hauptsache wird, dann regeln sich auch ein paar Nebensächlichkeiten. Dazu brauchst du Mut, ich weiß.

Liebe Kirche, ich will dir gerne helfen. Ich habe dir diesen Brief nicht geschrieben, weil ich einfach nur mal was loswerden wollte. Ich wollte dir sagen: Es geht auch anders! Schau mal über deinen Horizont hinweg in so vielen Regionen dieser Erde gibt es dich und du wächst, gedeihst, führst Menschen zum Glauben an Jesus. Wenn du genauer hinschaust, wirst du erkennen, dass das bei weitem und mit großem Abstand dort geschieht, wo es sich um so genannte „Freikirchen“ handelt und dort, wo Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. Es ist in den seltenen Fällen die Staatskirche.

Ich frage dich: Willst du wieder Volkskirche werden und „dem Volk auf’s Maul schauen“? Ich fände das großartig. Wenn nicht jetzt – wann dann benötigen die Menschen Hoffnung, Zuversicht und einen Halt, der im Leben und Sterben trägt?

Du alleine hast ihn als Schatz in deiner Hand – und verpasst es so oft durch dein Auftreten, deine Sprache, deine Formen, diesen Schatz an Mann und Frau zu bringen. Du schaffst noch nicht mal die 5%-Hürde (deiner Mitglieder), was den Gottesdienstbesuch betrifft, meinst aber, dich in politische Diskussionen und gesellschaftliche Probleme einmischen zu müssen – unbedingt! Nur merkst du nicht, dass das wenig glaubhaft ist, wenn dir 95% deiner eigenen Mitglieder gar nicht zuhören wollen?

Liebe Kirche, es gibt keine Gemeinschaft, keine Ansammlung von Menschen, kein „Verein“, der so viel Kraft in sich trägt wie du – weil Jesus sie dir gibt. Wann setzt du sie endlich wieder frei? Wann nimmst du dir mal die Zeit, setzt sich hin und sagst ehrlich: So geht’s nicht weiter! Es muss sich grundsätzlich etwas ändern!

Vor gut 500 Jahren hat ein „kleines, versoffenes Mönchlein“, wie er von seinen Gegnern genannt wurde, diese Welt und die Kirche auf den Kopf gestellt – Martin Luther. Ich glaube, der würde dir heute auch gut tun! Einer, der darauf geschaut hat, dass der oben angesprochene Schatz wirklich bei den Menschen ankommt. Er hat Wert darauf gelegt, dass Kirche in zeitgemäßen Formen sich auf den Weg zu den Menschen macht. Und was machst du? Du meinst, dass die Formen aus Luthers Zeiten auch heute noch zeitgemäß wären. Ich hoffe, du erkennst eines Tages, dass Luther gar nicht gewollt hätte, dass seine Lieder heute noch gesungen werden sondern dass er sich gewünscht hätte, zeitgemäße Ausdrucksformen zu finden. Der Versuch, die Reformation zu konservieren ist gescheitert! Es muss sich etwas ändern – und zwar von Grund auf.

Oh wie gerne würde ich das noch erleben, wie gerne würde ich Teil dieses Prozesses sein, wie gerne würde ich meine Kraft hineingeben in diesen Prozess, wenn er beginnt. Sagst du mir Bescheid, wenn’s losgeht?

Ich habe im Kleinen bei mir vor Ort, dort wo ich bin, schon begonnen damit. Und ich habe dort, wo ich bin, eine Ausdrucksform deiner selbst (also eine Kirchengemeinde) vorgefunden, die diesen Weg, diesen Prozess schon seit Jahrzehnten geht. Ich mach einfach nur weiter – ich habe das Rad nicht neu erfunden. Aber ich werde es mir nicht nehmen lassen, „dem Volk auf’s Maul zu schauen“ – und nicht deine gut gemeinten Ratschläge, Verlautbarungen und Gottesdienstformulare meiner Arbeit zu Grunde zu legen, denn das wird nicht viel bringen. Ich versuche es, ich stolpere, ich scheitere. Ich trage Wunden und Verletzungen davon, liebe Kirche! Manches von dem, was ich mache, ist nicht gut. Manches von dem, was ich mache, muss auch wieder „rückgängig gemacht werden“. Ich bin einfach nur fehlerhaft, alles andere als perfekt und mache eine Menge Fehler (und manchmal lerne ich sogar aus ihnen). Mich treibt einfach nur diese unbändige Sehnsucht um, dass Menschen Jesus begegnen.

Ich will eines Tages nicht zurückblicken und sagen: „Super, David, du hast dich dem kirchlichen Mainstream angepasst und keinen Ärger gemacht.“ Ich will zurückblicken und hoffen, dass mein Dienst davon geprägt ist, dass Menschen Jesus kennenlernen und ihm nachfolgen.

Ich habe vorhin viel von Mut gesprochen. Corrie ten Boom sagte einmal: „Mut ist Angst, die gebetet hat!“ Angst scheinst du jede Menge zu haben (genauso wie ich auch) – was glaubst du, wie viel Mut daraus werden könnte, wenn du es nur zulässt? Unfassbar viel, unfassbar Großes, unfassbar Schönes kann daraus erwachsen.

Liebe Kirche, du hast mich nun fast 43 Jahre meines Lebens begleitet – und ich wünsche mir, dass es noch viele Jahre werden. Versichern kann ich es dir nicht, aber ich will meinen Teil dazu beitragen, dass die Beziehung bleibt – du auch?

Liebe Grüße,

Dein David


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Wein. Geschenk Gottes

„Was ist eigentlich ein guter Wein?“ Dieser Frage geht Oliver Kircher in seinem Buch „Wein – Geschenk Gottes“ nach. Und es ist eine faszinierende Reise, die der Leser antritt. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite voller Leidenschaft und Eleganz, voller Liebe und Wissen rund um das Thema „Wein“.

Ich kenne Oliver Kircher nicht persönlich, aber ich würde gerne bei ihm „in die Schule gehen“. Auf bestechende Art und Weise schreibt er nicht nur ein paar Kriterien auf in Form eines Rundumsorglos-Pakets, was denn ein guter Wein sei.

Er geht das Thema viel, viel umfassender, tiefschürfender und nachhaltiger an. Als ich die letzten Seiten gelesen und das Buch zugeklappt hatte, dachte ich: „Wow! Ich will das alles nach und nach umsetzen.“

Tipps und Know-How vom Experten

Oliver Kircher (Jahrgang 1966) ist Pastor und Sommelier. Nachdem er in Süddeutschland zunächst als Pastor tätig war, ist er nun als Weinfachmann und Sommelier unterwegs und bietet unter anderem Seminare zum Thema „Wein und Bibel“ an.

Beim Lesen merkt man sofort: Hier schreibt ein Fachmann, der sich nicht nur Wissen angeeignet, sondern seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Er kommt nicht belehrend, sondern begeisternd daher. Und die Vielfalt dessen, die es in diesem Buch zu entdecken gibt, ist unglaublich groß.

Das beginnt bei den ganz kleinen Dingen wie den richtigen Gläsern oder was einen guten Korkenzieher ausmacht. Dann aber geht es natürlich um die „großen Themen“. Wie muss ein guter Boden beschaffen sein, damit er reiche Frucht bringt? Kircher schreibt über die unterschiedlichen Rebsorten und den Weinberg, die einzelnen Pflanzenbestandteile sowie die wichtigen Dinge, die es benötigt, um den Wein nicht nur richtig anzupflanzen, sondern auch zu pflegen.

Es geht um Aromen, die Farbe des Weins und was einen Tropfen zu einem „edlen Tropfen“ macht. Im Prinzip könnte man sagen: Kircher lässt nichts aus, was zum Thema „Wein“ zu schreiben wäre.

Was mich beim Lesen immer wieder begeistert hat, sind vor allem drei Dinge: Kircher schreibt voller Leidenschaft. Wie oben schon erwähnt, vermittelt er nicht nur Wissen, sondern schreibt und schöpft aus einem breiten Erfahrungsschatz als Sommelier und Weinexperte. Er lebt, was er schreibt.

Zum zweiten besticht dieses Buch durch eine gewisse Eleganz. Die Wortwahl, die Vergleiche bis hin zum Satzbau ist es keine triviale Sprache. Die Schönheit des Weins spiegelt sich in diesem Buch in der Schönheit der Sprache wider. Es macht schlicht und einfach große Freude, an diesem Buch dran zu bleiben und die Wein-Entdeckungsreise nicht zu oft zu unterbrechen.

Und zuletzt schreibt Kircher sehr authentisch. Gespickt ist dieses Buch mit persönlichen Erlebnissen des Autors – aber auch mit persönlichen Fehlern und falschen Annahmen, die er vor allem zu Beginn seiner Wein-Leidenschaft lebte und machte. Das macht es für mich als Laien natürlich noch attraktiver, ihm „zuzuhören“, weil hier niemand „von oben herab“ schreibt, sondern sich wirklich nicht zu schade ist, eigene Fehler zuzugeben, aus denen er selbst gelernt hat.

Wein, Gott und die Bibel

Und dann kommt etwas dazu, was mich wirklich beeindruckt. „Wein – Geschenk Gottes“ ist der Titel des Buches. Wie wird nun das Ganze miteinander verbunden? Irgendwie platt und mit der frommen Keule? Mitnichten!

„Wie aus dem Nichts“ würde man im Fußball sagen, tauchen plötzlich biblische Vergleiche, Bibelstellen oder biblische Personen auf, die sich in das von Kircher Erzählte einfügen. Aber nicht, dass sie stören würden – ganz im Gegenteil: Wie ein organisches Geschehen, wie zwei Dinge, die einfach zueinander gehören und gar nicht künstlich nebeneinander gestellt werden müssen schreibt Kircher über Wein – und über seinen Glauben. Er schreibt über die Schönheit des Weins und dass er des Menschen Herz erfreue (Psalm 104), er schreibt über den Fleiß, die harte Arbeit, die der Weinbau mit sich bringt – und findet einige biblische Beispiele.

Was mich theologisch besonders fasziniert, sind seine Darlegungen zum Genuss. Kirche bzw. der christliche Glaube steht scheinbar oft in der Gefahr, von zwei Seiten des Pferdes herunterzufallen: Entweder sind Christen die größten Spaßbremsen oder sie übertreiben es gewaltig und schwelgen in Luxus (vgl. manch Skandale in der katholischen Kirche oder bei Verkündigern des sogenannten Wohlstandsevangeliums).

Kircher wählt und beschreitet den Mittelweg – und das auf herausragende Weise. Er schafft es, immer wieder (und vor allem in der zweiten Hälfte des Buches) den Genuss des Weines, was mit Sicherheit auch Luxus ist, auf verantwortungsvolle Weise geistlich zu verorten.

Denn wenn Menschen die kreative Fähigkeit besitzen, mehr aus der Nahrungsaufnahme zu gestalten, als sich schlicht überlebensnotwendige Nährstoffe zuzuführen, dann hatte wohl doch der schöpferische Gott seine Finger im Spiel. Ihm geht es darum, dass wir Essen und Trinken mit allen Sinnen wahrnehmen können. Wir dürfen dabei Freude und Lebensglück empfinden.Oliver Kircher: Wein, S. 128

Freude und Lebensglück. Das passt zu Wein – das passt aber auch zu diesem Buch.

Praktische Tipps und hohe Ästhetik

Zwei Dinge runden dieses Buch so richtig schön ab. Zum einen ist es die Ästhetik. Neben der sprachlichen Ästhetik ist es auch die grafische Gestaltung des Buches, die sehr ansprechend ist. Viele Fotos von Wein, Weinreben, Weinbergen, von üppig gedeckten Tischen mit leckeren Gerichten und Weingläsern belegen: „Das Auge liest mit.“ Man bekommt richtig Lust, das Gelesene anzuwenden.

Zum zweiten sind es jede Menge „Wissensboxen“ im Buch, in denen der Autor ganz praktisches Wissen – also „Tipps & Tricks“ weitergibt. Als eines von vielen Beispielen seien nur die Wissensboxen genannt zur Kombination von „Wein und Mahlzeit“ – sprich: Welcher Wein passt zu welcher Mahlzeit?

Und zu guter Letzt für alle, die sich theologisch noch mehr in das Thema hinein vertiefen möchten, bietet Kircher am Ende eine Übersicht ausgewählter Bibelstellen zum Thema Wein mit einigen Gedanken und Erklärungen.

Mehr Infos über den Autor: www.weinpfarrer.de

ZUSAMMENFASSUNG
„Wein – ein Geschenk Gottes“ bietet kompakt in einem Buch nicht nur Wissen über Wein sondern auch über biblische Zusammenhänge zu diesem Thema.

Ästhetisch und sprachlich sehr ansprechend gestaltet ist es eine wahre Fundgrube für jeden, der sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte. Der Leser findet nicht nur nachahmenswertes Know-How sondern auch viele geistlich-theologische Gedanken, die weit über das Thema „Wein“ an sich hinaus reichen und Antworten auf theologische Fragen nach dem Genuss, der Großzügigkeit und kreativen Schöpferliebe Gottes und einem verantworteten Umgang mit Wohlstand.

Ich empfehle dieses Buch gerne, weil ich der Überzeugung bin, dass jeder, der gerne Wein trinkt, nach dem Lesen dieses Buches dem Weingenuss noch intensiver, noch verantworteter und noch leidenschaftlicher nachgehen wird.

208 Seiten
ISBN: 978-3-7751-5970-8
SCM Verlag
19,99

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How to Dad

Wie um alles in der Welt kann ich eigentlich ein guter Papa sein? Und wie kann ich meine Kids im Glauben an Jesus erziehen, so dass sie selbst ihren Glauben leben wollen und nicht darunter leiden, „fromm erzogen zu sein“? (Wie leider so viele junge Menschen!)

Wäre es nicht gut, es gäbe ein Buch, das nicht mit Lösungen um die Ecke kommt, sondern mit Erfahrungen, Erlebnissen, Momenten des Scheiterns und inspirierenden Storys?

An alle Papas: dieses Buch ist wirklich gut! Wieso? Drei einfache Gründe: Erstens ist der Autor, Jerrad Lopes, selbst Papa. Zweitens schreibt er in seinem Buch von jeder Menge peinlicher Momente, in denen du beim Lesen die Augen zukneifst und sagst: „Bitte, bitte, lieber Gott, bitte nicht…..oh er hat es doch getan!“ Und drittens: Jerrad Lopes kommt nicht mit billigen, frommen Floskeln daher oder gar irgendwelcher Patentrezepte.

Kein billiger Ratgeber

„How to Dad“ ist kein Ratgeber mit 101 Fakten und „Must have“. Es ist das Buch eines jungen Vaters, das wirklich inspiriert.

„Warum du nicht perfekt sein musst, um deiner Familie im Glauben voranzugehen“ ist der perfekte Untertitel für dieses Buch. Lopes liefert genug Beispiel! Ich will hier nicht spoilern, ansonsten würde ich euch Szenen aus dem Buch vorstellen, in denen das Wort „Fremdschämen“ oder „Totlachen“ eine ganz neue Bedeutung bekommt. Manchmal habe ich bei Lesen gedacht: „So viel Komik, Tragik, Slapstick und Fettnäpfchen reichen eigentlich für mehrere Väter.“ Lopes aber hat immer „hier“ geschrien.

So lustig das klingt – so sehr ist es die Stärke dieses Buches.

Jerrad Lopes erzählt seine eigenen Geschichten und platziert biblische Personen, biblische Ereignisse oder einzelne Bibelverse wirklich gekonnt und genau am richtigen Platz. Kein einziges Mal dachte ich beim Lesen: „Ach ja, jetzt kommt noch die fromme Keule.“ Vielmehr ist das passiert, was ich mir viel mehr noch von „christlichen Büchern“ wünsche: Die Botschaft der Bibel – egal ob paraphrasieren erzählt oder in Form von Bibelstellen – hat sich vollkommen organisch in das eingefügt, was Lopes schreibt und transportieren möchte.

Reich Gottes ganz praktisch

Lopes gliedert seine neun Kapitel in drei große Bereiche: Teil 1: Das Reich Gottes um dich herum, Teil 2: Das Reich Gottes in dir und Teil 3: Das Reich Gottes durch dich.

Und genau darum geht es ihm in seinem Buch: Reich Gottes. Ich glaube, dass jeder Vater, der sich als Christ bezeichnet, fragt, wie er in dieser Welt einen Unterschied machen und Reich Gottes leben kann. In den letzten Jahren haben wir im deutschsprachigen Raum (vor allem durch die „missionale Theologie“) viel darüber gelesen und hoffentlich auch gelernt, dass Reich Gottes mehr ist als nur Gemeinde – nämlich überall dort, wo wir als Christen hingesandt sind: Unsere Gesellschaft, unser Arbeitsplatz, der Verein, die Nachbarschaft.

Das ist alles korrekt – aber wir haben einen wichtigen Bereich zu wenig thematisiert: Die Familie. Deswegen erscheint Lopes‘ Buch genau zur richtigen Zeit. Es lenkt den Blick darauf, wie christliche Väter und Ehemänner auf eine wirklich gute, ehrliche, authentische und gleichzeitig biblisch fundierte und mit dem Eingreifen Gottes rechnende Art und Weise ihre Identität als Ehemann und Vater leben können.

Lopes schafft es, dieses – zugegeben – große Anliegen auf verständliche Weise in kleine Häppchen aufzuteilen (die drei großen Teile gliedern sich nochmals in jeweils drei Kapitel), kurzweilig zu schreiben und vor allem eines: Den Leser motivieren, das Buch nicht nur zuzuschlagen, sondern nachzudenken, zu beten und Neues auszuprobieren, mag es noch so schräg oder peinlich sein: Bei Jerrad Lopes war es schlimmer – das weiß man nach dem Lesen. Ich sag nur: vermeintliche Autorenlesungen im Schulhof der Schule oder oder ein kleines Kind, das im Supermarkt mal „groß“ muss.

Mehr wird aber nicht verraten! Wenn du Papa bist, kauf dir das Buch unbedingt. Wenn du Mama bist – schenk es dem Vater deiner Kinder. Mich hat es auf jeden Fall sehr inspiriert, mehr „Nein“ zu sagen (zu anderen Dingen) und zu investieren – in meine Ehe und in meine Familie.

Mehr als ein Buch

Wenn du noch mehr über Jerrad Lopes wissen möchtest, empfehle ich dir unbedingt seine Homepage. Er hat mit „Dad Tired“ nicht nur eine Online-Community gegründet, in der sich tausende Väter austauschen (ich bin selbst auch dabei), sondern auch einen eigenen Podcast, Instagram-Account – und somit hast du jede Menge Quellen, um weiter Inspiration zu erhalten.

Wie authentisch und ehrlich Jerrad Lopes an dieses „Thema“ herangeht, habe ich vor wenigen Wochen in einer Zoom-Konferenz (initiiert vom ICF München) selbst erleben können.

www.jerradlopes.com

www.dadtired.com

www.instagram.com/dad.tired/

ZUSAMMENFASSUNG
„How to Dad“ ist genau das richtige Buch für Väter, die ihre Identität als Ehemann und Vater stärken möchten

Einfach geschrieben und dennoch substantiell. Humorvoll und wachrüttelnd zugleich – das ganze Leben als Vater widerspiegelnd erzählt Jerrad Lopes von seinen eigenen Siegen und Niederlagen. Mit biblischen Beispielen und Bibelstellen gestützt ermutigt er den Leser auf unglaubliche Art und Weise. Ein ehrliches, ein authentisches und ein zutiefst hilfreiches Buch!

…und ganz am Ende gibt’s dann doch noch ein paar praktische Beispiele und Ideen.

192 Seiten
ISBN: 9783765521096
Gerth Medien
15,00

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Ankern

„Ich glaube nicht mehr“ ist ein Satz, den ich in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder hörte und las. Der Grund: progressive Theologie. Was verbirgt sich dahinter? Was ist das eigentlich, diese „progressive Theologie“? Wieso ist der Gott progressiver Christen nicht gleichzusetzen mit dem Gott historischer Christen? Was sind überhaupt historische Christen und progressive Christen, historisches Christentum und progressives Christentum? Sind die einen „veraltet“ und die andern „fortschrittlich“?

Auf diese Fragen liefert Alisa Childers profunde und theologisch sauber durchdachte Antworten. Ihr Buch trägt (auf deutsch) zurecht den Untertitel „Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern“. Der englische Originaltitel drückt es vielleicht noch drastischer aus: „Another Gospel?“ („Ein anderes Evangelium?“)

Es geht darum, ob „progressive Theologie“ den Glauben stärkt oder schwächt; ob die Erkenntnisse so genannter „progressiver Theologen“ dazu führen, dass Menschen in ihrem Glauben an Jesus Christus fester verwurzelt oder aus diesem Glauben entwurzelt werden.

Was muss man darunter verstehen?

Heute sind viele populäre christliche Autoren, Blogger und Redner progressiv. Ganze Denominationen sind inzwischen voller Leute, die sich so nennen. Dennoch sitzen viele andere Christen Sonntag für Sonntag in den Kirchenbänken, ohne auch nur zu ahnen, dass ihre Gemeinde sich eine progressive Theologie zu eigen gemacht hat.

Progressive Christen meiden absolute Aussagen und sammeln sich typischerweise nicht um Glaubensbekenntnisse oder Glaubensaussagen. Der progressive Blogger John Pavlovitz etwa schrieb im progressiven Christentum gebe es „keine heiligen Kühe“. Um progressives Gedankengut zu erkennen, mag es deshalb hilfreich sein, den Finger auf gewisse Hinweise, Stimmungen und Haltungen gegenüber Gott und der Bibel zu legen.

So betrachten progressive Christen die Bibel etwa als ein vorwiegend menschliches Buch und betonen das persönliche Gewissen und die persönliche Lebenspraxis gegenüber Gewissheiten und Überzeugungen.

Außerdem neigen sie dazu, wesentliche Glaubenslehren, wie die Jungfrauengeburt, die Göttlichkeit Jesu und seine leibliche Auferstehung, umzudefinieren, neu zu interpretieren oder gar ganz abzulehnen.Alisa Childers: Ankern, S. 18

Sicherlich keine allumfassende Definition von „progressivem Christentum“, aber Childers gibt hierdurch schon einmal ein paar Gedanken mit auf den Weg, wie sie „progressives Christentum“ sieht. Übrigens: Im weiteren Verlauf des Buches zitiert sie immer wieder sehr viele unterschiedliche Vertreter des progressiven Christentums (wie bspw. Brian McLaren, Nadia Bolz-Weber, Rachel Held Evans, Jen Hatmaker, Rob Bell, Brian Zahnd), so dass am Ende des Buches ein weitaus klareres Bild gezeichnet ist, was „progressives Christentum“ bedeutet.

Persönlich betroffen

Childers schreibt nicht distanziert, sondern als direkt Betroffene. Durch das gesamte Buch ziehen sich ihre Notizen und Erinnerungen an einen „theologischen Kurs“ in der Gemeinde, die sie vor einigen Jahren mit ihrem Ehemann besuchte. Der Pastor dieser Gemeinde (ein Agnostiker, wie er sich selbst bezeichnete) bot einen Kurs an, in dem so ziemlich alles hinterfragt wurde, was Childers bis dahin glaubte:

Während dieses Seminars wurden meine Überzeugungen infrage gestellt, mein Glaube erschüttert und mein Innerstes in Aufruhr versetzt. Alisa Childers: Ankern, S. 6

Nicht nur auf einer Meta-Ebene, ihren Glauben als metaphysisches Gedankengebilde betreffend, war diese Erschütterung real, sondern ganz praktisch in ihrem Alltag, dem das Fundament, der Boden unter den Füßen entzogen wurde.

Es war dunkel. Ich saß alles andere als bequem in einem Schaukelstuhl, dessen Armlehnen sich mir unangenehm in die Hüfte drückten. Mein unruhiges Kleinkind in den Armen wiegend, sang ich leise eine Hymne in die Dunkelheit – eine Dunkelheit, die mir so undurchdringlich vorkam, als könne sie meine Schluchzer in dem Moment ersticken, in dem sie meine Kehle verließen.
Ich wandte mich an einen Gott, von dem ich nicht mehr länger wusste, ob es ihn überhaupt gab. „Gott, ich weiß, du bist real“, flüsterte ich. „Bitte lass mich deine Gegenwart spüren. Bitte.“
Nichts.Alisa Childers: Ankern, S. 11

Das gesamte Buch hindurch beschreibt Childers diese ganz persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse – sie sind teilweise nur schwer zu ertragen, wenn man sich vor Augen führt, in welche Zweifel, welche Tiefen und in welche Schwärze sie dadurch hineingeworfen wurde. Zwar ist Childers im christlichen Glauben aufgewachsen und großgeworden – bezeichnet sich aber selbst als schon immer kritisch denkend und hinterfragend, ist also alles andere als das „fromme US-Girl“, das man sich aus dem amerikanischen Bible Belt so vorstellt.

Ja, sie geht mit manchem, was sie in ihrem „christlichen Leben“ so erfahren und was ihr begegnet ist, durchaus kritisch ins Gericht. Sie spricht immer wieder von den Kieselsteinchen in den eigenen Schuhen, die beim Gehen drücken und schmerzen, die man widerwillig in Kauf nimmt und weiß „da stört etwas“ – aber dem keine größere Bedeutung beimisst oder es schnell mal wegdrückt.

So beschreibt Childers auch diverse Erlebnisse, die sie als Teil der Band „ZOEGirl“ hatte, während sie in den USA (und darüber hinaus) auf Tour war. Sie schreibt davon, wie so mancher Bekehrungsaufruf anderer Prediger auf der Bühne so ein Kieselsteinchen im Schuh war. Nicht, weil sie nicht theologisch dahinter gestanden wäre, sondern weil sie sich fragte, wie es wohl mit den (vielen) Teenagern, die in einem besonderen Moment ihr Leben Jesus übergaben, nach diesem Ereignis wohl weiterginge. (vgl. Kapitel 2 „Die Steine in meinen Schuhen“).

Diese lange „Einleitung“ stelle ich deswegen voran, weil sie zwei wichtige Grundlagen verdeutlicht:

  1. Childers schreibt nicht wie ein Blinder von der Farbe sondern als jemand, der in progressive Theologie direkt involviert war und sich intensiv damit auseinandersetzte.
  2. Childers schaut selbstkritisch und selbstoffenbarend auf ihre eigene Glaubensbiografie zurück, erkennt Schwachstellen genauso wie Stärken und glorifiziert nichts von dem, wie sie ihren Glauben lebte, wie sie ihn vermittelt bekam und wie sie darin aufwuchs.

Auf diese Weise kann Childers überzeugend von der Folge progressiver Theologie schreiben, nämlich der Dekonstruktion des Glaubens, während sie hier (wie die meisten progressiven Christen und Theologen) nicht stehen bleibt, sondern im letzten Kapitel ihres Buches von der Rekonstruktion des Glaubens schreibt.

Progressiv vs. Historisch

Auf dieses „Duell“ läuft es im Buch immer wieder – zurecht – hinaus. In den zwölf Kapiteln widmet sich Childers wichtigen theologischen Fragen, welche mal mehr oder weniger von der Peripherie her kommend, das „Grundkorsett“ des christlichen Glaubens ausmachen:

  • Ist Jesus Gott oder nur Mensch?
  • Ist die Bibel göttlich inspiriert oder doch (vor allem) nur ein von Menschen verfasstes Werk?
  • Gibt es Himmel und Hölle – auch in der Ewigkeit, nicht nur als irdische Bildsprache?
  • Welche Bedeutung hat der Tod Jesu am Kreuz?
  • Wie bindend oder inspirierend ist die Bibel im Blick auf ethische Themen von heute wie bspw. die Gender-Frage oder Homosexualität?
  • Beten alle Religionen den gleichen Gott an oder gibt es Unterschiede?

Diesen Fragen geht Childers meist auf dreifache Weise auf den Grund, ohne dabei ein bestimmtes Schema zugrunde zu legen:

  1. Childers lässt Vertreter des „progressiven Christentums“ zu Wort kommen.
  2. Childers beschreibt Gespräche und Treffen des oben genannten Kurses in der Gemeinde.
  3. Childers kontrastiert diese Aussagen mit den Zeugen der ersten Christenheit, also Vertretern der so genannten „Alten Kirche“ (ca. erstes bis drittes Jahrhundert).

Dabei trifft Childers eine grundlegende Entscheidung, die ich vortrefflich finde und für mich der wahre „Knackpunkt“ ist. Sie kontrastiert die Theorien und Theologie des progressiven Christentums nicht mit einer Theologie einer anderen theologischen Strömung der heutigen Zeit.

Vielmehr kontrastiert sie diese Aussagen mit den Aussagen, die wir in den ersten Aufzeichnungen der christlichen Gemeinde, in der Epoche der so genannten „Alten Kirche“, finden. Dieser Zeitraum belegt nämlich (wie es Childers auch immer wieder erwähnt): Die Ideen der „progressiven Theologie“ sind alles andere als „neu“ oder „innovativ“. Sie sind uralt und in der Kirchengeschichte schon längst als Häresie (Irrlehre) verworfen worden.

Demgegenüber ist der Kern des christlichen Glaubens „historisch“ (und nicht „traditionell“ oder „konservativ“), da er sich auf ein historisches Ereignis (das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu) bezieht und in der Geschichte (Historie) der ersten Christen immer wieder auftaucht. Childers schreibt:

Während meine tiefen Überzeugungen von dem progressiven Pastor und meinen Mit-Kursteilnehmern regelmäßig infrage gestellt wurden, war ich bemüht, zu den Wurzeln unsres Glaubens zurückzugelangen – zu dem, was ich „historisches Christentum“ nenne.

Warum habe ich mich für das Wort „historisch“ entschieden statt für „traditionell“ oder „konservativ“? Wahrscheinlich deshalb, weil diese Ausdrücke zu viel Gepäck mit sich herum tragen. Sie können für unterschiedliche Leute sehr verschiedene Bedeutungen haben. Ich nenne es „historisch“, weil es genau darum geht.
Zwischen den Glaubensbekenntnissen aus vor-neutestamentlicher Zeit und den neutestamentlichen Dokumenten definierten die ursprünglichen Glaubenssätze das Christentum, die es einzigartig in der Welt gemacht haben.Alisa Childers: Ankern, S. 54

Childers erwähnt es in „Ankern“ immer wieder: Hinter ihr liegen Jahre der Auseinandersetzung und der Beschäftigung mit historischem Christentum, progressivem Christentum und Apologetik. Und das merkt man. Was Childers schreibt, schreibt kein Mensch einfach mal so. Man spürt sowohl ihre persönliche Betroffenheit, ihre Leidenschaft wie auch die tiefen theologischen Wahrheiten, die sie benennt.

Und hier wird das Buch sicherlich nicht jedem schmecken – schon gar nicht Vertretern progressiver Theologie, denn Childers kommt zu klaren Erkenntnissen und scheut sich nicht, diese auch in Worte zu fassen.

Zum Beispiel über die Frage nach Himmel und Hölle.

Ich sage jetzt etwas Unpopuläres. Wir leben in einer Kultur, in der es als arrogant, ja hasserfüllt gilt, wenn man dogmatische Aussagen über die Realität macht. Aber wenn wir glauben, dass die Bibel wahr ist – wenn wir unserem Herrn Jesus folgen –, dann müssen wir mit ihm dies bejahen: Der Himmel ist real. Die Hölle ist real. Und eines Tages wird die Tür sich schließen.Alisa Childers: Ankern, S. 228

Oder auch im Blick auf die Frage nach dem Sühnetod Jesu im Kapitel „Kosmische Kindesmisshandlung“ (so wird das Kreuzesgeschehen mitunter von progressiven Theologen bezeichnet):

Progressive Christen glauben, sie stellen Gott in einem toleranteren Licht dar, indem sie den stellvertretenden Sühnetod Jesu verneinen. Aber in Wirklichkeit konstruieren sie damit nur einen co-abhängigen und ohnmächtigen Gott, der dem Bösen nichts entgegenzusetzen hat. Dieser Gott ist nicht wirklich gut. Dieser Gott ist nicht der Gott der Bibel. Dieser Gott kann niemanden retten.Alisa Childers: Ankern, S. 252

Fazit

Doch damit möchte ich diese Buchvorstellung nicht enden lassen. Ich will es Childers gleichtun und mit ihren Worten der Hoffnung enden. Denn das macht dieses Buch: Hoffnung.

Man muss weder beim Schaden, den progressive Theologie in den Gemeinden angerichtet hat, stehen bleiben noch beim Schaden, den Menschen persönlich genommen haben. Es gibt Antworten. Oder wie Childers in „Ankern“ ihr persönliches „Umdenken“ beschreibt:

Mir war, als käme ein Rettungsboot auf mich zugeschossen, und der Kapitän rief mir zu: „Es gibt Antworten! Steig ins Boot! Es gibt Antworten!“

Wenn Sie auch das Gefühl haben, Ihr Schiff reißt sich aus der Verankerung aufgrund von tiefen Verletzungen, Zweifeln, oder den überzeugend klingenden Einwänden eines progressiven Christen, dann hören Sie bitte genau hin:
Es.
Gibt.
Antworten.Alisa Childers: Ankern, S. 256

Und diese findest du schon in diesem Buch „Ankern“. Alisa Childers liefert aber nicht nur Antworten. Als US-Amerikanerin schreibt sie über das, was progressive Theologie in den USA und vor allem in christlichen Gemeinden anrichtet. Erfahrungsgemäß schwappt das, was „über dem großen Teich“ geschieht, wenige Jahre auch nach Europa. Insofern ist ihr Buch ein prophetischer Weckruf und ich wünschte, dass viele, viele Christen ihr Buch lesen.

Von Herzen dankbar bin ich Dominik Klenk und dem Fontis-Verlag, die das Buch „Another Gospel?“ in deutscher Sprache mit dem Titel „Ankern“ veröffentlicht haben. Am Ende des Buches findet sich nicht nur eine herausragende Literaturliste und jede Menge Fußnoten, sondern auch weitere Materialien und Ressourcen, um weiter dranzubleiben an diesem Thema.

Darüber hinaus finden sich ein Diskussionsleitfaden mit 14 Fragen sowie ein Nachwort von Dr. Dominik Klenk.

Außerdem empfehle ich dir einen Klick auf www.alisachilders.com. Von hier gelangst du zu vielen weiteren hilfreichen Ressourcen – beispielsweise auch zum Podcast von Alisa Childers.

ZUSAMMENFASSUNG
„Ankern“ von Alisa Childers ist eine prophetisch-mahnende Stimme für den deutschsprachigen Raum.

Klar, verständlich und theologisch begründet zeigt Childers in ihrem Buch auf, welchen Schaden „progressive Theologie“ verursachen kann. Gleichzeitig gibt sie dem Leser das an die Hand, was er benötigt: Gesunde, biblisch und historisch fundierte Theologie, um die Geister zu unterscheiden.

„Ankern“ ist ein Buch, wie ich es bisher noch selten gelesen habe: Es bleibt nicht bei einer schonungslosen Problemanzeige stehen, sondern zeigt Alternativen auf. Oder um im Bild des Buchtitels zu bleiben: „Ankern“ malt keine Drohkulisse theologischer Eisberge, sondern zeigt einen Weg, diese Eisberge unbeschadet zu umschiffen.

304 Seiten
ISBN: 9783038482062
Fontis-Verlag
20,00

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Immer weiter

Stell dir vor, du hörst ein Album – und es „packt“ dich vom ersten bis zum letzten Song.

Musik. Text. Stimme. Stimmung. Atmosphäre. Abwechslung. Einfach alles nimmt von dir Besitz, das Album ist „durch“ und du kannst gar nicht anders, als es noch mal abzuspielen. Und noch mal. Und noch einmal. Und ein weiteres Mal.

Solch ein Album ist „Immer weiter“ von Lars Peter.

„Immer weiter“ ist das erste Solo-Album von Lars Peter, der manchen bekannter ist als Sänger und Keyboarder von anderen Künstlern und Bands (u.a. Michael Patrick Kelly).

Ich kenne diesen wunderbaren Musiker nicht wirklich persönlich – so ein bisschen flüchtig nur. Vor vielen Jahren sind wir uns immer mal wieder hier und da begegnet, als ich ehrenamtlich als Pseudo-Musikjournalist dem tristen Studienalltag entfloh. Aber „kennen“ – nein, das wäre etwas anderes. Wenn man dieses Album aber hört, dann bekommt man einen ziemlich tiefen Einblick in das, was Lars Peter umtreibt, was ihm Sorgen macht und was ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubert und vor allem: Man bekommt einen ganz tiefen Einblick in seinen Glauben und in sein Gottvertrauen.

Gleichzeitig höre ich das Album und denke: Krass. Der Mann hat Mut. Echt mal! Die Texte sind entweder unmissverständlich klar und eindeutig, wovon er singt – oder aber sie bieten so viel Interpretationsspielraum, dass ich wiederum denke: Chapeau! Diesen Mut musst du erst mal haben.

Leute, das ist erst das zweite Album, zu dem ich auf meinem Blog einen Artikel schreibe – aber das muss einfach sein. Das Album ist der Wahnsinn!

Endlich mal wieder so ein ‚echtes Album‘. So ein Ich-erzähl-Geschichten-mit-richtig-guter-Musik-Album. Ein Album, das einen Künstler ganz authentisch in das Rampenlicht treten lässt und gleichzeitig höre ich die Texte und denke: „Darüber würde ich mich gerne bei einem guten Glas Wein unterhalten. Und darüber auch. Und hierüber.“ Ok, so viel Wein kann man gar nicht trinken, ohne dass die Kommunikation darunter leiden würde.

Liegt es aber vielleicht daran, dass Lars Peter in seinen Songs Themen und Gedanken aufgreift, die mich auch umtreiben? Wer weiß. Kann sein. Aber eines macht er – und ich glaube, das ist textlich gesehen die Stärke des Albums: Er erzählt von sich. Er kommt nicht mit dem Zeigefinger daher noch haut er dir irgendwas dogmatisch um die Ohren. Nein – er erzählt. Er erzählt von seinen Zweifeln, seinen Sorgen, seiner Last („Hilf mir“) und davon, dass er ins kalte Wasser springt und ein wenig neben sich steht („Neue Gleise“).

Überhaupt ist „Neue Gleise“ ein wunderschöner Opener für ein Album. Auf ganz behutsame Weise und wohlbedachter Sprache nimmt Lars Peter den Hörer mit hinein in das Geschehen vor dem Album, in die Monate (vielleicht Jahre?) des Prozesses bis das Album nun endlich da ist, entstanden ist, Melodien sich tief in Gehörgänge graben und Texte das Herz bewegen.

Wo sich das Album musikalisch einordnet? Gute Frage – ich bin ja sonst her der Fan der härteren musikalischen Gangart. Sagen wir mal so: Die Kategorie „Pop“ trifft’s sicherlich ganz gut und wenn du Musik so in Richtung von Mark Forster, Michael Patrick Kelly und Konsorten magst, dann wirst du die Musik von Lars Peter lieben. Aber wie du an mir siehst: Selbst dann, wenn du eigentlich andere Musik hörst, wird dieses Album dich begeistern.

Ach, was bin ich froh, kein Musikjournalist zu sein. So muss ich überhaupt nicht objektiv-kritisch über dieses Album schreiben, sondern kann dir, lieber Leser, sagen: Ein richtig, richtig schönes Album. Es ist ein Genuss, die Texte berühren und es ist schön – einfach schön!

Meine Anspiel-Tipps, in die du unbedingt reinhören solltest: „Neue Gleise“, „Hilf mir“, „Gib mir wieder neue Liebe“ und „Der Mann im Spiegel“.

Kaufen (und reinhören) kannst du das Album bei Gerth Medien – einfach hier klicken.

Homepage von Lars Peter

Lars Peter auf Facebook

Lars Peter auf Instagram

Ein wichtiger Hinweis
Eine kleine Anmerkung (und nein: Ich bekomme keine Provision!): Künstler haben es in der momentanen Situation extrem schwer. Sie können so gut wie keine Konzerte spielen und bei den meisten Künstlern sind gerade Konzerte die Haupteinnahmequelle. Deswegen lege ich es dir sehr ans Herz, dieses Album zu kaufen, um Lars Peter zu unterstützen. Selbst wenn bald wieder Konzerte möglich sind – die Ausfälle des vergangenen Jahres können sie auch nicht kompensieren.

P.S. Vielleicht hast du dich gefragt, welches das andere Album ist, zu dem ich auf meinem Blog einen Artikel geschrieben habe – hier findest du die Antwort.


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