“Was ist eigentlich ein guter Wein?” Dieser Frage geht Oliver Kircher in seinem Buch “Wein – Geschenk Gottes” nach. Und es ist eine faszinierende Reise, die der Leser antritt. Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite voller Leidenschaft und Eleganz, voller Liebe und Wissen rund um das Thema “Wein”.
Ich kenne Oliver Kircher nicht persönlich, aber ich würde gerne bei ihm “in die Schule gehen”. Auf bestechende Art und Weise schreibt er nicht nur ein paar Kriterien auf in Form eines Rundumsorglos-Pakets, was denn ein guter Wein sei.
Er geht das Thema viel, viel umfassender, tiefschürfender und nachhaltiger an. Als ich die letzten Seiten gelesen und das Buch zugeklappt hatte, dachte ich: “Wow! Ich will das alles nach und nach umsetzen.”
Tipps und Know-How vom Experten
Oliver Kircher (Jahrgang 1966) ist Pastor und Sommelier. Nachdem er in Süddeutschland zunächst als Pastor tätig war, ist er nun als Weinfachmann und Sommelier unterwegs und bietet unter anderem Seminare zum Thema “Wein und Bibel” an.
Beim Lesen merkt man sofort: Hier schreibt ein Fachmann, der sich nicht nur Wissen angeeignet, sondern seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Er kommt nicht belehrend, sondern begeisternd daher. Und die Vielfalt dessen, die es in diesem Buch zu entdecken gibt, ist unglaublich groß.
Das beginnt bei den ganz kleinen Dingen wie den richtigen Gläsern oder was einen guten Korkenzieher ausmacht. Dann aber geht es natürlich um die “großen Themen”. Wie muss ein guter Boden beschaffen sein, damit er reiche Frucht bringt? Kircher schreibt über die unterschiedlichen Rebsorten und den Weinberg, die einzelnen Pflanzenbestandteile sowie die wichtigen Dinge, die es benötigt, um den Wein nicht nur richtig anzupflanzen, sondern auch zu pflegen.
Es geht um Aromen, die Farbe des Weins und was einen Tropfen zu einem “edlen Tropfen” macht. Im Prinzip könnte man sagen: Kircher lässt nichts aus, was zum Thema “Wein” zu schreiben wäre.
Was mich beim Lesen immer wieder begeistert hat, sind vor allem drei Dinge: Kircher schreibt voller Leidenschaft. Wie oben schon erwähnt, vermittelt er nicht nur Wissen, sondern schreibt und schöpft aus einem breiten Erfahrungsschatz als Sommelier und Weinexperte. Er lebt, was er schreibt.
Zum zweiten besticht dieses Buch durch eine gewisse Eleganz. Die Wortwahl, die Vergleiche bis hin zum Satzbau ist es keine triviale Sprache. Die Schönheit des Weins spiegelt sich in diesem Buch in der Schönheit der Sprache wider. Es macht schlicht und einfach große Freude, an diesem Buch dran zu bleiben und die Wein-Entdeckungsreise nicht zu oft zu unterbrechen.
Und zuletzt schreibt Kircher sehr authentisch. Gespickt ist dieses Buch mit persönlichen Erlebnissen des Autors – aber auch mit persönlichen Fehlern und falschen Annahmen, die er vor allem zu Beginn seiner Wein-Leidenschaft lebte und machte. Das macht es für mich als Laien natürlich noch attraktiver, ihm “zuzuhören”, weil hier niemand “von oben herab” schreibt, sondern sich wirklich nicht zu schade ist, eigene Fehler zuzugeben, aus denen er selbst gelernt hat.
Wein, Gott und die Bibel
Und dann kommt etwas dazu, was mich wirklich beeindruckt. “Wein – Geschenk Gottes” ist der Titel des Buches. Wie wird nun das Ganze miteinander verbunden? Irgendwie platt und mit der frommen Keule? Mitnichten!
“Wie aus dem Nichts” würde man im Fußball sagen, tauchen plötzlich biblische Vergleiche, Bibelstellen oder biblische Personen auf, die sich in das von Kircher Erzählte einfügen. Aber nicht, dass sie stören würden – ganz im Gegenteil: Wie ein organisches Geschehen, wie zwei Dinge, die einfach zueinander gehören und gar nicht künstlich nebeneinander gestellt werden müssen schreibt Kircher über Wein – und über seinen Glauben. Er schreibt über die Schönheit des Weins und dass er des Menschen Herz erfreue (Psalm 104), er schreibt über den Fleiß, die harte Arbeit, die der Weinbau mit sich bringt – und findet einige biblische Beispiele.
Was mich theologisch besonders fasziniert, sind seine Darlegungen zum Genuss. Kirche bzw. der christliche Glaube steht scheinbar oft in der Gefahr, von zwei Seiten des Pferdes herunterzufallen: Entweder sind Christen die größten Spaßbremsen oder sie übertreiben es gewaltig und schwelgen in Luxus (vgl. manch Skandale in der katholischen Kirche oder bei Verkündigern des sogenannten Wohlstandsevangeliums).
Kircher wählt und beschreitet den Mittelweg – und das auf herausragende Weise. Er schafft es, immer wieder (und vor allem in der zweiten Hälfte des Buches) den Genuss des Weines, was mit Sicherheit auch Luxus ist, auf verantwortungsvolle Weise geistlich zu verorten.
Freude und Lebensglück. Das passt zu Wein – das passt aber auch zu diesem Buch.
Praktische Tipps und hohe Ästhetik
Zwei Dinge runden dieses Buch so richtig schön ab. Zum einen ist es die Ästhetik. Neben der sprachlichen Ästhetik ist es auch die grafische Gestaltung des Buches, die sehr ansprechend ist. Viele Fotos von Wein, Weinreben, Weinbergen, von üppig gedeckten Tischen mit leckeren Gerichten und Weingläsern belegen: “Das Auge liest mit.” Man bekommt richtig Lust, das Gelesene anzuwenden.
Zum zweiten sind es jede Menge “Wissensboxen” im Buch, in denen der Autor ganz praktisches Wissen – also “Tipps & Tricks” weitergibt. Als eines von vielen Beispielen seien nur die Wissensboxen genannt zur Kombination von “Wein und Mahlzeit” – sprich: Welcher Wein passt zu welcher Mahlzeit?
Und zu guter Letzt für alle, die sich theologisch noch mehr in das Thema hinein vertiefen möchten, bietet Kircher am Ende eine Übersicht ausgewählter Bibelstellen zum Thema Wein mit einigen Gedanken und Erklärungen.
Mehr Infos über den Autor: www.weinpfarrer.de
Ästhetisch und sprachlich sehr ansprechend gestaltet ist es eine wahre Fundgrube für jeden, der sich eingehender mit dem Thema beschäftigen möchte. Der Leser findet nicht nur nachahmenswertes Know-How sondern auch viele geistlich-theologische Gedanken, die weit über das Thema “Wein” an sich hinaus reichen und Antworten auf theologische Fragen nach dem Genuss, der Großzügigkeit und kreativen Schöpferliebe Gottes und einem verantworteten Umgang mit Wohlstand.
Ich empfehle dieses Buch gerne, weil ich der Überzeugung bin, dass jeder, der gerne Wein trinkt, nach dem Lesen dieses Buches dem Weingenuss noch intensiver, noch verantworteter und noch leidenschaftlicher nachgehen wird.