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5 Gründe, warum Christsein ohne Gemeinde nicht funktioniert

“Ich glaube schon an Gott – aber dazu brauche ich keine Gemeinde.” Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe – aber es war sehr, sehr oft. Jedes Mal denke ich “Das ist so ein Quatsch” und jedes Mal versuche ich es dann, meinem Gegenüber liebevoll zu sagen.

“Klar, der ist Pfarrer, der muss das schreiben!” Vielleicht denkst du so. Dann lass mich dir eines sagen: Auch das ist Quatsch. Ich meine das liebevoll.

Diese 5 Gründe haben nichts mit meinem Beruf oder meiner Zukunftssicherung zu tun. Diese 5 Gründe sind auch nicht meine Idee, sondern es sind göttliche Prinzipien, wie wir sie in der Bibel finden. Als Christ habe ich das wunderbare Privileg, aus der Bibel zu erkennen, was Gottes Wille und Absicht mit mir und meinem Leben ist. Wie cool ist das denn! Aber wie blöd wäre ich, wenn ich diese Prinzipien nicht anwenden würde – was leider viel zu oft vorkommt.

Eben deswegen sind diese 5 Gründe keine Idee, kein Hirngespinst von mir und auch kein letzter Hilferuf an diese Menschheit, die Gemeinden zu füllen, damit der Berufsstand “Pfarrer/Pastor/Gemeindeleiter” gesichert ist. Diese 5 Gründe sollen dir helfen, selbst zu erkennen, wieso Christsein ohne Gemeinde nicht geht – weil Gott sich schon was bei “Gemeinde” gedacht hat.

Wenn ich von “funktionieren” schreibe, dann meine ich das bewusst so. Es ist wie mit einem technischen Gerät, das ohne bestimmte Komponenten nicht “funktioniert”, also nicht seiner Bestimmung nachkommen kann, nicht das tun kann und soll, wozu du es dir angelegt hast – oder um es hochtrabend zu sagen: wozu es geschaffen wurde! So verhält es sich auch mit dem Christsein: Wenn ich zum Glauben an Jesus Christus finde, dann bin ich dazu berufen, Teil seiner Gemeinde zu sein, weil mein Glaube ansonsten nicht “funktionieren”, also nicht zu seiner Berufung und Bestimmung kommen würde.

Deswegen sind diese 5 Gründe auch nicht nur ein “nice to have” – sondern eher ein “musst have”.

1Alleine gehst du ein

Im Alten Testament gibt es ein wunderbares Bild dafür, was der Unterschied ist, das Leben alleine oder mit anderen zu führen.

Ein Einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden; zwei, die zusammenhalten, wehren den Überfall ab. Und: Ein dreifaches Seil kann man kaum zerreißen.Die Bibel, Prediger 4,12

Ein tolles Bild. Ich mag es, auf die Nuancen zu achten. Es steht hier nicht, dass ein dreifaches Seil nie zerreißen kann. Es steht hier, dass es “kaum” zerreißen kann. Das heißt auch: die Gemeinde ist nicht das Allheilmittel und auch trotz dessen, dass du Teil einer Gemeinde bist, wird nicht alles gut gehen in deinem Leben. Gleichzeitig aber ist die Schilderung zu Beginn des Verses eindeutig: “Ein Einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden.” Ok, das ist krass. Aber ich hoffe, du steigst mit ins Bild ein.

Alleine durchs Leben zu gehen sorgt dafür, dass du vielen Angriffen und Anfechtungen ausgesetzt bist. Überlege doch nur mal, wie sehr sich Satan freut, wenn Christen alleine durchs Leben gehen wollen. Das ist wie mit einem Stück Holz, das aus dem Feuer heraus genommen wird: Es mag eine Weile noch brennen und glimmen, aber es verlöscht. So ist dein Glaube, dein Christsein auch wesentlich anfälliger für Versuchungen und Anfechtungen, für Momente des “Niedergeschlagenseins”, wenn du meinst, du kannst dein Christsein schon alleine mit dir ausmachen.

Was Gott schon bei der Schaffung des Menschen sagte, das hört bis heute nicht auf, wo wir uns fragen: Muss ich als Christ Teil einer Gemeinde sein oder nicht? Du musst nicht, aber schau dir mal an, was Gott von Anbeginn der Welt über dem Menschen ausgesprochen hat:

Gott, der HERR, sagte: “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt!”Die Bibel, 1. Mose 2,18

Nicht allein sein. Der Mensch ist als Individuum geschaffen, aber nicht für ein egozentrisches Leben. Er ist dafür geschaffen, als Christ Teil einer Gemeinschaft zu sein, “die zu ihm passt”. Und das ist natürlich Voraussetzung, damit das Ganze funktioniert: Es sollte eine “echte Gemeinschaft von Heiligen”, wie es im Glaubensbekenntnis so schön heißt, sein. Nicht nur ein zusammengewürfelter Haufen, die in ihren Unterlagen bei Konfession eine bestimmte (oder eben keine) Bezeichnung drinstehen haben.

Dann – aber auch nur dann – wirst du erfahren, wie gut und wichtig es für dich ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die wie du auch an Jesus glaubt, die wie du auch immer wieder hinfällt und aufsteht und die wie du auch von der Gnade Gottes lebt.

2Der Christus im Wort des Bruders und der Schwester

Hä? Was soll das heißen? Das ganze Zitat als Überschrift wäre etwas zu lang gewesen. Aber es geht um diese Aussage von Dietrich Bonhoeffer:

Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiss, dieser ist gewiss.Dietrich Bonhoeffer

Was Bonhoeffer in seinem Buch “Gemeinsames Leben” damit ausdrücken will, ist so wichtig und grundlegend dafür, dass du verstehst: Christsein ohne Gemeinde geht nicht.

Dein eigener Glaube mag stark und fest sein – und doch wird es Momente geben, in denen du den Zuspruch anderer brauchst. Und wie dieser geschieht, sieht ganz unterschiedlich aus:

  • Das mag die Predigt sein, die dir neue Gedanken aufzeigt.
  • Es kann das Gespräch mit einem anderen Christen nach dem Gottesdienst sein.
  • Im Lobpreis erkennst du neu die Größe Gottes.
  • Nach dem Gottesdienst betet jemand für dich persönlich und segnet dich.

Das alles ist nur möglich, weil es andere Menschen sind, die – so sagt es Bonhoeffer weiter – “Bringer der Heilsbotschaft” sind. Das kannst du nicht alleine für dich “machen”. Du brauchst “Brüder und Schwestern”, wie es im christlichen Jargon so schön heißt, die dir Gottes Größe vor Augen führen, dich inspirieren, dich auf neue Gedanken bringen, dich herausfordern oder einfach: dich trösten, ermutigen und stärken.

Das alles ist im Neuen Testament im Kolosserbrief wunderbar vom Apostel Paulus – der wie kein anderer “Gemeindeexperte” ist – zusammengefasst, als er der Gemeinde in Kolossä schreibt:

Lasst die Botschaft von Christus ihren ganzen Reichtum bei euch entfalten. Unterweist und ermahnt euch gegenseitig mit aller Weisheit und dankt Gott von ganzem Herzen mit Psalmen, Lobgesängen und Liedern, die euch Gottes Geist schenkt. Ihr habt doch Gottes Gnade erfahren! All euer Tun – euer Reden wie euer Handeln – soll zeigen, dass Jesus euer Herr ist. Weil ihr mit ihm verbunden seid, könnt ihr Gott, dem Vater, für alles danken.Die Bibel, Kolosser 3,16-17

Ich möchte es nicht nur defizitär denken, dass dir etwas “fehlt”, wenn du deinen christlichen Glauben nicht in der Gemeinde lebst. Positiv ausgedrückt ist es ein unglaublich großer Schatz und ein riesengroßes Potenzial, das in der Gemeinde Jesu vorhanden ist. Mir ist es überhaupt nicht verständlich, wie man sich dagegen regelrecht wehren kann und meint, man könne sein Christsein auch ohne dieses Potenzial und ohne diesen Schatz leben. Kannst du schon – aber dann ist es halt schlecht. Deine Wahl.

3Der Segen göttlicher Verheißungen

Die meisten Verheißungen im Neuen Testament sind keine Verheißungen an einzelne Personen, sondern es sind Verheißungen für die gesamte Gemeinde. Das beginnt schon zu Lebzeiten Jesu. In Matthäus 16 wird berichtet, wie sich Jesus mit einem seiner Jünger, nämlich Petrus, unterhält. Jesus fragt seine Jünger, was die Menschen glauben, wer er sei. Daraufhin antwortet ihm Petrus, dass er doch der “Christus”, der Gesalbte, der Messias, der von Gott Gesandte ist.

In diesem ganzen Dialog geht es um Jesus und Petrus – und dann kommen sie auf die Gemeinde zu sprechen. Jesus sagt, dass “auf diesen Fels”, also auf dieses kräftige Bekenntnis hin, er seine Gemeinde errichten wollte, Petrus wird ihr vorstehen und dann kommt der entscheidende Satz.

Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie. Die Bibel, Matthäus 16,18

Jesus verheißt nicht Petrus eine unglaubliche Macht und Stärke, sondern der Gemeinde. Die Verheißung, dass nicht einmal die Mächte der Hölle (das ist mit dem “Totenreich” gemeint) stärker sein werden bezieht sich nicht auf Petrus, sondern auf die Gemeinde.

Wow! Was ist das für eine krasse Aussage! Auf gut deutsch: Nichts (!) ist stärker als die Gemeinde Jesu. Sie hat eine so unglaubliche Kraft, dass sich ihr zwar vieles in den Weg stellen mag, sie aber niemand überwinden wird. Wohlgemerkt: Nicht von einzelnen ist hier die Rede, sondern von der Gemeinde Jesu als Gesamtheit.

Wenn du deinen Glauben nun innerhalb einer christlichen Gemeinde lebst, dann lebst du ihn innerhalb dieser Gemeinschaft, die nichts und niemand zu Fall bringen wird, weil es die Kirche und Gemeinde Jesu ist und nicht einmal die Mächte der Hölle sie überwinden können.

Diese Verheißung, diese unglaublich kraftvolle Segnung wirst du dann empfangen, wenn du Teil einer Gemeinde bist. Und so gibt es im Neuen Testament sehr, sehr viele Verheißungen, die überwiegend für die Gemeinde gelten, in der ja wiederum Individuen wie du und ich sind – aber sie sind nicht speziell an einzelne Personen gerichtet, sondern dadurch, dass du Teil einer Gemeinde bist, wirst du diese Verheißungen, diese Segnungen erlangen.

Die Verheißung, dass Gott treu ist und Kraft gibt, im Glauben “dranzubleiben” und auch das ein oder andere auszuhalten, das sonst unsere Kräfte übersteigen würde, wenn wir Gottes Hilfe nicht hätten.

Gott wird euch die Kraft geben, im Glauben festzubleiben, bis das Ziel erreicht ist, damit an jenem großen Tag, dem Tag unseres Herrn Jesus Christus, keine Anklage gegen euch erhoben werden kann. Ja, Gott ist treu; er wird euch ans Ziel bringen. Denn er hat euch dazu berufen, jetzt und für immer mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, verbunden zu sein.Die Bibel, 1. Korinther 1, 8+9

Die Verheißung von geistlichen Gaben, von göttlichen Fähigkeiten, die nicht egoistisch sondern zum Wohl der Gemeinde geschenkt und gebraucht werden.

Es gibt viele verschiedene Gaben, aber es ist ein und derselbe Geist, der sie uns zuteilt. Es gibt viele verschiedene Dienste, aber es ist ein und derselbe Herr, der uns damit beauftragt. Es gibt viele verschiedene Kräfte, aber es ist ein und derselbe Gott, durch den sie alle in uns allen wirksam werden. Bei jedem zeigt sich das Wirken des Geistes auf eine andere Weise, aber immer geht es um den Nutzen der ganzen Gemeinde. Die Bibel, 1. Korinther 12, 4-7

Die Verheißung eines Geistes der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Einer meiner Lieblingsverse im neuen Testament, der in einem Brief steht, den Paulus zwar an eine einzelne Person (Timotheus) geschrieben hat, aber dennoch von “uns”, also der Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden, redet:

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Die Bibel, 2. Timotheus 1,7

Um diesen Artikel nicht noch länger zu machen, als er ohnehin schon ist, will ich es bei dieser exemplarischen Nennung einiger Bibelstellen belassen. Es gäbe aber noch jede Menge, die zeigen: Gottes Segnungen und Verheißungen werden dich und dein Leben erfüllen, wenn du dein Christsein nicht als Single, sondern als Teil seiner Gemeinde lebst.

4Die Gemeinde braucht dich

Stell dir vor, etwas stimmt mit deinem Körper nicht. Du bist krank, verletzt oder spürst einfach hier und da ein “Ziehen” oder einen Schmerz. Wenn du nicht masochistisch veranlagt bist, wird es dein Wunsch sein, dass die Dinge wieder in ihre göttliche Ordnung kommen und es dir wieder gut geht, weil der Zustand so auf Dauer kein guter Zustand ist.

Was wäre nun, wenn dein Fernbleiben von einer Gemeinde genau dafür sorgen würde, dass die Gemeinde nicht in ihrer göttlichen Ordnung und Bestimmung lebt und auf eine gewisse Art “krank” ist?

“Mir doch egal”, kannst du denken. Ja. Das kannst du. Aber das ist nicht nett. Viel besser wäre es, deinen Platz einzunehmen innerhalb dieser christlichen Gemeinde und dafür zu sorgen, dass sie wieder “gesund” wird, oder sagen wir: gesünder als sie es ohne dich ist.

Zwei Abschnitte aus dem Neuen Testament will ich dir dafür nennen. Beide haben in der Tat auch etwas mit dem “Körper” zu tun, weil Gemeinde damit verglichen wird. Oben habe ich schon aus 1. Korinther 12 zitiert und will dir noch ein paar weitere Verse nennen.

Der menschliche Körper hat viele Glieder und Organe, doch nur gemeinsam machen die vielen Teile den einen Körper aus. So ist es auch bei Christus und seinem Leib. Einige von uns sind Juden, andere Nichtjuden; einige sind Sklaven, andere frei. Aber wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zum Leib Christi. Auch der Körper besteht aus vielen verschiedenen Teilen, nicht nur aus einem. Die Bibel, 1. Korinther 12,12-14

Der Heilige Geist begabt Christinnen und Christen vollkommen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Nationalität oder Herkunft. Er begabt einfach. Wozu? Das wird an einer anderen Stelle noch deutlicher, in der es weniger um die Gaben des Geistes geht, sondern um verschiedene “Dienste” oder “Rollen”, die es in der Gemeinde gibt.

Er hat die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Prediger und schließlich einige als Hirten und Lehrer eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, die Gläubigen für ihren Dienst vorzubereiten und die Gemeinde – den Leib Christi – zu stärken.Die Bibel, Epheser 4,11+12

Jetzt ist das allerletzte Wort dieses Abschnittes leider etwas unscharf gewählt. “Stärken” – dafür steht im Urtext ein Wort, das man besser mit “einrenken” übersetzen sollte. Um beim Bild mit dem Körper zu bleiben: Ohne diese fünf Dienste oder Rollen (Apostel, Lehrer, Hirte, Prophet und Evangelist) scheint der die Gemeinde (der Körper) an irgendeiner Stelle “ausgerenkt” zu sein – deswegen gibt es diese Rollen, damit wieder alles “an Ort und Stelle” kommt und der die Gemeinde Jesu (der Leib) seine volle Bestimmung und Berufung leben kann.

Jede Christin und jeder Christ ist Teil dieser Bestimmung, hat solch eine Rolle inne – und es fehlt schlicht und einfach etwas, wenn du nicht Teil einer Gemeinde bist.

5Gemeinde als Trainingsplatz

Diesen Abschnitt schreibe ich mit einer großen Leidenschaft – und Traurigkeit. Leidenschaft deswegen, weil Gemeinde so etwas wie ein “Ausprobieren in vertrauter Runde” bietet. Das heißt: Wenn du dir (noch) nicht sicher bist, womit Gott dich begabt hat, dann ist die Gemeinde ein wunderbarer Ort, es einfach einmal auszuprobieren. Manches wird sich recht schnell herausstellen – beispielsweise im musikalischen Bereich wird schnell klar sein, ob du singen kannst, ob du Gitarre oder Schlagzeug spielen kannst oder eine Band leiten kannst.

Aber es gibt Bereiche, in denen ist es vielleicht nicht so schnell klar und es braucht ein wenig Übung. Kann ich vor Menschen reden? Kann ich anderen Menschen das Wort Gottes auslegen? Bin ich ein guter Seelsorger? Kann ich andere Menschen im Glauben begleiten? Bin ich vielleicht ein Kleingruppenleiter?

Um das herauszufinden, ist die Gemeinde ein sehr, sehr schöner Trainingsplatz und deswegen schreibe ich das mit großer Leidenschaft. Gemeinde muss immer ein Ort sein, an dem sich ihre Mitglieder “ausprobieren” dürfen, wo Fehler gemacht werden sollen – denn aus diesen lernen wir.

Ich schreibe es aber auch mit einer gewissen Traurigkeit, weil ich immer wieder erlebe, dass Menschen meinen: “Ich benötige diesen Trainingsplatz nicht. Ich bin zu Höherem berufen.” Und das sieht dann sehr unterschiedlich aus: Sie “evangelisieren” auf sehr unsensible Weise, sie lehren andere Menschen recht gesetzlich, Christus nachzufolgen oder sie sind davon überzeugt, eine gewisse Gabe zu haben – sind aber die einzigen, die davon überzeugt sind.

Deswegen gibt es – hoffentlich – keinen besseren Trainingsplatz als die Gemeinde (und hier konkret: Veranstaltungen/Angebote innerhalb der Gemeinde), in denen du dich “ausprobieren” kannst. Wichtig ist natürlich: Auf das Feedback anderer, die schon einen Schritt weiter sind als du, zu hören und an dir zu arbeiten.

Aber genau hier schreibe ich wieder aus voller Leidenschaft, weil meine Biografie ohne diesen Trainingsplatz komplett anders verlaufen wäre. Ich habe als Jugendlicher begonnen, in der Gemeinde mitzuarbeiten. An vielen unterschiedlichen Stellen. Jungschar, Jugendarbeit, Konfiarbeit. Später im Studium kam dann die Leitung einer Jugendgruppe hinzu, der Lobpreis (Klavier) und das Predigen und Gestalten von Gottesdiensten. Ich hatte zum Glück immer Menschen an meiner Seite, die für mich wie “Mentoren” fungierten, mich kritisch hinterfragten, mich ermutigten, mich motivierten. Und: sie ließen mich Fehler machen. Und ich weiß nicht wie oft sie innerlich den Kopf geschüttelt haben… Ich bin ihnen zutiefst dankbar und wünsche dir eine Gemeinde, in der du dich “ausprobieren” und trainieren darfst.

Im Neuen Testament klingt das schlicht und ergreifend so:

Gott hat jedem von euch Gaben geschenkt, mit denen ihr einander dienen sollt. Setzt sie gut ein, damit sichtbar wird, wie vielfältig Gottes Gnade ist.Die Bibel, 1. Petrus 4,10

Grillen ohne Fleisch

Christsein ohne Gemeinde? Das ist wie ein Fisch ohne Wasser, Fußball ohne Ball oder Grillen ohne Fleisch. Du kannst es versuchen, du kannst sogar meinen, dass es gut ist – aber das ist es nicht. Deswegen ermutige ich dich: Schließ dich einer Gemeinde an oder bleib deiner Gemeinde treu! Auch wenn nicht alles so ist, wie du es gerne hättest. Das ist es für andere auch nicht. Das ist es für niemanden. Selbst für mich als Pfarrer ist es das nicht.

Aber so what? Gott hat uns als Gemeinschaft gewollt und ich glaube, dass nicht ich es bin, der entscheidet, was gut oder schlecht für mich ist. Gottes Gedanken über mich und über dich, die sind wesentlich besser als unsere eigenen. Und dazu gehört, dass Christsein ohne Gemeinde nicht funktioniert.


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Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Weitergehen.

Gestern also ist sie gestartet. Die Predigtreihe “Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Weitergehen.” in unserer Gemeinde (www.wutachblick.de). Der Titel ist geklaut, ja. Aber wir saßen nicht da, hatten den Titel und uns dann überlegt, was wir wohl predigen könnten. Es war andersrum.

Uns ging es im Programming Team, in dem die Predigtreihen angedacht und konzipiert werden, um ein anderes großes Thema: Identität. Dieses Thema war die letzten Wochen und Monate omnipräsent und ich hatte den Eindruck, dass wir darüber mal “richtig” predigen sollten und nicht nur immer mal wieder was “einfließen lassen”.

Irgendwann im Meeting kam einem Mitarbeiter dann die Idee, die Predigtreihe so zu nennen. Und wir hätten es nicht besser wählen können für das, was uns geistlich auf dem Herzen liegt – und mir mit diesem Artikel. Identität. Ein großes Wort – was steckt dahinter?

Wer bin ich eigentlich?

Diese Frage ist so simpel und gleichzeitig so kompliziert. Was mir auffällt: Immer mehr Menschen laufen nur als Kopie durch die Gegend. Provokant – ich weiß. Aber gerade wenn ich in die Gemeinde-Landschaft in Deutschland schaue, bekomme ich diesen Eindruck. Man nimmt sich Vorbilder und “kopiert” diese. Es wird vieles versucht, 1:1 umzusetzen: Von den Predigtreihen und Layouts der Homepages, über die Worshipsongs und sogar die Arrangements der Songs bis hin zu den Posts auf Instagram und Co.

Das ist nicht Identität – das ist Kopie. In der ganzen Hochglanzgesellschaft der so genannten “sozialen” Netzwerke vermisse ich eines: das Hinfallen! Zugeben, eingestehen, deutlich machen: Das Leben ist nicht nur hip und Hochglanz – das Leben ist mitunter so richtig besch…

Und das können wir nur akzeptieren, wenn wir lernen, dass unsere Identität nicht in uns selbst gründet, sondern wir bekommen sie zugesprochen. In keinem anderen Wort oder Zitat kommt das so schön zum Ausdruck, wie in Hans-Joachim Ecksteins Abwandlung des descarteschen “Cogito, erg sum” (Ich denke, also bin ich) wenn er sagt:

Du liebst mich, also bin ich.Hans-Joachim Eckstein

Ich bin – weil Gott mich liebt, weil er mich gewollt hat und erschaffen hat. Diese Wahrheit ist so einfach zu merken, dass sie scheinbar umso schwieriger ist, im Alltag zu befolgen und sie zu leben.

Zum Ausdruck kommt das für mich auf ganz besondere Weise in Psalm 139. Worte, die König David betet, die für jeden einzelnen Menschen wahr sind.

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!

Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! Psalm 139, 13-16

Wow! Das muss man sich schon mal ein wenig auf der Zunge zergehen lassen. Und in der Theorie ist das auch alles superschön. Der Haken kommt dann, wenn wir morgens aufwachen und unser Tag beginnt, wir also über unser Leben mehr und mehr selbst entscheiden als wir das im Schlaf tun. Dann ist alles plötzlich nicht mehr ganz so easy. Dann merken wir: Ich muss nicht mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein, um an diesem Tag einige Male hinzufallen.

Hinfallen ist das neue “Normal”

Es kann gut sein, dass ich jetzt einige Leser verliere. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Denn ich will eines vorweg sagen:

Das Evangelium ist keine “Alles wird gut”-Utopie sondern eine “Hinfallen ist normal”-Realität.

Nicht alle Gebete werden erhört, wie wir es wünschen.

Nicht alle Krankheiten werden geheilt.

Menschen werden sterben.

Meine Finanzen werden nicht zwingend durch die Decke gehen.

Die Beziehungen, in denen ich stecke, sind nicht alle heilvoll.

Manche Schicksalsschläge schlagen ein wie Bomben.

Nicht jede Durststrecke ist der Vorbote eines geistlichen Durchbruchs.

Es kann auch gar nicht anders sein, denn wir leben in einer Welt, in der Sünde als Rebellion gegen Gott auf der Tagesordnung steht. Wie kann da “alles gut” werden, bevor diese Welt in ein neues, ewiges Zeitalter übergeht? Solange wir auf der Erde sind, müssen wir die Einschränkungen durch die alles Seiende durchziehende Sünde als Rebellion gegen Gott akzeptieren.

Und jetzt? Resignieren? Hoffnung aufgeben? Im Selbstmitleid ertrinken? Auf keinen Fall! Erst einmal sollten wir erkennen, dass Hinfallen das neue “Normal” ist. Du musst dich nicht schlechter fühlen, als es sich ohnehin schon anfühlt, weil du deine eigene Identität als gebrochen, scherzhaft, schuldhaft oder krumm und schief wahrnimmst. Das ist alles nicht schön – aber “normal”, weil es anders eben gar nicht geht. Also: Entspann dich und lass dir den Druck nehmen.

Deswegen bin ich auch so froh, dass unsere Predigtreihe mit “Hinfallen” beginnt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch und gerade als Christinnen und Christen ehrlich zu uns selbst sind und ehrlich zu unserem Gegenüber und akzeptieren: Das Leben besteht aus sehr, sehr vielen “Hinfallen”-Momenten.

Frei werden durch Jesus

Gleichzeitig aber – und das ist für mich die unglaublich große Kraft des Evangeliums – thront die Macht der Sünde, die Realität des Hinfallens nicht wie ein Damoklesschwert über unserem Leben. Sie hat schon gar nicht das letzte Wort. Nein – es gibt die Möglichkeit, frei zu werden.

Wen der Sohn Gottes frei macht, der ist wirklich frei!Johannes 8,36

Das ist die gute Nachricht, die ewig gilt und ewig wahr ist. Warum? Weil Jesus immer derselbe ist und es bei ihm keine Wesensveränderung gibt. Er ist und bleibt der Garant dafür, dass es einen Gott gibt, der dich liebt, der dich erlöst und der dein Leben erfüllt!

Im Blick auf die Frage “Wer bin ich?” ist es deswegen so befreiend, weil wir sehr praktisch und sehr alltäglich diese Freiheit leben und sozusagen “anziehen” können. Irgendwie nervt es ja, wenn gerade bei diesem so vermeintlich abstrakten Thema “Identität” alles in der Theorie bleibt. Weil das aber alles andere als abstrakt ist, kann es sehr, sehr praktisch werden.

Dabei ist es hilfreich, wenn wir Folgendes im Blick haben:

Freiheit ist nicht Grenzenlosigkeit, sondern die Kunst, richtige Grenzen zu setzen.

Die wirksamste Art und Weise, Grenzen zu setzen – und dann auf noch die richtigen – ist “Nein” zu sagen. Deswegen meine Ermutigung an dich:

Sei ein Neinsager!

Sage zu drei Dingen nein, die es dir wohl mit am schwersten machen, deine eigene Identität zu finden und zu leben.

Nein zu Selbstverurteilung

Schau noch einmal die Verse aus Psalm 139 oben an. Sie verdeutlichen, wie sehr Gott dich liebt, wie sehr er dich wollte und dich deswegen erschaffen hat. Du bist weder Unfall noch Zufall – du bist ein Glücksfall! Verbanne jeden Satz und jeden Gedanken aus deinem Leben, der dem widerspricht. Das geschieht nicht von jetzt auf nachher. Schon gar nicht, wenn solche antigöttlichen Sätze und Gedanke von anderen Menschen über deinem Leben ausgesprochen wurden. Mach dich auf den Weg und verurteile dich nicht selbst!

Nein zu Schubladendenken

Lass andere Menschen genau das auch erleben! Wo du dich selbst nicht verurteilst, verurteile bitte auch nicht deinen Nächsten. Mag er noch so komisch rüberkommen, merkwürdig aussehen oder sich nicht so verhalten, wie du es cool fändest. Kennst du seine Geschichte? Kennst du seine Identität? Weißt du, was er alles schon erlebt hat? Lass ihn raus! Raus aus der Schublade, mach sie zu – und nicht mehr auf! Das wird auch für dich befreiend sein, weil du feststellen wirst: Es verändert auch dein Denken über dich selbst.

Nein zu Perfektion

Sie ist der größte Feind bei der Bejahung unserer eigenen Identität. Perfektion knechtet dich unter eine Messlatte, die andere, die Gesellschaft oder sogar du selbst an dich anlegen – und der du niemals gerecht werden kannst. Perfektion ist unbarmherzig und gnadenlos, weil sie auf einem einzigen Fuß steht. Und der heißt: Fehlerlosigkeit. Niemals kannst du dem gerecht werden. Dagegen ist die Exzellenz etwas ganz anderes. Exzellenz lässt dich das Beste aus dir selbst und aus deinen Aufgaben machen, weil du es aus einer bestimmten Haltung heraus tust: Deinem Schöpfer alle Ehre zu geben. Und da darfst du Fehler machen.

Ich bin gespannt

Diese Predigtreihe wird uns in den nächsten Wochen beschäftigen – und ich hoffe und bete: auch weit, weit darüber hinaus. Never ever kann dieses Thema an sieben Sonntagen erschöpfend behandelt werden. Vielmehr ist es eine Lebensaufgabe.

Mein Wunsch, mein Gebet, meine Hoffnung aber ist es, dass wir dadurch ehrlicher werden – zu uns selbst, zu einander. Und dass wir eine Kultur leben, in der “Hinfallen” als normal angesehen wird – und wir aus der Kraft der Freiheit in Jesus leben.


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Anita Dittmann: Geborgen im Schatten deiner Flügel

Dieses Buch hat mich zum Staunen und zum Weinen gebracht. Es hat mich gefesselt und mir die Augen geöffnet. Es hat mich fasziniert und begeistert. Und immer wieder saß ich kopfschüttelnd da, konnte das Buch nicht aus der Hand legen und habe es letzten Endes an zwei Tagen gelesen.

Vielleicht sagt vielen der Name “Anita Dittmann” nicht sonderlich viel. Das sollte sich ändern, denn dieses Buch möchte ich Dir wärmstens empfehlen. Es beschreibt die atemberaubende Geschichte einer jungen Judenchristin, die durch ihren Glauben, ihre Tapferkeit und ihre Entschlossenheit durch die Hölle gehen konnte und dabei nicht verbitterte.

Eine unglaubliche Mission

Anita Dittmann – Autorin und Protagonistin – wächst im Breslau des Zweiten Weltkrieges und zur Zeit des nationalsozialistischen Regimes auf. Sie wird in ein Arbeitslager verschleppt und wagt sich auf eine unglaubliche Mission: Ihre Mutter wiederzufinden, die in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Dabei wird der Leser mit hineingenommen in die Lebens- und Gefühlswelt von Juden der damaligen Zeit – wenn die Gestapo an der Tür von Nachbarn und Freunden klopft und nach und nach immer mehr Menschen “verschwinden” – bis das Klopfen an der eigenen Tür ertönt.

Mit Co-Autorin Jan Markell (www.olivetreeviews.org/contact/about/) ist es Anita Dittmann gelungen, authentisch aber niemals voyeuristisch von ihrem Leben zu berichten. Ein Leben, das schon in jungen Jahren unter dem Terror des Hitler-Regimes leiden musste. So erzählt Dittmann lebensnah, wie sie in der Schule gemobbt wurde und was das für sie als Familie bedeutete, jüdischer Abstammung zu sein. Dem folgt ein Leben voller Entbehrung, Qualen, unmenschlicher Strapazen und unter einem gnadenlosen Regime als “unmenschlich” gebrandmarkt zu sein.

Keine Sensationsgier

Was mich besonders fasziniert und wahrscheinlich der Grund ist, weshalb dieses Buch so unglaublich berührt: Dittmann und Markell verzichten auf eine “sensationslüsterne” Schilderung der Gräueltaten und Misshandlungen. Es geht ihnen um etwas ganz anderes: Nämlich darum, wie ein Mensch durch den Glauben an Jesus Christus diese Hölle durchstehen und sogar für andere noch eine große Ermutigung in hoffnungsloser Situation sein kann.

Alleine die Darstellung ihres Lebens im Arbeitslager ist ein Zeugnis für Gottes Größe und Gnade, die seinesgleichen sucht. Inmitten unmenschlicher Bedingungen und “Lebens”-Verhältnisse wächst ein kleiner Bibel- und Gebetskreis von Frauen. Dittmann beschreibt, wie sie ihre bald schon zerfledderte Bibel wie eine Kostbarkeit schützte, weil sie aus ihren Worten so viel Kraft bekommt. Darüber hinaus bekommt man als Leserin und Leser einen tiefen Einblick in den Lebensalltag in solch einem Arbeitslager. Und was man da zu lesen bekommt, ist beklemmend, verstörend und erschütternd. In eisiger Kälte morgens um fünf zur “Arbeitsstätte” marschieren, eine Scheibe Brot als Essensration und eine offene Grube als Latrine. Krankheiten, Leid und Tränen. Das ist “Alltag” in Anita Dittmanns Leben.

Die Willkür der Lageraufseher, Hoffnungen und Träume, die zerplatzen und immer wieder die Ungewissheit, wie lange der Krieg noch gehen wird. Gleichzeitig aber auch kleine Hoffnungsschimmer, weil Bauern aus den umliegenden Dörfern sie bei der Arbeit heimlich mit Nahrung versorgen aber nach und nach auch mit den ermutigenden Nachrichten, dass “die Deutschen” am Ende sind und die Alliierten nach und nach die Oberhand gewinnen.

Gleichzeitig aber ist nur durch die Schilderung und das Wahrnehmen dieser menschenunwürdigen Verhältnisse erkennbar, dass Anita Dittmann selbst ein großer Hoffnungsschimmer und eine ermutigende Persönlichkeit für andere ist.

Eine faszinierende Lebenseinstellung

Für mich spiegelt folgender Dialog mit Christian Risel, mit dem sie eine romantische Liebe im Arbeitslager verband, ihre Haltung und Lebenseinstellung auf besondere Weise wider:

“Eines Tages werden wir frei und glücklich sein, Anita”, sagte Christian, als er seine Axt in eine stämmige Kiefer schlug. “Wir werden Geld und Essen haben, und wir werden Menschen um uns haben, die wir lieben. Wie werden keine Angst davor haben, dass an an unserer Tür hämmert. Glaubst du das, Anita?”

Ja, Gott bestätigt es mir jeden Tag. Doch ich bin lieber eingesperrt und habe Jesus im Herzen als so zu sein wie meine Schwester Hella, die sicher und frei ist, aber den Einen ablehnt, der ihr wahre Freiheit gab.S. 183

Ich muss gestehen: Bevor ich das Buch las, kannte ich Anita Dittmann nicht. Jetzt bin ich umso dankbarer, dass ich dieses Buch gelesen habe – vielmehr: Dass dieses wunderbare Zeugnis von Gottes Liebe und der Kraft des Glaubens an Jesus Christus mich erreicht hat. Mir scheint, als sei es Anita Dittmann ein besonderes Anliegen, dass durch ihre Lebensgeschichte Menschen zum Glauben an Jesus Christus ermutigt werden. Sie selbst hat von anderen Christinnen und Christen profitiert. Besonders deutlich wird dies an ihrer besonderen Beziehung zu Pfarrer (und Bischof) Ernst Hornig und der St. Barbara-Gemeinde in Breslau.

“Geborgen im Schatten deiner Flügel” ist mehr als ein Zeitzeugenbericht. Es ist eine unbeschreiblich großartige Geschichte einer mutigen Frau, die im Vertrauen auf Jesus und in der Kraft ihres Glaubens durch die Hölle ging und für viele andere Menschen eine große Ermutigung war. Das Buch ist nicht einfach “gut lesbar”. Es fesselt ungemein, man will es nicht aus der Hand legen und lebt in der packend geschriebenen Lebensgeschichte schlicht und einfach mit.

Geborgen im Schatten deiner Flügel
256 Seiten

ISBN: 9783957344977

Verlag: Gerth Medien

Preis: 18,00 EUR

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Friede, Freude, Eierkuchen – oder doch mehr?

Wie jedes Jahr gibt es eine Jahreslosung. Ein Bibelwort, das von der Herrnhuter Brüdergemeine gelost wird und einen – wenn man möchte – durch das Jahr begleitet. Für das Jahr 2019 lautet diese Losung:

Suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)

Klingt doch erst mal nicht schlecht – oder besser: Das klingt erstrebenswert und gut.

Nicht nur ein frommer Wunsch

Interessant: Es ist ein Imperativ, nicht nur „ein frommer Wunsch“. König David, der diesen Psalm schrieb, fordert auf: “Suche Frieden und jage ihm regelrecht nach!” Anders übersetzt: “Gib nicht auf, diesen Frieden zu suchen, bis du ihn gefunden hast!”

Und das ist dieser Friede, der weit mehr ist als nur Waffenstillstand und äußere Ruhe. Es ist ein Friede, der „viel mehr“ ist. Es ist göttlicher Friede. Ganzheitlicher Friede. Es ist ein Friede, der unser gesamtes Leben betrifft. Mit Frieden verbinden wir schnell mal “nur” den Waffenstillstand oder eben die Ruhe nach dem Sturm. Und das ist sicherlich ein Aspekt von Frieden.

Genauso ist ein Aspekt von Friede auch der Wunsch und das Streben nach sozialer Gerechtigkeit und Frieden als Zustand beendeter (oder zumindest minimierter) sozialer Ungerechtigkeit. Ja, auch das ist Friede. Und ist mit inbegriffen in dem, was die Bibel unter “Frieden” versteht.

Das Ganze wird noch getoppt, wenn man sich anschaut, welche Grundbedeutung das biblische Worte “Frieden” hat.

Frieden. Schalom. Heilsein. Ganzsein.

Psalm 34 ist ursprünglich in hebräischer Sprache verfasst. Das hebräische Wort für Friede heißt „Schalom“ und drückt aus: „Meine Seele, mein Geist, mein Körper ruht sicher und geborgen in den Händen meines himmlischen Vaters.“ Wie ein Kind, das sich in den Armen seiner Mutter geborgen weiß, drückt dieses Wort „Schalom“ aus, was wirklicher Friede ist, der unser ganzes Sein, unser gesamtes Wesen umfasst – mit den schönen Momenten und Seiten unseres Lebens, aber auch mit den weniger schönen, schuldhaften und schmerzhaften Momenten.

Der Wunsch, dass unser gesamtes Leben in den Händen eines liebenden und gnädigen Gottes ruht – dieser Wunsch ist nicht nur ein frommer Wunsch, sondern wird durch den Zustand dieses Friedens erfüllt. Und dieser Friede ist dann eben kein “Faktum”, der etwas abschließt, sondern vielmehr ein Zustand, der etwas aufschließt. Er beschreibt unser Leben als ein sicheres und gewisses Geborgensein in Gott, das uns Türen aufschließt, mutig und entschlossen für Frieden in dieser Welt einzutreten.

Wo sollen wir nach diesem Frieden suchen?

Wenn uns König David auffordert, diesen Frieden zu suchen, ihm nachzujagen, alles dafür zu geben – dann ist es doch logisch zu fragen: “Wo sollen wir nach diesem Frieden suchen?” Wo gibt es ihn? Muss ich etwas dafür tun? Was kostet mich dieser Friede?

Einen ganz heißen Tipp gibt uns die Bibel. Im Neuen Testament steht:

Jesus ist unser Friede.“ (Epheser 2,14)

In Zeiten, in denen wir uns wohl mehr nach Frieden sehnen, als jemals zuvor, weil diese Welt so zerstritten, zerstört und voller Krieg ist, muss doch ein Hinweis erlaubt sein: Solange der Mensch mit seinem Schöpfer auf Kriegsfuß lebt und an diesem Zustand nichts geändert wird, bleibt jeder fromme Wunsch nach Frieden nicht mehr als ziellose Utopie. Was nicht heißt, dass man sich nicht nach Frieden sehnen dürfe, gewiss nicht. Nur: Wir sollen uns – auch als Kirche – im Klaren darüber sein, was wirklich dem Frieden dient. Und das ist als erster und einziger erster Schritt, Frieden mit Gott zu finden.

Und deswegen ist mit dieser Jahreslosung in einem Atemzug eine andere wunderbare Bibelstelle zu nennen und zwar Kolosser 1,20, wo der Apostel Paulus über Gott schreibt:

Durch Jesus hat Gott alles mit sich selbst versöhnt. Durch sein Blut am Kreuz schloss er Frieden mit allem, was im Himmel und auf der Erde ist.

Wo das Geschöpf dieses Friedensangebot seines Schöpfers annimmt, wird er befähigt und bekräftigt, Frieden in dieser Welt zu stiften, der nachhaltig ist. Alles andere ist “Kratzen an der Oberfläche”, aber keine Symptombehandlung. Wann verstehen wir das endlich?

Frieden, der seinesgleichen sucht

Bevor Jesus am Kreuz starb und nach drei Tagen wieder auferstand, sagte er:

Ich lasse euch ein Geschenk zurück – meinen Frieden. Und der Friede, den ich schenke, ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Deshalb sorgt euch nicht und habt keine Angst.“ (Johannes 14,27)

Irgendwie logisch: Wer durch seinen Tod am Kreuz Frieden zwischen Gott und Mensch machen kann – der kann erst recht auch Frieden zwischen Mensch und Mensch, Mensch und Natur schaffen. Wer seinen Frieden mit Gott gefunden hat, der kann und will nicht anders, als diesen Frieden auch anderen Menschen anzubieten, mit anderen Menschen und mit seiner Umwelt (und damit auch der Natur) im Frieden zu leben.

Für mich ist das ein Frieden, der seinesgleichen sucht. Wer die Jahreslosung 2019 auf einen pazifistischen Friedensappell minimiert wird dieser ebenso wenig gerecht wie der, der die Jahreslosung rein individualistisch versteht.

Das Kreuz spiegelt es doch wunderbar wider: Die Horizontale (Mensch und Mensch; Mensch und Natur) und die Vertikale (Mensch und Gott) schließen Frieden. Das eine gibt es nicht ohne das andere. Aber der erste Schritt kann nur die Vertikale sein, ansonsten hat man Gnade nicht verstanden und bleibt in einer Werkgerechtigkeit verhaftet. Aber gerade aus dieser befreit uns das Kreuz.

Gleichzeitig haben wir Gnade aber auch nicht verstanden, wenn wir sie nur für uns in Anspruch nehmen oder gar behalten (ok, Letzteres geht nicht). In diesem Sinne: ein gutes, gesegnetes 2019!

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An dieser Stelle ein großes DANKESCHÖN an Dich, liebe Leserin und lieber Leser. Ein Blog macht nur Sinn, wenn er gelesen wird und die Beiträge andere inspirieren.

Es ist jedes Mal ein “besonderes Gefühl”, wenn ich einen Artikel veröffentliche. Aber diverse Rückmeldungen zeigen mir, dass die Beiträge andere inspirieren, herausfordern, trösten, stärken, ermutigen, provozieren, auf Zustimmung stoßen aber auch auf Ablehnung. Die ganze Palette – und das ist gut so.

Gerne kannst du über die Kontakt-Seite oder in der Kommentarfunktion Rückmeldung geben – oder mir schreiben, zu welchem Thema du gerne einen Beitrag in 2019 auf meinem Blog lesen würdest.

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Wenn der Charakter die Kompetenz frisst

Ist der Charakter wirklich so entscheidend oder müssen wir nicht eher “kompetenzorientiert” denken und jeder bringt ein, was er kann und hat? Lass mich kurz überlegen – JA! Er ist es. Aber so was von! Ich schreibe bekanntlich als Pastor/Pfarrer und deswegen ist mein Fokus – auch in diesem Beitrag – auf Gemeinde gerichtet. Ich glaube aber, dass es egal ist, in welcher “Organisation” du dich befindest: Sei es auf dem Arbeitsplatz, im Verein oder anderen Interessengruppen: Überall, wo Menschen zusammen kommen und ein gemeinsames Ziel haben, ist die Frage: Wie stehen Charakter und Kompetenz in Zusammenhang?

Kompetenz ist nicht alles

Das Wort “Kompetenz” bedeutet laut Wikipedia aus dem Lateinischen (“competentia”) für Eignung; “competere” zusammentreffen, ausreichen, zu etwas fähig sein, zustehen. In vielen Bereichen des Lebens wird seit kürzerer Zeit vor allem auf Kompetenzen Wert gelegt. In der Schule gibt es den an den Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern ausgerichteten Unterricht bzw. dieser wiederum soll vor allem dazu führen, dass die Schülerinnen und Schüler gewisse Kompetenzen erlernen. Nicht mehr das reine Fachwissen steht im Vordergrund, sondern Kompetenzen – also Fähigkeiten und Eignungen.

Auch im Kindergarten gilt das übrigens schon, was ich hochproblematisch finde – aber das sei an dieser Stelle nicht weiter vertieft.

Das Problem ist, dass bei der Kompetenzorientierung augenscheinlich betrachtet der einzelne Mensch im Mittelpunkt steht und seine Fähigkeiten und Begabungen “trainiert” und verbessert werden sollen. Das ist doch nicht schlecht, oder? Doch! Wenn es nämlich die Handlungs- und Bewertungsmaxime wird, nach der wir uns richten.

Der Mensch ist nicht, was er tut, sondern was er ist. 

Und deswegen spielt der Charakter eine so wesentliche Rolle. Denn dieser ist Ausdruck dessen, wer wir (wirklich) sind und nicht Ausdruck davon, was wir tun.

Charakter, das unbekannte Wesen

Es wird nicht besser, wenn man sich die gängigen Definitionen anschaut, was denn der Charakter sei. Immer wieder ist davon die Rede, dass der Charakter das Zusammenspiel der “Fähigkeiten” und “Eigenschaften” einer Person darstellt, die wiederum nötig sind, um ethische und moralische Entscheidungen oder Entscheidungen im Blick auf eine bestimmte Situation zu treffen und sein persönliches Handeln bestimmen.

Ich würde nicht so weit gehen und den Charakter so zweckorientiert zu betrachten. Für mich ist der Charakter mehr das Zusammenwirken der Wesenszüge, die ein Mensch hat – bspw. Großzügigkeit, Pessimismus, Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Jähzorn, Habgier, Altruismus, Freiheitsdrang, Gemeinsinn und viele andere.

Deswegen bleibt uns unser eigener Charakter manchmal auch so ein wenig verschlossen, weil wir noch nicht einmal unsere Wesenszüge allesamt erkannt haben.

Fakt ist aber: Unser Charakter – egal, ob wir ihn altruistisch oder utilitaristisch verstehen – prägt uns so sehr, dass wir ihn überall mit hinnehmen, wo wir hingehen: In die Schule, auf die Arbeit, in den Fußballverein und in die Kirchengemeinde. Und deswegen kann der Charakter die Kompetenz fressen. Weil es viel wichtiger ist, wer und wie eine Person ist, als das, was sie tut, ist die Stimme unseres Charakters immer deutlicher, lauter und schneller hörbar als die Stimme unserer Kompetenzen.

Der Fressvorgang

Ich gebe dir ein ganz einfaches Beispiel:

Du arbeitest in deiner Kirchengemeinde in einem bestimmten Team mit. Innerhalb dieses Teams sind logischerweise ganz unterschiedliche Menschen – allesamt für sich total begabt. Manchen wir es konkreter: Wir nehmen den Musikbereich und es gibt so viele begnadete Musiker: virtuose Pianisten, Rockstar-Gitarristen, taktvolle Schlagzeuger und jede Castingshow gewinnende Sängerinnen und Sänger.

Das Team könnte so dermaßen gut sein und Sonntag für Sonntag den besten Worship im Gottesdienst zelebrieren, wenn sie sich regelmäßig treffen würden, jeder an sich selbst arbeitet, um besser zu werden und voll und ganz aufeinander abgestimmt und eingespielt sind. Musikalisch und “handwerklich” würde jede Gemeinde die Finger nach ihnen ausstrecken.

Nur leider…

  • … antwortet der Gitarrist nie auf WhatsApp-Nachrichten und ist nicht immer bei den Proben dabei – weil er denkt, “das wird schon irgendwie”.
  • … ist der Schlagzeuger der Ansicht, dass 20 Minuten zu spät zu kommen nicht schlimm sind und alle mal ihr Leben chillen sollen.
  • … denkt die Sängerin, dass sie schon perfekt singt und deswegen keinerlei Verbesserungsvorschläge auch nur ansatzweise ernstnimmt.
  • … geht der Bassist bei Kritik sofort an die Decke (ja, auch Bassisten haben Emotionen!) und wird verletzend, weil alle anderen böse sind.
  • … ist der Pianist so auf Harmonie bedacht und will es jedem recht machen, dass er nie eine Entscheidung trifft über die Liedauswahl, was aber sein Job ist.

Charakter frisst Kompetenz. Diese Band hat das Zeug dazu, senkrecht durchzustarten. Aber sie bremsen sich immer wieder aus einem Grund aus:

In allem, was du tust, ist dein Charakter mit dabei.

Und wenn dieser Charakter einige Seiten an sich hat, die sich auf das gesamte Team negativ auswirken – dann ist nicht die Kompetenz entscheidend – sondern dein Charakter.

Charakter multipliziert Kompetenz

Das wäre natürlich das Nonplusultra: Unser Charakter ist so gut entwickelt, wir arbeiten so sehr daran, eine bessere Ausgabe unserer selbst zu sein, dass unsere Kompetenz durch unseren Charakter multipliziert wird.

Die gute Nachricht: Ich glaube, das ist möglich.

Die schlechte Nachricht: Es erfordert Zeit und Mut.

Ich lerne viel von anderen Leitern. Egal, wie bekannt sie sind. Natürlich lerne ich auch von denen, die in der “frommen Welt” durchgereicht werden – aber auch von den “ganz normalen Leitern”: in meiner Gemeinde, in der Kirche oder in befreundeten Gemeinden. Immer wieder, wenn ich mit ihnen im Gespräch bin oder etwas von ihnen dazu lese/höre, dann kann man es auf diese einfache Formel bringen (wie es bspw. auch Carey Nieuwhof in seinem Buch “Didn’t see it coming” getan hat).

Nicht Kompetenz sondern Charakter entscheiden über den Einfluss als Leiter. Und Leiter wollen Einfluss nehmen sonst wären sie keine Leiter.

Natürlich braucht es auch Kompetenz, keine Frage. Charakter alleine macht es nicht aus. Wer ein netter Kerl ist, aber nicht singen kann, sollte auch nicht im Worshipteam singen. Nein – auch und erst recht nicht “wenn er es doch für den Herrn macht”.

Aber schauen wir doch mal unsere Band von oben noch mal an. Wenn jedes Bandmitglied sich seiner charakterlichen “Da ist noch Luft nach oben”-Bereiche bewusst wäre, könnte es ganz anders aussehen:

  • Der Gitarrist antwortet zuverlässig auf WhatsApp-Anfragen – wenn auch mit wenigen Worten und mehr Emojis, aber das ist ok –  und alle wissen: Jeder weiß Bescheid und ist dabei.
  • Der Schlagzeuger weiß, dass es nicht wertschätzend ist, die anderen ständig warten zu lassen. Ein Team zu sein bedeutet auch, achtsam zu sein.
  • Die Sängerin ist sich ihrer großartigen Stimme bewusst, aber weiß auch: Es ist noch kein Meister und noch keine Meisterin vom Himmel gefallen. Auch sie kann noch dazu lernen.
  • Bei Kritik zählt der Bassist erst einmal leise bis 3, ehe er etwas sagt. Er arbeitet an sich und verletzte nicht mehr andere. Er versucht, Kritik auf der sachlichen und nicht auf der emotionalen Ebene zu begegnen.
  • Schließlich: Der Pianist weiß, dass für niemanden die Welt untergeht, wenn deren Lieblings-Song nicht in der Setlist für Sonntag vorkommt und sucht Songs aus, die für das Geamtgeschehen im Gottesdienst ein Segen sind.

Was das wiederum auf die zwischenmenschlichen Beziehung und auf die Musik selbst an Auswirkungen hat, ist nicht schwer zu erkennen. Ausschlaggebend ist immer die schlichte Erkenntnis: Es beginnt mit mir – nicht mit “den anderen”, sondern mit mir.

Den Charakter schulen

Wie oben beschrieben, lerne ich viel von anderen Leitern. Ich lasse mich inspirieren, herausfordern und konkret zur Veränderung “bitten”. Ich glaube, dass der Mensch nicht zu 100% veränderungsresistent ist. Es gibt Anteile in jeden Menschen, die Veränderung möchten, weil sie wissen: “So weitermachen wie bisher – das geht nicht.”

Und es gibt keinen anderen Bereich als den eigenen Charakter, in dem es so schwierig aber gleichzeitig auch so lohnenswert ist, an sich zu arbeiten. Wenn du nicht sicher bist, welche Defizite bei dir zu finden sind, dann frag ganz einfach eine dir nahestende Person. Sie wird es dir gerne und ganz sicher sagen!

Denn verletzte Menschen verletzen andere, grenzenlose Menschen verlangen zu viel von anderen und ungeliebten Menschen fällt es schwer, anderen mit Wertschätzung zu begegnen.

Das ist an und für sich nicht schlimm – denn es ist ganz menschlich. Und wir leben in einer Welt, die nach dem Sündenfall existiert. Es kann also gar nicht sein, dass die Dinge sich alle in Wohlgefallen auflösen. Wir werden bis zum Ende unserer irdischen Tage immer und immer wieder mit der ein oder anderen charakterlichen Herausforderung zu tun haben.

Aber jetzt stell dir nur mal vor, wie es in unseren Gemeinden, in den Teams und Diensten aussehen würde, wenn jeder an sich und seinem Charakter arbeiten würde. Nein, wir hätten nicht den Himmel auf Erden – aber einen kleinen Schritt weiter in die richtige Richtung getan.

Linkliste

Im Blick auf den eigenen Charakter, die eigenen Wesenszüge, empfehle ich dir einfach einmal unsortiert und nicht nach Priorität geordnet einige Dinge zum Lesen, Hören und Sehen:

  • The Craig Groeschel Leadership Podcast – Ja, es geht um Leitung, aber du wirst schnell merken: Eigentlich geht es um dich als Person.
  • Didn’t see it coming” von Carey Nieuwhof – Ein Buch, in dem Du anhand von 7 “Charakter-Herausforderungen” an dir selbst arbeiten kannst.
  • Nein sagen ohne Schuldgefühle” von Dr. Henry Cloud und John Townsend – Ein Buch, das dir hilft, “Nein” zu sagen, wenn du “Nein” sagen willst – und musst.
  • So wirst du eine erfolgreiche Führungskraft” von Dr. Johannes Harte – Ein YouTube-Video, in dem es nicht primär um den Charakter an sich geht, aber wenn du es aufmerksam anschaust, wirst du merken, wie sehr es deinen Charakter anspricht.
  • Emotional gesund leiten” von Pete Scazzero. Dieses Buch ist für alle, die in leitender Position sind und ein “geklärtes Verhältnis” zu ihren Emotionen haben wollen. Absolute Leseempfehlung!
  • Wunderwaffe Wertschätzung” von Tim Niedernolte. Sicherlich nur ein sehr kleiner Ausschnitt, was den Charakter eines Menschen betrifft – aber wieso nicht konkret an einer Sache ansetzen?
  • Kompass für schwierige Gespräche” von René Meier. Wie der Titel sagt: In erster Linie ein “Leitfaden” für schwierige und herausfordernde Gespräche. Mir hat dieses Buch besonders im Blick auf “Empathie” geholfen – auch ein wichtiger Wesenszug oder Charaktereigenschaft.

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Carey Nieuwhof: Didn’t see it coming

„Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ Kennst du diesen Satz? Ich schon. Ich glaube, ich habe ihn sogar auch schon gesagt. Und ich wette, dass Carey Nieuwhof ihn auch das ein oder andere Mal schon auf den Lippen hatte.

„Didn’t see it coming“ ist ein ganzes Buch voller „Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“-Sätze und deswegen eine wahre Fundgrube für jeden (jungen) Leiter und Pastor.

Die 7 größten Herausforderungen

Carey Nieuwhof identifiziert in seinem Buch sieben Herausforderungen, die man normalerweise „nicht kommen sieht“ („didn’t see it coming“), die aber das Potential haben, dich, deine Familie, deine Gemeinde und deinen Glauben zu zerstören – ja, ich drücke es bewusst so hart aus, weil es so hart ist.

Diese sieben Herausforderungen sind:

  • Zynismus („Cynism)
  • Kompromisse („Compromise“)
  • Abschottung („Disconnection“)
  • Irrelevanz („Irrelevance“)
  • Stolz („Pride“)
  • Ausbrennen („Burnout“)
  • Leere („Emptiness“)

Richtig. Je länger man diese Liste sich vor Augen führt, desto mehr beschleicht einen dieses wirklich unangenehme Gefühl in der Magengegend und vielleicht weißt du jetzt, wieso ich bewusst von „zerstören“ geschrieben habe.

Authentisch und wegweisend

So würde ich dieses Buch mit zwei Worten beschreiben. Wer Carey Nieuwhof ein wenig kennt weiß schon vor dem Lesen des Buches, dass diese sieben Dinge nicht aus der Luft gegriffen sind, sondern Nieuwhof selbst mehr oder weniger damit zu kämpfen hat(te). Deswegen ist es für mich auch kein Möchtegern-Ratgeber sondern vielmehr gibt dieses Buch einen tiefen Einblick in das Leben eines großartigen Pastors und Leiters.

Gleichzeitig ist es aber auch wegweisend. Weg-weisend von den Problemen hin zu den Lösungen – oder zumindest zu Lösungsstrategien. Jedes einzelne dieser 7 Dinge wird mit jeweils zwei Kapiteln „behandelt“. Im ersten Kapitel kommt die Diagnose, im zweiten Kapitel die Behandlung. Sehr ehrlich und alltagsnah beschreibt Nieuwhof jeweils im ersten Kapitel, um was es bei Zynismus, Kompromissen, Abschottung, Irrelevanz, Stolz, Ausbrennen und Leere geht. Im zweiten Kapitel zeigt er auf, wie man aus diesen Dingen „herauskommen kann“. Deswegen sind seine Gedanken wegweisend, da sie den Weg aus diesen Dingen heraus weisen hinein in ein Leben, das bestimmt ist von Gottes guter Absicht und der Berufung, die er für jeden Leiter und Pastor hat.

Amerikanisch? Von wegen!

Wer jetzt denkt „Ja gut, aber Nieuwhof ist doch Amerikaner – das ist eine ganz andere Kultur!“ – dem muss ich widersprechen. Zum einen ist Nieuwhof nicht Amerikaner sondern Kanadier (inwiefern das einen kulturellen Unterschied macht, kann ich nicht beurteilen). Zum anderen sind seine Gedanken meines Erachtens nach jedoch kontext- und kulturübergreifend weil auch die Zynismus, Kompromisse, Abschottung, Irrelevanz, Stolz, Ausbrennen und Leere kontext- und kulturübergreifend sind und niemand von sich sagen kann, dass er vor diesen Dingen sicher und geschützt ist. 

Deswegen heißt der Untertitel auch „Die 7 größten Herausforderungen überwinden, die niemand erwartet und jeder erfährt“ („Overcoming the 7 greatest challenges that no one expects and everyone experiences“).

Existentiell (und) selbstkritisch

“Didn’t see it coming” liefert kein Program oder kein simples “Tu dies und du bekommst das”-Rezept. “Didn’t see it coming” macht dann am meisten Sinn und hat den größten Nutzen, wenn man es selbstkritisch liest. Du musst nicht erst alle sieben Herausforderungen erlebt haben, um zu erkennen, dass der Beruf als Pastor oder Leiter extrem herausfordernd ist. Manchmal reichen da schon ein, zwei, drei… davon. Aber nur wenn du dich selbst hinterfragst oder durch Nieuwhofs Gedanken hinterfragen lässt, macht dieses Buch Sinn – denn dann wird es existentiell. Dann geht es um dich als Leiterin und Pastorin, als Leiter und Pastor und nicht um irgendjemand anderes. Es geht auch nicht darum, wie man schnellstmöglich das alles überwindet, um eine Megachurch aufzubauen.

“Didn’t see it coming” wird dir – wenn du es selbstkritisch liest – einige Hausaufgaben mitgeben, so ging es mir zumindest zum Beispiel im Blick auf die Anzeichen eines Burnouts, im Blick auf “Fluch und Segen” der modernen Technik oder auch im Blick auf Stolz (ein ganz heißes Eisen).

Von einem bin ich mehr denn je überzeugt: Diese sieben Herausforderungen lauern tagtäglich. Nicht zirkulär oder linear, sondern ziemlich durcheinander. Aber eines ist sicher: sie lauern!

Weit mehr als ein billiger Ratgeber

„Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ zählt nicht mehr, wenn du dieses Buch gelesen hast, was ich dir spätestens jetzt wärmstens empfehle. „Wenn mir das mal jemand früher gesagt hätte…“ ist keine Ausrede oder Entschuldigung mehr – denn Carey Nieuwhof wird es dir gesagt haben. Die Frage ist eher: Was machst du damit?

Nochmal: Dieses Buch ist kein billiger Ratgeber, der dich auffordert, ein paar Punkte zu befolgen und dann wird schon alles gut. Beim besten Willen nicht! Manchmal empfand ich es beim Lesen sogar sehr erschreckend, wie es Carey Nieuwhof in seinem Dienst erging und ergeht.

Ich glaube, dass das Potenzial dieses Buches vor allem darin liegt, dir vielleicht erst einmal zwei oder drei der Herausforderungen anzuschauen, denen du dich gegenüber siehst – um sie dann zu überwinden und ein Leben als Leitungsperson oder als Pastor zu führen, das nicht getrieben, sondern erfüllt ist.

Das Buch kannst du auf amazon.de kaufen – oder direkt über careynieuwhof.com und dich dabei inspirieren lassen von seinem Blog, seinem Leadership-Podcast oder von seinen Online-Kursen, von denen ich schon zwei gemacht habe bzw. dabei bin (Breaking 200 und High Impact Leader) und der dritte (The art of better preaching) noch “in der Schublade liegt”.

 


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Die Kraft einer Vision

Je länger ich in Sachen “Gemeinde” unterwegs bin, desto mehr bin ich davon überzeugt: Hat eine Gemeinde eine Vision, ist sie kraftvoller, dynamischer und leidenschaftlicher als andere Gemeinden. Nein, ich habe keine Untersuchungen und Nachforschungen angestellt. Das ist ein ganz subjektives Empfinden.

Das Verhältnis von Mission, Vision und Strategie

Dabei gilt zu bedenken: Die Vision ist nicht gleich die Mission und ist nicht gleich die Strategie. Gut. Jetzt sind einige durchaus verwirrt, aber ich glaube, dass es von großer Hilfe ist, wenn wir hier unterscheiden – und zwar recht simpel.

Mission: Diese kann sich keine Gemeinde raussuchen. Sie ist jeder Gemeinde gegeben – und zwar vollkommen egal, welcher Konfession oder Denomination man angehört. Sie ist simpel und einfach und geht zurück auf die letzten Worte Jesu:

“Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.”Die Bibel, Matthäus 28, 18-20

Ich werde nicht müde zu betonen, dass im Griechischen hier nur ein Imperativ steht: “Macht zu Jüngern” – alles andere sind die Arten, wie wir Menschen zu Jüngern machen sollen. Jesus hat uns also nicht befohlen zu taufen, sondern zu missionieren. Punkt. Das kann man nun gut oder schlecht finden – aber das ist die Mission, die jeder Gemeinde gegeben ist. Dieser kann man sich verweigern oder nicht – aber eines kann man nicht: Am runden Tisch abstimmen und so tun, als sei “Mission” nur Aufgabe einiger Gemeinden, die es einfach nicht lassen können.

Vision: Diese sollte sich jede Gemeinde selbst geben. Und sie dient dazu, diese Mission Gottes, die jeder Gemeinde gegeben ist, auf die Gemeindesituation “runterzubrechen” und gleichzeitig so motivierend zu formulieren, dass dadurch eine Leidenschaft ausgelöst wird, diese Mission zu leben.

Der us-amerikanische Pastor Bill Hybels sagte einmal: “Eine Vision ist ein Bild der Zukunft, das Leidenschaft erzeugt.” Darum geht’s! Diese “uralte Mission” Gottes für die Gemeinde so mit Leben und Leidenschaft zu füllen, dass sie Menschen in Bewegung setzt.

Strategie: Diese ist nötig, um die Vision “auf die Straße” zu bringen. Und zwar ganz konkret in Werten, Programmen und Strukturen. Oder anders ausgedrückt: Wie wird aus einem kraftvollen Satz, einigen ausdrucksstarken Worten etwas, das sich durch den Gemeindealltag, die Gemeindeleitung, die Mitarbeiterbegleitung und vieles mehr hindurchzieht?

Mission

...ist der Gemeinde gegeben.

Vision

...lässt sich die Gemeinde schenken und wählt sie aus.

Strategie

...ist nötig, um die Vision umzusetzen.

Ein langer Weg

Und dazu braucht es einen langen Atem, was sicherlich nicht schwer zu verstehen ist. Muss man sich als Leitungsteam einer Gemeinde erst einmal im Klaren darüber sein, dass die Mission kein Wahlfach, sondern Pflichtfach ist, geht es weiter mit dem Finden einer Vision – und anschließend einer Strategie, wie diese umgesetzt werden kann.

Hierüber könnte man noch ganz viel schreiben – und vielleicht werde ich das an anderer Stelle auch tun.

Hier soll es einmal bei einem praktischen Beispiel bleiben, wie wir es in der Evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal handhaben.

Die Mission ist uns gegeben. Unsere Vision lautet “Gott erfahren – begeistert leben” und die Strategie, wie wir sie momentan umsetzen möchten, lautet “Vision 2020“.

Zu “Vision 2020” kannst du unter folgendem Link dich schlau machen:

www.wutachblick.de/2017/09/21/vision-2020-gott-erfahren-begeistert-leben/

Ich bin der festen Überzeugung, dass eine Vision unglaubliche Kraft entfalten kann. Je schlichter, desto besser. Es braucht keine komplizierten Sätze, keine verschachtelten Kausalzusammenhänge, die alles erklären und unter sich vereinen wollen. Es braucht einen kraftvollen Satz, aussagekräftige Worte, die dann mit Leben gefüllt werden können.

Die Kraft einer Vision im Gemeindealltag

Mir persönlich hilft unsere Vision “Gott erfahren – begeistert leben” immer wieder, meinen Dienst zu hinterfragen und die “Großwetterlage” in der Gemeinde abzuklären.

Erfahren Menschen in und durch unsere Gemeinde Gott?

Leben wir den Glauben an Jesus Christus begeistert und begeisternd?

Solange ich nicht spontan auf beide Fragen ein “Nein” habe, sind wir auf einem ganz guten Weg. Allerdings sollte das “Ja” auch nicht nur zögerlich sondern am besten schnell und überzeugend kommen. Und das Schöne ist: Das ist – zumindest momentan – der Fall.

Eine Vision hilft in schwierigen Phasen und Durststrecken, den Kopf nicht in den Sand zu stecken sondern vielmehr gibt sie Anlass zu Gesprächseinstiegen wie “Hey, weißt du nicht mehr, wofür wir eigentlich angetreten sind?” oder “Schau mal, das hier ist nicht alles. Wir sind zu viel mehr berufen!”

Nochmal: Wie man eine Vision findet, wie man von der Vision zur Strategie kommt – das sind eigene Beiträge hier auf meinem Blog wert – am besten, indem ich andere zu Wort kommen lasse, die noch weitaus mehr Ahnung davon haben als ich.

Nur: Solltest du jemals zweifeln, ob es der richtige Weg war, eine Vision für die Gemeinde zu finden oder sich auf den Weg zu machen, einen Visionsprozess zu starten – sei ermutigt: Es ist definitiv der richtige Weg!

Am 18. November 2018 habe ich über die Vision “Gott erfahren – begeistert leben” gepredigt:


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