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Was mich inspiriert

Das Internet ist voller guter Ideen – man findet sie nur so schlecht. Geht’s dir manchmal auch so?

Deswegen will ich dir einfach ein wenig auf die Sprünge helfen und verlinke hier zu Personen, Seiten, Ressourcen oder anderen Dingen, die mich inspirieren. Natürlich ist das Ganze in gewisser Weise auch eine “Momentaufnahme”, da Inspiration auch immer davon abhängt, in welchem Kontext und in welchen Situationen man sich gerade bewegt. Und dennoch: Mich inspiriert’s – und vielleicht ja auch dich! Los geht’s.

Kirche im Prisma Rapperswil

Eine unglaublich inspirierende Gemeinde (www.prisma.ch). Ich schätze sie und mag sie so sehr, weil sie zum einen absolut zukunftsweisend und “am Puls der Zeit” sind – gleichzeitig das aber sehr, sehr “unaufgeregt” sind. Die Kirche im Prisma um ihren Leiter Reto Pelli kommt nicht “effektheischend” daher und dennoch: Die Predigten sind unglaublich tief, die Struktur der Gemeinde sehr durchdacht und nachhaltig geplant und die Räumlichkeiten haben mich total begeistert.
Solltest du in der Nähe von Rapperswil-Jona leben, dann geh unbedingt (mal) in diese Gemeinde. Und solltest du nicht dort leben, dann schau nach auf www.prisma.tv – dort findest du die Predigten im Video-Podcast.

Leadership Podcast von Craig Groeschel

Ich habe diesen Podacst schon an anderer Stelle erwähnt, muss es hier aber unbedingt wieder tun. Craig Groeschel ist Pastor der Life Church. Sein Leadership Podcast ist für mich so inspirierend, weil er auf den Punkt kommt und nicht endlos lang geht. Die einzelnen Sessions gehen ca. 25 Minuten – aber aufgepasst: Du solltest gut konzentriert zuhören, denn kein Satz, den Craig Groeschel spricht, ist überflüssig. Die Themen, über die Craig Groeschel spricht, sind Leiterschaftsthemen, die unabhängig von Denomination und Gemeindegröße relevant sind. Und das Schöne: Unter life.church/leadershippodcast gibt es zu jeder Ausgabe eine PDF mit Fragen, Anmerkungen und den in der Session angesprochenen Links. Die Podcasts erscheinen immer am ersten Donnerstag im Monat – also 12 mal im Jahr plus ca. 2-3 Bonusfolgen im Jahr. Das macht es absolut überschaubar und gewinnbringend zu hören – und zu bearbeiten.

Youtube-Kanal von Gunnar Engel

Gunnar ist Pastor in der Nähe von Flensburg und ein absolut cooler Typ! Kein Kollege ist so social media affin wie er und ich kenne keinen Theologen, der so auf Instagram präsent ist wie er – darüber habe ich ihn auch kennen gelernt.

Auf YouTube hat Gunnar einen Kanal, auf dem er ziemlich coole Videos postet. Die Videos sind toll produziert (das merkst du gleich in den ersten Sekunden – egal bei welchem Clip) und sie behandeln lebensrelevante Themen. “Ich möchte dir helfen, deinen nächsten Schritt im Glauben zu gehen” sagt Gunnar immer wieder in den Videos und genau dafür sind seine Videos auch da. Sie behandeln die alltäglichen Fragen, die man als Christ so hat bis hin zu ganz praktischen Fragen, wie man am besten in der Bibel liest. Aber auch seine Rubrik “Frag den Pastor” ist sehr cool – zwar geht’s um Fragen, die man ihm als Pastor stellen kann und er darauf antwortet, aber allermeist sind es dann Antworten, die auch anderen Menschen als nur Pastoren helfen.

Hier geht’s zu seinem YouTube-Kanal.

K5-Leitertraining

Seit letztem Jahr sind wir als Gemeinde Teil des K5-Leitertrainings. Dieses erstreckt sich über drei Jahre und soll in fünf Kernkompetenzen eines Leiters uns weiterbilden und stärken. An vier Schulungstagen im Jahr sind wir via Livestream mit dem Forum Wiedenest verbunden, wo das K5-Leitertraining ausgerichtet wird.

Schon nach dem ersten Schulungstag hatte ich einen Beitrag geschrieben: Gott übertrifft alle Erwartungen. Und das sehe ich heute immer noch so. Es ist so genial, an einem Schulungstag 4-5 inspirierende Vorträge zu hören, die herausfordern und ermutigen. Ein super “Nebeneffekt” ist natürlich auch, dass wir als Mitarbeitende und Leitende unserer Kirchengemeinde einen Tag lang zusammenkommen und miteinander verbringen, Beziehungen pflegen und gemeinsam inspiriert werden.

Instagram

Instagram ist eine riesengroßer Pool an inspirierenden Menschen und Accounts. Und das in ganz unterschiedlichen Richtungen. Deswegen möchte ich dir einfach ein paar Instagram-Accounts mitgeben, die mich inspirieren, die ich hilfreich finde oder deren Ressourcen ich nutze oder einfach schön finde. Und sich an Schönheit zu erfreuen, sollten wir Menschen wieder mehr lernen.

Im Folgenden findest du 10 Accounts, die mich inspirieren.

1. togetheringod

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Glaubst du wirklich daran, dass Gott deine Gebete erhört? Das ist die Frage, die heute gestellt wird, wenn wir Apostelgeschichte 12 lesen. 🙏🏻 ◼ Zweimal lesen wir in Apostelgeschichte, dass Petrus ins Gefängnis gebracht wird (5, 19 & 12, 4). Beide Male kam ihm ein Engel zur Hilfe und befreite ihn auf wundersame Weise! In diesem Kapitel lesen wir etwas besonderes, wovon wir echt was lernen können, jeder von uns. Petrus sitzt also im Gefängnis. Als die Nacht kam und er zwischen den Wächtern schlief, stand plötzlich ein Engel im Raum und weckte ihn. Die Wächter sahen das Licht nicht, nur Petrus. Seine Ketten fiehlen zu Boden und er zog sich an bevor er zusammen mit dem Engel das Gefängnis verlässt. (vgl. 12, 6 – 11) Dann geht es weiter. Wir lesen, dass über die ganze Zeit hinweg die Gemeinde für Petrus betete, damit er am Leben bleibe, auch jetzt, mitten in der Nacht taten sie es (12, 12). Petrus kommt zu dem Haus indem sie versammelt waren und klopft an der Tür. Das, worum die Gemeinde die ganze Zeit so intensiv gebetet hat, ist passiert und wie reagieren sie? Sie glauben es nicht. Eine Person, die behauptete Petrus Stimme zu hören, nannten die anderen „verrückt (12, 15)" und sie glaubten, es sei nur ein Engel und nicht Petrus selbst. Ich finde diese Stelle so unglaublich krass! Ihr Gebet wurde erhört, aber sie machen ihre Augen einfach nicht auf. Es braucht etwas Zeit, bis sie die Wahrheit tatsächlich sahen, aber als es dann soweit war, dann „erschraken sie (12, 16)." Sie konnten es nicht glauben! Sofort kam Petrus rein und erzählte die Geschichte. 😍🙏🏻 ◼ Wie oft beten wir intensiv für eine Sache und glauben in unserem Herzen gleichzeitig nicht wirklich daran, dass Gott unser Gebet wirklich erhört? Egal ob in großer Runde oder im persönlichen Gebet – wie oft fehlt uns diese innere Überzeugung?! Die ist so unbegründet! Wir Menschen denken wir zu schnell, dass Gott uns vergessen hat und machen unsere Augen nicht mehr wirklich auf! Er IST da und er HÖRT uns. Wir dürfen darauf vertrauen! 😍 🙏🏻 Lasst uns daran glauben, dass Gott auf unsere Gebete antwortet!

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6. ohnelimitgeliebt

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Sucht sein Angesicht allezeit. ⠀ 1. Chronik 16, 11b⠀ ⠀ Wenn ich ganz ehrlich bin, ging es mir in den letzten Monaten, dem letzten Jahr überhaupt nicht gut. Nicht, weil etwas schlimmes passiert oder mein Leben völlig gescheitert ist.⠀ ⠀ Wenn ich auf mein Leben schaue, ist es nahezu perfekt. Ich habe einfach alles, was man zum glücklich und zufrieden sein brauch. Ich habe eine einfach so unglaublich tolle Familie. Mir geht es super, ich bin völlig gesund. Meine Ausbildung läuft wirklich gut – ich bestehe alle Kurse mit guten Noten, selbst, wenn ich manchmal nur chinesisch verstehe und mich frage, wie ich diese Note nur hinbekommen habe. Es gab wirklich keinen Grund unglücklich zu sein oder innerlich so zerbrochen. Es war unlogisch. Naja… Alles war eigentlich doch nicht „perfekt". Im letzten Jahr war mein Glaube sehr schwach. Ich wusste nicht mehr genau, ob ich an Gott glauben soll. Ob es ihn wirklich gibt. Das hat mir wirklich jedes Fundament unter meinen Füßen genommen. Es war eine so furchtbare Zeit. Je größer meine Zweifel wurden (oder der Glaube an meine Zweifel) und je mehr atheistischer Gedankengut in mir umherkreiste, desto unerträglicher wurde mir alles. Das Leben hatte keinen Sinn. Das, was mich vorher in besonderer Weise ausgezeichnet hat (immer fröhlich, zutiefst zufrieden, explodierend vor Liebe – einfach, weil ich in ALLEM so viel Schönheit und Gottes Handschrift sehen konnte), war weg. Mein Herz ist richtig hart und bitter geworden. Es hat sich immer mehr Hass angesammelt und ich habe mich gefühlt wie ein Igel – bereit zu stechen – ohne es eigentlich zu wollen. Und warum? Weil Gott gefühlt aus meinem Leben verschwunden ist. Weil ich ihn weder spüren, noch sehen, noch sonst was konnte. Bisher war er mir immer so nah gewesen… ich habe ihn wirklich gespürt. Sooo sehr… manchmal hatte ich sogar das Gefühl, ihn flüstern zu hören. Ich war mir immer so sicher, dass er da war. Ich WUSSTE es einfach. Ich GLAUBTE einfach. Diese Gewissheit ist im letzten Jahr mit jedem Tag mehr gestorben. Jeden Tag mehr Zweifel. Jeden Tag ging es mir schlechter, fühlte ich mich lebloser als je zuvor.

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7. steveryancarter

Ehemaliger Lead Teaching Pastor der Willow Creek Community Church, der einen großen Veränderungsprozess auch durch die Gemeindekrise von Willow Creek durchgeht und seine Gedanken immer wieder auf instagram teilt.

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I remember my mentor Hal on more than a couple occasions jumped on a plane or drove out to either celebrate some moment in my life or sit with me in the pain and mess. Hal would always talk about the importance of showing up when it mattered for another. He said it’s what Christ did. Hal was quick to point out that people wouldn’t always remember what you said; but they would never forget that you were there when it was needed most. He quoted a favorite writer of his when he talked about the sheer importance of the ministry of presence or as he also referred to it, ‘the reminder of Immanuel in the here and now.’ This hasn’t been the easiest of seasons but the time has afforded me moments to live out what Hal taught me. One is upcoming and I had the strongest sense late last week that I needed to open it up to all my alumni friends at @hope_international_university. See one of my favorite profs of all time, one of my favorite humans, the one and only Dr. Paul Alexander aka @picture_pal is potentially becoming the next president at Hope. This coming Wednesday, Dr. Alexander is speaking to the @hiualumni at 7pm on campus in room 205 and I think it would be amazing if we showed up in full force to root him on. When everything broke at Willow, Dr. Alexander got on a plane like Hal would have done to just sit with me. I snapped this pic of us right before he took off for the airport. He loves Christ, he loves Hope, he embodies what this school is and will be about for years to come. If you live in Orange County, would you consider coming? If you live out of state like me, would you potentially come on out? Let’s go cheer him on and then go hang out afterwards. If you’re interested comment below or message me and I’ll give you more details. Or even better tag someone who you think needs to be there! Grace + Peace.

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9. dailykeller

Zitate des Theologen Timothy Keller

Sei kein Feigling!

21. September 2008. Stadtkirche Karlsruhe. Ich werde zum Pfarrer der evangelischen Landeskirche in Baden ordiniert. Mit dabei: meine beiden “Ordinationszeugen”, wie das so üblich ist. Der eine ist Pfarrer Markus Weimer (heute Pfarrer in Radolfzell-Böhringen – geh mal hin und lass dich inspirieren; ein klasse Typ! www.ekiboe.de). Der andere ist mein Vater (dazu empfehle ich dir diesen Artikel: www.david-brunner.de/zwischen-trauer-und-hoffnung/).

Beide sprechen mir ein wunderbares Wort aus der Bibel zu. Das eine spricht genau in meine damalige Situation hinein. Markus hat Psalm 32,8 ausgewählt:

Gott spricht: “Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.”Die Bibel, Psalm 32,8

Mein Vater wählte ein Wort aus, das mich seitdem genauso begleitet, das für mich die “DNA” eines Christen beschreibt – und das leider an einer entscheidenden Stelle nicht korrekt übersetzt ist:

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.Die Bibel, 2. Timotheus 1,7

Furcht oder Feigheit?

Der entscheidende Punkt ist, dass “Furcht” die falsche Übersetzung des griechischen Wortes δειλία (“deilia”) ist. Übersetzt man es korrekt, müsste es “Feigheit” heißen.

Jetzt magst du denken, dass das Haarspalterei ist, dann gib mir ein paar Sätze, um dir zu zeigen, dass dem nicht so ist. Der grundlegende Unterschied zwischen Furcht und Feigheit liegt für mich darin, dass Feigheit einen Schritt weiter geht.

Feigheit ist größer als Furcht, denn Feigheit bestimmt unser Tun und Handeln.

Oder wenn du es ein wenig ausführlicher und etwas “geschwollener” willst als meine simple Definition von Feigheit, dann habe ich im “Brockhaus Konversationslexikon” von 1894 eine sehr gute Definition gefunden:

Feigheit 
ist ein habitueller Zustand des Gemüts, in welchem sich der Mensch vor Gefahren oder Schmerzen in dem Grad scheut, daß dadurch einesteils seine Freiheit und Thatkraft gelähmt, andernteils sein Gefühl für Ehre und Schande abgestumpft wird.Brockhaus Konversationslexikon von 1894

Menschen haben Angst vor oder fürchten sich vor Spinnen – Feigheit lässt sie dahin kommen, keine Spinne auf die Hand zu nehmen.

Menschen haben Angst vor oder fürchten sich vor der Höhe – Feigheit lässt sie dahin kommen, nicht in die Gondel zu steigen oder den Berg hoch zu klettern.

…ok ok, wenn du dich hier angesprochen fühlst, dann denkst du eher: “Nein, nicht Feigheit – sondern der gesunde Menschenverstand.”

Ich möchte Feigheit ein wenig aus ihrem schlechten Nischendasein herausholen. Klar. Wir reden vom “Feigling” und der “feigen Sau”. Für mich ist Feigheit aber in erster Linie ein Zustand, der uns beschreibt, wenn unsere Angst oder Furcht unser Handeln und Tun bestimmt.

Paulus schreibt seinem Schützling Timotheus also nichts anderes als: “Lass nicht zu, dass die Angst und Furcht vor Menschen oder Dingen dein Handeln bestimmt. Das ist keine Haltung, die Gott dir geschenkt hat.”

Zwei Grundängste des Menschen

Manchmal ist es gut, die Dinge einfach zu halten. Deswegen glaube ich, dass es zwei Grundängste gibt, die uns Menschen bestimmen. Die eine Angst ist die vor großen Herausforderungen und Problemen und die zweite Angst ist die der Gottverlassenheit. Sinnbildlich dafür stehen in der Bibel die Geschichten von der Sturmstillung (Markus 4 / Matthäus 8) sowie für die Gotteverlassenheit die Abschiedsreden Jesu (Johannes 14-17), in denen er sich vor seinem Weg ans Kreuz von seinen Jüngern verabschiedet.

Diese beiden Stellen (Sturmstillung und Abschiedsreden) sind die einzigen Stellen des Neuen Testamentes, an denen das Wort “Feigheit” oder “feige sein” wieder vorkommt.

Und er (Jesus) sprach zu ihnen (seinen Jüngern): Was seid ihr so feige? Habt ihr noch keinen Glauben?Die Bibel, Markus 4,40
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und sei nicht feige.Die Bibel, Johannes 14,27

Die Angst vor großen Herausforderungen und Problemen kann uns schier in den Wahnsinn treiben: Der unliebsame Kollege, der Chef, der einen mobbt, die unfassbare Diagnose durch den Arzt, ein unüberwindbar scheinender Streit in der Familie, die Abschlussprüfung oder die katastrophale finanzielle Situation. Diese Angst hat viele, sehr viele Gesichter.

Aber auch die Angst vor der Gottverlassenheit spiegelt sich auf ganz unterschiedliche Weise wider: Bin ich genug für Gott? Kann mich Gott lieben nach dem, was ich angestellt habe? Ich spüre Gott gerade nicht mehr – ist er weg? Wieso hört er meine Gebete nicht?

Beide Ängste fühlen sich äußerst eklig an. Da gibt es nichts zu beschönigen, zu kaschieren oder fromm auszugleichen. Nichts dergleichen zählt. Solche Ängste kann kein Mensch gebrauchen – und dennoch treiben sie uns um.

Auch das Lesen von guten Büchern, Hören von guten Podcasts oder Reden mit guten Menschen hilft nur bedingt. Ich glaube, es hilft nur eines: Die Begegnung mit dem lebendigen Gott! Seine lebensverändernde und die Angst nehmende Realität ist das, was uns davor bewahrt, ein Feigling zu sein und nicht das zu leben, was Gott in uns gelegt hat: Kraft, Liebe und Besonnenheit.

Zwei Gundantworten Gottes

Und deswegen lässt Gott sich nicht lumpen und spricht durch Jesus genau in unsere Ängste hinein.

In die Angst vor großen Herausforderungen und Problemen sagt Jesus:

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.Die Bibel, Johannes 16,33

In die Angst der Gottverlassenheit spricht Jesus:

Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.Die Bibel, Matthäus 28,20

Seine Worte gelten, sind genug und haben Kraft! Hör auf Jesus, schau auf Jesus – dann wird es nach und nach hell. Schau nicht auf dich oder auf die Ängste – das verdunkelt dein Leben.

Und falls du dich fragst, ob du “gut genug seist” für Jesus: Lass den Quatsch!

Es gibt im Neuen Testament eine interessante Begebenheit, die du hier gleich lesen kannst. Zuvor solltest du aber wissen: Durch die damaligen gesellschaftlichen Konventionen und durch die auf sich geladene Schuld, empfand sich die Frau, die Jesus hier begegnet, alles andere als würdig, gerecht, wertvoll oder sonst was. Von allem das Gegenteil. Und noch viel schlimmer!

Von Herzen wünsche ich dir, dass du es genauso machst wie diese Frau: “Einfach” (ja, ich weiß, manchmal ist das gar nicht so einfach) zu Jesus gehen, dich von ihm segnen lassen, ermutigen lassen, lieben lassen.

Keine Verfehlungen, keine Zerbrochenheit, kein Hinfallen, keine Enttäuschungen und keine Verletzungen, keine Scham und keine Schuld können Jesus daran hindern, dich zu segnen, dich zu lieben, dich wiederherzustellen, dir zu vergeben und dich zu gebrauchen.
Er ist größer, stärker, liebender, gütiger und gnädiger als wir das auch nur ansatzweise erahnen können.

Jesus und die mutige Frau

Ein Pharisäer hatte Jesus zu sich zum Essen eingeladen, und Jesus war gekommen und hatte am Tisch Platz genommen . In jener Stadt lebte eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Als sie erfuhr, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäß voll Salböl und ging dorthin.

Sie trat von hinten an das Fußende des Polsters, auf dem Jesus Platz genommen hatte, und brach in Weinen aus; dabei fielen ihre Tränen auf seine Füße. Da trocknete sie ihm die Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, dachte er: »Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, würde er die Frau kennen, von der er sich da berühren lässt; er wüsste, was für eine sündige Person das ist.« Da wandte sich Jesus zu ihm.

»Simon«, sagte er, »ich habe dir etwas zu sagen.« Simon erwiderte: »Meister, bitte sprich!« – »Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher«, begann Jesus. »Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. Keiner der beiden konnte seine Schulden zurückzahlen. Da erließ er sie ihnen. Was meinst du: Welcher von den beiden wird ihm gegenüber wohl größere Dankbarkeit empfinden ?« Simon antwortete: »Ich nehme an, der, dem er die größere Schuld erlassen hat.«

»Richtig «, erwiderte Jesus. Dann wies er auf die Frau und sagte zu Simon: »Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gereicht; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Kuss zur Begrüßung gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast meinen Kopf nicht einmal mit gewöhnlichem Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit kostbarem Salböl gesalbt.

Ich kann dir sagen, woher das kommt. Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben worden, darum hat sie mir viel Liebe erwiesen. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.« Und zu der Frau sagte Jesus: »Deine Sünden sind dir vergeben.« Die anderen Gäste fragten sich : »Wer ist dieser Mann, der sogar Sünden vergibt?«

Jesus aber sagte zu der Frau: »Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!«
(Lukas 7, 36-50)

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Die Liste der Listen zum Buch der Bücher

Du dachtest, dass du dich in der Bibel recht gut auskennst? Dir sind so ziemlich alle biblischen Geschichten von Noah über Mose, David, Petrus und Paulus bekannt? Du kennst mindestens einen Psalm auswendig und kannst die Reihenfolge der biblischen Bücher im Schlaf aufsagen?

Schön für dich! In diesem Buch wirst du mit Sicherheit aber dennoch etwas Neues entdecken. Versprochen! Denn es steckt in diesem Buch viel, viel mehr drin, als der Titel es eventuell erahnen lässt. Mich hat dieses Buch beim Lesen wirklich begeistert und motivier, immer weiter darin zu blättern.

Oder kennst du vielleicht die 18 Vergehen, die in der Bibel genannt werden. für die die Todesstrafe galt? Würdest du auf die zehn biblischen Geschichten kommen, die man Kindern nicht erzählt? Welche zehn Lügen waren moralisch gerechtfertigt, während es acht Lügen gab, die moralisch nicht gerechtfertigt sind? (By the Way: Wann ist eine Lüge überhaupt moralisch gerechtfertigt?) Elf Ereignisse der Bibel fanden in Höhlen statt während es sechs verschollene Objekte gibt. Und fallen dir alle 13 Bezeichnungen und Bilder für den Teufel ein?

Und das war nur eine kleine Auswahl!

Jürgen Kuberski hat ein unglaublich lustiges, tiefgründiges, sachliches, informatives und unterhaltsames Werk geschaffen. Er listet alles Mögliche aus der Bibel auf – und irgendwie auch alles Unmögliche. Hin und wieder gibt es erklärende Sätze von ihm, die kurz und knapp gehalten sind. Jedes Mal werden die einzelnen “Listenpunkte” mit Bibelstellen versehen und somit ist die Quelle sofort klar.

“Die Liste der Listen zum Buch der Bücher” gehört in das Regal eines jeden Pastors, Gemeindeleiters, Theologen, Pfarrers oder hauptamtlich Mitarbeitenden in der Gemeinde, denn es hat für mich vor allem drei Hauptnutzen.

Erstens liefert es wirklich schnell und unkompliziert – auch durch das gute gegliederte Inhaltsverzeichnis – schnell einen Überblick, wenn man schon konkret weiß, wonach man schauen möchte.

Zum zweiten führt es – und das ist für mich jetzt schon zum “Hauptnutzen” geworden – nicht nur unglaubliche Listen aus der Bibel vor Augen. Vielmehr beginnt man beim Lesen der Listen über deren Inhalt zu stolpern: Übersetzungsfehler, biblische Namen in deutschen Redewendungen oder aber auch “52 mal Fürchte dich nicht” lassen mich ins Nachdenken und Grübeln kommen. Dazu bedarf es nicht immer eines dicken theologischen Wälzers – da reichen manchmal schlicht und einfach Listen.

Drittens und letztens: Dieses Buch lässt einen immer mal wieder lachen und schmunzeln. Nicht über die Bibel an sich – aber über die Tatsache, dass Gott wohl Humor haben muss. Nur so lässt sich erklären, was sich in der Bibel alles findet, was auf den ersten Blick vielleicht nicht den “größten theologischen Nutzen” hat, aber umso mehr zeigt, dass Gott Humor hat.

Auf den ersten Blick könnte man meinen: Dieses Buch ist kein großes theologisches Werk. Dem würde ich aber widersprechen, nachdem ich es nun öfters in der Hand und darin geblättert hatte. Der theologische Mehrwert ist unglaublich groß, da ich gerade als Pfarrer darin äußerst viele Dinge finde, die mir sonst verborgen bleiben würden. Gleichzeitig sind es Kuberskis Ausführungen, die manche Listen und Stellen theologisch “bewerten” und zum Nachdenken führen.

Die Liste der Listen zum Buch der Bücher
160 Seiten
ISBN: 978-3-417-29440-8
Verlag: SCM Verlag
Preis: 12,99 EUR

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Erkenne deine wahre Identität in Jesus

Unsere Predigtreihe “Aufstehen. Hinfallen. Krone richten. Weitergehen.” ist intensiv, geht tief und fordert die Hörerinnen und Hörer auf positive Weise heraus. Das haben mir schon einige Feedbacks gezeigt. Mich freut es deswegen so besonders, weil ich glaube, dass wir Menschen leicht in der Gefahr stehen, als Kopien und Falschgeld durch die Welt zu laufen – und nicht als das Original, als das Gott uns geschaffen hat. Wir machen uns abhängig von der Meinung anderer, von den Fragen und Zweifeln, die wir selbst über uns haben und vergessen dabei, was Gott über uns sagt. Und das ist sozusagen das Fundament, der Grund dieser Predigtreihe.

“Krone richten” bedeutet: Erkenne deine wahre Identität in Jesus! Und da gibt es fünf Eigenschaften, die Gott dir zuschreibt, die wir leider aber oft vergessen. Ich bin überzeugt: Wären wir uns dieser Identität immer bewusst, würden wir unser Leben ziemlich anders gestalten.

Die DNA dieser wahren Identität besteht für mich aus folgenden 5 Bausteinen.

1Du bist geliebt

Liebe ist mehr als ein Gefühl. Liebe verändert die Realität. Sie schafft einen Zustand des “Angenommenseins”, des “Sichwohlfühlens” und des “Zuhauseseins”. Ein Zustand, in dem ich so sein darf, wie ich wirklich bin. Eine Realität, in der ich mich erkennen kann, wer und wie ich wirklich bin, mich nicht verstellen muss und keine Masken aufziehen muss. Das schafft Liebe.

Uns Menschen fällt’s relativ leicht, die zu lieben, die uns lieben und die wir mögen. Gott dagegen wählte einen ziemlich krassen Schritt. Er liebt uns immer – auch dann, wenn er uns egal ist oder wir sogar noch seine “Feinde” waren, wie es der Apostel Paulus in Römer 5 schreibt:

Als wir Gott noch feindlich gegenüberstanden, hat er uns durch den Tod seines Sohnes mit sich selbst versöhnt. Wie viel mehr werden wir, da wir jetzt Frieden mit Gott haben, am Tag des Gerichts bewahrt bleiben, nachdem ja Christus auferstanden ist und lebt.Die Bibel, Römer 5,10

Im Neuen Testament gibt es einen Abschnitt, der die Liebe Gottes sehr treffend beschreibt. Genauer gesagt beschreibt dieser Abschnitt, wie Gott uns liebt. Die Aussage “Du bist geliebt” kann schnell zu einer Floskel verkommen, wenn ich mir nichts darunter vorstellen kann oder diese Aussage keinen Bezug in der Realität bekommt. Deswegen – es ist wieder mal der Apostel Paulus – gibt uns die Bibel klare Hinweise darauf, wie Gott uns liebt. Im 1. Korintherbrief schreibt Paulus einige wunderbare Zeilen über die Liebe Gottes – und darin steht unter anderem das hier:

Liebe ist geduldig und freundlich. Sie ist nicht verbissen, sie prahlt nicht und schaut nicht auf andere herab. Liebe verletzt nicht den Anstand und sucht nicht den eigenen Vorteil, sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend. Sie freut sich nicht am Unrecht, sondern freut sich, wenn die Wahrheit siegt. Liebe nimmt alles auf sich, sie verliert nie den Glauben oder die Hoffnung und hält durch bis zum Ende. Die Liebe wird niemals vergehen. Die Bibel, 1. Korinther 13, 4.8

Wenn Gott “die Liebe ist” (1. Johannes 4,16), dann kannst du in diesem Abschnitt “die Liebe” durch “Gott” ersetzen und bekommst einen Eindruck darüber, wie Gott dich liebt.

Wir sollten nicht das Staunen darüber verlieren, dass der Schöpfer dieses Universum, der eine und einzige, wahre und heilige Gott uns Menschen liebt – und zwar vollkommen unabhängig davon, wie wir zu ihm stehen, was wir tun, was wir lassen, was wir sagen – was wir glauben.

2Du bist ein Kind Gottes

Mich begeistert und fasziniert es nach wie vor, dass es unter den momentan 7.500.000.000 Menschen auf dieser Erde exakt zwei Personen gibt, die “Papa” zu mir sagen. Faszinierend. Absolut faszinierend. Und unter diesen 7.500.000.000 Menschen dieser Erde, bin ich für exakt zwei Personen dieser “Papa”. Wow. Darüber staune ich und finde es irgendwie nicht so ganz fassbar.

Staunen wir noch darüber, dass wir uns durch Jesus “Kind Gottes” nennen dürfen? Der Jünger Johannes schreibt in den ersten Zeilen seines Evangeliums, wer Jesus ist und stellt ihn dabei in einen großen Weltzusammenhang. Darin schreibt er auch, was mit den Menschen “passiert”, die an Jesus glauben und ihm vertrauen:

Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er die Vollmacht, Kinder Gottes zu werden.Die Bibel, Johannes 1,12

Wow! Als Christen sprechen wir oft davon, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Das ist korrekt. Und das ist ein großer Grund zur Freude, weil wir an Jesus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, glauben. Gleichzeitig sollten wir uns aber auch darüber im Klaren sein, dass “ein Kind Gottes zu sein” uns Vollmacht verleiht. Vollmacht über die Dinge, die uns immer wieder zum “Hinfallen” in unserer Identität bringen: unsere Selbstzweifel, unsere Selbstanklage, unsere Unzulänglichkeiten, die Worte anderer, unser Denken, was andere wohl von uns denken, unsere Schuld, unser Kleingläubige. Whatever.

Du hast Vollmacht darüber, dass diese Dinge dich nicht mehr als “gescheiterte Person” dastehen lassen dürfen. Du magst hinfallen, ja. Aber diese Dinge können und dürfen keine Macht mehr über dich haben, weil du ein Kind Gottes bist, wenn du Jesus vertraust. An anderer Stelle habe ich darüber geschrieben, was es bedeutet ein “Kind des Höchsten” zu sein.

Es gibt Phasen unseres Lebens, da freuen wir uns, wenn andere sagen: “Du bis ganz der Papa.” oder “Du kommst ganz nach der Mama.” In Zeiten der Gehirnentzündung (Pubertät) freu(t)en wir uns meistens nicht so sehr darüber. Aber genau das ist die Folge, wenn wir ein Kind Gottes sind: Wir können ihm immer ähnlicher werden. Das klingt mit den Worten des Jüngers Petrus dann so:

Jesus Christus hat uns in seiner göttlichen Macht alles geschenkt, was wir brauchen, um so zu leben, wie es ihm gefällt. Denn wir haben ihn kennen gelernt; er hat uns durch seine Kraft und Herrlichkeit zu einem neuen Leben berufen. Durch sie hat er uns das Größte und Wertvollste überhaupt geschenkt: Er hat euch zugesagt, dass ihr an seinem ewigen Wesen und Leben Anteil habt. Denn ihr seid dem Verderben entronnen, das durch die menschlichen Leidenschaften und Begierden in die Welt gekommen ist.Die Bibel, 2. Petrus 1, 3+4

“Ok”, denkst du vielleicht, “Gott ist treu, gerecht, barmherzig, liebevoll, gütig und jede Menge mehr. Ich dagegen bin das nicht.”

Falsch! Du bist es auch! Zumindest ist das deine wahre Identität in Jesus – dass du oft anders bist: Klar! Das sind die Momente, in denen wir das “Hinfallen” wahrnehmen und wieder einmal recht deutlich vor Augen geführt bekommen: Wir leben in einer gefallenen Welt, in einer Welt, in der die Sünde (auch strukturell) Einzug gehalten hat. Aber die wahre Identität ist anders. Das ist das Verrückte: Du bekommst – so schreibst es Petrus – “Anteil an Gottes ewigem Wesen und Leben”. Stell dir nur mal für einen Moment vor, du würdest so leben. Dein Leben, dein Alltag, dein Umfeld, diese Gesellschaft – alles würde eine richtig positive Wendung bekommen.

3Du bist gerettet

Wenn wir an “gerettet” im Kontext des christlichen Glaubens denken, schauen wir meistens nur eine Seite der Medaille an. Und das ist die “Wovor bin ich gerettet?”-Seite der Medaille, während wir die “Wozu bin ich gerettet?”-Seite der Medaille oft vernachlässigen.

Paulus schreibt an die Christen in Ephesus:

Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden. Das ist geschehen, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Es ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk. Durch eigene Leistungen kann ein Mensch nichts dazu beitragen. Deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden. Was wir jetzt sind, ist allein Gottes Werk. Er hat uns durch Jesus Christus neu geschaffen, um Gutes zu tun. Damit erfüllen wir nun, was Gott schon im Voraus für uns vorbereitet hat.Die Bibel, Epheser 2,8-10

Es bleibt Gnade und kein Verdienst: Dass ich die Ewigkeit mit Gott verbringen darf, ist ein Wunder und Ausdruck göttlicher Liebe, Güte und Gnade. Und das ist die “Wovor”-Seite der Medaille: Jeder, der an Jesus glaubt und ihm vertraut, ist davor gerettet, die Ewigkeit ohne Gott in der Hölle, der Gottverlassenheit, der Verdammnis, der nenn-es-wie-du-willst-ohne-Gott-Realität zu verbringen. Das ist unverdiente Gnade, ein großartiges Geschenk und Grund zu unglaublicher Freude (sollte sie dir abhanden gekommen sein, geh bitte mal in dich und mach dir neu bewusst, welch wunderbares Geschehen am Kreuz auf Golgatha vonstatten ging).

Gleichzeitig gibt es aber noch diese “Wozu”-Seite der Medaille und ich habe manchmal den Eindruck, dass sie in Vergessenheit gerät. Ich habe den Eindruck, dass manche meinen, es reicht schon, wenn ich die “Wovor”-Seite der Medaille mir vor Augen führe und “Hauptsache die Eintrittskarte in den Himmel ist gelöst”. Weit gefehlt. Dann würde dich Gott im Moment deiner Bekehrung von dieser Erde entrücken. Also hat er noch etwas mit dir vor – und das ist die “Wozu”-Seite der Medaille.

Paulus schreib: “Er hat uns durch Jesus Christus neu geschaffen, um Gutes zu tun.” Also doch Werkgerechtigkeit? Quatsch! Davon wendet sich Paulus ja in den Versen davor direkt ab. Paulus geht es vielmehr darum, dass Christen dazu gerettet wurden, anderen Menschen Gutes zu tun. Und das beste Gut, das Christen haben, sind nicht Programme, Ideen, Konzepte, eigene Stärken oder Gemeindeverfassungen. Das Beste, das Christen anderen Menschen geben können, ist die “gute Nachricht” (Evangelium ist griechisch und heißt auf deutsch “gute Nachricht”), dass es einen Gott gibt, der sie liebt und mit ihnen leben möchte. Dafür hat er alles getan, nämlich seinen einzigen Sohn hingegeben und sterben lassen – nicht weil er ein Opfer braucht, sondern weil wir Menschen aus eigener Kraft niemals “zu Gott kommen können” – das würde man sonst “Religion” nennen.

Also lass uns die “Wozu”-Seite nicht vergessen der Medaille und Menschen einladen, ein Leben im Vertrauen auf Jesus Christus zu führen. Christen, die diesen Auftrag wahrnehmen, leben ihre wahre Identität. Sie sind nicht komisch. Sie leben nur das, was Gott in sie gelegt hat.

4Du bist frei

An dieser Stelle könnte es durchaus sein, dass wir aneinandergeraten – weil ich mit einem Sündeverständnis aufräumen möchte, das nicht biblisch ist. Sünde ist im biblischen Sinn keine Tat und Sünden sind keine Abfolge und Mehrzahl von aneinandergereihten Dingen, die unmoralisch, widergöttlich, unbiblisch oder unwahr sind. Sünde im biblischen Sinn ist eine Macht, die uns Menschen knechtet. Die Dinge, die wir schnell mal als Sünde bezeichnen, sind Auswirkungen dieser Macht.

Dieses falsche Sündenverständnis hat aber leider dazu geführt, dass es hier und da eine “fromme Subkultur” gibt, weil (manche!) Christen meinen, man müsse sich nun “vor der bösen Welt” abschotten, denn diese verleitet ja nur dazu die oben genannten Dinge zu tun. Wer das behauptet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass der dadurch den stellvertretenden Tod Jesu für den Menschen ad absurdum führt, denn dann müsste Jesus immer wieder neu gekreuzigt werden für jede einzelne “Sündentat”. Weil Jesus am Kreuz von Golgatha aber die Macht der Sünde zerbrochen hat, führt unsere Freiheit viel tiefer. Genauer gesagt: Sie führt uns in unsere wahre Identität.

Paulus beschreibt das im Kolosserbrief so:

Gott hat den Schuldschein, der uns mit seinen Forderungen so schwer belastete, für ungültig erklärt. Ja, er hat ihn zusammen mit Jesus ans Kreuz genagelt und somit auf ewig vernichtet.Die Bibel, Kolosses 2,14

Erinnere dich an die Vollmacht, die dir durch Jesus geschenkt ist. Sie kommt hier zum Tragen und ist Folge der Freiheit, die Gott dir schenkt!

Die Gedanken anderer über dich – sie haben nur so viel Macht, wie du es zulässt, da du als Christ ein für alle mal in die Freiheit geführt wurdest.

Deine Selbstanklage kann dich nur so weit anklagen, wie du es selbst zulässt. Sie hat keine Macht (mehr) über dich.

Selbst deine Schuld kann dich nicht mehr verdammen, denn du bist frei durch Jesus und zur Freiheit berufen, was wiederum bedeutet, ein entsprechendes Leben zu führen und diese Berufung zur Freiheit nicht als Freibrief zu verwenden, alles Mögliche und Unmögliche zu tun.

Du magst dich manchmal als “unfrei” und “geknechtet” wahrnehmen – ja, das stimmt. Das geht mir auch so. Nicht immer leben wir und empfinden wir diese Freiheit – weil wir (siehe oben) in einer Welt leben, in der die Sünde (noch) da ist. Also waren wir diese Freiheit nie in Fülle leben können in dieser Welt. Aber alles, was Dich runterzieht, von Gott wegführt, was dich unfrei macht – es hat keine Macht mehr über dich, mag es auch noch so sehr an dir ziehen.

5Du bist eine neue Schöpfung

Das bist du – das wirst du nicht erst. Das ist keine Verheißung und kein Wunsch – das ist Realität!

Gehört also jemand zu Christus, dann ist er ein neuer Mensch. Was vorher war, ist vergangen, etwas völlig Neues hat begonnen.Die Bibel, 2. Korinther 5,17

Erinnere dich an die Zeit, als du begonnen hast, Jesus zu vertrauen. Oder denke an Freunde und Bekannte, die “plötzlich” oder durch einen längeren Prozess Christen wurden: Ihr Denken, ihr Handeln, ihr Verhalten hat sich verändert. Es wurden Dinge wichtig, die zuvor unwichtig waren – und Dinge, die vorher wichtig waren, wurden weniger wichtig. Das heißt es, “eine neue Schöpfung” oder “ein neuer Mensch” zu sein. Du bleibst dennoch die Person, die du bist, aber dein Wesen verändert sich.

Das bedeutet aber noch etwas: Es bedeutet, dass du “genug bist”. Du musst nicht noch mehr, besser, anders werden. Du bist, wie du bist, genug. Viel zu viele Menschen haben in ihrem Leben Sätze gehört wie “Du bist nicht gut genug” oder “Du genügst nicht” oder “Du bist nicht ausreichend” oder “Du bist nicht gewollt”. Das ist fatal und schlecht und verheerend. Ganz anders, was uns Gott sagt: Du bist ein neuer Mensch. Und das ist ausreichend und gut – weißt du warum? Wir schauen mal schnell auf die erste Seite der Bibel, in den Schöpfungsbericht rein:

Und Gott sah, dass das Licht gut war. […] Und Gott sah, dass es gut war. […] Und Gott sah, dass es gut war. […] Und Gott sah, dass es gut war. […] Und Gott sah, dass es gut war. […] Und Gott sah, dass es gut war. […] Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.Die Bibel, 1. Mose 1, 4.10.12.18.21.25.31

Fällt dir etwas auf? Alles, was Gott erschafft, alle Neu-Schöpfung, ist gut – und sogar “sehr gut”. Also bist du es auch.

Du bist geliebt.

Du bist ein Kind Gottes.

Du bist gerettet.

Du bist frei.

Du bist eine neue Schöpfung.

Das kann dir niemand nehmen – “außer du selbst”, wäre ich fast gezwungen zu schreiben, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich weiß, dass es in der Theorie oft sehr einfach ist, das zu glauben. Aber in der Praxis leben wir dann doch in einer gefallenen Welt und mit anderen Menschen zusammen, die nicht immer das Beste für uns wollen. Ja, das ist alles nicht so einfach zu leben.

Aber mir ist eines wichtig: Dir zu sagen, was aus biblischer Sicht deine wahre Identität ist. Sie ist eben nicht das, was andere oder du selbst über dich sagen, sondern was der Schöpfer dieses Universums, der Heilige und Ewige, der Vater von Jesus Christus über dich sagt und denkt. Das ist deine wahre Identität – nichts anderes.


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5 Wenden, welche die Landeskirche einleiten muss

Ich gebe es zu: Ich bin nicht immer “amused” über den Zustand unserer Volkskirche. Da ich mich im Süden Deutschlands befinde, sind meine Überlegungen und Gedanken natürlich besonders geprägt von “meiner” Landeskirche – die evangelische Landeskirche in Baden (www.ekiba.de). Ich liebe und schätze es, in dieser Kirche zu arbeiten und zu wirken – gleichwohl muss ich nicht zu allem “Ja und Amen” sagen und sind kritische Töne erlaubt. Aber weil ich es liebe, in dieser evangelischen Landeskirche in Baden zu arbeiten, ist mir ihr “Zustand” alles andere als egal. Sie hat ein riesengroßes Potenzial, das sie noch mehr ausschöpfen könnte, wenn ihr diese fünf Wenden gelingen.

Ich schreibe bewusst von Wenden und nicht von Krisen oder Abgründen, weil ich glaube, dass Wenden immer etwas Positives beinhalten – nämlich den Turnaround, die Umkehr, den Blick auf das Bessere. Und ich bin der festen Überzeugung: Wenn die Volkskirche (ich werde den Begriff “Landeskirche” in diesem Artikel synonym verwenden) diesen Turnaround schafft, wird sie zurückfinden in die Fülle göttlicher Verheißungen. Sie kann es – wenn sie will.

Ebenso will ich den Blick nach vorne richten. Ich hoffe und bete, dass die Landeskirche diese Wenden wirklich packt. Es wäre mein großer Wunsch! Ja, ich höre viele Menschen rufen, dass die Landeskirche doch böse sei und dass sie ohnehin keine Zukunft hat. Schreit weiter, liebe Leute – ihr habt Unrecht! Ich kann euch verstehen, dass euch Dinge auf die Nerven gehen und dass ihr gerne eine veränderte Kirche sehen wollt. Ja. Das will ich auch. Ich will aber nicht nur motzen und jammern.

Ich möchte nicht beim Negativen stehenbleiben, ich möchte nach vorne schauen. Ich möchte nicht “draufhauen”, sondern bei aller Kritik auch Handlungsoptionen zeigen, welche die Wende einleiten oder bedeuten könnten. Ich möchte selbst Teil sein einer großen Veränderung innerhalb der Landeskirche – und sehe sie hier und da schon klein aber fein aufblitzen.

1Von liberaler Intoleranz zu wirklicher Toleranz

Wer meinen Blog verfolgt, wer meine Predigten (iTunes | Spotify) hört, wer mich kennt, der weiß: Ich bin nicht liberal. Ich bin theologisch recht konservativ, bemühe mich aber, keine Kampfbegriffe zu verwenden oder Schubladendenken zu forcieren. Ich habe das jahrelang (noch im Studium beginnend) getan und dabei rückblickend festgestellt: Das bringt nichts.

Wenn ich meinen Blick so über die kirchliche Landschaft schweifen lasse, stelle ich eine zunehmende Liberalität fest. Allerdings ist es keine gesunde Liberalität im Sinne einer pluralistischen Weltoffenheit, sondern eher eine liberale Intoleranz. Was ich meine, will ich dir an einer konkreten Begebenheit verdeutlichen, das sinnbildlich für mich für das steht, was ich mit “liberaler Intoleranz” meine:

Als sich die Synode meiner Landeskirche dafür aussprach, die “Ehe für alle” auch kirchlich zu vollziehen, wurden die Pfarrkonvente (Zusammenkunft aller Pfarrerinnen und Pfarrer eines Kirchenbezirks) unserer Landeskirche von Vertretern des Oberkirchenrates besucht. In diesen Gesprächen ging es um die Konsequenzen dieses Beschlusses auf unterschiedlichen Ebenen: liturgisch, pastoraltheologisch und kirchenrechtlich. Was ich feststellte: Wer eine theologisch konservative Meinung einnahm und diesem Synodal-Beschluss nicht positiv gegenüberstand, wurde als “ewiggestrig” und “fortschrittsfeindlich”, ja sogar als “menschenfeindlich” bezeichnet.

Ich gab dem Vertreter des Oberkirchenrats auf seine Bitte, was er denn mitnehmen solle, meine Wahrnehmung mit auf den Weg: Wer theologisch konservativ ist, kann sachlich ausgewogen argumentieren – er wird sehr oft unsachlich in eine Ecke gedrängt, die nicht wirklich angenehm ist. Er wird abgestempelt und spürt recht wenig vom “toleranten Geist” unserer Gesellschaft. Er wird belächelt, verachtet und abgestempelt.

Ich weiß nicht, was der Vertreter des Oberkirchenrates aus meiner Wortmeldung gemacht hat und ob er meine Meinung an irgendeiner Stelle eingespielt hat.

Die Landeskirche gibt sich immer sehr tolerant – ist es aber bei weitem nicht so sehr, wie sie es sich selbst auf die Fahnen schreibt. Ja, ich weiß, es gibt “theologisch Konservative” in unserer Kirche, die es auch nicht gelernt haben, sich sachlich auszudrücken und Diskussionen anständig zu führen. Das gibt Kirche aber noch lange nicht das Recht, mit theologisch Konservativen generell intolerant umzugehen. Wenn die Landeskirche es nicht lernt, wirklich tolerant zu sein, dann wird sie nicht zukunftsfähig sein, weil sie selbst immer wieder auf Menschen stoßen wird, die anderer Meinung sind als sie.

Die oft postulierte Toleranz muss allen theologischen Richtungen gelten – oder sie ist eine Schein-Toleranz. Da der postmoderne Mensch jedoch eine sehr feinfühlige Wahrnehmung dafür hat, ob es seinem Gegenüber wirklich ernst ist mit der Toleranz oder nicht, wird Kirche nur dazu gewinnen, wenn sie eine wirkliche Toleranz lebt. Eine Toleranz, die den anderen ohne Geringschätzung stehen lässt – mag seine Meinung noch so anders sein als die eigene.

Mir fällt das manchmal selbst sehr schwer. Ist doch klar, dass das keiner von Geburt an hervorragend beherrscht. Aber es wäre ein Versuch wert, sich darin zu üben, den anderen stehen zu lassen, in meinem Gegenüber einen wunderbaren Menschen zu sehen, den Gott nicht weniger liebt als mich – und der nicht zwangsläufig falsch liegen muss, nur weil er eine andere Meinung hat als ich.

Eine gesunde Streit- und Debattenkultur beginnt doch dort, wo ich den anderen nicht von vornherein wegen seiner “andersartigen Meinung” ablehne, sondern ihn annehme, stehen lasse, diskutiere und wir Gemeinsamkeiten suchen. Immer dann, wenn das in “kirchlichen Gremien” geschieht, freue ich mich. Und ich habe schon in unterschiedlichsten Konstellationen mit anderen zusammengearbeitet. Immer dann, wo eine wirkliche Toleranz gelebt wird, ist es bereichernd. Für alle.

2Von historisch-kritischer Engführung zu hermeneutischer Vielfalt

Wenn Kirche nicht versteht, dass es mehr Auslegungsmöglichkeiten gibt, als die historisch-kritische Methode, die unsäglichen Schaden angerichtet hat, wird sie nicht zukunftsfähig sein. Zu viele Theologinnen und Theologen unterschiedlichster theologischer Ausrichtung kommen zu vielen relevanten theologischen Aussagen – ohne die historisch-kritische Methode zu verwenden. Und jetzt? Sind sie schlechte Theologen? Sind ihre Aussagen nicht gültig?

Leider erlebe ich es sehr oft, dass andere hermeneutische Konzepte als das der historisch-kritischen Methode mit einem Lächeln abgetan werden, als sei es ansteckend wie eine Krankheit oder gar tödlich.

Dabei reicht doch ein Blick in unsere kirchliche Landschaft: Landauf landab gibt es unzählige Gemeinden und Gottesdienste innerhalb der evangelischen Landeskirche. Würde die historisch-kritische Methode einen solchen Ertrag bringen, wie ihre Vertreter immer meinen, hätten wir nicht unbedingt volle Kirchen, müssten aber mit Mitglieder- und Gottesdienstbesucherwachstum rechnen. Das Gegenteil ist der Fall. Seit Jahren schrumpfen die Mitgliederzahlen der Landeskirchen und die Zahl der Gottesdienstbesucher hält sich penetrant bei 3 bis 4 Prozent ihrer Mitglieder, die ja zurückgehen – weswegen auch der absolute Gottesdienstbesuch zurückgeht.

Nein, die historisch-kritische Methode hat nicht das Zeug dazu, für eine Erweckung in unserer Kirche zu sorgen. Vielmehr hat sie dazu geführt, dass Sonntag für Sonntag noch jede Menge leere Plätze in den Kirchen zu finden sind, die gefüllt werden könnten. Klar: Kaum ein Theologe vertritt die historisch-kritische Methode in Reinform und gleichzeitig gibt es Arbeitsschritte innerhalb dieser Methode, die einen großen Wert haben. Mir geht es um die Vorherrschaft dieser Methode in der Ausbildung und im Schriftverständnis.

Eine Hermeneutik muss dem unverfügbaren Wirken des Heiligen Geistes offen gegenüber stehen und mit wirklichen Wundern rechnen, wenn sie der Kirche einen Weg in die Zukunft ebnen will. Eine Hermeneutik, die dem Diktat der Rationalität unterworfen ist, wird dem Menschen auch nur so viel Gewinn bringen, wie der menschliche Verstand zu fassen vermag. Gottes Wirken jedoch wird dann beim besten Willen kaum damit verbunden sein, da dieses sich unserem menschlichen Verstand oft entzieht und diesen bei weitem übersteigt.

Darüber hinaus wird es die Kirche wieder dorthin bringen, wo alles begann und was – besser: wer – immer Zentrum von Kirche ist: Jesus Christus selbst. Ich glaube, dass eine hermeneutische Vielfalt uns nicht nur aus der Enge der historisch-kritischen Methode befreit sondern auch aus der Vergessenheit darüber, dass Jesus Christus Anfänger und Vollender ist (Hebräer 12,2), der selbe gestern, heute und in alle Ewigkeit (Hebräer 13,8) und dass es um ihn geht als dem einzigen Weg zum Vater im Himmel (Johannes 14,6).

Konkret niederschlagen würde sich diese Wende in der Anerkennung anderer theologischer Abschlüsse als die, die an einer Universität oder “evangelischen Hochschule” erworben wurden. An vielen theologischen Seminaren und “Bibelschulen” wird (inzwischen) so sauber theologisch gearbeitet, dass es nicht intolerant ist, solche Abschlüsse nicht anzuerkennen, sondern schlicht und einfach arrogant. Im besten Fall geschieht dies aus Unwissenheit darüber, was an diesen theologischen Hochschulen gelehrt wird. Dauerhaft ist dieses Verhalten jedoch nicht förderlich und schon gar nicht zukunftsfähig. Denn auch der evangelischen Kirche geht das Personal aus – und obendrein noch das Geld. Da ist es schon rein strukturell nur gut, wenn sie sich anderen hermeneutischen Konzepten öffnet. Wobei ich es vor allem aus inhaltlicher Sicht natürlich einen maximalen Gewinn finde, wenn sich die Landeskirche dahingehend weiterentwickelt und eine Wende einleitet, dass sie auch Absolventen von theologischen Seminaren und Bibelschulen als kirchliche Mitarbeiter anerkennt.

3Von liturgischen Absurditäten zu gottesdienstlicher Relevanz

Liebe Kolleginnen und Kollegen, bevor ihr nun eure Fingernägel wetzt, um mir an die Gurgel zu springen, gebt mir die Chance, zu erklären, was ich meine – und was nicht.

Ich sage nicht, dass die liturgische Form an sich weltfremd wäre. Ich will damit auch nicht sagen, dass eine traditionell-liturgische Form für den Gottesdienst keine Daseinsberechtigung mehr hat.

Ich glaube, das Problem liegt viel tiefer: Ein Großteil meiner Kolleginnen und Kollegen hat in ihrer Ausbildung nie gelernt, wie man Gottesdienste auch anders als mit Orgel, Wechselgesang und jahrhundertealten Ausdrucksweisen feiern kann. Auch das wäre noch nicht ganz so tragisch, wenn nicht obendrauf dann etwas viel Schlimmeres geschieht: Die Ansicht, neue Gottesdienstformen seien nicht nötig, sie seien eine Zeiterscheinung und man müsse die Gemeinde nur so weit erziehen und das ein oder andere liturgische Element erklären, so dass die liturgische Form des Gottesdienstes als Alleinstellungsmerkmal akzeptiert wird.

Ja, liebe Leserin, lieber Leser, falls du dir nun die Augen verwundert reibst: Diese Auffassung von Gottesdienstgestaltung gibt es – leider. Und sie hat überhaupt nichts damit zu tun, dass die Landeskirche gemeinhin auch “Volkskirche” genannt wird, da sie mit dieser klassischen Form Untersuchungen zu Folge nur zwei, maximal drei Milieus von zehn innerhalb unserer Gesellschaft erreicht. Aber wie soll sie auch zur Volkskirche werden, wenn ihre Mitarbeitenden niemals darin geschult und unterrichtet werden, das gesamte Volk im Blick zu haben, sondern lediglich die zwei bis drei Milieus, zu denen Kirche ohnehin schon einen relativ positiven Kontakt hat? Ein Teufelskreis – wenn dieses Wort im kirchlichen Kontext nicht so unangebracht erschiene.

Wieso um alles in der Welt lernen Theologinnen und Theologen in ihrer Ausbildung (Vikariat) nicht auch, wie man Gottesdienste in zeitgemäßer Form feiert mit zeitgemäßen Instrumenten und einer zeitgemäßen Sprache? Mit Elementen und Medien, die der Mensch von heute kennt und (ge-)braucht? Und damit meine ich nicht, dass man sich “die Sache mal anschaut” und das gleiche als ein nettes “Add-On” dargestellt wird, sondern dass in gleicher Intensität auch das Feiern von Gottesdiensten in anderer als in klassisch-liturgischer Form eine Rolle spielt.

Wieso diese Vorrangstellung des traditionell-liturgischen Gottesdienstes? Für mich gibt es auf diese Frage nur zwei Antworten, die mich aber nicht zufriedenstellen. Die eine Antwort ist der Satz, der bei Kirchen-Bingo dir den Sieg sichert: “Das war schon immer so!” Die zweite Antwort ist noch beunruhigender: Es fehlt schlicht und einfach an entsprechender Kompetenz auf Seiten der Lehrenden und Lernenden.

Also begnügt man sich damit, den Gottesdienst in seiner liturgischen Form weiterzufeiern, hier und da ein bisschen zu pimpen und für die Unverbesserlichen installiert man dann ein “zweites Programm”, einen “anderen Gottesdienst”, etwas “für Gäste” – als ob es weniger Wert wäre als das “erste Programm” – zumindest ist es hierarchisch abgestuft und nur das zweite, nicht das erste Programm.

“Aber die Bibel ist doch auch ein uraltes Buch und dennoch zeitgemäß”, höre ich dann immer wieder andere sagen. Das stimmt. Aber ich bin nicht so vermessen, meine Form des Gottesdienstes mit dem ewig gültigen Wort Gottes gleichzusetzen.

Ich komme beim letzten Punkt noch ausführlicher darauf zu sprechen. Aber wieder treibt mich eine Frage um: Wieso lernt man nicht von Freikirchen? Wieso schaut man nicht in die FEGs, in die ICFs und in andere freie Gemeinden? Ist man sich selbst genug? Hält man die anderen für zu fromm, abgefahren oder modern?

Und wieso müssen Pfarrerinnen und Pfarrer dabei selbst auf die Idee kommen, mal über den eigenen Tellerrand zu schauen, anstatt dass dies auch “von oben” gefördert und gewünscht wird und man so wirkliche Ökumene (und nicht nur evangelisch-katholische Ko-Existenz) feiert?

Oh wie schön wäre das doch, wenn kreative und innovative Theologinnen und Theologen, Pastorinnen und Pastoren mehr Gehör finden würden und nicht immer als Exoten dastünden.

Unsere Gesellschaft respiritualisiert sich gerade selbst und auch die “Generation Y” hat nur bedingt Vorbehalte gegen das (institutionelle) Religiöse. Der Mensch fragt nicht unbedingt nach dem großen Ganzen und dem letzten Sinn – aber erstaunlicherweise ist eine Sehnsucht in unserer Gesellschaft wahrzunehmen, welche die Moderne versucht hat, zu unterdrücken: eine Sehnsucht nach “Mehr”. Eine Sehnsucht danach, dass es noch mehr geben muss als das, was wir mit unseren Technologien und unserem Know-How selbst erschaffen können. Etwas, das sich unserem rationalisierten Weltbild entzieht, ein Stück weit mystisch und mythisch bleibt – et voilà: Willkommen in der geistlichen Realität.

Die Ampeln stehen nicht mehr auf Rot und der postmoderne Mensch bekommt nicht gleich die Krätze, wenn er von “Religion” liest oder hört. Nein. Er findet darin selbst etwas Heilsames und Sehnsuchtsstillendes. Bitte, bitte, liebe Kirche, lass dich auf die Wende ein und gib diesen Menschen ein Zuhause, ihrer Sehnsucht einen Ort und ihrer Spiritualität etwas, das sie wirklich erfüllt: das lebendige Wort Gottes in einem zeitgemäßen Gewand – nicht als Ergänzung, sondern als gleichberechtigte Form neben den klassischen und traditionellen Formen von Kirche.

4Von einem fragwürdigen Taufverständnis zu einer Vielfalt der Mitgliedschaftsmöglichkeiten

Ich glaube, die Säuglingstaufe ist maximal die zweitbeste Form, wie man mit der Taufe umgehen kann. Biblisch betrachtet gibt es keine einzige explizite Erwähnung der Taufe von Säuglingen. “Er und sein ganzes Haus ließen sich taufen”, wie es im Neuen Testament immer wieder heißt, reichen für eine Legitimierung der Säuglingstaufe nicht aus. Nur weil etwas nicht negativ genannt wird, können wir nicht davon ausgehen, dass es positiv konnotiert ist. Jesus, Paulus oder andere großartige Personen und Verfasser neutestamentlicher Schriften haben sich auch über andere Dinge nicht negativ geäußert, die wir dann plötzlich positiv bewerten.

Also braucht es eine theologische Legitimierung der Säuglingstaufe, die volkskirchlich meist dadurch geschieht, dass sie die “gratia praeveniens”, also die “vorauseilende Gnade” Gottes zum Ausdruck bringen soll oder sie soll zum Ausdruck bringen, dass Gott durch die Taufe den Menschen annimmt.

Beides greift jedoch viel zu kurz – dazu reicht schon die Lektüre von Psalm 139, in dem König David Gott dafür dankt, dass er ihn wunderbar gemacht hat und ihn schon kannte und alle Tage seines Lebens schon aufgeschrieben wurden bei Gott, ehe auch nur der erste Tag schon begann. Ich weiß, dass diese wenigen Zeilen einer profunden Auseinandersetzung mit der Frage nach der Säuglingstaufe nicht gerecht wird – wer mehr wissen will, dem empfehle ich gerne meine ausführlichen Gedanken zu “Taufe in der Apostelgeschichte“.

Zurück zur Wende: Ich bin der festen Überzeugung, dass alternative Modelle der Mitgliedschaft, wie sie beispielsweise in der anglikanischen Kirche schon gelebt werden, nur förderlich und nicht hinderlich sein könnten – auch wenn man über das Problem der Taufe hinwegsieht. Konkretes Beispiel: Da wir im Normalfall in der evangelischen Landeskirche die so genannten parochiale Struktur haben (kurz gesagt: dort, wo ich wohne, gehöre ich der Gemeinde an), ist es für uns als “Grenzgemeinde” unmöglich, dass Personen aus der Schweiz Mitglied unserer Kirchengemeinde werden können, auch wenn sie jeden Sonntag zu uns kommen, unsere Hauskreise besuchen und in der Gemeinde mitarbeiten.

Aber auch was die Praxis der Taufe betrifft, muss sich die Volkskirche einer Wende öffnen, denn immer weniger Eltern lassen ihr Kind überhaupt noch Taufen im Alter von wenigen Monaten (oder Jahren). Der im kirchlichen Sprachgebrauch so unsäglich klingende “Taufaufschub” kommt immer mehr in der Praxis vor, was bedeutet: Immer weniger Menschen werden als Säuglinge getauft. Da aber das gesamte Kirchensteuersystem darauf aufbaut, dass Menschen schon Mitglied sind, bevor sie Kirchensteuer bezahlen, da es unwahrscheinlicher ist, auszutreten, wenn man schon dabei ist, als einzutreten, um seine Mitgliedschaft kundzutun, wird die Volkskirche mittelfristig große finanzielle Probleme bekommen.

Paradox an sich ist es ohnehin, Taufe und Kirchensteuer miteinander zu verknüpfen – aber meine Idee war es nicht… Im Ernst: Taufe soll und muss Ausdruck meines Bekenntnisses zu Jesus Christus bleiben. Finanzierung der kirchlichen Arbeit jedoch darf nicht mit der Taufe verknüpft werden. Hier brauchen wir eine komplette Veränderung und Öffnung zu alternativen Konzepten – oder kurz: eine Wende.

Wieso nicht ein ergänzendes Modell wählen, bei dem aus “dem großen Topf” alle Gemeinden bedacht werden, gleichzeitig die Menschen jedoch nicht allgemeine Kirchensteuer bezahlen, sondern einen Beitrag, das ihrer Kirchengemeinde direkt zugute kommt. Natürlich – das wäre für manche Gemeinden zwar nicht das Aus, aber sie müssten sich nach der Decke strecken. Leider. Bedeutet aber wiederum, dass sie zur Zeit ohnehin auf einer Scheinsicherheit ihre Finanzen aufbauen.

Dann wäre es auch nicht mehr von Bedeutung, ob ein Baby getauft oder gesegnet wird – im Blick auf die Mitgliedschaft.

5Von einer trägen Inspirationslosigkeit zu einem leidenschaftlichen Verständnis von Kirche

Ja, ok. Ein wenig pointiert formuliert, ich weiß. Aber ganz ehrlich: Vieles, was in unserer Landeskirche geschieht, inspiriert mich nicht. Das ist so “old school” und für mich (für andere mag das anders sein) lebensfremd, dass mir schlicht und einfach die Leidenschaft und Lebendigkeit fehlt und fast schon abhanden kommt, wenn ich mich zu sehr damit auseinandersetze.

Ich glaube, dass es manchmal stimmt: Die Theologie will Antworten auf Fragen geben, die kein Mensch gestellt hat. Aber auf die wirklichen Fragen der Menschen, findet die Theologie oft keine Antwort oder auch nur einen Ansatz dazu. Das finde ich extrem schade, denn Theologie kann so was von inspirierend und leidenschaftlich betrieben werden, dass sie gar nicht anders kann, als die Glaubens- und Lebensfragen der Menschen aufzunehmen. Hier finde ich immer wieder Inspiration bei Theologen wie Tim Keller, Carey Nieuwhof oder Johannes Hartl.

Und hier fällt dir auf: Das sind keine klassischen landeskirchlichen Theologen, wo wir bei dem oben schon erwähnten Punkt der Inspiration durch andere Kirchen, dem Blick über den Tellerrand oder das Netzwerken im besten Sinne der Ökumene angekommen sind.

Ich lasse mich liebend gerne von anderen Kirchen und Gemeinden, von Theologinnen und Theologen, von Leiterinnen und Leitern, Pastorinnen und Pastoren anderer Gemeinden inspirieren. Dabei ist mir nicht wichtig, welches “Label” sie tragen, sprich: Zu welcher Kirche sie gehören. Ich will lernen. Schlicht und einfach lernen. Lernen, wie wir noch besser, noch zeitgemäßer, noch ansprechender das Evangelium verkündigen und Gemeinde leiten können, damit Menschen, die Gott noch nicht kennen, zu leidenschaftlichen Nachfolgern Jesu werden.

Diese Haltung benötigt die Volkskirche im großen Stil, um zukunftsfähig zu bleiben. Über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen bewahrt nicht nur davor, nur den Blick auf sich selbst zu richten, sondern lässt mich andere Perspektiven einnehmen, Inspiration empfangen und mit neuer Leidenschaft an die wunderbare Aufgabe der Gemeindeleitung herangehen.

Die Zukunft der Kirche wird kooperativ im besten Sinn sein: Ko-Operare, miteinander/gemeinsam agieren. Nicht jeder für sich in seinem Sumpf und Umfeld, sondern in einer großen Freundschaft und Verbundenheit mit anderen Gemeinden und Kirchen, die jenseits der eigenen Kirchengrenzen zu finden sind. Ich selbst profitiere sehr, sehr viel vom ICF Network oder auch von Willow Creek. Genauso ist “Der Leiterblog” ein wunderbarer Fundus, über den eigenen Tellerrand hinaus Inspiration und Leidenschaft zu bekommen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Lothar Krauss, der diesen Blog initiiert hat und betreibt.

Die Zukunft der Kirche wird nicht nur kooperativ sein – sie wird leidenschaftlich sein, oder sie wird gar nicht sein.

Ich spreche niemandem seine Leidenschaft ab. Im Gegenteil. Ich sage es sehr deutlich und mit großer Freude, weil es die Pluralität und Vielfältigkeit unserer Kirche deutlich macht: Ich kenne Kolleginnen und Kollegen, die von Herzen gerne, mit großer Leidenschaft und ausgezeichneter Kompetenz liturgisch-traditionelle Gottesdienste feiern. Dabei predigen sie Gottes Wort voller Liebe und Vollmacht und Menschen wachsen im Glauben. Ja, ja, liebe Freikirchler: Es gibt Wachstum auch innerhalb der Landeskirche!

Aber noch nicht genug. Und hier wünsche ich mir mehr Leidenschaft, mehr Begeisterung. Ich bin Fußballfan. Ich war früher viel im Stadion. Die Menschen dort leben ihre Begeisterung, ihre Leidenschaft. Diese beiden Gefühlsäußerungen sind an sich nichts Negatives. Aber bei Kirchens sind sie leider oft außen vor. Das ist schade. Ich wünsche mir mehr Unkonventionelles und Unvorhersehbares, mehr Innovation und Mut zum Risiko.

Kooperation mit dem Heiligen Geist

Ich habe Hoffnung für die Landeskirche und schaue selbst voller Leidenschaft und Freude in die Zukunft. Warum? Weil nicht ich, nicht ein Oberkirchenrat, Landeskirchenamt oder sonst jemand der Boss ist – sondern Jesus selbst. Er ist und bleibt der Herr der Kirche. In Kooperation mit seinem, dem Heiligen Geist, wird unabhängig von unseren Fähigkeiten und unserem Können Gott selbst seine Güte und Größe zeigen.

In der Homiletik ist mir Rudolf Bohrens Aussage von der “theonomen Reziprozität” begegnet, die aber nicht nur auf die Predigtlehre, sondern generell für das Tun und Lassen bei Kirchens anzuwenden ist. Theonome Reziprozität bedeutet: eine von Gott gesetzte Wechselseitigkeit.

Gott selbst ist der Ursprung allen kirchlichen Handelns, damit es nicht in menschlichem Aktivismus verfällt. Dies aber bedeutet, konkret nach seinem Willen zu fragen und mit dem Heiligen Geist zu kooperieren. Das heißt: Ihn bitten, sich zu offenbaren, zu zeigen, in Situationen hineinzuwirken, wie wir Menschen es nicht tun können. Das heißt auch: Vertrauen darauf, dass der Heilige Geist übernatürlich und unseren Verstand übersteigend wirken kann zum Aufbau des Reiches Gottes. Ich glaube, wenn wir das verstärkt tun, werden wir Aufbrüche und Erneuerung in der Landeskirche erleben. Let’s go!

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Pergamente und Papyri

Dieses Buch liest sich phasenweise wie ein Krimi. Es beschreibt die Entstehungsgeschichte des biblischen Textes, wie wir ihn heute vorliegen haben. Weil die Bibel nicht einfach vom Himmel gefallen ist, sondern von vielen menschlichen Autoren verfasst wurde, gab (und gibt) es einen langen, langen Weg der Überlieferung. Auf welchen hebräischen oder griechischen Grundtext geht eigentlich die Lutherbibel, die “Hoffnung für alle” oder die “Neue Genfer Übersetzung” zurück? Gibt es diesen einen “Grundtext” überhaupt?

Unglaublich, welche Geschichte(n) hinter dem Text des Buches aller Bücher steht. Der norwegische Theologe und Schriftsteller Hans Johan Sagrusten schafft es, dieses vermeintlich trockene Thema wirklich sehr, sehr lebendig zu schildern.

Ihm gelingt es, sachlich-wissenschaftlich klingende Dinge wie “Codex Alexandrinus”, “Masoreten” oder “Majuskel 0220” mit Leben zu füllen.

Wie die Bibel überliefert wurde

Ohne eine lange Geschichte der Textkritik und Überlieferungsgeschichte hier vornehmen zu können, will ich dennoch kurz skizzieren, weshalb “Pergamente und Papyri” in meinen Augen auch für theologische Laien äußerst wichtig und relevant sein kann.

Die Bibel, wie wir sie heute lesen, ist nicht als gesamtes Werk entstanden, das von einem menschlichen Autor verfasst wurde, unzählige Male kopiert wurde und seitdem das meistverkaufte Buch der Erde ist.

Der hebräische, griechische (und lateinische) Grundtext, auf dem die Bibelübersetzungen unserer Zeit beruhen, ist wiederum ein Text, der zusammengesetzt ist aus vielen, vielen einzelnen “Pergamenten und Papyri”. Das heißt: Ein großer Text (der biblische Text) entstand aus vielen, vielen kleinen Texten, die über die Jahrhunderte und Jahrtausende geschrieben wurden, verloren gegangen sind, wiedergefunden wurden, teilweise zerstört sind und schließlich wie ein großes Puzzleteil zusammengesetzt wurden. Ja, man könnte sagen, dass die Bibel wie ein großes Puzzle ist, das aus vielen kleinen Teilen besteht. Und nur nebenbei bemerkt: Umso faszinierender ist es, dass sich durch die Bibel ein heilsgeschichtlicher roter Faden zieht, der die Überlieferung nicht nur überlebt, sondern auch bestimmt hat.

Nun kann man sich vorstellen, dass dieses “Suchen und Zusammensetzen” der einzelnen Puzzleteile (Pergamente und Papyri) eine in höchstem Maß akribische, spannende, atemberaubende und verantwortungsvolle Arbeit ist, die sich über Jahrhunderte erstreckte. Und genau diese Arbeit skizziert Sagrusten in seinem Buch “Pergamente und Papyri”.

Von verschollenen Pergamenten und raffinierten Mönchen

Ich will hier nicht spoilern, deswegen führe ich die Überschrift nicht weiter aus – aber vielleicht macht sie Lust auf mehr von dem, was Sagrusten wirklich beherrscht: Geschichten erzählen. Wie oben erwähnt, liest sich dieses Buch phasenweise wie ein Kriminalroman. Sagrusten beschreibt eben nicht nur trocken die wissenschaftliche Materie, sondern nimmt den Leser mit hinein in die Überlieferungsgeschichte, in die Zeit der Antike und des Mittelalters und mitten hinein in die Orte, die wichtig sind für die Überlieferung der Bibel.

Mal befinden wir uns in einem Kloster, in dem es irgendwie nicht mit rechten Dingen zugeht oder aber der Wissenschaftler, der sich in diesem Klostern befand, nicht ganz die Wahrheit sagt.

Dann wieder macht der Leser einen Ausflug an den See Genezareth, wo es um die Entsethungsgeschichte der “Krone von Aleppo” geht oder aber wir befinden uns in den Höhlen von Qumran.

Diese Anekdoten, Geschichten und Hintergrundereignisse machen dieses Buch so unglaublich lesenswert und spannend.

Eine inspirierende Tiefe und Weite

“Pergamente und Papyri” ist aber kein reiner Roman, sondern liefert sehr viel Faktenwissen über die Entstehung der Bibel als dem “Buch der Bücher”.

Dieses Wissen vermittelt Sagrusten aus seinem reichen Fundus an eigener Überzeugung und Kompetenz. Gleichzeitig aber lässt er unzählig viele Textwissenschaftler und Theologen zu Wort kommen, welche dem Buch eine inspirierende Tiefe und Weite geben.

Darüber hinaus widmet sich Sagrusten im letzten Teil seines Buches einigen “Fragwürdigkeiten” rund um die Überlieferungsgeschichte der Bibel. Er untersucht die wichtigsten Unterschiede der einzelnen Manuskripte nachdem er zunächst deren Tragweite und Bedeutung beschreibt.

Und nicht zuletzt geht er auf einige äußerst “brenzlige Fälle” der Überlieferungsgeschichte ein:

Was ist mit dem Ende des Markusevangelium passiert? Denn die letzten Verse (ab Vers 9 im 16. Kapitel) dieses Evangeliums finden sich in vielen alten Handschriften (Pergamente und Papyri) nicht. Ist es also erfunden worden oder über die Jahrzehnte und Jahrhunderte lediglich verschollen und erst später wider aufgetaucht?

Wie verhält es sich mit der Johannes 8,1-11, wo von der Begegnung einer Ehebrecherin mit Jesus geschrieben wird? (“Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.”) Auch diese Geschichte findet sich in alten Überlieferungen nicht – schon gar nicht an dieser Stelle im Johannesevangelium, sondern teilweise sogar in anderen biblischen Büchern.

Sagrusten schreibt voller Leidenschaft über die Überlieferungsgeschichte des biblischen Textes. Gerade die Mischung aus Wissensvermittlung, spannender Schilderung und dem Klären brenzlige Fragen macht dieses Buch so lesenswert und lohnenswert.

Infos:
200 Seiten
20,00 EUR
ISBN: 978-3-417-26861-4
SCM Verlag

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5 Gründe, warum Christsein ohne Gemeinde nicht funktioniert

“Ich glaube schon an Gott – aber dazu brauche ich keine Gemeinde.” Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz schon gehört habe – aber es war sehr, sehr oft. Jedes Mal denke ich “Das ist so ein Quatsch” und jedes Mal versuche ich es dann, meinem Gegenüber liebevoll zu sagen.

“Klar, der ist Pfarrer, der muss das schreiben!” Vielleicht denkst du so. Dann lass mich dir eines sagen: Auch das ist Quatsch. Ich meine das liebevoll.

Diese 5 Gründe haben nichts mit meinem Beruf oder meiner Zukunftssicherung zu tun. Diese 5 Gründe sind auch nicht meine Idee, sondern es sind göttliche Prinzipien, wie wir sie in der Bibel finden. Als Christ habe ich das wunderbare Privileg, aus der Bibel zu erkennen, was Gottes Wille und Absicht mit mir und meinem Leben ist. Wie cool ist das denn! Aber wie blöd wäre ich, wenn ich diese Prinzipien nicht anwenden würde – was leider viel zu oft vorkommt.

Eben deswegen sind diese 5 Gründe keine Idee, kein Hirngespinst von mir und auch kein letzter Hilferuf an diese Menschheit, die Gemeinden zu füllen, damit der Berufsstand “Pfarrer/Pastor/Gemeindeleiter” gesichert ist. Diese 5 Gründe sollen dir helfen, selbst zu erkennen, wieso Christsein ohne Gemeinde nicht geht – weil Gott sich schon was bei “Gemeinde” gedacht hat.

Wenn ich von “funktionieren” schreibe, dann meine ich das bewusst so. Es ist wie mit einem technischen Gerät, das ohne bestimmte Komponenten nicht “funktioniert”, also nicht seiner Bestimmung nachkommen kann, nicht das tun kann und soll, wozu du es dir angelegt hast – oder um es hochtrabend zu sagen: wozu es geschaffen wurde! So verhält es sich auch mit dem Christsein: Wenn ich zum Glauben an Jesus Christus finde, dann bin ich dazu berufen, Teil seiner Gemeinde zu sein, weil mein Glaube ansonsten nicht “funktionieren”, also nicht zu seiner Berufung und Bestimmung kommen würde.

Deswegen sind diese 5 Gründe auch nicht nur ein “nice to have” – sondern eher ein “musst have”.

1Alleine gehst du ein

Im Alten Testament gibt es ein wunderbares Bild dafür, was der Unterschied ist, das Leben alleine oder mit anderen zu führen.

Ein Einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden; zwei, die zusammenhalten, wehren den Überfall ab. Und: Ein dreifaches Seil kann man kaum zerreißen.Die Bibel, Prediger 4,12

Ein tolles Bild. Ich mag es, auf die Nuancen zu achten. Es steht hier nicht, dass ein dreifaches Seil nie zerreißen kann. Es steht hier, dass es “kaum” zerreißen kann. Das heißt auch: die Gemeinde ist nicht das Allheilmittel und auch trotz dessen, dass du Teil einer Gemeinde bist, wird nicht alles gut gehen in deinem Leben. Gleichzeitig aber ist die Schilderung zu Beginn des Verses eindeutig: “Ein Einzelner kann leicht von hinten angegriffen und niedergeschlagen werden.” Ok, das ist krass. Aber ich hoffe, du steigst mit ins Bild ein.

Alleine durchs Leben zu gehen sorgt dafür, dass du vielen Angriffen und Anfechtungen ausgesetzt bist. Überlege doch nur mal, wie sehr sich Satan freut, wenn Christen alleine durchs Leben gehen wollen. Das ist wie mit einem Stück Holz, das aus dem Feuer heraus genommen wird: Es mag eine Weile noch brennen und glimmen, aber es verlöscht. So ist dein Glaube, dein Christsein auch wesentlich anfälliger für Versuchungen und Anfechtungen, für Momente des “Niedergeschlagenseins”, wenn du meinst, du kannst dein Christsein schon alleine mit dir ausmachen.

Was Gott schon bei der Schaffung des Menschen sagte, das hört bis heute nicht auf, wo wir uns fragen: Muss ich als Christ Teil einer Gemeinde sein oder nicht? Du musst nicht, aber schau dir mal an, was Gott von Anbeginn der Welt über dem Menschen ausgesprochen hat:

Gott, der HERR, sagte: “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm jemanden zur Seite stellen, der zu ihm passt!”Die Bibel, 1. Mose 2,18

Nicht allein sein. Der Mensch ist als Individuum geschaffen, aber nicht für ein egozentrisches Leben. Er ist dafür geschaffen, als Christ Teil einer Gemeinschaft zu sein, “die zu ihm passt”. Und das ist natürlich Voraussetzung, damit das Ganze funktioniert: Es sollte eine “echte Gemeinschaft von Heiligen”, wie es im Glaubensbekenntnis so schön heißt, sein. Nicht nur ein zusammengewürfelter Haufen, die in ihren Unterlagen bei Konfession eine bestimmte (oder eben keine) Bezeichnung drinstehen haben.

Dann – aber auch nur dann – wirst du erfahren, wie gut und wichtig es für dich ist, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die wie du auch an Jesus glaubt, die wie du auch immer wieder hinfällt und aufsteht und die wie du auch von der Gnade Gottes lebt.

2Der Christus im Wort des Bruders und der Schwester

Hä? Was soll das heißen? Das ganze Zitat als Überschrift wäre etwas zu lang gewesen. Aber es geht um diese Aussage von Dietrich Bonhoeffer:

Der Christus im eigenen Herzen ist schwächer als der Christus im Worte des Bruders; jener ist ungewiss, dieser ist gewiss.Dietrich Bonhoeffer

Was Bonhoeffer in seinem Buch “Gemeinsames Leben” damit ausdrücken will, ist so wichtig und grundlegend dafür, dass du verstehst: Christsein ohne Gemeinde geht nicht.

Dein eigener Glaube mag stark und fest sein – und doch wird es Momente geben, in denen du den Zuspruch anderer brauchst. Und wie dieser geschieht, sieht ganz unterschiedlich aus:

  • Das mag die Predigt sein, die dir neue Gedanken aufzeigt.
  • Es kann das Gespräch mit einem anderen Christen nach dem Gottesdienst sein.
  • Im Lobpreis erkennst du neu die Größe Gottes.
  • Nach dem Gottesdienst betet jemand für dich persönlich und segnet dich.

Das alles ist nur möglich, weil es andere Menschen sind, die – so sagt es Bonhoeffer weiter – “Bringer der Heilsbotschaft” sind. Das kannst du nicht alleine für dich “machen”. Du brauchst “Brüder und Schwestern”, wie es im christlichen Jargon so schön heißt, die dir Gottes Größe vor Augen führen, dich inspirieren, dich auf neue Gedanken bringen, dich herausfordern oder einfach: dich trösten, ermutigen und stärken.

Das alles ist im Neuen Testament im Kolosserbrief wunderbar vom Apostel Paulus – der wie kein anderer “Gemeindeexperte” ist – zusammengefasst, als er der Gemeinde in Kolossä schreibt:

Lasst die Botschaft von Christus ihren ganzen Reichtum bei euch entfalten. Unterweist und ermahnt euch gegenseitig mit aller Weisheit und dankt Gott von ganzem Herzen mit Psalmen, Lobgesängen und Liedern, die euch Gottes Geist schenkt. Ihr habt doch Gottes Gnade erfahren! All euer Tun – euer Reden wie euer Handeln – soll zeigen, dass Jesus euer Herr ist. Weil ihr mit ihm verbunden seid, könnt ihr Gott, dem Vater, für alles danken.Die Bibel, Kolosser 3,16-17

Ich möchte es nicht nur defizitär denken, dass dir etwas “fehlt”, wenn du deinen christlichen Glauben nicht in der Gemeinde lebst. Positiv ausgedrückt ist es ein unglaublich großer Schatz und ein riesengroßes Potenzial, das in der Gemeinde Jesu vorhanden ist. Mir ist es überhaupt nicht verständlich, wie man sich dagegen regelrecht wehren kann und meint, man könne sein Christsein auch ohne dieses Potenzial und ohne diesen Schatz leben. Kannst du schon – aber dann ist es halt schlecht. Deine Wahl.

3Der Segen göttlicher Verheißungen

Die meisten Verheißungen im Neuen Testament sind keine Verheißungen an einzelne Personen, sondern es sind Verheißungen für die gesamte Gemeinde. Das beginnt schon zu Lebzeiten Jesu. In Matthäus 16 wird berichtet, wie sich Jesus mit einem seiner Jünger, nämlich Petrus, unterhält. Jesus fragt seine Jünger, was die Menschen glauben, wer er sei. Daraufhin antwortet ihm Petrus, dass er doch der “Christus”, der Gesalbte, der Messias, der von Gott Gesandte ist.

In diesem ganzen Dialog geht es um Jesus und Petrus – und dann kommen sie auf die Gemeinde zu sprechen. Jesus sagt, dass “auf diesen Fels”, also auf dieses kräftige Bekenntnis hin, er seine Gemeinde errichten wollte, Petrus wird ihr vorstehen und dann kommt der entscheidende Satz.

Deshalb sage ich dir jetzt: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und das Totenreich mit seiner ganzen Macht wird nicht stärker sein als sie. Die Bibel, Matthäus 16,18

Jesus verheißt nicht Petrus eine unglaubliche Macht und Stärke, sondern der Gemeinde. Die Verheißung, dass nicht einmal die Mächte der Hölle (das ist mit dem “Totenreich” gemeint) stärker sein werden bezieht sich nicht auf Petrus, sondern auf die Gemeinde.

Wow! Was ist das für eine krasse Aussage! Auf gut deutsch: Nichts (!) ist stärker als die Gemeinde Jesu. Sie hat eine so unglaubliche Kraft, dass sich ihr zwar vieles in den Weg stellen mag, sie aber niemand überwinden wird. Wohlgemerkt: Nicht von einzelnen ist hier die Rede, sondern von der Gemeinde Jesu als Gesamtheit.

Wenn du deinen Glauben nun innerhalb einer christlichen Gemeinde lebst, dann lebst du ihn innerhalb dieser Gemeinschaft, die nichts und niemand zu Fall bringen wird, weil es die Kirche und Gemeinde Jesu ist und nicht einmal die Mächte der Hölle sie überwinden können.

Diese Verheißung, diese unglaublich kraftvolle Segnung wirst du dann empfangen, wenn du Teil einer Gemeinde bist. Und so gibt es im Neuen Testament sehr, sehr viele Verheißungen, die überwiegend für die Gemeinde gelten, in der ja wiederum Individuen wie du und ich sind – aber sie sind nicht speziell an einzelne Personen gerichtet, sondern dadurch, dass du Teil einer Gemeinde bist, wirst du diese Verheißungen, diese Segnungen erlangen.

Die Verheißung, dass Gott treu ist und Kraft gibt, im Glauben “dranzubleiben” und auch das ein oder andere auszuhalten, das sonst unsere Kräfte übersteigen würde, wenn wir Gottes Hilfe nicht hätten.

Gott wird euch die Kraft geben, im Glauben festzubleiben, bis das Ziel erreicht ist, damit an jenem großen Tag, dem Tag unseres Herrn Jesus Christus, keine Anklage gegen euch erhoben werden kann. Ja, Gott ist treu; er wird euch ans Ziel bringen. Denn er hat euch dazu berufen, jetzt und für immer mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, verbunden zu sein.Die Bibel, 1. Korinther 1, 8+9

Die Verheißung von geistlichen Gaben, von göttlichen Fähigkeiten, die nicht egoistisch sondern zum Wohl der Gemeinde geschenkt und gebraucht werden.

Es gibt viele verschiedene Gaben, aber es ist ein und derselbe Geist, der sie uns zuteilt. Es gibt viele verschiedene Dienste, aber es ist ein und derselbe Herr, der uns damit beauftragt. Es gibt viele verschiedene Kräfte, aber es ist ein und derselbe Gott, durch den sie alle in uns allen wirksam werden. Bei jedem zeigt sich das Wirken des Geistes auf eine andere Weise, aber immer geht es um den Nutzen der ganzen Gemeinde. Die Bibel, 1. Korinther 12, 4-7

Die Verheißung eines Geistes der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Einer meiner Lieblingsverse im neuen Testament, der in einem Brief steht, den Paulus zwar an eine einzelne Person (Timotheus) geschrieben hat, aber dennoch von “uns”, also der Gemeinschaft der an Jesus Glaubenden, redet:

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Die Bibel, 2. Timotheus 1,7

Um diesen Artikel nicht noch länger zu machen, als er ohnehin schon ist, will ich es bei dieser exemplarischen Nennung einiger Bibelstellen belassen. Es gäbe aber noch jede Menge, die zeigen: Gottes Segnungen und Verheißungen werden dich und dein Leben erfüllen, wenn du dein Christsein nicht als Single, sondern als Teil seiner Gemeinde lebst.

4Die Gemeinde braucht dich

Stell dir vor, etwas stimmt mit deinem Körper nicht. Du bist krank, verletzt oder spürst einfach hier und da ein “Ziehen” oder einen Schmerz. Wenn du nicht masochistisch veranlagt bist, wird es dein Wunsch sein, dass die Dinge wieder in ihre göttliche Ordnung kommen und es dir wieder gut geht, weil der Zustand so auf Dauer kein guter Zustand ist.

Was wäre nun, wenn dein Fernbleiben von einer Gemeinde genau dafür sorgen würde, dass die Gemeinde nicht in ihrer göttlichen Ordnung und Bestimmung lebt und auf eine gewisse Art “krank” ist?

“Mir doch egal”, kannst du denken. Ja. Das kannst du. Aber das ist nicht nett. Viel besser wäre es, deinen Platz einzunehmen innerhalb dieser christlichen Gemeinde und dafür zu sorgen, dass sie wieder “gesund” wird, oder sagen wir: gesünder als sie es ohne dich ist.

Zwei Abschnitte aus dem Neuen Testament will ich dir dafür nennen. Beide haben in der Tat auch etwas mit dem “Körper” zu tun, weil Gemeinde damit verglichen wird. Oben habe ich schon aus 1. Korinther 12 zitiert und will dir noch ein paar weitere Verse nennen.

Der menschliche Körper hat viele Glieder und Organe, doch nur gemeinsam machen die vielen Teile den einen Körper aus. So ist es auch bei Christus und seinem Leib. Einige von uns sind Juden, andere Nichtjuden; einige sind Sklaven, andere frei. Aber wir haben alle denselben Geist empfangen und gehören durch die Taufe zum Leib Christi. Auch der Körper besteht aus vielen verschiedenen Teilen, nicht nur aus einem. Die Bibel, 1. Korinther 12,12-14

Der Heilige Geist begabt Christinnen und Christen vollkommen unabhängig von ihrem Alter, ihrem Geschlecht, ihrer Nationalität oder Herkunft. Er begabt einfach. Wozu? Das wird an einer anderen Stelle noch deutlicher, in der es weniger um die Gaben des Geistes geht, sondern um verschiedene “Dienste” oder “Rollen”, die es in der Gemeinde gibt.

Er hat die einen als Apostel, die anderen als Propheten, wieder andere als Prediger und schließlich einige als Hirten und Lehrer eingesetzt. Ihre Aufgabe ist es, die Gläubigen für ihren Dienst vorzubereiten und die Gemeinde – den Leib Christi – zu stärken.Die Bibel, Epheser 4,11+12

Jetzt ist das allerletzte Wort dieses Abschnittes leider etwas unscharf gewählt. “Stärken” – dafür steht im Urtext ein Wort, das man besser mit “einrenken” übersetzen sollte. Um beim Bild mit dem Körper zu bleiben: Ohne diese fünf Dienste oder Rollen (Apostel, Lehrer, Hirte, Prophet und Evangelist) scheint der die Gemeinde (der Körper) an irgendeiner Stelle “ausgerenkt” zu sein – deswegen gibt es diese Rollen, damit wieder alles “an Ort und Stelle” kommt und der die Gemeinde Jesu (der Leib) seine volle Bestimmung und Berufung leben kann.

Jede Christin und jeder Christ ist Teil dieser Bestimmung, hat solch eine Rolle inne – und es fehlt schlicht und einfach etwas, wenn du nicht Teil einer Gemeinde bist.

5Gemeinde als Trainingsplatz

Diesen Abschnitt schreibe ich mit einer großen Leidenschaft – und Traurigkeit. Leidenschaft deswegen, weil Gemeinde so etwas wie ein “Ausprobieren in vertrauter Runde” bietet. Das heißt: Wenn du dir (noch) nicht sicher bist, womit Gott dich begabt hat, dann ist die Gemeinde ein wunderbarer Ort, es einfach einmal auszuprobieren. Manches wird sich recht schnell herausstellen – beispielsweise im musikalischen Bereich wird schnell klar sein, ob du singen kannst, ob du Gitarre oder Schlagzeug spielen kannst oder eine Band leiten kannst.

Aber es gibt Bereiche, in denen ist es vielleicht nicht so schnell klar und es braucht ein wenig Übung. Kann ich vor Menschen reden? Kann ich anderen Menschen das Wort Gottes auslegen? Bin ich ein guter Seelsorger? Kann ich andere Menschen im Glauben begleiten? Bin ich vielleicht ein Kleingruppenleiter?

Um das herauszufinden, ist die Gemeinde ein sehr, sehr schöner Trainingsplatz und deswegen schreibe ich das mit großer Leidenschaft. Gemeinde muss immer ein Ort sein, an dem sich ihre Mitglieder “ausprobieren” dürfen, wo Fehler gemacht werden sollen – denn aus diesen lernen wir.

Ich schreibe es aber auch mit einer gewissen Traurigkeit, weil ich immer wieder erlebe, dass Menschen meinen: “Ich benötige diesen Trainingsplatz nicht. Ich bin zu Höherem berufen.” Und das sieht dann sehr unterschiedlich aus: Sie “evangelisieren” auf sehr unsensible Weise, sie lehren andere Menschen recht gesetzlich, Christus nachzufolgen oder sie sind davon überzeugt, eine gewisse Gabe zu haben – sind aber die einzigen, die davon überzeugt sind.

Deswegen gibt es – hoffentlich – keinen besseren Trainingsplatz als die Gemeinde (und hier konkret: Veranstaltungen/Angebote innerhalb der Gemeinde), in denen du dich “ausprobieren” kannst. Wichtig ist natürlich: Auf das Feedback anderer, die schon einen Schritt weiter sind als du, zu hören und an dir zu arbeiten.

Aber genau hier schreibe ich wieder aus voller Leidenschaft, weil meine Biografie ohne diesen Trainingsplatz komplett anders verlaufen wäre. Ich habe als Jugendlicher begonnen, in der Gemeinde mitzuarbeiten. An vielen unterschiedlichen Stellen. Jungschar, Jugendarbeit, Konfiarbeit. Später im Studium kam dann die Leitung einer Jugendgruppe hinzu, der Lobpreis (Klavier) und das Predigen und Gestalten von Gottesdiensten. Ich hatte zum Glück immer Menschen an meiner Seite, die für mich wie “Mentoren” fungierten, mich kritisch hinterfragten, mich ermutigten, mich motivierten. Und: sie ließen mich Fehler machen. Und ich weiß nicht wie oft sie innerlich den Kopf geschüttelt haben… Ich bin ihnen zutiefst dankbar und wünsche dir eine Gemeinde, in der du dich “ausprobieren” und trainieren darfst.

Im Neuen Testament klingt das schlicht und ergreifend so:

Gott hat jedem von euch Gaben geschenkt, mit denen ihr einander dienen sollt. Setzt sie gut ein, damit sichtbar wird, wie vielfältig Gottes Gnade ist.Die Bibel, 1. Petrus 4,10

Grillen ohne Fleisch

Christsein ohne Gemeinde? Das ist wie ein Fisch ohne Wasser, Fußball ohne Ball oder Grillen ohne Fleisch. Du kannst es versuchen, du kannst sogar meinen, dass es gut ist – aber das ist es nicht. Deswegen ermutige ich dich: Schließ dich einer Gemeinde an oder bleib deiner Gemeinde treu! Auch wenn nicht alles so ist, wie du es gerne hättest. Das ist es für andere auch nicht. Das ist es für niemanden. Selbst für mich als Pfarrer ist es das nicht.

Aber so what? Gott hat uns als Gemeinschaft gewollt und ich glaube, dass nicht ich es bin, der entscheidet, was gut oder schlecht für mich ist. Gottes Gedanken über mich und über dich, die sind wesentlich besser als unsere eigenen. Und dazu gehört, dass Christsein ohne Gemeinde nicht funktioniert.


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Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Weitergehen.

Gestern also ist sie gestartet. Die Predigtreihe “Hinfallen. Aufstehen. Krone richten. Weitergehen.” in unserer Gemeinde (www.wutachblick.de). Der Titel ist geklaut, ja. Aber wir saßen nicht da, hatten den Titel und uns dann überlegt, was wir wohl predigen könnten. Es war andersrum.

Uns ging es im Programming Team, in dem die Predigtreihen angedacht und konzipiert werden, um ein anderes großes Thema: Identität. Dieses Thema war die letzten Wochen und Monate omnipräsent und ich hatte den Eindruck, dass wir darüber mal “richtig” predigen sollten und nicht nur immer mal wieder was “einfließen lassen”.

Irgendwann im Meeting kam einem Mitarbeiter dann die Idee, die Predigtreihe so zu nennen. Und wir hätten es nicht besser wählen können für das, was uns geistlich auf dem Herzen liegt – und mir mit diesem Artikel. Identität. Ein großes Wort – was steckt dahinter?

Wer bin ich eigentlich?

Diese Frage ist so simpel und gleichzeitig so kompliziert. Was mir auffällt: Immer mehr Menschen laufen nur als Kopie durch die Gegend. Provokant – ich weiß. Aber gerade wenn ich in die Gemeinde-Landschaft in Deutschland schaue, bekomme ich diesen Eindruck. Man nimmt sich Vorbilder und “kopiert” diese. Es wird vieles versucht, 1:1 umzusetzen: Von den Predigtreihen und Layouts der Homepages, über die Worshipsongs und sogar die Arrangements der Songs bis hin zu den Posts auf Instagram und Co.

Das ist nicht Identität – das ist Kopie. In der ganzen Hochglanzgesellschaft der so genannten “sozialen” Netzwerke vermisse ich eines: das Hinfallen! Zugeben, eingestehen, deutlich machen: Das Leben ist nicht nur hip und Hochglanz – das Leben ist mitunter so richtig besch…

Und das können wir nur akzeptieren, wenn wir lernen, dass unsere Identität nicht in uns selbst gründet, sondern wir bekommen sie zugesprochen. In keinem anderen Wort oder Zitat kommt das so schön zum Ausdruck, wie in Hans-Joachim Ecksteins Abwandlung des descarteschen “Cogito, erg sum” (Ich denke, also bin ich) wenn er sagt:

Du liebst mich, also bin ich.Hans-Joachim Eckstein

Ich bin – weil Gott mich liebt, weil er mich gewollt hat und erschaffen hat. Diese Wahrheit ist so einfach zu merken, dass sie scheinbar umso schwieriger ist, im Alltag zu befolgen und sie zu leben.

Zum Ausdruck kommt das für mich auf ganz besondere Weise in Psalm 139. Worte, die König David betet, die für jeden einzelnen Menschen wahr sind.

Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich!

Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! Psalm 139, 13-16

Wow! Das muss man sich schon mal ein wenig auf der Zunge zergehen lassen. Und in der Theorie ist das auch alles superschön. Der Haken kommt dann, wenn wir morgens aufwachen und unser Tag beginnt, wir also über unser Leben mehr und mehr selbst entscheiden als wir das im Schlaf tun. Dann ist alles plötzlich nicht mehr ganz so easy. Dann merken wir: Ich muss nicht mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden sein, um an diesem Tag einige Male hinzufallen.

Hinfallen ist das neue “Normal”

Es kann gut sein, dass ich jetzt einige Leser verliere. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Denn ich will eines vorweg sagen:

Das Evangelium ist keine “Alles wird gut”-Utopie sondern eine “Hinfallen ist normal”-Realität.

Nicht alle Gebete werden erhört, wie wir es wünschen.

Nicht alle Krankheiten werden geheilt.

Menschen werden sterben.

Meine Finanzen werden nicht zwingend durch die Decke gehen.

Die Beziehungen, in denen ich stecke, sind nicht alle heilvoll.

Manche Schicksalsschläge schlagen ein wie Bomben.

Nicht jede Durststrecke ist der Vorbote eines geistlichen Durchbruchs.

Es kann auch gar nicht anders sein, denn wir leben in einer Welt, in der Sünde als Rebellion gegen Gott auf der Tagesordnung steht. Wie kann da “alles gut” werden, bevor diese Welt in ein neues, ewiges Zeitalter übergeht? Solange wir auf der Erde sind, müssen wir die Einschränkungen durch die alles Seiende durchziehende Sünde als Rebellion gegen Gott akzeptieren.

Und jetzt? Resignieren? Hoffnung aufgeben? Im Selbstmitleid ertrinken? Auf keinen Fall! Erst einmal sollten wir erkennen, dass Hinfallen das neue “Normal” ist. Du musst dich nicht schlechter fühlen, als es sich ohnehin schon anfühlt, weil du deine eigene Identität als gebrochen, scherzhaft, schuldhaft oder krumm und schief wahrnimmst. Das ist alles nicht schön – aber “normal”, weil es anders eben gar nicht geht. Also: Entspann dich und lass dir den Druck nehmen.

Deswegen bin ich auch so froh, dass unsere Predigtreihe mit “Hinfallen” beginnt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch und gerade als Christinnen und Christen ehrlich zu uns selbst sind und ehrlich zu unserem Gegenüber und akzeptieren: Das Leben besteht aus sehr, sehr vielen “Hinfallen”-Momenten.

Frei werden durch Jesus

Gleichzeitig aber – und das ist für mich die unglaublich große Kraft des Evangeliums – thront die Macht der Sünde, die Realität des Hinfallens nicht wie ein Damoklesschwert über unserem Leben. Sie hat schon gar nicht das letzte Wort. Nein – es gibt die Möglichkeit, frei zu werden.

Wen der Sohn Gottes frei macht, der ist wirklich frei!Johannes 8,36

Das ist die gute Nachricht, die ewig gilt und ewig wahr ist. Warum? Weil Jesus immer derselbe ist und es bei ihm keine Wesensveränderung gibt. Er ist und bleibt der Garant dafür, dass es einen Gott gibt, der dich liebt, der dich erlöst und der dein Leben erfüllt!

Im Blick auf die Frage “Wer bin ich?” ist es deswegen so befreiend, weil wir sehr praktisch und sehr alltäglich diese Freiheit leben und sozusagen “anziehen” können. Irgendwie nervt es ja, wenn gerade bei diesem so vermeintlich abstrakten Thema “Identität” alles in der Theorie bleibt. Weil das aber alles andere als abstrakt ist, kann es sehr, sehr praktisch werden.

Dabei ist es hilfreich, wenn wir Folgendes im Blick haben:

Freiheit ist nicht Grenzenlosigkeit, sondern die Kunst, richtige Grenzen zu setzen.

Die wirksamste Art und Weise, Grenzen zu setzen – und dann auf noch die richtigen – ist “Nein” zu sagen. Deswegen meine Ermutigung an dich:

Sei ein Neinsager!

Sage zu drei Dingen nein, die es dir wohl mit am schwersten machen, deine eigene Identität zu finden und zu leben.

Nein zu Selbstverurteilung

Schau noch einmal die Verse aus Psalm 139 oben an. Sie verdeutlichen, wie sehr Gott dich liebt, wie sehr er dich wollte und dich deswegen erschaffen hat. Du bist weder Unfall noch Zufall – du bist ein Glücksfall! Verbanne jeden Satz und jeden Gedanken aus deinem Leben, der dem widerspricht. Das geschieht nicht von jetzt auf nachher. Schon gar nicht, wenn solche antigöttlichen Sätze und Gedanke von anderen Menschen über deinem Leben ausgesprochen wurden. Mach dich auf den Weg und verurteile dich nicht selbst!

Nein zu Schubladendenken

Lass andere Menschen genau das auch erleben! Wo du dich selbst nicht verurteilst, verurteile bitte auch nicht deinen Nächsten. Mag er noch so komisch rüberkommen, merkwürdig aussehen oder sich nicht so verhalten, wie du es cool fändest. Kennst du seine Geschichte? Kennst du seine Identität? Weißt du, was er alles schon erlebt hat? Lass ihn raus! Raus aus der Schublade, mach sie zu – und nicht mehr auf! Das wird auch für dich befreiend sein, weil du feststellen wirst: Es verändert auch dein Denken über dich selbst.

Nein zu Perfektion

Sie ist der größte Feind bei der Bejahung unserer eigenen Identität. Perfektion knechtet dich unter eine Messlatte, die andere, die Gesellschaft oder sogar du selbst an dich anlegen – und der du niemals gerecht werden kannst. Perfektion ist unbarmherzig und gnadenlos, weil sie auf einem einzigen Fuß steht. Und der heißt: Fehlerlosigkeit. Niemals kannst du dem gerecht werden. Dagegen ist die Exzellenz etwas ganz anderes. Exzellenz lässt dich das Beste aus dir selbst und aus deinen Aufgaben machen, weil du es aus einer bestimmten Haltung heraus tust: Deinem Schöpfer alle Ehre zu geben. Und da darfst du Fehler machen.

Ich bin gespannt

Diese Predigtreihe wird uns in den nächsten Wochen beschäftigen – und ich hoffe und bete: auch weit, weit darüber hinaus. Never ever kann dieses Thema an sieben Sonntagen erschöpfend behandelt werden. Vielmehr ist es eine Lebensaufgabe.

Mein Wunsch, mein Gebet, meine Hoffnung aber ist es, dass wir dadurch ehrlicher werden – zu uns selbst, zu einander. Und dass wir eine Kultur leben, in der “Hinfallen” als normal angesehen wird – und wir aus der Kraft der Freiheit in Jesus leben.


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