Start Blog Seite 30

An alle Väter da draußen

Wissen wir eigentlich, wann wir das letzte Mal mit unseren Kindern auf dem Bett toben, sie mit Mama und Papa „kuscheln“, sie auf unseren Schoß springen, sie uns mit ihrer Naivität zum Lachen bringen, sie es toll finden, wenn wir sie „süß“ nennen, sie uns das Gefühl der vollkommenen Geborgenheit geben, sie unsere Hand ergreifen und es in uns ein ganz besonderes Gefühl auslöst?

Wir wissen nicht, wann das „letzte Mal“ sein wird

Liebe Papas,
wir wissen oft, wann sie das erste Mal „Papa“ sagen, unsere Hand ergreifen und uns einen Kuss geben. Aber wann ist das „letzte Mal“? Keiner kann das wissen, keiner kann es sagen.

Umso wichtiger ist es, dass wir als Papas mit unseren Kindern Zeit verbringen und Dinge tun, die niemand anderes mit unseren Kindern tun kann. Verrückte Sachen. Naive Sachen. Unglaubliche Sachen. Sinnlose Sachen. Kindliche Sachen. Was auch immer: Es kommt die Zeit schnell genug, in der unsere Kinder „funktionieren“ müssen, leisten müssen, abliefern müssen, sich beweisen müssen und die Realität der Ellenbogen in unserer Gesellschaft kennen lernen.

Umso wichtiger ist es doch, dass wir sie mitnehmen in eine Welt und in eine Zeit, in der sie möglichst unbeschwert erfahren: Ich habe einen Papa, der mich liebt, der mit mir Zeit verbringt, weil er will und nicht weil er muss. Weil er mich liebt, nicht weil ich eine Aufgabe bin. Und weil es ihm nicht peinlich ist, auch mal Sachen zu machen, die „man als Erwachsener aber nicht macht“.

Es kommt der Tag…

Es kommt der Tag – da ist es zu spät. Da nimmt dich dein Kind nicht mehr an die Hand, weil es – und das ist auch gut so! – groß genug ist, um diese eine Situation zu meistern.

Es kommt der Tag, da springt es nicht mehr auf deinen Schoß und wirft sich dir um den Hals (und spätestens wenn dein Kind 40 ist, ist das vielleicht auch ganz gut so).

Und wehe, du nennst dein Kind noch „süß“ – es kommt die Zeit, da wirst du dein Kind damit eher reizen als zum Lachen bringen.

In jedem Papa schlagen zwei Herzen (und damit spiele ich nicht auf „die Kraft der zwei Herzen“ an). Sind deine Kinder noch „klein“, willst du, dass sie „groß und stark“ werden, dass sie ihr Leben meistern, immer eigenständiger werden und sich entwickeln. Gleichzeitig willst du das aber nicht, weil du spürst: Je mehr sie genau das tun, desto weniger bleiben sie so „klein und süß“. Das ist der Lauf der Dinge, der uns Papas allen zu schaffen macht.

Halte die Reihenfolge ein!

Setz deine Kinder auf Platz 3!

Hä?

Platz 1: Gott

Platz 2: Dein(e) Partner(in)

Platz 3: Deine Kinder

Ganz einfach. Wenn Du Platz 2 und 3 vertauschst, bekommst du spätestens dann ein Problem, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Wenn du aber noch andere Dinge auf Platz 3 stellst wie deinen Job, deine Gemeinde, deine Hobbys oder __________ – dann wird es deinen Kindern schaden.

Natürlich kann man das nicht so strikt voneinander trennen. Doch es sollte zumindest in Kopf und Herz verankert sein, dass die ersten drei Plätze vergeben sind und sich nichts dazwischen drängen darf.

Als Gott den Menschen schuf (nachzulesen in der Bibel auf den ersten Seiten in 1. Mose 1 und 2), setzte er ihn als Beziehungswesen auf diese Erde. Und das tat er genau in dieser Reihenfolge.

Zunächst schuf Gott den Menschen. Und als er das tat, geschah etwas bis dahin noch nie Dagewesenes, etwas Unglaubliches, etwas Faszinierendes:

Da nahm Gott, der HERR, etwas Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Die Bibel, 1. Mose 2,7

Der Mensch wurde ein lebendiges Wesen in Abhängigkeit und durch die Vollmacht Gottes. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch war entstanden – und zwar nicht irgendwann, sondern gleich zu Beginn menschlicher Existenz.

Dann gab Gott dem Mann eine Frau als Partnerin an die Seite und sie sollten Kinder zeugen, eine Familie gründen, nicht mehr nur „Mann und Frau“ sondern auch „Mama und Papa“ sein:

Dann sagte Gott: „Jetzt wollen wir den Menschen machen, unser Ebenbild, das uns ähnlich ist. Er soll über die ganze Erde verfügen: über die Tiere im Meer, am Himmel und auf der Erde.“

So schuf Gott den Menschen als sein Abbild, ja, als Gottes Ebenbild; und er schuf sie als Mann und Frau. Er segnete sie und sprach: „Vermehrt euch, bevölkert die Erde und nehmt sie in Besitz!“Die Bibel, 1. Mose 1, 26-28a

So etwas wie „Gemeinde“ kam erst viel, viel später. Für alle Christen, die jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil sie Gemeinde vor Familie platziert haben: Ihr habt dieses schlechte Gewissen zurecht! Und natürlich ist die Trennlinie auch hier nicht ganz easy: Ich möchte, dass meine Kinder im Glauben wachsen – deswegen sollen sie auch Teil der Gemeinde sein. Und doch ist diese nicht wichtiger als die Familie.

Deswegen: Halte die Reihenfolge ein!

Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst

…ist nicht die tollste Schule der Gegend, die schönsten Klamotten, die besten Spielzeuge, ihr Auto oder Führerschein zu finanzieren oder ein Sparvertrag bei der Bank deines Vertrauens.

Das Beste, das du deinen Kindern geben kannst ist deine Liebe als Papa – weil das eine Liebe ist, die niemand anderes deinen Kindern geben kann. Niemand! Nur du! Und diese Liebe ist manchmal verrückt, manchmal ist sie ganz spießig. Sie ist wild und sie ist zärtlich. Sie ist streng und sie ist lustig. Sie ist so vieles. Eines aber ist die Liebe eines Vaters zu seinem Kind immer: Unersetzlich!

Am Wochenende waren wir mit einigen Papas beim „Vater-Kind-Zelten“ am Schluchsee. Es war eine geniale Zeit mit meinen Kindern, mit anderen Papas und mit anderen Kindern. Ich glaube, dass es allen gutgetan hat. Mir hat es das auf jeden Fall und dieses Wochenende ist sicherlich der Grund für diesen Beitrag.

[grace id=“3″]

Ich habe wieder mal aufs Neue gemerkt, wie schnell die Zeit verfliegt und wie die Tage, Wochen, Monate, Zeiten nicht zurückkommen werden. Sie sind weg.

Ich habe noch nicht gehört, dass jemand im Rückblick auf sein Leben sagte: „Ich hätte mehr Sinnlos-Diskussionen auf Facebook führen müssen!“ oder „Ich hätte noch mehr Hochglanz-Fotos bei Instagram posten sollen!“ Ich glaube aber, dass es nicht wenige Väter gibt, die zurückblicken und sagen:

„Ich hätte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen sollen – einfach Zeit. Weil ich sie liebe. Und dann hätten wir Verrücktes, Abgefahrenes, ganz Normales aber auch Sinnloses und Sinnvolles gemeinsam gemacht, weil meine Kinder dann meine Liebe gespürt und erlebt hätten.“

Es kommt nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität an. Ich habe ein „Fulltime-Job“. Mein Kalender würde sich von ganz alleine füllen als Pastor – und dann würde ich immer noch nicht genug tun. Ich könnte von allem noch mehr tun: Mehr Zeit in die Predigt investieren, mehr Meetings abhalten, mich mehr um die Menschen kümmern, mehr planen und strukturieren, mehr beten, mehr verwalten, mehr Bücher lesen, mehr Bibelarbeiten vorbereiten, noch mehr Gottesdienste abhalten, mehr in die Mitarbeiter investieren, mehr ________ – whatever! Ich könnte meinen Kalender platzen lassen und hätte immer noch zu wenig getan.

Eines aber kann ich nicht: Glauben, dass ich schon irgendwie mit meinen Kindern Zeit finde. Seit meine Kinder auf der Welt sind habe ich deswegen mir zum Vorsatz genommen, jeden einzelnen Tag ganz bewusst Zeit mit ihnen zu verbringen. Das klappt – würde ich mal sagen – an 90% meiner Arbeitstage auch wirklich. Selbst dann, wenn ich meine ToDo-Liste und meinen Kalender gleichzeitig anschaue. Weil es mir wichtig ist. Weil ich weiß: Meine Kinder brauchen mich als ihren Papa, weil niemanden ihnen das geben kann, was ich ihnen gebe. Und weil ich mich nach meinen Kindern sehen und sie liebe.

Liebe Papas:

Ihr seid der Hammer! So oft seid ihr zerrissen zwischen dem, was man von euch „fordert“ und dem, was ihr geben wollt. Ihr habt einen Job, bringt euch in einer Gemeinde ein, seid in Vereinen aktiv, habt vielleicht ein Häuschen, um das ihr euch kümmert und Eltern oder weitere Verwandtschaft, die fordert. Das alles lastet als jede Menge Verantwortung auf euren Schultern. Und dann sind da noch die Kinder, die ihr lieben und begleiten wollt. Ich weiß, dass ihr oft denkt „Ich bin nicht gut genug! Ich bin kein guter Vater!“ Ich kenne eure Gedanken. Ich habe sie auch. Aber glaubt mir: Jeder Moment, den ihr in das Leben eurer Kinder investiert, ist ein goldener Moment.

Und wenn es euch wieder zerreißt, weil ihr denkt, dass ihr nicht gut genug seid, nicht genug investiert: Dann nehmt euer Kind in den Arm und sagt ihm, dass ihr es liebt. Oder geht zu ihm und spielt mit ihm – und wenn’s ’ne Runde Pferde-Quartett ist (auch das kann Spaß machen und man lernt jede Menge über Pferde). Helft ihm bei den Hausaufgaben oder geht mit ihm ein Bier trinken (jaja, bei entsprechendem Alter, schon klar). Whatever. Es sind nicht die großen Dinge, die zählen, sondern die kleinen Momente, in denen eure Kinder merken:

Ich habe einen Papa, der mich liebt, wie ich bin.

Das reicht. Vollkommen! Wisst ihr warum? Weil ich als Christ genau das gleiche glaube:

Ich habe einen himmlischen Papa, der mich liebt, wie ich bin.

Und das reicht.

Danke, liebe Papas! Ihr wisst genauso wie ich: Wir gewinnen durch das „Papa Sein“ viel mehr, als dass wir verlieren.

Werft euer Vertrauen nicht weg!

Sonntag, 16. Juni 2019. Thema des Gottesdienstes: „Werft euer Vertrauen nicht weg!“ Wochen vorher stand es fest, in den Tagen davor bekam es für viele plötzlich eine besondere Dringlichkeit auf Grund von extrem schwierigen Lebensumständen. Und ich denke: In der Theorie ist das echt einfach – aber ganz praktisch?

Der ganze Vers aus dem Hebräerbrief im Neuen Testament der Bibel lautet:

Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.Die Bibel, Hebräer 10,35

Zerbrochenes Vertrauen in Gott ist nicht unchristlich

Leider gibt es bis heute (und ich befürchte: auch bis morgen und übermorgen) Christen, die der Ansicht sind, dass ein in Gott zerbrochenes Vertrauen frevelhaft, unverzeihlich und im Ranking irgendwo bei den vermeintlichen Todsünden einzuordnen ist. Dabei ist das großer Unsinn und ich bitte dich, das aus deinem Kopf zu streichen – was schwierig ist, wenn es dir über Jahre eingetrichtert wurde.

Ein Blick in die Bibel genügt und wir sehen Menschen, deren Vertrauen in Gott zerbrochen wurde. Diese Menschen machen kein Hehl daraus und sprechen es sehr deutlich aus.

Menschen wie Hiob, Jeremia oder Johannes der Täufer – um nur ein paar wenige zu nennen – erleben mit Gott großartige Dinge und sind gleichzeitig wie bei einer Achterbahnfahrt auch wieder auf dem Boden der Tatsachen oder im Looping des Zweifels, der sie hin und her wirft. Und es fehlte nicht viel, dann hätten sie ihr Vertrauen komplett über Bord geworfen.

Natürlich will ich dich nicht ermutigen, dein Vertrauen in Gott über Bord zu werfen – im Gegenteil. Ich möchte dir aber sagen, dass du weder ein schlechter Mensch noch schlechter Christ bist, wenn dir das Vertrauen für den Moment abhanden kommt. Es fühlt sich schrecklich an und dennoch ist es „normal“. Normal deswegen, weil du nicht der oder die Erste bist. In der Bibel gibt es viele Personen, denen es so ging.

Gott ist größer

Und Gott? Dem macht das wenig aus. Seit Jahrtausenden muss er damit leben, dass Menschen ihr Vertrauen in ihn verlieren. Und er muss aushalten, dass sie das ihm schonungslos um die Ohren hauen.

Ich schreie zu dir, Herr, und schon am Morgen kommt mein Gebet vor dich. Warum, Herr, hast du mich verstoßen? Warum verbirgst du dein Angesicht vor mir? Die Bibel, Psalm 88, 14+15
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Ich schreie, aber keine Rettung ist in Sicht, ich rufe, aber jede Hilfe ist weit entfernt! Mein Gott! Ich rufe am Tag, doch du antwortest nicht, ich rufe in der Nacht und komme nicht zur Ruhe. Die Bibel, Psalm 22, 2+3

Wie gut, dass es die Psalmen in der Bibel gibt. In der ganzen Bandbreite des Lebens und der Gottesbeziehung drücken sie aus, was Menschen empfinden: Glück, Dankbarkeit, Anbetung Gottes – und gleichzeitig zerbrochenes Vertrauen, Frust und Wut.

In all diesen Facetten mit Gott reden – das nennen Christen „Gebet“. Ein von Herzen ehrliches Reden und kein frommes Geplapper, von Dingen, die uns gar nicht auf dem Herzen liegen. Kurz und knapp hat es der große C.S. Lewis ausgedrückt:

„Beten heißt: Gott sagen, was in uns ist – nicht, was in uns sein sollte.“C.S. Lewis

Gott hält es nicht nur aus, sondern er sehnt sich danach, dass wir ihm das sagen, was uns auf dem Herzen liegt. Für mich beruhigend, tröstend und gleichzeitig Zuversicht weckend ist eine Stelle im Neuen Testament, die wenig bekannt ist oder zitiert wird. Ein Vers aus dem ersten Johannes-Brief, der sehr betont, wie großartig die Liebe Gottes zu uns Menschen ist und wie wir Menschen gleichzeitig dazu berufen sind, einander zu lieben. Ein großer Anspruch, an dem wir schnell auch scheitern können. Deswegen wohl schreibt Johannes:

Doch auch wenn unser Gewissen uns schuldig spricht, dürfen wir darauf vertrauen, dass Gott barmherziger mit uns ist als wir selbst. Er kennt uns ganz genau. Die Bibel, 1. Johannes 3,20

Das ist beruhigend und ermutigend zugleich, weil es einen Gott beschreibt, der nicht richtend und verurteilend auf uns Menschen schaut. Vielmehr ist er der liebende Vater, der uns durch und durch kennt. Er kennt uns mit unserem Vertrauen und unserem Misstrauen genauso wie mit unseren Möglichkeiten und Begrenzungen. Und in allem ist er barmherzig, liebevoll, gnädig, wohltuend und durch und durch gut – wie es in einem anderen Psalm auch heißt:

Barmherzig und gnädig ist der Herr, groß ist seine Geduld und grenzenlos seine Liebe!Die Bibel, Psalm 103,8

Warum Vertrauen in Gott zerbricht…

Es wird immer unterschiedliche Gründe geben, weshalb unser Vertrauen in Gott erschüttert oder gar zerbrochen sein mag. Das können persönliche, biografische Katastrophen sein. Krankheit, Todesfälle, Verlust der Arbeit, schwierige finanzielle oder familiäre Situationen.

Oder es sind Enttäuschungen, die wir durch Menschen (oder auch durch Gott) erleben, wobei es manchmal schon hilft, sich das Wort „Enttäuschung“ mal genau anzuschauen. Ent-täuschung bedeutet doch, dass eine Täuschung zu Ende geht. Oder um es anders zu sagen:

Enttäuschung ist das Ende falscher Erwartung.

Auch die „Unfassbarkeit Gottes“ kann uns manchmal an den Rand unseres Vertrauensvermögens bringen. Dort, wo wir Gott nicht verstehen, wo wir gehofft hätten, dass er anders reagiert oder dass er überhaupt etwas tut. Das kann manchmal ganz schön hart sein.

Andererseits möchte ich aber auch an keinen Gott glauben, den ich mit meinem begrenzten Verstand 100%ig fassen kann. Das wäre kein Gott, sondern ein Trugbild, ein Zerrbild, ein Möchtegern-Gott, der aber niemals dem Gott der Bibel entspricht.

Martin Luther spricht in seiner Gotteslehre deswegen auch vom „deus absconditus“, dem „verborgenen Gott“. Unter anderem stützt er seine Lehre auch einen Vers aus dem alten Testament.

Ja, Herr, du bist ein Gott, der sich verborgen hält, du Gott und Retter Israels. Die Bibel, Jesaja 45,15

Ich erinnere mich noch gut, wie ich im Studium mit dem damaligen Leiter eines christlichen Studentenwohnheims diskutiert habe und mich darüber aufgeregt habe, wie man von einem „verborgenen Gott“ sprechen könne. Denn durch sein Wort, die Bibel, als auch durch den Heiligen Geist habe sich Gott doch vollständig offenbart. Nun, auch ich werde älter und hoffentlich ein bisschen weiser und muss heute sagen: Ja, diese verborgene Seite Gottes gibt es. Ich sehe darin aber keinen Hinweis auf einen in sich nicht konsistenten oder gar einen in sich selbst widersprechenden Gott. Vielmehr muss ich als Mensch anerkennen, dass ich Gott niemals vollständig verstehe oder gar erklären kann.

Das mag es in der Theorie und in der Erklärung einfacher machen – in der Praxis aber kann es mein Vertrauen in Gott ziemlich auf die Probe stellen.

Kleines Vertrauen – großer Gott

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat.“ So lautet der Vers aus Hebräer 10 und man muss doch fragen: Was ist denn diese Belohnung? Schauen wir in den Kontext der Empfänger dieses Briefes, dann wir es wohl das ewige Leben bei Gott sein, das sie erhalten werden. Das soll ihnen zum Trost in einer Situation schlimmster Verfolgung sein, da der Hebräerbrief an Christen gerichtet ist, die unter Verfolgung, Folter und Hinrichtung auf Grund ihres Glaubens litten.

Dennoch glaube ich aber, dass es kein Vertrösten auf das Jenseits ist. Ich glaube, dass ein Vertrauen in Gott schon hier auf der Erde eine Belohnung erhält. Es reicht ein kleines bisschen Vertrauen – und es kann Göttliches entstehen. Ich bin der festen Überzeugung: Gott kann viel mehr, als ich mir das jemals ausdenken oder zurechtlegen könnte. Deswegen gilt:

Aus Zerbruch entsteht Neues. 
Kaputtes wird heilsam. 
Aus Zerstörtem entsteht Schönheit.

Davon bin ich überzeugt – und ja: Ich wünschte mir manchmal (ok, zugegeben: sehr oft), dass es schneller sichtbar und erlebbar ist.

Gleichzeitig weiß ich aber, dass Gott nichts unmöglich ist und mein kleines Vertrauen vollkommen ausreicht, weil Gott schon groß ist. Da muss es mein Vertrauen nicht auch noch sein. Kleines Vertrauen – großer Gott. Das reicht – und doch ist es manchmal so schwer. Deswegen am Ende ein paar Tipps, wie du in Momenten und Phasen, in denen dein Vertrauen in Gott zu zerbrechen scheint, am besten „überlebst“.

1. Nichts fromm kaschieren

„Aber in der Bibel steht doch, dass uns alle Dinge zum besten dienen. Das wird schon wieder. Kopf hoch!“ So oder so ähnlich klingen manche (hoffentlich wenigstens gut gemeinte) fromme Ratschläge, die man schnell mal zu hören bekommt. Ganz ehrlich: Wenn du das nicht glauben kannst, dann lass es! Es bringt nichts, dass du dich einem frommen Druck aussetzt und anfängst, Dinge zu sagen oder zu glauben, die du eigentlich gar nicht glaubst.

Sei ehrlich zu dir selbst. Lass zu, dass dir nicht danach ist, Gott jetzt anzubeten mit Liedern und Gebeten. Lass zu, dass dir eher danach zumute ist, Gott anzuklagen und ihn anzuschreien.

2. Klagen. Klagen. Klagen.

Und dann klage, was das Zeug hält. Den oben zitierten Psalm 22 hat Jesus am Kreuz gebetet. Er hat Gott angeschrien. Wieso solltest du das nicht auch tun dürfen? Eben. Und es gibt noch viele andere so genannte „Klagepsalmen“ in der Bibel. Sie zeigen eines: Menschen haben dann, wenn ihnen das Vertrauen in Gott abhanden zu kommen schien, Gott angeklagt und angeschrien. Tu es ihnen gleich! Ansonsten frisst du die Enttäuschung, die Wut, den Schmerz nur in dich hinein – und glaub mir: Das schmeckt nicht!

3. Nicht alleine sein

Ich glaube, dass es für den Teufel eines der größten Möglichkeiten ist, unser Vertrauen in Gott komplett zu zerstören, wenn wir in solchen Phasen alleine für uns bleiben. Dann hat er die große Chance, uns Lügen ins Hirn und Herz zu hämmern, die hinten und vorne nicht stimmen. Er wird versuchen, unseren Zweifel an Gottes Liebe, Gnade, Güte und Barmherzigkeit noch größer werden zu lassen.

Deswegen: such die Gemeinschaft! Zumindest mit einem Christen oder einer Christin. Ja, dir mag vielleicht nicht danach sein, in den Gottesdienst zu gehen und vielen anderen zu begegnen. Ok. Aber: Bleib nicht ganz allein. Dietrich Bonhoeffer hat dazu mal ein wunderbares Wort gesagt, das ich schon oft zitiert habe und das ich zu komplett unterschreibe:

Der Christus im Wort des Bruders ist immer größer als der Christus in meinem Herzen.Dietrich Bonhoeffer

4. Das große Bild vor Augen haben

Schreib es dir auf, häng es dir an den Kühlschrank, lass es in deinem Smartphone dich immer wieder erinnern oder schreib es an den Badezimmerspiegel – whatever. Aber behalte das große Bild vor Augen. Behalte vor Augen, dass Gott es gut mit dir meint, dass er nichts Schlechtes für dich im Schilde führt, sondern dass er dir Zukunft und Hoffnung geben will.

Du kannst es mit eigenen Worten formulieren oder einen Bibelvers verwenden; du kannst dir ein Foto als Hintergrund auf deinem Smartphone wählen, welches das „große Bild“ ausdrückt oder, oder, oder. Ein möglicher Vers wäre dieser:

Ich, der Herr, habe Frieden für euch im Sinn und will euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. Mein Wort gilt! Die Bibel, Jeremia 29,11

Und sei dir sicher:

Gottes Wort gilt!
Gottes Trost setzt sich durch!
Gottes Liebe gewinnt!


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Vater, Sohn und…?

„Heiliger Geist“ würden jetzt viele Christen im Theologie-Bingo rufen. Logisch: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Aber – ist es wirklich so logisch? Nein! Christen glauben an einen Gott, der sich in drei Personen zeigt: Gott als Vater, der zugleich Schöpfer von Himmel und Erde ist. Der alles ins Dasein gerufen hat.

Gott als Sohn, Jesus Christus, der nicht selbstherrlich daran festhielt, Gott zu sein, sondern auf diese Erde kam, Liebe lebte und am Kreuz für uns Menschen starb.

Gott als Heiliger Geist….und da setzt es dann bei manchen leider aus. Aber wir stehen kurz vor Pfingsten und ich dachte mir: Es ist wichtig zu betonen, dass der Heilige Geist nicht nur eine nette Vollendung einer trinitarischen Formel ist, sondern Gott in Person. Das verändert alles. Alles!

Stell dir mal vor…

Stell dir vor, du bist einer von denen, die mit Jesus durch die Lande ziehen. Hautnah erlebst du, wie Jesus Blinden ihr Augenlicht zurückgibt, wie Lahme wieder gehen und Besessene von Dämonen befreit werden. Du erlebst, wie Menschen an seinen Lippen hängen, wenn er von Gottes Liebe predigt. Du spürst diesen „Spirit“, von dem Jesus erfüllt ist, der ihn umgibt und der Menschen schon von Ferne erkennen lässt: Dieser Jesus ist besonders!

Du bist total geflasht. „Normal“ ist das alles auch nach langer Zeit noch nicht. Immer wieder bist du von Jesus fasziniert und weißt genau: Das ist nicht nur ein Mensch. Das ist der verheißene Retter. Der Sohn Gottes, ja: Das ist Gott selbst! Krass! Endlich ist der gekommen, von dem es in den alten Schriften der Propheten heißt:

Freut euch, ihr Menschen auf dem Berg Zion, jubelt laut, ihr Einwohner von Jerusalem! Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung. Und doch kommt er nicht stolz daher, sondern reitet auf einem Esel, ja, auf dem Fohlen einer Eselin. Die Bibel, Sacharja 9,9
Der Geist des HERRN wird auf ihm ruhen, der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und der Ehrfurcht vor dem HERRN. Dieser Mann wird den HERRN von ganzem Herzen achten und ehren. Er richtet nicht nach dem Augenschein und fällt seine Urteile nicht nach dem Hörensagen. Unbestechlich verhilft er den Armen zu ihrem Recht und setzt sich für die Rechtlosen im Land ein. Sein Urteilsspruch wird die Erde wie ein Stockhieb treffen; ein Wort von ihm genügt, um die Gottlosen zu töten. Gerechtigkeit und Treue werden sein ganzes Handeln bestimmen, sie umschließen ihn wie ein Gürtel seine Hüften. Die Bibel, Jesaja 11, 2-5
Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet.

Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte.

Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt. Die Bibel, Jesaja 53, 3-5

Wir spulen die Zeit etwas vor. Jesus verabschiedet sich von seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern. Es ist die Zeit kurz vor seiner Kreuzigung. Die Jünger spüren: Das wird nicht einfach. Aber Jesus redet voller Liebe und Leidenschaft zu seinen Freunden. Zwar lesen wir in der Bibel nicht, dass für sie eine Welt zusammenbricht, aber ich stelle es mir so vor. Der Mann, der ihr Leben vollkommen umgekrempelt und auf den Kopf gestellt hat, mit dem sie absolut abgefahrene Dinge erlebt haben – der wird sie nun verlassen. Nachlesen kannst du das in der Bibel in Johannes 14-17.

Unverschämt? Unfassbar? Unglaublich?

Und dann setzt Jesus dem Ganzen die Krone auf. Da sitzen seine Jünger irgendwie ziemlich geknickt vor ihm, weil ihr Meister sie verlassen und sterben wird – die Auferstehung haben sie ja noch nicht erlebt. Und da sagt er ihnen auf den Kopf zu:

Es ist besser für euch, wenn ich gehe!Die Bibel, Johannes 16,7

Echt jetzt, Jesus? Es ist gut, es ist sogar besser, dass du gehst?

Ich stelle mir die Jünger Jesu vor, wie sie ihren Mund nicht mehr zukriegen und die Augen weit aufgerissen sind, kopfschüttelnd schauen sie sich an – und dass sie Jesus nicht für verrückt erklären, ist alles. Aber Moment. Das ist nicht alles. Jesus schiebt die Begründung hinterher:

Es ist besser für euch, wenn ich gehe. Sonst käme der Heilige Geist nicht, der an meiner Stelle für euch da sein wird. Wenn ich nicht mehr bei euch bin, werde ich ihn zu euch senden.Die Bibel, Johannes 16,7

BÄM! Das hat gesessen. Jesus verspricht seinen Freundinnen und Freunden nicht nur, dass der Heilige Geist kommt. Sondern, dass er an seiner Stelle da sein wird und dass er ihn sendet.

Der Heilige Geist ist Gott

Das alleine reicht mir, um eines zu wissen: Wenn Jesus Gott ist – dann ist es der Heilige Geist auch. Denn er vertritt Jesus hier auf der Erde. Er ist es, der zu mir spricht, der mir die Bibel verständlich macht, der in Bildern, Visionen und durch Lieder, durch Bibelstellen, Predigten und die Schöpfung redet. Heute noch. Als Gott. Nicht als Kraft, nicht als Macht, nicht als durch das Universum wabernde Masse – einzig und allein als Gott.

Deswegen liebe ich es, immer wieder mit ihm zu reden. Mitten im Alltag. Vor Entscheidungen bitte ich ihn um Weisheit. In Konflikten bitte ich ihn um Offenbarung. Bei tollen Sachen danke ich ihm. In besonderen Momenten bete ich ihn einfach mit Worten an. Einfach so. Weil er Gott ist und mir das Halt, Kraft und jede Menge Freude gibt. Dir auch? Probier’s aus!

Und deswegen glaube ich, dass es auch in der Kirche eine Rückbesinnung auf den Heiligen Geist geben muss. Selten erlebe ich so gehäuft theologisch unqualifizierte Aussagen von theologisch Hochqualifizierten als dann, wenn es um den Heiligen Geist geht. Dabei trifft sie nicht selbst die Schuld – zumindest nicht direkt. Aber unsere Staatskirche hat es leider geschafft, so inhaltslos vom Heiligen Geist zu reden, dass man ihn auf den Buntmacher von Kirche, den Geburtstagsmacher von Kirche (an Pfingsten) und das Anhängsel in der trinitarischen Formel von „Vater, Sohn und Heiliger Geist“ reduziert.

Dabei reicht ein Blick in die Apostelgeschichte um zu sehen, was der Heilige Geist als Person, als Gott, alles bewirkt. Ich sehne mich danach und ich wünsche mir so sehr von Herzen, dass er das auch wieder mehr und mehr in unserer Kirche tut. Nicht irgendwann. Nicht vielleicht. Heute. Hier. Jetzt. Und dass er nicht damit aufhört.

Denn wenn Christen von „Gott“ sprechen – dann meinen sie: Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Falsch: Vater, Sohn und Heilige Schrift

Sicher: Man kann auch auf der anderen Seite vom kirchlichen Pferd fallen. In manchen vom Pietismus (den ich sehr liebe!) geprägten Gebieten, habe ich den Eindruck, dass es anders klingen würde. Da würde diese Formel am liebsten „Vater, Sohn und Heilige Schrift“ heißen. Aber nein. Als Christen beten wir kein Buch an – wir beten einen Gott an, der seinen Willen uns in einem Buch vollständig offenbart hat.

Ein weitere Blick in eine „Geschichte“, nämlich in die Kirchengeschichte. Und damit meine ich nicht diese alte, vergessene Zeit vor vielen hundert Jahren, sondern die Geschichte Gottes mit seiner Kirche seit es die Kirche gibt. Dieser Blick reicht aus und wir sehen: Der Heilige Geist hat nie aufgehört, große Dinge zu tun: Menschen werden geheilt, Menschen erleben übernatürliche Gaben und Wunder, Menschen versöhnen sich mit Gott und Menschen – und am wichtigsten: Menschen werden auf Zeit und Ewigkeit gerettet. Der Heilige Geist ist zum Glück viel, viel souveräner, als dass er sich von meiner defizitären Theologie aufhalten ließe. Nein. Er kann viel mehr! Und ich wünsche mir, dass er tut, was er kann und nicht nur das tut, was ich zulasse.

Energie-Kick für den Glauben

Christen beten einen Gott an, der sich in dreifacher Weise zeigt: als Vater (wie schön ist das denn bitte!), als Sohn und als Heiliger Geist! Insofern ist auch die Frage „Darf ich zum Heiligen Geist beten?“ eigentlich eine leicht zu beantwortende Frage. Wenn ich mit „Nein“ antworte, sage ich: „Nein, du darfst nicht zu Gott beten.“ Antworte ich mit „Ja“, sage ich: „Ja, du darfst zu Gott beten.“ Ich praktiziere das Gebet zum Heiligen Geist schon seit vielen, vielen Jahren. Es hat mein Glaubensleben sehr bereichert und einen neuen „Boost“ gegeben, einen „Energie-Kick“, wie ihn sonst nur irgendwelche Getränke verheißen.

In diesem Sinne: Fröhliche und geisterfüllte Pfingsten!

Dieser Beitrag ist die ausführliche Form eines gekürzten Beitrages, den ich für den Instagram-Account „OHNE LIMIT GELIEBT“ geschrieben habe.

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Abenteuer Macher

„Abenteuer Macher“ ist kein Buch wie jedes andere. In vielerlei Hinsicht. Das erste was auffällt: Es ist schwer, es ist besonders, es hat ein schönes Layout. Kein 0815-Cover, keine Standard-Gestaltung – sondern besonders; lass dich überraschen!

Entdecke deine Leidenschaft und wachse über dich hinaus

So lautet der – zugegeben etwas sehr reißerische – Untertitel. Aber – und das ist das Schöne daran: Es ist keine hohle Phrase, sondern wenn man das Buch liest, wird man Hinweise und Gedanken mit auf den Weg bekommen, die genau dabei helfen: Die eigene (!) Leidenschaft zu entdecken und über sich selbst hinauszuwachsen, weil man wagt, das Unmögliche zu denken und in Angriff zu nehmen.

Ein Grund dafür ist: Das Buch ist politisch unkorrekt – und das mag ich sehr. Warum? Wir Deutschen tragen in uns diesen „Abwäge-Wahn“. Man darf nicht von einer Sache so begeistert sein, dass man vermeintlich von dieser Seite des Pferdes fallen könnte. Immer schön abwägen. Immer die Vor- und Nachteile benennen. Immer schön „Ja, aber“ sagen. Davon findet sich in „Abenteuer Macher“ herzlich wenig – und das ist so unglaublich wohltuend.

Autor Bastian Kästner (Jahrgang 1983) studierte „Internationales Management“ in Amsterdam, schloss dieses mit dem Master im Bereich der Konsumpsychologie ab und ist selbst so ein „Abenteuer Macher“ ob als selbständiger Unternehmer oder passionierter Mountainbiker. Das kommt im Buch nicht nur zwischen den Zeilen, sondern immer und immer wieder ganz explizit durch. Kästner will – so verstehe ich ihn zumindest – allen Mut machen, die – wie er – Lust auf „Abenteuer“ und auf „Machen“ haben, es auch anzugehen und durchzuziehen. Er ermutigt dazu, sich nicht von den Abwäge-Wahnsinnigen abschrecken und entmutigen zu lassen und nicht im Scheuklappen-Modus aber dann doch im Fokus-Modus die Dinge anzugehen und anzupacken. Eben: zu machen! Und das tut gut.

Dieses Buch lädt zum Querdenken ein

So steht es ganz am Anfang im Buch – und es ist die perfekte Überschrift für das, was einen beim Lesen der Seiten erwartet. Eine Einladung, die Dinge zu hinterfragen, anders als gewohnt anzugehen, mutig zu sein, visionär zu sein, quer zu denken, „out of the box“ sich bewegen und einfach: sich einzulassen auf ein Abenteuer, das man schlicht und einfach mit „machen“ – und ich ergänze: „statt nur reden“ – beschreiben kann.

Sicher: Bastian Kästner ist Unternehmer – ich bin Pfarrer. Ziemlich unterschiedliche Berufe – und so wird es auch dem ein oder anderen gehen, der dieses Buch in die Hand nehmen wird. Die Tipps sind aber branchenübergreifend und berufsübergreifend sehr hilfreich für alle, die gerne etwas bewegen möchten.

Was mich begeistert: Kästner schafft es, nicht nur im Träumen und Visionieren zu bleiben, sondern bringt die Leidenschaft auf die Straße. Nicht zuletzt tut er dies auch mit Interviewpartnern. Die Gespräche mit Menschen, die etwas bewegt haben, sich nicht entmutigt haben lassen und die mit Visionen andere begeistert haben, sind inspirierende und hoffnungsmachende Praxisbeispiele. Sehr zu empfehlen!

Aber nicht nur die Interviewpartner sind Mutmacher und Muntermacher. Kästners Gedanken über Leidenschaft, Mut, Sehnsucht und „thinking out of the box“ sind wirklich inspirierend. Er schafft den Spagat, seine visionären Gedanken nicht von einer alltäglichen Routine zu verdrängen und gleichzeitig bleibt er aber mit beiden Beinen auf dem Boden. Deswegen sind seine Gedanken auch mehr als nur ein paar aneinandergereihte Schlagwörter.

Und das macht das Buch so besonders – lesenswert. Aber auch im positiven „schwergewichtig“. Ich habe anfangs den Fehler gemacht, das Buch – weil es auch so schön in Kapitel eingeteilt und strukturiert ist – „nebenher“ zu lesen. Und das nimmt ihm die Kraft. Man muss sich die Zeit nehmen, sich hineingeben in die Gedanken und dann das „herausziehen“, was einen momentan am meisten anspricht. Und davon wird es – versprochen – jede Menge geben. Aber dazu braucht es ein bewusstes Lesen. Wer das möchte, kann am Ende eines jeden Kapitels sich Notizen über das Gelesene machen.

Praktische Tipps, inspirierende Statements, Ermutigung zum „Machen“

So würde ich mit wenigen Worten „Abenteuer machen“ zusammenfassen: Dieses Buch gibt praktische Tipps, die wirklich hilfreich sind, ohne sich in einer Patentrezept-Oberflächlichkeit zu verlieren. Sowohl durch die Aussagen der Interviewpartner aus ganz unterschiedlichen Branchen als auch durch Kästners Erfahrungsschatz liefert „Abenteuer machen“ eine ganze Menge an Inspiration. Und nicht zuletzt: Dieses Buch tut genau das, wozu es geschrieben wurde: Es macht Mut, „zu machen“, sich auf das Abenteuer „Machen“ einzulassen und nicht im Träumen, Visionieren und Reden stehen zu bleiben.

Danke, Bastian Kästner, für dieses Wunderwerk an Inspiration!

Mehr Infos zum Autor unter www.bastiankaestner.com.

Abenteuer Macher
304 Seiten
ISBN: 978-3-417-29440-8
Verlag: SCM Verlag
Preis: 19,99 EUR

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Exzellenz – ein Schlüssel für Gemeindewachstum

„Das Beste geben mit dem, was mir zur Verfügung steht an Gaben, Zeit, Finanzen, Material.“

Das ist Exzellenz.

Es geht nicht darum, andere Menschen zufriedenzustellen oder ihren Ansprüchen zu genügen. Im Gegenteil: Exzellenz hat sehr viel mit einer Reise zu sich selbst, zu seinen Überzeugungen und seinen Gaben zu tun – und wie ich diese für Gott einbringe.

Exzellenz ehrt den Schöpfer

In manchen Gemeinden gibt es das „arrogante Gönnersyndrom“, das sich wie folgt äußern kann:

„Ich habe bei mir auf dem Dachboden noch ein altes Sofa. Das wäre doch super für den Jugendkeller. Ich würde es der Gemeinde auch spenden.“

Oder: „Mein Computer zuhause ist jetzt 8 Jahre alt und schmiert immer mehr ab. Könnt ihr den im Gemeindebüro noch gebrauchen? Ich schenke ihn euch!“

Das ist nichts anderes als Majestätsbeleidigung. Gott hat keinen Schrott produziert, sondern eine wunderschöne Schöpfung. Aber manche Menschen meinen, wir könnten ihn mit dem zweitbesten, was wir haben, zufriedenstellen. Unfassbar.

Der Knackpunkt mag vielleicht darin liegen, dass wir oft nicht verstehen, dass – was immer wir tun – wir tun es für Jesus. So schreibt es Paulus im Kolosserbrief.

Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe, denn letztlich dient ihr nicht Menschen, sondern dem Herrn. Ihr könnt sicher sein, dass ihr von ihm einen Lohn bekommt – das Erbe, das er im Himmel für euch bereithält. Darum dient ihm, Christus, dem Herrn!Die Bibel, Kolosser 3,23+24

Mit dem was wir in der Gemeinde, im Beruf, im Alltag, im Verein, in der Schule und wo auch immer tun – wir tun es für Jesus. Sollte es da nicht selbstverständlich sein, dass wir für den das Beste geben, der sein Bestes für uns gab? Sollte es nicht klar sein, dass wir keine faulen Kompromisse eingehen und meinen, schon irgendwie die zweitbeste Lösung als die beste verkaufen zu können?

Ich glaube, es ist immens wichtig, diesen „Switch“ zu vollziehen: Wir tun es nicht für Menschen. Wir tun es für Jesus. Natürlich fällt es uns viel leichter – zumindest wenn du Christ bist – das im Blick auf die Gemeinde zu verstehen. Klar, da arbeiten wir „für Jesus“ – aber wie oft sind wir scheinbar abhängig vom Lob oder der Kritik anderer Menschen?

Exzellenz entsteht durch Hingabe

Was wir als „Exzellenz“ bezeichnen, ist nur ein Teil unserer Selbst. Paulus schreibt im Kolosserbrief „Worin auch immer eure Arbeit besteht – tut sie mit ganzer Hingabe.“ Für mich ist das der Schlüssel dazu, wie ich Exzellenz lebe.

Hingabe. Ein großes Wort in der frommen Welt. Ich will es auf einen ganz einfachen, gut zu merkenden Satz reduzieren:

Hingabe ist meine Antwort auf Gottes erlösende Gnade.

So einfach ist das. Wie ich mit meinem Leben auf die Gnade, die Gott mir schenkt, antworte – das ist „mein Level der Hingabe“.

Durch das Kreuz auf Golgatha zeigt sich die Gnade Gottes manifest. Dort sehen wir, was es Gott gekostet hat, uns neues Leben zu schenken. Durch das Kreuzesgeschehen hat Gott uns mit sich versöhnt, macht uns vor sich gerecht und schenkt Versöhnung und Erlösung nicht nur in der vertikalen Gottesbeziehung, sondern auch in der horizontalen Beziehung zu Menschen. Das Kreuz ist die umfassende und endgültige „Bescheinigung“ Gottes, dass er voller Gnade ist und diese Gnade ein Geschenk für uns Menschen ist.

Und nun des Pädagogen liebste Frage: „Was macht das mit dir?“ Und schon bist du drin im Level deiner Hingabe. Was diese umfassbar große Gnade mit dir anstellt und wie du darauf reagierst in der sichtbare und lebendige Ausdruck deiner Hingabe.

Und aus dieser entspringt deine Exzellenz, durch die du deinen Schöpfer ehrst. Um es einfach zu sagen im Wissen, dass unser Leben niemals so einfach und linear verläuft:

Exzellenz entsteht durch Hingabe. Hingabe ist meine Antwort auf Gottes erlösende Gnade.

Perfektion ist Exzellenz-Feind Nr. 1

Das klingt jetzt alles so nett – in der Praxis ist der Grat aber schmal, auf dem man sich befindet. Denn um die Ecke lauert der Exzellent-Feind Nr. 1: die Perfektion.

Der Unterschied von Exzellenz und Perfektion ist relativ einfach – in der Theorie.

Exzellenz ist intrinsisch motiviert, Perfektion extrinsisch.

Während die Exzellenz sagt „Ich bin „on fire“ für Jesus! Ich bin begeistert! Ich bin…“ zeigt die Perfektion mit dem Zeigefinger auf den anderen und sagt „Du musst das besser machen! Du musst diesem Ideal entsprechen! Du musst…“

Das Problem: Wir leben in einer „perfekten Gesellschaft“. Eine Gesellschaft, die ständig ihre vom Perfektionismus-Wahn getriebenen Verhaltensmuster an mich anlegt. Nicht nur durch die Werbung – auch ganz einfach durch zwischenmenschliches Verhalten, durch die Art und Weise, wie man am Arbeitsplatz oder in der Schule miteinander umgeht – oder oder oder. Es gibt so viele Momente, in denen wir immer wieder den vermeintlich perfekten Ansprüchen anderer entsprechen sollen – und daran scheitern.

In der Gemeinde arbeite ich in verschiedenen Teams mit. Wenn nun irgendetwas nicht rund läuft und im Meeting ein Mitarbeiter über den anderen Mitarbeiter „herzieht“ und ihm direkt oder über ihn sagt, dass er besser werden muss, ist meine Aufgabe als Leiter eine ganz einfache: Ich frage ihn, der gerade so schön am Urteilen ist, was denn sein Beitrag ist, damit die Dinge besser werden. Ich richte seinen Fokus auf sich selbst und nicht auf den anderen. Leichter gesagt als getan.

Wir müssen aber verstehen, liebe Pastorinnen und Pastoren, liebe Leiterinnen und Leiter in und von Gemeinden: Exzellenz ehrt unseren Schöpfer. Diese entsteht durch Hingabe als Antwort auf die erlösende Gnade Gottes. Das wiederum bedeutet, dass ein Richten und Urteilen über andere zu Perfektionismus, aber nicht zu Exzellenz führt.

Exzellenz stellt den Schöpfer in den Mittelpunkt – Perfektion stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Und dort, wo nicht mehr Gott im Mittelpunkt ist, wird’s schräg. Furchtbar schräg.

Der Eisberg

Was wir als „exzellent“ bewerten, ist nur die Spitze des Eisbergs. Dahinter (oder darunter) findet sich die Hingabe des Menschen.

Wir empfinden den Gesang im Worship als „exzellent“. Warum? Weil die Person mit ganzer Hingabe singt. Sie trainiert ihre Stimme, sie will auf den Heiligen Geist hören, sie verinnerlicht dass das, was sie tut, nicht für Menschen sondern für Jesus tut. Vielleicht hat sie einige andere Dinge sein lassen, um noch mehr zu proben und sich diesem Dienst hinzugeben.

Wir hören eine exzellente Predigt. Warum? Weil die Person, die sie hält, sich stundenlang hingegeben hat, gebetet hat, im Wort Gottes gesucht und geforscht hat, mit dem Heiligen Geist im Austausch war, „was dran ist“. Sich eingeschlossen hat, fokussiert hat oder whatever – schlicht und einfach: sich hingegeben hat.

Wir nehmen wahr, dass die Gemeinderäume exzellent aussehen. Warum? Weil die Person, die dekoriert und geputzt hat, sich im Klaren darüber war: Ich mache Gott damit eine Freude. Wenn sich die Menschen auch darüber freuen, ist das super – aber in erster Linie diene ich Gott.

Als der Hirtenjunge David zum König von Israel gesalbt wurde, war das eine kleine Überraschung, denn seine Brüder waren durchaus eher von „königlicher Statur“ als er. Dennoch wurde er auserwählt. Warum?

Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der HERR aber sieht das Herz an.Die Bibel, 1. Samuel 16,7

So verhält es sich auch mit der Exzellenz und der Hingabe. Du kannst dir sicher sein: Wo Menschen etwas „exzellent“ tun, steht dahinter jede Menge Hingabe. Diese wiederum aber ist nicht nur ein nettes Wort – sie wird ganz praktisch mit viel Zeit, Kraft, Nerven, Suchen, Ringen, Fragen, Beten. Exzellenz ist also niemals nur ein zufälliges Produkt. Sie ist viel, viel mehr.

Wie beim Eisberg: Was wir über der Wasseroberfläche sehen ist nicht der größte Teil des Eisbergs. Es ist sogar nur ein kleiner Teil des gesamten Eisberges.

Und deswegen ist es doch vollkommen klar, dass Kirche mehr Exzellenz benötigt und Exzellenz ein Schlüssel für Gemeindewachstum und eine gesunde Kultur in der Gemeinde ist.

Denn es bedeutet, dass noch mehr Menschen die Gnade Gottes für ihr Leben erkannt und empfangen haben und mit ihrer Hingabe darauf antworten. Das wiederum wird ein Segen für unsere Gemeinde, unsere Gesellschaft und unser ganzes Land sein.

Also. Kirche. Mehr Mut zu Exzellenz!

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

K5-Leiterkonferenz „UND!“ – Inspiration & Leidenschaft pur

1.000.000 Menschen für Jesus gewinnen. Das ist das eigentliche Ziel des K5-Leitertrainings. Es Geht nicht um Programme, um K5 oder Denominationen. Es geht um Jesus. Und darum, dass in den nächsten Jahren ihm 1.000.000 (in Worten: eine Millionen) Menschen neu folgen und sich für ihn entscheiden.

Am Wochenende fand im GOSPEL FORUM in Stuttgart nun die K5-Leiterkonferenz statt. Um es vorwegzunehmen: Für mich war es vielleicht die intensivste Gemeinde-Konferenz, die ich bisher besucht habe. Viele Konferenzen haben ihren je eigenen Reiz. Willow Creek-Leitungskongresse mit 10.000 Besuchern genauso wie kleine Konferenzen. Was ich aber in Stuttgart am Wochenende erlebt habe, war outstanding!

Zwei Tage waren vollgepackt mit jeder Menge Inspiration durch begnadete Redner und begeisterte Jesus-Nachfolger, tiefer, echter, mitreißender Worship der „Urban Life Church“ sowie jede Menge Netzwerken und Gespräche mit den Teilnehmern aus meiner eigenen Gemeinde.

Eine riesige Fülle an Inspiration

Die Palette der Inputs war riesig, aber was sich durchzog, war eines: Authentizität. Echtheit. Ehrlichkeit. Keine Maske, kein frommes Gerede, keine von Ecken und Kanten befreiten feingeschliffene Vorträge.

Da war ein Josh Kelsey der „C3 New York City“ dabei, dessen Feuer und Leidenschaft für Jesus und Gemeindeentwicklung den Raum erfüllte. Er ließ uns ganz neu die Leidenschaft „für den Einen“ entdecken – und dass dies aber genauso viel Invest bedeutet wie für die 99 anderen.

Oder eine Mia Friesen, die sehr authentisch und ehrlich von ihrer etwas unkonventionellen und „unstrukturierten“ Art des Zeitmanagements sprach, aber in der kurzen Zeit mehr vermittelte, als es andere Zeitmanagement-Gurus in stundenlangen Vorträgen nicht schaffen.

Das Unternehmerehepaar Claudia und Fred Jung erzählte von einer unglaublich tragischen Geschichte und referierte darüber, was in Zeiten der Krise wirklich trägt. Die Atmosphäre im Saal war so dicht und zum Zerreißen gespannt, wie ich es noch selten bei solch großen Veranstaltungen erlebt habe. Unbelievable.

Oder ein Konstantin Kruse von der „Ecclesia Church“ in Nürnberg, der wohl irgendwie in unserer Gemeinde „gelauscht“ haben muss. Absolut großartig, was er über Gemeindeentwicklung und Gemeindewachstum referierte, wie direkt er kommunizierte und Dinge ansprach, bei denen ich nur immer wieder mit dem Kopf nicken konnte.

Nicht zuletzt eine Talkrunde zum fünffältigen Dienst, an denen große Persönlichkeiten für jeweils einen Dienst Rede und Antwort standen und aus dem Nähkästchen ihrer Erfahrung plauderten: Klaus-Günter Pache (Paulus-Gemeinde Bremen), Mario Wahnschaffe (CLW Bonn), Ulrich Neuenhausen (Forum Wiedenest), Heinrich-Christian Rust (Braunschweiger Friedenskirche) und Stefan Vatter (AHELP).

Das sind nur ein paar wenige Einblicke in diese inspirierende und segensreiche Konferenz. Vor dem Start der Konferenz gab es für die Übertragungsleiter der Standorte für das K5-Leitertraining einen Network-Brunch, bei dem man sich nicht nur vernetzen konnte, sondern noch einmal viel vom „K5-Herzschlag“ und der „K5-DNA“ spüren konnte.

Die „K5-DNA“

Martin Schneider (Forum Wiedenest) moderierte durch diesen Network-Brunch. Das war super – denn dadurch wurde diese „K5-DNA“ noch einmal sehr, sehr deutlich. Wenn ich sie beschreiben müsste, kann ich das nur mit ein paar wenigen Stichpunkten gar nicht tun – aber ich versuche es:

  • Leidenschaft für Jesus und seine Gemeinde.
  • Evangelistischer Herzschlag
  • Sehnsucht nach Einheit unter Christen und ihren Denominationen
  • Ausbildung von Leitern als Schlüsselkompetenz
  • Riesige Erwartungshaltung gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes
  • Mut und Kühnheit, alles zu tun, dass Menschen Jesus begegnen
  • Ehrliches Hinterfragen von Dingen, die nicht funktionieren
  • Liebe zum Detail und Sinn für Exzellenz & Innovation

Das alles habe ich durch die beiden Tage der Konferenz immer und immer wieder gefunden. Und das ist es, was auch mein Herz höher schlagen lässt: Weil Gott nichts unmöglich ist, will ich Teil dieses „Movements“ sein und alles daran setzen, dass diese eine Millionen Menschen in Deutschland Jesus nachfolgen. Und by the way: Seit der Konferenz sind es nur noch 999.999 – wie cool ist das denn!

Ich glaube, es ist schlicht und einfach an der Zeit, dass wir mutige und kühne Schritte gehen in Deutschland. Vorbei ist die Zeit, in der sich die Denominationen untereinander bekriegen. Wir brauchen Einheit. Wir müssen sie leben – denn darauf liegt eine Verheißung, die so groß ist, dass ich noch nie verstanden habe, weshalb Christen sie nicht ernster nehmen:

Sie alle sollen eins sein, genauso wie du, Vater, mit mir eins bist. So wie du in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns fest miteinander verbunden sein. Dann wird die Welt glauben, dass du mich gesandt hast. Die Bibel, Johannes 17,21

Die Einheit unter Christen wird ein Schlüssel-Moment dafür sein, dass sich eine Millionen Menschen (und mehr!) in Deutschland für Jesus entscheiden werden. Dieser Geist der Einheit war in Stuttgart zu spüren. Eine Einheit, die sich als „ein Team“ versteht, Menschen für Jesus zu gewinnen.

UND!

Kurz und knapp war das Thema der Konferenz, aber absolut durchschlagend: „UND!“ Ich habe gelernt, mehr im „UND!“ als im „Entweder – Oder“ zu denken. Das ist nicht immer einfach, das fordert sogar ziemlich heraus. Ganz simple Beispiele, die eigentlich nicht neu sind, aber in der Praxis dann durchaus herausfordernd sein können:

Jesus ist Gott UND! Mensch.

Gott UND! der Mensch handeln.

Prädestination UND! freier Wille.

Innovation UND! Tradition.

Allrounder UND! Spezialisten.

Für mich ganz persönlich war im Blick auf das „UND!“ der Vortrag von Josh Kelsey äußerst inspirierend. Das Gleichnis vom „Verlorenen Schaf“ (Lukas 15, 1-7) macht deutlich, was „UND!“ in der Gemeindearbeit bedeutet: Der Hirte sorgt sich um die 99 Schafe UND! um das eine Schaf, das verloren gegangen ist.

Bin ich bereit, den gleichen Invest für das eine verlorene Schaf zu bringen wie für die 99 anderen Schafe? Eben nicht die 99 und das Eine gegeneinander auszuspielen, sondern im UND! zu denken und das „Entweder – Oder“ nicht zulassen.

Im Gespräch mit anderen Teilnehmern der Konferenz habe ich festgestellt: Ich bin nicht der einzige, der von diesen zwei Tagen absolut begeistert und inspiriert nach Hause fährt. Die hohe Dichte an persönlicher „Bewegtheit“ hat mich aber ehrlich gesagt schon ein bisschen überrascht. Das war ich von Konferenzen und Kongressen nicht gewohnt. Dass man den ein oder anderen Vortrag als „super“ empfindet – ja klar. Aber dass man vom „Spirit“ einer Konferenz so angesteckt wird nicht nur als einzelner, sondern in einer großen Menge – das ist einzigartig.

DANKE! DANKE! DANKE!

Nachdem wir den ersten K5-Schulungstag bei uns in der Gemeinde abhielten, habe ich schon einen Beitrag hier auf meinem Blog geschrieben. Darin war es mir ein Anliegen, den Verantwortlichen von K5 meinen Dank auszusprechen. Und damit soll auch dieser Artikel enden.

DANKE, liebes K5-Team, dass ihr in Deutschland, in die Gemeinde Jesu, in die Leiterinnen und Leiter investiert, damit noch mehr Menschen Jesus nachfolgen.

DANKE, dass ihr diese Konferenz angeboten habt, die nicht nur für mich ein unglaublich großer Segen war und ich bin überzeugt: Die Inhalte dieser Konferenz werden in Deutschland eine Segensspur nach sich ziehen.

DANKE, dass ihr großen Glaubensmut bewiesen habt, diese Konferenz durchzuziehen, auch wenn es im Vorfeld einige Hürden und Hindernisse zu überwinden galt.

DANKE, dass ich euch von Herzen gerne abnehme und absolut glaube, dass es euch nicht um K5 sondern um die eine Millionen geht.

Ihr seid großartig und ich bin gespannt, welche Kreise das K5-Leitertraining in Deutschland ziehen wird.

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Impressionen 1Impressionen 2Impressionen 3Impressionen 4Impressionen 5

Die Kunst des Leitens VIII: Wie treffe ich weise Entscheidungen?

Als Leiter einer Gemeinde sehe ich mich permanent Entscheidungen gegenüber. 80% treffe ich intuitiv – das tun wir Menschen jeden Tag: Wir putzen unsere Zähne und müssen nicht erst ein Gremium einberufen, das uns sagt, mit welcher Hand wir die Zahnbürste halten, in welche Richtung wir die Zahnpasta auftragen, ob wir uns dabei im Spiegel ansehen und wie viel Wasser wir zum Ausspülen nehmen. Wir treffen Entscheidungen intuitiv. Auch als Leiter.

Spannend und herausfordernd, manchmal auch bis an die Grenzen bringend sind aber die 20%, die übrig bleiben. Entscheidungen, die wir angesichts einer Herausforderung treffen müssen, die uns auf den ersten Blick vielleicht sogar zu groß erscheint. Aber es hilft nichts: Weglaufen ist keine Lösung, Nicht-Entscheiden ist auch eine Entscheidung. Also: Wir müssen Entscheidungen treffen. Aber wie nun trifft man als Leiter in solchen Situationen eine weise Entscheidung?

1.Bitte Gott um Weisheit!

Es gibt keine Herausforderung, die für Gott zu groß wäre! Frag ihn, was seine Sicht der Dinge ist. Frag ihn, was er dir offenbaren möchte. Und dann sei still, höre hin und setze um, was Gott dir sagt.

Ok, wenn’s denn so einfach wäre. Wie gerne hätten wir eine Message vom Himmel oder dergleichen, in der ganz klar und deutlich steht, was Gott möchte. In 99% der Fälle ist es aber gar nicht mal so klar – meinen wir! Denn in Wirklichkeit ist es klarer, als wir oft meinen – nur fehlt uns das, was ich unter 5. ansprechen werde.

Der Heilige Geist wird schon reden – darauf kannst du dich verlassen. Recht eindeutig steht das im Neuen Testament:

Wenn es jemandem von euch an Weisheit mangelt zu entscheiden, was in einer bestimmten Angelegenheit zu tun ist, soll er Gott darum bitten, und Gott wird sie ihm geben. Ihr wisst doch, dass er niemandem sein Unvermögen vorwirft und dass er jeden reich beschenkt. Die Bibel, Jakobus 1,5

Wenn du also vor einer großen und schwierigen Herausforderung stehst, dann bitte als erstes den Heiligen Geist um Weisheit. Und jetzt kommt der vielleicht etwas ernüchternde Teil: In der Regel wirst du das nicht nur einmal tun. Sondern sehr oft. Aber sei dir sicher: Wenn du es nicht tust, wird’s nicht besser.

2. Keine spontane Reaktion!

In meinen Anfangsjahren als Leiter einer Gemeinde habe ich hin und wieder einen Fehler gemacht: Ich wurde vor eine große Herausforderung gestellt, bekam eine schwierige Anfrage oder musste zu etwas Stellung beziehen. Was habe ich gemacht? Sofort reagiert. Und das war ein großer Fehler. In den ersten Momenten, in denen du dich einer großen Herausforderung gegenüber siehst, wird nicht dein Verstand, nicht deine Weisheit, nicht dein Wissen adressiert – sondern deine Emotionen. Und in den ersten Momenten wirst du genau aus diesen heraus reagieren. Und lass es mich ehrlich sagen: Emotionen sind und bleiben schlechte Ratgeber.

Wenn du vor eine große Herausforderung gestellt wirst, dann kannst du deinem Gegenüber immer noch antworten und ehrlich sagen: „Vielen Dank, dass du mich hier ins Vertrauen mit einbeziehst. Ich sehe, das ist keine leichte Angelegenheit. Ich muss und will mir dafür Zeit nehmen und melde mich wieder bei dir. Aber mir ist das Thema XY zu wichtig, als ich darauf jetzt spontan reagieren kann. Vielen Dank für dein Verständnis.“

Und weißt du was? In der Zwischenzeit habe ich etwas erkannt: Nicht ein einiges Mal hat mein Gegenüber sich beschwert, dass ich nicht sofort reagiere und mit einer Lösung oder Antwort auf das Problem daherkomme. Die Menschen merken nämlich eines: Wer sich Zeit nimmt für eine Angelegenheit, sieht die Wichtigkeit und manchmal auch Schwere, die in der Sache liegt. Schnellschüsse sind oberflächlich und torpedieren Prozesses vollkommen unnötig und beschädigend. Ich spreche aus eigener Erfahrung nämlich nicht nur aktiv (inzwischen habe ich ja dazu gelernt), sondern auch passiv. Wenn Entscheidungsebenen über dir dieses Fehlverhalten an den Tag legen, wird es äußerst mühsam. Das ist dann wie im Straßenverkehr: Du kannst dich 100% an die Verkehrsregeln halten – wenn ein Raser unterwegs ist und in dich hinein rast, kannst du nichts mehr tun.

Aktiv aber wiederum kannst du in schwierige Herausforderungen und Prozesse weise und bedacht einwirken, indem du nicht „aus dem Bauch heraus“ entscheidest, sondern dir Zeit nimmst.

Ich habe für mich eine ganz simple Regel bei Anfragen, Emails, Anrufen oder Gesprächen, durch die eine schwierige Situation entsteht: Ich schlafe mindestens (!) eine Nacht über die Sache und werde nicht vor dem nächsten Tag eine Antwort darauf geben – außer der oben erwähnten Reaktion.

3. Berate dich mit anderen!

Wenn die Herausforderung oder der Prozess dann doch weit größer, belastender, herausfordernder und verworrener ist, als du anfangs dachtest, dann ist es nicht nur keine Schande, sondern es ehrt dich, wenn du dich mit anderen Personen besprichst.

Für mich ist das in erster Linie mein Kollege, für den ich Gott unglaublich dankbar bin, ihn an meiner Seite zu haben. Abgesehen von unserer Liebe für zwei rivalisierende Fußball-Clubs ist es ein Segen, ihn an meiner Seite zu haben. Als nächstes kommt natürlich sofort mein Ältestenkreis, also die Gemeindeleitung mit allen Ältesten und Hauptamtlichen der Gemeinde. Was haben wir schon an Stunden, Extra-Sitzungen und sicherlich auch der ein oder anderen kurzen Nacht hinter uns, weil es immer wieder Themen gibt, die wir gemeinsam durchringen.

Warum? Weil meine Ältesten einfach der Hammer sind! Ihre Weisheit, ihre Einheit in der Unterschiedlichkeit, ihre differenzierte Sicht auf die Dinge, ihre Stärken, wo ich Schwächen habe – all das zusammen ist ein großer, großer Segen bei langwierigen und herausfordernden Prozessen in der Gemeindearbeit.

Aktuell ist das beispielsweise die Frage nach der Besetzung von 1 1/2 ausgeschriebenen Stellen für unsere Kinder- und Jugendarbeit. Wir haben Gespräche mit Bewerbern geführt und es ist total faszinierend und sehr erhellend, unterschiedliche Sichtweisen und Eindrücke von den Gesprächen zusammen zu legen und zu sehen: Wir ziehen als Gremium voll und ganz an einem Strang. Und doch sind wir unterschiedlich, legen auf Unterschiedliches wert, nehmen andere Menschen unterschiedlich wahr und haben selbst unterschiedliche „Schwerpunkte“.

So ist der Eindruck aus diesen Gesprächen gespeist aus verschiedenen Eindrücken – und ich bin gespannt, welche Entscheidung wir (bald) treffen werden (und wenn der Artikel schon eine Weile im Netz steht „getroffen werden haben“) – aber eines weiß ich: Es wird eine nachhaltige, belastbare und exzellente Entscheidung sein, weil ich sie nicht alleine getroffen habe, sondern mich mit anderen beraten habe.

4. Nimm Expertenrat an!

Tja, und das ist ein Knackpunkt, den viele leider überspringen mit fatalen Folgen. Ob es eher „Sachfragen“ sind wie Gebäuderenovierung, die Installation einer neuen Heizungsanlage im Gemeindehaus oder die Frage nach einem Netzwerk im Gemeindezentrum oder ob es Personalfragen sind, geistliche Fragen oder die großen theologischen, richtungsweisenden Fragen der Gemeindeentwicklung: Es gibt auf allen Fachgebieten Experten.

Wieso fragst du nicht einen Experten um seine Einschätzung, seine Erfahrung und sein Know-How? Keine Sorge: Das geht in unserem Zeitalter recht einfach durch Telefonate, Skype, Blogartikel, Podcasts oder natürlich auch ein persönliches Treffen.

Manchmal ist die Lücke zwischen Herausforderung und Lösung unser Stolz. Dann lass einen Experten doch die Brücke werden.

Gott hat mich mit Gaben und Fähigkeiten gesegnet – das Handwerkliche ist es definitiv nicht. Da war schon Ausverkauf, als er mich erschaffen hat. Wenn wir in der Gemeinde ein Bauprojekt (egal welcher Größenordnung) vor uns haben, dann bin ich der erste, der den Bauausschuss auf die Tagesordnung holt. Ich selbst könnte wirklich nichts Substantielles dazu beitragen – schon gar nicht, wenn am Tisch andere sitzen, die das können. Warum also soll ich mir eine Lösung überlegen, die nicht tragfähig (im wahrsten Sinne des Wortes) ist während andere nicht über die Lösung, sondern schon längst über die Umsetzung nachdenken?

5. Sei mutig!

Für mich ist es ein uralter Ratschlag, den Martin Luther seinem Freund Philip Melanchthon 1520 in einem Brief schrieb und den mein Vater mir auf meinen Weg mitgegeben hat, als es schon früh darum ging, Entscheidungen zu treffen:

Pecca fortiter, sed fortius fide.

Sündige tapfer, aber glaube noch tapferer.Martin Luther

Natürlich hat Luther einen anderen Sündenbegriff als der, den wir heutzutage oft haben und der „Sünde“ schnell als etwas „moralisch Verwerfliches“ darstellt. Was Luther – meines Erachtens – hier meint, ist nicht, sich bewusst gegen Gott zu stellen. Sondern vielmehr an dem Punkt, an dem alle Argumente gehört, alles „Für und Wider“ abgewogen und alle worst case-Szenarien durchgespielt sind, eine Entscheidung zu treffen – aber noch entscheidender zu glauben, dass Gott sich mit auf den Weg macht, diese Entscheidung durchzufragen oder auch Türen zu schließen, wenn es doch die falsche Entscheidung war.

Nun kommt der Zettel mit der Lösung wie oben schon erwähnt nicht vom Himmel – also müssen wir mutig sein. Entscheidungen treffen.

Tapfer.

Kühn.

Mutig.

„Pecca!“ ruft uns Luther zu.Und da passt es doch, wie das Zitat Luthers weitergeht:

…sed fortius fide et gaude in Christo, qui victor est peccati, mortis et mundi!

…aber glaube noch stärker und freue dich in Christus, welcher der Sieger ist über die Sünde, den Tod und die Welt!Martin Luther

So können weise Entscheidungen getroffen werden mit der gewissen Ruhe und dem inneren Frieden, dass die Entscheidungen nicht alleine getragen werden, sondern dass Jesus sie mitträgt, mitgeht und mitverändert, wenn eine Nachjustierung von Nöten ist.

Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Alle Beiträge aus der Reihe „Die Kunst des Leitens“:

Darf ich als Christ das Leben lieben?

Diese Frage tippte jemand in eine Internet-Suchmaschine ein und ist dadurch auf meiner Seite gelandet. Das freut mich, denn ich will diese Frage als Steilvorlage nutzen zu diesem Beitrag.

Darf ich als Christ das Leben lieben?

Meine erste, spontane Reaktion: Wenn Christen nicht das Leben lieben dürfen – wer darf es dann?

Ja, es gibt genug humorlose Christen, welche der Ansicht sind, dass das Leben hier auf der Erde einzig und allein das Jammertal ist, durch das man hindurch muss, ehe man dann die Ewigkeit mit Gott verbringt. Dass diese Ansicht in meinen Augen weder richtig noch biblisch ist, möchte ich dir anhand von drei Gedanken verdeutlichen. Und ich hoffe, dass du am Ende der Ansicht bist (und am besten bist du es jetzt schon): „Ja, ich darf als Christ das Leben lieben!“

1. Ja – alles andere wäre Beleidigung des Schöpfers

Vielleicht benötigt es eine – vollkommen unwissenschaftliche – Begriffsklärung, wovon wir sprechen. „Darf ich das Leben lieben?“ Dahinter verbirgt sich für mich ein Sammelsurium an Fragen wie:

Darf ich als Christ

  • Alkohol trinken?
  • ausgelassen feiern?
  • mich über das Irdisch-Materielle freuen?
  • Spaß an Sex haben?
  • ins Kino gehen?
  • tanzen?
  • ein Konzert besuchen?
  • gutes Essen genießen?
  • mich der Künste hingeben und mich an ihnen freuen?
  • mit Freunden abhängen, ohne vorher zusammen zu beten?
  • mit meinem Nachbarn grillen, auch wenn ich keine Bibel unterm Arm dabei habe?
  • ein Wellness-Wochenende alleine oder mit meinem Ehepartner genießen?

Ich gebe zu: Für den einen liest sich das alles wie ein großer Katalog an Lastern – der andere wird sich fragen: „Hä? Wo ist das Problem?“

In meinen Jahren als Christ und Pfarrer habe ich alles schon erlebt und diese Fragen sind allesamt nicht aus der Luft gegriffen. Die Liste ließe sich noch um einige Punkte verlängern. Nicht wenige kennen den absolut schwachsinnigen Ausspruch „Wer auf Erden das Tanzbein regt, dem wird’s im Himmel abgesägt.“ Furchtbar. Grausam. Schlimm. Wer auch immer das in die Welt gesetzt hat – er hat nicht viel verstanden von der Liebe Gottes.

Egal, welchen der Punkte aus der Liste man sich anschaut: Er ist ein Zeichen dafür, wie sehr Gott uns liebt. Wieso? Er hätte diese Welt schwarz/weiß erschaffen können (so wie das Denken mancher Christen), er hätte dem Menschen die Möglichkeit, Bier zu brauen oder Whisky zu brennen, verwehren können. Genauso hätte er sich einen anderen Weg überlegen können, wie verheiratete Menschen sich ihre Liebe zeigen – aber er hat den Sex als intimste Form der menschlichen Liebe gewählt.

Wer sagt, all das dürfe ein Christ nicht, der verachtet den Schöpfer und seine guten Gaben. Ja klar: Wir sind aufgerufen, verantwortungsbewusst und maßvoll damit umzugehen. Wie mit allem im Leben – besonders mit Pessimismus und Skeptizismus sollten wir maßvoll umgehen, weil zu viel davon wirklich schadet. Es hält uns nämlich davon ab, den Schöpfer zu ehren, indem wir das, was er uns durch die Schöpfung schenkt, genießen.

Ich sehe schon die Fragezeichen und die rot anlaufenden Gesichter mancher, die das hier lesen und meinen, ich würde dazu aufrufen, dass Christen sich volllaufen lassen sollen, Sex mit verschiedenen Partnern haben sollen oder Gott vergessen sollen. Denen sage ich: Lies den Artikel nochmal vom Anfang. Und dann nur bis hierhin. Und dann schau einfach mal, was ich wirklich schreibe.

Wer der Ansicht ist, dass das Leben hier auf der Erde nur (!) ein Jammertal ist, durch das wir hindurch müssen, ehe wir dann die Ewigkeit mit Gott verbringen, dem sage ich: Du beleidigst deinen Schöpfer! Denn er hat sich unglaublich viel Mühe gegeben, dir das Leben hier auf der Erde nicht nur zu einem Jammertal werden zu lassen.

Dass es das oft ist – keine Frage. Ich rede ja nicht davon, dass das Leben hier auf der Erde nur bunt und schön ist. Überhaupt nicht. Es ist leider, leider sehr oft ein Jammertal – aber nicht nur.

In der Bibel gibt eine Stelle im Alten Testament, die ich hier ein wenig aus dem Kontext heraus „reiße“. Immer wieder steht das Volk Gottes in der Gefahr, den Göttern der Völker und Kulturen, von denen sie umgeben sind, zu opfern. Immer wieder stellt sich Gottes Volk die Frage, wie sie wohl Gott gefallen könnten, wie sie auf „richtige Weise“ Gottesdienst feiern und Gott Opfer darbringen können. Und dann steht in Micha 6,8:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.Die Bibel, Micha 6,8

Und genauso verhält es sich auch im Blick auf die Frage, ob ich als Christ das Leben genießen darf oder nicht: Wenn du Christ bist, dann ist der Geist Gottes, der Heilige Geist, schon längst in dir. Dann frag doch ihn – und nicht Google. Frag ihn, bevor du andere fragst. Ich bin mir sicher, dass er dir Antworten geben wird. Und wenn du in der Bibel liest, dann wirst du auch erkennen, dass dir schon längst „gesagt ist, was gut ist für dich“.

2. Ja – sonst wäre das Leben grausam

Ich glaube an einen Gott, der die Menschen mit einer Liebe liebt, wie sie ihresgleichen sucht. Seine Liebe ist grenzenlos, sie ist bedingungslos und sie ist unendlich groß.

Als Christ das Leben nicht genießen (und das bedeutet für mich „lieben“) zu dürfen, wäre grausam. Sich an all den schönen Dingen nicht freuen zu dürfen, wäre schon eine Folter. Und das wiederum passt mit meinem Gottesbild und – wie ich denke – dem Bild von Gott, wie es uns in der Bibel überliefert wird, nicht zusammen.

Es gibt viele Stellen in der Bibel, an denen immer wieder davon die Rede ist, dass Gott unser Bestes will, dass er will, dass es uns gut geht – und nicht, dass es uns schlecht geht. Er selbst weiß doch, dass es grausam wäre, wenn wir das, was er geschaffen hat, nicht genießen dürften.

Es ist, als ob du deinem Kind ein Geschenk in die Hand drückst und sagst: „Hier, bitteschön. Das hast du dir schon immer gewünscht, das weiß ich. Aber auspacken darfst du es nicht!“

Ist das dein Bild von Gott? Dann bitte ich dich, es zur Seite zu legen und nie wieder in deine Gedankenwelt und in deinen Glaubens hineinzunehmen. Gott gibt gerne. Gott liebt gerne. Gott schenkt gerne. Wenn Gott gewollt hätte, dass dieses Leben hier auf der Erde nur ein Jammertal wäre ohne jede Freude, ohne jeden Genuss – dann hätte er diese Welt auch entsprechend geschaffen.

Nehmen wir ein unverfängliches Beispiel. Die Natur. Jetzt im Frühling. Überall blüht es und ist herrlich anzuschauen. Gott will dir damit eine Freude machen, als ob er sagt: „Schau, so schön ist die Natur. Sie ist ein Spiegelbild meiner Schönheit, Kreativität und Schaffenskraft. Genieße sie!“ Wie grausam wäre es, wenn du nun auf die Idee kommen würdest, die Natur zu hassen. Völlig absurd. Wieso soll es mit den anderen Dingen, die uns Freude bereiten, anders sein? Natürlich kann alles zur Sucht, zur Droge, zum Lebensinhalt und damit auch zum Götzen werden. Also liegt es an uns, verantwortungsvoll zu genießen. Und das in allen Bereichen, die ich oben angesprochen habe.

Ohne Genuss wäre dieses Leben grausam. Dass es Phasen in unserem Leben gibt, in denen es uns schwerer fällt, Dinge zu genießen oder gar „das Leben zu genießen“ steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Ich denke, dass jeder Mensch nicht nur einmal Phasen in seinem Leben hat, in denen es ihm schwerfällt, das Leben zu genießen. Aber „dürfen“ darf er und soll er jederzeit.

Wenn wir in der Bibel an so vielen Stellen lesen, dass Gott uns Menschen liebt, dann beziehen wir das schnell auf unseren „Stand als Sünder“ und die Rechtfertigung, die durch den Glauben kommt. Zurecht!

Das ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Gott liebt uns nicht nur für die Ewigkeit, er liebt uns schon jetzt und hier auf der Erde. Und er will, dass wir das, was wir hier auf der Erde haben, genießen und lieben, weil er uns liebt.

Sinnbildlich dafür steht für mich folgende Aussage, die Jesus einmal getroffen hat:

Ich aber bin gekommen, um ihnen [den Menschen] Leben zu bringen – Leben in ganzer Fülle.Die Bibel, Johannes 10,10

3. Ja – sonst wären Christen ein schlechtes Zeugnis

Christen und Kirche werden in der Öffentlichkeit aus zwei Gründen negativ wahrgenommen. Der eine Grund ist das Verharren in Traditionen aus Prinzip, die heutzutage kein Mensch mehr versteht. Der zweite Grund ist, dass Christen nicht wirklich lebensbejahend sind. Christen sind schnell „gegen“ etwas, aber selten „für“ etwas. So ist die öffentliche Wahrnehmung – und leider ist sie nicht immer verkehrt.

Erlöster müssten mir die Christen aussehen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.Friedrich Nietzsche

Der große Religions- und Christentumskritiker Friedrich Nietzsche hat hier ausnahmsweise vollkommen recht. Ein Zeugnis für den lebendigen Gott zu sein und gleichzeitig das Leben hier auf der Erde nicht zu lieben und nicht zu genießen, schließen sich für mich vollständig aus.

Ich kann weder glauben noch predigen, dass Gott den Menschen liebt und gleichzeitig die größte Spaßbremse sein. Schauen wir uns nur mal Jesus an. Was hat er getan? Er hat mit denen Gemeinschaft gehabt, gegessen und gefeiert, mit denen das damalige Establishment nichts zu tun haben wollte. Aber er hat es genossen, das Leben zu feiern und dadurch zu zeigen: Ich liebe dich! Du bist mir wichtig! Du bist wertvoll für mich! Ich möchte, dass du mir nachfolgst.

Und das Ende des Liedes? Er hat sich einen ziemlich krassen Vorwurf anhören müssen:

Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinkt wie jedermann, und da heißt es: „Was für ein Schlemmer und Säufer, dieser Freund der Zolleinnehmer und Sünder!“ Und doch hat die Weisheit Gottes Recht; das zeigt sich an dem, was sie bewirkt.Die Bibel, Matthäus 11,19

„Und doch hat die Weisheit Gottes Recht; das zeigt sich an dem, was sie bewirkt.“ Würden wir diesen Satz beherzigen, dann könnten wir gar nicht auf die Idee kommen, uns ständig zu fragen, auf welcher Seite des Pferdes wir nun wieder runtergefallen sind: Auf der Seite der Spaßbremse oder auf der Seite des Hedonismus?

Nein, viel eher ist die Frage nach der Liebe zum Leben und dem darin zu findenden Genuss so zu beantworten, dass wir Gott um Weisheit bitten können und sollen, im rechten Maß zu lieben und zu genießen – und dann zu sehen, was diese Weisheit in unserem Leben und im Leben derer, mit denen wir zusammen sind, bewirkt.

Eine Form, wie wir das Leben genießen können, ist das Feiern – dazu empfehle ich dir meinen Artikel „Christen – feiert mehr!„.


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

Meinen Podcast „Einfach glauben“ findest du auf allen gängigen Podcast-Plattformen. Anklicken, anhören, abonnieren.

Apple Podcasts | Deezer | Spotify | www.david-brunner.de/podcast/


Bleib auf dem Laufenden und abonniere meinen Newsletter:

Beliebteste Beiträge der letzten Woche

Beiträge zum Thema "Leitung"

Medien, die ich empfehle

Glaube = Risiko

Der Wettlauf des Glaubens

Die Essenz des Seins

Auslöschung

Reaktivität überwinden