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Herr, bist du es?

Dieses Buch ist ein sehr wertvoller Ratgeber in einer höchst brisanten Angelegenheit. Zugegeben: Man muss ja schon eine Annahme setzen, wenn man dieses Buch liest und für die Praxis anwenden möchte, nämlich: Gott spricht als Heiliger Geist auch heute noch zu seinen Menschen.

Mit dieser Annahme beginnen aber die Herausforderungen erst richtig: Woher weiß ich, dass es der Heilige Geist war, der zu mir spricht? War es vielleicht nicht doch mein Wunschdenken? Und wer bin ich überhaupt, dass der Heilige Geist zu mir spricht? Wie kann ich es denn erkennen, um welchen “Geist” es sich handelt, der mir einen Gedanken schenkt?

Die Bibel spricht im Neuen Testament von der “Gabe der Geisterunterscheidung”, also der Fähigkeit zu erkennen, aus welchem Geist heraus mir ein Eindruck, ein Gedanke, eine Idee oder eine Handlungsaufforderung geschenkt wird. Zugegebenermaßen ist dieses ganze Gebiet deswegen hoch brisant, weil nicht wenig geistlicher Missbrauch und Manipulation gerade dort entsteht, wo Menschen meinen, vollmundig im Auftrag Gottes zu handeln – und es vielleicht gar nicht Gott war, er sie zu irgend etwas aufgefordert hat, sondern vielleicht nur der “menschliche Geist” in einem selbst.

Eine saubere Grundlegung

Wer das Buch in die Hand nimmt und meint, er findet auf den ersten Seiten gleich eine Antwort auf die Frage “Wie erkenne ich, dass Gott zu mir gesprochen hat?” – der wird ein wenig enttäuscht werden, aber wird viel mehr bekommen, als er erwartet hat.

Rust – von Haus aus baptistischer Pastor – entfaltet in den ersten Kapiteln sehr tiergehend und ausführlich das Zusammenwirken des Heiligen Geist mit dem Menschen. Dabei setzt er dort an, dass es Gottes ureigenster Wunsch war, sich mit dem Menschen zu “vermengen” – “Christus in euch”, wie der Apostel Paulus im Neuen Testament beschreibt.

Auch wenn man sich auf den ersten Seiten ein wenig durch die Pneumatologie (die Lehrer des Heiligen Geistes) wühlen darf, ist es doch ein großer Gewinne, da Rust aus der Praxis schreibt und auch mit den ein oder anderen gängigen aber biblisch nicht belegbaren theologischen Meinungen “aufräumt”. Das alles tut er aber auf eine sehr wertschätzende und teils auch autobiografische Weise.

Nicht selten habe ich mich beim Lesen dabei ertappt, wie ich dachte: “Stimmt. Das ist mir auch schon oft begegnet und ich fand es ein wenig merkwürdig.” Ähnlich scheint es wohl auch Rust gegangen zu sein, wenn er aus seinem großen Fundus der praktischen (Gemeinde-)Erfahrung schreibt.

Die theologische Dichte seiner Gedanken machen das Buch nicht unbedingt zu einer leichten Lektüre. Man sollte sich Zeit und Ruhe nehmen, dieses Buch zu lesen, da es einen unglaublichen Gewinn verspricht für den, der sich mit der Frage nach der Unterscheidung der Geister ernsthaft und gewissenhaft auseinander setzen möchte und keine schnellen, sondern tiergehende und tragende Antworten sucht.

Checkpoints der Geisterunterscheidung

Im letzten Teil des Buches wird es dann ganz konkret und man findet konkrete Antworten auf die Frage: “Wie erkenne ich denn nun, von welchem Geist dieses oder jenes ist?”

Dazu nennt Rust so genannte Checkpoints, die ein Gedanke, eine Idee oder ein Bild durchlaufen muss, um darauf geprüft zu werden, welche(r) Geist(er) dahintersteckt. Diese Checkpoints sind:

  • Jesus Christus
  • Bibel
  • Gemeinde
  • Antriebskräfte
  • Modalität
  • Person

Klingen diese Checkpoints vielleicht ein wenig trivial oder althergebracht? Mag sein – aber ich sehe in ihnen und vor allem in Rusts Ausführungen einen unglaublich großen Gewinn. Natürlich zeigt sich hier auch wieder der große Erfahrungsschatz, aus dem Rust schöpfen kann.

Wo bspw. bei den Checkpoints “Jesus” und “Bibel” doch eigentlich alles klar sein sollte – mag man zumindest meinen -, zeigt Rust auf, wie die Herausforderung der Unterscheidung eines “spirituellen Impulses” im Detail liegt.

Konzentrieren sich die Checkpoints “Jesus Christus”, “Bibel” und “Gemeinde” mehr auf den Inhalt eines geistlichen Impulses, legen die anderen Checkpoints das Hauptaugenmerk auf die Person, die einen solchen geistlichen Impuls empfängt. Hier finde ich persönlich den Checkpoint “Antriebskräfte” äußerst hilfreich und praxisorientiert, da Rust diesen mit folgenden Antriebskräften konkretisiert: Freiheit, Freude, Frieden, Geduld und Demut.

Gerade diese “Checkpoints” sind es, die den Leser besonders interessieren mögen, der mit der Fragestellung an dieses Buch geht, wie man nun einen geistlichen Impuls bewerten kann.

Dieses Buch ist ein wunderbares Hilfsmittel, um geistliche Impulse auf die richtige Art zu verstehen und weiterzugeben, damit durch diese die Schönheit des Redens Gottes zum Ausdruck kommen und geistlicher Missbrauch oder Manipulation weitestgehend im Keim erstickt werden kann.

Infos:
272 Seiten
17,95 EUR
ISBN: 978-3-417-26809-6
Verlag: SCM R.Brockhaus

Willkommen im Land der Ruhe

Das “Land der Ruhe” ist für mich eine der schönsten Umschreibungen zum einen für das, was auf Christen nach ihrem Tod wartet und zum anderen für das, was auf Christen Tag für Tag vor ihrem Tod wartet.

In der Bibel finden wir in einem längeren Abschnitt im 4. Kapitel des Hebräerbriefes eine Umschreibung von diesem “Land der Ruhe”. Ich möchte an dieser Stelle nur die Verse 9+10 zitieren, es lohnt sich aber, das gesamte Kapitel – und auch das vorausgehende Kapitel – zu lesen.

Gottes Volk erwartet also bis heute die Zeit der Ruhe, den wahren Sabbat. Wer zu dieser Ruhe gefunden hat, wird von aller seiner Arbeit ausruhen können, so wie Gott am siebten Schöpfungstag von seinen Werken ruhte.

Der Verfasser des Hebräerbriefes verwendet bei seinen Ausführungen die Wüstenwanderung des Volkes Israel (nachzulesen im 4. Buch Mose) sozusagen als “Negativfolie”. Denn auch dem Volk Israel war das “Land der Ruhe” verheißen – aber weil sie ungehorsam waren und Gott nicht vertrauten – nicht einmal dann, als er es ihnen (nachzulesen in 4. Mose 13+14) schenken wollte – wurde die Wüstenwanderung zu einem ziemlichen Dilemma.

Die Ausführungen im 4. Kapitel des Hebräerbriefes haben ich dazu gebracht, in einer Predigt dieses “Land der Ruhe” als das zukünftige und das gegenwärtige, also das “Land der Ruhe” nach dem Tod und das “Land der Ruhe” vor dem Tod, einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. (Die gesamte Predigt kannst du im Podcast unserer Kirchengemeinde anhören: Hier geht’s zum Podcast.)

Das zukünftige Land der Ruhe

In den Wüstenzeiten und stürmischen Momenten benötigen wir Menschen einen festen Halt. Dann, wenn das Leben eben nicht so spielt, wie wir uns das wünschen, brauchen wir etwas, an dem wir uns wirklich festhalten können, das uns Kraft und echten Trost spendet und keine billige Vertröstung ist.

Als Christ bin ich der festen Überzeugung, dass ich mein Leben mit einer großen Diesseitshaftung bei gleichzeitiger Ewigkeitsperspektive leben sollte – und vor allem leben kann. Der christliche Glaube ist keine Krücke, er ist auch keine Psychohygiene, wie ihm manchmal von den Religionskritikern vorgeworfen wird, sondern ein festes Vertrauen auf den, den wir nicht sehen, aber auf den wir hoffen und den wir erwarten. Dieses zukünftige Land der Ruhe wird in der Bibel im letzten Buch, der Offenbarung, folgendermaßen beschrieben:

Eine gewaltige Stimme hörte ich vom Thron her rufen: „Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben. Er wird ihnen alle Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid, keine Klage und keine Schmerzen; denn was einmal war, ist für immer vorbei.“ Der auf dem Thron saß, sagte: 
„Sieh doch, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,3-5)

Diese Beschreibung des zukünftigen Landes der Ruhe hat für mich eine unglaublich große und starke Kraft, gerade dort, wo ich dem Tod immer wieder ins Auge schauen muss.

Als Christ glaube ich nicht, dass ich eines Tages im Nichts enden werde, sondern dass ich im “Land der Ruhe” ankommen und die Ewigkeit mit Gott verbringen werde. Alle tröstenden und heilsamen Aussagen des christlichen Glaubens stehen und fallen für mich mit der Hoffnung auf dieses zukünftige Land der Ruhe. Wenn ich diese Hoffnung, diese Gewissheit nicht hätte, dann wäre der christliche Glaube in der Tat nichts weiteres als Psychohygiene, ja dann wäre er sogar gefährlich, weil alle gegenwärtigen Hoffnungen und Zusagen des göttlichen Trostes im Nichts verpuffen würden. Der Apostel Paulus hat es in seinem ersten Brief an die Gemeinde in Korinther so ausgedrückt:

Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen. (1. Kor 15,19)

Da ich aber nicht zu den bedauernswertesten Menschen unter allen Menschen gehöre, ist der Glaube an den lebendigen und auferstanden Herrn aller Herren für mich das tragende Fundament meines Glaubens und gleichzeitig das, worauf mein Glaube zulaufen wird, wenn auch für mich die letzte Stunde schlagen wird.

Und nur aus dieser Perspektive macht es Sinn, die zweite Dimension vom “Land der Ruhe” genauer zu betrachten.

Das gegenwärtige Land der Ruhe

Diese gegenwärtige Land der Ruhe bedeutet: Leben in der bewussten Gegenwart Gottes in allen Wüsten und Stürmen, in allen Höhen und Siegen meines Lebens.

Dieses gegenwärtige Land der Ruhe betrete ich dort, wo ich mir bewusst werde, dass ich mein Leben hier auf der Erde nicht einfach nur so friste, sondern mir bewusst darüber werde, dass die göttliche Kraft der Auferstehung, die alles Leben ins Dasein gerufen hat und immer zum Guten und Besseren verändern kann, jeden einzelnen Moment meines Lebens für mich verfügbar ist. Und das äußert sich für mich in drei Dimensionen, die das Leben eines jeden Menschen bestimmen: Das betrifft unsere Identität, es gibt uns Orientierung und einen Frieden, nach dem unsere Seele ruhelos und rastlos sucht, bis sie ihn gefunden hat.

Identität

Schaue ich mir diverse gesellschaftspolitische Diskussionen momentan an und betrachte ich sie vor allem einmal durch die social media-Brille, fällt mir eines auf: Menschen sind auf der Suche nach ihrer Identität. “Wer bin ich – und wenn ja wie viele” heißt ein bekanntes Buch zum Thema. Auch Dietrich Bonhoeffer schrieb ein sehr ergreifendes Gedicht zum Thema mit dem Titel “Wer bin ich?“.

Wenn ich bewusst in das “Land der Ruhe” eintrete, mir also (Aus)Zeiten nehme, in denen nur “Gott und ich” zählen, dann weiß ich: Ich bin sein Kind, weil sein Wesen schon immer das des Vaters war und auch sein eigentliches Wesen ist (siehe mein Beitrag zu “Gott als Vater – sein eigentliches Wesen“).

Ohne mich jetzt in psychologische Tiefen zu begeben und vielleicht eher auf dünnem psychologischen Eis Schlittschuh zu laufen, so glaube ich doch, dass es für einen Menschen eine unglaublich große Kraft hat, wenn er die Frage “Wer bin ich eigentlich?” beantworten kann – und zwar nicht fragmentarisch, sondern ganzheitlich.

Diese Zuschreiben meiner Identität oder besser gesagt die Vergewisserung dieser Identität benötige ich immer wieder, um nicht im trubeligen Alltag dann eben doch äußerst fragil und fragmentarisch meine Identität zu suchen.

Orientierung

Was für das Auto ein gutes Navi ist, das ist für mein Leben das “Land der Ruhe”, weil ich hier Orientierung finde für mein Leben. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir unsere besten Entscheidungen nicht aus einer Hektik und Unruhe heraus treffen, sondern dann, wenn wir uns im Land der Ruhe befinden, wenn wir auf Gott hören, wenn wir das Flüstern des Heiligen Geistes wahrnehmen und diesem einfach folgen.

Tag für Tag müssen wir unabhängig von unserem Beruf, familiären Stand und sozialen Kontakten viele Entscheidungen treffen. Manche sind trivial, manche sind weitreichend.

Im Land der Ruhe findest du Orientierung für die konkreten Dinge deines Lebens – deine Finanzen, Gesundheit, Gemeinde und Familie betreffend. Und noch vieles mehr.

Frieden

Und zuletzt finde ich im Land der Ruhe einen Frieden, wie ihn mir nichts und niemand auf dieser Welt geben kann.

Jesus hat einmal gesagt:

„Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst! “(Johannes 15,24)

Mein Leben nicht in Abhängigkeit von meinen Entscheidungen und Gefühlen und auch nicht in Abhängigkeit von anderen Menschen und deren Verhalten zu mir führen zu müssen, sondern aus einem Frieden heraus, den Jesus schenkt, ist wohltuend und befreiend zugleich.

Und es entlastet. Es entlastet sehr, denn ich weiß: Dieser Friede ist kein Waffenstillstand, sondern dieser Friede ist SCHALOM, die biblische Realität für ein allumfassendes Geborgensein und Getragensein in der allgegenwärtigen göttlichen Liebe und Fürsorge. Nicht umsonst schreibt Paulus in Kolosses 3,15, dass dieser Frieden unser ganzes Leben bestimmen soll. Schön, wenn er es tut!

Dieses “Land der Ruhe” birgt so viel, dass wir gut daran täten, es mehr und mehr aufzusuchen in bewussten Ruhezeiten, die wir mit Gott haben, woraus dann keine Handlung sondern eine Haltung wird, immer und zu jeder Zeit in dieses Land eintreten zu können, um das zu bekommen, was wirklich trägt: Trost, Identität, Orientierung und Frieden.

Jesus macht satt

Es gibt Hunger, der macht sich nicht immer so stark bemerkbar und wabert eher als Subton unseres Lebens die ganze Zeit mit. Es ist nicht der physische Hunger, aber der Hunger nach Leben. Nach erfülltem Leben. Nach Leben, das uns sagen lässt:

“Sei zufrieden, meine Seele, es geht dir gut und du hast, was du zum Leben brauchst.”

Manchmal kommt dieser Hunger schon auch zum Vorschein, keine Frage. Manchmal kommt er sogar so sehr zum Vorschein, dass wir die unmöglichsten Dinge tun, weil wir meinen, diesen Hunger zu stillen – und nicht merken, wie wir uns eigentlich schaden.

Jesus hat einmal – ok, eigentlich andauernd – etwas sehr Intereesantes gesagt:

“Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird niemals wieder hungrig sein, und wer an mich glaubt, wird nie wieder Durst haben.” (Die Bibel, Johannes 6,35)

Dieses Sattsein meine ich. Nicht ein Sattsein kurz vorm Platzen. Vielmehr ein Sattsein im Sinne von “zufrieden sein”, mit dem eigenen Leben zufrieden sein.

Ich glaube, es ist ein lebenslanger Lernprozess und mich inspirieren gerade ältere Menschen, die zufrieden sind mit ihrem Leben, die nicht “alles haben müssen” und die sich einfach an dem genügen lassen, was sie haben. Keine schlechte Einstellung, wie ich finde. Vielleicht ist es ja auch ein altersspezifisches Problem – wer weiß.

Dennoch glaube ich aber, dass es auch unabhängig vom Alter Faktoren gibt, die unser Leben derart beeinflussen, dass wir es als “suboptimal” und mit jeder Menge Luft nach oben empfinden. Das beginnt beim schlichten, sichtbaren Materiellen, geht weiter über das Mit-anderen-Vergleichen und macht auch vor Schicksalsschlägen keinen Halt.

Was kann mein Leben da wirklich zufrieden machen? Ich glaube, Jesus wusste schon, warum er sagt, dass er das Brot ist, das unseren Lebenshunger stillt. Und eigentlich ist es auch nicht so schwierig. Wirklich nicht. In der Bibel lesen, sich im Gebet Jesus öffnen – that’s all. Das müsste doch drin sein, oder? Da fragen wir uns immer, wie wir unser Leben noch “besser”, noch “sinnvoller”, noch “nachhaltiger” gestalten können – und tun jede Menge Dinge dafür bis wir merken, dass es das auch irgendwie nicht ist.

Wir schlabbern aus trüben Teichen anstatt zur Quelle des Lebens zu gehen, die uns lebensspendendes Wasser und sättigendes Brot ist.

Mich an Jesus hängen und sagen: “Du bist genug. Wenn ich nur dich habe, dann ist mir alles andere nicht so wichtig.” (Psalm 73) Das bringt’s. Wirklich. Nicht wegen mir, sondern wegen ihm.

Nicht, weil ich etwas tun würde oder könnte, um meinen Hunger zu stillen, sondern weil Jesus alles ist und alles tun kann, um meinen Hunger nach Leben zu stillen, so dass ich meiner Seele sagen kann, dass sie wirklich zufrieden sein kann.

Ob in finanziellen Herausforderungen, in gesundheitlichen Schwierigkeiten, Problemen im Beruf oder mit Mitmenschen. Der springende Punkt ist nicht mein Verhalten oder meine Leistung, sondern die Gewissheit, dass Jesus reicht.

Zu simpel das alles? Mag sein. Aber “kompliziert” hat uns doch auch nicht wirklich was gebracht.

Was nun, Kirche?

Welch ein leidenschaftliches Buch!

Man spürt Parzany die Liebe ab, welche er für “seine Kirche” empfindet. Und Liebe ist im besten Fall nicht blind, sondern ehrlich. Und das ist dieses Buch eben auch.

Natürlich suggeriert der Untertitel “Ein großes Schiff in Gefahr” jede Menge. Aber deswegen empfehle ich: lesen! Dann urteilen!

Parzany selbst schreibt:

Ich möchte Mut in schwierigen Zeiten machen. Ich will Fehlentwicklungen und Konflikte beschreiben. Ich will nicht um den heißen Brei reden. Ich kann verstehen, dass engagierte Christen die evangelischen Kirchen verlassen. Ich will begründen, warum ich es nicht getan habe. Ich will zeigen, wie in den Landeskirchen die Gemeinde des Jesus Christus gebaut und gesammelt wird und werden kann. Ich schreibe gegen Resignation. Auch gegen meine eigene. Ich weiß: Wer schweigt, fördert, was im Gange ist.

Parzany schweigt nicht. In einem ersten Kapitel entfaltet er fast schon eine Ekklesiologie, eine Lehre der Kirche. Wie konstituiert sich Kirche? Was sind Merkmale und Wesensäußerungen von Kirche? Die Lehre der Apostel, Bekehrung und Taufe, die Gemeinschaft mit Gott und miteinander sowie andere zentrale Themen christlicher Kirche spielen eine Rolle und werden von Parzany auf erfrischende und aktuelle Weise präsentiert.

Woran die evangelischen Kirchen kranken

In einem großen zweiten Kapitel, dem Hauptteil des Buches, erläutert Parzany “woran die evangelischen Kirchen kranken”. Und er tut, was er verspricht: Er redet nicht um den heißen Brei.

Auf den ersten Blick mögen die Kritikpunkte nicht neu sein. Es geht um das richtige Bibelverständnis, die Frage nach dem Kreuzestod Jesu, interreligiösen Dialog, Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, die Taufpraxis und andere große Themen. Das Besondere ist in meinen Augen, dass Parzany die gegenwärtige Diskussion aufnimmt. Sei es durch Zitate aus Emails, aus Veröffentlichungen von Theologen/Kirchenvertretern oder theologischer Entwicklungen jüngster Zeit.

Darüber hinaus setzt sich Parzany immer wieder auch theologisch mit den Fragen auseinander, beantwortet diese also nicht nur “zeitgenössisch”, sondern führt den Leser in einen kleinen theologischen Diskurs, indem er auch große Theologen der letzten Jahrhunderte durch Quellen zu Wort kommen lässt. Und so ganz nebenbei entfaltet Parzany große theologische Gedanken wie beispielsweise um den Sühnetod Jesu oder die Frage nach einer biblisch verantworteten Taufpraxis.

Beeindruckend und wichtig finde ich, dass Parzany aber nicht auf der für Theologen üblichen Ebene des Welcher-Theologe-hats-gesagt-Gesprächs bleibt, sondern die Bibel selbst immer und immer wieder zu Wort kommen lässt.

Natürlich hat Parzany eine klare Position – und das ist auch gut und wünschenswert, wenn man den Zustand der evangelischen Kirchen in Deutschland betrachten möchte. Ehrlich und dadurch auch äußerst substantiell finde ich die theologischen Argumente, die er für seine Sichtweise ins Feld führt – auch und gerade dadurch, dass er sich im Buch mit Theologen und theologischen Meinungen auseinander setzt, die seiner Meinung gegenläufig sind.

Das macht dieses Buch übrigens so alltagsrelevant, da Parzany die Finger in die Wunden legt und Fragen stellt, die in der Tat seitens der Kirchenleitungen teilweise unbeantwortet sind, Gemeinden vor Ort aber Mühe bereiten.

Sicherlich mag der ein oder andere zu anderen Bewertungen der Landeskirchen kommen – das mag sein. Von der Hand zu weisen ist aber so manches nicht, zumal sich Parzany in der Landschaft christlicher Kirchen in Deutschland (und darüber hinaus) äußerst gut auskennt.

Und das ist es, was dieses Buch so leidenschaftlich macht. Da schreibt keiner aus dem Elfenbeinturm der Theologie, sondern einer, der über Jahrzehnte hinweg leidenschaftlich und aufopferungsvoll Teil der Gemeinde Jesu ist und sich von ihm selbst in dessen Dienst berufen weiß.

Zukunft und Hoffnung für die Kirche(n)

Die letzten beiden (kürzeren) Kapitel widmen sich dann noch einmal ganz praktisch der Zukunft der Kirche und wie diese Zukunft aussehen kann. Parzany sieht diese vor allen Dingen darin, dass Jesus selbst seine Kirche baut – bei aller Kritik sollte das nicht vergessen werden. Aber er wird auch konkret und sieht in Personalgemeinden, Gottesdiensten, Hausbibelkreisen und weiteren Faktoren eine Chance der Landeskirche. Besonders aber auch in einer guten geistlichen Leitung der Kirchen(gemeinden), die er nicht nur bei den Hauptamtlichen, sondern auch den Ältestenkreisen der Gemeinde sieht. Herausfordernd, alltagsnah, zukunftsweisend.

Es gäbe noch viel zu schreiben zu diesem Buch, aber ich wünschte mir vor allem, dass es gelesen wird. Gerade auch von denen, die vielleicht mit Vorbehalt oder Vorurteilen an dieses Buch gehen würden – denn sie werden überrascht. Positiv!

Was nun, Kirche?
Ulrich Parzany: Was nun, Kirche?

Verlag: SCM Hänssler

208 Seiten / 16,95 EUR

Gott als Vater – sein eigentliches Wesen

Ich weiß, die Überschrift ist etwas provokant, aber ich sehe es so. Angefangen hat alles mit der Vorbereitung auf meine Predigt “Warum liebt Gott die Menschen?”. Dabei bin ich auf ein paar interessante Dinge in der Bibel sowie der Kirchengeschichte gestoßen.

Zum einen war da das Apostolische Glaubensbekenntnis, das alle Christen auf der ganzen Welt miteinander verbindet und das inzwischen ca. 1600 Jahre alt ist.

Dort heißt es im so genannten ersten Artikel:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Ehrlich gesagt habe ich mir darüber bisher noch nicht all zu viele Gedanken gemacht. Das klingt so vertraut, da ich es schon seit vielen, vielen Jahren bekenne. Aber ist es nicht erstaunlich, dass zunächst vom Vater die Rede ist – und dann vom Allmächtigen und dem Schöpfer?

Wir meinen oft, dass das erste, das Gott tat, seine Schöpfung war. Liegt ja auch nahe, wenn man die ersten Seiten der Bibel sich durchliest, auf denen beschrieben wird, wie Gott diese Schöpfung kunstvoll ins Dasein rief. Soweit so gut – aber weshalb wird Gott gerade im Glaubensbekenntnis dann zunächst als “Vater” bekannt? Übrigens auch in der ursprünglichen lateinischen Form (Credo in Deum, Patrem omnipotentem, Creatorem caeli et terrae.).

Muss da nicht etwas dran sein?

Und ob da was dran ist!

Und den nächsten Hinweis darauf, dass Gottes eigentliches Wesen das Vater-Sein ist, gibt’s auch in der Schöpfungsgeschichte. In 1. Mose 1,2 steht:

Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser.

Klingt jetzt nicht so spannend, aber interessant wird’s wenn man sich das hebräische Wort anschaut, das für “schweben” verwendet wird und im ersten Teil der Bibel höchst selten vorkommt. Was dieses Wort meint, wird in 5. Mose 32,11 sozusagen ausführlich beschrieben:

Ein Adler scheucht die Jungen aus dem Nest, damit sie selber fliegen lernen. Doch wachsam schwebt er über ihnen, und wenn eins müde wird und fällt, dann breitet er die Flügel unter ihm und fängt es auf und trägt es fort.

Lesen wir diese beiden Stellen (1. Mose 1,2 und 5. Mose 32,11) zusammen, bekommen wir doch ein sehr eindrückliches Bild davon, was vor der Schöpfung geschah und was Gottes Wesen in seinem tiefsten Inneren ist:

Als ob der Mensch schon da sei – so schwebt der Geist Gottes über der noch zu entstehenden Schöpfung. Als ob Gott schon den Menschen sieht, so wacht er über ihm.

Ich finde das äußerst erstaunlich und faszinierend.

Der Schöpfer dieses Universums interessiert sich für dich. Er interessiert sich dafür, wie es dir geht, was dich umtreibt, womit du zu kämpfen hast, welche Sorgen du hast, in welche Sünde du dich immer wieder verstrickst, wie es dir mit deinen Finanzen und in deiner Gesundheit geht, was du mit deiner von ihm geschenkten Zeit anstellst und ob du in dem Umfeld (Schule, Beruf, Verein, Nachbarschaft) bist, das dir gut tut.

Du denkst vielleicht: Ich bin einer von vielen – genauer: von 7 Milliarden Menschen.

Aber Gott sagt:
DU bist mir wichtig;
DICH liebe ich;
für DICH bin ich in diese Welt gekommen;
für DICH bin ich gestorben;
mit DIR will ich leben;
DEIN Vater will ich sein.

Dieses väterliche, fürsorgliche Wesen Gottes kommt auch in einer wunderbaren Begebenheit zum Ausdruck:

Dann legte Gott im Osten, in der Landschaft Eden, einen Garten an. Er ließ aus der Erde alle Arten von Bäumen wachsen. Es waren prächtige Bäume und ihre Früchte schmeckten gut. Dorthin brachte Gott den Menschen, den er gemacht hatte. (1. Mose 2,8)

Gott setzt den Menschen in’s gemachte Nest. Wie Eltern, die ihr (erstes) Baby erwarten und alles tun, damit sich der neue Erdenbürger wohlfühlen: Kinderzimmer richten, streichen und dekorieren; die Wickelkommode mit Windeln, Creme und Tüchern bestücken, Spielzeug kaufen, einen Kinderwagen kaufen und nicht zuletzt: Den Schnuller aus einer unfassbaren großen Menge an Schnullern auswählen, welcher der Beste für das kleine Baby ist – und Spielzeug. Jede Menge Spielzeug – bis Eltern in den ersten Monaten dann erkennen, dass Keiner am liebsten mit dem rumspielen, was so in der Wohnung rumliegt.

Eltern tun alles, dass ihr Kind sich willkommen fühlt und “ins gemachte Nest kommt”. Und genau so ist Gott! Er lässt den Menschen von Beginn seines Lebens an von seiner kreativen Macht und Liebe sehen, schmecken spüren und erleben.

Alles in allem sind das für mich einfach unglaublich wunderschöne Momente, in denen ich erkennen kann, dass Gottes eigentliches Wesen das des Vaters ist. Wie schön!

Und um dem noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, beschreibt die Bibel auch, WIE Gott als Vater ist:

Alles, was Gott uns gibt, ist gut und vollkommen. Er, der Vater des Lichts, ändert sich nicht; niemals wechseln bei ihm Licht und Finsternis. (Jakobus 1,17)

Meine vielleicht ein wenig kühne Behauptung ist, dass wir Christen es vielleicht manchmal noch nicht so ganz verstanden, begriffen oder ergriffen haben, wie sehr Gott als Vater absolut berechenbar ist: Nämlich insofern, dass er nur Gutes will und tut und gibt. Wir zweifeln aber sehr daran – das ist zumindest mein Eindruck, weil wir sonst anders leben würden.

Ich finde es auf jeden Fall unglaublich schön und in gewisser Weise auch unverständlich, dass der Schöpfer dieses Universums der vollkommene Vater seiner Kinder ist. Wir sind nicht automatisch seine Kinder – es aber zu werden, ist gar nicht so schwierig. Die Bibel sagt darüber:

Die ihn (Jesus) aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. (Johannes 1,12)

Worauf wartest du? Ein himmlischer Vater wartet auf dich!


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Studienbuch Altes und Neues Testament

Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube für das, was man in der Theologie die so genanten “Einleitungswissenschaften” nennt. Auf ein einzelnes Buch der Bibel bezogen bedeutet das unter anderem:

  • Wer ist der Autor dieses Buches?
  • Wann wurde das Buch geschrieben?
  • Welche (grobe) Gliederung gibt es zu diesem Buch?
  • Welche Themen werden in diesem Buch behandelt?
  • Wie sieht der zeitgeschichtliche, soziale und kulturelle Kontext dieses Buches aus?

Es geht also weniger um eine “Vers für Vers”-Auslegung eines biblischen Buches, sondern darum, was das Buch im Ganzen darstellt. Für mich ist das unabdingbar, wenn ich biblische Texte predige, deren Sinn sich zwar keineswegs im zeit- und kulturgeschichtlichen Kontext erschöpft, den ich aber unter keinen Umständen außer Acht lassen kann, wenn ich der Bibel gerecht werden möchte.

Die Herausgeber dieses Buches haben im Vorwort ihre Leitprinzipien vorgestellt, unter denen sie dieses Buch verfasst und herausgegeben haben. Darin heißt es unter anderem:

Es sollte für theologische Laien allgemeinverständlich sein, ohne zu populistisch oder salopp zu werden. […] Dieses Studienbuch will auch in Rechnung stellen, dass die meisten Studenten heute mehr am Visuellen als am Verbalen orientiert sind. Wir haben daher viele Fotografien, Karten, Tabellen und Grafiken in das Material eingearbeitet.

Und das macht dieses Buch in meinen Augen zu etwas ganz Besonderem: Es lässt sich leicht und flüssig lesen und durch die oben genannten visuellen Elemente wird es weder langweilig noch unverständlich. Bekanntlich sagt ein Bild mehr als tausend Worte.

Was dieses Buch weiterhin sehr wertvoll macht, ist die Darstellung unterschiedlicher Herangehensweisen an zentrale Topics der Bibelauslegung. So werden beispielsweise unterschiedliche Modelle der Inspirationslehre dargestellt wobei die Herausgeber dann auch Stellung beziehen und ihr dem Buch zugrunde liegendes Modell benennen und auch kurz begründen.

Sicherlich kann ein solches Studienbuch nicht die gesamte Bibelwissenschaft abbilden, aber ich finde es durchaus erwähnenswert und beim Arbeiten mit diesem Buch auch sehr hilfreich, dass unterschiedliche Perspektiven dargestellt werden, aber nicht nur nebeneinander stehen bleiben, sondern auch Stellung bezogen wird, weshalb sich die Herausgeber für eine bestimmte Theorie entschieden haben, die wiederum der weiteren Arbeit mit diesem Buch zugrunde liegt.

Zu jedem Kapitel des Buches gibt es eine kurze Übersicht sowie die Lernziele, die von den Herausgebern “vorgesetzt” werden, wenn man dieses Kapitel bearbeitet. Ein einzelnes Kapitel bedeutet aber nicht nur zwangsläufig ein einzelnes Buch sondern zum Beispiel auch ein Überblick über den Pentateuch (5 Bücher Mose), die Königszeit, eine Einführung in die poetischen Bücher des Alten Testaments oder ein Überblick über die Apostelgeschichte und die erste Christenheit.

Insofern bietet dieses Buch nicht nur – wie sonst üblich – eine Übersicht über die einzelnen biblischen Bücher, sondern über Themenwelten, welche sich über mehrere biblische Bücher erstrecken.

Das Studienbuch selbst ist Grundlage eines Fernlehrgangs an der Theologischen Fernschule BFU (www.bfu-online.de). Natürlich muss man aber keinen Studiengang belegen, um einen großen Gewinn aus diesem Buch zu erzielen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Buch sowohl bei der Predigtvorbereitung als auch bei der Vorbereitung eines biblischen Themas oder “einfach nur” zum Selbststudium der Bibel hervorragend geeignet ist.

Ich glaube, dass es in christlichen Gemeinden unbedingt eine gute, fundierte Lehre geben sollte und bin der Überzeugung, dass dieses Studienbuch dafür einen großen Dienst leisten kann.

Studienbuch Altes und Neues Testament
Studienbuch Altes und Neues Testament

Verlag: SCM Hänssler

944 Seiten / 49,95 EUR

Gottes Idee hinter den Schöpfungstagen

Wieso hat Gott die Erde eigentlich nicht mit einem Fingerschnipp in einem Moment erschaffen? Die Frage darf man doch stellen, wenn man annimmt, dass Gott allmächtig ist – also auch mächtig genug, die Schöpfung von einem auf den anderen Moment zu erschaffen. Wieso also sechs Werktage und ein Ruhetag?

Unermesslich große Liebe

Zunächst glaube ich, dass seine unermesslich große Liebe hinter allem steckt. Gottes Wesen ist unwandelbar und in der Bibel (1. Johannes 4) wird Gott als Liebe beschrieben – nicht nur, dass er liebt, sondern dass er Liebe ist.

Bevor nun Gott seinen geliebten Menschen ins Dasein liebte, erschuf er alles andere, was der Mensch zum Leben benötigt (und noch mehr): Nahrung. Die Natur. Tiere. Die Luft zum Atmen. Alles. Den gesamten irdischen Lebensraum, von dem Gott immer wieder sagte, dass er “gut” war. Er gab sich also nicht nur damit zufrieden, irgendetwas zu kreieren, sondern für den Menschen sollte es das Beste sein. Und das alles: Bevor der Mensch ins Dasein kam.

Gott ist in der Tat ein vorsorgender, ein fürsorglicher, ein versorgender Gott. Wie ein richtig guter Vater, der seinen Kindern alles bereitet, damit sie das beste Leben führen können, das nur möglich ist.

Und ich denke mir so: Wenn Gottes Wesen unwandelbar ist, dann ist er heute noch der selbe Gott. Klar. Das bedeutet aber auch, dass er nach wie vor ein großes Interesse hat, uns mit allem zu versorgen, was wir zum Leben benötigen. In einer Welt, die NACH dem Sündenfall existiert scheint uns das manchmal natürlich nicht ganz plausibel und einleuchtend, weil wir es verlernt haben, diese intime Beziehung zu Gott zu pflegen, wie Adam und Eva es vor dem Sündenfall taten.

Aber lass es mich dir so sagen….oder besser schreiben: Gott versorgt dich mit allem, was du benötigst. Wenn du Jesus vertraust, bist du Gottes Kind – und dein himmlischer Vater wird dir geben, was du benötigst. Auch wenn es manchmal nicht den Anschein hat, ja. Das mag sein – aber unsere Wahrnehmung ändert nichts an Gottes unermesslich großen, realer Liebe! Mach es konkret. Verlass dich einfach drauf. Sag es ihm. Lebe danach. Nein, nein, keine Sorge. Das hier ist kein “Ich-schaff-das-schon-Seminar” sondern eher ein Ernstnehmen der Zusagen Gottes. Als Christ muss ich nicht hoffnungslos durch den Alltag gehen. Ich kann, ja. Klar. Ich muss aber nicht. Ich kann mich vielmehr auf die wunderbaren Zusagen Gottes verlassen – und schon ändert sich zwar nicht die Situation sofort, nicht mein Leben sofort, nicht die äußeren Umstände sofort (wobei…vielleicht ja schon) – was sich aber ändert ist meine Einstellung zum Leben, zu Gott, zur Frage, wovon ich mich wirklich abhängig mache und wovon nicht.

Gott ist ein Künstler

Das ist für mich der zweite Grund, weshalb die Schöpfung keine Hauruck-Aktion sondern ein künstlerischer Prozess war. Natürlich hätte Gott das alles auch in einem Moment erschaffen können – er ist ja allmächtig. Aber Gott ist ein Künstler und Ästhet durch und durch.

Für ihn war es wohl ein Vergnügen, regelrecht Zeit darin zu verschwenden (denn er hätte es ja alles schneller haben können), die Sterne und die Galaxien in das Universum zu malen, die Sonne und den Mond zu formen genauso wie die Tiere, Pflanzen und Menschen; die Erde in ihrer unterschiedlichen Form, die höchsten Berge und die tiefsten Ozeane. Die Schönheit der Schöpfung, die sich in der Unzählbarkeit an Farben und Konstellationen widerspiegelt, ist für mich Ausdruck eines künstlerischen Gottes, dem es große Freude machte, als göttlicher Künstler seine Schöpfung nicht nur ins Dasein zu rufen, sondern sie liebevoll und ästhetisch zu gestalten.

Was würde das bedeuten für die künstlerischen Gaben und Talente in unseren Gemeinden? Spiegeln sie Gott nicht viel mehr wider, als wir vielleicht meinen, wenn wir zu seiner Ehre Lieder singen? Leider hört es da schon oft auf, denn wie sieht es aus mit darstellender, bildlicher und andere Kunst in unseren Gemeinden?

Ich bin überzeugt davon, dass noch vieles zu Gottes Ehre in unseren Gemeinden an künstlerischen Prozessen entstehen kann – und soll! Weil wir manchmal viel zu eindimensional denken, was geistliche Kunst betrifft.

Der Sabbat als Höhepunkt der Schöpfung

Wer sagt eigentlich, dass der Höhepunkt der Schöpfung der Mensch sei? Richtig: Der Mensch. Sonst noch jemand?

Klar kenne ich auch Psalm 8, wo es heißt, dass Gott den Menschen nur wenig niedriger gemacht hat. Ok. Aber was heißt das? Genau. Dass er den Menschen nur wenig niedriger gemacht hat. Nicht mehr. Nicht weniger.

Der eigentliche Höhepunkt der Schöpfung ist aber nicht der Mensch, sondern der letzte Tag, der Ruhetag, der Sabbat, der Tag, an dem Gott ruht, sein Werk betrachtet und wahrscheinlich selbst ins Staunen kommt, was er da so alles Wunderbares erschaffen hat.

Alles läuft also auf den großen, göttlichen Tag zu. Den Ruhetag. Den Tag des Herrn. Im ersten Teil der Bibel der Sabbat. Im Zweiten Teil der Bibel – der Sonntag. Der Tag des Herrn. Der Tag, an dem wir die Auferstehung Jesu feiern. Sonntag für Sonntag. Jeden Sonntag. An keinem Sonntag feiern wir die Auferstehung nicht. Sollte das in deiner Gemeinde anders sein, dann solltest du daran was ändern.

Der Höhepunkt also ist der Sabbat, der wiederum eine Vorahnung auf den eigentlichen “Tag des Herrn” gibt, nämlich den Tag der Auferstehung Jesu.

Das bedeutet, wie schon angedeutet, dass wir uns dessen mehr und mehr bewusst sein sollten, wenn wir uns als Christen bezeichnen, wenn wir in eine Gemeinde gehen, sie besuchen, mitarbeiten oder gar leiten: Der Sonntag, jeder Sonntag, ist der Tag, an dem wir die Auferstehung Jesu feiern. Das gewaltigste und umwälzendste Ereignis der Menschheitsgeschichte. Nichts, das vorher war und nichts, das jemals kommen wird, kommt dem gleich. Sonntag für Sonntag feiern Christen, dass es einen Gott gibt, der von den Toten auferstand und neues, unvergängliches, ewiges, göttliches Leben ans Licht und ins Leben gebracht hat – nicht erst irgendwann in der Ewigkeit, sondern heute, jetzt und hier. Wow!

Geduld und Vertrauen

Ein (vorerst) letzter Aspekt wird für mich darin deutlich, dass Gott den Menschen am letzten Werktag erschaffen hat, als ob er sagen wollte: Hab Geduld und vertrau mir!

Gott will, dass wir unser Leben aus seiner göttlichen Ruhe und aus einem Vertrauen in seine göttliche Vorhersehen gestalten und nicht im Ausruhen und (scheinbaren) Sicherheit auf Grund unserer Pläne und Leistungen – und das ist manchmal gar nicht so leicht, aber immer und immer und immer mehr als lohnenswert.

Wenn sich Gott die Zeit nahm, die Erde in einem längeren Prozesse von mehreren Tagen zu erschaffen, wo er doch alle Macht hat, sie in einem einzigen Augenblick zu erschaffen – wieso soll dann bei uns alles von jetzt auf nachher gehen? Wieso meinen wir dann so oft, dass wir das Tempo bestimmen? Und wieso werden wir dann so unruhig, wenn das Tempo ein anderes ist als das, das wir uns wünschen?

Es ist, als ob Gott sagen will: “Schau her. Sogar ich, der einzige und lebendige und ewige Gott, selbst ich habe diese Schöpfung nicht in einem einzelnen Augenblick ins Dasein gerufen. Ich habe mir Zeit genommen. Vertrau mir! Glaube mir! Hab Geduld – und lebe in meiner Ruhe, die ich dir gebe.”

Dieser Punkt mag herausfordernd sein, wo ich selbst doch ganz sicherlich nicht derjenige bin, der die Geduld erfunden hat.

Aber schlichte Frage: Was ist besser – unsere Pläne oder Gottes grenzenlose Gnade? Unsere Tätigkeiten oder Gottes unwandelbare Treue?

Jaja, im Kopf ist das vielleicht alles ganz easy – aber dann probier’s doch jetzt mal aus und lebe danach!

Papas. Kinder. Zelten. Action.

Am Wochenende waren wir auf “Vater-Kind-Zelten” unserer Gemeinde auf dem Campingplatz am Schluchsee. Der Titel sagt eigentlich schon alles, worum’s geht:

Vater

Kind

Zelten

Genau. Alles, was du dir jetzt so vorstellst, kam dabei auch vor.

Holz machen. Feuer machen. Blindschleichen finden. Ein Zuhause für Blindschleichen bauen. Eidechsen finden. Die Eidechse “Doris” nennen. Große, fette Raupen finden. Stockbrot machen. Unzählige Schnittwunden mit jeder Menge Pflasterverbrauch. Auf Bäume klettern und nicht mehr runterkommen. Dem Regen trotzen. Dreckige Klamotten. Macht aber nix – kann man das ganze Wochenende anlassen. Im Zelt schlafen. Im Zelt schlafen während draußen ein Sturm tobt und der Regen prasselt. Am Feuer sitzen. Unterm Pavillon sitzen. Erzählen. Zuhören. Die Zeit einfach mal genießen mit den Kindern. Die Kinder laufen lassen. Spielen lassen. Eben Leben leben lassen. Pfannkuchen durch die Luft werfen und wieder auffangen. Hasenhorncoaster fahren. In einer Kurve aus der Rodelbahn fliegen. Spät ins “Bett” gehen.

Ich denke, du weißt, was ich meine.

Ich habe dieses Vater-Kind-Zelten selbst kennen gelernt durch einen Freund, der dies schon seit vielen Jahren macht. Und ich finde: Diese Zeiten geben den Papas und den Kindern so viel, wie vielleicht kaum andere Zeiten.

…auch wenn erstaunlicherweise die Wahrscheinlichkeit, dass kleinere oder größere Unfälle geschehen, enorm steigt. Aber genauso steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass alle Kinder wohlbehalten wieder zuhause landen.

Mein Sohnemann hat am Sonntagabend seiner Mama gleich mal stolz erzählt: “Mama, wir hatten das ganze Wochenende über kein elektrisches Gerät gespielt.”

Liebe Pastoren, ich kann euch nur ermutigen, so etwas in eurer Gemeinde auch laufen zu lassen. Egal, ob ihr es selbst initiiert oder ob es jemand anderes macht. Am liebsten würde ich gerne auch eure Geschichten hören, eure Erlebnisse; das, was ihr so macht, wenn ihr so etwas (oder in der Richtung) schon durchführt.

Wir hatten kein Programm. Ganz bewusst nicht. Einfach Papas, Kinder, Zelten – und dann schauen, was sich ergibt. Und das war schon das Besondere. Zu sehen, wie die Kids ihren Tag einfach mal so gestalten, die viele Zeit, die man endlich mal als Papa mit seinen Kindern hat, die enge Verbundenheit zur Natur und die Gespräche und Zeit mit anderen Papas. Das ist schon mehr als Programm – im wahrsten Sinne: MEHR!

Es war eine so tolle Zeit, dass es schon gar nicht ins Gewicht fiel, dass wir ausgerechnet das Wochenende ausgewählt hatten, an dem der Sommer eine kleine Pause gemacht hat. Schlechtes Wetter gibt es aber bekanntlich nicht.

Und ich freue mich schon auf das Vater-Kind-Zelten 2018.

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