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Die Schürze der Demut

Schürze. Demut. Geht’s noch komischer? JA!

Gutes Wort mit schlechtem Ruf

“Demut” ist im deutschen Sprachgebrauch überwiegend negativ konnotiert. Wir verbinden mit Demut nicht das Schönste, was unsere Gedankenwelt zu Tage bringen kann.

Demut erinnert im deutschen Sprachgebrauch an ein “Buckeln”, an “Kuschen”, an “Niederwürfigsein”, an alles andere eben als an “aufblühen”, “leben” oder “ach-ist-das-heute-wieder-schön”.

Demut kommt irgendwie ganz schlecht weg. Ich glaube, dass mit ein Grund auch der ist, dass Demut in christlichen Kreisen in der Tat diese oben genannten Assoziationen geweckt hat, weil es auch so vermittelt wurde. Herzlichen Dank auch! Das war ein großer Fehler!

Denn Demut hat damit rein gar nichts zu tun.

Demut – besser als ihr Ruf

Schauen wir vor allem in das Neue Testament, ergibt sich im Großen und Ganzen ein einheitliches Bild, dass Demut bedeutet: Ich erkenne willentlich eine höhere Autorität an, unterstelle mich dieser gerne und sehe mein zukünftiges Leben unter deren Perspektive.

Wenn ich als Christ nun sehe, dass diese “höhere Autorität” der himmlischer Vater, der Vater Jesu Christi, der “Papa” ist, wie Paulus ihn einmal nennt (Römer 8,15), dann gilt eines: Diese Wort ist beim bestem Willen wesentlich besser als sein Ruf.

Natürlich versucht der Mensch, sich davon zu lösen und sein Leben so zu gestalten, als ob es Gott nicht gäbe. Immer wieder will er seine Lebensfäden selbst in die Hand nehmen und entwirren. Christen haben gegenüber denen, die nicht an Jesus Christus glauben, einen Vorteil (ohne, dass es sie dadurch zu besseren Menschen machen würde): An dem Punkt, an dem sie erkennen, dass das doch nix wird, können sie eines tun: Kapitulieren. Umkehren. Anerkennen. Leben.

Kapitulieren vor sich selbst und den viel zu hohen Idealen, denen sie ohnehin nicht gerecht werden.

Umkehren in die immer offenen Armen eines auf sie wartenden himmlischen Vaters.

Anerkennen, dass er und nicht der Mensch Gott ist – und das auch gut so ist.

Leben in der Gewissheit, dass dieser göttliche Papa das beste Leben schenkt.

…und was soll die Schürze?

Die Schürze habe ich einmal mehr bei der Vorbereitung einer Predigt gefunden. Die Predigt war der Abschluss unserer Predigtreihe “Alltagshelden” und hatte das Thema: “Alltagshelden kämpfen nie alleine”. Falls du sie anhören willst, kannst du das im Podcast oder auf unserer Homepage gerne tun.

Ich liebe es, in die Tiefen der Bibel einzutauchen und zu entdecken, was sich unter der Oberfläche verbirgt. Einen ganz besonderer Fall – und hier kommt die Schürze ins Spiel – ist 1. Petrus 5,5:

Desgleichen ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber miteinander haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. 1. Petrus 5,5

Jetzt könnte man viel zu diesem Vers sagen. Ja. Konkret geht es mir aber um folgenden Teil des Verses:

“Alle aber miteinander haltet fest an der Demut.”

Unglücklicher – sorry, lieber Herr Dr. Martin Luther – hätte man diesen Vers nicht übersetzen können. Denn im griechischen Text wird dieser Vers durch ein ganz besonderes Bild gemalt. Wörtlich übersetzt – und damit das Bild aufgenommen – lautet dieser Vers:

“Legt auch alle gegenseitig die Demut an wie eine Schürze.”

Wow! Was ist das für ein starkes Bild!

Demut schützt dich

Die Demut als Schürze. Was macht eine Schürze? Sie schützt! Wenn ich koche oder grille, dann ziehe ich eine Schürze an. Warum? Damit die Kleidung nicht beschmutzt wird. Eine Schürze schützt! Vielleicht müsste man sie deswegen auch eine “Schütze” nennen. Wer weiß.

Ich finde das Bild unglaublich stark: Ich soll Demut wie eine Schürze anlegen, warum? Weil Demut mich schützt!

Demut schützt mich davor, mein Leben selbst in die Hand nehmen zu wollen.

Sie hilft mir, mich Gottes gutem Willen und seiner Liebe über meinem Leben zu unterstellen.

Demut zeigt mir, wer ich wirklich bin: Ein von Gott unendlich geliebter Mensch, der deswegen seine Zukunft ganz getrost im Vertrauen auf Gottes Liebe leben kann.

Sie schützt mich aber auch davor, dass ich durch egoistisches und selbstzentriertes Denken und Handeln mich und meine Mitmenschen verletze.

Demut – sie bekommt durch dieses Bild der Schürze eine große positive Konnotation und wird rausgeholt aus dem negativen Sumpf, in dem sie drinsteckt.

Sie ist eben genau nicht dieses “Unterwerfen”, dieses “Buckeln und Kuschen”, was landauf landab von ihr gezeichnet wird. Überhaupt nicht! Sie ist gerade das Gegenteil: Sie lässt mich erst richtig aufblühen und das Leben leben, das mein Schöpfer für mich vorgesehen hat. Weil ich nicht an meinen eigenen Idealen, Wünschen und Zielen mich orientiere, sondern mein Leben – und vor allem das, das noch vor mir liegt – aus seiner Sicht und unter seiner Leitung leben will.

Ich wünsche Dir, dass du diese Erfahrung machst: Demut schützt dich! Sie bringt dich näher zu deinem himmlischen Vater! Und sie ist alles andere als negativ – sie ist etwas Wunderschönes.

…und so sah das am Ende der Predigt dann aus:

 


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Die 4 Sprachen des Trostes

Trost. Trösten. Damit verbinden viele Menschen wahrscheinlich eine bestimmte Art zu trösten. Jemanden in den Arm nehmen, ihm Gutes zusprechen, für jemanden da sein, zuhören, eine Karte schreiben.

“Alltagshelden leiden und trösten” hieß am 10. Juni der Titel der Predigt unserer Gemeinde. In der Vorbereitung habe ich mich mit einem Abschnitt aus dem 1. Petrusbrief intensiv auseinandergesetzt. “Alltagshelden” sind Christen, welche ihren Glauben trotz vieler Widerstände, Zweifel und den Höhen und Tiefen des Alltags leben.

Zugrunde liegt der 1. Petrusbrief, der an Christen geschrieben wurde, die das Ganze in noch viel stärkeren Weise erlebten: in der Verfolgung.

Die 4 Sprachen

Konkret schreibt Petrus diesen Christen Folgendes:

Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. So seid nun besonnen und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen habt untereinander beständige Liebe; denn »die Liebe deckt auch der Sünden Menge« (Sprüche 10,12). Seid gastfrei untereinander ohne Murren. Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.Die Bibel, 1. Petrus 4,7-10

Ich empfinde diesen Text als äußerst befreiend und entspannend zugleich. Nicht wenige Menschen, deren Empathiefähigkeit sich nicht in Umarmungen und salbungsvollen Worten ausdrückt, können nämlich genauso trösten wie es andere auch tun.

Diese vier Sprachen also sind: Die Sprache des Gebets, die Sprache der Liebe, die Sprache der Gastfreundschaft und die Sprache des Dienens.

Die Sprache des Gebets

Die perfekte Sprache für alle, die Menschen nicht so sehr mögen, weil sie nicht direkt mit den leidenden Menschen zu tun haben, sondern mit Gott reden. OK, Spaß beiseite.

Nicht selten berichten auch heute noch Christen, die verfolgt werden, dass eine Sache sie ganz besonders tröstet: das Gebet anderer. Immer wieder lese und höre ich das beispielsweise in Berichten von “Open Doors“, einem Hilfswerk, das sich für verfolgte Christen engagiert.

Wenn du für andere Menschen betest, die gerade leiden, dann bringst du sie vor Gottes Thron und proklamierst Jesu Namen über ihrem Leben. So gut! So wichtig! Kann es etwas Besseres geben?

“Aber die Menschen sehen oder hören mich doch nicht, wenn ich zuhause bete” magst du einwenden. Ja und? Es ist nicht wichtig, dass sie dich sehen, sondern wie Jesus ihr Leben verändert. Das tröstet sie! Und mit dem Gebet haben wir eine Sprache des Trostes, die eigentlich nicht schwierig ist – aber nicht alle sprechen diese Sprache. Manche stammeln sie nur. Andere aber sprechen sie, weil sie regelmäßig und voller Hingabe für andere beten.

Es fällt manchen Christen schwerer, manchen leichter zu beten. Wenn du zu denen gehörst, denen es leicht fällt, dann überlege doch: Wie kann mein Gebet zur Sprache des Trostes werden?

Die Sprache der Liebe

“Habt untereinander beständige Liebe” schreibt Petrus seinen Glaubensgeschwister. Eine Liebe, die nicht aufhört. Eine Liebe, die andauernd gilt.

Von dieser Liebe schreibt der große Glaubensbruder von Petrus, nämlich Paulus, an die Gemeinde in Korinth. Leider wird dieser Text immer wieder für die menschliche Liebe herangezogen. Das ist nicht ganz korrekt, denn immerhin spricht Paulus in diesem Abschnitt von er Liebe Gottes. Diese wiederum kann, soll und wird sich im Leben eines Christen zeigen – insofern ist es auch menschliche Liebe. Sie ist aber nicht gleichzusetzen mit der erotischen oder romantischen Liebe, die Menschen zueinander empfinden.

Denn diese Liebe geht viel tiefer. Sie ist viel stärker. Sie ist viel kraftvoller.

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf.Die Bibel, 1. Korinther 13, 4-8

Das zu leben, was hier über die Liebe steht, fällt nur einem leicht: Gott. Uns Menschen nicht.

Und doch gibt es menschliche Lebewesen, die – warum auch immer – einen scheinbar größeren Liebestank haben, aus dem sie Liebe an ihre Mitmenschen weitergeben als andere. Vielleicht gehörst du dazu? Vielleicht ging es dir beim Lesen des Abschnittes so, dass es gar nicht mal so überraschend war, was da so steht.

Für dich ist es nichts “Besonderes”, wenn du anderen Menschen nicht nur liebevoll, sondern mit einer liebevollen Haltung – wie in 1. Korinther 13 beschrieben – begegnest.

Dann ist deine Sprache des Trostes wohl die Liebe. Lebe das bewusst, weil durch deine liebevolle Haltung andere Menschen nicht nur denken “Wow. Was für ein liebevoller Mensch.” Nein. Vielmehr. Sie werden getröstet.

Die Sprache der Gastfreundschaft

Hier wird es spannend. Denn schauen wir in den Kontext, in dem hier Christen aufgefordert werden, “gastfrei” zu sein, erkennen wir eines: Sie haben wohl gar kein richtiges “Zuhause”, zumindest keine Heimat. Denn der 1. Petrusbrief ist an Christen geschrieben, die in der so genannten “Diaspora” (Zerstreuung) wegen Verfolgung leben.

Und ausgerechnet in dieser Situation sollen sie auch noch gastfreundlich sein – “ohne Murren”. Ich glaube, was Petrus ihnen sagen will, ist: Geht die Extrameile! Auch wenn’s viel ist: Tut es für die, die Trost brauchen.

Kauft für sie ein. Bügelt ihre Wäsche. Helft ihnen ganz praktisch. Kocht ihnen was zu essen und nehmt sie als Gäste auf, wenn sie es brauchen.

Ich kenne Menschen, die sind so krass “praktisch veranlagt”, dass du nicht mal ein Wort sagen musst und sie wissen scheinbar genau, was du brauchst. Sie trösten dich und setzen dich in eine positive Verwunderung, weil sie den nächsten Schritt schon kennen – und ihn vor allem gehen. Und zwar unaufgefordert. Sie gehen ihn einfach.

Die Sprache des Trostes von solchen Menschen ist die der “Gastfreundschaft” – vielleicht ist es ja genau deine Sprache?!

Die Sprache des Dienens

Spätestens hier wird es noch interessanter, wenn wir den Kontext bedenken: Die christliche Gemeinde, das Christentum, die weltweite Bewegung der Jesus-Nachfolger – sie ist erst am Entstehen.

Aber was wohl schon damals der Fall war: Menschen in der Gemeinde haben nicht unbedingt das getan, wozu Gott sie berufen hat. Petrus aber macht sie darauf aufmerksam, dass es auch eine Sprache des Trostes ist, wenn jeder tut, wozu Gott ihn begabt hat, da dies zur Stärkung anderer gehört.

Und dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes.1. Petrus 4,10

Interessant, dass Petrus hier vom “Haushalter der mancherlei Gnade Gottes” schreibt. Dieser “Haushalter” ist nicht der Sklave (doulos), der oft im Griechischen steht, sondern der Ökonom (oikomenos), also genau das, was wir uns heute unter einem Ökonomen durchaus vorstellen können: Der mit dem, was er anvertraut bekommen hat, verantwortungsvoll umgeht.

Gott hat jeden Christen mit Fähigkeiten begabt, um seiner Gemeinde zu dienen und einzelne dadurch zu trösten. Das Schöne: Du musst und sollst dich unter keinen Umständen mit anderen vergleichen. Andere gibt es genug – dich gibt es nur einmal! Verpasse nicht die Ausgabe deines Lebens, weil du immerzu damit beschäftigt bist, auf andere zu schauen.

Gott hat dich begabt; dir Gaben geschenkt; dich befähigt und stark gemacht.

Sprich diese Sprache des Trostes!

Zu guter letzt

Mir ist mit diesem Artikel wichtig, eines zu zeigen: Es gibt nicht die eine Sprache des Trostes. Es gibt wahrscheinlich sogar noch mehr als diese vier.

Ich habe bewusst darauf verzichtet, “Trost” an sich noch näher unter die Lupe zu nehmen oder praktisch zu werden in den einzelnen Sprachen.

Mir geht es um eines: Dich hoffentlich ein wenig befreit zu haben von dem Druck, exakt so trösten zu “müssen”, wie das andere tun. Vielleicht öffnet dir dieser Beitrag auch ein wenig die Augen dafür, dass Gott uns ganz unterschiedlich gemacht hat. Und genau diese Vielfalt benötigen wir, um auf vielfältige Weise andere Menschen zu trösten – und selbst getröstet zu werden.

Kompromissloser Glaube wächst aus der Stille

Free-Photos / Pixabay

Vielen ist die Geschichte aus dem ersten Teil der Bibel bekannt: Daniel, ein Prophet Gottes, wird zur Strafe in eine Grube geworfen, in der hungrige Löwen warten. Er soll ihr Abendessen werden – aber Gott bewahrt ihn auf wundersame Weise.

Was bisher geschah…

Der Grund für diese Strafe war ein relativ schlichter: Er lebte seinen Glauben an Gott, genauer gesagt: Er betete. Zuvor wurde er von König Darius von Babylonien zu einem der drei Fürsten seines Königreiches bestimmt. Und das als ein “Fremder”, ein “Ausländer”, ein im Exil lebender Mann.

Die Bibel berichtet, dass Daniel nicht nur irgendein Fürst war, sondern der Beste:

Daniel aber übertraf die Fürsten und Landvögte alle, denn es war ein hoher Geist in ihm; darum gedachte der König, ihn über das ganze Königreich zu setzen.Daniel 6,3

Natürlich führte das bei anderen politischen Entscheidungsträgern zu Neid und Missgunst. Also umschmeichelten diese den König, woraufhin dieser tatsächlich ein Gesetz erließ, dass niemand einen anderen Gott anbeten dürfe als König Darius, den selbsternannten Gott.

Kompromisslos…

Und was tat Daniel, nachdem dieses Gesetz verkündet wurde?

Als Daniel davon erfuhr, ging er in sein Haus. Das obere Stockwerk hatte Fenster in Richtung Jerusalem, die offen standen. Hier kniete er nieder, betete zu seinem Gott und dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat.Daniel 6,11

Ziemlich krass. Ziemlich verrückt. Ziemlich kompromisslos. Daniel ließ sich nicht einschüchtern von diesem Gesetz, sondern lebte seinen Glauben weiterhin. Mitten in einer Gesellschaft, in einer Kultur, die sich offen gegen seinen Gott und seinen Glauben wandte.

Kompromissloser Glaube eben. Daniel tat das, wovon wir später im zweiten Teil der Bibel lesen. Denn auch die ersten Christen in Jerusalem rund um ihren “Sprecher” Petrus fanden sich in einer Gesellschaft wieder, die nicht unbedingt als “christlich” bezeichnet werden kann:

Petrus und die anderen Apostel erwiderten: “Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen!”Apostelgeschichte 5,29

Wie aber gelangt man zu solch einem kompromisslosen, starken und gefestigten Glauben? Was tat Daniel, was war an ihm “besonders”, dass er seinen Glauben kompromisslos lebte – koste es ihn auch das Leben?

…aus der Stille

Die Antwort darauf ist leicht zu überlesen. Du hast sie schon gelesen – aber vielleicht ist sie dir gar nicht so ins Auge gestochen.

…Hier kniete er nieder, betete zu seinem Gott und dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat.Daniel 6,11

Daniel lebte seinen Glauben aus einer regelmäßigen täglichen Stille heraus. Für ihn war es wichtig, Gott nicht nur dann zu danken, ihn anzubeten und ihn um etwas zu bitten, “wenn es ihm danach war”.

Daniel lebte seinen Glauben aber auch nicht aus einer falschen und gesetzlichen Routine heraus.

Daniel wusste: Kompromissloser Glaube wächst aus der Stille. Er kommt nicht von jetzt auf nachher und schon gar nicht in den besonders heißen Phasen des Lebens von jetzt auf nachher.

Kompromissloser, starker, gefestigter Glaube entsteht dort, wo wir uns bewusst und regelmäßig die Zeit mit Gott nehmen. Nur du und Gott. Sonst niemand und nichts. Kein Smartphone, keine anderen Menschen, keine Emails – nichts.

Diese Zeiten sind deswegen so wichtig, weil dir in diesen Zeiten bewusst wird, wer du bist: Ein Kind des Höchsten! Dir wird deutlich, wie groß und wie wunderbar Gott ist – den Du “Papa” nennen darfst! In diesen Zeiten vergewisserst du dich deiner Identität und wer du in Christus bist.

Im Glauben gibt es keine schnellen und platten Lösungen, keine Patentrezepte und kein Allheilmittel – weil Gott jedem Menschen auf individuelle Weise begegnet. Deswegen sieht deine Zeit “aus der Stille” sicherlich ganz anders aus als meine. Ich nehme sie mir morgens bewusst bevor alles losgeht: das Familienleben, die vielfältigen Aufgaben des Tages, die Emails, die Telefonate, Termine und Begegnungen.

Wann ist deine “Zeit der Stille”?

Wunderwaffe Wertschätzung

“Bad news are good news”. Solange wir diesen Teufelskreislauf glauben und nicht durchbrechen, haben Bücher wie “Wunderwaffe Wertschätzung” absolute Top-Priorität auf allen Schreibtischen und Nachttischen.

Unsere Welt ist voll mit schlechten Nachrichten, Mobbing, Lügen und Worten, die keinem guttun. Inzwischen nicht nur gesprochen, sondern längst auch geschrieben – offline wie online. Wie gut ist es, da etwas an die Hand zu bekommen, das uns hilft, aus dieser Welt keine bessere, aber zumindest für einzelne Menschen eine schönere zu machen.

Ein Staffellauf der Wertschätzung

Tim Niedernolte legt mit seinem Buch “Wunderwaffe Wertschätzung” kein Weltverbesserungsrezept dar. Es ist mehr. Viel mehr. Viel praktischer. Ehrlicher. Verletzlicher. Tiefgründiger.

Stell dir vor, irgendein Mensch bringt einem anderen Menschen ein Stück Wertschätzung entgegen, der wiederum nicht anders kann, als auch Wertschätzung weiterzugeben. Und statt dass ein negativer Kreislauf entsteht, wird der Staffelstab der Wertschätzung weitergereicht. Von Mensch zu Mensch, von alt zu jung, von religiös zu unreligiös, von dick zu dünn von … Mensch zu Mensch.

Niedernolte skizziert auf den erste Seiten seines Buches genau diesen Fall und der Gedanke ist in der Tat inspirierend: Was wäre, wenn wir alle dem anderen Menschen mehr Wertschätzung entgegenbringen würden, als wir es schon tun? Ein Lächeln, eine Aufmerksamkeit, eine Geste, ein Blick, ein paar nette Worte, ein spendierter Kaffee, eine Einladung, eine nette Email oder eine WhatsApp, die aufbaut und ehrt. Wo ist das Problem? Klingt eigentlich gar nicht so schwierig. Eigentlich.

Niedernolte lässt in seinem Buch unterschiedliche Menschen zu Wort kommen, mit denen er über das Thema “Wertschätzung” spricht.

“Oh, ich bin es wohl nicht!”

Dabei geht Niedernolte auf die entwaffnend wundervolle Wirkung von Wertschätzung nicht nur für den ein, der sie empfängt, sondern auch für den, der sie gibt. In diesem Buch kommen unzählige Geschichten, Anekdoten, kleine Erinnerungen und Alltagssituationen zum Ausdruck, die zeigen: Eigentlich ist Wertschätzung ganz einfach.

Eigentlich.

Dass es nicht immer so einfach ist, wie es klingt – auch darauf geht Niedernolte in seinem Buch ein. Beispielsweise mit der Erzählung, wie er sich als TV-Moderator in der letzten Runde eines langen, ausgedehnten Casting-Verfahrens für eine TV-Show befand. Es vergingen Tage und Wochen ohne Rückmeldung, ob er den Job nun habe oder nicht – selbst auf Nachfrage kam keine Reaktion, bis er es dann eines Tages im Internet erfuhr: “Oh, ich bin es wohl nicht!”

Auch das gehört zur Wertschätzung. Ein Zweizeiler hätte gereicht. Und das hat nichts mit schlechtem Verlieren zu tun.

Ein langer Atem der Wertschätzung

Dass Wertschätzung zwar manchmal nur eine kleine Geste ist, aber als Lebensstil einen langen Atem benötigt, zeigen die Gesprächspartner, mit denen Niedernolte sich trifft.

Da ist das außergewöhnliche Model Pari Roehi, der Ex-Fußballprofi Marcell Jansen, der schon mit 21 Jahren ans Ende seiner Karriere dachte, das dann acht Jahre später eintraf und für jede Menge Kopfschütteln im Profi-Business sorgte.

Aber auch das Gespräch mit der Moderationskollegin Dunja Hayali zeigt: Wertschätzung ist ein Lebensstil, der sich manchmal in kleinen, kurzen, spontanen Dingen zeigt – aber nicht immer so ohne weiteres zu leben ist – ja, vielleicht sogar nicht ohne weiteres erlernbar ist.

Besonders faszinierend zu lesen war die Begegnung mit Michael Volkmer, Inhaber der Kreativagentur “Scholz & Volkmer“. Diese Agentur steht für ausgefallene, innovative Ideen, die sich vor allem der Wertschätzung und Nachhaltigkeit – oder altmodisch ausgedrückt: der Menschlichkeit – verschrieben hat. So entstammt beispielsweise die Aktion “Zeit statt Zeug” aus dem Ideenpool der Agentur “Scholz & Volkmer”. Dass mit dieser brillanten Idee aber auch Niederlagen und Rückschläge verbunden sind, kommt im Gespräch sehr deutlich rüber – leider. Man hätte sich gewünscht, das nicht lesen zu müssen.

Wertschätzung kann im Moment geschehen – sie als Lebensstil zu leben, ist aber ein langer Prozess. Bedeutet es doch, dass ich mich bewusst gegen gesellschaftliche Muster stelle und Wertschätzung lebe, wo andere mit Ignoranz oder Selbstverständlichkeit reagieren.

Inhaltlich und äußerlich top

“Wunderwaffe Wertschätzung” überzeugt mich auf vielen Ebenen.

Da ist zunächst die äußerliche Gestaltung. Die Begegnungen Niedernoltes mit seinen Gesprächspartnern wurden fotografisch festgehalten und dem Leser bieten sich wunderschöne Momentaufnahmen, die erahnen lassen, welche Tiefe die Gespräche hatten.

Immer wieder werden am Rand der Seiten einzelne Sätze hervorgehoben, die besonders ins Nachdenken führen oder den Inhalt der gelesenen Seiten zusammenfassen. Sehr hilfreich, um ein wenig “nachzuhängen” und darüber nachzudenken, was man gerade gelesen hat.

Denn: Es sind nicht nur die Begegnungen mit den Gesprächspartnern, die faszinierend sind. Nicht weniger inspirierend und lesesenwert sind die vielen Gedanken, die Niedernolte scheinbar “zwischendurch” über das Buch streut und so “Wunderwaffe Wertschätzung” zu einem Sammelsurium an Inspiration rund um das Thema Wertschätzung werden lässt. Seine vielen Begegnungen und Anekdoten, die er erzählt, lassen ihn glaubwürdig als einen Vorreiter in Sachen Wertschätzung erscheinen.

Deine Geschichte der Wertschätzung

Mich inspiriert dieses Buch ungemein dem zu folgen, was Niedernolte auf den letzten Seiten schreibt:

1. Ihre Art der Wertschätzung ist einzigartig. Ihr Umfeld, ihre Story, ihr Charakter machen Sie unverzichtbar für diese Gesellschaft, und so wie Sie kann niemand anderes wertschätzen. Durch ein liebes Wort, eine hilfreiche Geste, eine verrückte Aktion.

2. Passen Sie auf sich auf und seien Sie gut zu sich selbst. Wertschätzung fängt immer zuerst bei sich selbst an!

3. Ich bin mir sicher: Wenn wir anfangen, unsere Sicht auf die Gesellschaft und unseren Alltag wertschätzender zu gestalten, werden wir alle das große Glück dieser einfachen und doch so weitreichenden Lebenshaltung spüren und erleben.Wunderwaffe Wertschätzung, S. 190

In diesem Sinne: Fang doch gleich damit an, deine Geschichte der Wertschätzung zu schreiben oder fortzuführen. Ich glaube, wenn wir das auf die je unsere Weise tun, dann entsprechen wir dem Grundanliegen dieses Buches, das ich so unglaublich ehrlich, entwaffnend und mit der Wunderwaffe Wertschätzung bewaffnend finde.

Wir sollen keine kleinen Weltverbesserer werden – vielmehr können wir aber die Welt vieler Menschen ein bisschen schöner, bunter, lebensbejahender und glücklicher werden lassen. Tag für Tag.

Infos:
208 Seiten
18,00 EUR
ISBN: 9783863341817
adeo Verlag
Mehr Infos über Tim Niedernolte:

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Die heilende Macht der Liebe

Liebe

Liebe. Ich schreibe etwas über die Ehe. Wie krass ist das denn. Ich wüsste nicht, dass ich das schon einmal getan habe, weil ich mich als alles andere als einen “Ehe-Experten” betrachte. Beleg dafür ist, dass es das Schlagwort “Ehe” auf meinem Blog erst mit diesem Beitrag gibt.

Aber im Urlaub hat es mir ein Buch angetan, das schon eine Weile bei mir auf der “To Read”-Liste stand: “Ehe. Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens” von Timothy & Kathy Keller. Eine ausführliche Rezension wird folgen. Verlass dich drauf! Dieses Buch hat mich wie kein zweites beschäftigt, ermutigt, inspiriert und herausgefordert.

Heute will ich nur ein Zitat bzw. ein paar Gedanken teilen, die mich beim Lesen nicht mehr losgelassen haben.

Die Kellers schreiben auf Seite 149:

Die heilende Macht der Liebe in der Ehe ist gleichsam eine Miniaturausgabe der heilenden Macht Jesu.Timothy & Kathy Keller

Hammer, oder? Die Ehe als Miniaturausgabe der Liebe Jesu.

Etwas überzogen mag es schon klingen, aber ich glaube, die Kellers haben recht (und vor allem dann, wenn man ihr Buch gelesen hat und einen Einblick in ihre Ehe bekommen hat).

Kein anderer Mensch kennt uns so gut wie unser Ehepartner. Und wenn wir ihn lieben – und er uns – dann hat sein Wort weitaus mehr Macht als das Wort aller anderen Menschen. Die Kellers haben dafür einen Bibelvers herangezogen, der das verdeutlichen soll. Er steht in 1. Johannes 3,20:

Denn auch wenn das Herz uns verurteilt: Gott ist größer als unser Herz und erkennt alles. 1. Johannes 3,20

Dazu schreiben die Kellers dann auf Seite 148:

Ihr Herz mag Sie verurteilen, aber die Meinung, die Ihr Ehepartner von Ihnen hat, ist größer als Ihr Herz.Timothy & Kathy Keller

Insofern: Ja, es stimmt. Die heilende Macht der Liebe, die ein Ehepartner dem anderen entgegenbringt, ist eine Miniaturausgabe der heilenden Macht Jesu gegenüber jedem einzelnen Menschen.

Ich bin Gott zutiefst dankbar, dass er mir eine Ehefrau an die Seite gestellt hat, die genau diese Miniaturausgabe der heilenden Macht Jesu lebt. Ich habe es nicht verdient, ich habe es mir nicht erarbeitet – im Gegenteil: Ich verhalte mich oft nicht so, als ob es gerechtfertigt wäre, mir auch nur ein Stück dieser Miniaturausgabe entgegenzubringen. Aber sie gibt sie mir immer und immer wieder.

Sie ist ohnehin eine bewundernswerte, starke, liebenswerte, fürsorgliche, weise, treue, mutige, geistliche, wunderschöne und kreative Frau!

Danke, meine liebe Damaris!

Ihr Männer: Was auch immer vielleicht momentan nicht ganz so rund laufen mag: Seid eurer Ehefrau diese Miniaturausgabe der heilenden Macht der Liebe! Ihr könnt das. Weil Jesus euch dazu die Kraft gibt!


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Majestät

Wow! Dieses Buch ist absolut empfehlenswert, faszinierend, tiefgründig und eine prophetische Stimme unserer Zeit. Es hebt einen Schatz, der in den letzten Jahren und Jahrzehnten vor allem in der westlichen Theologie – und hier auf jeden Fall im deutschsprachigen Raum – mehr und mehr verschollen war. Es ist das majestätische, das heilige Wesen Gottes.

Eintauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes

Das ist nicht nur der Untertitel des Buches, sondern wirklich Programm. Wer “Majestät” liest, kann gar nicht anders, als einzutauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes und zu erkennen, wie viele Facetten diese Heiligkeit Gottes hat; welche Dimensionen sie erreicht und wie sehr sie bestimmend für das Leben eines jeden Christen sein sollte.

Leider scheint in unserer postmodernen Welt genau das Gegenteil der Fall zu sein, wie Harter auch treffend konstatiert:

Die postmoderne Kirche hat die Erkenntnis und Erfahrung von Gottes Heiligkeit in weiten Teilen verloren. Dadurch ist der unfassbare, geheimnisvolle, unbezähmbare und majestätische Gott zu einer diffusen “Macht” für die einen und zu einer Art spirituellen Übervater für die anderen geworden. Dem Begriff “Gott” wurde die ihm innewohnende Herrlichkeit, Gewalt, Wildheit und Kraft genommen, die uns die Bibel beschreibt. Damit wurde uns der Weg zu einem “hausgemachten Gottesbild” gebahnt, welches zum Verlust des Staunens, der Ehrfurcht und der Dankbarkeit geführt hat.Majestät, S. 19

Was Rainer Harter auf den gut 200 Seiten wirklich schafft, ist die Leserin und den Leser mit zurück auf den Weg zu nehmen – auf den Weg hin zum Staunen, zur Ehrfurcht und zur Dankbarkeit gegenüber einem heiligen Gott.

Durch seine ganz unterschiedliche Herangehensweise und Betrachtungsweise des Begriffs Heiligkeit und dessen Auswirkung wird einem beim Lesen sofort deutlich, wie zentral dieser Begriff im Blick auf die Gottesbeschreibung ist.

Im ersten Teil des Buches geht es um das “Wesen des Heiligen”, im Zweitzen Teil um “den heiligen Gott” und im dritten Teil um ein “geheiligtes Leben” – hier wird’s also ganz praktisch und alltags- sowie glaubensrelevant.

Heiligkeit ist nicht soft und seicht

…so habe ich es mir beim Lesen des Buches notiert. Und in der Tat: Harter schafft es, die Ernsthaftigkeit und die Tragweite der Heiligkeit Gottes ins Gespräch zu bringen, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben oder beim Leser das Gefühl der Unzulänglichkeit hervorzurufen. Vielmehr geschieht beim Lesen das, was Harter später im Buch den “christlichen Hedonismus” nennt – also die Freude, den Genuss der Liebe und Heiligkeit Gottes.

Sicherlich rührt dies auch daher, dass er sehr sorgfältig einerseits den Begriff “heilig” biblisch herleitet und zum anderen aber auch immer wieder eigene Beispiele oder Beispiele anderer einflechtet, welche die Relevanz der Heiligkeit Gottes betonen. So zitiert er (den katholischen) Bischof Stefan Oster nach dem Besuch einer Messe:

Ich hatte im Grunde zu keiner Minute den Eindruck, dass die Gläubigen hier einzeln oder als Gemeinschaft dem Heiligen begegnen; geschweige denn dass sie sich vorher darauf vorberietet oder ihm einen inneren Nachhall durch Verweilen gegeben hätten. Es war einfach irgendwie wie immer, sonntags in der Kirche: Gewohnheit, Geselligkeit, ein wenig beten … hier in dieser Kirche war … kaum mehr als routinierte Beiläufigkeit, ein Versammlungssaal, ein vertrautes Ritual, das möglichst unkompliziert im Raum der Diesseitigkeit bleiben darf. Es ist äußerlich irgendwie richtig, aber es ist hoffnungslos richtig, es hatte nämlich so gar nichts von Heiligkeit.Majestät, S. 59

Randbemerkung: Ich empfehle dir einen Blick in den Artikel “Entertainment und Heiligkeit“, der genau diese Beobachtungen aufgreift und der Frage gewidmet ist: “Warum und wie feiern wir Gottesdienst?”

Tiefe und Weite

Das zeichnet für mich “Majestät. Eintauchen in die faszinierende Heiligkeit Gottes” aus. Eine unglaubliche theologische Tiefe, welche dem Begriff “Heiligkeit” so sehr auf den Grund geht, dass eigentlich kaum noch eine Facette oder Dimension der Heiligkeit Gottes nicht zur Sprache kommt.

Gleichzeitig zeichnet sich das Buch aber auch dadurch aus, dass es eine geistliche Weite betrifft, die für mich besonders an zwei Merkmalen deutlich wird.

Zum einen stellt Harter jedem seiner 20 Kapitel ein Zitat voran. Diese stammt von großen Denkern, Theologen oder es ist ein biblisches Zitat. Aber wenn Theodor Fontane, Thomas von Kempen, Edith Stein, Rudolf Otto oder auch Mutter Teresa zu Wort kommen, dann drückt das genauso eine Weite aus wie das zweite Merkmal.

Das 13. Kapitel trägt die Überschrift “Heilige Vorbilder” und in ihnen werden Menschen skizziert, die auf die je eigene Weise zum Thema beitragen. Diese sind Franz von Assisi, Thérèse von Lisieux, Gerhard Tersteegen und Mutter Teresa. Wen das mal keine Weite ist…

Gottes Heiligkeit konkret

Keine Sorge. Das Buch ist weder eine reine theologische noch kirchengeschichtliche Abhandlung über das Wesen der Heiligkeit Gottes, sondern findet in seinem dritten Teil sozusagen ein “konkretes Ende” – nicht umsonst ist der dritte Teil mit “Geheiligtes Leben” beschrieben.

In diesem letzten Teil geht es eben darum, wie diese Heiligkeit Gottes in unserem Leben als Christ eine so zentrale Rolle spielen kann, wie sie ihr schlicht und einfach gebührt. Der eingangs schon erwähnte christliche Hedonismus spielt hierbei eine große und entscheidende Rolle, so dass Harter zu dem Schluss kommt:

Der Genuss Gottes ist nicht einfach die vorübergehende Erfahrung eines emotionalen Kicks, sondern die Kraft zur Heiligung.Majestät, S. 186

Warum es sich nicht nur lohnt, ein “geheiligtes Leben” zu führen, sondern warum dies die einzige Entsprechung zur Heiligkeit Gottes ist, beschreib Harter im vorletzten Kapitel unter der Überschrift “Die Entmachtung des zornigen Königs”:

In unserem Herzen gibt es einen Thron. Der König, der auf ihm sitzt, prägt unser ganzes Sein. Er hat Einfluss auf unsere geheimsten Gedanken, er entscheidet mit darüber, aus welcher Motivation heraus wir etwas tun oder lassen. Er beeinflusst, wen wir lieben oder hassen, mit wem wir uns anfreunden und wen wir lieber meiden. Er schlägt vor, wofür wir unser Geld ausgeben und wie wir unsere freie Zeit verbringen. Seie Ideen, aber auch seine Ansprüche durchdringen unsere Gedanken und lassen uns danach handeln.Majestät, S. 203

Die Frage ist, ob der kleine, zornige König namens “ICH” auf dem Thron sitzen darf – oder der König aller Könige: Jesus Christus.

Infos:
224 Seiten
15,95 EUR
ISBN: 978-3-417-26821-8
SCM R. Brockhaus
Ebenfalls lesenswert: Die Gebetshausbewegung
Mehr Infos über Rainer Harter:

Der Grabstein einer Gemeinde

Stell dir vor, dein Blick schweift über den Friedhof. Die Grabsteine erzählen dir etwas über die Menschen, die dort beerdigt worden sind. Über ihr Leben, ihren Glauben, ihre Familie. Dann fällt dein Blick auf einen ganz besonderen Grabstein.

Davon erzählt Pastor Carey Nieuwhof in seinem Buch “Leading Change Without Losing It“.

Eines Tages hielt er auf dem Friedhof eine Beerdigung, als ein Grabstein seinen Blick auf sich zog. Er näherte sich dem Grabstein und las zunächst den Vers, der auf diesem Grabstein stand:

Geht in die ganze Welt und verkündet der ganzen Schöpfung das Evangelium!Markus 16,15

Erstaunt über diesen Vers schaut Nieuwhof genauer hin und will wissen: Wer ist dieser Mensch, der hier begraben liegt? Kenne ich ihn vielleicht? Welche Geschichte spiegelt sein Leben wider bei einem solch aussagestarken Vers?

Aber Nieuwhof traut seinen Augen kaum. Es ist nicht der Grabstein einer einzelnen Person. Es ist der Grabstein einer Gemeinde. In der Tat: hier liegt eine Gemeinde begraben?!

Nieuwhof berichtet in seinem Buch weiter, dass er diese Gemeinde kannte. Sie hatte eine gute Zeit – ehe sie den Wandel der Zeit verschlief und sich Veränderung versperrte. Das Gemeindezentrum wurde abgerissen und schließlich dieser Grabstein der Gemeinde errichtet.

Veränderungsresistenz führt in den Tod

Als ich diese Geschichte las, war ich einerseits fasziniert, da ich noch nie von einem “Gemeinde-Grabstein” hörte. Auf der anderen Seite war ich traurig. Da hat eine Gemeine den Geist aufgegeben und hat sich beerdigt oder besser gesagt: beerdigen lassen. Wie krass ist das denn?

Und: Könnte es vielleicht sein, dass mehr Gemeinden sich auf diesem Weg befinden, als wir das vielleicht denken?

Der absolute Grabsteinindikator für mich ist eine Aussage, die ich immer wieder mal bei Kirchens höre: “Das haben wir schon immer so gemacht!” Eine Variante davon ist: “Das war schon immer so.”

Eine solche Veränderungsresistenz führt ganz sicher in den Tod einer Gemeinde. Zumindest in den geistlichen Tod, wobei die äußere Hülle wie Gebäude, Angebote und Verwaltung aufrecht erhalten werden können. Wir können echt jede Menge Lärm machen – aber inhaltlich nicht viel bieten.

Manchmal ist es sogar notwendig, einen Dienst oder einen Bereich innerhalb der Gemeinde aufzugeben und “sterben zu lassen”, um Raum, Kraft und Zeit freizusetzen für etwas Neues – dazu findest Du hier 5 Anzeichen, wann es soweit ist.

Und leider verpassen Gemeinden oft den Moment, an denen es gut wäre, einen richtigen Schlusspunkt bei einem Angebot oder einer Gruppe zu setzen – ehe man etwas aufrechterhält, was eigentlich gar nicht mehr lebt.

Ein schleichender Prozess

Keine Gemeinde stirbt von Heute auf Morgen sondern ich glaube, es ist ein schleichender Prozess. Um diesem Prozess entgegenzuwirken ist meiner Meinung nach nicht die Frage entscheidend, was wir als Gemeinde tun oder wie wir es tun – sondern warum.

Im “Wie” und im “Was” können wir uns ganz schnell verlieren. Und meistens kommen uns ausgerechnet auf diese Fragen auch einige Antworten wie neue Angebote, neue Medien nutzen, zielgruppenorientierte Angebote, gabenorientierte Mitarbeit und so weiter.

Alles gut. Alles schön. Alles nett.

Aber das ist nicht der Knackpunkt. Der ist die Frage: Warum tun wir, was wir tun?

Darauf eine Antworte zu finden ist absolut entscheidend und vitalisierend für die Gemeinde, die dann hoffentlich keinen Grabstein benötigt!

Falls du einen Tipp benötigst, was eine gute Antwort wäre auf die Frage “Warum tun wir, was wir tun?”, öffne einfach den Spoiler.

Warum tun wir, was wir tun?
Da ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: “Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten.

Deshalb geht hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu auf, meine Jünger zu werden! Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes! Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe.

Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist!” (Die Bibel, Matthäus 28,18-20)


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Unbrauchbar?

Dieses Buch zu beschreiben, ist nicht einfach. Das Thema ist zweifelsohne topaktuell – gleichzeitig auf dem christlichen Buchmarkt wiederum nicht neu.

“Unbrauchbar” – so fühlen sich manche Menschen, wenn sie auf sich selbst schauen und entdecken wollen, wie Gott sie gebrauchen kann. Viele Lügen und Selbsttäuschungen tischen wir uns auf und alles endet irgendwie im Desaster.

Dieses Buch, besser gesagt sein Autor Steven Furtick, will dem entgegensteuern. So beschreibt es auch der Untertitel: “Warum Gott Verlierer braucht, um große Dinge zu tun.”

Biblische Vorbilder

Furtick betrachtet unterschiedliche Personen aus der Bibel, vor allem aber Jakob, um deutlich zu machen: Du musst nicht nach menschlichem Ermessen perfekt sein, damit Gott mit Dir etwas erreichen kann.

Spannend fand ich gar nicht mal nur seine Ausführungen zu Jakob, sondern der Gedanke “Das dritte Wort”. Dies rührt von der Berufungsgeschichte des Mose her, als Gott sich ihm vorstellt mit der Selbstbeschreibung “Ich bin”. Wie würden wir diese Aussage über uns selbst vervollständigen? “Ich bin….” – klug, dumm, sportlich, lethargisch, liebevoll, ausgelaugt, begeisternd, …. oder was auch immer. Auf einigen Seiten entfaltet Furtick diesen Gedanken, der für mich einer der stärksten im gesamten Buch ist. Warum? Weil wir sehr schnell in die Falle tappen, negativ über uns selbst zu denken und Aussagen über uns selbst zu treffen.

Aber was wäre, wenn wir die Selbstbeschreibung “Ich bin…” aus göttlicher Perspektive weiter ausführen? Das ist ein echter “Gamechanger”.

Leicht und locker lesbar

Furtick will mit seinem Buch der Leserin und dem Leser Mut machen. Keine Frage – das gelingt ihm auch an vielen Stellen, weil er leicht und locker schreibt und beschreibt, wie ein Leben aussieht, das manch einer als “unbrauchbar” beschreiben würde.

Nicht umsonst verwendet er diese Beschreibung auch auf sich selbst und seine Biografie. Insofern – alles richtig gemacht.

Aber die Stärke wird irgendwie auch zur Schwäche. Ich empfinde das Buch an einigen Stellen als sehr langatmig, weil Furtick ausschweift und seine leichte und lockere Art dazu führt, dass er sich in manchen Beispielen und Kurzgeschichten verliert.

Zwar schafft er es immer, zum eigentlichen Thema zurück zu kommen, aber es macht das Buch manchmal etwas langatmig. Aber: Ansichtssache! Manch einer mag es geradezu, wenn der Autor hier und dort abschweift und eine Anekdote nach der anderen erzählt.

Alles in allem ist es ein gutes Buch – keine Frage. Furtick lädt ausführlich dazu ein, dass wir unser Leben nicht nach rein menschlichen Maßstäben messen. Vielmehr sollen wir den göttlichen Blick auf unser Leben zulassen und unser Herz durchdringen lassen. Dann – und wohl erst dann – werden wir feststellen: Niemand ist unbrauchbar!

Dieses Buch liefert diese Message und das ist gut so!

Infos:
272 Seiten
16,00 EUR
ISBN: 978-3-96140-030-0
Brendow-Verlag
Mehr Infos über Steven Furtick:

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