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Abendmahl zuhause feiern

„It’s Corona Time“ heißt auf der Plattform TikTok ein Song, der rauf und runter läuft. Um den geht’s mir aber gar nicht. Vielmehr geht’s mir darum, dass wir in außergewöhnlichen Zeiten leben. Und außergewöhnliche Zeiten benötigen außergewöhnliche Antworten und Maßnahmen auf Fragen und Herausforderungen, die vor wenigen Wochen noch kein Mensch für möglich gehalten hätte.

Außergewöhnliche Zeiten – außergewöhnliche Antworten

Ausgangssperre. Versammlungsverbot. Kontaktsperre. Quarantäne. Grenzschließung. Kurzarbeit. Epidemie. Pandemie. Das alles sind nicht nur Begriffe. Das sind Beschreibungen unseres Alltags momentan, die absolut verrückt sind. Und das mitten in der Karwoche. Mitten in der Woche, in der sich Christen daran erinnern, was Jesus amKreuz und durch seine Auferstehung vollbracht hat.

Elementar für viele Christen dabei ist das Abendmahl. Kaum ein anderer „Vollzug christlichen Lebens“ spiegelt so sehr wieder, wer Jesus für mich ist und was er getan hat. Und nun fällt das Abendmahl aus. Tja. Pech gehabt! Wirklich? Nein! Die Abendmahlsfeier darf uns durch Kontaktverbote nicht genommen werden. Wir feiern Abendmahl einfach zuhause!

Ich glaube, dass es nun dran ist, neue Formen für das Abendmahl zu finden und – da spreche ich jetzt nur für meine Kirche und nicht für andere – nicht nur aus der Not eine Tugend zu machen, sondern zur Erkenntnis zu kommen: Abendmahl ist weder an kirchliche Gebäude noch an kirchliche Amt- und Würdenträger gebunden. Wenn wir das „Priestertum aller Getauften“ ernst nehmen, wie es in der Kirche ja immer schön propagiert wird, spricht nichts dagegen, in solchen herausfordernden Zeiten mit außergewöhnlichen Maßnahmen zu antworten.

Ein neuer Bund

Die Beziehung des Menschen mit Gott bzw. eines ganzen Volkes mit Gott macht sich fest in einem Bund. Gott ist der „Bundesgott“ – mehr als nur ein Vertragspartner. Er bindet sich an sein Volk, seine Zusagen stehen auf einem festen Grund und er „verbündet“ sich mit seinem Volk und den von ihm geliebten Menschen.

Durch das gesamte Altes Testament hindurch wird der „Bund Gottes“ immer und immer wieder betont – vor allem in den fünf Bücher Mose. Gott schließt einen Bund zunächst mit Noah (Genesis 6+9), dann mit Abraham (Genesis 17) und schließlich mit Mose am Sinai (Exodus 20).

Wenn wir uns dessen bewusst sind, wird die Tiefe dessen, was Jesus sagt, noch größer: „Dieser Kelch ist der neue Bund.“ Erkennst du, was hier im Abendmahl geschieht? Jesus schließt einen neuen Bund mit uns Menschen. Er “verbündet uns mit Gott” – durch seinen Tod am Kreuz.

Das Abendmahl ist dafür das Zeichen. Es ist mehr als nur ein Erinnerungsgeschehen. Im Abendmahl nehmen wir diesen neuen Bundesschluss Jesu für uns in Anspruch und drücken damit aus, dass wir diesen Bund mit Gott schließen möchten.
Wichtig dabei ist aber: Es kommt nicht auf unseren Glauben an – denn Gott selbst hat diesen Bund aufgerichtet – wir “schlagen nur ein”.

Schlicht und einfach feiern

Als Pfarrer kann ich „meinen Gemeindegliedern“ nicht vorenthalten, diese innige Nähe zu Jesus zu suchen – und by the way: In Hauskreisen wird auch schon Abendmahl gefeiert. Das ist also nichts Neues. Ich habe Sorge zu tragen als Pfarrer, dass „meine Gemeindeglieder“ in Zeiten äußerer und geistlicher Not selbst Formen finden, in denen sie ihren Glauben leben können. Das nennt man Reife und Mündigkeit. Manchmal braucht’s dafür noch ein wenig Hilfestellung – das ist ok, denn die braucht es ein Leben lang.

Für das Abendmahl speziell nun haben wir als Kirchengemeinde einen kleinen Ablauf erstellt, der helfen soll, Abendmahl zuhause zu feiern. Gerne darf er verwendet, geteilt und vor allem: gefeiert werden!

Zu finden ist er auf www.wutachblick.de/ostern/. Viel Freude und viel Segen damit!

Krisenzeiten als Chance begreifen

Du hast zwei Möglichkeiten: Kopf in den Sand stecken oder das Beste draus machen. Wofür entscheidest du dich? Leider entscheiden sich viele Menschen viel zu oft und viel zu sehr für „Kopf in den Sand“.

Ich mache dir an einem für mich, mein Leben und meinen Beruf sehr wichtigen Teil deutlich, was ich meine: der Gottesdienst am Sonntagmorgen.

Er ist nicht Zentrum christlichen Lebens, aber wenn man Kirchengemeinde – egal welcher Konfession oder Denomination – fragt, welche Veranstaltung wohl nie ausfällt und um die sich immer gekümmert wird, dann wird das der Gottesdienst am Sonntagmorgen sein.

Auf Grund der Corona-Situation ist es aber untersagt, Gottesdienste zu feiern. Und jetzt? Jammern? Heulen? Lamentieren? Traurig sein?

Oder: Neue Wege gehen! Experimentieren! Innovation Raum geben! Risiko eingehen! Als Kirchengemeinde haben wir uns für Letzteres entschieden und sind das Wagnis eingegangen, unseren Gottesdienst aufzunehmen und LIVE via YouTube zu streamen. Das Ergebnis kannst du dir hier anschauen:

Einige Gedanken und Tipps, wie du Krisenzeiten als Chance ergreifen kannst. Dabei muss es nicht um das Streamen eines Gottesdienstes gehen. Das kann in deinem privaten Umfeld oder deinem beruflichen Umfeld etwas ganz anderes sein. Die Prinzipien aber sind die gleichen.

1Du bist nicht allein

Sehr wahrscheinlich bist du nicht der einzige, der vor einer Herausforderung steht. Schau dich um, mach dich schlau, suche im Netz oder rede mit Leuten! Das kratzt bei Leitern vor allem an einem: dem Stolz. Der ist aber sowieso zu nichts zu gebrauchen! Also sei nicht so stolz und mach dich auf die Suche nach Menschen, die Krisenzeiten ebenso als Chance sehen wollen.

Ich habe von manchen technischen Dingen einfach keine Ahnung. Aber ich habe mich sofort auf den Weg gemacht und habe Leute aus meiner Gemeinde gefragt, von denen ich wusste, dass sie Ahnung haben – und Bock, so was Ausgefallenes zu machen.

Wir haben geschrieben, uns getroffen, experimentiert – jeder hat seinen Teil dazu beigetragen. Das war ziemlich cool und am Ende hat’s dann geklappt.

Wenn du also Krisenzeiten als Chance ergreifen willst, dann sei dir bewusst: Du bist nicht allein! Um dich herum gibt es jede Menge „Know How auf zwei Beinen“ – du musst nicht alles wissen, du musst nur wissen, wen du fragen kannst – und es dann auch tun!

Ich hätte mich verkriechen und heulen können: „Buuuhuuu, ich kann das alles nicht!“ Ja, klar, hätte ich machen können. Habe ich aber nicht. Meine Techniker bekommen von mir immer mal wieder den Satz zu hören: „Ich hab‘ davon keine Ahnung!“ So what? Ist doch nicht schlimm.

2Schau nach vorne

Die Gefahr ist, dass man in Krisenzeiten nur nach hinten schaut bzw. den Fokus darauf richtet, was man nun alles verliert: Kein Gottesdienst mehr, keine physischen Treffen, kein Kaffee nach dem Gottesdienst, kein Kindergottesdienst. Es ist alles so schlimm, so tragisch, so…..die Welt geht unter! Wenn sie es nicht schon längst ist!

Oh man! WACH AUF! Schau nach vorne! Es bringt nichts, zu lamentieren. Eine gute Führungskraft zeichnet es aus, dass sie nach vorne schaut und Lösungen für Probleme und Herausforderungen finden möchte.

Ich finde es so genial, wie viele Kolleginnen und Kollegen im landes- wie freikirchlichen Bereich vergangenen Sonntag mit den unterschiedlichsten Formaten „online“ gegangen ist. Way to go, liebe Kollegen! Weiter so! Weiter nach vorne schauen!

3Bewerte die Vergangenheit realistisch

„Ich freue mich, wenn wieder alles normal wird nach dieser Corona-Krise!“ Hast du den Satz auch schon gehört? Ich ja – und ich muss ehrlich sagen: Ich finde ihn grausam! Wieso soll denn das normal sein, wenn es wieder so wird, wie es war? Leiter bewerten die Vergangenheit realistisch. Gerade in Krisenzeiten, in denen innovative und neue Wege notwendig sind, wird man unweigerlich vor die Frage gestellt: „War das, was wir in der Vergangenheit taten, eigentlich das Richtige? War das „Normal“ also das „Richtige“?“

Ich glaube jetzt schon sagen zu können: Nein, war es nicht! Einfach wieder zurück zu kehren zum Status vor der Krise – das wird in den meisten Fällen ohnehin nicht möglich sein. Zum anderen ist es aber auch nichts anderes als ein Ausdruck von mangelnder Vision. Denn zurückzukehren zum „Normal“ ist nichts anderes als zurück zu kehren in die Komfortzone.

Einfach wieder Gottesdienst feiern wie bisher? Für mich nicht möglich. Ich habe gestern meinem Team schon gesagt, dass ich gerne auch dann, wenn wir wieder mit Menschen Gottesdienst feiern, den Live-Stream aufrecht erhalten möchte.

….und ich habe ein wunderbares Team, denn die Jungs machen sich da jetzt schon Gedanken.

4Was ist jetzt möglich?

Wie können wir einen Gottesdienst produzieren, wenn nur eine handvoll Menschen da sein können?

Wie soll das gehen mit unserem nicht gerade superschnellen Internet vor Ort?

Wir sind keine der Megachurch-Hochglanz-Gemeinden, sondern eine – zugegeben nicht ganz normale – landeskirchliche Gemeinde.

Ich sag dir was, das du dir bitte hinter die Ohren schreibst, weil es für alle Bereiche unseres Lebens gilt:

Vergleichen ist der Tod im Topf und eine Beleidigung der Liebe Gottes!

Es ist doch vollkommen egal, was andere Gemeinden machen, wie andere Gemeinden es machen – vielleicht tust du dich ja zusammen mit anderen Gemeinden, mit anderen Personen, die in der gleichen Krise stecken, mit anderen Führungskräften – whatever!

Was definitiv nichts bringt, ist das Vergleichen! Denn Gott hat dich einzigartig gemacht und es hat einen Sinn, weshalb deine Gemeinde, dein Unternehmen, dein Start-Up oder was auch immer gerade jetzt „am Start“ ist.

Als Kirchengemeinde haben wir sechs Werte (www.wutachblick.de/werte/). Einer dieser Werte ist „exzellent„:

Wir haben ihn folgendermaßen definiert:

Gott gibt sein Bestes für uns. Das sehen wir in der Natur und in unserem Leben. Er ist unser Vorbild. Darum wollen wir ihm nacheifern und für ihn, für die Menschen und für seine Gemeinde mit gleicher Einstellung da sein. Wir lieben Qualität. Dabei geben wir unser Bestes mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln (Gaben, Zeit, Finanzen, Material,…). Dies nennen wir “exzellent”. Denn wer über seine Möglichkeiten hinaus gibt oder geben will, verfällt in Perfektion. Er bringt dadurch sich und andere unter Druck. Das lehnen wir ab. Perfektion überfordert und stellt sich selbst in den Mittelpunkt – Exzellenz ermutigt gelassen sein Bestes zu geben und ehrt den Schöpfer.

Tu das, was möglich ist! Nimm die Mittel, die dir zur Verfügung stehen und mach das Beste draus!

5Achtung Falle: Welches Bedürfnis ist da?

Als wir als Kirchengemeinde überlegt hatten, die Gottesdienste zu streamen, habe ich auf Instagram eine Umfrage gemacht, wer denn überhaupt Interesse daran hat. Daraufhin schrieb mir ein befreundeter Jugendpastor aus Bremen „Ich sehe das anders“.

Schnell stellte sich heraus, was er anders sah bzw. wie er es anders sah: Es kommt nicht nur darauf an, was ich als Antworten bekam (auch wenn diese überschwänglich positiv waren). Und das ist die Falle. Schnell fragen wir „Welches Bedürfnis ist da? Was müssen wir jetzt abdecken?“

Das ist einerseits auch gut und richtig – wir wollen als Leiterinnen und Leiter ja nicht an den Menschen vorbei leiten. Aber wenn wir uns nur nach dem Bedürfnis der Menschen richten – wo bleibt dann der Raum für viel Größeres?

Also: Schau, welches Bedürfnis da ist – aber lass dich davon nicht blenden, sondern überlege, ob nicht darüber hinaus noch eine viel größere Chance und viel mehr Potenzial in der Sache steckt.

Wenn einfach nur die Leute, die zu uns in den Gottesdienst kommen, den Gottesdienst gestern live auf YouTube gesehen hätten, dann wären wir jetzt bei ca. 200 Klicks. Stand jetzt hat der Gottesdienst aber über 1.600 Klicks.

Tu dir, deiner Gemeinde, deinem Unternehmen und einfach den Menschen um dich herum einen Gefallen: Begreife und ergreife Krisenzeiten als Chance!

5 Tipps, zur Gestaltung der „Corona-Zeit“

Wir leben in ganz spannenden Zeiten. Das Corona-Virus wirft viele Fragen auf und bringt so manches ans Licht. Darauf bin ich in meinem letzten Beitrag ausführlich eingegangen:

„Was die Corona-Situation ans Licht bringt“

Heute gebe ich dir – kurz und knapp – fünf Gedanken, fünf Tipps mit an die Hand, wie du mit dieser herausfordernden Situation in den kommenden Wochen gut umgehen kannst!

1Gib deinem Tag eine Struktur

Die nächsten Wochen sind ja ganz komisch. Es ist zwar schulfrei, aber es sind keine Ferien. Viele müssen arbeiten, machen aber Home Office. Es ist nicht frei aber es ist auch nicht „Business as usual“. Es ist so eine ganz komische „Zwischenzeit“. Viele werden nicht so recht wissen, was und wie sie den Tag gestalten sollen und sich fragen: Ja wie kann ich denn diese Zeit gut gestalten?

Meine Antwort zunächst: Gib deinem Tag eine Struktur! Gib dem Tag einen festen Ablauf, denn das wird dich davor bewahren am Ende des Tages zurückzuschauen und dich zu fragen: „Was habe ich heute eigentlich den lieben langen Tag gemacht?“

Wir haben das mit unseren Kindern auch gemacht und Zeiten festgelegt: Zeiten, in denen gelernt wird; Zeiten, in denen gespielt wird; Zeiten, die wir als Familie haben, Zeiten des Gebets und des „Chillens“.

Gib deinem Tag eine Struktur! Das wird dir helfen, nicht nur in den Tag reinzuleben, sondern die Zeit auszukosten. Carpe diem!

2Lies in der Bibel

Nähre dich durch Gottes Wort. Lass Gottes Wort deine tägliche Nahrung und Speise werden, weil sie dir helfen wird. Davon bin ich fest überzeugt. Und tu das, bevor du dich verrückt machen lässt von den neusten Meldungen in den Nachrichten. Im Hebräerbrief im vierten Kapitel steht Folgendes:

Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.Die Bibel - Hebräer 4,12

Das bedeutet: Gottes Wort wird dir unterscheiden helfen, was deiner Seele entspringt und was deinem Geist bzw. dem Geist Gottes entspringt – oder anders ausgedrückt: Du wirst durch Gottes Wort Weisung empfangen, „was für dich dran ist“. Mach davon Gebrauch! Denn nicht selten würden wir gerade in diesen kommenden Wochen wohl nach dem entscheiden, was wir so „fühlen“ – aber ob das immer das Richtige ist?

3Nimm dir freie Zeit

Bewusste Zeiten, die frei sind, in denen du nichts anderes tust als das, was dir gut tut. Und wenn du dir diese freie Zeit nimmst, dann „daddel“ nicht nur einfach irgendwie rum, sondern tu etwas, das dir gut tut: Geh spazieren solange es noch geht, trink einen Kaffee, setz dich auf den Balkon, lies ein gutes Buch. Aber „verdaddel“ die Zeit nicht nur einfach – das passiert ja ganz schnell: Smartphone in die Hand genommen, Instagram geöffnet, Facebook, Twitter, ein kleines Spielchen, Emails gecheckt, Wettervorhersage nachgeschaut, nochmals in den Mails geschaut, noch mal zu Instagram (in den letzten drei Minuten könnte ja etwas Weltbewegendes gepostet worden sein…..ach ne, doch nur Selfies), die kicker-App öffnen und denken „Was will ich hier eigentlich? Spielt ja grad eh keiner Fußball!“ und Fotos durchgescrollt.

Das Ende vom Lied? Nichts Sinnvolles ist rausgekommen, aber deine Seele ist echt mal durcheinander gekommen. Deswegen: Tu dir und deiner Seele ganz bewusst etwas Gutes!

4Tu anderen etwas Gutes

Schau nicht nur auf dich, nicht nur auf deine kleine Welt, sondern richte den Blick, heb den Blick und weite deinen Horizont. Es gibt andere Menschen, die können Hilfe gebrauchen. Also überlege dir, was du tun kannst, um anderen eine Hilfe zu sein.

Natürlich gibt es die älteren Menschen und vorerkrankten Personen, denen du helfen kannst. Aber das kann auch einfach deine Ehefrau sein, deine Kinder, der Nachbar – wer auch immer. Ich glaube, dass du in den nächsten Wochen auf ganz viele Weisen vielen anderen Menschen helfen kannst. Das tut dann übrigens nicht nur ihnen gut, sondern auch dir, weil du mal wegschaust von dir selbst.

5Kein Seelenstriptease auf „social media“


Die Gefahr besteht oft und ich erlebe es immer wieder, dass Leute in ihrer WhatsApp-Statusmeldung oder auf Facebook, auf Twitter oder Instagram schreiben, wie es ihnen gerade so persönlich geht. Meistens schreiben sie es dann, wenn es ihnen nicht gut geht. Und weißt du was?

Ich finde das überhaupt nicht gut! Denn in diesen Momenten erwartest du und hoffst du, dass es dir besser geht – aber diese Besserung tritt nicht ein, weil dein medialer Hilfeschrei in den Weiten der Server verhallt und dir kaum jemand wirklich ernsthaft zuhört.

Deswegen such dir viel lieber jemanden, den du anrufen kannst, dem du direkt schreiben oder den du besuchen kannst und von dem du weißt: Er hört mir zu, mit ihm habe ich Gemeinschaft und er wird mir helfen – und wenn es nur das Wissen ist, dass er mich begleitet.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du diese nächsten Wochen gestaltest. Wir können es bei allen Einschränkungen, die da sind. Wir können gestalten! Und ich wünsche dir, dass du das tust und bin gespannt, wie du das tust. Schreib mir gerne oder kommentiere hier, was dir hilft, die nächsten Wochen zu gestalten!

Und sei dir in allem bewusst: Gott geht mit! Gott stärkt dich und Gott segnet dich!

Dieser Artikel ist die etwas erweiterte Transkription eines kurzen Impuls-Videos, das ich gestern veröffentlicht habe:


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Was die „Corona-Situation“ ans Licht bringt

In meinem Kopf überschlägt sich so einiges. Seit Freitag – spätestens – ist das Leben nicht mehr wie es war. Shutdown der Gesellschaft. Zynischerweise werden wir in einer digitalisierten und unpersönlichen Zeit aufgefordert (leider ja zurecht), soziale Kontakte auf ein Minimum zu beschränken.

Menschen kaufen Toilettenpapier und Nudeln als gäbe es kein Morgen, Verschwörungstheorien brechen sich Bahn und manchmal – ganz ehrlich – habe ich den Eindruck: Viele schalten ihren gesunden Menschenverstand einfach ab! Gut – dazu ist Voraussetzung, dass sie einen haben, aber da ich an einen guten Schöpfergott glaube, bin ich der Meinung, dass auch jeder einen gesunden Menschenverstand von seinem Schöpfer bekommen hat – zugegeben: Nicht immer ist das leicht zu glauben.

Auch und gerade jetzt nicht. Wir erleben eine Zeit der großen Angst und Verunsicherung, des großen „Warum“. Wir erleben, dass vor allem eines geschieht, was immer in Krisen- und Drucksituationen geschieht:

Unser Innerstes kehrt sich nach außen oder anders gesagt: Der Mensch zeigt sein wahres Gesicht.

Hier also ein paar Gedanken, Erkenntnisse und Fragen, die mich umtreiben. Nicht so schön strukturiert und geordnet wie sonst – aber sicherlich bin ich nicht alleine mit dem ein oder anderen.

1Der Mensch hat Angst

Und wie! Meistens ist Angst komplett irrational. Ich habe den Eindruck, dass Krisenzeiten diese Ängste noch einmal verstärken.

Wieso kaufen Leute wie bekloppt Klopapier?

Was will jemand mit 10 Kilo Nudeln?

Wieso klaut jemand einen Kanister mit 1000 Liter Desinfektionsmittel?

Wieso befolgen Menschen die Empfehlungen und Ratschläge von Gesundheitsbehörden nicht?

Ich habe keine wirkliche Antwort auf diese Frage – aber ich glaube, dass die Angst eine große Rolle im Leben von Menschen spielt: Angst davor, zu kurz zu kommen, außen vor zu sein oder verzichten zu müssen. Genauso natürlich aber auch die Angst davor, zu sterben oder zumindest schwer krank zu werden.

Tief im Inneren ist es die Angst davor, zu scheitern. Der Mensch erkennt, dass er doch nicht alles in der Hand hat, wie er es gerne hätte. Mal im Ernst: Ein Virus hält die ganze Welt in Schach. Ist das nicht krass? Da haben wir jahrelang Angst vor einem atomaren Schlag – und jetzt kommt der Shutdown durch ein Virus. Und der Mensch erkennt: Es geht ganz schnell, dass das Leben nie mehr so sein wird, wie es war. Der Mensch erkennt auch, dass es keine gute Idee ist, aus reiner Profitgier die Produktion von Medikamenten nach China und Indien auszulagern und der Mensch in Deutschland zumindest erkennt: Alle betroffenen Länder um uns herum sind irgendwie schneller im Ergreifen von Maßnahmen.

Schulen haben geschlossen, Kitas auch, die Wirtschaft erlebt ein Fiasko und tausende von Existenzen stehen auf dem Spiel, weil es nicht überall Sicherungssysteme gibt. Das alles wegen eines Virus.

Da bekommt der Mensch es mit der Angst zu tun. Und ganz ehrlich: Ich kann das gut verstehen. Sehr gut sogar. Was soll die Zukunft bringen? Welche Auswirkungen hat die momentane Situation auf die Wirtschaft, auf das öffentliche Leben und auf das Gesundheitssystem? Fragen über Fragen, die heute noch niemand beantworten kann.

Fragen, die aber nicht an der Peripherie angesiedelt sind, sondern mitten ins Zentrum menschlicher und gesellschaftlicher Existenz zielen.

2Jesus ist die Antwort

Es klingt echt zu simpel – aber genau das ist offensichtlich das Problem. Der Mensch sucht vielleicht das Komplizierte, das Komplexe, das Herausfordernde und steht sich selbst im Weg. Jesus sagt von sich selbst:

In der Welt werdet ihr hart bedrängt, aber lasst euch nicht entmutigen: Ich habe diese Welt besiegt.Die Bibel - Johannes 16,33

Meine Hoffnung und mein Gebet ist, dass dieses schreckliche Virus und diese absolut einzigartige Situation zu einem führt: Dass Menschen anfangen, Jesus zu vertrauen.

Denn es hat Gründe, dass wir ihm vertrauen können, wie die folgende Grafik zeigt:

Es stimmt beides. Ich will nichts klein reden. Überhaupt nicht. Ich hoffe und ich bete dafür, dass Menschen mit ihrer Angst nicht zu irgendwelchen Scharlatanen gehen, nicht mit sich selbst alles ausmachen, keinen Verschwörungstheoretikern glauben, sondern zu Jesus gehen.

Ich habe wirklich die Hoffnung, dass diese komplett außerordentliche Situation dazu führt, dass Menschen ihr Leben Jesus anvertrauen und erfahren: Er stillt die Angst, er begegnet meiner Angst mit Liebe, Trost, Kraft und Hoffnung, die mir nichts und niemand anderes geben kann.

Und solltest du jetzt diese Zeilen lesen und noch nicht deinen Frieden mit Jesus gemacht haben – dann warte bitte nicht. Mach es jetzt. Wenn Du Hilfe dazu brauchst – melde dich!

3Die Spreu trennt sich vom Weizen

Ich habe es oben schon erwähnt: Situationen wie die jetzige bringen das wahre Ich des Menschen zum Vorschein. Ich bin erschrocken und teilweise wütend, wie Menschen sich verhalten. Da wird nicht nur in den Supermärkten gehamstert, sondern hier wird Leben anderer Menschen aufs Spiel gesetzt. Das ist unfassbar.

Menschen horten regelrecht hygienisch-medizinische Utensilien wie Mundschutz oder Desinfektionsmittel – von anderen Dingen ganz zu schweigen. Wenn sie das tun, nehmen sie billigend in Kauf, dass diese Dinge den Menschen fehlen, die sie dringend benötigen – nicht für persönlichen Luxus, sondern um zu überleben. Unglaublich!

Andererseits finde ich es aber mega, wie viele Menschen sich nun zusammentun und dafür sorgen wollen, dass anderen geholfen wird. Viele sind darauf bedacht, Menschen aus der Risikogruppe (ältere Menschen und Vorerkrankte) durch Einkäufe oder Erleichterung anderer Alltagssituationen unter die Arme zu greifen.

In der Smartphone-App unserer Kirchengemeinde haben sofort ein paar Leute konkret Hilfe zugesagt und angeboten. Das hat mich riesig gefreut. Und so geht das landauf und landab weiter und das macht mich zuversichtlich, dass trotz Anordnung der Reduktion sozialer Kontakte diese Gesellschaft doch ein bisschen sozialer wird.

Ich hoffe nur wirklich sehr, dass ein gewisses soziales Umdenken nachhaltig ist und Menschen auch nach der Corona-Herausforderung dabei bleiben und nicht nur ihre altgewohnten sozialen Kontakte wieder aufnehmen, sondern sich über den generellen Zustand unserer Gesellschaft Gedanken machen.

4Mehr Gebet!

Das ist doch cool! Dass ausgerechnet eine Krise daherkommen muss, dass Christen mehr beten, ist zwar schade – aber wenn die Krise dazu führt, dass Christen mehr beten, ist das wiederum auch gut.

Meine Wahrnehmung ist die, dass mehr gebetet wird. Mich selbst haben Gebetsaufrufe erreicht und in der Kirchengemeinde haben wir eine WhatsApp-Gruppe gegründet, um täglich um 20 Uhr zu beten – gemeinsam, wenn auch nicht am gleichen Ort.

Aber auch hier hoffe ich und wünsche es mir, dass nach der Corona-Herausforderung mehr gebetet wird als vorher. Vielleicht haben viele auch ein falsches Verständnis davon, was Gebet eigentlich ist. In meinem Artikel „Was tun Christen, wenn sie beten?“ bin ich dem ein wenig nachgegangen. Der Gedanke, dass wir an Gottes Seite mitkämpfen ist jetzt wohl relevanter als zuvor. Und dass Beten „Atemholen für die Seele“ ist, muss in solch einer Drucksituation nun wirklich nicht erklärt werden.

5Was ist wirklich wichtig?

Tja, ich hoffe so sehr, dass diese Frage auch nach der Corona-Krise die Kirche beschäftigt. Schon komisch, wenn erst mal alle Veranstaltungen abgesagt werden und du dich fragst: „Wie kann Kirche / Gemeinde nun weiterhin auch Kirche / Gemeinde sein?“

Ich finde das eine extrem spannende Frage. Als Gemeindeleitung hat uns das auf unserer diesjährigen Leitungsklausur vor wenigen Wochen herausgefordert: Was ist die Grundversorgung unserer Kirchengemeinde und was ist „Nice to have“ [im wörtlichen Sinne: „Schön, wenn wir es haben“ – aber eben nicht notwendig]? Wir haben uns vorgestellt, wie das wohl wäre, wenn wir eine Gemeinde gründen würden; oder wenn wir erst mal alles „rausschmeißen“ und dann neu sortieren. Einfach war das nicht – und jetzt wird uns die Arbeit zwar nicht abgenommen aber wie ein Katalysator zeigt sich noch mehr, was wirklich wichtig ist.

Für mich sind es vier Dinge, die wichtig sind und bleiben – und die auch im Zeitalter von Corona wichtig sind:

Verkündigung des Evangeliums

Und damit meine ich die Verkündigung des Evangeliums in der Form, dass es beim Hörer eine Reaktion hervorruft und die Zuspitzung enthält, Jesus nachzufolgen um gerettet zu werden auf Zeit und Ewigkeit. Ich rede von keinem verkürzten Evangelium, bei dem Jesus zum sozialromantischen Vorbild wird, sondern von dem Evangelium, in dem Jesus als Gott den Anspruch hat, Richter über mein Leben hier auf der Erde und nach meinem Tod zu sein, wie es die Christenheit im Apostolischen Glaubensbekenntnis seit vielen hundert Jahren bekennt.

Gebet

Ich glaube immer mehr, dass wir die Kraft des Gebetes leider unterschätzen. Ich meine damit keine bestimmte Form, keine bestimmte Zeit, keine bestimmten Worte. Ich meine damit, dass der Mensch seiner eigenen Hybris immer wieder auf den Leim geht, die Dinge doch irgendwie „managen“ zu können. Kann er aber nicht – und wie dumm ist der Mensch, wenn er es versäumt, an der Seite dessen zu kämpfen und gleichzeitig auszuruhen, der diese Welt erschaffen hat. Diese Augenblicke sind nur ein Gebet weit entfernt – und leider schließe ich mich in diese Dummheit voll mit ein.

Tätige Nächstenliebe

Wie oben erwähnt, berührt es mich, wie viele Menschen sich sofort für andere Menschen einsetzen möchten. Dazu muss man kein Christ sein, das ist richtig. Aber wo Gemeinde disen Auftrag nicht ernst nimmt, da krankt es.

Aber Achtung: Keine Kirchengemeinde muss nun in Aktionismus verfallen und den Weltrekord in diakonischem Handeln aufstellen. Es reicht schon, den Gemeindegliedern zu sagen, dass es voll ok ist, wenn sie mal nicht in den Gottesdienst kommen, weil sie stattdessen jemanden besuchen, der sonst recht einsam ist. Nein. Es ist nicht nur „voll ok“ – es ist notwendig. Im wahrsten Sinne!

Gemeinschaft

Ironischerweise werden wir aufgefordert, soziale Kontakte zu vermeiden, bis die Corona-Situation überstanden ist. Das ist auch gut so, um dem die Chancen zu rauben, sich verbreiten zu können. Aber es kommt eine Zeit „danach“ – The day after tomorrow sozusagen. Und dann ist es unumgänglich, dass Gemeinde mehr Gemeinschaft lebt. Und damit meine ich nicht, sich einfach zu treffen. Sondern wenn man sich trifft, den anderen wahrnehmen, ernst nehmen, willkommen heißen, mit ihm sich freuen, leiden, weinen, lachen, tanzen und all das, was Paulus in 1. Korinther 12 beschreibt.

Leidet ein Teil des Körpers, so leiden alle anderen mit, und wird ein Teil geehrt, freuen sich auch alle anderen. Ihr alle seid der eine Leib von Christus, und jeder Einzelne von euch gehört als ein Teil dazu.Die Bibel - 1. Korinther 12,26+27

Ich glaube nicht, dass wir in Gemeinden an einer Veranstaltungsarmut leiden – wohl aber an einer Gemeinschaftsarmut. Sich zu treffen bedeutet noch nicht, einander anzunehmen, zu ehren, zu lieben oder zu stärken. Möge diese Situation uns helfen, es in Zukunft besser zu machen!

Fazit? Gibt’s keines! So weit bin ich noch nicht. Ein paar Gedanken aber noch einmal gebündelt findest du in diesem Video, das ich aufgenommen hatte, um unsere Gemeinde zeitnah über die ersten Maßnahmen und Schritte zu informieren und gleichzeitig von dem zu reden, um den es auch hier in diesem Artikel geht – vor allem in der Grafik oben.


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Die Kunst des Leitens X: Lernen

Leiter bleiben Lernende ein Leben lang! Diese schlichte Wahrheit drückt so viel aus. Auch wenn hier nur von einem Wort die Rede ist, widme ich gerade diesem die „Jubiläumsausgabe“ meiner „Die Kunst des Leitens“-Beiträge, denn das hier ist Nr. 10.

Je länger ich mich mit Leitung beschäftige, desto überzeugter bin ich, dass „Lernen“ ein wirkliches Tool in der Hand eines Leiters ist. Das hat verschiedene Gründe.

Wer lernt, wird besser

Simpel, oder? Aber manchmal vergessen wir es. Wer meint, schon am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein, soll zusehen, dass er sein Fähnchen nicht in jeden Wind hält. Niemand kann ernsthaft behaupten „angekommen zu sein“ – und gleichzeitig besser zu werden.

Schon in der Schule haben wir festgestellt: Lernen könnte ein probates Mittel sein, um bei der nächsten Klausur besser abzuschneiden. Ein Hoch auf alle, die hier auch noch einen Kausalzusammenhang erkannt haben.

Ich selbst liebe es, von anderen zu lernen. Das geschieht „eins zu eins“ im Coaching genauso wie beim Hören von Podcasts (bspw. der der Leadership Podcacst von Craig Groeschel: https://www.life.church/leadershippodcast/). Ich kann beim Lesen eines guten Buches genauso dazu lernen wie beim Gespräch mit einem mich inspirierenden Gegenüber.

Alles, was ich benötige, ist die Einstellung: Ich will lernen!

Dabei spielt es keine Rolle, in welchem Verhältnis ich zum anderen stehe. So lerne ich viel von meinem Kindern. Am Wochenende war ich unterwegs und sah in einer Schneelandschaft Pferde. Ich nahm mein iPhone in die Hand, um für meine Kids Fotos und ein Video davon zu machen, denn der Anblick war faszinierend: „wilde“ Pferde (zumindest nahm ich sie so wahr) in einer Schneelandschaft. Zwei der Pferde galoppierten hintereinander in den Wald. Als ich das Video meinen Kids zeigte, meinte mein Sohn: „Oh, zwei Pferde spielen miteinander“.

Und ich lernte: Schau an! Ich hätte gesagt, sie galoppieren. Er sieht darin ein Spiel. Wie cool! Kinder sehen „alltägliche Dinge“ als Spiel. Was wäre, wenn ich das auch mehr täte? Schon wieder was gelernt.

Wer lernt, bleibt gelassen

Tagtäglich bin ich als Leiter Herausforderungen ausgesetzt und muss Entscheidungen treffen. Das ist nicht immer einfach und es führt nicht selten dazu, dass es richtig Kraft kostet. Schnell kann man dabei verbissen werden. Projekt XY muss unbedingt umgesetzt werden. Projekt XYZ dauert schon viel zu lange, ohne dass es erkenntlich vorwärts geht. Mitarbeiter N.N. treibt mich schier in den Wahnsinn. Und meinen eigenen Ansprüchen werde ich auch nicht gerecht. Schönen Dank auch!

…und dann nehme ich ein Buch in die Hand (aktuell ist es oft das Buch „Free to Focus“ von Michael Hyatt) und lese ein paar Seiten darin. Und was passiert? Ich lerne etwas Neues kennen – beispielsweise den „Freedom Compass“ – zu deutsch: Freiheits-Kompass. Dieser „zerlegt“ meine Tätigkeiten in vier Bereiche und ich erkenne, was mich bindet und was mich freisetzt. Klar – die Umsetzung geschieht nicht von jetzt auf nachher.

Doch ich habe einen Erkenntniszugewinn, der mich mit aktuellen Herausforderungen anders umgehen lässt, weil ich Tools an die Hand bekomme, die mich in meinen Handlungen sicherer und lösungsorientierter machen.

Das führt unweigerlich dazu, dass ich gelassener werde, weil die subtile Botschaft an mein Hirn (und Herz) lautet: „Es gibt eine Lösung!“

Wer lernt, nimmt sich selbst nicht so wichtig

Und das ist die unweigerliche Konsequenz daraus, wenn ich gelassener werde. Wo ich in einem verbissenen Zustand meine, die Dinge selbst regeln zu müssen, erkenne ich in einem Moment des Erkenntniszugewinns: Ich bin gar nicht so wichtig!

Das ist befreiend – übrigens nicht nur für mich, sondern auch für meine Mitmenschen, weil sie eine bessere Ausgabe meiner selbst erleben und keinen sich selbst viel zu ernst nehmenden David Brunner.

Leiterinnen und Leiter nehmen sich selbst oft viel zu wichtig. Ich kenne das. Leider. Vielleicht ist der Unterschied zwischen „Leider“ und „Leiter“ deswegen auch nicht so groß.

Wer sich aber selbst zu wichtig nimmt, nimmt das Wichtigste nicht wichtig genug. Wer aber erkennt, dass er noch jede Menge lernen kann, bringt damit zum Ausdruck, dass er selbst nicht so wichtig ist.

Gemeinden benötigen keine Leiter, die sich selbst wichtig nehmen. Denn diese stehen in der Gefahr, nur ihre eigene Agenda durchbringen zu wollen und gar nicht das, was Gott für die Gemeinde im Sinn hat. Gruselig wird es dort, wo Leiter meinen, ihre eigene Agenda wäre Gottes Agenda.

Deswegen ist es so wichtig, dass Leitende einer Gemeinde immer (!) Lernende und Hörende auf Gottes Wort und seinen Geist bleiben. Das bedeutet aber auch, dass gerade geistliche Leiterinnen und Leiter unbedingt regelmäßige Zeiten brauchen, in denen sie nur „für sich“ in Gottes Wort lesen und Gottes Nähe suchen. Unverwezckt und nicht mit dem Gedanken „Was kann ich hier für die nächste Predigt rausziehen?“

Wo Leiterinnen und Leiter nur noch berufsbedingt und verzweckt die Bibel lesen, ist persönliches und gemeindliches Scheitern vorprogrammiert.

Wer lernt, rostet nicht

„Wie habe ich das eigentlich früher gemacht?“ frage ich mich oft. Meine Ordination als Pfarrer liegt gute 11 Jahre zurück und manchmal stelle ich mir heute diese Frage. Oft im Blick auf Gemeindesituationen, die Wachstumspotenzial enthalten, an der Schwelle zu „Neuem“ oder bei größeren Herausforderungen.

Dabei erkenne ich rückblickend: Ich leite heute an manchen Stellen anders als noch vor 11 Jahren – und das ist gut so! Denn es zeigt: Ich habe mich weiterentwickelt und bin nicht eingerostet. Auch wenn ich das natürlich an noch vielen Stellen mir noch viel mehr wünsche – und sicherlich nicht jede Entwicklung auch nur positiv ist.

Dennoch ist eine lernbereite Haltung aber Grundvoraussetzung, um nicht zu rosten.

Als Jugendlicher habe ich in unserer Kirchengemeinde u.a. Jungschar geleitet. Legendär waren die jährlichen Osterfreizeiten. Unvergessliche Momente. Als wir vor einer dieser Osterfreizeiten unser Vorbereitungstreffen hatten und es um die Programmgestaltung ging, sagte ich dem damaligen Leiter: „Du kannst doch heute keine Freizeit mehr durchführen wie noch vor 20 Jahren.“

Ein jeden Leiter sollte klar sein, dass alleine schon durch den gesellschaftlichen Wandel, der heutzutage noch wesentlich rasanter ist, ein „das haben wir schon immer so gemacht“ ein No-Go ist. Warum? Weil deine Gemeinde dann bald dicht machen kann, weil du niemanden der heutigen Generation mehr erreichst. Leider ist dieser Gedanke nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern Realität. Auch heute „schließen“ Gemeinden. Aus diesen Gründen. Und das ist tragisch.

Lernplattformen

Ich will hier nicht nur theoretisch schreiben, sondern dir auch einige konkrete Tipps mitgeben, wie ich lerne. Für mich sind es vor allem Bücher, Podcasts, Blogs und Online-Kurse – aber ganz wichtig: Dieser theoretische Lernzuwachs muss dann ganz praktisch werden, indem du das Gelernte/Gelesene/Gehörte ausprobierst. Entweder in deinem eigenen, selbständigen Tun (so bin ich beispielsweise durch diese Artikelserie auf dem Weg, frei zu predigen) die Dinge implementierst oder sie mit deinem Leitungsteam oder einem anderen Team ausprobierst.

Was Leitung und Leitungskultur anbetrifft, ist es nach wie vor und vor allem der Leadership Podcast von Craig Groeschel: www.life.chuch/leadershippodcast aber auch der Podcast von Carey Nieuwhof. Beide bieten dir auch Shownotes, durch die du das Gehörte alleine oder im Team nachbearbeiten kannst.

Carey Nieuwhof wiederum hat auch einige sehr, sehr interessante Online-Kurse veröffentlicht (Videos + Workbooks), die ich nur empfehlen kann! Sie sind sehr, sehr praktisch orientiert und äußerst hilfreich:

Auch Bücher, die direkt oder indirekt mit Leitung zu tun haben, inspirieren mich sehr. Oben schon erwähnt ist „Free to focus“ (Michael Hyatt) momentan solch ein Buch.

Berufung. Eine neue Sicht auf unsere Arbeit“ ist ein exzellentes Buch von Tim Keller über unsere Einstellung zu „meinem Job“ im Allgemeinen. Das Buch ist nicht speziell aus Leitungsperspektive geschrieben, beinhaltet aber einige „Nuggets“ auch für Leiter wie sie ihre Arbeit sehen.

Ordne dein Leben“ von Gordon MacDonald ist ein Buch, das ich letzten Sommer gelesen, verschlungen und bearbeitet habe – und nach wie vor am Lernen bin, wie ich das darin Gelesene und Gelernte umsetzen kann. Auch kein klassisches „How to“-Buch für Leiter, aber unersetzlich, wenn es um Leiterschaft geht.

In eine ähnliche Richtung geht „Emotional gesund leiten“ von Pete Scazzero. Eine absolute Empfehlung!

Was Gemeindeentwicklung angeht, lasse ich mich immer wieder gerne von anderen Gemeinden inspirieren. Ich surfe auf deren Homepage, ich schicke eine Email, wenn ich eine Frage habe, ich folge ihnen in den sozialen Netzwerken, um ihre Entwicklung mitzubekommen. Es bringt wenig, von einem Event / einer Predigt / einer Aktion einer Gemeinde inspiriert zu sein. Das ist besser als nichts, ja. Aber viel, viel wertvoller ist es, Gemeinden zu „folgen“, sie zu „beobachten“ und sehen, welche Schritte sie warum und wie gehen und deren Entwicklung wahrzunehmen. Das ist unglaublich inspirierend!

So habe ich beispielsweise die Veränderung (und zugegeben: sie war riesig), welche die „Kirche im Brauhaus“ (Gifhorn) in den letzten Monaten gegangen ist, einfach online verfolgt. Das war spannend. Das war inspirierend. Daraus habe ich jede Menge gelernt.

Inspirierende Kirchen und Gemeinden sind für mich:

Von diesen Gemeinden lerne ich durch Gespräche, durch Online-Plattformen, durch Material, durch das Schauen von Online-Videos/Predigten, durch ihre Art, Kirche zu leben, durch Artikel und vieles anderes.

Theologisch inspiriert mich momentan allen voran der Blog „Daniel Option“ (www.danieloption.ch/) der Schweizer Brüder Paul und Peter Bruderer. Äußerst markant und „treffsicher“ skizzieren sie theologische Herausforderungen der aktuellen Gemeinde-Landschaft. Absolute Leseempfehlung!

Ein großartiger deutschsprachiger Blog zum Thema (Gemeinde-)Leitung ist „Der Leiterblog“ von Lothar Krauss.

Und nicht zuletzt versuche ich einfach von allem und jedem zu lernen, was mir so über den Weg läuft. Es ist wie mit dem Beten. Wenn Paulus uns auffordert „Betet ohne Unterlass!“ (1. Thessalonicher 5, 17) meint er damit ja nicht, dass wir 24/7-Gebetstreffen 365 Tage im Jahr abhalten sollen. Er meint, dass unser Leben ein Gebet ist, dass es eben nicht „das Besondere“ braucht, um beten zu können, sondern dass ich mit der Einstellung und Haltung des „Ich bete“ durch den Tag gehe: Ob nach dem Aufstehen, beim Einkauf, beim Suchen einer Parklücke, wenn die Kids anstrengend sind, wenn ein Meeting super läuft, wenn die Arbeit zu viel wird, wenn es Highlight-Momente in der Ehe gibt, wenn ein Telefonanruf nervt, wenn schwierige Personen die Wege kreuzen, wenn ich mit Freunden zusammen bin, wenn ich das Leben feiere und wenn ich ins das Mittagessen koche. „Bete!“

Und genauso. In allem. Jederzeit: „Lerne!“ Sei es in Begegnungen, Meetings, Diskussionen, beim Einkaufen oder Autofahren, bei Werbungen, die mir entgegenspringen oder Zeitungsartikeln: In allem kann ich lernen. Manchmal kommen großartige Ideen gerade dann, wenn sie nicht auf ein verkrampftes sondern ein offenes und lernbereites Mindset fallen. Eben dann, wenn ich mir das Lernen zur Lebensteinstellung und Alltagshaltung gemacht habe.

Und deswegen – ohne Wenn und Aber: „Lerne ohne Unterlass!


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Alle Beiträge aus der Reihe „Die Kunst des Leitens“:

Wer ist Jesus?

„Für wen haltet ihr mich?“ fragt Jesus seine Jünger (Matthäus 16). Ja, gute Frage: Wer bist du, Jesus? Wer ist Jesus für mich?

Dieser Beitrag ist die leicht geänderte Form eines Mini-Impulses, den ich am 18. Februar 2020 im Pfarrkonvent hielt. Neben mir noch vier andere Kolleginnen und Kollegen gaben ein Statement, wer Jesus für sie ist. Am Ende dieses Impulses sollten wir zwei Thesen zur Christologie verfassen. Das kann nicht alles beinhalten – aber kommt von Herzen.

Du bist…

„Für wen haltet ihr mich?“ Diese Frage beantworte ich mit Petrus:

Da antwortete Simon Petrus: „Du bist der Christus, der von Gott gesandte Retter! Du bist der Sohn des lebendigen Gottes.“Die Bibel - Matthäus 16,16

Ich halte Jesus für den im Alten Testament prophezeiten und verheißenen Messias, den Gesalbten, den Retter der Welt. Gott selbst. Seine Göttlichkeit ergibt sich für mich gerade darin, dass Jesus der in der Geschichte Gottes mit seinem Volk verheißene König, Retter, Heiland, Messias und Menschensohn ist.

Der, von dem schon Mose, Jesaja, Daniel, Sacharja und Maleachi sprachen. Jesus ist demnach kein Lückenbüßer für eine missglückte Bundesbeziehung zwischen Gott und Israel, sondern gerade als der präexistente, also von Ewigkeit zu Ewigkeit Seiende, die Erfüllung der göttlichen Liebesbewegung hin zu dem Menschen. Die gesamte Menschheits- und Heilsgeschichte des Gottes Israels findet ihre Zuspitzung in der Inkarnation Gottes in Jesus Christus.

Für mich ist die Geschichte Gottes mit seinem Volk, wie wir sie im Alten Testament überliefert haben, reales Geschehen und gleichzeitig ein “prophetisches Bilderbuch”, das Jesus schon im Alten Testament vor Augen malt.

Der aber – um mit Paulus zu sprechen – verteidigte seine Göttlichkeit nicht wie eine Beute, sondern kam auf diese Erde kam, um den Menschen zu dienen und stellvertretend für den Menschen am Kreuz zu sterben (Philipper 2). Sein Tod ist das Ende aller gescheiterten Versuche, durch rituelle, kultische oder religiöse Opfer Gott gefallen zu wollen.

Nicht, weil Gott ein Opfer benötigt, sondern weil ich es benötige, dass mich jemand vor Gott gerecht macht, erlöst und wiederherstellt. Ich selbst kann es nicht, ich brauche einen, der stärker ist als ich – und stärker als der Tod.

Das hat Jesus eindrücklich gezeigt, als er nicht nur am Kreuz starb, wie es in der Bibel schon hunderte Jahre vor seiner Geburt prophezeit wurde. Er bewies es vor allem auch dadurch, dass er den Tod besiegte und am dritten Tag wieder auferstand. Ja, das Grab war leer am Ostermorgen – sonst würde Jesu Tod keinen Sinn ergeben:

Wäre aber Christus nicht auferstanden, so hätte unsere ganze Predigt keinen Sinn, und euer Glaube hätte keine Grundlage.Die Bibel - 1. Korinther 15,14

Wo Kirche diese christologischen Grundwahrheiten aufgibt, gibt sie sich selbst auf, weil der Herr ihrer Kirche nicht mehr der Herr der Kirche ist.

So viel zur Theologie und theologisch schlauen (oder weniger schlauen) Sätzen. Was bedeutet das für mein Leben und für die Verkündigung in Schule und Kirche?

Wer so etwas tut…

Wer so etwas tut, ist mein Herr. Dem kann ich mich nahen, weil er dem Tod ins Auge geblickt hat und nichts und niemand ihn erschüttern kann. Dann kann auch niemand sagen: “Ich bin ein hoffnungsloser Fall” – weil der Todbezwinger zugleich der Hoffnungsbringer ist.

Wer so etwas für mich tut – dem kann ich mit meinem Leben nur danken, ihn lieben, ihm alle Ehre geben und Menschen einladen, diesem Jesus mit Haut und Haaren zu vertrauen. Nichts weniger sollte Kirche wollen.

Wer so etwas für mich und die ganze Menschheit tut, der muss als Sohn Gottes, als Retter und Heiland verkündigt, erlebt und in aller Welt bezeugt werden. In Kirchen, Schulen und Gemeinden – mit aller Liebe, Kraft und großer Freude. Und genau das will ich tun!

Oder um es mit Matthias Claudius zu sagen:

„Ich und du können ohne Christus nicht leben. Wir brauchen jemand, der uns hebt und hält, solange wir leben, und uns die Hand unter dem Kopf legt, wenn wir sterben sollen; und das kann Christus überschwänglich, nach dem, was von ihm geschrieben steht, und wir wissen keinen, von dem wir es lieber hätten. Er ist eine heilige Gestalt, die dem armen Pilger wie ein Stern in der Nacht aufgeht und sein innerstes Bedürfnis, sein geheimstes Ahnden und Wünschen erfüllt. Wir wollen an ihn glauben, Andres, und wenn auch niemand mehr an ihn glaubte.” Matthias Claudius, Briefe an Andres - Erster Brief

Zwei Thesen zur Christologie

Deswegen meine Thesen zur Christologie:

These 1:
Wer den stellvertretenden Sühnetod Jesu leugnet, macht aus Jesus lediglich einen sich aufopfernden Menschen und beraubt ihn seiner Göttlichkeit und die Kirche ihrer geistlichen Kraft und eigentlichen Bestimmung.

These 2:
Christliche Verkündigung in Gemeinde und Schule wird nur dann ihre Kraft entfalten und zurückgewinnen, wenn sie die Gottheit Jesu und seine Stellvertretung am Kreuz in das Zentrum ihrer Christologie rückt.

„Man müsste“ – ein echter Gemeindewachstums-Killer

Alter, hat der den Schuss nicht gehört? Also wenn du es bis hierher schon mal geschafft hast, dann hast du aus Versehen auf den Link geklickt oder du interessierst dich wirklich dafür, was hinter dieser Überschriftenkonstellation steckt.

Man müsste…

Ich nenne dieses „Man müsste“ den passiven Konjunktiv in Leitung. Passiver Konjunktiv ist nicht: „Wir bauen einen Flughafen in Berlin.“ Passiver Konjunktiv ist „Man müsste…

Immer wieder erlebe ich es in der Gemeinde, wenn es um schwierige Themen geht oder um große und wichtige Fragen im Blick auf die Gemeindearbeit:

  • „Da müsste man mal mit der betreffenden Person reden.“
  • „Man müsste mal eine Bestandsaufnahme machen.“
  • „Man müsste mal ein paar Fundraisingmaßnahmen ergreifen.“
  • „Man müsste im Gottesdienst darauf hinweisen.“
  • „Man müsste mal eine Bedarfsplanung machen.“

Das große Problem ist: „Man“ und „müsste“ sind an sich schon undefiniert. Wenn sie dann noch zusammen auftreten, ist das Chaos perfekt. Schnell wird genickt, nach dem Motto: „Oh ja, stimmt. Das müsste man echt mal machen.“ Dann wird noch ein bisschen drüber nachgedacht und das Thema ist beendet. Meistens – und das ist das Fatale – handelt es sich bei den Man-müsste-Themen um wichtige, aber nicht dringende Themen. Und wir Menschen sind leider, leider so gestrickt, dass wir uns eher der dringenden als der wichtigen Themen annehmen.

Viele, die mit Leitung befasst und vertraut sind, kennen das Eisenhower-Prinzip. Aber zwischen „kennen“ und „anwenden“ ist oft ein großer, tiefer Graben namens Realität. Ich glaube, dass die meisten Man-müsste-Themen im Bereich „wichtig“ anzusiedeln sind – manche davon sind dringend, dann gilt es, diese zu erledigen. Manche davon sind weniger wichtig, dann gilt es, diese zu planen.

Das Eisenhower-Prinzip vereinfacht und grafisch dargestellt.

Wenn man nun nach diesem Prinzip die oben genannten Sätze anschaut, könnte das folgendermaßen aussehen (wobei es im Konkreten natürlich auf eine situative und kontextuelle Einschätzung ankommt, ob das Thema dringend oder weniger dringend ist).

  • Gesprächstermin vereinbaren
  • Sorgfältige Planung, welche Gegebenheiten geprüft und abgebildet werden
  • Das Finanzteam der Gemeinde bitten, diese Maßnahmen zu planen und durchzuführen
  • Einfach machen!
  • Einfach machen oder externe Berater mit ins Boot holen.

Warum ein Killer?

Ist das nicht ein bisschen heftig? Nein! Der Grund ist ganz einfach: Diese Man-müsste-Themen holen dich nämlich ein und killen dir ein anderes Projekt, das damit eventuell nicht einmal etwas zu tun hat. Ich mache dir ein Beispiel.

„Man müsste mal ein paar Fundraisingmaßnahmen ergreifen.“ Nichts geschieht, denn „man müsste“ interessiert ja keinen Menschen. Es geschieht nichts. Immer noch nicht. Nach wie vor geschieht nichts im Blick auf Fundraisingmaßnahmen.

Währenddessen aber boomt ein anderer Bereich deiner Gemeindearbeit. Sagen wir: es sind die Kinder, die Sonntag für Sonntag immer mehr werden und dein Bereichsleiter für die Arbeit mit Kids auf der Matte steht und sagt: „Wir benötigen neue Räume oder zumindest die Möglichkeit, die bestehenden Räume zu einem geilen Indoor-Spielplatz umzubauen, damit die Kids sich noch wohler fühlen und wir noch mehr wachsen.“

„Na klar“, denkst du. Sofort. Die Idee ist super – und schaust mal kurz in die Finanzen der Gemeinde und stellst fest: „Mist, da hat ja niemand Fundraisingmaßnahmen ergriffen.“ Bingo.

Aber was kann der arme Bereichsleiter für die Arbeit mit Kindern dafür, dass die Leitung ihren Job nicht gemacht hat? Richtig. Nichts. Aber er steht jetzt da wie der begossene Pudel und im schlimmsten Fall wächst sein Bereich nicht.

Was zu tun ist

Ein guter Leiter hört die beiden Worte „Man müsste“ und freut sich. Warum?

  1. Er erkennt, dass hier ein wichtiges Thema/Gebiet der Gemeindearbeit angesprochen wird.
  2. Es gibt etwas zu tun, zu leiten, zu lenken.
  3. Er schiebt das Thema/das Gebiet nicht auf die lange Bank, sondern ggf. unterstützt durch das Eisenhower-Prinzip geht er die Sache sofort an. Sie muss ja nicht gleich erledigt sein, aber bearbeitet, „in progress“ sozusagen.

Wenn du also das nächste mal hörst „Man müsste“ – dann freu dich! Aber schieb das Thema nicht weg, sondern bearbeite es.

Ich nehme es mir auch vor, weil dieser Beitrag nämlich aus genau solch einer Situation heraus entstanden ist und ich merke, wie viel ich noch lernen kann, darf und will. Bist du dabei?

Jesus – Der rote Faden durch die Bibel

Im Rahmen der Mini-Bibelschule unserer Kirchengemeinde habe ich am letzten Abend über den „roten Faden“ durch die Bibel gesprochen. Dieser ist kein Gedanke oder theologisches Konstrukt, sondern eine Person: Jesus Christus.

So weit – so gut. Aber wie kann das sein? Immerhin wird Jesus erst „nach“ dem Alten Testament geboren – wie kann er dann der rote Faden durch die Bibel sein? Genau darum geht es im Folgenden.

In den letzten Monaten und wenigen Jahren hat mich die Bibel noch einmal ganz neu „gepackt“. Ich kann nicht einmal exakt sagen, woran das liegt, aber habe eine Vermutung. Diese liegt darin, dass wir in den letzten Jahren (vielleicht sogar schon 1-2 Jahrzehnten) zumindest im westlichen Europa oder genauer gesagt in Deutschland in meinen Augen eine gewisse „Bibel-Lethargie“ haben. Es ist in vielen Gemeinden schon Standard geworden, dass bei Zusammenkünften es eine Lobpreis-Zeit gibt – aber keine „Wir lesen in der Bibel“-Zeit. Dies wiederum hängt sicherlich auch mit dem postmodernen Primat der Emotionalität gegenüber der Rationalität zusammen. Vielleicht ist meine vertiefte Faszination über die Bibel auch eine Art Reaktion darauf – wer weiß.

Wichtig ist mir nur, eines zu betonen: Niemals werden wir „ausgelernt“ haben, was die Bibel und das Bibelverständnis betrifft. Zeitlebens bleiben wir Lernende und werden immer und immer wieder Neues in der Bibel entdecken – wenn wir uns mit ihr beschäftigen.

Genug der Vorrede – meine Ausführungen gliedere ich in vier Teile:

I Prophetische Ereignisse und ihre Erfüllung

II Einzelne Verheißungen und ihre Erfüllung

III Die Präexistenz Jesu von Anbeginn

IV Fazit: Warum ist das so wichtig?

1I Prophetische Ereignisse und ihre Erfüllung

„Prophetische Ereignisse“ – ein Widerspruch in sich? Eigentlich schon – denn entweder es ereignet sich etwas oder es ist prophetisch. Und hier genau setzt ein Bibelverständnis ein, das davon ausgeht, dass es eine Kontinuität zwischen dem ersten und dem zweiten Teil der Bibel gibt. Es gibt nicht wenige Theologen, die zwischen den beiden Teilen der Bibel keinen größeren Zusammenhang sehen, wobei manche soweit gehen, dass sie der Ansicht sind, das Alte Testament (oder eben besser gesagt: der erste Teil der Bibel) sei für Christen nicht relevant.

Schauen wir nämlich genau hin, dann ist es absolut faszinierend zu entdecken, wie Jesus schon im Alten Testament eine Rolle spielt und Ereignisse, die sich tatsächlich ereignet haben, auf ihn hinweisen.

Es gibt im Alten Testament eine Reihe an Ereignissen, die prophetisch auf Jesus hinweisen und sich in ihm vollständig erfüllen. Dieses Denken und diese Art der Schriftauslegung ist nicht neu – sie geht streng genommen auf Origenes zurück.

Origenes (185-254) war ein einflussreicher theologischer Lehrer und entwickelte wohl wie kein anderer seiner Zeit die so genannte „allegorische Schriftauslegung“, die hinter dem geschilderten Text den „tiefen Sinn“ sucht, der über das Beschriebene oder Erzählte hinaus geht. So waren auch für ihn schon viele Erzählungen und Ereignisse des Alten Testaments vor allem in ihrer allegorischen Bedeutung, also ihrem Hindeuten auf Jesus, wichtig.

Das wiederum bedeutet nicht, dass die Historizität biblischer Ereignisse hinfällig ist, sondern das Faszinierende an der Bibel ist gerade die Verbindung zwischen Historizität und prophetischer Hindeutung auf Jesus. Ein Ereignis, das also auf zwei Ebenen eine Bedeutung hat. Historisch und prophetisch.

Die Bibel auf diese Ereignisse hin zu untersuchen, ist eine absolut spannende und faszinierende Reise durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk. Im Folgenden möchte ich dir nur ein paar dieser prophetischen Ereignisse aufzeigen.

AT
  • 1. Mose 22
  • 1. Mose 14
  • 2. Mose 12
  • 2. Mose 12
  • 2. Mose 16
  • 2. Mose 17
  • 3. Mose 16
  • Daniel 7,13+14
NT
  • Markus 10,45
  • Hebräer 7
  • Johannes 1,29
  • Lukas 9,31
  • Johannes 6,30-51
  • 1. Korinther 10,1-4
  • Matthäus 26-28
  • Apostelgeschichte 7,56

Diese Reihe ließe sich natürlich noch sehr weit fortsetzen – aber sie gibt einen ersten Eindruck davon, wie schon in Ereignissen des Alten Testamentes Jesus selbst präsent ist bzw. dieses Ereignis eine prophetische Zeichenhandlung auf Jesus ist, ohne der Handlung ihren Wert an sich zu nehmen. Die Geschehnisse des alten Testamentes sind nicht einfach nur Bilder und „Schatten“ des Zukünftigen, des Neuen Testamentes. Nein, sie sind tatsächliche und wirkmächtige Ereignisse, die das Volk Gottes durch die vielen, vielen Jahrhunderte hindurch erlebt und sich Gott als ein „Gott der Geschichte“ zeigt.

Warum um alles in der Welt erscheint Melchisedek Abra(ha)m mit „Brot und Wein“ (1. Mose 14,18+19)? Was hat es mit der Beinahe-Opferung (1. Mose 22) eines Sohnes (Isaak) durch seinen Vater (Abraham) auf sich? Und warum taucht in Daniel 7,13+14 plötzlich der „Menschensohn“ auf, von dem bis dahin nicht wirklich groß die Rede war in der Bibel?

Diese (und die anderen oben erwähnten sowie die noch gar nicht hier erwähnten) Ereignisse stehen für sich – und sind gleichzeitig ein prophetischer Hinweis auf Jesus, den Sohn Gottes, den Messias, den Retter der Welt. In seinem Leben, Sterben und Auferstehen vollendet er das, was seit Beginn der Menschen sich durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk und seiner Menschheit zieht.

2II Einzelne Verheißungen und ihre Erfüllung

Daraufhin deuten auch viele einzelne Verheißungen oder Hinweise auf Jesus, die nicht unbedingt ganze Ereignisse sind, aber hoch interessante Aussagen der Bibel sind. Auch hier gilt: Es gibt so viele, dass die Auflistung hier alles andere als vollständig sein kann. Eine Grafik jedoch zeigt, dass bis auf die Richter-Zeit es durch die Zeit des Alten Testaments hindurch immer wieder Hinweise auf Jesus gab. Der Glaube an einen Messias, an den Sohn Gottes, der eines Tages kommen wird – er durchzieht die Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel von Beginn an.

Wie erwähnt, ist dieses Schaubild alles andere als vollständig, zeigt aber: Das Alte Testament und das Neue Testament zu trennen, ist ein Unterfangen, welches nicht nur unmöglich, sondern sinnlos ist. Das Alte und das Neue Testament gehören zusammen und bilden als Ganzes eine Einheit, die eine heilige Schrift, durch die sich Gott selbst offenbart.

Besonders spannend nun wird es, wenn man sich die Ereignisse rund um Jesu Kreuzigung anschaut und wie detailliert diese schon im Alten Testament vorhergesagt sind. Auch hier hilft eine kleine Tabelle, wobei diese nur einige Stellen enthält, die wichtig sind – es gibt darüber hinaus noch weitere:

Neben Origenes ist hier natürlich auch Martin Luther zu nennen und auf sein Schriftverständnis zu verweisen. Dazu ein Zitat aus der „Wormser Ausgabe“:

Ursache ist die, Wir Christen haben den synn und verstand der Biblia, weil wir das Newe Testament, das ist Jhesum Christum haben, welcher im alten Testament verheissen und hernach komen, mit sich das liecht und verstand der schrifft bracht hat, wie er spricht Joh. 5.[46]Martin Luther (WA 54, 29.3-6)

Die gesamte Bibel (und damit auch das Alte Testament) erschließt sich erst durch die Kenntnis des Evangeliums, also der guten Nachricht von Jesus Christus. „Was Christum treibet“ wird hier immer wieder bemüht. Eine Aussage Martin Luthers, mit der er deutlich macht, dass die Mitte der Schrift, Dreh- und Angelpunkt, Ziel aller Exegese und Ausgangspunkt aller Hermeneutik das sein muss, „was Christum treibet“, also das, was Jesus Christus in den Mittelpunkt stellt und ihn beim Lesen der Bibel vor Augen malt genauso wie bei jeder Diskussion über biblische Texte sowie deren Auslegung.

3III Präexistenz Jesu von Anbeginn

„Aber nur weil mit Origenes und Martin Luther zwei gescheite Theologen das behaupten, muss es doch noch lange nicht stimmen“, mag der ein oder andere einwenden. Das ist richtig. Deswegen schauen wir uns in einem letzten Schritt einige Bibelstellen an, die selbst davon Zeugnis geben, dass Jesus von Ewigkeit her schon war. Die Theologie nennt das die „Präexistenz“ Jesu: prä = vor, vor allem Anfang, vor allem Leben.

Christen glauben, dass sich Gott in drei Personen zeigt: Vater, Sohn, Heiliger Geist. Dennoch ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit her, ungeschaffen, ungezeugt. Das gilt natürlich auch für die „zweite Person“ der Trinität, Jesus Christus.

Ein Hinweis darauf findet sich bei dem Propheten Micha, der gleichzeitig auch Bethlehem als Geburtsort Jesu voraussagt:

Doch dir, Betlehem im Gebiet der Sippe Efrat, lässt der Herr sagen: „So klein du bist unter den Städten in Juda, aus dir wird der künftige Herrscher über mein Volk Israel kommen. Sein Ursprung liegt in ferner Vergangenheit, in den Tagen der Urzeit.“Die Bibel - Micha 5,1

Hier wird deutlich: Auch wenn das Kommen Jesu erst noch aussteht, so ist dieser schon längst existent. Sein Ursprung liegt „in ferner Vergangenheit, in den Tagen der Urzeit“. Die hebräischen Worte, die hierfür gebraucht werden, weisen auf eine unbestimmte Zeit in längst vergangener und weit entfernter Vergangenheit hin. Es beschreibt einen Zeitpunkt oder Phase, die sich menschlichem Ergründen oder gar menschlicher Zeitrechnung nicht mehr erschließt.

Die entsprechenden Aussagen dazu finden sich im Neuen Testament im so genannten „Johannes-Prolog“, den ersten Versen des Johannes-Evangeliums.

Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Er war am Anfang bei Gott. Durch ihn wurde alles geschaffen, was ist. Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat.Die Bibel - Johannes 1,1-3

Jesus wird hier als „das Wort“ beschrieben. Durch das Wort hat Gott alles geschaffen – im Himmel und auf der Erde. „Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ (1. Mose 1,3) „Dann sprach Gott: „Im Wasser soll ein Gewölbe entstehen, eine Scheidewand zwischen den Wassermassen!“ So geschah es: Gott machte ein Gewölbe und trennte so das Wasser unter dem Gewölbe von dem Wasser, das darüber war.“ (1. Mose 1,6+7) und so weiter. Gott spricht – es geschieht.

Johannes nun geht einen Schritt weiter. Jesus ist nicht nur präexistent, wenn er sagt: „Am Anfang war das Wort. Das Wort war bei Gott und das Wort war Gott.“ Sondern er fügt zwei ganz entscheidende Merkmale hinzu:

  1. Jesus ist nicht nur Gottes Sohn – sondern Gott selbst.
  2. Jesus ist an der Schöpfung beteiligt, wenn Johannes schreibt: „Es gibt nichts, was er, das Wort, nicht geschaffen hat.“ (Johannes 1,3)

Paulus greift das später wiederum auf und führt es zu einem regelrechten Hymnus, wenn er im Kolosserbrief schreibt:

Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Als sein Sohn steht er über der ganzen Schöpfung und war selbst schon längst vor ihr da. Durch ihn ist alles erschaffen, was im Himmel und auf der Erde ist: Sichtbares und Unsichtbares, Königreiche und Mächte, Herrscher und Gewalten. Ja, alles ist durch ihn geschaffen und vollendet sich schließlich in ihm. Denn Christus war vor allem anderen; und alles hat nur durch ihn Bestand. Er ist das Haupt der Gemeinde, die sein Leib ist. Er ist der Ursprung allen Lebens und zugleich der Erste, der vom Tod zu einem unvergänglichen Leben auferstand. So sollte er in jeder Hinsicht an erster Stelle stehen. Denn Gott hat beschlossen, mit seiner ganzen Fülle in ihm zu wohnen und alles im Himmel und auf der Erde durch ihn mit sich zu versöhnen. Ja, Gott hat Frieden gestiftet, als Jesus am Kreuz sein Blut vergoss.Die Bibel - Kolosser 1,15-20

Jesus ist nicht nur präexistent – von Ewigkeit zu Ewigkeit existierend – sondern direkt an der Schöpfung beteiligt – gleichzeitig steigert Paulus die johanneische Aussage zum eigentlichen Kern der Mission Jesu: Sein stellvertretender Tod am Kreuz, durch den er Frieden zwischen Gott und Mensch stiftet (Kolosser 1,20). Das lässt das Kreuzesgeschehen und das Kommen Jesu in diese Welt alles andere als ein „zufälliges Ereignis“ erscheinen, sondern bescheinigt diesem regelrecht kosmische Dimensionen, weil es dieser Gott in Menschengestalt ist, der von Ewigkeit her schon war um dann sichtbar als Mensch auf diese Erde zu kommen und am Kreuz für die Menschen zu sterben, um ewiges Leben dem zu ermöglichen, der ihm vertraut – oder um es mit Johannes auszudrücken:

Aber allen, die ihn aufnahmen und ihm Glauben schenkten, verlieh er das Recht, Kinder Gottes zu werden.Die Bibel - Johannes 1,12

Hier wird deutlich: Jesus ist nicht nur der rote Faden durch die Bibel und die Heilsgeschichte Gottes mit seinen Menschen, sondern dieses Ereignis ist so über die Maßen faszinierend und unbeschreiblich, dass menschliche Worte dafür niemals ausreichen werden – aber wir können nicht anders von Gott reden als auf menschliche Weise – das ist unser Problem.

4IV Fazit: Warum ist das so wichtig?

Alles schön und gut – aber ist das nicht ein bisschen zu viel theoretisch-theologische Spinnerei? Nein, das glaube ich nicht. Meine Wahrnehmung ist, dass die Leidenschaft für die Bibel in der westlichen Christenheit ohnehin nicht am Zunehmen ist. Umso weniger nimmt die Leidenschaft und das Verständnis für das Alte Testament zu. Infolgedessen fehlt es vielen Christen an einer „Gesamtsicht“ dessen, wer Jesus wahr, ist und sein wird. Und deswegen kristallisieren sich für mich drei wesentliche Punkte heraus, die für das eigene Glaubensleben eine große Relevanz haben.

1. Zentrales Thema des Glaubens: Jesus Christus

Sollte es nicht so sein, dass der rote Faden, welcher sich durch die Offenbarung Gottes (Bibel) hindurch webt auch der rote Faden in kirchlicher Verkündigung und gemeindlichen Lebens ist? Sollte man meinen.

Die Realtität aber zeit mir, dass all zu oft Nebenthemen zu Hauptthemen werden: Die Frage nach dem Zehnten, der Klimaschutz, die Bewertung von Homosexualität, die Frage nach dem richtigen Taufverständnis, die Geschmacksrichtung in Sachen Kirchenmusik und vieles mehr könnte hier aufgezählt werden.

Würden wir als Christen, als Hauptamtliche und als Verantwortliche in der Kirchenleitung genauso viel Leidenschaft und Ehrgeiz an den Tag legen, wenn es um „den roten Faden der Bibel“ (Jesus Christus) geht wie bei manchen Randthemen, dann wäre den Menschen wesentlich mehr geholfen und es würde zu geistlichen Aufbrüchen kommen.

Und damit meine ich auch das Zentrum des roten Fadens: das stellvertretende Sterben Jesu am Kreuz von Golgatha. Nicht der nette Wanderprediger, Sozialreformer und Menschenfreund (was er allesamt war), sondern seine Versöhnungstat am Kreuz, damit der Mensch Friede mit Gott – und damit Friede mit sich selbst und seinen Mitmenschen findet.

Eindrücklich sind es gerade die alttestamentlichen prophetischen Ereignisse, welche diesen Aspekt des Kreuzesgeschehens betonen: 1. Mose 22, 2. Mose 12, Jesaja 53.

2. Gott macht keine Fehler

Immer wieder vernehme ich dem Ansatz nach folgenden Gedankengang: Gott liebt sein Volk. Damit es vor Gott zumindest einigermaßen gerecht dastehen kann, opfert das Volk jede Menge Dank-, Sühn- und Speiseopfer. Eines Tages merkt Gott, dass diese Rechnung aber überhaupt nicht aufgeht und muss sich etwas Neues überlegen und sein bisheriges Vorgehen als gescheitert und fehlerhaft anerkennen. Also kommt sein Sohn Jesus auf diese Welt, um dann am Kreuz stellvertretend für die Menschen zu sterben, damit alle Opfersysteme und Opferriten ein für allemal beendet sind.

Kann ich dem letzten Teil dieses Gedankens noch zustimmen, so ergibt der erste Teil keinen Sinn, der besagt, dass Gott einen Fehler gemacht hat und das Aufheben des alttestamentlichen Opfersystems und dessen Ersetzen durch das einmalige Opfer Jesu demzufolge die Konsequenz eines Fehlers Gottes ist. Nämlich der Fehler, anzunehmen, dass die alttestamentlichen Opferriten bis in alle Ewigkeit gültig sein werden. Aber Gott musste diesen (Denk-)Fehler eingestehen – und so sandte er Jesus auf diese Welt.

Glaubt man daran, dass Jesus präexistent ist und im Alten Testament sehr, sehr viele Ereignisse und Bibelstellen auf ihn hinweisen, macht es überhaupt keinen Sinn zu glauben, dass Gott einen Fehler wieder „ausradieren“ musste, denn: Jesus war schon längst existent.

Insofern ist Jesus als der rote Faden durch die gesamte Bibel für mich auch Ausdruck dessen, dass Gott keine Fehler macht und wirklich alles in seinen Händen hält. Ich sage nicht, dass dies immer leicht zu verstehen sei – aber ich glaube, dass es ein Fakt ist, um den wir nicht drumherum kommen.

Anzunehmen, dass die Sendung Jesu auf diese Erde oder gar sein Tod am Kreuz nichts anderes ist, als eine Kurzschlussreaktion auf die verworrene Situation mit dem Volk Israel, ist biblisch gesehen unhaltbar. Zu offensichtlich sind die Verweise auf Jesus im ersten Teil der Bibel, was aber diesem Teil der Bibel nicht eine zweite, wichtige Dimension nehmen soll: Nämlich die Tatsache, dass es die Geschichte Gottes mit seinem Volk ist, was mich zum letzten Punkt führt.

3. Israels Erwählung bleibt bestehen

Ganz oben im Schaubild mit dem roten Faden habe ich bewusst für die Zeit des Neuen Testamentes und die Zeit bis heute geschrieben: „Geschichte Gottes mit seinem Volk Israel & der Gemeinde“. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, sondern steht die Jahrhunderte hinweg treu an der Seite Israels.

Der Apostel Paulus hat dies – als jüdischer Gelehrter ohnehin – gewusst. Er verwendet das Bild des Ölbaums, mit dem er beschreiben will, dass Gott sein Volk erwählt hat (Wurzel + Ölbaum) und die christliche Gemeinde in diesen Ölbaum „eingepfropft“ wurde, aber nicht ursprünglich dazugehört. Er ermahnt sozusagen die Christen, dass sie sich nichts einbilden auf ihren Glauben, sondern immer wissen: Die göttliche Erwählung erging zuerst an Israel – und ist bis heute nicht aufgehoben.

Nun wurden aber einige dieser Zweige ausgebrochen, und unter die ´übrig gebliebenen` Zweige bist du, der Zweig eines wilden Ölbaums, eingepfropft worden und wirst jetzt wie sie vom Saft aus der Wurzel des edlen Ölbaums genährt. Doch das ist kein Grund, verächtlich auf die anderen Zweige herabzusehen. Wenn du meinst, du hättest das Recht dazu, dann lass dir gesagt sein: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.Die Bibel - Römer 11,17+18

Natürlich gäbe es noch viel, viel mehr zu entdecken, zu schreiben, zu diskutieren. Das hier ist keine wissenschaftliche Auseinandersetzung, sondern soll vielmehr einen Eindruck davon geben, wie faszinierend die Tatsache ist, dass Jesus der „rote Faden“ durch die Bibel ist.

Wenn du Interesse an den Podcasts zu den vier Abenden unserer Mini-Bibelschule hast, dann kannst du diese dir auf den unterschiedlichen Kanälen anhören:

Apple / iTunes

https://podcasts.apple.com/de/podcast/evangelische-kirchengemeinde-wutachtal-predigten/id1196289507

Spotify

1. Teil2. Teil3. Teil4. Teil
Bibel-Software Logos 8
Für diesen Artikel hat mir die Bibel-Software „Logos 8“ sehr geholfen, die ich uneingeschränkt empfehlen kann. Die Recherche-Möglichkeiten, Exegese-Werkzeuge und Bibelstellen-Assistenten sind genial. Diese Software bietet einen unglaublichen Schatz an Hilfsmitteln, um noch tiefer in der Bibel zu schürfen und Schätze zu heben. Mehr Infos unter www.logos.com.

Ich glaube, dass es nicht anmaßend ist zu sagen, dass die LOGOS-Bibelsoftware mit weitem Abstand das Beste ist, was der Markt zu bieten hat. Als Pfarrer kenne ich das Problem nur zu gut, dass man a) nicht alle Bücher im Hause hat, die man gerne lesen würde und b) in der heutigen Zeit gerne „alles auf einen Blick hat“.

Genau das bietet die LOGOS-Bibelsoftware. Je nachdem, welche Version man sich kauft, sind jede Menge Standardwerke des theologischen Arbeitens enthalten.

Das sind zum einen diverse Bibelübersetzungen in deutscher Sprache sowie natürlich auch in den ursprünglichen Sprachen Hebräisch und Griechisch (und darüber hinaus).

Hinzu kommen große theologische Werke der Kirchengeschichte sowie Kommentare und Bücher zu Einleitungsfragen der einzelnen biblischen Bücher.

5Grenzenlose Optionen

Anders kann man es nicht ausdrücken. Ich gebe dir nur mal ein paar Beispiele, wie das ganz praktisch aussieht, wenn du die LOGOS-Bibelsoftware nutzt bzw. wie es aussehen kann, wenn du noch weitere Schätze der Bibel heben möchtest.

Wo stand noch mal…?

Das ist logisch, oder? Und zugegeben auch das einfachste – aber wichtig. Du hast einen Bibelvers so „halbwegs im Kopf“, benötigst ihn aber im Kontext oder zumindest erst einmal in der gesamten Fassung – also ab in die Suche damit und Bibelvers finden.

…und wie heißt das im Urtext?

Kein Problem! Du findest zu dem jeweiligen Bibelvers ganz schnell und einfach eine so genannte „Interlinearübersetzung premium“. Wieso „premium“? Nun – normalerweise sind Interlinearübersetzungen so aufgebaut, dass unter dem Urtext die deutsche „Wort-für-Wort“-Übersetzung steht. In der LOGOS-Bibelsoftware aber ist es noch cooler: Wenn du mit der Maus über den Text gehst, wird das entsprechende Wort im Urtext grafisch herausgehoben. Zudem hast du in der Vers-für-Vers-Auflistung zu jedem Wort sofort ein paar erklärende Informationen – und klickst du auf das Wort, bekommst du noch mehr Infos wie Herkunft, ursprüngliche Bedeutung und Vorkommen in der Bibel.

Wie wird Begriff XY eigentlich im damaligen Kontext gesehen?

Kein Problem. Nahezu für jeden biblischen Begriff, der dir einfällt (seien es theologische Begriffe wie Gnade, Sünde oder Vergebung genauso wie bei Begriffen wie Talente, Kaiser oder Legion), findet sich eine großartige Wissensdatenbank. Diese reicht von außerbiblischen Stellen bis hin zu Medien (Grafiken).

Ich habe so viel parallel laufen – was kann ich nur tun?

Ganz einfach: Den Start-Screen der LOGOS-Bibelsoftware verwenden. Dort kannst du verschiedene Projekte von einer Exegese über eine Andacht bis hin zur persönlichen Bibellese hinterlegen und jederzeit von dort darauf zugreifen und weiter daran arbeiten.

Schreibt mir LOGOS meine Predigt?

Fast! Die Tools und Hilfen zur Erstellung einer Predigt sind gewaltig – bis hin zum Erstellen der Predigt-Präsentation (PowerPoint). Natürlich nimmt dir LOGOS nicht deine Predigt ab, doch bin ich mir sicher, dass das Arbeiten mit LOGOS zweierlei Auswirkungen auf deine Predigt haben kann: Zum einen wird sie wesentlich tiefgründiger, da du mit einfachen Mitteln und Klicks sehr tief exegetisch arbeiten kannst und zum anderen wirst du dir eine Menge Zeit ersparen, da du in der LOGOS-Bibelsoftware alles auf einen Blick und aus einer Hand hast.

6Fazit: Gönn dir LOGOS!

Und das meine ich so, wie ich es schreibe. Ja, der Preis ist nicht ohne – aber bedenke, was du dafür bekommst. Würdest du die Bücher, die bspw. enthalten sind, alle einzeln kaufen, müsstest du noch mehr Geld ausgeben – hast dann aber noch keine Software.

Zum anderen macht das Arbeiten mit LOGOS einfach Spaß! Kennst du dieses Phänomen: Du willst nur mal schnell auf YouTube ein Tutorial anschauen, wie du die Heizung reparierst. Zwei Stunden später ist zwar deine Heizung nicht repariert, dabei weißt du aber, wie viele Vulkane es auf der Welt gibt, hast dir sämtliche Spielberichte des letzten Bundesligaspieltages reingezogen und noch ein paar Musikvideos und weißt nun ganz genau, was NICHT dein Musikgeschmack ist.

Ähnliches kann dir mit der LOGOS-Bibelsoftware passieren: Du wolltest nur mal schnell den einen Vers suchen und weißt einige Momente später, welche Bedeutung er im Urtext hat, in welcher Kultur und Zeit er geschrieben wurde, wie man ihn heute auslegen kann und hast zwei Kommentare dazu gelesen – und das ist cool, weil du tiefe Schätze der Bibel gehoben hast.


Noch mehr inspirierenden Content bekommst du in meinem Podcast „Einfach glauben“. In einer immer komplexer werdenden Welt, helfe ich dir genau dabei: einfach glauben!

In diesem Podcast bekommst du Anregungen und Inspiration wie „einfach glauben“ mitten im 21. Jahrhundert, mitten im Alltag, mitten in deinem Leben geht.

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