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Karfreitag – grausam, zornig, gnadenvoll.

Wow, geht’s nicht ein bisschen dünner? Nein! Es ist Karfreitag und nicht Faschingsdienstag. Je länger ich Christ bin, je öfters ich mich theologisch mit Karfreitag auseinandersetze und je mehr Predigten ich zu Karfreitag schreibe – desto mehr passen für mich diese drei Begriffe immer mehr.

Grausam

Wer meint, dass Karfreitag „easy going“ ist, der irrt. Das beginnt schon damit, dass das, was Jesus an Karfreitag erleiden musste, jenseits dessen liegt, was ein Normalsterblicher in seinem Leben erlebt – geschweige denn aushalten kann. Ich verkneife mir jetzt bewusst irgendwelche blutrünstigen Vergleiche und Schilderungen. Nur so viel: Vor vielen Jahren kam der Film „The Passion of Christ“ („Die Passion Christi“) in den Kinos und der Aufschrei war riesengroß. Zu blutrünstig, gewaltverherrlichend, grausam soll der Film sein. Nun – ich nenne ihn zumindest im Blick auf die Folterungs- und Kreuzigungsdarstellungen eines: realistisch!

Karfreitag war kein Kindergeburtstag. Was Jesus an Karfreitag erlitt, prophezeite Jesaja schon viele hundert Jahre zuvor sehr, sehr treffend so, als ob er Jesus vor seinem inneren Auge oder in einer Vision sah:

Er wurde verachtet, von allen gemieden. Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick kaum ertragen. Wir wollten nichts von ihm wissen, ja, wir haben ihn sogar verachtet. Dabei war es unsere Krankheit, die er auf sich nahm; er erlitt die Schmerzen, die wir hätten ertragen müssen. Wir aber dachten, diese Leiden seien Gottes gerechte Strafe für ihn. Wir glaubten, dass Gott ihn schlug und leiden ließ, weil er es verdient hatte. Doch er wurde blutig geschlagen, weil wir Gott die Treue gebrochen hatten; wegen unserer Sünden wurde er durchbohrt. Er wurde für uns bestraft – und wir? Wir haben nun Frieden mit Gott! Durch seine Wunden sind wir geheilt.Jesaja 53, 3-5

Nicht nur deswegen ist Karfreitag grausam. Ich kann ja verstehen, wenn man sich diesen Schilderungen ein wenig verschließen möchte. Ok. Geschenkt.

Wessen man sich aber nicht verschließen kann, ist die Tatsache, dass jeder Mensch, der über diesen Planeten geht, von diesem Kreuzesgeschehen auf Golgatha betroffen ist. Paulus fasst es in seinem 2. Brief an die Gemeinde in Korinth folgendermaßen zusammen:

Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können.2. Korinther 5,21

Das ist der Grund für Golgatha – Martin Luther nannte es auch „den fröhlichen Wechsel“. Jesus stirbt stellvertretend für mich, damit ich vor Gott gerecht sein kann. Das schreibt sich so leicht daher, vielleicht liest es sich schon einen Tick schwieriger – verstehen aber kann man das rein rational nicht.

Gott gibt sich selbst in den Tod, damit ich leben kann. Jesus stirbt stellvertretend den Sühnetod am Kreuz – damit geschehen kann, was ich aus Werken und Taten niemals leisten kann: gerechtfertigt vor Gott zu sein. Das macht aber nur Sinn, wenn wir uns einer Sache zuwenden, die in der westeuropäischen Kultur und in den protestantischen Kirchen sowieso in den letzten Jahrzehnten so gut wie keinen Niederschlag gefunden hat: der Zorn Gottes.

Zornig

Zugegeben: Es war die Beschäftigung mit dem Buch „Das Kreuz“ von John Stott, auf das ich über diesen wunderbaren Artikel von Markus Till gestoßen bin – überhaupt empfehle ich dir seinen Blog wärmstens.

In diesem Buch geht Stott sehr ausführlich auf den Zorn Gottes ein und beschreibt ihn auf ehrliche, aber auch realistische Weise derart, dass Gottes Zorn und menschlicher Zorn so weit auseinander liegen, wie es weiter nicht sein kann. Was wir an Konnotationen und Assoziationen mit „Zorn“ haben (Wut, Angst, Hass, Vergeltung) wird nicht im mindesten dem gerecht, was die Bibel über den Zorn Gottes darlegt.

Auf den Punkt bringt es Stott mit folgender Aussage:

Zwischen dem Zorn Gottes und unserem Zorn liegen Welten. Das, was unseren Zorn hervorruft (verletzte Eitelkeit) ruft niemals seinen hervor; das, was seinen Zorn hervorruft (das Böse) ruft nur selten unseren hervor.John Stott, Das Kreuz, S.220

Gottes Zorn zielt auf die Sünde, das Böse, das Schlechte, das Niederträchtige, das Gottfeindliche – aber niemals auf den Menschen, den Gott so sehr liebt. Aber nur weil er den Menschen liebt, kann er auch so etwas wie Zorn empfinden (auch wenn es zugegebenermaßen nicht einfach ist, über „göttliche Emotionen“ zu schreiben). Und doch vergleiche ich es mit Eltern und ihren Kindern: Die schlimmste Form des Umgangs wäre die Ignoranz, das Nicht-Beachten des anderen, weil die Liebe erkaltet ist.

Zorn aber setzt Liebe voraus – ohne Liebe, kein Zorn; keine Liebe ohne Zorn. Und so kommt an Karfreitag etwas zusammen, was unserem postmodern-aufklärerischem Harmoniebedürfnis und der Tendenz, alles Kantige abzuschleifen, alles Nicht-ins-Schema-Passende zur Seite zu drängen, diametral entgegen steht:

Im Kreuz vereinen sich Gottes Zorn, Gottes Liebe, Gottes Heiligkeit und Gottes Gerechtigkeit auf eine Art, die sich unserem menschlichen Verstand insofern entzieht, als dass wir das, was am Kreuz von Golgatha geschah, niemals ganz erfassen können. Nicht mit unserem Verstand – nur mit dem Glauben aus Gnade.

Gnadenvoll

Was für ein Gott ist das, der sich für uns Menschen in den Tod gibt? Und zwar dann, als wir noch gar nichts von ihm wissen wollten.

Gott aber beweist uns seine große Liebe gerade dadurch, dass Christus für uns starb, als wir noch Sünder waren. Die Bibel, Römer 5,8

Was ist das für ein Gott, der so etwas tut? Es ist ein Gott voller Gnade und Liebe für jeden einzelnen Menschen. Ein Gott, der aus Liebe zu den Menschen diese vor sich selbst rettet und zum Äußersten greift, um die Beziehung Gott – Mensch nicht abreißen zu lassen sondern sie immer wieder neu aufzubauen.

Wenn du meinen Blog schon länger liest, wirst du feststellen: Ich schreibe heute nichts wirklich Neues. Ich schreibe nichts, was du nicht schon hättest wissen können, wenn du den ein oder anderen Artikel von mir gelesen hast. Aber was sollte ich auch Neues schreiben? Das Evangelium ist nun knapp 2000 Jahre alt und ist immer noch die gleiche Botschaft heute – wie damals. Was also sollte es Neues unter der Sonne geben, das den Menschen erlöst und mit Gott versöhnt?

Es ist und bleibt das stellvertretende Sterben Jesu am Kreuz auf Golgatha, wodurch er Gottes Zorn gesühnt, uns aus der Knechtschaft der Sünde erlöst, vor Gott rechtfertigt und mit ihm versöhnt hat.

Das alles ist kein Zufall gewesen. Wenn du das „Alte Testament“ (den ersten Teil der Bibel, der von den Ereignissen berichtet, die vor Jesu Geburt stattgefunden haben) aufmerksam liest, wirst du eines feststellen: Auf vielen, vielen Seiten wird von Jesus berichtet. Prophetisch. Vorausblickend. Verheißungsvoll.

Karfreitag war kein Unfall. Karfreitag war gewollt. Karfreitag war nötig. Weil Gott es einfach nicht aushält ohne uns Menschen (was schon schwierig zu verstehen ist manchmal) war ihm schon immer klar: Er muss diesen Weg gehen. Und er ist ihn gegangen. Er hat seinen Sohn Jesus in diese Welt gesandt – oder wie Paulus es sagt:

Als aber die von Gott festgesetzte Zeit kam, sandte er seinen Sohn zu uns. Christus wurde wie wir als Mensch geboren und den Forderungen des Gesetzes unterstellt. Er sollte uns befreien, die wir Gefangene des Gesetzes waren, damit wir zu Kindern Gottes werden und alle damit verbundenen Rechte empfangen konnten. Die Bibel, Galater 4,4+5

Es begann nicht erst mit der Karwoche. Das ganze Leben von Jesus stand unter diesem Vorzeichen, dass er sich selbst „versklavt“ hat, einer von uns wurde – um uns zu erlösen. Und wir reden hier nicht von irgendjemandem. Wir reden von dem Sohn Gottes, von dem, der Menschen bedingungslos liebt, Menschen heilt, von Dämonen befreit, neue Perspektive schenkt und ausnahmslos und bedingungslos jeden Menschen annimmt. Dieser Jesus ist es, der sein Leben und sein Sterben auf sich nahm, um uns Menschen Freiheit zu ermöglichen.

Und unser Job? Mein Job? Dein Job?

Danken. Anbeten. Empfangen. Weitergeben. Vertrauen. Danken. Anbeten. Empfangen. Weitergeben. Vertrauen…

Christen – feiert mehr!

Christen haben das Feiern verlernt und viele Feste lediglich institutionalisiert. Steile These, ich weiß – aber so kommt’s mir zumindest vor. Dabei ist meine Überzeugung: Wenn irgendjemand Grund hat, zu feiern, ohne einen äußeren Grund dafür finden zu müssen, dann sind es Christen.

Sie glauben an einen Gott, der sie ein für allemal von Schuld befreit und ihnen als „Vorauszahlung“ den heiligen Geist geschenkt hat, bis nach diesem irdischen Zeitalter alles in Gottes Ewigkeit endet, die frei sein wird von Leid, Schmerz, Tod, Krankheit, Not und Tränen (Offenbarung 21).

Feiern ist die Vollendung der Anbetung

Jede menschliche Existenz hat ein Ziel: die Anbetung Gottes. Dies geschieht auf ganz unterschiedliche Weise – und gleichzeitig ist Sinn und Ziel eines jeden menschlichen Lebens, seinem Schöpfer dafür zu danken und ihn (durch das Leben) anzubeten. Ich glaube, dessen müssen wir uns immer wieder neu bewusst werden. Suchen wir das Ziel, den Sinn unseres Lebens in uns selbst oder in dieser Welt, dann werden wir weder fündig noch glücklich. Unsere Sehnsucht ist nicht auf rein Sichtbares und Irdisches beschränkt – Gott hat uns mit einer Sehnsucht nach der Ewigkeit und einer anderen Welt geschaffen (vgl. Prediger 3,11).

In seinem Buch „Das Geheimnis geistlichen Wachstums“ schreibt Dallas Willard einige bemerkenswerte Zeilen über den Zusammenhang von Anbetung und Feiern.

Das Feiern ist eine der wichtigsten Übungen der Hingabe, die jedoch oft übersehen und missverstanden wird. Wir feiern, weil wir Gottes Größe erfahren haben, die sich in seiner unendlichen Güte zeigt. So gesehen ist Feiern die Vollendung der Anbetung. Aus unserem Glauben heraus und im Vertrauen auf Gottes Größe, Schönheit und Güte können wir uns selbst, unser Leben und die Welt genießen und uns daran freuen. Im Feiern betrachten wir unser eigenes Leben und die Welt als Gottes Schöpfung und als sein Geschenk an uns. Das Geheimnis geistlichen Wachstums, S. 202.

Feiern ist die Vollendung der Anbetung. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Anders ausgedrückt: Die Vollendung unserer menschlichen Existenz als Anbetung ist das Feiern unseres Schöpfers. Dass es dafür Grund genug gibt, schreibt Willard ebenfalls. Christen glauben an einen Gott voller Schönheit, Liebe, Gnade, Größe und Güte. Sie erfahren diese Fülle göttlicher Kraft immer und immer wieder – und die einzig angemessene Form, darauf zu reagieren, ist das Feiern und Genießen.

Dem entspricht das biblische Bild vom Hochzeitsmahl als Ewigkeit bei Gott.

1 Jesus erzählte ihnen noch ein anderes Gleichnis: 2 »Mit Gottes himmlischem Reich ist es wie mit einem König, der für seinen Sohn ein großes Hochzeitsfest vorbereitete. 3 Viele wurden zu der Feier eingeladen. Als alles fertig war, schickte der König seine Diener, um die Gäste zum Fest zu bitten. Aber keiner wollte kommen. 4 Da schickte er andere Diener und ließ den Eingeladenen nochmals ausrichten: ›Es ist alles fertig, die Ochsen und Mastkälber sind geschlachtet. Das Fest kann beginnen. Kommt doch zur Hochzeit!‹ 5 Aber den geladenen Gästen war das gleichgültig. Sie gingen weiter ihrer Arbeit nach. Der eine hatte auf dem Feld zu tun, der andere im Geschäft. 6 Einige wurden sogar handgreiflich, misshandelten und töteten die Diener des Königs. 7 Da wurde der König sehr zornig. Er sandte seine Truppen aus, ließ die Mörder umbringen und ihre Stadt in Brand stecken. 8 Dann sagte er zu seinen Dienern: ›Die Hochzeitsfeier ist vorbereitet, aber die geladenen Gäste waren es nicht wert, an diesem Fest teilzunehmen. 9 Geht jetzt auf die Landstraßen und ladet alle ein, die euch über den Weg laufen!‹ 10 Das taten die Boten und brachten alle mit, die sie fanden: böse und gute Menschen. So füllte sich der Festsaal mit Gästen. 11 Als der König kam, um die Gäste zu sehen, bemerkte er einen Mann, der nicht festlich angezogen war. 12 ›Mein Freund, wie bist du hier ohne Festgewand hereingekommen?‹, fragte er ihn. Darauf konnte der Mann nichts antworten. 13 Da befahl der König seinen Knechten: ›Fesselt ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die tiefste Finsternis, wo es nur noch Heulen und ohnmächtiges Jammern1 gibt!‹ 14 Denn viele sind eingeladen, aber nur wenige sind auserwählt.«Matthäus 22, 1-14

Auch wenn es verschiedene Auslegungsmöglichkeiten gibt, so ist eine Möglichkeit die, dass Jesus hier von der Ewigkeit spricht, die auf Christen wartet – also die Realität, die auf Christen wartet, nachdem sie im irdischen leben gestorben sind. Und wovon redet Jesus hier? Vom Feiern. Das Feiern ist also die Vollendung der Anbetung, die wiederum Sinn und Ziel jeder (irdischen) menschlichen Existenz ist.

Feiern – schon heute

Ich glaube aber, dass Willard Recht hat, wenn er in seinem Buch auch weiter ausführt, dass Christen mehr schon im Hier und Heute feiern sollten. Eine in dieser Hinsicht faszinierende Bibelstelle findet sich (ausgerechnet) im Alten Testament, im ersten Teil der Bibel.

Das Volk Israel soll jedes Jahr den zehnten Teil seines Ertrages beiseite legen: von den Feldern genauso wie von der Viehwirtschaft. Nur mal so am Rande: Das muss eine ganze Menge gewesen sein.

Diese ganzen Erträge sollen sie zusammen tun und ein Fest feiern. Natürlich gibt es auch eine Anweisung für die, deren Weg bis zur Versammlungsstätte sehr weit wäre:

Wenn ihr aber weit vom Heiligtum entfernt wohnt und der HERR euch sehr reich beschenkt hat, könnt ihr den zehnten Teil der Ernte vielleicht nicht dorthin bringen. 25 Dann verkauft ihn, steckt das Geld ein und kommt damit an den Ort, den der HERR, euer Gott, für sich auswählen wird. 26 Hier kauft euch alles, was ihr gern hättet: Rinder, Schafe, Ziegen, Wein oder ein anderes berauschendes Getränk und was ihr euch sonst noch wünscht. Feiert mit euren Familien in der Gegenwart des HERRN ein fröhliches Fest, esst und trinkt! 5. Mose 14, 24-26

Alles verkaufen und davon dann jede Menge „Rinder, Schafe, Ziegen, Wein oder ein anderes berauschendes Getränk“ kaufen. Jetzt mal Hand auf’s Herz: Gott ordnet seinem Volk an, nicht nur mit Wasser und Milch zu feiern, sondern mit alkoholisierter Flüssigkeit…. Oha. Das sollte man mal in manchen Gemeinden lesen.

Ohne jetzt ins Detail zu gehen und auf jedes Wort im hebräischen Urtext einzugehen: Die Israeliten sollen (mindestens) einmal im Jahr zusammen kommen und so richtig einen drauf machen „in der Gegenwart des HERRN“. Diesen Zusatz finde ich witzig: Der ist sozusagen die „moralische Instanz“ wie weit das „Draufmachen“ geht, frei nach dem Motto: „Feiert, lasst die Sau raus – aber denkt dran: Ihr seid in der Gegenwart des HERRN!“ Eigentlich ein ziemlich cooles Motto zum Feiern. Und sorry, wenn es dir ein wenig zu heftig klingt – aber es wäre doch mal spannend durchzudenken, was es heißt „in der Gegenwart Gottes die Sau rauslassen“ (für alle nichtdeutschen Leserinnern und Leser: „Die Sau rauslassen“ ist ein Sprichwort dafür, mal so richtig ordentlich zu feiern und Party zu machen.)

Ich glaube nicht, dass damit ein zügelloses und hemmungsloses Partymachen gemeint ist, bei dem ich mich sinnlos zulaufen lasse, am nächsten Morgen mit Kater und Filmriss aufwache und alles bereue, was ich in der Zeit getan habe, an die ich mich nicht mehr erinnern kann.

Ich denke, dass damit vielmehr etwas anderes gemeint ist, auf das ich weiter unten noch eingehe.

Und ich glaube, auch heute gilt: Christen – feiert mehr! Ja klar haben wir Ostern, Weihnachten und Erntedank. Kirchliche Feste, in denen wir die Freude über das Leben schön in liturgische und ritualisierte Formen gepackt haben und das dann als Feier verkaufen. Ich glaube aber, dass „Feiern“ biblisch gesehen mehr ist, als nur eine rituelle Feier – auch wenn gerade das Judentum eine Reihe an großen Festen und Feiern kennt, die ritualisiert sind.

Feiern – geht ganz unterschiedlich

Vielleicht graut’s dir ein wenig davor, das zu lesen, weil du nicht der Typ bist für große Feiern – herzlichen Glückwunsch! Das ist gut so! Wir Menschen ticken einfach so unterschiedlich – und das ist wunderbar, denn dadurch haben wir auch ganz vielfältige Zugänge zum Feiern. Andere mögen die großen Feiern – wunderbar.

Es muss nicht die große Sause sein, um zu feiern. Es muss nicht das rauschende Fest und die große Party sein, es kann auch sehr einfach, schlicht – ja sogar alleine geschehen.

Auf der anderen Seite kann es aber auch genau das sein: In Gemeinschaft mit anderen Menschen feiern und dankbar annehmen, was Gott schenkt. Freude kann (und soll) durchaus auch ansteckend sein und wirken, weshalb Gemeinschaft beim Feiern alles andere als unnatürlich ist.

Auch wenn es in christlichen Kreisen viele Spaß- und Feierbremen gibt: Wir sollten uns immer wieder daran erinnern, dass Jesu erstes Wunder das war, dass er aus Wasser hervorragenden Wein machte, damit eine Hochzeitsfeier nicht aufhörte, sondern so richtig schön weiterging. (Die Bibel, Johannes-Evangelium, Kapitel 2)

Überall dort, wo du das Leben und das Gute, das Gott dir schenkt, genießt, bist Du schon mitten im Feiern. Du feierst, bist dankbar, leidenschaftlich und berührt von Gottes Gnade und dem, was er an Segen über deinem Leben und in deinem Leben schon ausgegossen hat.

Natürlich können institutionalisierte (kirchliche) Feste dabei unterstützen, aber es ist doch wie beim Beten: Nur mit vorformulierten Gebeten zu beten ist nicht das, was die Bibel unter „Gebet“ versteht. Gleichzeitig können wir sie aber auch nicht über Bord werfen und sollten das auch tunlichst unterlassen.

Genauso wenig sind nur institutionalisierte Feste wie Ostern und Weihnachten „Ende der Feier-Fahnenstange“ – auch wenn es zugegeben die wichtigsten christlichen Feste sind. Es muss mehr gefeiert werden und nicht nur dann, wenn es der (liturgische) Kalender vorschreibt.

In diesem Sinne wünsche ich mir: Christen – feiert mehr! Genießt mehr! Freut euch mehr! Seid mehr dankbar! Ihr habt allen Grund dafür, denn ihr glaubt an einen Gott, der es durch und durch gut meint und nicht aufhört, euch zu segnen!

Was Esra dem Volk Israel vor vielen hundert Jahren sagte, gilt auch heute noch:

Geht hin und esst fette Speisen und trinkt süße Getränke und sendet davon auch denen, die nichts für sich bereitet haben; denn dieser Tag ist heilig unserm Herrn. Und seid nicht bekümmert; denn die Freude am HERRN ist eure Stärke.Nehemia 8,10

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Kaleb – oder: Wie das Herz nicht bitter wird

Wenn ich diese Zeilen schreibe, bin ich 40 Jahre alt. Genau so alt wie Kaleb es war, als er in das verheißene Land als Kundschafter ausgeschickt wurde. Die Zeit war reif, so meinte er, dass Israel nicht länger durch die fruchtlose Wüste streifen, sondern das Land, in dem Milch und Honig fließen, einnehmen sollte. Mit ihm war Josua. Gegen ihn waren zehn weitere Kundschafter. Das Stimmenverhältnis war eindeutig, die Pessimisten schreiten wieder mal lauter und die Menschen ließen sich eher von negativen Nachrichten beeinflussen als von positiven.

Unschuldig in der Wüste

So kam es, dass Israel 40 Jahre durch die Wüste wandern musste und einige weitere Jahre hinzukamen, ehe es das verheißene Land Kanaan einnehmen konnte. Mittendrin im Volk: Kaleb. Der Mann, der anders glaubte, anders dachte, anders vertraute als die Mehrheit des Volkes. In dem war er nun aber mittendrin und hätte sich jeden einzelnen Tag der tristen Wüstenwanderei denken können: „Ihr seid mir echt mal schöne Dummköpfe. Wegen euch und eurer Borniertheit muss ich mitlaufen, jeden Tag durch den staubigen Wüstensand stapfen. Statt Milch und Honig gibt’s Wasser und Manna. Danke auch.“

An ihm lag es ja nicht. Er wäre sofort und ohne 40jährigen Umweg ins verheißene Land einmarschiert – weil er Gott vertraute. Es kam aber doch alles anders. Israel ist ja nicht nur durch die Wüste gewandert. Das wäre schon monoton und wenig inspirierend genug. Aber dazu kommt, dass sich Israel ständig irgendwelcher Gefahren ausgesetzt sah – vor allem durch andere Völker, die Israel den Krieg erklärten. Gleichzeitig erlebte das Volk zwar immer wieder, wie Gott es rettete – aber die Israeliten sind auch nur Menschen und die meisten fokussierten sich einfach auf das Negative.

Selbst die Wunder, die vor ihren Augen geschahen, ließen sie kalt. Tagtäglich versorgte Gott sie mit himmlischer Speise. Anstatt dankbar zu sein, waren die meisten Israeliten von der Eintönigkeit des Speiseplans genervt.

Und jetzt? Ist Kaleb verbittert, lebensmüde, grantig und ein alter, schroffer Mann, mit dem niemand etwas zu tun haben will, weil seine Seele bitterer ist als Galle? Weit entfernt. In Josua 14 findet sich die Schilderung einer erstaunlichen Begebenheit, die uns den Charakter von Kaleb beschreibt.

Alt – aber nicht verbittert

Das inzwischen eingenommene Land wird unter den Stämmen aufgeteilt. Da tritt Kaleb zu Israels Anführer Josua. Er erinnert ihn an diese eine Geschichte vor inzwischen 45 Jahren. „Josua, mein alter Freund. Erinnerst du dich? Damals. Als Mose uns aussandte, dieses Land auszukundschaften. Wir wollten Gott vertrauen. Was haben wir das Volk motiviert und versucht zu überzeugen. Es ist uns nicht gelungen. Die anderen zehn waren lauter und haben sie alle verwirrt. Aber jetzt ist es soweit. Wir sind am Ziel.“

45 Jahre. Fünfundvierzig Jahre. In Worten: f ü n f u n d v i e r z i g! So lange Jahre musste Kaleb darauf warten, dass die Verheißung, das Land, auf das er seinen Fuß stellen wird, als sein eigenes Land zu nennen, in Erfüllung geht.

Die Chancen standen riesig, dass in diesen 45 Jahren Kaleb verbittert geworden wäre; dass sein Herz eine Grube voll bitterer Galle, einem Gemisch aus allen Verletzungen, Enttäuschungen, Zweifeln und Tiefen des Glaubens geworden wäre. Wurde es aber nicht. Im Gegenteil:

Nun hat mich der HERR tatsächlich am Leben erhalten, wie er es versprochen hat. 45 Jahre sind vergangen, seit der HERR dies zu Mose gesagt hat. In dieser langen Zeit sind wir Israeliten in der Wüste umhergezogen. Heute bin ich 85 Jahre alt und noch genauso stark wie damals als Kundschafter. Ich habe die gleiche Kraft und kann immer noch kämpfen und Kriegszüge unternehmen. Die Bibel, Josua 14, 10-11

Unglaublich. Josua hat es tatsächlich geschafft. Er wurde alt – aber nicht verbittert. Er hat sein Herz nicht zu einer Mördergrube werden lassen.

Kennst du alte Menschen? OK, ernsthaft: Kennst du alte Menschen, die verbittert sind? Kennst du alte Menschen, die eine Liebe, eine Gelassenheit, ein Vertrauen in Gott ausstrahlen, dass es dir fast die Schuhe auszieht?

Ich kenne beide Sorten von alten Menschen. Die ersten tun mir leid. Vor den zweiten ziehe ich meinen Hut und wünsche mir, dass ich – wenn Gott mich so lange am Leben erhält – mit 85 Jahren genauso bin: alt – aber nicht verbittert! Nicht lebensmüde, sondern lebensfroh. Nicht pessimistisch, sondern optimistisch. Nicht ängstlich, sondern voller Gottvertrauen. Nicht panisch, sondern gelassen. Nicht misstrauisch, sondenr hoffnungsvoll.

Dabei ist Bitterkeit nicht einmal eine Frage des Alters. Ich kenne Menschen, die sind noch weit, weit weg von Kalebs 85 Jahren – aber verbitterter als manch andere. Das ist traurig. Das schmerzt. Das soll nicht sein. Denn verbitterte Menschen sind wie eine bittere Speise: Ungenießbar – aber eigentlich und immer noch wunderbare und von Gott geliebte Menschen.

Kalebs Geheimnis

Wie hat der Kerl das nun aber angestellt, dass er nicht bitter wurde? Was hat er getan, dass der Frust, die Enttäuschungen, die Verletzungen und wie Galle giftiges Schlechtreden sein Wesen nicht so verändert hat, dass er verbittert wurde? Denn mal im Ernst: Wenn du 40 Jahre durch die Wüste wanderst mit Menschen, die nicht immer vorbildlich sind im Denken, Handeln, Glauben und Leben – dann ist die Gefahr sehr groß, dass dein Herz sich öffnet für allerlei Schlechtes. Aber das scheint bei Kaleb nicht der Fall gewesen zu sein.

Was also war sein Geheimnis? Man könnte sagen: „Wegen Überfüllung geschlossen!“ Das war sein Geheimnis. In dem oben schon zitierten Kapitel 14 des Josua-Buches wird Kaleb drei mal charakterisiert, der „Gott treulich nachgefolgt“ ist – so übersetzt es Martin Luther.

Treulich nachgefolgt. Das Wort „treulich“ gehört nicht zu meinem aktiven Wortschatz, deswegen habe ich im Hebräischen nachgeschaut, was dort eigentlich steht. Wenn man es wörtlich übersetzen würde, steht da: „Randvoll mit Gott angefüllt“. Das ist Kalebs Geheimnis. Sein Herz, sein Wesen, sein Verstande, seine Sinne, er selbst war „randvoll mit Gott angefüllt“.

Mich beeindruckt das ungemein und ist genau das, was ich an „alten und nicht verbitterten Menschen“ immer wieder feststelle: Die Beziehung zu Jesus ist ihnen so wichtig, dass sie keine Gelegenheit auslassen, im Glauben zu wachsen und diese Beziehung zu stärken – also: geistlich zu wachsen.

In Begegnungen mit solchen Menschen mache ich viele Entdeckungen – zwei davon sind in meinen Augen aber fast schon „konstitutionell“ für ein Wesen wie Kaleb:

  1. Diese Menschen haben viele Schicksalsschläge in ihrem Leben erlebt. Es lief nicht alles rund. Im Gegenteil. Sie haben Dinge erlebt, die unglaublich schwer waren und sind.
  2. Es war nicht ihre willentliche Entscheidung, dass Frust, Ärger, Wut, Verletzungen und Enttäuschungen nicht in ihr Herz vordrangen. Es war schlicht und einfach nicht in dem Maße möglich wie bei anderen Menschen, weil: „Wegen Überfüllung geschlossen.“

Um alt und nicht verbittert zu werden, wie Kaleb auch im hohen Alter eine jugendhafte Ausstrahlung zu haben und einen tief verwurzelten Glauben zu leben, ist weniger eine Entscheidung gegen, sondern eine Entscheidung für etwas.

Die Entscheidung, mein Herz „randvoll mit Gott anzufüllen“ oder wie Paulus es in Epheser 5,18 schreibt:

Lasst euch immer wieder vom Geist Gottes erfüllen!Die Bibel, Epheser 5,18

Wir brauchen mehr „Kalebs“ in unseren Gemeinden! (Frauen sind hier natürlich genauso gemeint wie Männer.) Und wir sollten dankbar sein, wenn wir sie haben – und ihnen das auch sagen.

Als ich gestern im Gottesdienst über Kaleb gepredigt habe, habe ich es den ein oder anderen nach dem Gottesdienst auch gesagt: „Du bist für mich so ein Kaleb.“ Die Dankbarkeit und das Strahlen in deren Augen war wunderbar.

Wenn du auch solche Kalebs kennst: Geh zu ihnen! Ehre sie! Sag ihnen, wie sehr du sie schätzt!

Danke, liebe Kalebs, dass es euch gibt!

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Berufung. Eine neue Sicht für unsere Arbeit

Manche Menschen arbeiten, um zu leben. Bei anderen wiederum hat man den Eindruck, sie leben nur, um zu arbeiten. Andere suchen auch nach vielen Berufsjahren immer noch den Sinn in ihrer Arbeit. Manche Menschen wissen sich von Gott an den (Arbeits-)Platz gestellt, an dem sie sind.

Welchen Wert hat Arbeit? Wieso arbeiten wir überhaupt? Wie viel Arbeit und welche Arbeit macht aus christlicher Perspektive überhaupt Sinn? Gibt es so etwas wie den Sinn, den Zweck, das Ziel für meine Arbeit? Liegen „Beruf“ und „Berufung“ nicht nur sprachlich eng beieinander?

Beruf und Berufung

Tim Keller geht in diesem Buch allen diesen Fragen (und vielen weiteren) auf den Grund. Seine Gedanken, die er gemeinsam mit der Wirtschaftsanalystin Katherine Leary Alsdorf geschrieben hat, sind revolutionär und man könnte dieses Buch durchaus auch als eine „Arbeitsethik aus christlicher Perspektive für das 21. Jahrhundert“ nennen.

Dass Arbeit mehr als nur Beruf, sondern Berufung ist, macht Keller schon zu Beginn des Buches deutlich. Folgende Zeilen sind das Fundament seiner weiteren Ausführungen und spielen immer wieder eine Rolle und sollten verinnerlicht werden, um Kellers (und Alsdorfs) Gedanken in ihrer Tiefe zu erfassen.

Und das ist das Grundmuster für jede Art Arbeit. Sie ist kreativ und zielgerichtet. Sie formt das Material der Schöpfung Gottes so um, dass es die Welt im Allgemeinen und die Menschen im Besonderen blühen und gedeihen lässt.Berufung, S. 56

Erhellend war für mich die simple und sicherlich nicht neue, aber in diesem Zusammenhang äußerst wichtige Erkenntnis: Gott selbst arbeitete sechs Tage im Paradies. Es ist nicht so, dass das Paradies das reinste Schlaraffenland gewesen wäre – zumindest nicht in der Form, wie wir es uns vielleicht vorstellen.

In einem ersten großen Teil des Buches widmet sich Keller dann auch vor allem theologischen Gesichtspunkten von Arbeit (ohne diese in den folgenden Kapiteln außen vor zu lassen) unter der Überschrift „Gottes Plan für unsere Arbeit„. Besonders bedenkenswert ist hier nicht nur der Gedanke der Berufung, der immer wieder hervorsticht, sondern auch eine biblisch-theologische Auseinandersetzung mit dem Wert und Sinn von Arbeit.

Probleme und das Evangelium

Der zweite Teil des Buches widmet sich den Problemen unserer Arbeit. Und hier wird es natürlich super praktisch – aber gleichzeitig auch sehr persönlich und direkt. Was, wenn die Arbeit fruchtlos wird? Oder sinnlos? Was passiert, wenn die Arbeit zum Egotrip wird oder unsere Götzen enthüllt?

Den großen Mehrwert bekommt diese Buch – und da ist es eben mehr als nur eine Arbeitsethik – dadurch, dass Keller und Alsdorf nicht beim Beschreiben und Benennen der Probleme und Erscheinungsweisen von Arbeit bleiben, sondern durch praktische Hinweise und Fragestellungen versuchen, Lösungswege bei diesen Problemen aufzuzeigen.

Sicherlich nicht nur für sein Land und seine Stadt vollkommen richtig konstatiert Keller:

Vielleicht hat es etwas mit der Mobilität unserer urbanen Kultur und der daraus folgenden Vereinzelung zu tun, aber in New York City sehen viele junge Leute den Prozess der Berufswahl mehr als die Wahl einer Identität denn als die Frage, wie sie ihre Gaben und Vorlieben zum Wohle der Welt einsetzen können.Berufung, S. 103

Nicht als die große Lösung aber doch als Gegenentwurf oder Weiterführung des gesellschaftlich-postmodernen Verständnisses von Arbeit entwirft Keller dann im letzten Kapitel ein Konzept, wie das Evangelium unsere Beziehung zu Arbeit prägen und positiv beeinflussen kann. Er führt dies in vier Kapiteln einer neuen Story, eines neuen Modells für unsere Arbeit, eines neuen Kompass für unsere Arbeit und eine neue Kraft für unsere Arbeit aus und endet damit dieses einzigartige Buch sehr, sehr kraftvoll.

Wenn Ihr Herz anfängt, auf Christus und auf die zukünftige Welt, die er verheißen hat, zu hoffen – wenn Sie sein leichtes Joch auf sich nehmen -, bekommen Sie endlich die Kraft, mit einem freien Herzen zu arbeiten. Dann können Sie die Erfolge und Leistungen, die Gott Ihnen in Ihrem Beruf schenkt, fröhlich genießen, weil er Sie dazu berufen hat. Sie können mit Leidenshaft und innerer Ruhe arbeiten, in dem festen Wissen, dass eines Tages die tiefsten Sehnsüchte und Wünsche Ihres Herzens – auch die, die Sie für Ihre irdische Arbeit haben – ihre Erfüllung bekommen werden, wenn Sie in ihrem wahren Land, dem neuen Himmel und der neuen Erde, ankommen. Und so können Sie zu jeder Zeit und an jedem Ort mit Freude, Befriedigung und ohne Reue arbeiten.Berufung, S. 233

Fazit

Mir hat dieses Buch die Augen geöffnet – und zwar an vielen Stellen. Kellers Sichtweise auf die Arbeit, den Beruf, das Arbeitsleben, unsere Wertesysteme im Blick auf Arbeit sowie seine theologischen Interpretationen und Bewertungen dieser Felder sind von immenser Wichtigkeit und Tiefe.

Dieses Buch ist für alle ein absolutes „Muss“, die sich mit dem Wert, dem Sinn und dem Ertrag ihrer Arbeit auseinandersetzen wollen. Für alle, die nicht stupide einem Alltagstrott und einer immer gleichen Routine sich dahingeben wollen, sondern „Mehr“ suchen und finden möchten – auch und gerade in ihrem beruflichen Umfeld. Keller besticht nicht nur einmal mehr damit, dass er es schafft, komplexe theologische und biblische Zusammenhänge alltagsrelevant und lebensnah zu vermitteln, sondern einmal mehr ist es auch sein äußerst analytischer und treffender Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen, der dieses Buch so lesenswert macht.

Ich bin mir sicher, dass jeder, der dieses Buch aufmerksam liest, einen immens großen Gewinn davon trägt: Für die Frage nach der eigenen Berufung genauso wie für die alltäglichen Fragen, ob die momentan verrichtete Arbeit Sinn macht, oder wie sie noch mehr Sinn machen könnte. Der Untertitel des Buches ist vollkommen korrekt gewählt: „Eine neue Sicht für unsere Arbeit“.

Ebenso bedenkenswert und gerade in unserer Zeit hochaktuell sind Kellers Gedanken zur „Ruhe“ und „Sabbat“. Lesenswert. Einfach lesenswert!

Berufung. Eine neue Sicht für unsere Arbeit
288 Seiten
ISBN: 978-3-7655-1682-5
Verlag: Brunnen
Preis: 22,00 EUR


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Geistliches Wachstum oder fromme Gesetzlichkeit?

Es ist ein weit verbreiteter Irrtum: Wer täglich in der Bibel liest, lange Zeit im Gebet verbringt und jeden Sonntag in den Gottesdienst geht – der ist ein guter Christ.

Wem das Lesen in der Bibel schwer fällt, wer wenig betet und nicht jeden Sonntag im Gotteshaus anzutreffen ist – der ist ein schlechter Christ.

So weit zum Irrtum. Der ist schon schlimm genug und ich gehe gleich noch genauer darauf ein. Was mich aber besonders stört und traurig macht – gerade als Pfarrer und Leiter einer Gemeinde: Christen üben – bewusst oder unbewusst sei einmal dahingestellt – unglaublichen Druck auf Menschen aus, die eher der zweiten Kategorie zuzuordnen sind. Dies geschieht natürlich von Menschen, die der ersten Kategorie zuzuordnen sind.

Was ist „geistliches Wachstum“?

Vorab möchte ich dir ein Buch empfehlen. Es ist nicht neu, aber ein Klassiker: „Das Geheimnis geistlichen Wachstums“ von Dallas Willard. Ich habe es an einem Wochenende (an diesem Wochenende auf meiner „persönlichen Klausur“) gelesen. Er beschreibt sehr schön, was geistliches Wachstum ist. Zugegeben ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen (wie jedes Zitat), bringt Willard es aber mit dieser Aussage so ziemlich gut auf den Punkt:

Geistliches Leben ist keine fromme Pose. Es ist kein „Du sollst nicht“, es ist ein „Du sollst“. Es öffnet die Türen zum ewigen Segen, zu den Kraftquellen Gottes.Das Geheimnis geistlichen Wachstums, S. 103

„Geistliches Leben“ ist also kein vom alltäglich-irdischen Dasein abgeschottetes, monastisches, superfrommes Leben – es ist dein Leben inmitten des Alltags, das aber nicht unter rein irdischen Gesichtspunkten abläuft, sondern im Horizont der Liebe Gottes und es dir mitten im Alltag die „Türen öffnet zum ewigen Segen, den Kraftquellen Gottes.“

Es geht um weit mehr als um das Einheimsen des Awards für 175 ununterbrochen besuchte Sonntags-Gottesdienste, den Premium-Status, weil du auch Karfreitag und Ostermontag in der Kirche warst und das schnellste Aufsagen von 20 Bibelversen innerhalb einer Minute.

Mit anderen Worten: „Geistliches Leben“ ist nicht die Summe meiner frommen Disziplinen (Willard nennt es in seinem Buch „geistliche Übungen“) sondern vielmehr ist es deren Vorausetzung oder noch einfacher ausgedrückt: Ein Leben im Bewusstsein der Gnade und Liebe Gottes. Oder ganz simpel: Geistliches Leben bedeutet in einer Beziehung mit Jesus zu leben.

Und diese Beziehung wiederum soll sich in jedem einzelnen meiner Lebensbereiche widerspiegeln und nicht nur am Sonntagmorgen oder wenn ich mich in mein stilles Kämmerlein zurückziehe.

Diese Beziehung trägt mich genauso,

  • wenn ich die Hände zum Lobpreis hebe oder mit meinem Mitarbeiter ein wichtiges Gespräch führe.
  • wenn ich in der Bibel lese oder mit dem Unverständnis über die Schule meines Kindes umgehen muss.
  • wenn ich intensive Gebetszeiten habe oder Fußball mit Freunden spiele.

In der westlichen Christenheit hat sich ein Gegensatz zwischen „weltlich“ und „geistlich“ aufgetan, der einfach schlecht, falsch und schlimm ist. Wir reden von „geistlichem Leben“ – und reden so davon, als ob es auch ein anderes Leben gäbe. „Wie steht es um dein geistliches Leben?“ Diese Frage habe ich nicht selten gehört – und sie ist dann falsch, wenn damit „geistliche Disziplinen“ gemeint sind, durch die ich mich „von der Welt“ abschotte.

Willard identifiziert in seinem Buch diverse „geistliche Übungen“ wie bspw. Gebet, Feiern, Anbetung, Dienen oder Studium. Aber wohlgemerkt ist der Knackpunkt der, dass diese „geistlichen Übungen“ mich nicht zu einem besseren Christen machen, sondern dass sie Ausdruck meiner Liebe und Beziehung zu Jesus sind. Viele vergessen das und meinen, sie müssen diese Übungen vollbringen, was wiederum dem Gerettetsein allein aus Gnade diametral zuwiderlaufen würde.

Die Frage ist also die Motivation hinter dem, was Willard „geistliche Übungen“ nennt. Warum vollbringe ich diese Übungen? Wenn ich meine Beziehung zu Jesus dadurch vertiefe – wunderbar. Wenn ich mein frommes Gewissen damit befriedige – ganz schlecht.

In einem anderen Artikel gehe ich darauf ein, wie man geistlich wachsen kann. Vielleicht erkennst du auch darin: Es sind nicht die frommen Übungen, die mich geistlich wachsen lassen, sondern es ist meine Beziehung zu Jesus, das Wahr- und Ernstnehmen des Missionsbefehl und das Bewusstsein, dass ich als Christ immer und überall Teil seiner Mission in dieser Welt bin.

Was ist „fromme Gesetzlichkeit“?

Etwas ganz Ekliges. Denn es hat den Anschein, dass es genau richtig und gut klingt – aber dennoch geht es haarscharf am Ziel vorbei. Aber im Fußball ist es auch so: Knapp daneben ist auch vorbei.

Fromme Gesetzlichkeit definiere ich so:

Sie ist eine Haltung, die dem christlichen Gegenüber vorschreibt, was dieser im Blick auf sein eigenes geistliches Leben zu tun oder zu lassen hat – basierend auf meinem subjektiven Verständnis der Bibel und meinem subjektiven Verständnis dessen, was geistliches Leben ist.

Sollen wir dann gar keine Predigten mehr hören, Podcasts hören oder gute Videos anschauen? Moment! Wir müssen hier genau hinschauen und ich möchte das anhand von drei Worten tun, die für mich bedeutsam sind.

Erstes wichtiges Wort: Haltung

Natürlich kann ich meinem Gegenüber sagen: „Du hast dieses Portemonaie gestohlen. Das macht man als Christ nicht. Bitte gib es dem Besitzer wieder zurück.“ Das ist kein Ausdruck von einer Haltung, sondern ich sage meinem Gegenüber (wohlgemerkt: wir reden von „frommer Gesetzlichkeit“, also von Christen, die sich gegenüber stehen oder die sich zueinander verhalten) nur das, was er ohnehin schon weiß.

Mit Haltung meine ich viel mehr, dass man so etwas wie die „Glaubenspolizei“ spielt. Vor kurzem hat das erste Haustier in unserem Haus Einzug gehalten: eine Gottesanbeterin. (Jaja, ich weiß schon: Das perfekte Haustier im Pfarrhaus.) Im Terrarium haben wir in die Erde eine Zucht so genannter „Springschwänze“ eingelassen. Das sind kleine, wuselige Tierchen, die einen Spitznamen haben, der schon sagt, was sie tun: Sie sind die „Bodenpolizei“, weil sie alles aus dem Weg räumen (ergo: fressen), was da nicht hingehört.

So muss man sich die fromme, gesetzliche Glaubenspolizei vorstellen: Es sind Menschen, die alles aus dem Weg räumen wollen, was in ihren Augen da nicht hingehört. Aber das tun sie nicht, weil es ihnen gerade in den Sinn kommt – es ist ihre Haltung, ihre Lebenseinstellung. Und jetzt mag es dich vielleicht ein bisschen überraschen: Ich kann es diesen Menschen nicht verübeln und es ist sozusagen „nur“ ihre Schattenmission, die auf der anderen Seite ihrer unglaublichen Stärke liegt.

Meistens sind es nämlich Menschen, die unglaublich gewissenhaft und zuverlässig sind, die sich ihrem Gewissen und Herzen so verpflichtet fühlen, als käme es ihnen als ein Verrat ihres eigenen Selbst vor, wenn sie nicht als Glaubenspolizei auftreten würden, auch wenn sie sich selbst niemals so nennen würden – viele zumindest. Es gibt auch andere, die ohnehin immer alles besser wissen, stur sind und unbelehrbar – aber da hilft nur beten – was ich aus eigener Erfahrung weiß, und dankbar bin für die vielen Menschen, die in einer Zeit für mich gebetet haben, in der ich – und dessen rühme ich mich beim besten Willen nicht – auch zu dieser Glaubenspolizei gehörte.

Zweites wichtiges Wort: vorschreiben

Ich habe es oben schon angedeutet, aber genau dies geschieht bei „frommer Gesetzlichkeit“: Dir wird vorgeschrieben, was du zu tun und zu lassen hast. Und – leider kommt diese Keule sehr oft – steht dabei auf dem Spiel, wo auf der Skala von 1-10 des „guten Christen“ du dich befindest. Hältst du dich nicht an diese Vorschriften, wanderst du automatisch in den unteren Bereich der Skala.

Geholfen ist dir damit überhaupt nicht. Im Gegenteil: die Fragen nehmen zu, das schlechte Gewissen plagt immer mehr und die Orientierungslosigkeit greift um sich. Diese hochexplosive Mischung wir dann entweder durch Überspielen, Beschäftigung und „Wird schon nicht so schlimm sein“ überspielt – oder du verlierst dich in unzähligen Gesprächen, Büchern oder anderen Dingen, die dir nicht wirklich weiterhelfen.

Denn das Dilemma ist komplett: Du hast eine Vorschrift bekommen, deren Sinn du nicht ganz erfassen kannst – aber was willst du nun dagegen tun? Die Vorschrift kam ja so fromm daher – manchmal ganz subtil auch als Unterstellung oder Frage:

  • Als Christ nur zufälligerweise beten? Das geht nicht!
  • Du solltest jeden Tag mindestens 15 Minuten in der Bibel lesen.
  • Du kannst keinen Bibelvers auswendig. Schäm dich und gehe zurück in den Konfirmandenunterricht!
  • Du gibst nicht deinen Zehnten? Glaubst du wirklich, dass Gott dein Leben noch segnet?

Drittes wichtiges Wort: subjektiv

Der große Theologe Karl Barth prägte Anfang des 20. Jahrhunderts die so genannte „dialektische Theologie“. Was das ist? Das erkennst du an folgendem Zitat am besten – vielleicht auch eine der bekanntesten Aussagen Barths:

Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-Können wissen, und eben damit Gott die Ehre geben.Karl Barth: Das Wort Gottes als Aufgabe der Theologie, 1922.

Alles klar? Was Barth damit sagen will: Wir sind Menschen, unser Wissen und Verstand ist bruchstückhaft und menschlich, von der Sünde „befallen“. Wie um alles in der Welt können wir von Gott reden?

Gleichzeitig sollen wir (nicht nur als Theologen) aber von Gott reden – wer sonst würde es tun, wenn nicht wir? (Ok, die ganze Zeit schreiende Steine zu hören, wäre jetzt auch nicht so der Brüller, wie in Lukas 19,40 beschrieben)

Was wir bei alledem aber immer, immer, immer bedenken müssen ist das, was der Apostel Paulus schreibt:

Unser Wissen ist Stückwerk.1. Korinther 13,9a

Fromme Gesetzlichkeit aber lässt diesen Gedanken außen vor – und das nicht einmal bewusst, sondern manchmal auch unbewusst. Ich muss – ja, bis zum Äußersten – immer der Ansicht sein, dass ich selbst irre – und nicht mein Gegenüber. Wo ich diese Ansicht nicht mehr habe, diese Haltung nicht mehr einnehme (sondern die der „Glaubenspolizei“) mache ich mich zum Werkzeug frommer Gesetzlichkeit.

Mir hat gefallen, was beim letzten K5-Leitertraining Heinrich Christian Rust sagte (ich zitiere aus dem Gedächtnis):

Ich ermahne keinen Bruder oder Schwester wegen eines Fehlverhaltens, wenn ich nicht auch über seine/ihre Sünde geweint habe.

Wow. Das sitzt! Und das ist genau das Gegenteil von Gesetzlichkeit. Wo aber Menschen im Herzen hart sind, da verlernen sie das Weinen über die Sünde des anderen.

Gnade statt Gesetzlichkeit

Egal, auf welcher Seite du stehst: Ob du Glaubenspolizist bist oder gerade von einem Glaubenspolizisten verknackt wurdest. Ich glaube, die Lösung für dieses Dilemma ist Gnade.

Lebensverändernde, unverdiente, wiederherstellende und vollkommen ausreichende Gnade. Erinnere dich daran: Du bist aus Gnade gerettet! Nicht, weil du gute Werke vorzuweisen hast. Nicht, weil dein Glauben bei einer Skala von 1-10 auf 11 Punkte kommt. Du bist einzig und allein aus Gnade gerettet. Auch nicht, weil du „Jesus in dein Herzen aufgenommen hast“ (was ich hoffe, dass du es getan hast) – sondern weil dieser Jesus am Kreuz auf Golgatha für jeden Menschen gestorben ist.

Die Bibel ist da recht eindeutig, schonungslos und auf den ersten Blick deprimierend:

Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen,Römer 3,23

Es gibt keine Ausnahmen. „Alle“ heißt „alle“. Da können wir rumprobieren, solange wir wollen: „Alle“ ist so ziemlich allumfassend, was bedeutet, dass wiederum auch „alle“ den gleichen Grund haben, auf den sie ihren Glauben bauen und die Wiedergeburt feiern können – denn der Satz geht weiter:

und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Römer 3,24

Gnade. Was wünschte ich mir, noch mehr zu verstehen, welche Kraft, Schönheit und Veränderungspotential diese „erstaunliche Gnade“ (amazing grace) doch hat. Ich will in ihr wachsen – auch wenn ich sie nie „ganz“ greifen kann.

Eines aber glaube ich: Wenn wir die Gnade wählen als Umgangsform und nicht die Gesetzlichkeit, dann wird es besser: in unserem Leben, in unseren Gemeinden und in dieser Welt. Wir könnten zu uns selbst stehen, uns annehmen, wie wir sind – weil die Gnade viel größer ist. Und was wir mit uns können – das können wir mit unserem Gegenüber dann auch.


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Was mich inspiriert

Das Internet ist voller guter Ideen – man findet sie nur so schlecht. Geht’s dir manchmal auch so?

Deswegen will ich dir einfach ein wenig auf die Sprünge helfen und verlinke hier zu Personen, Seiten, Ressourcen oder anderen Dingen, die mich inspirieren. Natürlich ist das Ganze in gewisser Weise auch eine „Momentaufnahme“, da Inspiration auch immer davon abhängt, in welchem Kontext und in welchen Situationen man sich gerade bewegt. Und dennoch: Mich inspiriert’s – und vielleicht ja auch dich! Los geht’s.

Kirche im Prisma Rapperswil

Eine unglaublich inspirierende Gemeinde (www.prisma.ch). Ich schätze sie und mag sie so sehr, weil sie zum einen absolut zukunftsweisend und „am Puls der Zeit“ sind – gleichzeitig das aber sehr, sehr „unaufgeregt“ sind. Die Kirche im Prisma um ihren Leiter Reto Pelli kommt nicht „effektheischend“ daher und dennoch: Die Predigten sind unglaublich tief, die Struktur der Gemeinde sehr durchdacht und nachhaltig geplant und die Räumlichkeiten haben mich total begeistert.
Solltest du in der Nähe von Rapperswil-Jona leben, dann geh unbedingt (mal) in diese Gemeinde. Und solltest du nicht dort leben, dann schau nach auf www.prisma.tv – dort findest du die Predigten im Video-Podcast.

Leadership Podcast von Craig Groeschel

Ich habe diesen Podacst schon an anderer Stelle erwähnt, muss es hier aber unbedingt wieder tun. Craig Groeschel ist Pastor der Life Church. Sein Leadership Podcast ist für mich so inspirierend, weil er auf den Punkt kommt und nicht endlos lang geht. Die einzelnen Sessions gehen ca. 25 Minuten – aber aufgepasst: Du solltest gut konzentriert zuhören, denn kein Satz, den Craig Groeschel spricht, ist überflüssig. Die Themen, über die Craig Groeschel spricht, sind Leiterschaftsthemen, die unabhängig von Denomination und Gemeindegröße relevant sind. Und das Schöne: Unter life.church/leadershippodcast gibt es zu jeder Ausgabe eine PDF mit Fragen, Anmerkungen und den in der Session angesprochenen Links. Die Podcasts erscheinen immer am ersten Donnerstag im Monat – also 12 mal im Jahr plus ca. 2-3 Bonusfolgen im Jahr. Das macht es absolut überschaubar und gewinnbringend zu hören – und zu bearbeiten.

Youtube-Kanal von Gunnar Engel

Gunnar ist Pastor in der Nähe von Flensburg und ein absolut cooler Typ! Kein Kollege ist so social media affin wie er und ich kenne keinen Theologen, der so auf Instagram präsent ist wie er – darüber habe ich ihn auch kennen gelernt.

Auf YouTube hat Gunnar einen Kanal, auf dem er ziemlich coole Videos postet. Die Videos sind toll produziert (das merkst du gleich in den ersten Sekunden – egal bei welchem Clip) und sie behandeln lebensrelevante Themen. „Ich möchte dir helfen, deinen nächsten Schritt im Glauben zu gehen“ sagt Gunnar immer wieder in den Videos und genau dafür sind seine Videos auch da. Sie behandeln die alltäglichen Fragen, die man als Christ so hat bis hin zu ganz praktischen Fragen, wie man am besten in der Bibel liest. Aber auch seine Rubrik „Frag den Pastor“ ist sehr cool – zwar geht’s um Fragen, die man ihm als Pastor stellen kann und er darauf antwortet, aber allermeist sind es dann Antworten, die auch anderen Menschen als nur Pastoren helfen.

Hier geht’s zu seinem YouTube-Kanal.

K5-Leitertraining

Seit letztem Jahr sind wir als Gemeinde Teil des K5-Leitertrainings. Dieses erstreckt sich über drei Jahre und soll in fünf Kernkompetenzen eines Leiters uns weiterbilden und stärken. An vier Schulungstagen im Jahr sind wir via Livestream mit dem Forum Wiedenest verbunden, wo das K5-Leitertraining ausgerichtet wird.

Schon nach dem ersten Schulungstag hatte ich einen Beitrag geschrieben: Gott übertrifft alle Erwartungen. Und das sehe ich heute immer noch so. Es ist so genial, an einem Schulungstag 4-5 inspirierende Vorträge zu hören, die herausfordern und ermutigen. Ein super „Nebeneffekt“ ist natürlich auch, dass wir als Mitarbeitende und Leitende unserer Kirchengemeinde einen Tag lang zusammenkommen und miteinander verbringen, Beziehungen pflegen und gemeinsam inspiriert werden.

Instagram

Instagram ist eine riesengroßer Pool an inspirierenden Menschen und Accounts. Und das in ganz unterschiedlichen Richtungen. Deswegen möchte ich dir einfach ein paar Instagram-Accounts mitgeben, die mich inspirieren, die ich hilfreich finde oder deren Ressourcen ich nutze oder einfach schön finde. Und sich an Schönheit zu erfreuen, sollten wir Menschen wieder mehr lernen.

Im Folgenden findest du 10 Accounts, die mich inspirieren.

1. togetheringod

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Glaubst du wirklich daran, dass Gott deine Gebete erhört? Das ist die Frage, die heute gestellt wird, wenn wir Apostelgeschichte 12 lesen. 🙏🏻 ◼ Zweimal lesen wir in Apostelgeschichte, dass Petrus ins Gefängnis gebracht wird (5, 19 & 12, 4). Beide Male kam ihm ein Engel zur Hilfe und befreite ihn auf wundersame Weise! In diesem Kapitel lesen wir etwas besonderes, wovon wir echt was lernen können, jeder von uns. Petrus sitzt also im Gefängnis. Als die Nacht kam und er zwischen den Wächtern schlief, stand plötzlich ein Engel im Raum und weckte ihn. Die Wächter sahen das Licht nicht, nur Petrus. Seine Ketten fiehlen zu Boden und er zog sich an bevor er zusammen mit dem Engel das Gefängnis verlässt. (vgl. 12, 6 – 11) Dann geht es weiter. Wir lesen, dass über die ganze Zeit hinweg die Gemeinde für Petrus betete, damit er am Leben bleibe, auch jetzt, mitten in der Nacht taten sie es (12, 12). Petrus kommt zu dem Haus indem sie versammelt waren und klopft an der Tür. Das, worum die Gemeinde die ganze Zeit so intensiv gebetet hat, ist passiert und wie reagieren sie? Sie glauben es nicht. Eine Person, die behauptete Petrus Stimme zu hören, nannten die anderen „verrückt (12, 15)" und sie glaubten, es sei nur ein Engel und nicht Petrus selbst. Ich finde diese Stelle so unglaublich krass! Ihr Gebet wurde erhört, aber sie machen ihre Augen einfach nicht auf. Es braucht etwas Zeit, bis sie die Wahrheit tatsächlich sahen, aber als es dann soweit war, dann „erschraken sie (12, 16)." Sie konnten es nicht glauben! Sofort kam Petrus rein und erzählte die Geschichte. 😍🙏🏻 ◼ Wie oft beten wir intensiv für eine Sache und glauben in unserem Herzen gleichzeitig nicht wirklich daran, dass Gott unser Gebet wirklich erhört? Egal ob in großer Runde oder im persönlichen Gebet – wie oft fehlt uns diese innere Überzeugung?! Die ist so unbegründet! Wir Menschen denken wir zu schnell, dass Gott uns vergessen hat und machen unsere Augen nicht mehr wirklich auf! Er IST da und er HÖRT uns. Wir dürfen darauf vertrauen! 😍 🙏🏻 Lasst uns daran glauben, dass Gott auf unsere Gebete antwortet!

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6. ohnelimitgeliebt

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Sucht sein Angesicht allezeit. ⠀ 1. Chronik 16, 11b⠀ ⠀ Wenn ich ganz ehrlich bin, ging es mir in den letzten Monaten, dem letzten Jahr überhaupt nicht gut. Nicht, weil etwas schlimmes passiert oder mein Leben völlig gescheitert ist.⠀ ⠀ Wenn ich auf mein Leben schaue, ist es nahezu perfekt. Ich habe einfach alles, was man zum glücklich und zufrieden sein brauch. Ich habe eine einfach so unglaublich tolle Familie. Mir geht es super, ich bin völlig gesund. Meine Ausbildung läuft wirklich gut – ich bestehe alle Kurse mit guten Noten, selbst, wenn ich manchmal nur chinesisch verstehe und mich frage, wie ich diese Note nur hinbekommen habe. Es gab wirklich keinen Grund unglücklich zu sein oder innerlich so zerbrochen. Es war unlogisch. Naja… Alles war eigentlich doch nicht „perfekt". Im letzten Jahr war mein Glaube sehr schwach. Ich wusste nicht mehr genau, ob ich an Gott glauben soll. Ob es ihn wirklich gibt. Das hat mir wirklich jedes Fundament unter meinen Füßen genommen. Es war eine so furchtbare Zeit. Je größer meine Zweifel wurden (oder der Glaube an meine Zweifel) und je mehr atheistischer Gedankengut in mir umherkreiste, desto unerträglicher wurde mir alles. Das Leben hatte keinen Sinn. Das, was mich vorher in besonderer Weise ausgezeichnet hat (immer fröhlich, zutiefst zufrieden, explodierend vor Liebe – einfach, weil ich in ALLEM so viel Schönheit und Gottes Handschrift sehen konnte), war weg. Mein Herz ist richtig hart und bitter geworden. Es hat sich immer mehr Hass angesammelt und ich habe mich gefühlt wie ein Igel – bereit zu stechen – ohne es eigentlich zu wollen. Und warum? Weil Gott gefühlt aus meinem Leben verschwunden ist. Weil ich ihn weder spüren, noch sehen, noch sonst was konnte. Bisher war er mir immer so nah gewesen… ich habe ihn wirklich gespürt. Sooo sehr… manchmal hatte ich sogar das Gefühl, ihn flüstern zu hören. Ich war mir immer so sicher, dass er da war. Ich WUSSTE es einfach. Ich GLAUBTE einfach. Diese Gewissheit ist im letzten Jahr mit jedem Tag mehr gestorben. Jeden Tag mehr Zweifel. Jeden Tag ging es mir schlechter, fühlte ich mich lebloser als je zuvor.

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7. steveryancarter

Ehemaliger Lead Teaching Pastor der Willow Creek Community Church, der einen großen Veränderungsprozess auch durch die Gemeindekrise von Willow Creek durchgeht und seine Gedanken immer wieder auf instagram teilt.

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I remember my mentor Hal on more than a couple occasions jumped on a plane or drove out to either celebrate some moment in my life or sit with me in the pain and mess. Hal would always talk about the importance of showing up when it mattered for another. He said it’s what Christ did. Hal was quick to point out that people wouldn’t always remember what you said; but they would never forget that you were there when it was needed most. He quoted a favorite writer of his when he talked about the sheer importance of the ministry of presence or as he also referred to it, ‘the reminder of Immanuel in the here and now.’ This hasn’t been the easiest of seasons but the time has afforded me moments to live out what Hal taught me. One is upcoming and I had the strongest sense late last week that I needed to open it up to all my alumni friends at @hope_international_university. See one of my favorite profs of all time, one of my favorite humans, the one and only Dr. Paul Alexander aka @picture_pal is potentially becoming the next president at Hope. This coming Wednesday, Dr. Alexander is speaking to the @hiualumni at 7pm on campus in room 205 and I think it would be amazing if we showed up in full force to root him on. When everything broke at Willow, Dr. Alexander got on a plane like Hal would have done to just sit with me. I snapped this pic of us right before he took off for the airport. He loves Christ, he loves Hope, he embodies what this school is and will be about for years to come. If you live in Orange County, would you consider coming? If you live out of state like me, would you potentially come on out? Let’s go cheer him on and then go hang out afterwards. If you’re interested comment below or message me and I’ll give you more details. Or even better tag someone who you think needs to be there! Grace + Peace.

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9. dailykeller

Zitate des Theologen Timothy Keller

Sei kein Feigling!

21. September 2008. Stadtkirche Karlsruhe. Ich werde zum Pfarrer der evangelischen Landeskirche in Baden ordiniert. Mit dabei: meine beiden „Ordinationszeugen“, wie das so üblich ist. Der eine ist Pfarrer Markus Weimer (heute Pfarrer in Radolfzell-Böhringen – geh mal hin und lass dich inspirieren; ein klasse Typ! www.ekiboe.de). Der andere ist mein Vater (dazu empfehle ich dir diesen Artikel: www.david-brunner.de/zwischen-trauer-und-hoffnung/).

Beide sprechen mir ein wunderbares Wort aus der Bibel zu. Das eine spricht genau in meine damalige Situation hinein. Markus hat Psalm 32,8 ausgewählt:

Gott spricht: „Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, / den du gehen sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.“Die Bibel, Psalm 32,8

Mein Vater wählte ein Wort aus, das mich seitdem genauso begleitet, das für mich die „DNA“ eines Christen beschreibt – und das leider an einer entscheidenden Stelle nicht korrekt übersetzt ist:

Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.Die Bibel, 2. Timotheus 1,7

Furcht oder Feigheit?

Der entscheidende Punkt ist, dass „Furcht“ die falsche Übersetzung des griechischen Wortes δειλία („deilia“) ist. Übersetzt man es korrekt, müsste es „Feigheit“ heißen.

Jetzt magst du denken, dass das Haarspalterei ist, dann gib mir ein paar Sätze, um dir zu zeigen, dass dem nicht so ist. Der grundlegende Unterschied zwischen Furcht und Feigheit liegt für mich darin, dass Feigheit einen Schritt weiter geht.

Feigheit ist größer als Furcht, denn Feigheit bestimmt unser Tun und Handeln.

Oder wenn du es ein wenig ausführlicher und etwas „geschwollener“ willst als meine simple Definition von Feigheit, dann habe ich im „Brockhaus Konversationslexikon“ von 1894 eine sehr gute Definition gefunden:

Feigheit 
ist ein habitueller Zustand des Gemüts, in welchem sich der Mensch vor Gefahren oder Schmerzen in dem Grad scheut, daß dadurch einesteils seine Freiheit und Thatkraft gelähmt, andernteils sein Gefühl für Ehre und Schande abgestumpft wird.Brockhaus Konversationslexikon von 1894

Menschen haben Angst vor oder fürchten sich vor Spinnen – Feigheit lässt sie dahin kommen, keine Spinne auf die Hand zu nehmen.

Menschen haben Angst vor oder fürchten sich vor der Höhe – Feigheit lässt sie dahin kommen, nicht in die Gondel zu steigen oder den Berg hoch zu klettern.

…ok ok, wenn du dich hier angesprochen fühlst, dann denkst du eher: „Nein, nicht Feigheit – sondern der gesunde Menschenverstand.“

Ich möchte Feigheit ein wenig aus ihrem schlechten Nischendasein herausholen. Klar. Wir reden vom „Feigling“ und der „feigen Sau“. Für mich ist Feigheit aber in erster Linie ein Zustand, der uns beschreibt, wenn unsere Angst oder Furcht unser Handeln und Tun bestimmt.

Paulus schreibt seinem Schützling Timotheus also nichts anderes als: „Lass nicht zu, dass die Angst und Furcht vor Menschen oder Dingen dein Handeln bestimmt. Das ist keine Haltung, die Gott dir geschenkt hat.“

Zwei Grundängste des Menschen

Manchmal ist es gut, die Dinge einfach zu halten. Deswegen glaube ich, dass es zwei Grundängste gibt, die uns Menschen bestimmen. Die eine Angst ist die vor großen Herausforderungen und Problemen und die zweite Angst ist die der Gottverlassenheit. Sinnbildlich dafür stehen in der Bibel die Geschichten von der Sturmstillung (Markus 4 / Matthäus 8) sowie für die Gotteverlassenheit die Abschiedsreden Jesu (Johannes 14-17), in denen er sich vor seinem Weg ans Kreuz von seinen Jüngern verabschiedet.

Diese beiden Stellen (Sturmstillung und Abschiedsreden) sind die einzigen Stellen des Neuen Testamentes, an denen das Wort „Feigheit“ oder „feige sein“ wieder vorkommt.

Und er (Jesus) sprach zu ihnen (seinen Jüngern): Was seid ihr so feige? Habt ihr noch keinen Glauben?Die Bibel, Markus 4,40
Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und sei nicht feige.Die Bibel, Johannes 14,27

Die Angst vor großen Herausforderungen und Problemen kann uns schier in den Wahnsinn treiben: Der unliebsame Kollege, der Chef, der einen mobbt, die unfassbare Diagnose durch den Arzt, ein unüberwindbar scheinender Streit in der Familie, die Abschlussprüfung oder die katastrophale finanzielle Situation. Diese Angst hat viele, sehr viele Gesichter.

Aber auch die Angst vor der Gottverlassenheit spiegelt sich auf ganz unterschiedliche Weise wider: Bin ich genug für Gott? Kann mich Gott lieben nach dem, was ich angestellt habe? Ich spüre Gott gerade nicht mehr – ist er weg? Wieso hört er meine Gebete nicht?

Beide Ängste fühlen sich äußerst eklig an. Da gibt es nichts zu beschönigen, zu kaschieren oder fromm auszugleichen. Nichts dergleichen zählt. Solche Ängste kann kein Mensch gebrauchen – und dennoch treiben sie uns um.

Auch das Lesen von guten Büchern, Hören von guten Podcasts oder Reden mit guten Menschen hilft nur bedingt. Ich glaube, es hilft nur eines: Die Begegnung mit dem lebendigen Gott! Seine lebensverändernde und die Angst nehmende Realität ist das, was uns davor bewahrt, ein Feigling zu sein und nicht das zu leben, was Gott in uns gelegt hat: Kraft, Liebe und Besonnenheit.

Zwei Gundantworten Gottes

Und deswegen lässt Gott sich nicht lumpen und spricht durch Jesus genau in unsere Ängste hinein.

In die Angst vor großen Herausforderungen und Problemen sagt Jesus:

In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.Die Bibel, Johannes 16,33

In die Angst der Gottverlassenheit spricht Jesus:

Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.Die Bibel, Matthäus 28,20

Seine Worte gelten, sind genug und haben Kraft! Hör auf Jesus, schau auf Jesus – dann wird es nach und nach hell. Schau nicht auf dich oder auf die Ängste – das verdunkelt dein Leben.

Und falls du dich fragst, ob du „gut genug seist“ für Jesus: Lass den Quatsch!

Es gibt im Neuen Testament eine interessante Begebenheit, die du hier gleich lesen kannst. Zuvor solltest du aber wissen: Durch die damaligen gesellschaftlichen Konventionen und durch die auf sich geladene Schuld, empfand sich die Frau, die Jesus hier begegnet, alles andere als würdig, gerecht, wertvoll oder sonst was. Von allem das Gegenteil. Und noch viel schlimmer!

Von Herzen wünsche ich dir, dass du es genauso machst wie diese Frau: „Einfach“ (ja, ich weiß, manchmal ist das gar nicht so einfach) zu Jesus gehen, dich von ihm segnen lassen, ermutigen lassen, lieben lassen.

Keine Verfehlungen, keine Zerbrochenheit, kein Hinfallen, keine Enttäuschungen und keine Verletzungen, keine Scham und keine Schuld können Jesus daran hindern, dich zu segnen, dich zu lieben, dich wiederherzustellen, dir zu vergeben und dich zu gebrauchen.
Er ist größer, stärker, liebender, gütiger und gnädiger als wir das auch nur ansatzweise erahnen können.

Jesus und die mutige Frau

Ein Pharisäer hatte Jesus zu sich zum Essen eingeladen, und Jesus war gekommen und hatte am Tisch Platz genommen . In jener Stadt lebte eine Frau, die für ihren unmoralischen Lebenswandel bekannt war. Als sie erfuhr, dass Jesus im Haus des Pharisäers zu Gast war, nahm sie ein Alabastergefäß voll Salböl und ging dorthin.

Sie trat von hinten an das Fußende des Polsters, auf dem Jesus Platz genommen hatte, und brach in Weinen aus; dabei fielen ihre Tränen auf seine Füße. Da trocknete sie ihm die Füße mit ihrem Haar, küsste sie und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der Jesus eingeladen hatte, das sah, dachte er: »Wenn dieser Mann wirklich ein Prophet wäre, würde er die Frau kennen, von der er sich da berühren lässt; er wüsste, was für eine sündige Person das ist.« Da wandte sich Jesus zu ihm.

»Simon«, sagte er, »ich habe dir etwas zu sagen.« Simon erwiderte: »Meister, bitte sprich!« – »Zwei Männer hatten Schulden bei einem Geldverleiher«, begann Jesus. »Der eine schuldete ihm fünfhundert Denare, der andere fünfzig. Keiner der beiden konnte seine Schulden zurückzahlen. Da erließ er sie ihnen. Was meinst du: Welcher von den beiden wird ihm gegenüber wohl größere Dankbarkeit empfinden ?« Simon antwortete: »Ich nehme an, der, dem er die größere Schuld erlassen hat.«

»Richtig «, erwiderte Jesus. Dann wies er auf die Frau und sagte zu Simon: »Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, und du hast mir kein Wasser für meine Füße gereicht; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen benetzt und mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Kuss zur Begrüßung gegeben; sie aber hat, seit ich hier bin, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen. Du hast meinen Kopf nicht einmal mit gewöhnlichem Öl gesalbt, sie aber hat meine Füße mit kostbarem Salböl gesalbt.

Ich kann dir sagen, woher das kommt. Ihre vielen Sünden sind ihr vergeben worden, darum hat sie mir viel Liebe erwiesen. Wem aber wenig vergeben wird, der liebt auch wenig.« Und zu der Frau sagte Jesus: »Deine Sünden sind dir vergeben.« Die anderen Gäste fragten sich : »Wer ist dieser Mann, der sogar Sünden vergibt?«

Jesus aber sagte zu der Frau: »Dein Glaube hat dich gerettet. Geh in Frieden!«
(Lukas 7, 36-50)

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Die Liste der Listen zum Buch der Bücher

Du dachtest, dass du dich in der Bibel recht gut auskennst? Dir sind so ziemlich alle biblischen Geschichten von Noah über Mose, David, Petrus und Paulus bekannt? Du kennst mindestens einen Psalm auswendig und kannst die Reihenfolge der biblischen Bücher im Schlaf aufsagen?

Schön für dich! In diesem Buch wirst du mit Sicherheit aber dennoch etwas Neues entdecken. Versprochen! Denn es steckt in diesem Buch viel, viel mehr drin, als der Titel es eventuell erahnen lässt. Mich hat dieses Buch beim Lesen wirklich begeistert und motivier, immer weiter darin zu blättern.

Oder kennst du vielleicht die 18 Vergehen, die in der Bibel genannt werden. für die die Todesstrafe galt? Würdest du auf die zehn biblischen Geschichten kommen, die man Kindern nicht erzählt? Welche zehn Lügen waren moralisch gerechtfertigt, während es acht Lügen gab, die moralisch nicht gerechtfertigt sind? (By the Way: Wann ist eine Lüge überhaupt moralisch gerechtfertigt?) Elf Ereignisse der Bibel fanden in Höhlen statt während es sechs verschollene Objekte gibt. Und fallen dir alle 13 Bezeichnungen und Bilder für den Teufel ein?

Und das war nur eine kleine Auswahl!

Jürgen Kuberski hat ein unglaublich lustiges, tiefgründiges, sachliches, informatives und unterhaltsames Werk geschaffen. Er listet alles Mögliche aus der Bibel auf – und irgendwie auch alles Unmögliche. Hin und wieder gibt es erklärende Sätze von ihm, die kurz und knapp gehalten sind. Jedes Mal werden die einzelnen „Listenpunkte“ mit Bibelstellen versehen und somit ist die Quelle sofort klar.

„Die Liste der Listen zum Buch der Bücher“ gehört in das Regal eines jeden Pastors, Gemeindeleiters, Theologen, Pfarrers oder hauptamtlich Mitarbeitenden in der Gemeinde, denn es hat für mich vor allem drei Hauptnutzen.

Erstens liefert es wirklich schnell und unkompliziert – auch durch das gute gegliederte Inhaltsverzeichnis – schnell einen Überblick, wenn man schon konkret weiß, wonach man schauen möchte.

Zum zweiten führt es – und das ist für mich jetzt schon zum „Hauptnutzen“ geworden – nicht nur unglaubliche Listen aus der Bibel vor Augen. Vielmehr beginnt man beim Lesen der Listen über deren Inhalt zu stolpern: Übersetzungsfehler, biblische Namen in deutschen Redewendungen oder aber auch „52 mal Fürchte dich nicht“ lassen mich ins Nachdenken und Grübeln kommen. Dazu bedarf es nicht immer eines dicken theologischen Wälzers – da reichen manchmal schlicht und einfach Listen.

Drittens und letztens: Dieses Buch lässt einen immer mal wieder lachen und schmunzeln. Nicht über die Bibel an sich – aber über die Tatsache, dass Gott wohl Humor haben muss. Nur so lässt sich erklären, was sich in der Bibel alles findet, was auf den ersten Blick vielleicht nicht den „größten theologischen Nutzen“ hat, aber umso mehr zeigt, dass Gott Humor hat.

Auf den ersten Blick könnte man meinen: Dieses Buch ist kein großes theologisches Werk. Dem würde ich aber widersprechen, nachdem ich es nun öfters in der Hand und darin geblättert hatte. Der theologische Mehrwert ist unglaublich groß, da ich gerade als Pfarrer darin äußerst viele Dinge finde, die mir sonst verborgen bleiben würden. Gleichzeitig sind es Kuberskis Ausführungen, die manche Listen und Stellen theologisch „bewerten“ und zum Nachdenken führen.

Die Liste der Listen zum Buch der Bücher
160 Seiten
ISBN: 978-3-417-29440-8
Verlag: SCM Verlag
Preis: 12,99 EUR

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